Bonn am Rhein im Spiegel des Kupferstechers Merian - Georg Schwedt - E-Book

Bonn am Rhein im Spiegel des Kupferstechers Merian E-Book

Georg Schwedt

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Beschreibung

Vom Alten Zoll, der Gertrudis-Kapelle, den Toren der Stadtbefestigung, dem Vorgängerbau des Schlosses, dem Münster, dem Marktplatz, der Dietkirche, den Höfen, Hospitälern und den Brunnen der Stadt bis zur Godesburg werden Details aus dem Kupferstichen von Matthäus Merian aus dem Jahre 1646 im Detail und historischen Zusammenhängen vorgestellt.

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INHALT

Vorwort

1646 – Spurensuche mit Matthäus MERIAN

Der Text zu Merians Kupferstichen

Aus der Geschichte der Stadt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

Der Alte Zoll

Die Gertrudis-Kapelle

Die Tore der Stadtbefestigung

Die

Hoffhaltung

– der Vorgängerbau des Schlosses

Das Münster, St. Gangolf und St. Martin

Der Marktplatz, das historische Gasthaus

„Em Höttche“

und die Kirchen in der Brüder- und Remigiusgasse

Die Dietkirche und das Johanniskreuz

Höfe in der Stadt Bonn

Hospitäler

Die Brunnen der Stadt

Die Windmühle im Merian-Stich

Die Godesburg

Literatur

Vorwort

In der Grafschaft Schaumburg aufgewachsen, in Städten studiert und gewohnt, die alle vom Kupferstecher Matthäus Merian in seinen Topographien im 17. Jahrhundert in Städteansichten dargestellt worden sind, wurde ich von diesen Topographien stets auch zu Reisen in die Vergangenheit angeregt.

Auch wenn ich nicht Historiker (oder Germanist) sondern Chemiker geworden bin, haben doch meine Lehrer in den Fächern Deutsch, Geschichte und Kunst(geschichte) dazu beigetragen, dass ich mich über mein Fachgebiet hinaus auch für die Kultur und Geschichte interessiert und damit auch intensiver beschäftigt habe.

Im Druck erschienen sind meine Recherchen über meinen Geburtsort Hessisch Oldendorf an der Weser, das Stättlein Seesen am Harz und die ehemalige Universitätsstadt und meine Schulstadt Rinteln sowie auch die Rattenfängerstadt Hameln an der Weser.

Als Pensionär nun in Bonn wohnend, habe ich mich wiederum auf eine Spurensuche anhand sowohl der Städteansicht als auch vor allem des Grundrisses von Bonn aus dem Jahr 1646 begeben, die beide in einer Merian-Topographie erschienen sind.

Ich habe mich zur Abfassung der folgenden Texte mit einer Auswahl an Literatur sowohl aus dem Stadtarchiv und Stadthistorischen Bibliothek als auch aus der Bibliothek der Abteilung für Rheinische Landesgeschichte im Institut für Geschichtswissenschaft beschäftigt.

Ausschnitte aus den MERIAN-Stichen mit Bezug auf zahlreiche Namen von Straßen und Plätzen sowie Gebäuden, die noch heute Zeugnis ablegen von der Zeit bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, bilden die Grundlage der einzelnen Kapitel.

Viele der detaillierten Angaben stammen aus dem Werk von Edith Ennen (1907-1999), die ab 1947 den Wiederaufbau des Bonner Stadtarchivs leitete und nach einer Professur in Saarbrücken 1968 als erste Frau auf einen Lehrstuhl der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn berufen wurde und die Leitung des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande übernahm.

1646 – Spurensuche mit Metthäus MERIAN

Umzeichnung des Merian-Planes der Stadt Bonn von 1646 nach Edith Ennes (1962)

NördlicherTeil des Gesamtplanes

Von links gegen den Uhrzeiger: L Kranentor, K Gierpforte, I Rheinpforte, H Neuer Turm, G Wenzeltor, F Kölntor, E Sterntor Von Edith Ennen ergänzt:

6 Minoriten, 7 Kapuziner, 9 Gertrudiskapelle, 10 Haus „Zum Sack“, 11 Kölner Klarenhof, 11a Neußer Klarenhof, 12 Hof der Kartause bei Trier, 13 Predigerhof der Kölner Dominikaner, 14 Heisterbacherhof, 15 Kloster Engeltal, 16 Deutschherrenhof, 17 Haus zum Wasserfaß, 18 Kapuzinessen, 19 Blankartzhof, 20 St. Paul, 21 Schallerhof, 22 Gudenauerhof, 23 Wollküche, 24 Ludolphskonvent (Beginen), 25 Maarturm, 26 Friesenpforte, 29 Maarhof

Südlicher Teil des des Gesamtplanes

A Der Alte Zoll, B Stockentor, C Die Hoffhaltung, D Mülheimer Tor, M Die Thumb (Münster)

Von Edith Ennen ergänzt: 1 St. Martin, 2 St. Gangolf, 3 Aegidiushospital, 4 St. Remigius, 5 Heilig-Geist-Spital, 8 Kartäuser Hof (Kölner Kartause)

1. Der Text zu Merians Kupferstichen

Matthäus MERIAN wird 1593 als Sohn eines städtischen Ratsherrn in Basel geboren. Er lernt bei einem Züricher Meister die Kunst des Radierens. Bereits im Alter von 20 Jahren erhält MERIAN aus Nancy den Auftrag, den Leichenzug des gerade verstorbenen Herzogs Heinrich II. von Lothringen nach einer Zeichnung in Kupfer zu stechen. Nach einem Aufenthalt in Paris reist er zum Kupferstecher Theodor de Bry in Frankfurt am Main, dessen schöne Tochter weitere Reisepläne nach Italien vereitelt. Mit ihr als Ehefrau kehrt er nach Basel zurück.

1624 übernimmt MERIAN die Kunst- und Buchhandlung mit Verlag und Kupferstichwerkstätten seines Schwiegervaters in Frankfurt.

Nachdem schon 1615, 1620 und 1628 Stadtpläne von Basel, Köln und Frankfurt von ihm erschienen sind und er auch Ansichten von Heidelberg, Stuttgart und vom Badeort Schwalbach im Taunus angefertigt hat, gibt er ab 1642 seine Topographien heraus. MERIAN stirbt 1650 in Bad Schwalbach. Seine Söhne Matthäus der Jüngere (geb. 1621) und Caspar (geb. 1627) geben den letzten Band der Merianschen Topographie von Deutschland heraus.

Seine Topographia Germaniae gilt als sein Hauptwerk – von 1642 bis 1654 erschien sie in zunächst 16 Bänden. Der Autor der Texte war Martin ZEILLER (1589-1661), in der Steiermark geboren, in Ulm gestorben – ein protestantischer Autor der Barockzeit. ZEILLER, der in Wittenberg studierte und zunächst als Hauslehrer bei protestantischen Adelsfamilien und auch als Notar u.a. in Linz wirkte, gilt als typisches Beispiel eines barocken Polyhistors und Kompilations-Schriftstellers. Von ihm stammt auch der Text zu den Bonner Kupferstichen.

In dem Topographieband Mainz-Trier-Köln sind die Gebiete der drei Erzbistümer und geistlichen Kurfürstentümer dargestellt und beschrieben. ZEILLER hat in seinen Texten auch die jeweils verwendeten Werke anderer Autoren genannt bzw. daraus zitiert.

Der Text in der von MATTHÄUS MERIAN herausgegebenen Topographia Archienpiscopatuum Moguntinensos Trevirensis et Coloniensis, Das ist Beschreibung der Vornembsten Stätt und Plätz, in denen Ertzbistümern Mayntz, Trier, und Cöln (1646) über BONN wurde der Schreibweise (und Grammatik) unserer Zeit und auch an einigen Stellen sprachlich behutsam zum besseren Verständnis angepasst. Erläuterungen werden zu den mit Ziffern versehenen Stellen im Anschluss an den Text angeführt.

Bonn. Man hat vor Zeiten diejenigen Ubier1), die zwischen dem Rhein, der Maas und Mosel gewohnt, die Ripuarier2) genannt, denen die Städte Cöln, Andernach, Bonn, Remagen, Düren, Gülch [= Zülpich], Neuss, Jülich und Aachen gehört haben. Es läuft durch der Ripuarier Landschaft die Ahr oder Ara, welcher Fluss beim Stättlein Sinzig in den Rhein fällt und an dem etliche nicht geringe Stättlein und Schlösser und unter denselben Altenahr und Neuenahr mit dem Grafen-Titel liegen, so zum Teil vom Haus Pfalz zu Lehen herrühren, und welche Grafschaft von dem besagten Wasser Aar, das dadurch fließt, wie auch das Schloss Arburg und der Flecken Ahrweiler und nicht von den Adlern so man auch Aaren nennt wie teils vorgegeben, den Namen bekommen. Es ist aus den Grafen von Neuenahr, Graf Hermann3) ein sehr gelehrter Herr und Dom-Propst zu Cöln und Aachen gewesen. (…)

So viel aber obiges Bonn anbelangt, so ist solches die Residenz-Stadt des Herrn Kurfürsten von Cöln. Ist eine schöne lustige wohlerbaute und in der Ebene gelegene, auch ziemlich feste [= befestigte] Stadt, darin die Hauptkirche samt seinem Kurfürstlichen Schloss in Sonderheit wohl anzusehen ist. Und müssen die den Rhein gebrauchenden Schiffleute und andere im Vorüberfahren da den Zoll geben. Der heilige Maternus4) soll, bald nach der Zeit der Apostel, hier gelehrt haben und des Mercurius5), den die deutschen Ubiier angebetet, Altar und Bildnis, da diese Stadt vorher Ara Ubiorum geheissen, umgestoßen haben. Es [= Bonn] hat um die Stadt herum ein schönes Traidland (= Getreideland) schöne Gärten, allerlei Früchte und einen guten Weinwuchs; daher der Name auch soviel als ein guter Sitz oder Lager oder Wohnung bedeutet; allda der Römische Feldherr Drusus6), unter dem Kaiser Augustus, ein Kastell allhier erbauet, daraus folgend eine Stadt geworden (ist), die Kaiser Julianus7) befestigt hat.

Es werden diese Verse von ihr [Bonn] gelesen:

Bonna solum felix, celebris locus, inclyta tellus,

Florida Martyrio, terra sacrata Deo,

Exulibius requies, asylum mite fuisti

Semper, Externite reperere suam.

[Bonn, glückliche Stätte, gefeierter Ort, berühmtes Land,

blühend durch das Martyrium als Gott geweihte Erde.

Den Verbannten bist du Ruhestätte und friedvolle Zuflucht gewesen, und die Fremden haben dich stets als die Ihre erfahren.]

Hat einen schönen Markt und herrliche Brunnen. Das große Rheingebirge, so von Bingen bis an diese Stadt den Rhein an beiden Seiten einfasst, tut sich hier wiederum [zu] verziehen

[Es folgen dann mehrere Quellenangaben für den daran anschließenden Text – „P. Bertius in dieser Statt Beschreibung“ und „Justus Lipsius in notis lib. 1 Annalium Taciti“ über Bonn als „Ara Ubiorum“ sowie „G. Braunen, im zweyten Theil seines Stättbuchs“ und „Casp. Ens, in deliciis apodemicis per Germanium, p. 134“.]

Unter Kaiser Carolus Crassus11) haben die Normannen diese Stadt Bonn samt Cöln und den umliegenden Castellen Tulbiack12) und Neuss mit Feuer und auf andere Weise verderbet. König Johann aus Böhmen13) hat sie einstmals belagert. Anno 1584 wurde sie von den Soldaten des abgesetzten Erzbischofs Gerhard zu Cöln14) seinem Nachfolger Kurfürst Ernst15) gegen vier tausend Taler übergeben: Aber durch die List des Martin Schencken16) im Jahr 1587 eingenommen und darauf noch im selben Jahr vom Herzog von Parma17) belagert, im der Folge erobert und dem Herrn Kurfürsten Ernst zugestellt.

Es liegt nicht fern von hier das Schloss Poppeldorf, dabei ein Flecken liegen soll.

1) Ubier