Boss Romance: Sammelband 5 - Tina Keller - E-Book
SONDERANGEBOT

Boss Romance: Sammelband 5 E-Book

Tina Keller

0,0
7,99 €
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Fake Love for the Boss Leonie kann ihr Unglück kaum fassen: Warum muss ausgerechnet sie die Sekretärin des obersten Bosses vertreten? Adrian ist allgemein dafür bekannt, dass er ein strenger Vorgesetzter ist und man in seiner Gegenwart nichts zu lachen hat. Dass er heiß wie die Hölle aussieht, macht es eigentlich nur noch schlimmer. Kurze Zeit später ordnet Adrian an, dass Leonie bei einem Familienfest seine Freundin spielt. Das Wochenende verläuft ganz anders, als beide es sich vorgestellt haben. Adrian überwindet seine Grenzen in mehrfacher Hinsicht und prickelnde und dramatische Ereignisse wechseln sich ab. Nach diesen drei Tagen ist es nahezu unmöglich, dass die beiden nur noch Boss und Sekretärin sind .... ___________________________________________________________________ Boss Baby Lilly nimmt einen Aushilfsjob als Kellnerin auf einer Party an. Dort kippt sie dem attraktivsten Typen zuerst Kaffee über die Hose und landet dann mit ihm im Bett bzw. seinem Pool. Und das war es auch - denkt sie. Doch das kurze Intermezzo bleibt nicht ohne Folgen: Lilly wird schwanger. Da sie sich immer Kinder gewünscht hat, will sie ihr Baby auf jeden Fall behalten. Auch ohne Mann. Anderthalb Jahre nach dem folgenreichen Erlebnis trifft Lilly fast der Schlag, als sie ihrem neuen Boss begegnet: Es ist niemand anderer als der Vater ihrer kleinen Tochter. Die Gefühle der beiden flammen sofort wieder auf und es knistert gewaltig zwischen ihnen. Alles könnte perfekt sein, doch die Schatten der Vergangenheit holen Adrian bald ein - und der Auslöser ist ausgerechnet die kleine Ariane .... _____________________________________________________________________ Hot Job for the Boss Leon hat es weit gebracht. Er ist Inhaber einer Ladenkette, die Sex Toys verkauft und hat damit Millionen verdient. Durch eine blöde Wette steht er plötzlich höchstpersönlich in einem seiner Geschäfte und hat die Aufgabe, die verschiedensten Spielzeuge an die Kunden zu bringen. Doch er tut nicht nur das, denn die Verkäuferin Lara gefällt ihm so gut, dass er das eine oder andere Sex Toy unbedingt mit ihr ausprobieren möchte ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Leonie

Kapitel 2 - Leonie

Kapitel 3 - Leonie

Kapitel 4 - Leonie

Kapitel 5 - Leonie

Kapitel 6 - Leonie

Kapitel 7 - Leonie

Kapitel 8 - Leonie

Kapitel 9 - Adrian

Kapitel 10 - Adrian

Kapitel 11 - Leonie

Kapitel 12 - Leonie

Kapitel 13 - Leonie

Kapitel 14 - Leonie

Kapitel 15 - Adrian

Kapitel 16 - Adrian

Kapitel 17 - Leonie

Kapitel 18 - Leonie

Kapitel 19 - Leonie

Kapitel 20 - Leonie

Kapitel 21 - Adrian

Kapitel 22 - Adrian

Kapitel 23 - Leonie

Kapitel 24 - Adrian

Kapitel 25 - Leonie

Epilog – Adrian

1 ♥ Lilly

2 ♥ Lilly

3 ♥ Lilly

4 ♥ Lilly

5 ♥ Lilly

6 ♥ Lilly

7 ♥ Lilly

8 ♥ Lilly

9 ♥ Lilly

10 ♥ Lilly

11 ♥ Lilly

12 ♥ Lilly

13 ♥ Lilly

14 ♥ Lilly

15 ♥ Lilly

16 ♥ Lilly

17 ♥ Lilly

18 ♥ Adrian

19 ♥ Lilly

20 ♥ Lilly

21 ♥ Lilly

22 ♥ Lilly

23 ♥ Adrian

24 ♥ Lilly

25 ♥ Adrian

26 ♥ Lilly

27 ♥ Adrian

28 ♥ Adrian

29 ♥ Lilly

30 ♥ Adrian

Epilog - Adrian

Kapitel 1 - Leon

Kapitel 2 - Lara

Kapitel 3 - Leon

Kapitel 4 - Lara

Kapitel 5 - Leon

Kapitel 6 - Lara

Kapitel 7 - Lara

Kapitel 8 - Leon

Kapitel 9 - Lara

Kapitel 10 - Lara

Kapitel 11 - Leon

Kapitel 12 - Lara

Impressum

Originalausgabe 2024 Boss Romance

Sammelband 5

3 in 1

© Tina Keller, Berlin, Deutschland

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck oder andere Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Covergestaltung unter Verwendung

von DALL-E, © 2024, Tina Keller

Tina Keller

c/o Internet Marketing

und Publikations-Service

Frank W. Werneburg

Philipp-Kühner-Str. 2

99817 Eisenach

[email protected]

Tina Keller

Boss Romance

Fake Love for the Boss

Boss Baby

Hot Job for the Boss

Fake Love for the Boss

Leonie kann ihr Unglück kaum fassen: Warum muss ausgerechnet sie die Sekretärin des obersten Bosses vertreten? Adrian ist allgemein dafür bekannt, dass er ein strenger Vorgesetzter ist und man in seiner Gegenwart nichts zu lachen hat. Dass er heiß wie die Hölle aussieht, macht es eigentlich nur noch schlimmer. Wie soll sich Leonie da auf ihren Job konzentrieren können?

Adrian verhält sich in der Tat grob und merkwürdig und Leonie ist gar nicht begeistert von ihrem neuen Job. Kurze Zeit später ordnet Adrian an, dass Leonie bei einem Familienfest seine Freundin spielt.

Leonie ist total aufgeregt. Das bedeutet, dass Adrian sie berühren und küssen wird - und außerdem werden sie zwei Nächte in einem gemeinsamen Bett schlafen! Was da wohl passieren wird? Und warum hat er ausgerechnet sie auserwählt, wo ihm die Frauen in Scharen hinterher laufen?

Doch das Wochenende verläuft ganz anders, als beide es sich vorgestellt haben. Adrian überwindet seine Grenzen in mehrfacher Hinsicht und prickelnde und dramatische Ereignisse wechseln sich ab. Nach diesen drei Tagen ist es nahezu unmöglich, dass die beiden nur noch Boss und Sekretärin sind ....

Kapitel 1 - Leonie

Ich liebe es, in dieser Firma zu arbeiten! Sie ist wie ein eigener kleiner Kosmos, mein Zuhause, meine Familie. Ich freue mich jeden Tag, hier sein zu dürfen. Meine Kolleginnen sind meine engsten Freundinnen, wir wissen alles übereinander und teilen praktisch unser Leben miteinander. Kein Wunder, schließlich arbeiten wir schon jahrelang hier und sehen uns jeden Tag. Da bleibt es nicht aus, dass man eng zusammenwächst, wenn man sich mag. Und das tun wir.

Die Firma Selected Luxury stellt erlesene Autos der Luxusklasse her, vom Lamborghini über Bentley und Porsche bis zum Rolls Royce. Da kostet ein Wagen schon mal so viel wie ein Einfamilienhaus. Es sind tolle Schlitten dabei und wir sind sogar schon mal in einigen mitgefahren.

Dadurch, dass wir uns an unserem Arbeitsplatz so wohlfühlen, arbeiten wir gern auch mal länger. Abgesehen davon werden unsere Überstunden gut bezahlt und unser Gehalt liegt weit über dem Durchschnitt. Außerdem haben wir schicke Büros und werden von unseren Vorgesetzten höflich und zuvorkommend behandelt. Ich würde sagen, wir haben den Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.

Nur der oberste Boss soll ein echter Arsch sein. Zum Glück haben wir mit dem nichts zu tun, denn er schwebt in seinen eigenen Sphären. Er hat das Unternehmen vor zehn Jahren gegründet und ist damit schnell zum Millionär geworden. Dabei ist er erst 35, also in unserem Alter. Außerdem sieht er verboten heiß aus: dunkelhaarig, athletisch, mit einem herrischen Zug um den Mund. Bei unserer Weihnachtsfeier sehen wir ihn immer nur von weitem und er sticht ziemlich aus der Masse heraus. Aber natürlich hält er es nicht für nötig, mit einer kleinen Schreibmaus ein persönliches Wort zu wechseln. Muss er auch nicht. Wir haben auch ohne ihn unseren Spaß. Wahrscheinlich mehr als mit ihm.

Heute ist ein besonders schöner, sonniger Tag. Die Sonne strahlt vom Himmel und ich habe extrem gute Laune, als ich mein Büro betrete. Genauer gesagt ist es nicht mein Büro allein. Ich teile es mit Jule und Sarah, die beide seit sieben Jahren hier arbeiten, ich ein Jahr weniger. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft.

„Guten Morgen, ihr Süßen“, begrüße ich meine Kolleginnen und freue mich wie jeden Tag, sie zu sehen.

„Na, wie geht es euch? Gibt es irgendwas Neues?“

„Ja, schon, aber erstmal hole ich dir deinen Cappuccino“, zwinkert Sarah mir zu. „So viel Zeit muss sein.“

„Ich habe deine Post von gestern zum Empfang gebracht“, verkündet Jule. „Die sollte ja per Kurier raus, wie ich gesehen habe.“

„Du bist ein Schatz, Jule.“

Ich werfe meiner Kollegin eine Kusshand zu. Ich liebe sie einfach. Besser hätte ich es nicht treffen können. Ich setze mich auf meinen Stuhl und schalte meinen Computer ein.

„Hast du gestern Prince Charming gesehen?“, erkundigt sich Jule und verdreht die Augen. „Eine Sahneschnitte nach der anderen, sag ich dir.“

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, habe ich nicht. Was ist das?“

„Eine schwule Datingshow. Sozusagen Der Bachelor mit Männern“, erklärt Jule. „Musst du dir unbedingt angucken. Zwanzig heiße Typen, von denen einer besser als der andere aussieht. Außerdem sind die viel unterhaltsamer und lustiger als die Heteromänner. Ich war schwer begeistert.“

Sarah erscheint mit meinem Cappuccino und stellt ihn mir auf den Schreibtisch.

„Bitte sehr, Sweetie.“

„Danke, Schatz.“

Genüsslich nehme ich einen Schluck und lausche Jules Beschreibung ihrer Prince Charming Favoriten, am besten muskulös und am ganzen Körper tätowiert. Hört sich nicht schlecht an. Ich glaube, das muss ich auch mal schauen.

„Habt ihr eben gesagt, es gäbe eine Neuigkeit?“, erinnere ich mich, als bereits mein zweiter Cappuccino vor mir steht.

Meine Kolleginnen nicken aufgeregt.

„Stell dir vor, Desiree Feldbusch, die Sekretärin von dem Verhoeven, ist von der Leiter gefallen und hat sich das Bein gebrochen“, berichtet Sarah. „Jetzt ist sie erst mal ausgeknockt und der große Boss hat keine Sekretärin. Er wird sich wohl intern eine schnappen, denn wenn er jemanden von einer Leasingfirma bestellt, ist die nicht mit den Abläufen hier vertraut und das nervt ihn bestimmt. Ich bin gespannt, auf wen seine Wahl fällt.“

„Hoffentlich nicht auf eine von uns“, seufze ich. „Das wäre furchtbar. Stellt euch mal vor, eine von uns wird hier herausgerissen und muss für diesen Arsch arbeiten. Der soll voll der Feldwebel sein. Obwohl er natürlich ausgesprochen heiß aussieht.“

Sarah und Jule nicken.

„Es muss schlimm sein, für ihn zu arbeiten“, stimmt Jule zu. „Desiree sagt nicht viel, aber ein bisschen was sickert doch durch. Er scheint sie ganz schön herum zu scheuchen, und bitte und danke kennt er wohl auch nur vom Hörensagen. Furchtbar. Ich muss sagen, da haben wir unsere Chefs weitaus besser erzogen.“

Das ist wohl wahr. Ohne bitte und danke kommt hier niemand durch die Tür. Unsere Chefs sind sehr höflich und wir können wirklich nicht meckern. Sie sagen nicht mal was, wenn wir stundenlang zusammenstehen und quatschen, anstatt zu arbeiten. Sie wissen, dass sie sich auf uns verlassen können und dass wir unsere Arbeit schnell und pünktlich erledigen. Aber ein bisschen Pause zwischendurch muss auch sein.

„Ich fände es als seine Sekretärin eher störend, dass er so heiß aussieht“, grinst Sarah. „Ich glaube, ich könnte mich gar nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Habt ihr gesehen, was für Muskeln er hat? Ich frage mich, wann er überhaupt die Zeit hat, um zu trainieren. Er wohnt doch praktisch im Büro.“

„Stimmt, er sieht ziemlich hot aus“, finde ich und suche in meiner Schublade nach meinem schwarzen Nagellack. Manche Dinge kann man prima im Büro erledigen.

„Aber nett scheint er nicht zu sein. Das wäre wahrscheinlich auch ein bisschen viel verlangt. Sexy, reich, erfolgreich und dann auch noch charmant – das gibt es nicht“, glaubt Jule und schielt nach meinem Nagellack.

„Kannst du mir was davon abgeben?“, bettelt sie. „Ich würde so gern meine Fußnägel in rot und schwarz lackieren.“

„Klar“, sage ich bereitwillig. „Roten Nagellack habe ich auch noch da.“

„Fein“, freut sich Jule und klatscht in die Hände. „Sollen wir uns morgen gegenseitig eine Wimpernwelle machen?“

Bevor wir über solch wichtige Handlungen diskutieren können, werden wir unterbrochen. Yannick, einer unserer Vorgesetzten, steht im Türrahmen und lächelt uns an. Das kenne ich von meinen früheren Jobs überhaupt nicht. Sobald mich mein Chef im Gespräch mit einer Kollegin erwischte, gab es erst mal ein Donnerwetter. Wir durften keine privaten Gespräche führen, sondern hatten gefälligst zu arbeiten. Dabei arbeitet man viel lieber und dadurch effizienter, wenn die Zügel locker gelassen werden. Aber das haben noch nicht alle Chefs verstanden. Unsere zum Glück schon.

„Guten Morgen, meine Lieben“, begrüßt Yannick uns. „Na, seid ihr gut drauf?“

„Guten Morgen“, antworten wir im Chor wie bei einem Kasperltheater und lachen. „Ja, bestens, wie immer.“

„Das freut mich.“ Yannick strahlt uns an. „Für eine von euch habe ich eine Überraschung.“ Er sucht meinen Blick.

„Für mich?“, erwidere ich. „Oh, was denn?“

Yannick lächelt immer noch.

„Dir wird heute eine große Ehre zuteil“, verrät er und zwinkert mir zu.

„Bestimmt erhältst du den großen Kopierschein, weil du gestern fünf Ordner kopiert hast“, lästert Sarah. „Das war wirklich eine Höllenarbeit.“

„Oder du bekommst den goldenen Telefonhörer, weil du so oft Bianca vertrittst“, schlägt Jule vor.

„Falsch“, schmunzelt Yannick. „Es ist etwas viel besseres.“

„Lass hören“, fordere ich ihn auf.

„Ihr habt sicher schon gehört, dass Adrians Sekretärin sich ein Bein gebrochen hat“, teilt Yannick uns eine bekannte Tatsache mit. „Adrians Idee ist, sich intern eine Mitarbeiterin auszuleihen, bis Desiree wieder an Bord ist. Ich will es kurz machen: Leonie, du bist die glückliche Auserwählte, die für den höchsten Boss arbeiten darf.“

Ich starre Yannick an und begreife den Sinn seiner Worte nicht. Hat er nicht gerade etwas von „Ehre“ gesagt und „glücklich“ gesagt? Wie soll ich glücklich sein, wenn ich zu einem cholerischen und ungeduldigen Boss zitiert werde? Das ist die Hölle und alles andere als Glück.

„Was ist los?“, stottere ich verstört und starre zuerst Yannick und dann meine Kolleginnen an, die mich genauso entsetzt ansehen wie ich sie.

„Ich … ich … soll …“

Vor lauter Schreck verschlägt es mir die Sprache.

„Du sollst Desiree vertreten“, erwidert Yannick vergnügt und scheint überhaupt nicht zu kapieren, was für eine schreckliche Nachricht das für mich ist. „Pack deine Sachen zusammen und fahr hoch zu ihm.“

„Jetzt sofort?“, quietsche ich erschrocken. „Heute schon?!

„Ja, natürlich.“ Jetzt sieht Yannick ein bisschen verständnislos aus.

„Adrian braucht so schnell wie möglich jemanden. Er dreht schon ziemlich am Rad.“

Ich schließe die Augen. Mein Herz hämmert, mein Puls rast und mir ist ganz schlecht. Dabei hatte der Tag so schön angefangen. Ich hatte mich darauf gefreut, mit Sarah und Jule einen weiteren fröhlichen Tag zu verbringen. Und jetzt soll ich sozusagen in die Höhle des Löwen marschieren und dort ein paar Wochen bleiben? Das kann nicht Yannicks Ernst sein! Er muss sich einen Scherz mit mir erlauben.

„Aber … wieso ich?“, stottere ich hilflos. „Herr Verhoeven kennt mich doch überhaupt nicht. Wieso nimmt er keine Sekretärin, die er persönlich kennt? In seiner Abteilung gibt es doch genug.“

„In seiner eigenen Abteilung gibt es Führungskräfte, die ihre gut eingearbeiteten Sekretärinnen selbstverständlich nicht abgeben wollen“, erklärt Yannick. „Wir hier unten haben natürlich nichts zu melden.“ Er grinst und wirkt nicht im mindesten verärgert.

„Aber das ist kein Problem, denn wir dürfen eine Leasingkraft engagieren. Deine Arbeit kann schließlich nicht liegen bleiben. Wir kommen hier schon zurecht, Leonie. Mach dir keine Sorgen.“

Ich schlucke schwer. Ehrlich gesagt ist es mein kleinstes Problem, wie meine Abteilung ohne mich zurechtkommt. Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber es ist interessant zu hören, wie leicht ich zu ersetzen bin. Ein Anruf bei einer Leasingfirma – und schon macht jemand anderer meine Arbeit. Schon sitzt eine andere Frau auf meinem Stuhl, albert mit Jule und Sarah herum und nimmt meinen Platz ein. Die drei werden sicher viel Spaß zusammen haben, während ich ein paar Stockwerke höher den ganzen Tag wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrennen werde. Das ist total ungerecht. Ich will hier bleiben! Ich will nicht ersetzt werden! Ich bin nicht einfach austauschbar! Mir kommen fast die Tränen.

„Aber wieso gerade ich?“, wiederhole ich meine Frage. „Es gibt doch genug andere Sekretärinnen.“

Yannick schaut mich mitleidig an. Jetzt dämmert es mir. Ich bin offenbar diejenige, die am leichtesten zu ersetzen ist. Meine Arbeit ist so wenig wert, dass sie von jeder anderen Sekretärin übernommen werden kann, sogar von einer Leasingkraft. Das ist hart. Beinhart sogar. Meine schöne heile Bürowelt zerplatzt mit einem lauten Knall.

„Ich weiß es nicht“, erwidert Yannick und zuckt mit den Schultern. „Wahrscheinlich war das Zufall. Irgendeine Sekretärin musste es schließlich treffen.“

Das wird ja immer schlimmer. Ich habe also gar keine besondere Qualifikation, sondern irgendjemand hat offenbar ein Los gezogen.

Ich überlege fieberhaft, wie ich mich aus der Affäre ziehen kann und suche nach einer Ausrede, aber leider fällt mir keine ein. Wie sollte ich auch dem obersten Boss sagen können, dass ich schlicht und ergreifend keine Lust habe, für ihn zu arbeiten, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass er ein Sklaventreiber ist?

Das kann ich ihm schlecht auf die Nase binden. Schließlich ist er derjenige, der jeden Monat mein Gehalt anweist.

„Ich soll sofort zu ihm kommen?“, vergewissere ich mich mit dünner Stimme. „Jetzt auf der Stelle?“

Noch vor dem dritten Cappuccino?

Yannick nickt. „Ja, Leonie, jetzt sofort. Ich glaube, er trommelt schon ziemlich.“

Mir fährt der Schreck direkt in die Glieder. Was für ein elender Tagesbeginn! Schlimmer hätte es gar nicht kommen können.

Sarah und Jule sehen mich mitleidig an.

„Das ist eine ganz schöne Scheiße“, fasst Sarah sehr richtig zusammen, als Yannick verschwunden ist. „Gerade reden wir noch darüber, wie furchtbar es sein muss, für den Kerl zu arbeiten, und jetzt trifft es ausgerechnet dich. Ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das für dich tut.“

Meine Kolleginnen drücken mich ganz fest und mir kommen jetzt wirklich die Tränen. Wie lange dauert es, bis man nach einem Beinbruch wieder arbeiten kann? Wahrscheinlich Wochen. Am besten, ich ziehe mir auch irgendeine Krankheit zu, durch die ich wochenlang zu Hause bleiben muss. Ich glaube nicht, dass ich es durchhalte, ein paar Wochen für diesen Feldmarschall zu arbeiten.

Kapitel 2 - Leonie

Der Aufzug befördert mich in den zwölften Stock. Ich atme tief durch, als sich die Aufzugtür öffnet und ich im Allerheiligsten stehe, das ich zuvor noch nie betreten habe. Warum auch? Das Bodenpersonal hat hier nichts zu suchen. Nur wenn ich für den Sklaventreiber arbeiten soll, darf ich zu ihm hochfahren. Sonst nicht.

Ich schließe die Augen, hole noch einmal tief Luft und versuche, mich zu beruhigen. Ich werde mir ein paar positive Affirmationen sagen. Los geht’s:

Ich weiß, dass ich eine sehr gute Sekretärin bin und schnell und effizient arbeite. Ich werde mich nicht von diesem Feldwebel unterkriegen lassen. Ich weiß, was ich kann.

Egal, ob er der oberste Boss ist und egal, wie toll er aussieht – ich bin auch etwas wert. Und das werde ich ihm zeigen. Ich werde mich nicht von ihm herum scheuchen lassen. Boss hin oder her.

Er kann mit mir nicht machen, was er will. Ich werde ihm die Stirn bieten. Jawohl, das werde ich.

Nur, weil er der oberste Boss ist, heißt das noch lange nicht, dass er ein besserer Mensch ist und mit mir umspringen kann, wie er will.

Ich werde mich ihm gegenüber behaupten.

Ich werde ihm zeigen, wo der Hammer hängt.

Nichts werde ich mir von ihm bieten lassen, gar nichts.

Ich werde ihm die Leviten lesen, nicht er mir. So sieht es aus.

Ich bin stolz und selbstbewusst.

Ich bin selbstsicher.

Ich bin liebenswert.

Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin.

Ich bin ein wertvoller Mensch.

Ich bin toll, durch und durch.

Ich …

„Suchen Sie mich?“, vernehme ich eine dunkle, markante Stimme hinter mir und zucke so sehr zusammen, dass ich fast eine kostbare Statue von einer Säule herunter fege. Ich fahre herum und stehe ihm gegenüber.

Im selben Moment ist mein Gehirn wie leer gefegt und das Blut rauscht in meinen Adern. Ich kann plötzlich überhaupt nichts mehr denken.

Das ist er also. Adrian Verhoeven. Unser oberster Boss. Hot as hell. Sogar noch hotter, würde ich sagen.

Ich starre ihn wie paralysiert an und kann nur noch daran denken, dass er der geilste Kerl ist, den ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Er ist einfach der Hammer. Stark, groß, durchtrainiert, ein markantes, männliches Gesicht mit einem Dreitagebart, unglaublichen Augen und einer Ausstrahlung, die mir die Knie erzittern lässt.

Er vergräbt die Hände in den Hosentaschen und setzt ein zynisches Lächeln auf.

„Können Sie sprechen?“, erkundigt er sich und seine Stimme trieft vor Sarkasmus. „Oder sprechen Sie nicht mit jedem?“

So ein Arsch! So ein verdammter Arsch! Er weiß genau, wie er auf mich wirkt. Er weiß, dass jede Frau bei seinem Anblick Schnappatmung bekommt. Er ist doch nicht blöd.

„Natürlich kann ich sprechen“, beantworte ich seine rhetorische Frage. „Ich bin Leonie Behrens. Sie haben mich zu sich bestellt.“

Seine Blicke taxieren mich. Er betrachtet mich eingehend von oben bis unten und ich wüsste wirklich gern, was er denkt.

„Schön, dass Sie doch noch den Mund aufkriegen“, lobt er mich. „Das ist für die Position, die Sie zu besetzen haben, sehr von Vorteil.“

Ich hasse ihn. Ich hasse, hasse, hasse ihn! Und trotzdem ist er der umwerfendste Mann, dem ich jemals in meinem Leben begegnet bin.

Sein Blick bleibt an meiner Jeans mit den stylischen Löchern hängen.

„Ihnen ist schon klar, dass Sie sich entsprechend kleiden müssen, wenn Sie in der Chefabteilung arbeiten“, gibt er arrogant von sich.

Er selbst steckt in einem dunkelblauen, seidig schimmernden Anzug, der bestimmt mehr als tausend Euro gekostet hat, dieser Angeber. Aber ich muss zugeben, dass ihm der Anzug fantastisch steht und seine Macht und Autorität unterstreicht. Ich könnte wirklich vor ihm auf die Knie gehen, aber diesen Gedanken will ich jetzt lieber nicht weiterführen, sonst versagt mir erneut die Stimme.

„Das ist mir klar“, pariere ich. „Aber ich wusste schließlich nicht, dass ich heute die Ehre haben würde, dem obersten Boss der Firma gegenüberzustehen. Sonst hätte ich mir natürlich ein Kostüm angezogen.“

Adrian zieht die Augenbrauen mahnend nach oben.

„Ehrlich gesagt würde ich es begrüßen, wenn Sie auch in Ihrer gewohnten Abteilung nicht in zerfetzten Hosen herumlaufen würden“, rügt er mich.

Spießig ist er also auch noch. Ich presse meine Lippen zusammen und schlucke eine patzige Antwort herunter.

„Kommen Sie mit“, befiehlt Adrian und geht mit großen Schritten auf ein Büro zu, das offenbar seines ist.

Ich muss erst mal nach Luft schnappen, denn obwohl unsere Büros auch sehr schick eingerichtet sind, toppt seines alles. Die Wand, an der sein Schreibtisch steht, ist komplett aus Glas. Sein Schreibtisch ist aus schwarz glänzendem Klavierlack. Alle anderen Möbel sind aus demselben Material und werden durch Chrom und Silber aufgelockert. Sein Büro könnte glatt die Titelseite von Schöner Wohnen schmücken. Es ist Luxus pur und riesig. Man sieht auf den ersten Blick, wer hier residiert.

Adrian deutet auf einen Sessel und ich nehme mit zitternden Knien Platz. Er setzt sich mir gegenüber und schaut mich so intensiv an, dass mir ganz schwummerig wird.

Hilfe! Ich werde niemals in der Lage sein, für diesen Mann zu arbeiten. Erstens macht er mich mit seiner autoritären Ausstrahlung fertig, und zweitens sieht er so unverschämt gut aus, dass ich mir garantiert keinen einzigen Satz merken kann, den er von sich gibt. Ich werde mir überhaupt nichts merken können und alles falsch machen.

Und dann wird er mich feuern und meine schönen Tage in dieser Firma sind unwiederbringlich vorbei. Ja, genauso wird es enden. Dieser Tag ist der Anfang vom Ende. Womit habe ich das nur verdient? Es waren so schöne Jahre. Warum musste er ausgerechnet mich auswählen? Als ob es keine andere Sekretärin gäbe!

„Warum sehen Sie denn so niedergeschlagen aus?“, erkundigt Adrian sich spöttisch. „Drückt es auf Ihre Laune, dass Sie ab jetzt für mich arbeiten werden?“

Klar, er denkt wahrscheinlich, das käme einem Ritterschlag gleich und ich würde mich total geehrt fühlen. Da ist er aber sowas von auf der falschen Spur.

„Es ist nicht schön, wenn man aus seinem gewohnten Arbeitsumfeld herausgerissen wird“, erkläre ich. „Ich arbeite seit sechs Jahren in der Abteilung von Herrn Buschmann und kenne mich dort bestens aus. Ich bin diese Arbeitsabläufe gewohnt.“

„Das ist doch auf die Dauer langweilig“, findet Adrian und grinst süffisant. „Macht es Ihnen keinen Spaß, sich neuen Herausforderungen zu stellen?“

Du Arsch bist tatsächlich eine große Herausforderung.

„Nein“, antworte ich stur. „Ich bleibe lieber in meinen altbewährten Gefilden. Da weiß ich wenigstens, was mir blüht.“

„Bei mir wissen Sie auch, was Ihnen blüht, denn ich sage es Ihnen jetzt“, erklärt Adrian. „Ich bin anstrengend, fordernd und ein Perfektionist. Sie werden bei mir nichts zu lachen haben. Ich werde Sie den ganzen Tag herum scheuchen und Sie werden abends fix und fertig sein.“

„Hört sich großartig an“, erwidere ich wütend. „Aber erst mal Gratulation zu so viel Selbsteinschätzung. Wenn Sie schon wissen, wie unausstehlich Sie sind, warum ändern Sie sich dann nicht? Einsicht ist immerhin der erste Schritt zur Besserung.“

Erschrocken halte ich inne. Was rede ich denn da? Vor mir sitzt der Mann, dem dieses Unternehmen gehört. Er ist THE BOSS. Er könnte mich wegen dieser Frechheit auf der Stelle feuern. Bin ich von allen guten Geistern verlassen?

Aber irgendetwas hat dieser Kerl an sich, das mich total aggressiv macht. Auf der einen Seite würde ich ihm am liebsten seinen Anzug vom Leib reißen, auf der anderen Seite könnte ich ihm glatt eine scheuern. Dieser Mann löst ziemlich widersprüchliche Gefühle in mir aus und ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Aber ich werde noch genug Zeit haben, es herauszufinden.

THE BOSS verschränkt seine Arme ineinander und sieht jetzt noch bossier aus.

„Ich finde mich nicht unausstehlich“, erwidert er kühl. „Das ist Ihre Interpretation.“

Ich merke deutlich, dass ich mit meiner Äußerung, die fast schon eine Beleidigung war, zu weit gegangen bin. Trotzdem widerstrebt es mir, mich zu entschuldigen.

„Und ich finde Sie ziemlich frech.“ Seine Stimme ist jetzt wie Eis und prompt fröstelt es mich trotz der sommerlichen Temperaturen.

„Ich glaube, Sie vergessen, wer hier vor Ihnen sitzt.“

Es ist immer noch Zeit, mich bei ihm zu entschuldigen.

„Nein, das habe ich nicht vergessen.“ Ich recke trotzig mein Kinn vor.

Ich kann es einfach nicht. Ich kann mich nicht bei ihm entschuldigen. Es geht nicht. Die Blockade in mir ist zu groß.

„Selbst, wenn Sie der Boss sind, finde ich es trotzdem schräg, dass Sie mir sagen, dass Sie mich herum scheuchen werden, bis ich fix und fertig bin und dass ich bei Ihnen nichts zu lachen habe. Macht es Ihnen Spaß, Ihre Sekretärin zu schikanieren?“

Adrian kneift seine Augen zusammen.

„Ich habe nichts von schikanieren gesagt. Ich erwarte eine ordentliche Leistung, mehr nicht. Dafür werden Sie schließlich sehr gut bezahlt. So lange Sie für mich arbeiten, erhalten Sie das doppelte Gehalt.“

„Das doppelte Gehalt?“, echoe ich. Mein Mund bleibt vorübergehend geöffnet. Ist das sein Ernst?

„Das doppelte Gehalt“, bestätigt Adrian. Seine Stimme ist nach wie vor kühl und seine Augen lächeln nicht. Ich glaube, ich bin mit meiner Bemerkung wirklich ein bisschen über das Ziel hinaus geschossen.

Ich räuspere mich.

„Aber warum haben Sie sich ausgerechnet für mich entschieden?“, will ich wissen. „Sie kennen mich doch überhaupt nicht.“

Adrian sieht mich irgendwie merkwürdig an, aber ich kann seinen Blick nicht deuten.

„Natürlich kenne ich Sie“, widerspricht er. „Ich halte regelmäßig Mitarbeiter-Beurteilungen ab und erkundige mich, wie meine Angestellten arbeiten. Und da wurden Sie besonders gelobt. Sie arbeiten schnell, effizient und vorausschauend. Genau das brauche ich. Ich brauche eine Assistentin, die aktiv mitdenkt und mir Dinge abnimmt, noch bevor ich sie ihr aufgetragen habe. Ich brauche jemanden mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem wachen Geist. Jemanden, dem ich nicht jedes Satzzeichen diktieren muss. Jemand, der mir komplexe Aufgaben abnimmt und mich entlastet. Ich brauche niemanden, der sich während der Arbeitszeit die Fingernägel lackiert und seinen Kopf nur zum Schminken besitzt.“

Ich werde ein bisschen rot, als ich mich daran erinnere, dass ich genau das heute vorhatte – Fingernägel lackieren. Das kann ich für die nächsten Wochen wohl vergessen. Wahrscheinlich darf ich in seinem Büro nicht mal schwarze Nägel tragen und mir meine Totenkopf-Kette umhängen.

Adrian blickt mich durchdringend an.

„Trauen Sie sich das zu?“

Sein Blick geht mir durch jede Faser meines Körpers. Einerseits möchte ich vor ihm weglaufen, weil ich die Gefühle nicht ertrage, die er in mir auslöst. Andererseits möchte ich bei ihm bleiben, ihn näher kennenlernen, und verstehen, wie er tickt. Ich bin völlig durch den Wind.

„Ja“, höre ich mich sagen. „Das traue ich mir durchaus zu.“

„Gut.“ Adrian nickt gnädig. „Verschwenden wir nicht allzu viel Zeit, denn die ist kostbar. Ihr Büro grenzt an das meine. Die Verbindungstür ist meistens offen, aber manchmal schließe ich sie, wenn ich ungestört sein möchte. Dann möchte ich von niemandem gestört werden, auch nicht von meiner Sekretärin. Eingehende Anrufe stellen Sie generell nicht durch, sondern notieren Namen, Uhrzeit und den Grund des Anrufes. Diese Liste schicken Sie mir alle zwei Stunden per Mail. Wenn ich jeden Anruf entgegen nehme, komme ich zu gar nichts. Ich gebe Ihnen zweimal am Tag die Liste zurück und markiere die Anrufer, die ich sprechen möchte. Diese rufen Sie an und stellen sie zu mir durch. Die eingehende Post versehen Sie mit einem Eingangsstempel und verteilen sie in der Eingangsmappe. Wenn Sie Aufgaben selbst erledigen können, brauchen Sie mir diese Schreiben nicht vorzulegen, sondern mich nur kurz darüber zu informieren. Am Anfang werden das wenige Schreiben sein, später hoffentlich mehr. Sie müssen sich erst einfinden. Wenn Sie Fragen an mich haben, fragen Sie, aber bitte gebündelt. Wir setzen uns zweimal am Tag zusammen. Morgens um 11 Uhr, wenn die Post durch ist und nachmittags um 15 Uhr. Während dieser Zusammenkunft können Sie mir Ihre Fragen stellen. Ich hasse es, wenn man alle zwei Minuten in mein Büro hereinplatzt und mich mit irgendetwas belästigt. Für gewöhnlich habe ich viele Termine und bin oft außer Haus. Das bedeutet aber nicht, dass Sie in dieser Zeit nichts zu tun haben. Machen Sie sich darauf gefasst, dass ich von unterwegs aus anrufe und Sie mit Aufgaben betraue. Es gibt einige private Dinge zu erledigen, die Sie delegieren können. Sie müssen aber darauf achten, dass diese Dinge  erledigt werden, von wem auch immer. Haben Sie dazu Fragen?“

Das alles hat er herunter gespult, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Er ist das reinste Maschinengewehr. Ich schüttele stumm den Kopf, in dem es bedrohlich rauscht.

„Ihre Kernarbeitszeit ist von 9 bis 18 Uhr, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie bereits um 8 Uhr eintreffen würden. In dieser Stunde bis 9 Uhr ist es am ruhigsten und Sie können Dinge erledigen, zu denen Sie im Laufe des Tages nicht mehr kommen werden. Meistens sind am Abend noch wichtige Mails eingegangen, die Sie beantworten können – nicht am Anfang natürlich, aber nach einer gewissen Zeit sollten Sie dazu in der Lage sein. Auch abends kann es vorkommen, dass ich Sie länger brauche. Ihre Mittagspause können Sie nach Absprache mit mir machen. Sie beträgt zwei Stunden, wenn nichts Dringendes anliegt, ansonsten eine Stunde. Es kann sein, dass Sie mal durcharbeiten müssen, aber ich hoffe, das wird selten vorkommen. Wenn es nicht unter Ihrer Würde ist, hätte ich morgens, wenn ich gegen 8:30 Uhr im Büro eintreffe, gern einen Milchkaffee und ein sprudelndes Mineralwasser. Ich weiß, dass Sie keine Kellnerin sind, aber ich denke, das darf ich in Ihrer Position durchaus erwarten.“

Schnell verscheuche ich den Gedanken, dass bisher ich es war, die von ihrer Kollegin den Cappuccino serviert bekommen hat. Selbstverständlich servieren wir unseren Vorgesetzten keinen Kaffee. Die Vorgesetzten in unserer Abteilung sind durchaus in der Lage, selbstständig den Knopf der Espressomaschine zu betätigen. Dabei bricht sich niemand einen ab. Nur der große Boss kann das natürlich nicht. Aber gut, bei doppeltem Gehalt werde ich wohl in der Lage sein, ihm einen Kaffee auf den Schreibtisch zu stellen. Das ist keine so schwere Übung. Das kriege ich hin.

Ich hoffe, alles andere, was er von mir verlangt, kriege ich auch hin.

Kapitel 3 - Leonie

Der erste Tag bei meinem neuen Boss wird furchtbar anstrengend. Mir ist klar, dass ich in meiner eigenen Abteilung meistens eine ruhige Kugel schiebe. Ich habe das immer sehr zu schätzen gewusst. Okay, manchmal sind wir ziemlich im Stress und ackern wie die Blöden, aber das kommt eher selten vor. Im Normalfall haben wir zwischendurch immer noch Zeit für einen kleinen oder auch größeren Plausch.

Das wäre im Sekretariat von Adrian schlichtweg unmöglich. Erstens klingelt unentwegt das Telefon. Es ist fast schlimmer als in der Telefonzentrale, die ich manchmal von Bianca übernehme. Jeder will etwas vom obersten Boss und alle behaupten, es sei wahnsinnig wichtig und super dringend. Viele der Anrufer wollen sich nicht abwimmeln lassen oder rufen wenige Minuten später schon wieder an. Natürlich kann ich ihnen nicht sagen, dass Adrian generell keine Anrufe entgegennimmt, sondern erst später entscheidet, wer überhaupt zurückgerufen werden soll. Ich muss sie vertrösten und ihnen vorlügen, dass Adrian gerade außer Haus ist, am Telefon hängt oder in einer Besprechung weilt. Der große Chef hat eben Wichtigeres zu tun, als mit jedem zu sprechen, der gerade anruft.

Und Adrian hat recht: Würde ich ihm auch nur jeden zweiten Anruf durchstellen, würde er überhaupt nicht zum Arbeiten kommen. Auch ich komme zu nichts, weil mich dieses nervige Klingeln jedes Mal komplett aus meiner Arbeit reißt. Nach nur zwei Stunden würde ich das Telefon am liebsten aus dem Fenster werfen.

Immerhin ist es ein tragbares Mobilteil und so kann ich es, bewaffnet mit einem Kugelschreiber und einem Block, mitnehmen, als ich ins Archiv gehe, um für Adrian ein paar Unterlagen zu suchen.

„Hey, Süße, was machst du denn hier?“, höre ich eine Stimme und drehe mich um. Vor mir steht Gaby, die in der Buchhaltung arbeitet und mit der ich manchmal die Mittagspause verbringe.

„Ich soll für Adrian den Werbeprospekt für den Rolls Royce vom letzten Jahr raussuchen“, gebe ich Auskunft und lasse meinen Blick über die Regale schweifen. Alles ist vorbildlich sortiert und geordnet. Da dürfte ich keine Schwierigkeiten haben, den gewünschten Prospekt zu finden.

„Wow“, sagt Gaby mit großen Augen. „Ich habe schon gehört, dass du jetzt für den sexiest Boss alive arbeiten darfst. Wahnsinn. Wir anderen dürfen ihn ja immer nur aus der Ferne bewundern. Schade eigentlich. Wie ist es denn bei ihm?“

„Stressig“, seufze ich. „Vor allem, weil dieses nervige Telefon alle zwei Sekunden läutet. Das kann einen wirklich verrückt machen. Ich werde schon richtig aggressiv, wenn es bimmelt.“

Wie auf Kommando fängt es prompt wieder an zu klingeln und ich drücke genervt auf den grünen Hörer.

„Selected Luxury, Sekretariat Adrian Verhoeven, Leonie Behrens, guten Tag“, leiere ich zum gefühlt tausendsten Mal herunter. Ich kann den Satz schon selbst nicht mehr hören. Am liebsten würde ich mich mit „Fuck off“ melden, aber das fände Adrian sicher nicht so lustig.

Ich notiere den Namen des Anrufers, die Uhrzeit und sein Anliegen und verdrehe die Augen.

„So geht das schon den ganzen Morgen“, beklage ich mich bei Gaby. „Ich komme zu überhaupt nichts. Ich soll eine große Konferenz vorbereiten, alle möglichen Unterlagen zusammen suchen, ein paar Briefe schreiben … aber wie soll ich das bewerkstelligen, wenn ich nur am Telefon hänge? Am liebsten würde ich es auf stumm schalten, damit ich endlich mal was wegarbeiten kann.“

Gaby nickt. „Das hat Desiree auch oft gesagt. Damit sie überhaupt mal irgendetwas tun konnte, hat sie das Telefon manchmal auf die Telefonzentrale umgestellt. Sie ist ganz gut mit Bianca befreundet. Die hat alle Anrufe für sie entgegen genommen und notiert. Mehr macht Desiree auch nicht. Vielleicht könntest du das auch tun.“

Unschlüssig blicke ich das verhasste Telefon an. Das ist ein sehr verlockender Gedanke. Aber wenn Adrian herausfindet, dass ich gleich am ersten Tag die Anrufe delegiere, macht das sicher keinen guten Eindruck.

„Ich weiß nicht“, sage ich zögernd. „Meinst du, ich kann das einfach machen? Oder muss ich Adrian erst fragen? Das sieht so arbeitsscheu aus, finde ich. Außerdem geht es in der Telefonzentrale immer heiß her. Die werden sich bedanken, wenn sie auch noch Tausende von Anrufen für Adrian entgegen nehmen müssen.“

„Das ist nun mal der Job in der Telefonzentrale“, meint Gaby achselzuckend. „Die sind dort zu dritt und können das aufteilen. Ich würde es zumindest versuchen und mir das Leben so leicht wie möglich machen. Aber jetzt sag schon: Wie ist er? Sieht er aus der Nähe genauso scharf aus wie von weitem?“

Ihre Augen leuchten. Ich bin offenbar nicht die einzige, auf die dieser Mann eine so fatale Wirkung hat.

„Er sieht hammermäßig aus“, schwärme ich gegen meinen Willen. „Seine Augen sind der absolute Wahnsinn. Ich habe so eine Farbe noch nie gesehen. Irgendwie so … hm … wie Bernstein, würde ich sagen. Wirklich sehr außergewöhnlich. Und dann ist er total durchtrainiert und hat den absoluten Traumkörper. Aber abgesehen davon …. Also, nett ist er nicht unbedingt.“

„Macht doch nichts“, lässt Gaby sich nicht im mindesten beirren. „Wäre doch auch langweilig, wenn er nett wäre. Ich finde, bei diesen mega aussehenden Männern gibt es erst die richtige Würze, wenn sie so richtig fies sind, oder? Wenn er nett wäre, würde ich ihn langweilig finden.“

„Also, ich wäre froh, wenn er nett zu mir wäre“, widerspreche ich.

„Ich fände das gar nicht langweilig. Aber keine Sorge, er ist nicht nett.“

Nein, er ist nicht nett. Dafür klingelt das Telefon schon wieder. Ich muss mich zwingen, den Anrufer nicht anzuschreien, er soll sich gefälligst zum Teufel scheren.

„Ich habe vor einer Stunde schon mal angerufen“, schnarrt es unfreundlich aus dem Hörer. „Da haben Sie gesagt, dass Herr Verhoeven gerade telefoniert. Nun, nach einer Stunde wird dieses Telefonat wohl beendet sein. Hätte er endlich mal die Güte, mich zurückzurufen? Ich habe auch noch etwas anderes zu tun, als den ganzen Tag zu versuchen, ihn zu erreichen. Es ist wirklich wichtig. Haben Sie ihm meinen Anruf überhaupt ausgerichtet?“

„Natürlich“, lüge ich dreist. „Herr Verhoeven ist im Moment sehr eingespannt. Er ruft Sie zurück, sobald es ihm möglich ist.“

„Wissen Sie, das höre ich jedes Mal“, blökt der Mann am anderen Ende der Leitung. „Jedes Mal werde ich vertröstet und wenn ich Glück habe, lässt er sich erst nach Tagen dazu herab, mich gnädigerweise mal zurückzurufen. Sie können Ihrem Chef ausrichten, dass er ein arroganter Arsch ist und mich mal am selbigen lecken kann. Er braucht mich nicht zurückzurufen. Ich bin nicht auf seine Luxuskarosserien angewiesen. Schönen Tag noch.“

Damit knallt er den Hörer auf und ich zucke zusammen. Doch bevor ich mich von diesem Anruf erholen kann, klingelt es schon wieder. Gaby sieht mich mitleidig an.

„Wo sind Sie denn?“, vernehme ich Adrians ungehaltene Stimme und zucke noch mehr zusammen. „Ich suche Sie schon die ganze Zeit. Wenn Sie sich aus dem Büro entfernen, müssen Sie mich selbstverständlich darüber informieren.“

„Aber ich sollte Sie doch nicht stören“, verteidige ich mich.

Schließlich hat er die Verbindungstür geschlossen, was ich an meinem ersten Tag extrem unfreundlich und wenig hilfsbereit fand, denn er kann sich denken, dass ich tausend Fragen habe.

„Ich muss wissen, wo Sie sind und wann Sie wiederkommen“, beharrt Adrian. „Sie können nicht einfach verschwinden! Es fehlte gerade noch, dass ich die ganze Firma nach meiner Sekretärin absuche. Sobald Sie sich von Ihrem Arbeitsplatz entfernen, will ich darüber informiert werden. Sie können mir eine kurze E-Mail schicken.“

Ich seufze auf. Als ob er diese E-Mail rechtzeitig lesen würde! Der weiß auch nicht, was er eigentlich will. Erst will er nicht gestört werden; dann will er, dass ich ihn darüber informiere, wenn ich mal ein paar Minuten weg bin. Muss ich ihn etwa auch darüber informieren, wenn ich die Toilette aufsuche? Möchte er darüber Details wissen? Der hat doch wohl wirklich einen an der Waffel! Am liebsten würde ich alle Telefonate auf ihn selbst umleiten, damit er genauso im Dreieck springt wie ich.

„Ich bin im Archiv“, teile ich ihm mit. „Sie wollten einen Prospekt haben.“

„Das ist jetzt nicht so wichtig“, stöhnt Adrian genervt. „Also, Frau Behrens, Sie müssen schon unterscheiden können, welche Aufgaben dringend sind und welche nicht. Sie können nicht einfach im Archiv verschwinden und mich stundenlang allein lassen, wenn ich dringende Aufgaben für Sie habe. Ein Prospekt ist völlig unwichtig, das muss Ihnen klar sein.“

Woher soll mir das klar sein? Ich weiß doch nicht, was er mit diesem Scheißprospekt überhaupt will!

Ein Tuten in der Leitung verrät mir, dass schon der nächste Anrufer am Start ist. Ich tauche dieses Telefon gleich wirklich in einen Eimer mit Wasser, dann ist es endlich still.

„Da kommt ein Anruf“, lasse ich Adrian wissen.

„Das höre ich“, erwidert Adrian. „Aber das ist egal. Der Anrufer kann noch mal anrufen. Ich erwarte Sie in zwei Minuten in meinem Büro.“

Damit legt er auf. Schön, dann kann ich den nächsten Anruf wenigstens auch noch entgegennehmen.

„Dunker, grüße Sie“, flötet eine jugendliche Frauenstimme. „Kann ich Adrian sprechen?“

Oh Mann, jetzt kann ich auch noch seine diversen Frauenbekanntschaften vertrösten. So, wie er aussieht, hat er davon bestimmt einen ganzen Schwung.

„Leider nicht“, erwidere ich. „Er ist gerade in einem Meeting. Kann ich ihm etwas ausrichten?“

„Nein, danke, ich versuche, ihn auf seinem Handy zu erreichen“, sagt Frau Dunker und ich kann ihrer Stimme deutlich anhören, dass sie enttäuscht ist. Aber da generell niemand zu Adrian durchgestellt wird, müsste sie das eigentlich gewohnt sein.

Kaum habe ich seine Verehrerin weggedrückt, klingelt es schon wieder. Boah, ich kann nicht mehr. Ich hasse dieses Telefon. Es hat an diesem Morgen schon mehr geklingelt als bei uns in der Abteilung in einer ganzen Woche!

„Hallo, ich würde gern Adrian sprechen“, schmeichelt die nächste Kandidatin. Ich horche auf. Sie hat eine höchst erotische Stimme und würde sich perfekt für Telefonsex eignen. Vielleicht lässt sich Adrian damit seine Mittagspause versüßen?

So ein Quatsch, schelte ich mich sofort selbst. Adrian hat überhaupt keine Zeit für so etwas.

Die Telefonsex Stimme lacht.

„Aber ich weiß natürlich, dass er sich generell nicht sprechen lässt. Auf seinem Handy erreiche ich ihn auch nicht. Wären Sie so freundlich und würden ihm etwas ausrichten?“

Vielleicht wird es jetzt doch mal endlich spannend.

„Aber natürlich“, erwidere ich zuckersüß. „Was darf ich ihm sagen?“

„Richten Sie ihm bitte aus, dass alles klar geht und wir es so machen, wie er es wollte“, trägt die Dame ihr nebulöses Anliegen vor. „Mein Name ist Fiona Mertens. Ich erwarte ihn zu unserem vereinbarten Termin.“

„Okay, das sage ich ihm gern“, verspreche ich und mache mir eine Notiz.

Danach läuft mein Kopfkino auf Hochtouren. Ist Adrian Fionas Lover? Hat sie gerade einen Termin für ein Schäferstündchen bestätigt? Was bedeutet „Dass wir es so machen, wie er es wollte“? Hat er spezielle sexuelle Vorlieben, auf die sie eingeht? Ist er Christian Grey und steht auf harten Sex und Fesselspiele? Ich muss unbedingt nach dieser Fiona Mertens googeln. Aber jetzt sollte ich mich schleunigst auf den Weg zu Adrian machen, bevor er vor lauter Ungeduld explodiert.

„Ich muss los“, verabschiede ich mich von Gaby. „Adrian ist richtig sauer, dass ich einfach abgehauen bin. Und nach dem Prospekt habe ich noch nicht mal gesucht.“

„Was für einen brauchst du denn?“, erkundigt sich Gaby. „Ich habe Zeit. Ich kann ihn dir gern raussuchen und vorbeibringen.“ Ihre Augen glitzern.

„Vielleicht kann ich einen Blick auf den schönen Boss werfen.“

„Der schöne Boss verschanzt sich meist in seinem Büro“, mache ich ihre Hoffnungen zunichte. „Aber wenn du mir trotzdem den Prospekt heraussuchst, wäre ich dir total dankbar. Hier ist die Beschreibung.“

„Klar, das mache ich gerne“, ist Gaby einverstanden. „Aber jetzt hole ich mir erst mal einen Kaffee. Ich glaube, es sind sogar noch die leckeren Nougatkekse da. Und dann gehe ich auf ein Schwätzchen bei Gerlinde vorbei.“

Neidisch blicke ich sie an. So sah mein Tagesablauf bis gestern auch aus. Mal ein Schwätzchen hier, mal ein Käffchen da … Alles vorbei. Jetzt klebe ich nur noch am Telefon und muss für meinen Chef jederzeit auf Abruf bereitstehen.

Ich habe wirklich die Arschkarte gezogen.

Kapitel 4 - Leonie

Bis ich zu Adrian zurückgekehrt bin, hat es natürlich noch mindestens fünfmal geklingelt. Ich bin ein Wrack. Ich würde alles dafür geben, wenn ich in meinen bisherigen Job zurückkehren würde, und das doppelte Gehalt ändert überhaupt nichts daran. Ich will einfach nicht mehr. Ich hasse dieses Telefon. Ich werde es zertrampeln.

Adrian blickt mich finster an, als ich bei ihm auftauche.

„Herr Feuermann und Frau Graefe standen plötzlich in meinem Büro“, beschwert er sich. „Das geht gar nicht. Es können nicht auf einmal irgendwelche Leute vor mir stehen. Es ist Ihre Aufgabe, mir diese Menschen vom Leib zu halten. Wozu sind Sie schließlich da? Sie sollen mich abschirmen, damit ich mich mit den wirklich wichtigen Dingen beschäftigen kann.“

Ach, womit denn? Wahrscheinlich surft er dauernd auf irgendwelchen illegalen Porno-Seiten herum und holt sich dabei einen runter. Aber das sage ich jetzt wohl besser nicht.

„Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?“, kann ich mir nicht verkneifen.

Adrian zieht die Augenbrauen zusammen.

„Was ist denn das für eine Frage?“, wettert er los. „Stellen Sie sich vor, ich arbeite! Was glauben Sie, wer dieses Unternehmen am Laufen hält? Denken Sie, ich döse auf meinem Bürostuhl vor mich hin und schaukele mir die Eier?“

So genau wollte ich es eigentlich nicht wissen.

„Im Moment arbeite ich an einem Marketingkonzept für das nächste Jahr“, blafft Adrian. „Schließlich möchte ich unseren Umsatz erneut steigern. Des Weiteren bereite ich die Vorstandssitzung vor. Außerdem erstelle ich einen Finanzplan. Und noch ein paar weitere Dinge. Das erfordert meine ganze Konzentration. Daher schätze ich es überhaupt nicht, wenn zwei Gestalten vor mir stehen, die in meinem Büro nichts zu suchen haben. Ich habe fast einen Herzschlag gekriegt! Und dann kommen sie mit irgendwelchen Banalitäten daher und sammeln für jemanden, der in Rente geht! Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun, als in meinem Portmonee nach ein paar Geldscheinen zu suchen. Halten Sie mir solche Bagatellen gefälligst vom Hals. In erster Linie sind Sie hier, um dafür zu sorgen, dass ich meine Ruhe habe.“

Adrian sieht richtig verärgert aus. Es muss ihn schwer getroffen haben, dass man ihn dabei erwischt hat, wie er sich Sexseiten im Internet angesehen hat. Ich weiß nicht, warum ich auf diese Idee komme, aber irgendwie kann ich mir das bei ihm richtig gut vorstellen. Schließlich ist er auch nur ein Mann und man weiß doch, wie oft Kerle im Büro auf diesen Seiten surfen. Warum sollte ausgerechnet er das nicht tun?

„Aber was soll ich denn machen, wenn ich aus meinem Büro weg muss, um etwas für Sie zu erledigen?“, will ich wissen.

„Sie schließen Ihre Bürotür hinter sich ab“, ordnet Adrian streng an. „Niemand gelangt einfach so zu mir. Sie sind die Instanz, die die Besucher zuerst passieren müssen. Und natürlich lassen Sie niemanden durch. Sollten Sie ausnahmsweise nicht an Ihrem Arbeitsplatz anzutreffen sein, ist die Tür verschlossen. Und selbstverständlich informieren Sie mich darüber, wenn Sie Ihren Arbeitsplatz verlassen.“

Oh Mann, das ist wie im Gefängnis. Ich hole tief Luft. So peinlich es ist, aber in diesem Fall muss ich ihm diese beschämende Frage stellen.

„Wenn das so ist …“ Ich räuspere mich verlegen. „Wie sieht das denn aus, wenn ich mal auf die Toilette muss?“

Verständnislos sieht Adrian mich an.

„Das sieht dann natürlich genauso aus“, informiert er mich.

Ich reiße meine Augen auf.

„Ich soll Ihnen eine E-Mail schreiben, dass ich auf die Toilette gehe?“, vergewissere ich mich ungläubig. „Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?“

Adrian setzt wieder seinen bösen Blick auf.

„Natürlich ist das mein Ernst“, sagt er mit Nachdruck. „Das Procedere ist immer dasselbe, wenn Sie Ihr Büro verlassen, ganz egal, zu welchem Zweck.“

Ich bin wie erstarrt. Geht es eigentlich noch demütigender? Soll ich ihm etwa eine E-Mail schreiben, die da lautet:

Gehe kacken. Weiß noch nicht, wie lange heute mein großes Geschäft dauert. Schätze, etwa 7 ½  bis 10 Minuten. Sollte es länger dauern, werde ich eine E-Mail von der Kloschüssel aus schreiben und Sie über meine ungefähre Ankunftszeit informieren.

Oder:

Jedes Wiesel muss mal pieseln. Entschuldigung, dass es heute schon das fünfte Mal ist, aber meine Blase ist etwas schwach. Ich habe mich wohl erkältet.

Oder soll ich mir gleich Inkontinenz-Windeln kaufen?

„Ich habe weder Lust noch Zeit, um mit Ihnen über meine Anweisungen zu diskutieren“, herrscht Adrian mich an. „Sie machen das, was ich sage – und fertig. Haben Sie den Prospekt mitgebracht?“

„Nein“, gebe ich zu. „Bevor ich dazu kam, ihn zu suchen, haben Sie mich abkommandiert.“

Adrian verdreht seine schönen Augen.

„Sie sind stundenlang weg und schaffen es nicht mal, einen albernen Prospekt mitzubringen?“, stöhnt er. „Was haben Sie denn die ganze Zeit gemacht? Ein kleines Schwätzchen gehalten? Ich kann Ihnen sagen, dass es das bei mir nicht gibt. Hier wird gearbeitet und nicht herum gelabert. Das können Sie in Ihrer Freizeit oder Mittagspause tun. Also, Frau Behrens, Sie müssen schon etwas effektiver arbeiten. So geht das nicht.“

„Wenn ich Ihren Ansprüchen nicht genüge, sollten Sie sich eine andere Sekretärin organisieren“, biete ich eifrig an. „Ich fühle mich dadurch nicht gedemütigt. Soll ich Ihnen einen Vorschlag machen? Nicole Ackermann könnte ich empfehlen oder Jana Berger. Ich habe überhaupt nichts dagegen, in meine Abteilung zurückzukehren. Natürlich ist es mir eine Ehre, dass Sie mich auserwählt haben, aber es ist auch in Ordnung, wenn Sie eine andere Assistentin vorziehen. Ich frage gleich mal nach.“

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Adrians Mundwinkel zucken und er versucht nur mit Mühe, ein Lachen zurückzuhalten.

„Sie tun gar nichts“, blafft er und ich bin mir jetzt sicher, dass er fast laut gelacht hätte. „Jedenfalls nichts, das damit zu tun hat, mir eine andere Assistentin zu suchen. Ich habe bereits eine Übergangs-Assistentin, und zwar Sie. Dabei wird es auch bleiben. Der Prospekt ist nicht so wichtig. Den können Sie mir morgen geben. Dafür werden Sie jetzt ein 120-seitiges Dokument Korrektur lesen, und das so schnell wie möglich. Es muss bis spätestens 16 Uhr verschickt werden.“

Ich nicke ergeben und schaue in seine bernsteinfarbenen Augen, die mich total flashen. Wie sie wohl aussehen, wenn er erregt ist? Schließt er sie dann? Verzieht er genießerisch sein Gesicht? Und warum habe ich überhaupt solche unzüchtigen Gedanken? Dabei fällt mir ein, dass ich nach Fiona Mertens googeln wollte. Aber jetzt habe ich erst mal eine Bitte an Adrian.

„Könnte ich das Telefon auf die Zentrale umstellen?“, frage ich. „Es klingelt alle zwei Minuten, und wenn ich jedes Mal drangehe, schaffe ich das Korrekturlesen niemals bis 16 Uhr.“

Adrian seufzt hörbar auf und verzieht missmutig sein Gesicht. Bittend schaue ich ihn an.

„Na gut, aber nur ausnahmsweise“, lässt er sich überreden. „Aber das soll nicht zur Gewohnheit werden.“

„Warum eigentlich nicht?“, kann ich mir nicht verbeißen. „Ist es nicht egal, ob ich diese Anrufer-Liste führe oder die Zentrale?“

Adrian schüttelt den Kopf.

„Nein, das geht nicht, dass die Anrufe für den Boss generell bei der Zentrale eingehen. Es muss ein vorgeschaltetes Sekretariat geben. Sie können die Anrufe umstellen, wenn Sie etwas Dringendes zu tun haben, aber nicht permanent. Das macht keinen guten Eindruck.“

Ich kann die Logik zwar nicht nachvollziehen, aber er ist der Boss.

„Okay“, sage ich friedfertig. „Vielen Dank, dass ich das Telefon wenigstens jetzt umstellen kann. Wo ist das Dokument, das ich Korrektur lesen soll?“

„Ich habe Ihnen den Link per E-Mail geschickt“, teilt Adrian mir mit. „Also, los geht’s.“

Mir fällt auf, dass das Telefon während des ganzen Gespräches mit ihm kein einziges Mal geklingelt hat. Seltsam.

Doch so seltsam ist das gar nicht, denn mit schlechtem Gewissen stelle ich fest, dass ich aus Versehen eine Taste gedrückt habe, die den Anrufern suggeriert, dass gerade besetzt ist. Es konnte niemand anrufen. Aber jetzt darf ich ganz offiziell alle Telefonate an die Zentrale weiterleiten. Ich informiere Bianca, die zusammen mit Doris und Diana die Telefonzentrale leitet und mache mich dann an das 120-seitige Dokument. Ich fürchte, dafür werde ich Stunden brauchen.

Tatsächlich dauert es bis in den frühen Nachmittag, bis ich mit dem Dokument fertig bin. Ich habe zahlreiche Fehler gefunden und sie verbessert. Da Adrian mich noch nicht kennt und demzufolge nicht weiß, ob ich die deutsche Sprache perfekt beherrsche, habe ich die Fehler in einem Modus markiert, in dem er sich alles noch einmal ansehen kann.

Er sagt kein Wort zu meiner Arbeit, sondern schickt die Mail wenige Minuten, nachdem ich sie ihm gemailt habe, an sämtliche Adressaten weiter.

Ich seufze auf, als ich an die Reaktionen meiner üblichen Vorgesetzten denke.

„Wow, du hast die reinsten Adler-Augen. Das hast du absolut super gemacht. Ich bin total zufrieden mit dir. Vielen Dank, Leonie. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde. Außerdem hast du das in Rekordzeit geschafft. Du bist wirklich die beste Korrekturleserin der Welt.“

Es bricht sich niemand einen ab, wenn er ein Lob ausspricht. Das kostet nichts und bedeutet so viel. Genau das ist es, was meinen Job normalerweise so toll macht. Meine Vorgesetzten sind nett zu mir und loben mich ständig, und meine Kolleginnen sind meine Freundinnen. Aber hier oben habe ich keinen netten Vorgesetzten und keine Kolleginnen.

„War das Korrekturlesen in Ordnung?“, wage ich zu fragen, als Adrian nach einer Weile in meinem Büro auftaucht. Er blickt mich abwesend an. Dann runzelt er die Stirn.

„Ich hoffe, dass es in Ordnung war“, sagt er kühl. „Selbstverständlich habe ich es nicht nachkontrolliert. Wenn ich 120 Seiten kontrollieren würde, könnte ich es auch gleich selbst korrigieren. Das macht keinen Sinn. Wie ich schon sagte, brauche ich eine Assistentin, die selbstständig arbeitet. Ich habe gehört, dass Sie eine hervorragende Korrekturleserin sind. Also gehe ich davon aus, dass das Dokument jetzt fehlerfrei ist.“

Davon kann er in der Tat ausgehen. Trotzdem finde ich, dass er ruhig mal danke sagen könnte. Aber wahrscheinlich denkt er sich, dass er mir schon genug zahlt und sich nicht noch dafür bedanken muss, wenn ich einfach nur meinen Job erledige. Damit hat er im Grunde auch recht. Aber ein bisschen Höflichkeit und Zuwendung machen den Job eben sehr viel schöner. Man arbeitet dann einfach lieber und sicher auch besser.

Inzwischen hat er sein Sakko ausgezogen und ich kann seine muskulösen Oberarme bewundern, die sich durch den dünnen Stoff seines Hemdes abzeichnen. Auch seine breiten Schultern und sein knackiger Hintern sind nicht zu verachten. Mir wird ganz schwummerig, aber das kann auch daran liegen, dass ich noch nicht zu Mittag gegessen habe.

„Sie können jetzt in die Pause gehen“, gesteht Adrian mir zu. „Wenn Sie wieder da sind, würde ich Sie bitten, sich meine eingegangenen E-Mails von gestern und heute anzusehen und zu schauen, was Sie davon bearbeiten können.“

Ich nicke, bringe aber keinen Ton heraus. Er hat sich halb auf meinen Schreibtisch gesetzt und ist mir plötzlich so nah, dass ich sein verführerisches Aftershave riechen kann. Fast kann ich seinen Atem spüren. Seine Hammer-Augen blicken mich so intensiv an, dass es anfängt, in meinem Magen zu kribbeln. Ich habe den Eindruck, wenn ich ein Streichholz anzünden würde, würde das ganze Gebäude in Flammen aufgehen. Knistert es nur bei mir wie verrückt oder spürt er das auch?

Er blickt mich immer noch so seltsam an und ich kriege kaum noch Luft. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn er anfangen würde, ganz langsam sein Hemd aufzuknöpfen. Dann würde ich über seine Brust streichen und danach etwas tiefer gehen. Er würde wohlig aufstöhnen und seinen Gürtel lockern. Die Beule in seiner schicken Anzughose wäre unübersehbar und ich würde sanft darüber streichen. Er würde bei meiner Berührung vor Lust aufstöhnen und sein Gesicht genießerisch verziehen. Dann würde ich seine Hose öffnen und sein harter Schwanz würde mir entgegen schnellen. Ich würde ihn reiben und Adrian würde noch lauter stöhnen.

„Ja, ich werde Ihren … äh … Ihre Emails bearbeiten“, sage ich gepresst und versuche, nicht auf seinen Schritt zu starren. Mir ist unerträglich heiß. Ich muss unbedingt hier raus.

Kapitel 5 - Leonie

Ich verständige mich kurz mit Sarah und Jule, die mir zu meiner Überraschung mitteilen, sie hätten noch keine Pause gemacht.

„Wir haben sehnlichst darauf gewartet, dass du dich meldest“, sagt Sarah. „Natürlich wollten wir unsere Pause zusammen mit dir machen. Wir platzen vor lauter Neugierde.“

Wenige Minuten später treffen wir uns im Foyer.

„Du muss uns alles erzählen“, sprudelt Jule los. „Wie ist er? Wie kommst du mit ihm klar? Sieht er immer noch so umwerfend aus? Ist er wirklich so ein Arsch mit Ohren?“

„Jetzt lasst uns erst mal zu Giorgio gehen“, wehre ich lachend ab. „Da erzähle ich euch dann alles.“

„Das kannst du schon jetzt“, mault Jule. „Du kannst sehr wohl gehen und gleichzeitig dabei sprechen. Das konntest du schließlich immer.“

„Ja, schon, aber ich will die Spannung noch etwas hochtreiben“, koste ich die Situation voll aus und halte mich bedeckt, bis wir bei unserem Stamm-Italiener eingetroffen sind. Jule und Sarah sind ganz hibbelig und können es gar nicht erwarten, dass ich endlich Details zum Besten gebe.

„Jetzt spann uns doch nicht so auf die Folter“, stöhnt Sarah und verdreht ihre Augen. „Du nutzt unsere Lage schamlos aus. Du weißt genau, dass alle scharf auf den Boss sind und nach pikanten Details gieren. Nun wirf uns endlich was zum Fressen vor.“

„Adrian ist schon schräg drauf“, berichte ich. „Ich muss ihm alle Leute vom Hals halten, sowohl persönlich als auch am Telefon. Ich soll ihn total abschirmen. Selbst wenn ich aufs Klo gehe, soll ich ihn per E-Mail darüber informieren und dann die Tür hinter mir abschließen, damit nicht plötzlich irgendjemand vor ihm steht. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“

Meine Kolleginnen schauen mich aus großen Augen an.

„Naja“, sagt Sarah zögerlich. „Ich kann das schon verstehen. Wenn jeder zu ihm reinrennen könnte und du jeden Anruf durchstellen würdest, würde er wahrscheinlich zu nichts mehr kommen. Es ist klar, dass jeder was von ihm will. Und das meiste ist wahrscheinlich nicht mal wichtig.“

„Das stimmt sicher“, bestätige ich. „Aber trotzdem ist es wahnsinnig nervig, wenn das Telefon dauernd klingelt. Die Leute rufen x-mal an, weil er sich nie sprechen lässt. Ich komme zu gar nichts.“

„Du kannst das Telefon auf uns umstellen“, bietet Jule an. „So viel haben wir nicht zu tun. Ich glaube, die Mädels in der Telefonzentrale rudern ziemlich und wären nicht begeistert, wenn sie diese Anrufe auch noch mit erledigen müssten. Aber wir machen das gerne für dich, nicht wahr, Sarah?“

Sarah nickt. „Klar, das kannst du jederzeit tun. Nun müsstest du uns vorher Bescheid sagen.“

„Ihr seid einfach zwei Schätze“, sage ich glücklich und werfe ihnen eine Kusshand zu. „Ich komme liebend gern auf euer Angebot zurück. Aber ständig darf ich das nicht machen, denn Adrian meinte, es wäre seltsam, wenn bei dem obersten Boss kein Sekretariat vorgeschaltet ist, das die Anrufe für ihn entgegen nimmt.“

„Das ist nachvollziehbar“, findet Sarah. „Das würde seltsam aussehen. Hattest du viel zu tun?“

„Ich musste 120 Seiten Korrektur lesen“, seufze ich. „Wenn es wenigstens ein erotischer Roman gewesen wäre … Aber nein, es war ein trockener Vertrag über eine Beteiligung an einer anderen Firma und somit total langweilig.“

„Das ist doch genau das Richtige für dich, denn du bist die beste Korrekturleserin der Firma“, lobt Jule mich. „Du findest wirklich jeden Fehler. Das hat sich herum gesprochen und ich wette, das war auch ein Grund, warum Adrian dich auserwählt hat. Aber nun zum interessantesten: Wie findest du ihn als Mann? Reizt er dich? Würdest du dich gern von ihm auf dem Schreibtisch vernaschen lassen?“

Gespannt blicken meine beiden Kolleginnen mich an und ich winde mich ein bisschen. Adrian ist schließlich nicht irgendein Typ, den ich in einem Club kennengelernt habe, sondern der oberste Boss.

„So, wie dein Gesicht glüht, ist die Antwort klar“, grinst Sarah. „Es hätte mich auch schwer gewundert, wenn es anders gewesen wäre.“

Wir lachen alle drei.

„Kurz bevor ich in die Pause gegangen bin, gab es tatsächlich einen etwas seltsamen Moment“, gestehe ich. „Adrian hat halb auf meinem Schreibtisch gesessen und mich ganz merkwürdig angeschaut. Er war mir körperlich ziemlich nah und ich konnte sein Aftershave riechen. Irgendwie hat es wie verrückt geprickelt, aber ich weiß nicht, ob das nur bei mir so war oder auch bei ihm.“

„Wenn man dieses Prickeln spürt, ist es meistens beidseitig“, sagt Jule und klatscht in die Hände. „Wie aufregend! Stell dir vor, du machst ihn an und er ist erregt, wenn er dich sieht. Warum sollte er dir denn sonst nahekommen? Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Ein Chef kommt seiner Sekretärin nicht nahe. Oder sind Yannick oder Konstantin uns schon mal zu nahe gekommen? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Normalerweise hält man immer einen gewissen Sicherheitsabstand ein. Wenn Adrian das nicht tut, muss es etwas zu bedeuten haben.“

„Meinst du das wirklich?“ Atemlos sehe ich Jule an. Dieser Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen. Dass ich Adrian attraktiv finde, ist kein Wunder, aber er mich? Na, ich weiß nicht. Er hat doch ganz andere Möglichkeiten.

Jule verdreht die Augen.

„Wann wirst du endlich begreifen, dass du verdammt hübsch bist?“, sagt sie mir nicht zum ersten Mal. „Bescheidenheit ist etwas Schönes, aber man sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Du kannst jeden Mann verrückt machen. Ich würde es mal austesten. Zieh dich aufreizend an und schau, wie das bei ihm ankommt.“

„Das kann ich nicht machen“, wehre ich erschrocken ab. „Er hat mich schon heute blöd angemacht, weil ich Jeans mit Löchern trage. Aber ich wusste schließlich nicht, dass ich heute beim Chef persönlich auflaufen würde. Ab morgen werde ich mich in ein spießiges Kostüm werfen.“

„Ein Kostüm muss nicht spießig sein. Du könntest eins mit einem tiefen Aufschnitt anziehen“, rät Sarah mir. „Jule hat recht: Ich würde ausprobieren, wie du auf ihn als Frau wirkst. Ich finde auch, dass es etwas zu bedeuten hat, wenn er dir körperlich so nah kommt. Das macht niemand, wenn er den anderen nicht attraktiv findet. Oder würdest du auf jemanden zugehen, den du zum Abgewöhnen findest?“

„Nein, würde ich nicht“, antworte ich. „Aber vielleicht hat er sich gar nichts dabei gedacht. Man muss nicht in jede Kleinigkeit etwas hinein interpretieren.“

„Ich würde demnächst auf solche Kleinigkeiten achten“, empfiehlt Sarah mir. „Und wenn sie sich häufen, weißt du Bescheid.“

„Glaubst du eigentlich, dass Desiree was mit ihm hat?“, fragt Jule und runzelt die Stirn. „Ich habe mich das schon immer gefragt.“

Ich zucke mit den Schultern.

„Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Es haben übrigens verschiedene Frauen für ihn angerufen, unter anderem eine Fiona Mertens. Ich wollte checken, wer sie ist.“

„Das werden wir gleich wissen.“

Sarah zückt ihr Handy und tippt den Namen ein.

„Völlig unspektakulär“, teilt sie mir mit. „Sie ist die Inhaberin eines großen Autohauses, in dem ein paar unserer Limousinen ausgestellt werden. Die Eröffnung findet nächste Woche statt.“

„Trotzdem könnte sie was mit ihm haben“, werfe ich ein und betrachte das Bild von Fiona. Sie ist eine sehr attraktive Frau mit langen, roten Haaren und würde perfekt zu unserem Boss passen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Adrian eine Liaison mit ihr hat.

„Eine feste Freundin hat Adrian nicht, oder?“, erkundige ich mich.