Breathless - Verheißungsvolle Sehnsucht - Maya Banks - E-Book

Breathless - Verheißungsvolle Sehnsucht E-Book

Maya Banks

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Beschreibung

Das fulminante Finale der fesselnden Breathless-Trilogie - erotisch, romantisch und provokant! Ash McIntyre hatte schon immer unkonventionelle Ansichten über Sex. Er ist dominant und bevorzugt unterwürfige Frauen - die er bislang stets mit seinem besten Freund Jace teilte. Doch seit Jace die Liebe seines Lebens gefunden hat, fühlt Ash sich als Außenseiter. Da trifft er auf die wunderschöne Josie, die ihn augenblicklich fasziniert. Sie ist alles, was Ash sich von einer Frau erträumt - doch kann er ihr das geben, was sie sich von ihm wünscht?

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Seitenzahl: 570

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MAYA BANKS

Breathless

Verheißungsvolle Sehnsucht

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Jana Kowalski

Über dieses Buch

»Ich habe so lange hierauf gewartet. Dich in meinem Bett zu haben, deinen Mund an meinem zu spüren. Dass du das Erste bist, was ich am Morgen koste. Das Warten auf dich hat mich fast in den Wahnsinn getrieben, Josie. Und jetzt gehörst du endlich mir. Ich werde dich nicht mehr loslassen.«

Ash McIntyre ist einer der einflussreichsten Männer des Landes. Er ist sexy, dominant, und er weiß, was er will – und wie er es bekommt. Doch seit seine besten Freunde Gabe und Jace glückliche Beziehungen führen, hat Ash das Gefühl, dass etwas in seinem Leben fehlt. Er ist rastlos. Belangloser Sex reizt ihn nicht mehr. Da trifft er auf die wunderschöne Josie Carlysle, die ihn augenblicklich fasziniert. Die junge Künstlerin weckt ein Verlangen in ihm, das ihm den Verstand zu rauben, ihn an den Rand seiner Vernunft zu treiben droht. Denn Josie ist nicht wie die anderen Frauen, die Ash kennt. Statt sich ihm bedingungslos hinzugeben, nimmt sie nur sehr zögerlich seine Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen an. Zu schmerzhaft sind ihre Erinnerungen an den letzten Mann, dem sie sich unterworfen hatte. Doch Ash akzeptiert kein Nein, nicht von Josie, die ihn auf eine Weise fesselt, wie er es noch nie zuvor erlebt hat. Er braucht sie mehr, als er jemals etwas in seinem Leben zuvor gebraucht hat. Und er beschließt, alles dafür zu tun, um die Geister ihrer Vergangenheit zu vertreiben …

Meiner »Familie« gewidmet –

nicht blutsverwandt,

doch im Herzen verbunden

1

Ash McIntyre stand auf einem der asphaltierten Wege im Bryant Park, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und atmete die laue Frühlingsluft ein. Der Wind ließ die wärmere Jahreszeit schon erahnen, auch wenn ihm noch ein Hauch von Winter anhaftete. Fast alle Parkbänke waren besetzt, ebenso wie die zahlreichen kleinen Tische, an denen Menschen Kaffee tranken, über Kopfhörer Musik hörten und auf ihren Laptops arbeiteten …

Es war ein herrlicher Tag, auch wenn Ash sich sonst eigentlich nie im Park aufhielt oder spazieren ging. Schon gar nicht während der Arbeitszeit, in der er normalerweise in seinem Büro am Telefon hing, E-Mails schrieb oder Geschäftsreisen plante. Er war einfach nicht der Typ dafür, von Rose zu Rose zu schlendern und daran schnuppern. Doch heute verspürte er eine ungewöhnliche Rastlosigkeit. In seinem Kopf kreisten die Gedanken unablässig umher, und so hatte er sich plötzlich, ohne es geplant zu haben, in diesem Park wiedergefunden. Mia und Gabe würden in wenigen Tagen heiraten, und sein Geschäftspartner steckte bis über beide Ohren in den Vorbereitungen, um seiner Auserwählten die ersehnte Traumhochzeit zu bereiten. Und Jace? Sein zweiter Geschäftspartner und Freund befand sich in einer sehr dauerhaften Beziehung mit seiner Verlobten Bethany. Seine beiden besten Freunde waren also anderweitig beschäftigt.

Wenn sie nicht gerade arbeiteten, waren sie mit ihren Frauen zusammen. Ash begegnete ihnen folglich nur noch im Büro und bei gelegentlichen gemeinsamen Treffen außerhalb der Geschäftszeit. Aber auch wenn sie sich immer noch sehr nahestanden und Gabe und Jace ihn in ihre veränderten Lebensumstände einbezogen, war es nicht mehr wie früher. So schön die Umstände für seine Freunde sein mochten – Ash hatte sich noch nicht so recht damit abgefunden, dass sich ihr Leben in den letzten acht Monaten gewandelt hatte. Die Veränderungen waren schon verrückt, auch wenn er selbst nicht unmittelbar betroffen war. Nicht dass er sich nicht für seine Freunde freute. Sie waren glücklich, und das machte ihn glücklich. Sie waren seine Familie, und zwar mehr als seine eigene, völlig bescheuerte Familie, der er so oft wie möglich aus dem Weg ging. Aber zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Freundschaft war er außen vor, auch wenn seine Freunde ihm in diesem Punkt sicher heftig widersprochen hätten. Gabe, Mia, Jace und Bethany würden nie bestätigen, dass er nicht mehr richtig dazugehörte, vor allem Gabe und Jace nicht. Sie waren seine Brüder, in jeglicher Hinsicht, und sogar mehr als das. Das Band zwischen ihnen war unzerstörbar. Aber die Beziehung hatte sich verändert. Er war jetzt tatsächlich außen vor. Er gehörte zwar immer noch dazu, aber nicht mehr im selben Maße wie früher.

Jahrelang hatten sie nach dem Motto Spiel mit dem Feuer, genieß das Leben gelebt. Aber Menschen veränderten sich nun mal, wenn sie eine Beziehung eingingen. Sie setzten andere Prioritäten. Ash wusste das. Und er konnte es nachvollziehen. Gabe und Jace wären in seinem Ansehen sogar gesunken, wenn sie ihre Frauen nicht als das Wichtigste in ihrem Leben betrachten würden. Doch dadurch gehörte Ash nicht mehr dazu. Er war das fünfte Rad am Wagen. Und diese Rolle gefiel ihm nicht.

Dazu kam noch der Umstand, dass er und Jace in der Zeit vor Bethany viele Frauen meist gemeinsam genossen hatten. Nicht selten waren sie mit derselben Frau ins Bett gegangen. Auch wenn es vielleicht bescheuert klang, dass Ash außerhalb einer Dreiecksbeziehung nichts mit sich anzufangen wusste … aber so war es.

Er war unruhig und gereizt. Ihm fehlte etwas, und er wusste nicht genau, was. Er verspürte keinerlei Sehnsucht nach dem, was Gabe und Jace hatten – oder vielleicht tat er das doch, wollte es aber nicht wahrhaben. Sicher war, dass er vollkommen neben sich stand, und das gefiel ihm überhaupt nicht.

Normalerweise war er zielstrebig. Wusste genau, was er wollte. Und hatte die Macht und die Mittel, es zu bekommen. Es gab mehr als genug Frauen, die bereit waren, Ash das zu geben, was er brauchte oder wollte. Aber was nutzte das, wenn er selbst überhaupt nicht wusste, was er gerade brauchte oder wollte?

Er ließ den Blick durch den Park schweifen und auf den vielen Kinderwagen ruhen, die von Müttern oder Kindermädchen über die Wege geschoben wurden. Er versuchte sich vorzustellen, selbst Kinder zu haben, und schauderte fast bei dem Gedanken. Er war jetzt achtunddreißig, fast schon neununddreißig. Ein Alter, in dem die meisten Männer bereits verheiratet waren und Kinder in die Welt gesetzt hatten, während er sich seit seinem zwanzigsten Lebensjahr mit seinen Partnern abgestrampelt und aus ihrer Firma das heute so erfolgreiche Unternehmen gemacht hatte. Und zwar ohne das Geld seiner Familie, ohne deren Beziehungen und vor allem ohne deren Hilfe.

Vielleicht war das der Grund dafür, dass seine Familie ihn so sehr hasste. Er hatte sie überflügelt und ihr damit im Grunde bedeutet zu verschwinden. Doch seine größte Sünde bestand darin, noch erfolgreicher zu sein als sie, und das auch noch ohne ihre Hilfe. Er besaß sogar noch mehr Macht und Geld als der alte Herr,sein Großvater. Was hatte der Rest seiner Familie eigentlich je anderes getan, als von dessen Geld zu leben? Sein Großvater hatte das erfolgreiche Unternehmen verkauft, als Ash noch ein Kind gewesen war. Kein Mitglied seiner Familie hatte je auch nur einen einzigen Tag im Leben gearbeitet. Ash schüttelte den Kopf. Verdammte Blutsauger! Alle miteinander! Er brauchte sie nicht. Und er war sich auch vollkommen sicher, dass er sie nicht wollte. Jetzt, wo er sie alle – auch seinen Großvater – überflügelt hatte, war es für ihn außerhalb jeglicher Diskussion, sie jemals wieder in sein Leben zu lassen; sie würden kein einziges Stück von dem Kuchen bekommen, den er kreiert hatte. Ash wandte sich abrupt um. Er hatte schließlich noch einen Haufen Dinge zu erledigen, zu denen sicher nicht gehörte, in einem dämlichen Park herumzustehen und sich irgendwelchen Überlegungen hinzugeben, die doch fast den Eindruck erweckten, er bräuchte einen Seelenklempner. Er würde sich endlich am Riemen reißen und anfangen müssen, sich auf das zu konzentrieren, was sich nicht geändert hatte. Auf das Unternehmen. Die Projekte von HCM Global Resorts befanden sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Der Deal mit dem Pariser Hotel war endlich unter Dach und Fach, nachdem sie in aller Eile Ersatz für einige Investoren hatten finden können, die abgesprungen waren. Alles lief glatt und reibungslos. Er durfte die Dinge jetzt nur nicht schleifen lassen, gerade auch weil Gabe und Jace sich ihrer Arbeit im Moment nicht im gleichen Maße wie früher widmen konnten. Ash war der Einzige, der nicht durch persönliche Belange abgelenkt war, und deshalb musste er jetzt mehr tun, um seinen Freunden etwas von ihrer Arbeit abzunehmen, damit sie das Leben außerhalb der Firma genießen konnten.

Als er gerade mit langen Schritten in die Richtung zurückgehen wollte, aus der er gekommen war, erblickte er an einem der Tische plötzlich, allein und etwas abseits von den anderen, eine junge Frau. Er verharrte mitten in der Bewegung und musterte sie genauer. Das lange, blonde Haar wehte leicht im Wind und gab den Blick auf ein verblüffend schönes Gesicht mit atemberaubenden Augen frei, das war sogar aus dieser Entfernung zu erkennen.

Sie trug einen flippigen, langen Rock, der sich mit dem Wind bewegte und immer wieder eines ihrer langen Beine enthüllte. Ihre Füße mit den hellrosa lackierten Zehen steckten in leuchtend bunten Flip-Flops, und ein Zehenring funkelte, als sie den Fuß bewegte, um ihre Sitzposition zu ändern. Die Sonne fiel auf ein silbernes Knöchelkettchen, das einmal mehr seinen Blick auf ihr schlankes Bein lenkte.

Sie arbeitete konzentriert und mit zusammengezogenen Augenbrauen an einer Zeichnung, ihr Bleistift flog förmlich über das Blatt. Neben ihr stand eine große Tasche, aus der zahlreiche lange Papierrollen ragten.

Doch was seine Aufmerksamkeit schließlich fesselte, war der Reif um ihren Hals … Eng umschloss der Choker ihre Kehle, lag genau über ihrer zarten Halsbeuge. Er passte nicht zu ihr. Das fiel ihm sofort auf. Er spiegelte in keiner Weise ihre Persönlichkeit wider.

Der Reif war mit Diamanten besetzt, kein Modeschmuck und offensichtlich teuer, aber er harmonierte nicht mit ihrer sonstigen Aufmachung. Er wirkte protzig und auffallend deplatziert. Ashs Neugier war geweckt, denn der Anblick eines solchen Schmuckstücks am Hals einer Frau beinhaltete für ihn etwas vollkommen anderes als für die meisten anderen Menschen. Er musste herausfinden, ob es sich tatsächlich um ein Halsband handelte oder ob der Reif nur eine vollkommen normale, von ihr selbst gewählte Zierde war. Wenn seine Vermutung stimmte und das dort ein Halsband war, hatte der Mann, der es für sie ausgesucht hatte, eine erbärmliche Wahl getroffen. Der Kerl kannte sie offensichtlich nicht, oder vielleicht war es ihm auch egal, ob so ein wichtiges Requisit zu der Frau passte, die er sein Eigen nannte. Wie war es möglich, dass ein Mann, der mit ihr schlief, das nicht bemerkte, wenn es selbst Ash schon nach einer kurzen Musterung auffiel? Vielleicht spiegelte das Halsband ja auch ihre Dominanz wider, was allerdings arrogant und töricht wäre. Ein Halsband sollte eigentlich die Fürsorge des Doms für seine Sub widerspiegeln, sollte zeigen, wie nah er ihr war, und zu der Frau passen, die es trug.

Meine Güte, was stellte er hier für Vermutungen an! Vielleicht handelte es sich auch einfach um eine Zierde, die sie sich selbst ausgesucht hatte. Aber für einen Mann wie Ash war so ein Schmuckstück mehr als nur ein Accessoire.

Er hatte sie schon eine ganze Weile angestarrt, da hob sie plötzlich den Kopf, als hätte sie seinen Blick gespürt. Sie riss sofort die Augen auf, in denen er meinte, so etwas wie Panik zu erkennen. Eilig schlug sie ihr Skizzenbuch zu und schob es noch im Aufstehen in ihre große Tasche. Ihm ging auf, dass sie gehen wollte, und er setzte sich sofort, ohne nachzudenken, in Bewegung. Adrenalin strömte durch seine Adern. Er war auf der Jagd. Die Beute war in greifbarer Nähe. Sie forderte ihn heraus. Sein Interesse war geweckt. Er wollte wissen, wer diese Frau war und was es mit dem Halsband auf sich hatte. Noch während er mit langen Schritten auf sie zuging, realisierte er die Tragweite seines Tuns. Wenn das Halsband das repräsentierte, was er vermutete, dann drang er in das Revier eines anderen Mannes ein. Und, schlimmer noch: Es war ihm egal.

Das Verbot, sich an die Sub eines anderen Doms heranzumachen, war ein ungeschriebenes Gesetz, aber Ash hatte sich noch nie groß um Regeln gekümmert. Zumindest nicht um solche, die er nicht selbst aufgestellt hatte. Und diese Frau war schön. Faszinierend. Und vielleicht genau das, wonach er suchte. Das allerdings würde er nur herausfinden, wenn sie ihm jetzt nicht entwischte. Als er sie fast erreicht hatte, wirbelte sie plötzlich herum und prallte mit der Tasche in der Hand mit ihm zusammen. Hoppla, er war ihr eindeutig zu nahe getreten, und er konnte von Glück sagen, wenn sie nicht den ganzen Park zusammenschrie. Man hätte ihn leicht für einen Stalker in Aktion halten können.

Er hörte, wie sie zischend Luft holte, während sie einen Schritt zurückwich und dabei mit der Tasche gegen den Stuhl stieß, auf dem sie eben noch gesessen hatte. Der Beutel schwankte, ihre Finger glitten ab, und der gesamte Inhalt – Stifte, Pinsel und Papiere – verstreute sich großflächig.

»Verdammt!«, stieß sie leise hervor.

Sie bückte sich und griff nach den Papieren, während er einem Blatt hinterherjagte, das vom Wind erfasst und ein paar Schritte weit weggeweht worden war.

»Ich sammle schon alles wieder ein«, rief sie. »Bitte, machen Sie sich keine Umstände.«

Er fing die Zeichnung und drehte sich damit zu ihr um.

»Es macht keine Umstände. Es tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe.«

Sie stieß ein zittriges Lachen aus und streckte die Hand nach dem Blatt aus. »Ja, das haben Sie wirklich.«

Er senkte den Blick auf die Zeichnung und blinzelte überrascht, als er sich selbst darauf erkannte.

»Was ist denn das?«, murmelte er, ohne ihren hastigen Griff nach der Zeichnung zu beachten.

»Bitte, geben Sie mir das Blatt«, sagte sie leise drängend.

Sie klang verängstigt, als fürchtete sie, er könnte gleich explodieren, doch er war mehr mit dem schmalen Streifen Haut beschäftigt, das ihr kurzes Oberteil freigegeben hatte, als sie den Arm nach dem Blatt ausstreckte. Für einen Moment hatte ein farbenfrohes Tattoo aufgeleuchtet, das genauso ansteckend lebendig wirkte wie sie selbst. Es war etwas Blumenartiges gewesen, etwas im Stile einer Ranke, etwas, das sich höchstwahrscheinlich noch viel weiter über ihren Körper zog. Wahrscheinlich nach oben und nach unten. Er wünschte sich sehnlichst, noch mehr davon zu Gesicht zu bekommen, aber sie ließ den Arm fallen, und der Saum des Oberteils schloss wieder mit dem Bündchen des wallenden Rockes und verwehrte ihm einen weiteren Blick.

»Warum haben Sie mich gezeichnet?«, fragte er neugierig.

Ihre Wangen nahmen einen rosigen Farbton an. Ihre Haut war sehr hell und noch kaum von der Sonne gebräunt, doch mit dem blonden Haar und den herrlichen, strahlend blauen Augen war das wunderschön. Sie war wunderschön. Und offensichtlich sehr talentiert.

Sie hatte ihn perfekt getroffen. Er erkannte sich mühelos in der Bleistiftzeichnung wieder. Die nachdenkliche Miene, der distanzierte Ausdruck in seinem Blick. Sie hatte ihn in dem Moment eingefangen, als er mit den Händen in den Hosentaschen einfach nur dagestanden hatte. In jenem Moment der Selbstreflexion, die jetzt in der Zeichnung ganz deutlich zu erkennen war. Er fühlte sich verletzlich und fand das unangenehm, weil eine vollkommen fremde Person in der Lage gewesen war, seine Stimmung in nur wenigen Augenblicken zu erfassen. Weil sie ihn in diesem verletzlichen Moment gesehen und etwas erkannt hatte, das er vor dem Rest der Welt verbarg.

»Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht«, verteidigte sie sich. »Ich zeichne viele Menschen. Oder Sachen. Alles, was meine Aufmerksamkeit erregt.«

Er lächelte, ohne den Blick von ihr zu wenden. Ihre Augen waren so ausdrucksvoll, es waren Augen, die einen Mann dazu verlocken konnten, in sie eintauchen zu wollen. Und dieser verdammte Choker starrte ihn die ganze Zeit über höhnisch an.

»Dann habe ich also Ihre Aufmerksamkeit erregt.«

Sie wurde wieder rot. Es war ein schuldbewusstes Erröten, aber auch ein sehr aufschlussreiches. Sie hatte ihn genauso eingehend gemustert wie er sie. Vielleicht etwas diskreter, aber diskretes Feingefühl hatte nie zu seinen Stärken gehört.

»Sie wirkten irgendwie fehl am Platz«, sprudelte es aus ihr heraus. »Sie haben sehr ausgeprägte Gesichtszüge. Es juckte mich in den Fingern, die aufs Papier zu bringen. Sie haben ein interessantes Gesicht, und es war offensichtlich, dass Ihnen viel durch den Kopf ging. Ich finde, Menschen sind viel weniger verschlossen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Hätten Sie eine bestimmte Pose eingenommen, wäre bei der Zeichnung etwas ganz anderes herausgekommen.«

»Sie ist sehr gut«, sagte er langsam, während er den Blick noch einmal auf die Zeichnung richtete. »Sie haben viel Talent.«

»Kann ich sie jetzt zurückhaben?«, fragte sie. »Ich bin spät dran.«

Er schaute wieder auf und sah sie fragend an. »Sie schienen es aber gar nicht eilig zu haben, bis Sie merkten, dass ich auf Sie zukam.«

»Das ist jetzt mehrere Minuten her, und da war ich noch nicht spät dran. Jetzt aber schon.«

»Wofür sind Sie zu spät dran?«

Sie sah ihn verwirrt an, dann blitzte Ärger in ihren Augen auf. »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«

»Ash«, sagte er, als sie verstummte. »Ich heiße Ash.«

Sie nickte, ohne jedoch seinen Namen zu wiederholen. Und da merkte er, dass er alles darum gegeben hätte, seinen Namen aus ihrem Mund zu hören.

Er streckte die Hand aus und strich mit den Fingern über ihr Halsband. »Hat es etwas mit dem hier zu tun, weshalb Sie spät dran sind?«

Sie wich einen Schritt zurück und sah ihn noch verwirrter an.

»Wartet Ihr Dom auf Sie?«

Sie riss die Augen auf, und ihre Finger wanderten unwillkürlich zu der Stelle, die er eben noch berührt hatte.

»Wie heißen Sie?«, fragte er, als sie weiter schwieg. »Ich habe Ihnen meinen Namen gesagt. Es gehört sich eigentlich, diese Geste der Höflichkeit zu erwidern.«

»Josie«, sagte sie, und ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Josie Carlysle.«

»Und wem gehören Sie, Josie?«

Sie zog die Augenbrauen zusammen, umklammerte ihre Tasche und schob die restlichen Stifte hinein. »Ich gehöre niemandem.«

»Dann habe ich die Bedeutung des Halsbandes, das Sie tragen, vermutlich missverstanden, oder?«

Sie strich wieder über den Choker, und er konnte sich nur mit Mühe beherrschen, ihn ihr nicht abzunehmen. Er passte nicht zu ihr. So ein Halsband musste sorgfältig für die jeweilige Sub ausgewählt werden. Es musste zu ihrer Persönlichkeit passen. Ein Stück, das ausschließlich für sie angefertigt wurde. Und nicht für irgendeine beliebige Frau.

»Sie haben es nicht missverstanden«, erwiderte sie heiser, was ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Sie konnte einen Mann allein mit ihrer Stimme innerhalb von Sekunden verführen. »Aber trotzdem gehöre ich niemandem, Ash.« Da war er. Sein Name aus ihrem Mund. Er drang tief in ihn und erfüllte ihn mit einer unerklärlichen Befriedigung. Er wollte ihn wieder hören. Während er ihr Lust bereitete. Während er sie mit seinen Händen und seinem Mund verwöhnte und ihr damit leise, zufriedene Seufzer entlockte.

Er zog eine Augenbraue hoch. »Dann sind Sie also diejenige, die die Bedeutung dieses Halsbandes missversteht?«

Sie lachte. »Nein, aber er besitzt mich nicht. Niemand besitzt mich. Das Halsband war ein Geschenk. Ein Geschenk, das zu tragen ich mich entschieden habe. Mehr nicht.« Er beugte sich vor, und dieses Mal wich sie nicht zurück. Ihr Blick ruhte neugierig und auch ein wenig erwartungsvoll auf ihm. Auch sie schien sie zu spüren, diese fast schon magische Anziehungskraft zwischen ihnen. Sie hätte schon blind sein oder die Augen vor der Wahrheit verschließen müssen, um sie nicht zu spüren.

»Wenn Sie mein Halsband tragen würden, wüssten Sie ganz genau, dass Sie mir gehören«, knurrte er. »Sie würden nicht einen Moment lang bedauern, sich mir ganz und gar hingegeben zu haben. Wären Sie in meiner Obhut, würden Sie mir ganz sicher gehören. Daran gäbe es überhaupt keinen Zweifel. Sie würden auf die Frage nach Ihrem Dom nicht zögern, und Sie würden auch nicht behaupten, dass das Halsband ein Geschenk sei … nichts weiter als ein Schmuckstück, das gedankenlos aus einer Laune heraus gewählt worden ist. Das Halsband würde etwas bedeuten, Josie. Es würde verdammt noch mal alles bedeuten, und das wissen Sie ganz genau.«

Sie sah ihn erstaunt an und lachte dann. Ihre Augen funkelten. »Dann ist es ja ganz schön dumm, dass ich Ihnen nicht gehöre.«

Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und hastete mit der Tasche über der Schulter davon, während er einfach nur dastand, mit der Zeichnung in der Hand, die sie von ihm gemacht hatte.

Er sah ihr nach, beobachtete das Haar, das über ihren Rücken herunterhing und leicht im Wind wehte, ließ seinen Blick zu den Flip-Flops und dem Knöchelkettchen wandern, das bei jeder Bewegung leise rasselte, bevor er sich wieder in die Zeichnung vertiefte.

»Wirklich zu dumm«, murmelte er.

2

Ash saß bei geschlossener Tür in seinem Büro und brütete über einem Bericht. Was da vor ihm lag, waren keine Geschäftsunterlagen. Es war keine Finanzübersicht. Keine E-Mail, auf die er hätte antworten müssen. Es war ein Dokument, das sich mit Josie Carlysle beschäftigte.

Er hatte nicht lange gezögert und einen Gefallen bei der gleichen Agentur eingefordert, die er schon mit der Überprüfung von Bethany beauftragt hatte, was Jace damals sehr verärgert hatte. Die Agentur war gut, aber noch wichtiger: Sie war schnell. Er hatte Josie seit der Begegnung im Park nicht vergessen können. Ebenso wenig war er in der Lage gewesen, die fast schon an Besessenheit grenzende Fixierung auf sie abzuschütteln. Er wusste noch nicht einmal genau, wie er dieses Gefühl benennen sollte, erkannte aber, dass er sich fast genau wie Jace verhielt, als dieser Bethany kennengelernt hatte. Damals hatte er nicht gezögert, seinen Freund auf dessen törichtes Verhalten und seine Unbesonnenheit hinzuweisen. Was würde Jace wohl von ihm denken, wenn er wüsste, dass Ash Josie im Grunde schon ausspionierte? Sein Freund würde denken, dass er den Verstand verloren hatte. Genau wie Jace selbst damals – und heute – wegen Bethany.

Laut dem Bericht vor ihm war Josie achtundzwanzig und hatte ein Kunststudium absolviert. Sie lebte in einer Atelierwohnung im Souterrain eines Stadthauses auf der Upper East Side. Der Mietvertrag lief auf ihren Namen. Nicht auf den eines Mannes. Im Grunde lieferte der Bericht nur wenige Hinweise auf einen Mann, die sich zudem darauf beschränkten, dass er sie in unregelmäßigen Abständen abholte. Der Bericht umfasste lediglich eine Zeitspanne von wenigen Tagen, da Ash die Informationen sofort nach dem ersten Treffen mit Josie angefordert hatte und dieses noch nicht länger zurücklag.

Ihre Zeit verbrachte sie größtenteils in dem Park, wo sie malte oder zeichnete. Einige ihrer Arbeiten waren in einer kleinen Kunstgalerie auf der Madison ausgestellt, doch keine davon war verkauft worden. Zumindest nicht, seitdem Ash jemanden mit der Beschattung beauftragt hatte. Sie entwarf außerdem ausgefallenen Schmuck und unterhielt eine Website sowie einen Onlineshop, über den sie die von ihr angefertigten Stücke verkaufte.

Allem Anschein nach war sie ein freier Geist. Ohne geregelte Arbeitszeit. Überhaupt ohne geregeltes Leben. Sie kam und ging offenbar, wie es ihr gefiel. Sie war vermutlich eine Einzelgängerin, so viel konnte man selbst nach dieser kurzen Zeitspanne der Beobachtung wohl folgern. Sie war bisher nur mit dem Mann gesehen worden, von dem Ash annahm, dass er ihr Dom war.

Doch das ergab für ihn keinen Sinn. Wenn Josie diesem Mann gehörte, würde er ganz bestimmt mehr Zeit mit ihr verbringen, außerdem wäre sie nicht so viel allein. Der Typ schien zwar scharf auf Josie zu sein, doch die Beziehung wurde entweder von ihm oder von ihr nicht ernst genommen.

War das Ganze nur ein Spiel?

Ash hatte zwar nichts dagegen, wenn Leute das taten, worauf sie gerade Lust hatten, aber Unterwerfung war für ihn kein Spiel. Unterwerfung war alles. Er hatte keine Zeit dafür, und diese Art von Spielchen nervten ihn einfach. Wenn eine Frau sich nicht voll und ganz darauf einließ, war er weg. Wenn sie Sexspielchen wollte, bei denen sie so tat, als wäre sie eine Sub – inklusive niedlichen Rollenspielen und Zerren an seiner Kette, um »bestraft« zu werden –, dann gab er ihr ganz schnell den Laufpass.

Allerdings hatte er die meisten Frauen, mit denen er geschlafen hatte, mit Jace geteilt. Es hatte klare Regeln gegeben, und die Frauen hatten von Anfang an Bescheid gewusst. Aber Bethany hatte das über den Haufen geworfen, hatte alle Regeln gebrochen. Jace hatte nicht mehr teilen wollen, und Ash hatte es schließlich verstanden. Zwar nicht sofort, aber jetzt war es ihm klar. Was aber nicht bedeutete, dass er diese Verbindung mit seinem besten Freund nicht vermisste.

Andererseits hatte jetzt, da Jace nicht mehr dabei war, Ash allein das Sagen. Er musste sich keine Gedanken mehr darüber machen, seinem besten Freund nicht ins Gehege zu kommen, ihn nicht zu verärgern oder andere als seine eigenen Regeln zu befolgen.

Das gefiel ihm. Das gefiel ihm sehr. Ihm war immer klar gewesen, dass viele ihn falsch einschätzten. Im Vergleich zu Gabe und Jace hielt man Ash immer für locker und unbeschwert, für den Das-ist-mir-scheißegal-Typen. Ein Cooler, der vielleicht sogar leicht herumzukriegen war. Nichts davon stimmte. Von den dreien war er derjenige mit den heftigsten Gefühlsregungen, da war er sich sicher. Er hatte sich immer zurückgehalten, wenn er und Jace mit derselben Frau zusammen waren, weil er wusste, dass er viel weiter gehen würde, als sein Freund je zu gehen bereit sein würde. Deshalb hatte er sich an Jace’ Regeln orientiert und diese Seite seiner Persönlichkeit unter Verschluss gehalten … den Teil seiner Persönlichkeit, der sonst die Kontrolle an sich reißen würde. Und, nun ja, es hatte eigentlich auch nie eine Frau gegeben, die ihn in Versuchung geführt hätte, diese Seite ganz auszuleben.

Bis jetzt.

Und das war dumm. Er kannte Josie doch überhaupt nicht. Er wusste zwar über sie Bescheid, das schon, der Bericht ging sehr ins Detail. Aber er kannte sie nicht. Er wusste nicht, ob ihr überhaupt gefiel, was Ash ihr gäbe. Was er nähme.

Und darum ging es. Um das, was er sich nähme. Denn er würde sich viel nehmen. Er würde auch viel geben, aber seine Forderungen würden selbst jemandem, der mit seinem Lebensstil vertraut war, gewaltig erscheinen.

Er senkte den Blick wieder auf den Bericht und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Er hatte bereits einen Mann auf sie angesetzt. Die Vorstellung, dass sie so viel allein war, störte ihn. Es war für ihn eigentlich vollkommen in Ordnung, wenn eine Frau in der Stadt machte, was sie wollte. Aber bei Josie störte es ihn. Sehr. Hatte ihr vermeintlicher Dom überhaupt eine Ahnung davon, wo sie tagsüber war? Beschützte er sie? Oder gab er sich nur dann mit ihr ab, wenn er jemanden fürs Bett brauchte?

Ein leises Knurren stieg in ihm auf, das er eilig unterdrückte. Er würde sich endlich beruhigen und die Sache regeln müssen. Diese Frau bedeutete ihm nichts. Aber kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, wusste er, dass er sich belog. Sie bedeutete ihm durchaus etwas. Er wusste nur noch nicht was.

Sein Handy klingelte, und er runzelte die Stirn, als er den Namen des Anrufers auf dem Display sah: Es war der Mann, der Josie beschattete.

»Ash«, meldete er sich kurz angebunden.

»Mr McIntyre. Ich bin’s, Johnny. Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, was ich gerade gesehen habe. Nach allem, was Sie mir erzählt haben, wollen Sie vermutlich wissen, was hier gerade passiert ist.«

Ash setzte sich alarmiert auf. »Was ist los? Ist sie verletzt?«

»Nein, Sir. Sie war nur gerade bei einem Pfandleihhaus. Sie hat irgendwelchen Schmuck verkauft, ich war im Laden und habe das Gespräch mit dem Pfandleiher belauscht. Sie sagte, sie bräuchte Bargeld, um ihre Miete zu bezahlen. Er fragte, ob sie den Schmuck verkaufen oder beleihen wollte, und sie antwortete, verkaufen, weil sie Zweifel daran hatte, ihn je wieder auslösen zu können … dafür müsste sich schon irgendetwas grundlegend ändern. Sie sagte nicht, was für eine Veränderung das sein würde, aber ich dachte mir, Sie wüssten vielleicht gerne, was sie treibt.«

Wut stieg in ihm auf. Was zum Teufel sollte das denn? Warum verkaufte Josie ihren Schmuck an einen Pfandleiher? Warum gab ihr verdammter Dom ihr kein Geld, wenn sie welches brauchte? Warum beschützte er sie nicht besser? Würde sie ihm gehören, müsste sie nie im Leben einen Fuß in ein schäbiges Pfandleihhaus setzen.

»Kaufen Sie den Schmuck«, stieß Ash hervor. »Jedes einzelne Stück. Egal, was er kostet. Und dann bringen Sie ihn her.«

»Ja, Sir«, sagte Johnny.

Ash beendete das Gespräch und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Gedanken rasten in seinem Kopf. Mit dem Handy am Ohr sprang er auf und befahl seinem Fahrer, sich vor dem Gebäude für ihn bereitzuhalten.

Im Flur wäre er fast mit Gabe zusammengestoßen.

»Ash, hast du eine Sekunde Zeit?«, rief Gabe, als Ash ohne anzuhalten weiterging.

»Jetzt nicht«, stieß Ash hervor. »Hab was zu erledigen. Ich komme später zu dir, okay?«

»Ash?«

Ash blieb stehen. Er brodelte innerlich vor Ungeduld, als er sich zu seinem Freund umdrehte. Gabe musterte ihn eingehend mit sorgenvollem Blick.

»Alles in Ordnung?«

Ash nickte. »Ja, alles gut. Du, ich muss los. Ich melde mich später bei dir.«

Gabe nickte, aber Ash las den Zweifel in seinem Blick. Er würde Gabe auf keinen Fall erzählen, was ihn so sehr beschäftigte. Gabe hatte schon genug mit seiner Hochzeit zu tun. Verdammt … die war ja schon morgen! Wahrscheinlich wollte Gabe sich in aller Ausführlichkeit mit ihm über die Hochzeit und die Zeremonie unterhalten.

Ash blieb am anderen Ende des Ganges stehen und drehte sich noch einmal zu seinem Freund um.

»Läuft bei den Hochzeitsvorbereitungen alles glatt? Geht’s Mia gut? Brauchst du irgendwas?«

Gabe blieb an seiner Bürotür stehen und lächelte. »Alles in Ordnung. Oder zumindest wird alles in Ordnung sein, wenn ich diese verdammte Zeremonie endlich hinter mir habe und sie mir gehört. Steht die Verabredung für heute Abend noch? Jace ist wild entschlossen, einen Junggesellenabschied für mich zu schmeißen, was Mia gar nicht freut. Bethany ist wahrscheinlich auch nicht froh darüber. Aber er schwört, dass wir nur im Rick’s was trinken und nichts tun werden, was eine der Frauen verärgern wird.«

Verdammt. Das hatte Ash vollkommen vergessen. Er war gedanklich so mit Josie beschäftigt gewesen, dass er die Hochzeit und den Abend mit Gabe und Jace völlig verdrängt hatte.

»Klar, ich komme. Acht Uhr? Mit dir und Jace im Rick’s.«

Gabe nickte. »Okay, bis dann. Ich hoffe, dass sich alles klärt.«

Ash ignorierte Gabes bohrende Frage und drehte sich zum Fahrstuhl um. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, wenn er die Galerie noch vor Geschäftsschluss erreichen wollte.

Ash betrat die kleine Kunstgalerie und schaute sich kurz um. Es war offensichtlich, dass es sich um einen unbedeutenden Kunsthandel drehte, bei dem nicht gerade die bekanntesten Künstler ausstellten. Der Eigentümer verhandelte wahrscheinlich mit freien Künstlern. Die erst noch entdeckt werden mussten. Die ausstellten, weil sie hofften, entdeckt zu werden.

Sein Blick fiel sofort auf ein Bild an der Wand. Er musste nicht erst nachschauen, um zu erkennen, dass es eines von Josies Werken war. Es war genau wie sie. Hell. Lebhaft. Sorglos. Er konnte sie beim Betrachten des Bildes förmlich spüren. Er sah sie, erinnerte sich daran, wie sie roch und wie sie gelächelt hatte … an diese strahlend blauen Augen, in denen er zu ertrinken meinte. Ja, dieses Bild war eindeutig von ihr, Irrtum ausgeschlossen.

»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«

Ash wandte sich um und fand sich einem älteren Herrn gegenüber, der ihn anlächelte. Er trug einen leicht abgewetzten Anzug und ausgetretene Schuhe. Seine Brille lenkte den Blick auf die Falten auf der Stirn und um die Augen.

»Josie Carlysle«, erklärte Ash schroff. »Stellen Sie ihre Arbeiten hier aus?«

Der Mann wirkte überrascht, doch dann lächelte er wieder und deutete auf die Wand. »Ja, das tue ich. Sie ist gut. Aber nicht fokussiert genug. Ich glaube, deshalb ist sie auch nicht erfolgreich. Ihr Spektrum ist zu breit gefächert, und sie hat noch keinen eigenen Stil entwickelt. Zumindest keinen, den man wiedererkennt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Nein, das tue ich nicht«, erwiderte Ash ungeduldig. »Der Stil gefällt mir. Ich mag ihre Arbeiten. Ist das Bild an der Wand dort das Einzige, das Sie von ihr haben?« Der Mann blickte ihn überrascht an. »Nein. Keineswegs. Ich habe mehrere Bilder von ihr, aber ich muss den Platz für die Bilder nutzen, die sich verkaufen, und von ihren Sachen habe ich bisher leider nur ein oder zwei verkauft. Ich stelle jetzt weniger von ihr aus, weil ihre Bilder nicht gut laufen.«

»Ich will alle haben.«

Dem Mann stand seine Überraschung immer noch deutlich ins Gesicht geschrieben, aber er eilte sofort zur Wand, um das Bild herunterzunehmen. Es war gerahmt, wenn auch nicht besonders sorgfältig, und Ash würde diesen Rahmen gegen einen tauschen, der ihrem Talent angemessen war. Aber zuerst würde er all ihre Arbeiten aufkaufen und den Händler wissen lassen, dass alles, was Josie ihm brachte, fortan ihm gehörte.

Nach einigen Minuten hatte der Mann alle Bilder abgehängt. Auf dem Weg zum Verkaufstisch vorn in der Galerie zögerte er plötzlich, bevor er sich mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht umwandte.

»Ich habe noch eins. Hinten, sie hat es mir erst vor zwei Tagen gebracht. Ich hatte keinen Platz, um es aufzuhängen, habe es aber nicht über mich gebracht, es abzulehnen. Obwohl ich ihr schon gesagt hatte, dass ich erst wieder welche nehmen würde, wenn ich etwas verkauft habe.«

»Das nehme ich auch mit«, erklärte Ash kurz angebunden.

»Unbesehen?«

Ash nickte. »Wenn sie es gemalt hat, will ich es haben. Ich will jedes ihrer Bilder, das Sie haben.« Die Miene des Mannes leuchtete auf. »Okay. Gut. Sie wird begeistert sein! Ich kann es kaum erwarten, ihr das zu erzählen.«

Ash hob eine Hand.

»Erzählen Sie ihr, was Sie wollen, aber verraten Sie ihr weder meinen Namen noch irgendwelche Informationen über mich. Ich will vollkommen anonym bleiben, sonst platzt unser Deal. Verstanden? Außerdem werde ich Ihnen meine Karte hierlassen. Wenn sie Ihnen wieder etwas bringt, rufen Sie mich an. Ich will alles, was sie Ihnen bringt. Ich bezahle Ihnen heute für jedes ihrer Bilder hier das Doppelte, und Sie sorgen dafür, dass sie ihren Anteil bekommt. Und falls Sie ihr etwas vorenthalten, werde ich das herausfinden, also denken Sie nicht einmal daran. Der Aufschlag gibt mir das Vorkaufsrecht für alles, was sie Ihnen bringt – und ich werde alles von ihr kaufen –, deshalb ist es in Ihrem eigenen Interesse, nichts von dem zurückzuweisen, was sie hierherschleppt.«

»Na-natürlich«, stieß der Mann stammelnd hervor. »Ich werde alles so machen, wie Sie es wünschen. Sie wird nur erfahren, dass jemand Gefallen an ihren Arbeiten gefunden und alles gekauft hat, was hier war. Sie wird begeistert sein. Und dann werde ich ihr natürlich noch sagen, dass sie mir jederzeit alles bringen kann, was sie hat.«

Ash nickte. »Schön. Dann haben wir einander verstanden.«

»Vollkommen. Lassen Sie mich nur schnell das Bild von hinten holen. Möchten Sie die Werke gleich heute mitnehmen, oder soll ich sie Ihnen liefern?«

»Ich nehme das eine da mit«, murmelte Ash und zeigte auf das Bild, das ihm als Erstes ins Auge gefallen war. »Die anderen können Sie mir in mein Apartment bringen lassen.«

Der Mann nickte und eilte nach hinten, um gleich darauf mit einem ungerahmten Bild zu erscheinen, das in eine Schutzhülle gewickelt war.

Kurz danach reichte Ash dem Händler seine Kreditkarte und sah zu, wie dieser die Posten addierte. Er wusste nichts über die Provisionskonditionen der Galerie, doch die Summe, die er letztendlich zahlte, würde zumindest kurzfristig Josies sämtliche Geldprobleme lösen.

Und langfristig? Darüber machte Ash sich eigentlich wenig Gedanken, denn auch wenn Josie nichts von Ashs Absichten wusste – noch nicht –, hatte er durchaus vor, langfristig in nicht unerheblichem Maße Anteil an ihrem Leben zu nehmen.

3

Zehn Minuten nach acht trat Ash in den abgetrennten Raum, in dem Gabe und Jace bereits ihre Drinks genossen. Sie schauten auf, als er hereinkam, und Jace winkte zur Begrüßung.

»Welches Gift wählst du heute Abend? Das übliche?«, fragte Jace, als Ash sich neben ihn setzte.

Eine Frau mit einem aufreizenden Lächeln trat zu ihnen und legte einen Arm auf Gabes Schulter.

»Echt schade, dass ihr nicht mehr auf dem Markt seid«, meinte sie kokett.

Gabe warf demonstrativ einen Blick auf ihren Arm, sagte aber nichts. Sie ließ schnell von ihm ab und wandte sich an Ash.

»Was kann ich dir bringen?«

Er war nicht in der Stimmung für Alkohol, wollte seinen Freunden aber auch nicht den Abend verderben. Dies war in der Tat ihr letzter Abend als Junggesellen. Nun ja, Jace und er waren zwar nicht verheiratet, aber Jace würde es bald sein. Es war der letzte Abend, an dem sie alle drei noch Junggesellen waren, und er markierte das Ende von fast zwanzig Jahren, in denen sie mit dem Feuer gespielt und das Leben genossen hatten.

Seine Freunde würden behaupten, dass sie gar nicht mehr mit dem Feuer spielen wollten. Er war sicher, dass die beiden genau das Richtige taten. Mia und Bethany waren keine Belastung für sie, und sie hatten eindeutig keine Bedenken, eine dauerhafte Beziehung einzugehen.

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