Deep Desire - Brennende Versuchung: Nur eine Nacht mit dem Tycoon? - Maya Banks - E-Book

Deep Desire - Brennende Versuchung: Nur eine Nacht mit dem Tycoon? E-Book

Maya Banks

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Beschreibung

Eine Nacht mit der sinnlichen Pippa, mehr nicht! Nach dem schmerzlichen Verlust seiner Frau und seines kleinen Sohnes will Cameron sich nie wieder binden und jemandem sein Herz öffnen. Doch dann findet der vermögende Geschäftsmann heraus, dass die heißen Stunden mit Pippa nicht ohne Folgen geblieben sind ... Und erneut droht alles zu zerbrechen: Wenn er Pippa zu nah an sich heranlässt, aber auch wenn er Pippa von sich wegstößt …

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Maya Banks

Deep Desire – Brennende Versuchung: Nur eine Nacht mit dem Tycoon?

Aus dem Amerikanischen von Ute Augstein

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Undone By Her Tender Touch

Copyright © 2012 by Maya Banks

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Covergestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München; pecher und soiron, Köln

Autorenfoto: © Ben Riley Johnson, Jr.; Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95649-452-9

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

Eigentlich bestand gar kein Grund zur Panik, nur weil sie das Catering für ein paar VIPs organisierte, aber Pippa Laingley wollte, dass die Einweihungsparty ihrer Freundin Ashley Carter perfekt über die Bühne ging.

Weshalb sollte sie auch nervös sein? Nur weil das Eigenkapital der geladenen Gäste vermutlich höher war als die Staatsverschuldung, gab es noch lange keinen Grund, in Angstschweiß auszubrechen. Und da Pippa bald ein eigenes Café mit Cateringservice eröffnen wollte, war sie darauf angewiesen, dass diese Veranstaltung reibungslos verlief. Schließlich konnte sie gute Mundpropaganda sowie ein paar Empfehlungen sehr gut gebrauchen.

Sie wirbelte in Ashleys großer Küche umher und legte in Gedanken eine Bestandsliste von den Dingen an, die theoretisch schon nach draußen hätten getragen werden können. Wo blieben bloß diese verdammten Kellner, die sie für den heutigen Abend über eine Agentur engagiert hatte?

Wie aufs Stichwort schwang die Küchentür auf, und ein Typ, der nicht älter als zwanzig sein konnte, kam herein. Bereits nach einem flüchtigen Blick auf den jungen Mann stöhnte Pippa auf.

„Und wo ist Ihre Kellneruniform?“

Verständnislos schaute er sie an.

Sie seufzte und schloss ergeben die Augen. „Weißes Hemd? Schwarze Hose? Elegante saubere Schuhe? Ordentlich frisiertes Haar?“

Einen Augenblick lang starrte er sie mit offenem Mund an, bevor er die Sprache wiederfand. „Tut mir leid, Ma’am. Ich bin lediglich die Aushilfskraft. Und ich bin davon ausgegangen, dass ich alles hier bekomme, was ich brauche.“

Pippa stieß die Luft aus. „Erster Tag im Job?“

„Ja“, gab er verlegen zu. „Ein Freund von mir hat mir von den gut bezahlten Teilzeitjobs erzählt. Ich vertrete ihn sozusagen.“

Na toll, dachte sie. Hier stand noch nicht einmal ein offizieller Mitarbeiter vor ihr. Irgend so ein Schwachkopf wollte sich vor der Arbeit drücken und hatte mit seinem Kumpel einen Deal gemacht – der andere sollte am Abend für ihn einspringen, und sie würden sich dann den Lohn teilen. Es bestand keine Chance, dass dieser junge Kerl mit so vielen Gästen zurechtkommen würde. Was wiederum bedeutete, dass sie selbst aushelfen musste.

Sie fasste den Jungen am Arm und zog ihn Richtung Treppe. „Jetzt kommen Sie schon. Sie müssen sich was Ordentliches anziehen.“

Bereitwillig, wenn auch ein wenig verwirrt, ließ er sich von ihr in Ashleys und Devons Schlafzimmer führen. Pippa durchsuchte Devons Kleiderschrank, bis sie etwas Passendes gefunden hatte.

„Ziehen Sie sich aus!“, befahl sie.

Der junge Mann wurde rot.

Ein Räuspern erklang und signalisierte Pippa, dass sie nicht allein mit dem Jungen im Zimmer war.

„Vielleicht sollte ich später wiederkommen“, schlug ein Mann mit gedehntem Tonfall vor.

Beschämt schloss Pippa die Augen und war sicher, dass nicht nur der junge Kellner rot geworden war. Als sie sich umwandte, erblickte sie Cameron „Cam“ Hollingsworth, der gelassen am Türrahmen lehnte und sie amüsiert betrachtete.

„Also, Pippa, der ist selbst für Sie ein bisschen zu jung, finden Sie nicht?“

Sie würde niemals verstehen, warum dieser Mann sie ausgerechnet immer in den peinlichsten Situationen ertappte. Sie war eine intelligente, selbstbewusste Karrierefrau, die nicht auf den Mund gefallen war. Darüber hinaus besaß sie ihr eigenes Geschäft, ließ sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen und auch nicht so leicht einschüchtern. Trotzdem machte sie sich jedes Mal zum Narren, wenn ihr Weg den von Devons Freund kreuzte.

Doch sie würde sich nicht noch weiter bloßstellen lassen. Deswegen sah sie Cam herausfordernd an, als sie ihm im Vorbeigehen Hose und Hemd zuwarf. „Sorgen Sie dafür, dass er das hier anzieht. In zwei Minuten brauche ich ihn unten.“

Zu ihrer großen Zufriedenheit bemerkte sie an seinem verwirrten Blinzeln, dass sie Cam offensichtlich völlig überrumpelt hatte. Kurz darauf runzelte er die Stirn und schaute zu dem Jungen, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte. „Was verdammt noch mal hat das zu bedeuten? Sind das nicht Devons Sachen?“

„Ich brauche einen Kellner – sonst bekommt heute Abend niemand etwas zu essen oder zu trinken“, stieß sie hervor. „Er ist alles, was ich habe, und ich werde Ashley bestimmt nicht im Stich lassen. Das gilt doch wohl hoffentlich auch für Sie, oder? Also setzen Sie Ihren Allerwertesten in Bewegung.“

Entschlossen lief sie an ihm vorbei, ohne Cams Reaktion auf ihre Anweisungen abzuwarten.

Wieder in der Küche angelangt, bereitete sie die Tabletts und die Gläser für Champagner und Wein vor, während sie leise vor sich hin fluchte.

Mit drei Kellern hatte sie gerechnet – und einen unerfahrenen Collegeschüler bekommen, der sich ein bisschen Trinkgeld dazuverdienen wollte. Ganz große Klasse! Einen Moment später kam der Junge in die Küche und sah überraschenderweise ganz passabel aus. Zwar waren Hose und Hemd ihm ein bisschen zu weit, trotzdem wirkte er ordentlich und adrett. Sein Haar war so sorgfältig zurückgekämmt, dass es beinahe glänzte.

Sie winkte ihn zu sich herüber, bevor sie ihm ein Tablett mit Hummerpasteten in die Hände drückte und ihn durch die Tür ins Wohnzimmer bugsierte, in dem Ashley und Devon sich mit ihren Gästen unterhielten.

Danach kehrte sie zur Kücheninsel zurück, um die Gläser mit Wein und Champagner zu füllen.

„Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“, fragte Cam hinter ihr.

Überrascht wirbelte sie herum und hätte beinahe den Inhalt der Flasche auf den Boden geschüttet.

„Hilfe?“

Cam nickte. „Unterstützung? Sie sehen so aus, als könnten Sie welche gebrauchen. Wie kommen Sie bloß auf den Gedanken, dass Sie das alles allein bewerkstelligen können? Ashley muss verrückt gewesen sein, als sie Ihnen das Okay für das Catering gegeben hat.“

Pippa war entsetzt und verwirrt zugleich, als ihr die Bedeutung seines Hilfeangebotes bewusst wurde.

„Täte mir sehr leid, wenn Sie sich Ihre hübschen Hände schmutzig machen würden“, erwiderte sie zynisch. „Und nur zu Ihrer Information: Ich habe alles unter Kontrolle. Die Aushilfen sind nicht gekommen – das ist nicht meine Schuld. Das Essen hingegen ist tadellos, wenn ich das so sagen darf. Ich muss nur einen Weg finden, es zu den geschätzten Gästen zu befördern.“

„Wenn ich das richtig verstehe, habe ich Ihnen eben meine Hilfe angeboten, und Sie haben mich daraufhin beleidigt“, konterte Cam.

Stirnrunzelnd schaute sie ihn an. Verdammt, warum sah dieser Mann einfach zum Anbeißen aus? Und nicht wie eine Kröte – oder wenigstens kahlköpfig? Obwohl eine Glatze am richtigen Mann auch ziemlich sexy sein konnte. Und warum war sie nicht in der Lage, die einfachsten Aufgaben zu verrichten, sobald er in ihrer Nähe war?

„Sie sind Ashleys Gast“, erklärte sie. „Mal ganz davon abgesehen, dass es nichts für Sie wäre. Sie sind daran gewöhnt, bedient zu werden, und nicht daran, andere zu bedienen.“

„Und woher wollen Sie wissen, dass es nichts für mich ist?“, hakte er nach und griff nach einem der Tabletts.

Darauf wusste sie nichts zu antworten und beobachtete fassungslos, wie er mit dem Tablett aus der Küche ging. Mit rasendem Puls lehnte sie sich Halt suchend an die Spüle hinter sich.

Cam war schlichtweg das, was man als atemberaubend attraktiv bezeichnen konnte und in vielerlei Hinsicht der absolut falsche Mann für sie. Aber etwas an ihm zog sie immer wieder wie magisch in seinen Bann.

Seitdem Ashley und Devon ein Paar waren, hatte sie ihn öfter gesehen. Cam und Devon waren nicht nur gute Freunde, sondern auch Geschäftspartner und besaßen eine Kette luxuriöser Hotels und Resorts. Und als Ashleys beste Freundin hatte Pippa Devons Freund auf zahlreichen Festivitäten getroffen. Auf der Hochzeit der beiden war er sogar ihr Tischnachbar gewesen, was sie Höllenqualen hatte erleiden lassen. Obwohl sie ihm so nah gewesen war, dass sie seinen männlichen Duft wahrnehmen konnte, lagen unbestreitbar Welten zwischen ihnen.

Sie seufzte. Vermutlich irritierte sie das am meisten. Er war so ein herrliches Prachtexemplar von Mann und leider kein bisschen an ihr interessiert.

Möglicherweise war sie einfach nicht sein Typ. Und sie hatte überhaupt keine Ahnung, auf was für einen Typ von Frau er stand, denn sie hatte ihn bisher noch nie mit einer Frau gesehen. Entweder hielt er sich gern bedeckt, was sein Privatleben betraf, oder er hatte keins.

Ihr schien es ein verlockender Gedanke, seine Welt ein bisschen ins Wanken zu bringen.

Als ihr klar wurde, dass sie viel zu viel Zeit damit verbrachte, sich sehnsüchtigen Träumereien über Cam hinzugeben, griff sie nach einem anderen Tablett, holte tief Luft, um sich zu sammeln und danach ins Wohnzimmer zu gehen.

Pippa lächelte über das ganze Gesicht und hoffte insgeheim, dass man immer noch etwas von ihrem Lippenstift sah. Der Rest ihres Make-ups war nämlich wahrscheinlich schon im Eifer der Vorbereitungen dahingeschmolzen. Als sie den Raum durchquerte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass die meisten Gäste bereits Weingläser in den Händen hielten. Es sah ganz danach aus, als hätte Cameron die Drinks und Snacks bereits unter die Leute gebracht.

„Pippa, was machst du da?“, fragte Ashley leise.

Als Pippa sich umdrehte, bemerkte sie, dass ihre Freundin sie entgeistert anstarrte.

„Hi, Ashley, wie läuft es denn so? Sind mittlerweile alle Gäste eingetroffen?“

„Hör auf, dich wie eine Angestellte aufzuführen“, erwiderte Ashley. „Warum bedienen du und Cam unsere Gäste? Und wer ist dieser Junge dort in Devons Klamotten?“

„Nicht aufregen, Ashley, das ist nicht gut fürs Baby“, entgegnete Pippa ausweichend.

Ashley verschränkte die Arme über dem mittlerweile gut sichtbaren Babybauch und sah ihre Freundin grimmig an. „Pippa, ich habe dich gefragt, ob du das Catering für mich machst, weil ich dir helfen wollte – und nicht, damit du dich auf meiner Willkommensfeier abrackerst. Ich brauche meine beste Freundin an meiner Seite und nicht als Kellnerin.“

Seufzend reichte Pippa ihr einen der köstlichen Snacks von dem Tablett. „Die Kellner sind nicht gekommen. Und somit bin ich alles, was du heute Abend hast – dazu haben wir noch den Jungen in den Sachen deines Mannes und den appetitlichen Mr Wunderbar dort hinten.“

Erstaunt sah Ashley sie an. „Meinst du etwa Cam?“

„Ganz bestimmt nicht das Kind in Devons Klamotten!“, konterte Pippa.

„Wow“, stieß Ashley hervor. „Ich hatte ja keine Ahnung. Natürlich ist Cam schon irgendwie ein ziemlich heißer Typ, aber ich habe nicht geahnt, dass du auf ihn stehst.“

Pippa konnte noch nicht einmal in seine Richtung blicken, ohne ein verräterisches Flattern in der Magengegend zu verspüren. „Zu gerne würde ich diese sinnlichen Lippen lecken“, flüsterte sie.

Ashley kicherte und schlug daraufhin erschreckt die Hände vor den Mund. In ihren Augen war ein verdächtiges Funkeln zu sehen.

„Hör auf, ihn so anzustarren“, stieß Pippa leise hervor. „Wir könnten ebenso gut ein Schild hochhalten, auf dem steht, dass wir über ihn reden.“

„Wie um alles in der Welt hast du ihn dazu bekommen, dir zu helfen?“, wollte Ashley nun wissen.

„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, gestand Pippa verwirrt. „Er hat es von sich aus angeboten. Ich bin sogar ziemlich unhöflich zu ihm gewesen.“

„Unhöflich? Du?“, fragte Ashley in gespielter Ungläubigkeit.

„Ach, sei doch still“, sagte Pippa.

Ashley legte die Hand auf den Arm ihrer Freundin und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihr über die Schulter sehen zu können. „Ich fürchte, mein Typ wird verlangt. Doch mal im Ernst, Pippa. Das Essen bedeutet mir längst nicht so viel, als dass meine beste Freundin hier einen auf Kellnerin macht. Komm schon, stell das Tablett ab und leiste uns bei einem Drink Gesellschaft.“

Während Pippa den Blick durch das Zimmer schweifen ließ, spielte sie nervös mit dem Tablett herum. Es waren viel zu viele mögliche zahlungskräftige Kunden anwesend, als dass sie die Chance einfach so vertun konnte.

„Ich komme später raus, Ashley. Deine Gäste sehen ziemlich hungrig aus.“

Bevor Ashley etwas erwidern konnte, war Pippa bereits auf dem Weg zu den Gästen.

„Hast du etwa den Verstand verloren?“

Als Cam sich umdrehte, erblickte er Devon, der ihn ungläubig ansah. Cam setzte das leere Tablett auf einem Tisch ab und lächelte seinen verwirrten Freund strahlend an. „Ist nicht das erste Mal, dass man mich das fragt.“

„Spielst du etwa heute Abend Kellner?“

Cam zuckte mit den Schultern. „Pippa hat Hilfe gebraucht. Sie war ziemlich verzweifelt, und ich bin überzeugt, dass Ashley darüber nicht sehr erfreut gewesen wäre.“

Einen Moment musterte Devon seinen Freund schweigend. „Du führst doch irgendetwas im Schilde“, sagte er schließlich misstrauisch.

Doch Cam ignorierte ihn, weil sein Blick gerade wie magisch von Pippa angezogen wurde, nachdem er sie inmitten der Gäste entdeckt hatte. Sie bewegte sich mit einer bezaubernden Anmut, und er konnte sich einfach nicht von ihrem Anblick losreißen. Also beobachtete er sie dabei, wie sie mit dem Tablett umherging und herzlich lächelnd die Gäste begrüßte.

Schon seit Monaten hatte er Pippa im Visier. Seitdem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Dabei waren sie sich streng genommen niemals richtig begegnet, und erst bei ihrer dritten Begegnung waren sie sich offiziell vorgestellt worden, als sich ihre Wege wieder einmal auf einer Veranstaltung gekreuzt hatten. Selbst dann hatte er sie so behandelt wie die meisten anderen Menschen auch – mit aufrichtiger Höflichkeit und einer gesunden Portion Desinteresse. Dabei war er alles andere als desinteressiert gewesen.

Ihr war es bestimmt nicht aufgefallen, dass er sie bereits seit ihrer ersten Begegnung anvisierte, so wie ein Jäger seine Beute. Er hatte sie beobachtet und auf den perfekten Moment gewartet, um sie in sein Bett zu bekommen, ihre zarte Haut zu berühren und ihr über das glänzende dunkle Haar zu streichen.

Er konnte sich förmlich vorstellen, wie er die Strähnen durch seine Finger gleiten ließ. Dabei saß sie rittlings auf ihm und warf lustvoll den Kopf in den Nacken, während er sie immer wieder auf sich zog, um tiefer in ihr sein zu können.

Als sein Körper auf diese erotische Fantasie zu reagieren begann, stieß Cam einen leisen Fluch aus. Verdammt noch mal, er befand sich auf einer Einweihungsfeier und sollte sich eigentlich eher auf Babys, ein glückliches Heim, Hundewelpen und Regenbögen konzentrieren – und nicht daran denken, wie er Pippa am schnellsten in sein Bett befördern konnte, um eine Nacht voller leidenschaftlichem Sex mit ihr zu verbringen.

Er zweifelte nicht daran, dass auch sie sich von ihm angezogen fühlte. Immer wenn sie sich unbeobachtet wähnte, bedachte sie ihn mit begierigen Blicken. Und er genoss diese heimlichen Momente.

Ansonsten versteckte sie sich hinter dieser unnahbaren Fassade. Doch wie sah es in ihr aus? Er war ziemlich sicher, dass sich dahinter eine äußerst sinnliche und leidenschaftliche Frau verbarg. Er konnte es kaum erwarten, ihren Körper zu berühren und sie in Ekstase zu versetzen.

„Cam? Was zur Hölle ist bloß los? Hallo? Irgendwer zu Hause?“

Er blinzelte und sah, dass Devon immer noch vor ihm stand.

„Hast du denn keine Ehefrau, um die du dich kümmern kannst?“, versetzte er ungehalten.

Devon schüttelte den Kopf. „Es ist ja so erbärmlich, wie du sie aus der Ferne anschmachtest.“

„Keine Ahnung, wovon du sprichst“, erwiderte Cam verärgert.

„Wie du willst“, entgegnete Devon ungehalten. „Geh doch einfach zu ihr hin und bring die Sache hinter dich. Und dann geh auf ein Zimmer, um Himmels willen.“

„Oh, das werde ich“, antwortete er. „Und zwar mit ihr – die ganze Nacht in meinem Schlafzimmer.“

Devon stieß einen verächtlichen Laut aus und gab vor, nicht schnell genug das Weite suchen zu können. Allerdings war Cam viel zu sehr damit beschäftigt, Pippa zu beobachten, als dass ihn das Verhalten seines Freundes irgendwie interessierte. Er bekam mit, dass Pippas Tablett leer war, als sie sich mit einem leichten Stirnrunzeln umsah. Offensichtlich suchte sie den Jungen und wirkte alles andere als glücklich.

Als sie verärgert in Richtung Küche ging, nahm Cam das Tablett, das er gerade erst abgestellt hatte, und folgte ihr eilig. Sie stand in der Küche und murmelte Flüche vor sich hin, die einem Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Unwillkürlich musste er lächeln, als sie gelobte, in den Allerwertesten eines jeden Kellners zu treten, der ihr heute Abend in die Quere kam.

„Wo ist der Junge?“, fragte Cam.

Erschrocken zuckte sie zusammen und hätte beinahe das Tablett fallen lassen. Wütend wirbelte sie zu ihm herum. „Würden Sie endlich damit aufhören?“

Beschwichtigend streckte er die Hände aus und machte einen Schritt zurück.

„Er hat sich aus dem Staub gemacht!“, erklärte sie verärgert. „Er hat noch nicht mal Devons Sachen zurückgegeben. Wie soll ich die jemals ersetzen? Allein das Hemd kostet mehr, als ein einziger Auftrag einbringt.“

Cam legte ihr die Hand auf den Arm, und plötzlich erstarrte sie. Er spürte, wie sich ihre Muskeln unter seiner Berührung bewegten, und hörte, dass ihr Atem sich beschleunigte. Er hatte recht gehabt. Sie war zugleich zart und trotzdem kräftig. Entweder trainierte sie regelmäßig, oder sie war einfach mit einem wundervollen Körperbau gesegnet. Er würde jede Wette eingehen, dass sie ins Fitnessstudio ging.

„Ich bin ziemlich sicher, dass Devon weder ein weißes Hemd noch eine schwarze Hose vermissen wird“, erwiderte er. „Wahrscheinlich hat er mindestens zwei Dutzend solcher Outfits. Er hat immer alles gerne im Griff und verschwendet nicht viel Zeit auf die Auswahl, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Das stimmt nicht“, widersprach sie. „Seine Sachen sind sehr geschmackvoll und trotzdem sportlich.“

„Ich kann nicht behaupten, jemals in seinen Kleiderschrank geschaut zu haben“, versicherte er.

Plötzlich lachte sie leise, beherrschte sich jedoch gleich wieder. Trotzdem wirkte sie belustigt.

„Freut mich, dass Sie mich so amüsant finden.“

„Eigentlich vielmehr die Vorstellung, wie Sie in Devons Kleiderschrank herumstöbern. Sie müssen zugeben, das ist schon ziemlich witzig.“

Als er begann, ihr mit dem Daumen langsam über den Ellbogen zu streicheln, verstummte sie.

„Möchten Sie, dass ich jetzt Essen serviere, oder soll ich noch mal mit Wein und Champagner herumgehen? Verdammt, Dev bezahlt alles. Wir sollten ein paar Flaschen herausstellen und jeden sich selbst einschenken lassen. Dann können wir beide mit dem Essen herumgehen und zusehen, wie sich alle die Kante geben.“

Einen Moment betrachtete sie ihn und legte dabei den Kopf schief. „Mir ist nie aufgefallen, dass Sie tatsächlich ein bisschen Humor haben.“

Ihre Offenheit verwirrte ihn, und er hob fragend eine Augenbraue, woraufhin Pippa rot wurde und die Augen schloss. Gerade, als er glaubte, sie würde sich entschuldigen, sah sie ihn wieder völlig unbekümmert an.

Und er begann zu lachen, und dieses Mal war sie es, die ihn fragend ansah.

Er trat so dicht an sie heran, bis ihre Körper sich beinahe berührten – so dicht, dass ihr verführerischer Duft und ihre sinnliche Ausstrahlung ihn in ihren Bann schlugen. Mit einer Hand streichelte er ihre Wange und strich ihr das seidige Haar nach hinten. Es fühlte sich genauso weich an, wie er es sich vorgestellt hatte. Versuchsweise wickelte er sich eine Strähne um den Finger. „Hier kommt mein Vorschlag“, sagte er. „Wir gehen noch mal herum und versorgen alle mit Essen. Danach stellen wir die Tabletts so hin, dass alle sich bedienen können, und dann fahren wir zu mir.“

Sie öffnete den Mund, und der Blick ihrer hellgrünen Augen verschleierte sich. „Ist das etwa eine Anmache?“

„Darauf können Sie Ihren süßen kleinen Hintern verwetten.“

„Das können Sie doch aber bestimmt noch besser.“

Überrascht runzelte er die Stirn.

„Entweder machen Sie es besser, oder ich nehme meinen süßen kleinen Hintern mit nach Hause – allein.“

Oh, er liebte es, wenn sie so frech war. Deswegen beugte er sich vor, um ihre Lippen mit seinen zu berühren und ihren Nacken zu umfassen. Er zog er sie noch näher an sich, bis ihre Körper sich eng aneinanderschmiegten. Dann eroberte er ihren verführerischen Mund. Dabei wurde ihm so heiß, als würde flüssige Lava durch seinen Körper fließen. Er begehrte diese Frau – um jeden Preis.

Als er sich schließlich von ihr zurückzog, atmeten sie beide heftig, und Pippas Blick wirkte leicht verklärt.

„Wie wäre es, wenn ich dich mit zu mir nach Hause nehme, und wir lieben uns die ganze Nacht?“, schlug er vor.

Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen. „Das klingt schon besser.“

Ihre heisere sexy Stimme ging ihm durch und durch, und ihm wurde bewusst, dass er kurz davor war, sie gleich hier in der Küche seiner Freunde zu vernaschen und es ihm vollkommen gleichgültig war, ob man sie dabei ertappte.

„Du holst das Essen“, bestimmte er, „und ich den Wein.“

2. KAPITEL

Cam zog Pippa zur Hintertür hinaus. Sie spürte sofort die kühle Winterluft und knöpfte schnell den Mantel zu. Cam ergriff er ihre Hand, und sie gingen Richtung Parkplatz.

Vor einem schwarzen Cadillac Escalade blieb er stehen. Stirnrunzelnd drehte er sich zu ihr um. „Wie bist du hierhergekommen? Bist du gefahren?“

Gefahren? Sie besaß noch nicht einmal ein Auto, geschweige denn einen Führerschein. Letzteres war ein wenig problematisch, denn im Grunde brauchte sie für ihren Cateringdienst einen Lieferwagen.

Sie schüttelte den Kopf. „Ashley hat mir einen Wagen geschickt.“

„Und wie hast du den ganzen Kram von New York hierhertransportiert?“, hakte er misstrauisch nach.

Es schien, als würden sie und ihre Fähigkeiten auf dem Prüfstand stehen, und sie wurde rot. „Ich habe hier eingekauft und den Wein liefern lassen. Ashley hat ja eine bestens ausgestattete Küche.“ Das wusste niemand besser als Pippa, schließlich hatte sie die Küche eigenhändig ausgestattet. Ashley war völlig hilflos, wenn es ums Kochen ging, aber Pippa arbeitete daran, diesen Missstand zu beheben.

Cam öffnete die Beifahrertür und schob Pippa förmlich in den Wagen. „Wunderbar, das passt bestens. Und ich sorge dafür, dass du morgen früh von meinem Chauffeur zurück in die Stadt gefahren wirst.“

Damit schloss er die Tür, und Pippa war etwas verstimmt, dass er sich offensichtlich schon Gedanken darüber machte, wie er sie wieder loswerden konnte, bevor sie überhaupt Sex gehabt hatten.

Als er dann den Motor bereits gestartet hatte, noch bevor er richtig auf dem Sitz Platz genommen hatte – da fühlte Pippa sich wieder ein wenig geschmeichelt. Ihm schien es gar nicht schnell genug gehen zu können, sie in sein Haus zu befördern, damit sie endlich miteinander Sex haben konnten.

Sie wusste, dass er nicht weit entfernt wohnte. Ashley hatte einmal erwähnt, dass sie jetzt Nachbarn seien, seitdem Devon das neue Haus gekauft hatte.

Cam raste die Auffahrt hinunter und hielt das Lenkrad fest umklammert, während er den Wagen auf die asphaltierte Straße steuerte. Danach fuhren sie etwa eine Viertelmeile, bevor er in die Einfahrt zu seinem Grundstück einbog und wartete, bis das Tor aufschwang. Anschließend fuhr er zügig die kurvenreiche Zufahrt zu seinem Haus hinauf.

In der Dunkelheit konnte Pippa nicht viel erkennen, denn es war keine Außenbeleuchtung an, sodass das Haus nur als undeutlicher Schatten auszumachen war. Es wirkte wenig anheimelnd, und sie fragte sich, ob es möglicherweise ein monströser Steinbau war, dessen Architektur ans Mittelalter angelehnt war. Sie hatte gehört, wie Devon seinen Freund einmal wegen seiner Festung aufgezogen hatte, und jetzt war ihre Neugierde geweckt.

Kurz bevor sie das Haus erreichten, gingen die Lichter an. Cam hatte sie per Fernsteuerung vom Auto aus aktiviert. Pippa beugte sich vor, um einen genaueren Blick auf das Gebäude zu erhaschen, doch in diesem Moment fuhr Cam in die Garage.

Fest entschlossen, sich nicht von der Aufregung übermannen oder aber in einer unvorteilhaften Position erwischen zu lassen, stieg Pippa schnell aus, ohne Cams Hilfe abzuwarten. Sie ging zur Tür, um dort auf ihn zu warten. Als er sie eingeholt hatte, legte er ihr eine Hand auf den Rücken und drängte sie ins Haus.

Als sie die geräumige Küche durchquerten, wurde Pippa ganz neidisch, denn sie kam ihr wie ein Paradies für jemanden vor, der sein Geld mit Kochen verdiente. Sie wirkte wie ein Ausstellungsraum und war so sauber, dass Pippa sich fragte, ob sie überhaupt jemals benutzt worden war.