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Heiß, erotisch, romantisch!
Wolf Breed Hawke Esteban weiß schon lange, dass Jessica Raines seine Gefährtin ist. Doch dann hatte sie die Breeds verraten - gegen ihren Willen und unter dem Einfluss von Drogen, die ihr Vater ihr verabreicht hatte. Als ihr Name endlich reingewaschen ist, kann er sich jedoch nicht länger von ihr fernhalten. Als ihr Leben in Gefahr gerät, setzt Hawke alles daran, sie zu beschützen und sie endlich zu der Seinen zu machen.
"Eine meiner absoluten Lieblings-Novellas von Lora Leigh." Confessions of a Romance Novel Junkie
Eine neue Novella aus der Welt der Breeds
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Seitenzahl: 138
Lora Leigh
Breeds
Hawkes Prüfung
Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner
Wolf Breed Hawke Esteban weiß schon lange, dass Jessica Raines seine Gefährtin ist. Doch dann hatte sie die Breeds verraten – gegen ihren Willen und unter dem Einfluss von Drogen, die ihr Vater ihr verabreicht hatte. Als ihr Name endlich reingewaschen ist, kann er sich jedoch nicht länger von ihr fernhalten. Da gerät ihr Leben in Gefahr, und Hawke setzt alles daran, sie zu beschützen und sie endlich zu der Seinen zu machen.
Der Schneefall im Winter hatte etwas an sich, das Jessica Raines immer geliebt hatte. Ein Gefühl von Wärme trotz der Kälte. Ein Gefühl von Staunen – als ein Überbleibsel aus ihrer Kindheit, das sie nie verloren hatte.
Doch nun, als sie durch das weiche, schwere winterliche Weiß schritt, das um sie herum fiel, fühlte sie sich weniger als Kind denn je in ihrem Leben. Sie war vierundzwanzig Jahre alt und fühlte sich alt, erschöpft und müde.
Weihnachten stand vor der Tür. Lichterketten wanden sich durch Haven, die Basis der Wolf-Breeds, Fenster leuchteten in den festlichen Farben der Adventszeit, und üppig geschmückte Bäume blinkten fröhlich in der Winternacht.
Weihnachten stand vor der Tür, und Jessica hatte sich nie weniger in Festtagsstimmung befunden.
Aber der Schnee war trotzdem schön. Der hatte ihr gefehlt im letzten Jahr, während ihrer Haft in dem unterirdischen Zellentrakt, in dem die Wolf-Breeds sie festgesetzt hatten. Weil sie eine Verräterin war. Egal wie widerwillig – sie hatte genau die Leute verraten, an die sie so sehr geglaubt hatte. Und noch während sie das tat, hilflos gegenüber den immer stärker werdenden Zwängen in ihr, hatte sie im Stillen getobt, gekämpft und geschrien. Dennoch hatte sie Informationen unterschlagen, Verteidigungspläne übergeben und ihrem Vater die Wohnstätten des Alphapärchens der Wolf-Breeds und seines Stellvertreters verraten.
Die Puristenvereinigung, mit der er zusammengearbeitet hatte, hatte beide Paare fast getötet. Hätte sie nicht die Kraft gefunden, die Gefährtinnen der Männer vor dem Angriff aus ihren Häusern zu locken, wären sie umgebracht worden.
Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und zupfte daran, während sie sich bemühte, in dem Verrat, den ihr Vater an ihr begangen hatte, einen Sinn zu erkennen. Er hatte sie in den sicheren Tod geschickt. Das musste ihm klar gewesen sein. Die Droge, die er ihr bei ihren Besuchen in Speisen und Getränke gemischt hatte, die Befehle, die er ihr gegeben hatte – ihm war ohne den Hauch eines Zweifels klar gewesen, dass man sie fassen und dass sie sterben würde. Und doch hatte er es getan.
Sie konnte ihn nicht einmal fragen, wieso. Denn inzwischen war er tot. Die Vereinigung, zu der er gehört hatte, war zerschlagen. Advert, die Kleinstadt außerhalb der Breed-Basis, befand sich unter der Kontrolle der Wolf-Breeds – doch Jessica litt noch immer.
Sie hatte alles verloren, weil ihr Vater eine Spezies hasste, die nie darum gebeten hatte, erschaffen zu werden. Die entschlossen war, nun, da sie eben existierte, auch zu überleben. Er hatte erst seine Tochter und dann sein eigenes Leben geopfert – für nichts.
Jessica hob das Gesicht dem fallenden Schnee entgegen und redete sich ein, die Feuchtigkeit auf ihrer Haut wäre schmelzendes Eis. Falsch. Sie wusste, es waren Tränen. Ihr Vater war nicht der Einzige, der bei seinem Versuch, die Breeds zu zerstören, verloren hatte: Auch Jessica hatte verloren, und zwar mehr, als irgendjemand sich vorstellen konnte.
Sie blieb stehen, lehnte sich an den dicken Stamm einer gewaltigen Eiche und sah hinauf in die tief hängende dunkle Wolkendecke. Der Schnee fiel nun dichter und heftiger und gab einem plötzlich ein Gefühl von Schwere und Unheil, als würde die Natur selbst einschreiten, um Rache für unsägliche Verbrechen zu üben.
Oder vielleicht auch Rache an ihr.
Jessica verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf über ihre Träumerei und drehte sich dann schnell um, um zu ihrer Hütte zurückzugehen. Ihrer unvermittelten Bewegung folgte ein lauter Knall, und ein Stück Rinde flog ihr ins Gesicht.
Eine Sekunde des Unglaubens, des Innehaltens, in der die Erkenntnis zu ihr durchdrang, dass gerade jemand auf sie geschossen hatte – dann hastete Jessica hinter den Baum. Ihr Herz raste, und Furcht pochte in ihr.
Jemand hatte gerade auf sie geschossen.
Sie befand sich mitten im Wald, ohne Mantel, ohne Waffe, ohne Bewachung. Sie war schutzlos an einem Ort, an dem sie eigentlich keinen Schutz nötig haben sollte.
Was jetzt?
Sie sah sich in der düsteren Winterlandschaft um, rang mit hämmerndem Herzen nach Luft und gab sich Mühe, schnell zu überlegen. Und logisch zu denken.
Sie konnte niemanden sehen und niemanden wahrnehmen. Was würde sie jetzt nicht alles geben für diese raffinierten Supersinne, wie die Breeds sie besaßen. Ein hoch entwickeltes Gehör und ein besserer Seh- und Geruchssinn wären jetzt wirklich praktisch.
Sie konnte nicht noch länger hier stehen bleiben, ermahnte sie sich. Sie musste schleunigst in Bewegung kommen, sonst würde der Schütze um sie herumschleichen, bis er sie ins Visier bekam und sie nicht mehr entkommen konnte.
Es blieb ihr nur eins zu tun. Sie packte fest den rauen Baumstamm, warf sich dann daran vorbei und rannte auf die großen Felsen und Gesteinsbrocken zu, die sich nicht weit von ihr befanden.
Hinter ihr fielen Schüsse. Dreckklumpen spritzten hoch und trafen sie, während sie rannte. Sie glitt in eine enge Lücke zwischen den Felsen und zuckte schaudernd zusammen, als eine weitere Kugel in einem großen Felsblock einschlug.
»Feiglinge«, stieß sie wütend hervor und drückte sich so eng an die Felsen, wie sie konnte. »Bastarde.«
Inzwischen hatte doch ganz bestimmt einer der Breeds die Schüsse gehört. In Haven patrouillierte einer der weltbesten Sicherheitstrupps der Breeds. Also, wo blieben die jetzt? Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihrer Leibwächterin zu entwischen.
Auf Händen und Knien kroch Jessica zwischen den Felsen hindurch, die umherlagen wie wahllos hingeworfenes Kinderspielzeug.
Wieder ein scharfer Knall, und diesmal flogen Gesteinssplitter über ihren Kopf hinweg, als sie sich zwischen aufrecht stehende Steinsäulen quetschte und sich so klein wie möglich zu machen versuchte.
Sie war so gut wie tot. Die Breeds hätten sie einfach vor einem Jahr töten sollen, als sie darüber debattierten, denn jetzt würde sie definitiv sterben.
Wo zur Hölle waren die Breed-Patrouillen? Oder waren sie es etwa, die auf sie feuerten?
Die Angst bescherte ihr einen Adrenalinschub, als sich mit dem nächsten Schuss eine Kugel über ihrem Kopf in den Stein bohrte. Die Treffer kamen näher. Das würde sie nicht überleben. Sie würde hier sterben, in Kälte und Schnee, und wahrscheinlich würde es einige Zeit dauern, bis jemand ihre Leiche fand. Offensichtlich machte sich niemand große Sorgen um sie, nun da man sie auf freien Fuß gesetzt hatte; auch wenn sie Haven nicht verlassen durfte. Wahrscheinlich war es ein Breed, der sie zu töten versuchte.
»Jess.« Eine Hand drückte sich auf ihren Mund, und starke Arme rissen sie hinter die Felsen, während ein weiterer Schuss neben ihrer Schulter einschlug.
Hart, erhitzt und männlich – der große Körper, an den sie sich so plötzlich gedrückt fühlte, war eine willkommene Erleichterung, ein Ort der Sicherheit. Sie erkannte die Stimme an ihrem Ohr.
Hawke Esteban.
Erleichterung überkam sie, so intensiv, dass sie ganz benommen wurde. Ein Arm legte sich um ihre Taille und zog sie rückwärts mit sich, in die Sicherheit einer weiteren Felszunge inmitten der großen Blöcke, hinter denen sie Schutz gesucht hatte.
»Was zur Hölle machst du hier draußen?«, zischte er ihr ins Ohr. Seine dunkle, sinnliche Stimme knisterte vor Zorn.
Sie wollte den Kopf schütteln. Wie sollte sie ihm denn antworten, wenn er die Hand auf ihrem Mund hatte?
»Halt still!«, befahl er, als sie in seinem Griff zappelte. »Mordecai und Rule holen sich den Schützen.«
Mordecai, der kalte, stahlharte Kojote, der Haven zugeteilt war, von dem Kojotenrudel in den Klippen über ihnen; und Rule, der Löwen-Breed, der normalerweise als persönlicher Leibwächter für Jonas Wyatt arbeitete, den Direktor des Büros für Breed-Angelegenheiten.
Beide Männer waren Killer, wahrhaft eiskalte Breeds, gezüchtet, um Blut zu vergießen.
»Sehen wir zu, dass du hier wegkommst.« Er nahm die Hand von ihrem Mund. »Bleib hinter mir. Wir arbeiten uns zurück zur Hütte und lassen die beiden die Sache hier erledigen.«
Hawke spürte die Furcht in sich hochkriechen, als er Jessicas Hand nahm und sie Rules Anweisungen folgend auf dem sichersten Weg zurück zu der ihr zugeteilten Hütte führte.
Furcht war ihm immer ein unbekanntes Gefühl gewesen – bis jetzt. Bis er sich der Erkenntnis gegenübersah, dass irgendwer auf seine Gefährtin schoss. Dass er sie verlieren könnte und dass alles, worum er das ganze letzte Jahr gekämpft hatte, mit ihrem Tod enden könnte.
Dem konnte er sich nicht stellen. Das wurde ihm in dem Augenblick klar, als er, Mordecai und Rule zu ihrer Rettung geeilt waren. Jess’ Tod konnte er nicht ins Auge sehen. Sie hatte im vergangenen Jahr schon mit mehr zu kämpfen gehabt, als eine Frau ertragen sollte. Sie nun auf diese Weise zu verlieren, war grausamer, als er sich vorstellen konnte.
Er hob den Kopf, inhalierte tief die Düfte der Wälder und entfernte sich immer weiter vom scharfen Geruch der Bösartigkeit und der Schüsse. Er konnte die Absicht des Mannes, der hinter Jess her war, buchstäblich wittern. Den mörderischen Zorn; die Entschlossenheit, sie zu töten.
»Er zieht sich zurück, Hawke«, war Mordecais Stimme im Headset zu hören. »Wir haben noch keine ID, nur den Geruch. Rule bringt sich in Stellung, um ihn abzufangen.«
»Abfangen, nicht töten«, warnte Hawke den Kojoten mit harter Stimme. »Ich will, dass noch genug von ihm übrig ist für ein Verhör.«
»Wenn es denn sein muss«, meinte Mordecai gedehnt.
»Schleif mich nicht so, Hawke«, protestierte Jess hinter ihm.
Er schleifte sie tatsächlich hinter sich her. In schnellem Tempo zog er sie durch die Wälder und zwang sie, mit ihm Schritt zu halten, während er weiterhastete, um sie in Sicherheit zu bringen.
Niemand hatte ihm mitgeteilt, dass sie ihre Hütte verlassen hatte, obwohl die strikte Anweisung lautete, dass er auf jeden Fall informiert werden sollte, sobald sie auch nur einen Fuß auf die Veranda setzte.
»Wir müssen zurück zur Hütte.« Trotzdem verlangsamte er seine Schritte ein wenig, denn ihm war bewusst, dass sie nicht so viel Ausdauer besaß wie er. »Hast du irgendwem Bescheid gegeben, als du die Hütte verlassen hast?«
»Nein«, erklärte sie rebellisch hinter ihm. »Ich wollte keine Gesellschaft.«
»Tja, Gesellschaft hattest du trotzdem«, knurrte er. »Und zwar von der falschen Sorte.«
»Wie üblich«, brummelte sie.
Er warf ihrüber die Schulter einen finsteren Blick zu, bevor er wieder nach vorn sah und sich darauf konzentrierte, sie in Sicherheit zu bringen.
Er hätte sich besser nicht nach ihr umgesehen. Jedes Mal, wenn er sie ansah, überfiel ihn eine Welle der Erregung, die schon an Schmerz grenzte – so wie vor zwei Jahren, als er sie zum ersten Mal erblickt hatte.
Sie war das Inbild engelsgleicher Unschuld: rotgoldenes Haar, das ihr in schweren geraden Strähnen über die Schultern fiel, große blaue Augen und eine Haut, so fein wie Porzellan. Perfekt geschwungene Lippen, sanft gewölbte Augenbrauen, hohe Wangenknochen. Ihr schlanker Körper war geschmeidig und kompakt. Mit einem Meter siebenundsechzig war sie im Vergleich zu den Breeds etwas klein geraten, aber sie hatte üppige Brüste und verlockende Hüften.
Sie ließ einen Mann an all die sündigen Dinge denken, die er mit diesem perfekten Körper anstellen konnte, doch zugleich fühlte er sich wie ein pervertiertes Monster, wenn er in ihr unschuldiges Gesicht sah.
Die Unschuld war echt. Jessica Raines war noch Jungfrau, wie medizinische Berichte attestierten. Und sie war seine Gefährtin.
»Was zur Hölle hast du allein hier draußen zu suchen?«, knurrte er. Er war wütend auf sich selbst, weil ihn diese überwältigende Lust quälte; und er war wütend auf sie, gerade weil sie ein so unschuldiges und zartes Geschöpf war.
»Ich bin doch immer allein«, fauchte sie zurück. »Wieso ist ein Spaziergang im Wald etwas anderes?«
Ihre Antwort ließ ihn beinahe zusammenzucken, denn es war die Wahrheit. Sie war ein Jahr lang inhaftiert gewesen und hatte nur die Ärztin, ein paar höherrangige Breed-Gefährtinnen und die Leute, die sie verhörten, zu Gesicht bekommen. Bis es ihnen gelungen war, herauszufinden, warum Jessica sie hintergangen hatte. Als man sie freiließ, blieb ihre Bewegungsfreiheit auf Haven beschränkt. Sie durfte die Basis nicht verlassen. Sie bekam eine eigene Hütte, und die meisten Breeds machten einen großen Bogen um sie, weil sie seine Gefährtin war.
»Du hast Leibwächterinnen«, erinnerte er sie kalt. »Sharone und Emma wurden dir zugeteilt, als du auf freien Fuß gesetzt wurdest. Sie sind nicht gerade unfreundlich, also: Wieso waren sie nicht bei dir?«
Sharone und Emma waren zwei der wenigen weiblichen Kojoten-Breeds, und sie liebten Ärger. In Bezug auf Jess hatte Hawke täglich damit gerechnet, mit einer heiklen Situation konfrontiert zu werden, die die beiden eingefädelt hatten.
»Sie haben zwei Tage frei.« Jess zuckte die Schultern. »Ich vermute, heute war einer dieser Tage.«
»Ashley?« Der Name der dritten Kojotin klang aus seinem Mund wie ein Bellen. »Sie ist die Vertretung.«
Wieder Schulterzucken. Er spürte ihre Reaktion durch die Bewegung ihres Arms, während sie den Wald hinter sich ließen und auf die Hütte zusteuerten. Auf der Basis war Alarm ausgelöst worden, und inzwischen schwärmten Breeds zwischen den Bäumen aus, die Haupttore waren geschlossen, und die gesamte Basis war abgeriegelt.
Hawke presste die Lippen zusammen. Jess musste um jeden Preis geschützt werden. Sie sollte rund um die Uhr unter Bewachung stehen, und er wollte verdammt sein, wenn er nicht erfuhr – und zwar sofort –, warum keine ihrer Wachen da gewesen war.
Gott helfe Ashley, sollte sie seine Gefährtin im Stich gelassen haben. Kojotinnen gab es nur sehr wenige, und sollte er herausfinden, dass diese kapriziöse, mädchenhafte kleine Kojotin seine Gefährtin buchstäblich den Feinden ausgeliefert hatte, dann gäbe es noch eine weniger.
Jessica hatte das Gefühl, sie würde Hawke gleich explodieren sehen, als sie die geräumige Hütte betraten und das dumpfe Poltern an der Kellertür hörten.
Trotzig verzog sie die Lippen, als Hawke sich umdrehte, sie mit zusammengekniffenen Augen ansah und dann zur Kellertür ging.
Er riss sie auf, und seine Gesichtszüge erstarrten, als Ashley True auf den Holzboden des Wohnzimmers knallte. Für einen kurzen Moment fiel ihr das dezent gesträhnte, lange blonde Haar ins Gesicht, bevor sie es nach hinten strich und anmutig aufsprang, um Jessica einen finsteren Blick zuzuwerfen.
Auch Hawke sah seine Gefährtin an, mit diesem erstarrten, unbewegten Ausdruck, den sie so hasste. Allein der wäre es schon fast wert gewesen, dem Hundesohn einen Kuss zu verpassen, nur um ihm ein paar Emotionen ins Gesicht zu zaubern.
»Sie hat mich eingesperrt«, stieß Ashley mit zusammengebissenen Zähnen hervor und zeigte mit dem Finger anklagend auf Jessica. »Ich habe mir einen Fingernagel abgebrochen.« Ihre Stimme wurde lauter, als sie sich zu Hawke umdrehte. »Hast du irgendeine Ahnung, wie schwer es ist, meinen Alpha dazu zu bringen, dass er mir einen Abstecher zum Salon genehmigt? Ganz zu schweigen von der Bezahlung. Da muss ich schon ernsthaft verletzt sein. Wenn ich mir erst wieder eine Kugel einfangen muss, um meine Nägel gemacht zu bekommen, dann haben wir beide Streit, Hawke.«
Jessica verschränkte die Arme. »Mach es doch wie der Rest von uns Normalsterblichen: Schneide sie kurz und feile sie selbst«, erklärte sie in sarkastischem Tonfall.
Es war über ein Jahr her, seit Jessica in einem Schönheitssalon gewesen war. Ihr ging jegliches Mitgefühl für das Mädchen ab.
»Und ich habe mir die Jeans zerrissen«, fuhr Ashley mit einem finsteren Blick auf ihre Hose fort, als hätte Jessica gar nichts gesagt.
»Warte noch ein Jahr, und Fetzenjeans sind wieder in Mode.« Jessica zuckte mit den Schultern und weigerte sich, auch nur einen Hauch von Nervosität zu zeigen, als Hawke ihr schweigend einen düsteren Blick zuwarf.
»Die ist eine Landplage.« Wieder fuchtelte Ashley mit dem Finger in Jessicas Richtung. »Sie will einfach nicht bleiben, wo sie ist. Versucht immer, sich davonzuschleichen. Nie befolgt sie Anweisungen, und nie, unter keinen Umständen, will sie ihr Cola mit mir teilen.«
Jessica grinste spöttisch. Sie mochte ihr Cola nun einmal selbst, und es war außerdem nicht leicht zu bekommen. Die meisten Breeds weigerten sich, irgendetwas für sie in der Stadt zu besorgen, und wenn sie es schaffte, an welches zu kommen, hortete sie es gern. Vor allem angesichts der Tatsache, dass sie zwar einige Male ihr Cola mit Ashley geteilt hatte, die jedoch ihrerseits nie welches mitbrachte.
Daraus schloss Jessica, dass das höchst leichtfertig gewesen war, und weigerte sich daher, Ashley noch etwas abzugeben.