Breeds - Kanes Verlangen - Lora Leigh - E-Book

Breeds - Kanes Verlangen E-Book

Lora Leigh

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Beschreibung

In einer einzigen Nacht der Leidenschaft hat der Krieger Kane sein Herz an die schöne Sherra verloren. Als ihn die Nachricht erreicht, dass Sherra gestorben sei, beginnt er einen gnadenlosen Rachefeldzug. Niemals hätte er damit gerechnet, dass Sherra eines Tages wieder vor ihm stehen würde. Doch Kane muss schnell erkennen, dass sie sich verändert hat. Sie glaubt, dass Kane sie und ihr ungeborenes Kind verraten hat ...

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Lora Leigh bei LYX

Impressum

LORA LEIGH

Kanes Verlangen

Breeds

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Silvia Gleißner

Zu diesem Buch

Einst verbrachten der Soldat Kane Tyler und die schöne Sherra Lyon eine leidenschaftliche Nacht miteinander. Damals, in Kanes Armen, hatte Sherra, die die DNA einer Leopardin in sich trägt, sich zum ersten Mal nicht wie eine Breed gefühlt, sondern wie eine Frau, und sie hatte fest daran geglaubt, dass Kane sie aus den Versuchslaboren der Gen-Forscher, wo sie seit ihrer Geburt gefangen gehalten wurde, befreien würde. Doch ihre Hoffnung starb, als Kane nicht wiederkam, und sie musste einsehen, dass er sie in den Händen der skrupellosen Wissenschaftler zurückgelassen hatte. Elf Jahre später ist Sherra frei und in Sicherheit, doch die Erinnerungen an die schrecklichen Qualen, die ihr einst an Körper und Seele zugefügt wurden, verfolgen sie noch immer. Umso fassungsloser ist sie, als der Mann, der sie vor all den Jahren verraten hat, plötzlich wieder vor ihr steht. Aber auch Kane hätte niemals damit gerechnet, Sherra jemals wiederzusehen – hatte er damals doch die Nachricht erhalten, sie sei gestorben. Obwohl es den beiden schwer fällt, ihre schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen, lodern die Flammen der Leidenschaft wieder auf, und bald schon können sie sich der Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht, nicht mehr entziehen.

Für Sondrea und Terry. Für stundenlangen technischen Internetsupport und Verständnis dafür, wie beschränkt ich sein kann, wenn es um Computer geht. Und wie immer: Danke für eure Freundschaft.

Prolog

Sandy Hook

Sherra stand schweigend im Schatten des Motels und beobachtete mit schmalen Augen, wie die neun Männer sich voneinander verabschiedeten und in ihr jeweiliges Zimmer gingen. Sie alle waren wütend, aber einer von ihnen war wirklich gefährlich. Nachdem Sherra zuerst Doc am sicheren Haus abgesetzt hatte, hatte sie die Männer beim Flughafen im Auge behalten, war ihnen dann nach Sandy Hook gefolgt und hatte sie beim Einchecken ins Motel beobachtet.

Kane sah überhaupt nicht aus wie Merinus. Sein Haar war dunkler, fast schwarz, und seine Augen funkelten in einem intensiven kalten Blau. Sein markantes Kinn und die hohen Wangenknochen deuteten auf indianische Vorfahren hin, und sein harter, durchtrainierter Körper ließ Rückschlüsse auf seine langjährige militärische Ausbildung zu. Sherra wusste, wie ein Killer aussah, wie er sich bewegte. Sie war unter Killern aufgewachsen und mehr als einmal von ihnen vergewaltigt worden. Aber diesen hier kannte sie besonders gut.

Dieser Mann hatte ihr Freuden bereitet. Obwohl sie ihn angefleht hatte, es nicht zu tun, hatte er sie unter dem gefühllosen Auge einer Kamera genommen und sie von einem Orgasmus zum nächsten getrieben. Ihre Lust hatte die seine gesteigert, seine Berührungen ihr Verlangen.

War es schon elf Jahre her? Du lieber Himmel, diese Nacht verfolgte sie, selbst jetzt noch, als wäre es erst gestern gewesen. Der dunkelhaarige Soldat hatte geschworen, ihr zu helfen, sie zu retten. Er war zu ihr gekommen, mit der Freiheit in der einen und ihrem Herzen in der anderen Hand und hatte die Nacht damit verbracht, ihr zu zeigen, zu welchen Freuden ihr weiblicher Körper in der Lage war. Doch dann war er gegangen und niemals zurückgekehrt. Stattdessen waren die Wissenschaftler in ihre Zelle gekommen und hatten ihr das Videoband gezeigt, das sie von ihrer Nacht mit ihm aufgenommen hatten. Sie hatten über die Dinge gelacht, die Kane Tyler mit ihr gemacht hatte, alles im Namen der Wissenschaft. Die Vergewaltigungen hatten bei ihr nie zu einer Schwangerschaft geführt, und deshalb wollten sie herausfinden, ob sie durch freiwilligen Sex schwanger werden würde.

Sie war eine Breed. In den Laboren des Genetics Council hatte man ihr eingetrichtert, dass sie kein Mensch sei. Sie war ein Tier in Menschengestalt, nicht mehr. Selbst jetzt, zehn Jahre nach ihrer Befreiung aus jenen Laboren, war sie nicht sicher, was von beidem sie nun war: Mensch oder Tier. Sie wusste, dass sie für eine sehr kurze Zeit, in den Armen dieses Mannes, zur Frau geworden war. Und dafür würde sie ihn hassen bis zu ihrem letzten Atemzug.

Sie war nicht geboren, sondern erschaffen worden. Nicht aufgezogen, sondern ausgebildet. Als Kane sie berührt hatte, war sie lebendig gewesen. Doch durch seine Täuschung hatte sie das Einzige verloren, das je wichtig gewesen war, und jetzt spielten Leben oder Tod keine Rolle mehr für sie. Alles was zählte, war das Überleben des Rudels.

Ihre Zuflucht hier in Sandy Hook war gefährdet; die Situation war brenzlig. Sie waren heimatlos, wieder einmal. Heimatlos und verfolgt.

Sherras Hände ballten sich vor Wut zu Fäusten, als Kane vor seinem Zimmer stehen blieb und in aller Ruhe eine Zigarette zu Ende rauchte, die er sich kurz zuvor angesteckt hatte. Sie wollte ihn umbringen, jetzt auf der Stelle. Sie hatte geschworen, ihn zu töten, wenn sie ihn je wiedersah. Sie hatte geschworen, ihn für jeden einzelnen Moment des Schmerzes büßen zu lassen, den sie vor all den Jahren durchlitten hatte. Sie hatte geschworen, er würde dafür bezahlen, dass er sie angelogen hatte und dass ihm diese Täuschung so leichtgefallen war, dass sie es nicht erkannt hatte. Er hatte sie verraten, genau so wie jetzt seine Schwester.

Sein Gesichtsausdruck versteinerte, als endlich die letzte Tür zuging und er mit ihr allein war.

»Wo ist Merinus?« Seine Stimme klang wild und so zornig, dass es ihr einen Schauer des Unbehagens durch den Körper jagte. Woher hatte er gewusst, dass sie hier war, dass sie hier gewartet und ihn beobachtet hatte?

»Und warum, zur Hölle, wurden wir nicht wie versprochen am Flughafen empfangen?«

»Ich habe eine bessere Frage«, antwortete sie aus der Sicherheit der Schatten heraus. »Warum verrät ein Bruder seine Schwester, die er angeblich liebt, nachdem er ihr gerade erst Hilfe versprochen hat?«

Kane drehte sich langsam und lässig um, bis er ihr gegenüberstand. Sie sah wilde Entschlossenheit auf seinem Gesicht, aber auch Überraschung.

»Wovon, zum Teufel, redest du?«

»Ein ganzes Team von Soldaten hat Callans Haus überfallen. Ein Dutzend Männer. Ich weiß nur, dass sie ihn und Merinus nicht erwischt haben, aber sie sind hinter ihr her. Sie wissen alles über sie.«

»Was wissen sie, verdammt noch mal?« Kane fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, und seine Stimme war leise, aber aufgebracht vor Wut. »Warum, zur Hölle, greifen die ausgerechnet jetzt an?«

»Sie wissen, dass deine Schwester jetzt Callans Gefährtin ist«, erklärte Sherra ihm vorsichtig. »Du weißt es schließlich auch.«

Oder etwa nicht? Sein Gesicht wurde alarmierend bleich, und er riss die blauen Augen auf.

»Dieser Bastard hat sie angefasst?«, zischte er.

»Nein«, erwiderte sie spöttisch. »Er hat sich mit ihr gepaart. Sicher erinnerst du dich noch an das Konzept? Und jetzt ist es dem Council egal, ob sie ihn tot oder lebendig fangen. Sie wollen die Frau und das Kind, das sie vielleicht bekommt. Aber das wusstest du schon, oder, Mr Tyler? Warum sonst haben uns diese Typen nur Stunden nach dem Telefonat mit dir angegriffen?«

Er schüttelte langsam den Kopf.

»Ich habe meine Schwester nicht verraten. Das würde ich nie tun.« Seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Sherra runzelte die Stirn.

»Ich bin gekommen, um dich zu töten, Kane Tyler«, sagte sie langsam.

Das schien ihn nicht zu überraschen. Seine Mundwinkel hoben sich spöttisch.

»Vielleicht könntest du damit noch etwas warten, bis ich meiner Schwester den Arsch gerettet habe«, knurrte er. »Was, zur Hölle, soll dieses Gerede von wegen Paarung?«

»Später«, antwortet sie barsch. »Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Aber es ist Zeit, mir zu sagen, wie das Council von der Paarung erfahren hat, wenn Merinus dir nichts davon erzählt hat.«

Sherra war beinahe überzeugt, dass Kane es nicht gewusst hatte. Er war ein Lügner, aber in diesem Fall sagte er die Wahrheit. Ihre Fähigkeiten waren mit den Jahren besser geworden, mit dem Alter und der Verzweiflung. Sie konnte eine Lüge riechen wie andere stinkenden Müll.

»Wer bist du?«, zischte er. »Und du wirst schon ein wenig mitteilsamer sein müssen als bisher, Frau. Mit so wenig Information kann ich Merinus und Callan nicht helfen.«

Sherra holte tief Luft und trat aus den Schatten. Sie sah, wie seine Augen sich weiteten, als sein Verdacht zur Gewissheit wurde.

»Du bist nicht tot«, flüsterte er und blinzelte, als wollte er sich selbst davon überzeugen, dass sie es wirklich war. Seine Miene wurde ausdruckslos vor Schock, und in dem gedämpften Licht meinte sie so etwas wie Hoffnung in seinen Augen schimmern zu sehen, doch dann verwandelte sie sich in kalte Wut.

Bitterkeit überrollte sie in einer schmerzhaften Welle, so überwältigend, dass sie beinahe darin versank. Jetzt war er wütend, dabei hatte er gar kein Recht dazu.

»Nein, mein Liebster, ich wurde nicht getötet. Aber das bedeutet nicht, dass du noch viel länger zu leben hast.«

In diesem Moment sah Sherra sich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wie nie zuvor. Albträume und zerbrochene Hoffnungen rissen ihre Seele in ein trostloses, finsteres Loch, dem sie fürchtete, nie zu entkommen. Sie spürte die steigende Lust, das Verlangen, das auch Callan und Merinus kannten, in ihren Adern, in jeder Pore ihres Wesens. Vor ihr stand der Mann, der sie vor Jahren verraten hatte. In einem trostlosen, kalten Labor hatte sie seinen Körper auf ihrem gespürt, und er hatte ihr Freuden bereitet, trotz der Barrieren, die sie dagegen errichtet hatte. Er war ihr Gefährte. Der Vater des Kindes, das sie verloren hatte. Der Mann, den zu töten sie geschworen hatte.

Sie war am Leben. Kane starrte sie an und versuchte, das Zittern seiner Hände zu verbergen, während das Verlangen in ihm aufstieg wie eine finstere, hungrige Wolke. Wie viele Jahre hatte er von ihr geträumt, sie gebraucht, sich nach ihr gesehnt, mit jeder Faser seines Wesens? Und jetzt war sie hier, stand vor ihm, in Schatten gehüllt, und ihre Augen funkelten voller Hass.

Hass.

Er schluckte das Gefühl herunter, das ihm die Kehle zuschnürte, den Kummer, der ihm ins Herz schnitt, und die Fassungslosigkeit, die er einfach nicht abschütteln konnte. Die Erde schien sich aus ihrer eigenen Achse verschoben und ihn in eine Welt geworfen zu haben, die völlig anders war als noch am Tag zuvor.

»Warum hast du mich nicht kontaktiert?« Er brachte die Worte kaum über die Lippen. Sie war am Leben, all die Jahre lang. Er hatte die Hölle durchlebt, seine Seele hatte geblutet, bis sie nur noch eine einzige offene Wunde war, und die ganze Zeit über war sie am Leben gewesen.

Sie lächelte spöttisch, einen kalten Zug um die Lippen, dessen Anblick ihm in die Seele schnitt. Ihre Finger, so schlank und anmutig, griffen in den dichten Busch neben ihr und zupften eine zarte weiße Blüte ab, rissen lässig die Blütenblätter ab und ließen sie in ihrer verwundeten Pracht zu Boden gleiten.

Er starrte sie an, und der Anblick zerfetzte seine Seele in tausend Stücke. Die Erkenntnis, dass sie am Leben war, dass sie frei war, seit so langer Zeit, und sie hatte nie Kontakt zu ihm aufgenommen, sich nie auch nur die Mühe gemacht, es ihn wissen zu lassen – das zerstörte den letzten Rest an geistiger Gesundheit, die er sich über die Jahre bewahrt zu haben glaubte.

»Verdammt noch mal!«, knurrte er, und Zorn kochte in ihm hoch, so heiß und intensiv, dass er all die offenen Wunden wieder schmerzen ließ, die ihr »Tod« vor Jahren hinterlassen hatte. »All diese verdammten Jahre, und nicht einmal ein gottverdammter Telefonanruf, Sherra? Gar nichts?«

Er musste die Hände zu Fäusten ballen, um sie nicht auf der Stelle an sich zu reißen, um das Verlangen und die brennende Wut zu unterdrücken, die seinen Verstand erfüllten. Er sah buchstäblich rot. Der Nebel am Rande seines Gesichtsfeldes brannte und verwandelte den sanften Schein der Hotellaternen in eine blutrote Aura.

Sie ließ den Blick über ihn gleiten – kalt, emotionslos, triumphierend.

»Und das hätte ich aus welchem Grund noch mal tun sollen?« Sie fletschte die Zähne, und in ihren wunderschönen Zügen zeigte sich unverkennbar erbarmungsloser Hass.

Er wich einen Schritt zurück, als hätte seine Seele einen Frontalaufprall erlitten. Er hatte für sie geblutet. Er war beinahe für sie gestorben. Für das hier. Für ihren Hass.

»Vergiss es.« Seine Stimme klang heiser, und er hasste sie dafür. Er hasste das Gefühl, das sein Herz in Stücke zerriss, während sie ihn mit amüsiertem Blick ansah. »Aus gar keinem Grund.«

Merinus war alles, was jetzt zählte. Seine Schwester und der Mann, mit dem sie zusammen war.

»Wo ist meine Schwester?«

»In Sicherheit.« Sherra zuckte wieder mit den Schultern. »Das ist alles, was du wissen musst.«

Er handelte, noch bevor sie überhaupt blinzeln konnte. Ihm war klar, dass seine einzige Chance darin lag, sie zu überraschen. Und er nutzte den Vorteil wild entschlossen. Er packte sie an den Handgelenken, drehte sie blitzschnell hinter ihren Rücken und hielt sie dort in stahlhartem Griff fest, während er sie grob gegen die Hauswand drückte.

»Falsch«, knurrte er. »Das ist nicht alles, was ich wissen muss, und es ist noch längst nicht alles, was du mir erzählen wirst. Bei Gott, ich bin damals beinahe für dich und dein verdammtes Rudel draufgegangen, aber ich will verdammt sein, wenn Merinus noch weiter verletzt wird.« Mit der freien Hand griff er in ihr langes seidiges Haar, und seine Fingerspitzen meldeten das perfekte Gefühl der wunderbar kühlen Berührung an sein Gehirn weiter, auch wenn er dagegen ankämpfte. Ihr Körper war an ihn gedrückt, reglos und unnachgiebig, während ihre Augen sich vor Schreck weiteten.

»Du bist verrückt«, fauchte sie. »Keine Spielchen mehr, Kane, du hast uns alle verraten …«

Er wollte sie schütteln und dabei vor Elend laut aufheulen. »Glaub verdammt noch mal, was du willst, Sherra. Ist mir echt scheißegal. Aber du wirst mir jetzt endlich sagen, was hier los ist, und zwar auf der Stelle. Oder ich sorge dafür, dass du dir wünschst, du hättest es getan, so wahr mir Gott helfe.«

Und wie aus dem Hinterhalt überfiel ihn die Begierde. Sein Schwanz richtete sich augenblicklich zu einer schmerzhaften Erektion auf, ihm lief das Wasser im Mund zusammen vor Verlangen, sie zu kosten, ihr Duft brachte ihn ins Schwitzen und seine Hoden zogen sich lustvoll zusammen. Elf verdammte Jahre. Elf Jahre ohne sie, voller Sehnsucht danach, sie zu schmecken, sie zu berühren. Und wofür? Für verdammt noch mal nichts.

»Du wirst es mir sagen.« Er presste seinen steifen Schwanz gegen ihren Unterbauch und sah zu, wie sie blass wurde. Er bemerkte die Furcht, die in den Tiefen ihrer Augen aufflackerte, und sein Herz verkrampfte sich vor Kummer. »Oder, meine Liebste, ich zeige dir den Bastard, für den du mich hältst.«

Merinus war alles, was zählte. Für den Moment.

1

Fünf Monate später

»Hallo, Kätzchen.« Bei Kanes Worten stellten sich augenblicklich Sherras Nackenhärchen auf, als sie die Küche betrat, bereit für das wöchentliche Meeting, auf dem Callan bestand. Dieser gedehnte Tonfall bedeutete nie eine angenehme Unterhaltung, wenn Kane beteiligt war.

Allerdings war überhaupt nie eine Unterhaltung mit ihm angenehm. Er provozierte sie beharrlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit und tat auch sonst sein Allerbestes, um herauszufinden, wie wütend er sie machen konnte.

Seine blauen Augen blickten kühl und berechnend, als er sie mit einer spöttischen Heiterkeit musterte, die in ihr den dringenden Wunsch weckte, ihm ebendiese Augen auszukratzen. Dieser Wunsch stand jedoch in direktem Konflikt mit dem überwältigenden Drang, ihn bis zur Bewusstlosigkeit zu vögeln. Sie war rollig, paarungsbereit. Es passte ihr überhaupt nicht, aber ihr blieb keine andere Wahl, als es sich einzugestehen. Nach elf langen Jahren voll Schmerz und Furcht wusste sie inzwischen, warum ihr eigener Körper zum Verräter an ihr wurde. Es begann mit überwältigender Erregung und endete mit nackten, quälenden Schmerzen, bevor es langsam wieder schwächer wurde. Jedes Jahr geriet sie einen Monat lang in Hitze. Und sie hatte immer darunter gelitten, weil ihr Gefährte sie bereits einmal genommen und damit ihren Körper darauf geprägt hatte, keines anderen Mannes Berührung zu akzeptieren als die seine.

Wäre er ein Breed gewesen, dann hätte sie es verstehen können. Merinus und Roni waren von ihren Gefährten markiert worden, ihre Körper waren durch das Hormon konditioniert, das aus den geschwollenen Drüsen direkt unter den Zungen der Männer abgesondert wurde. Aber Sherra wusste, dass ihre eigenen Hormondrüsen in jener einen Nacht, die sie mit Kane verbracht hatte, nicht aktiv gewesen waren. Und sie hatte auf keinen Fall den Fehler begangen, ihn zu küssen, nachdem er wieder in ihr Leben geplatzt war. Mittlerweile kannte sie die Anzeichen des Paarungsrausches und war ohne den Hauch eines Zweifels zu der Gewissheit gelangt, dass Kane ihr Gefährte war.

Er lehnte lässig am Küchentresen, eine Kaffeetasse in der Hand, sein hochgewachsener und muskulöser Körper entspannt und verführerisch – die Beule zwischen seinen Schenkeln war in den Jeans unverkennbar. Sherra schluckte und riss den Blick von ihm los. Er hatte einen Ständer und war bereit zu vögeln. Und nur Gott allein wusste, wie sehr sie ihn in sich spüren wollte. Stark und kräftig, sein Schwanz, der sich in ihre feuchte Grotte versenkte, bis sie schrie. Der Gedanke ließ sie beinahe zittern, als eine lodernde Hitze sie überflutete und ihren Körper durchdrang.

»Oh, na, das ist ja mal interessant.« Seine tiefe Stimme klang belustigt, als er offensichtlich die verräterische Röte bemerkte. »Was lässt dich denn so rot werden, Kätzchen? Leichte Überhitzung?«

Sherra wandte sich ab und legte betont lässig die Akten auf den Tisch, zur Vorbereitung auf die Ankunft des restlichen Rudels.

»Kane, du fängst an, lästig zu werden«, erklärte sie kühl, ohne sich umzudrehen. »Deine netten kleinen Kommentare gehen mir langsam auf die Nerven. Mach so weiter, und ich zeige dir, wie eine Katze wirklich kämpft.«

Er schnaubte sarkastisch. »Sei nett, Sherra, oder ich hetze dir unseren kleinen Engel auf den Hals. Sie wird dich beißen, weißt du noch?«

Irgendwas hatte Kane gestern von sich gegeben, und als Sherra ihn deshalb angefaucht hatte, hatte Cassie sie doch tatsächlich angeknurrt. Die Kleine besaß einen erstaunlichen Beschützerinstinkt, wenn es um ihn ging.

Sherra warf einen Blick über die Schulter auf Kane und schüttelte bedauernd den Kopf. Arme Cassie. Er hatte einen schlechten Einfluss auf sie.

»Wir haben versprochen, sie von dir fernzuhalten«, sagte sie. Kane war kein guter Umgang für das Kind. »Du machst noch ein kleines Monster aus ihr, wenn du sie weiter so verziehst.«

Er grinste selbstgefällig und amüsiert.

»Das wäre auf jeden Fall besser als das Püppchen, das du und Merinus aus ihr machen wollt«, gab er zurück. »Lasst das Kind ein Kind sein, verdammt. Ist ja nicht so, als hätte sie in den letzten zwei Jahren viel Gelegenheit dazu gehabt.«

Das war die nackte Wahrheit. Laut den Berichten von Dash Sinclair hatte die Kleine einen Albtraum ständiger Angriffe und verzweifelter Fluchten durchlebt, während ihre Mutter um ihre Sicherheit gekämpft hatte. Sie war das erste bekannte Wolf-Breed-Kind, das außerhalb eines Reagenzglases gezeugt worden war, und der Preis auf ihren Kopf war astronomisch. Aber das bedeutete nicht, dass Kane ein absolut goldiges Kind in einen solchen kleinen Wildfang verwandeln musste.

»Sie ist ein kleines Mädchen, kein Raufbold.« Sherra drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um. »Kane, du hast gestern eine Schlammschlacht mit ihr veranstaltet. Dafür gibt es zu dieser Jahreszeit keine Entschuldigung.«

Er lächelte – ein langsames, bedächtiges Heben seiner Mundwinkel, während seine blauen Augen fröhlich funkelten. »Ich weiß. Oh Mann, die Kleine kann gut zielen, nicht wahr? Und so kalt war es nun auch wieder nicht. Es war total warm, und sie hatte Spaß – um mehr ging es nicht.«

Kane und Cassie waren beide von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt gewesen. In dem Moment, als Sherra hinausgegangen war, um Kane wegen der Sauerei zur Rede zu stellen, war ihr ein Klumpen matschiger Erde gegen den Kopf geflogen, und der kleine Engel, ehemals bekannt als Cassie Colder, hatte ziemlich hitzig verkündet, dass sie ein Wolf sei und Sherra eine Katze, und wenn Sherra nicht sehr nett zu Kane wäre, würde Cassie sie beißen.

»So wie sie loslegt, werde ich euch noch beide an die Leine legen müssen«, erklärte Sherra aufgebracht. »Hör auf, sie auch noch zu ermutigen. Sie ist noch ein Kind.«

In Sekundenschnelle veränderte sich seine Miene von selbstgefällig lächelnd zu sexuell aufgeladen.

»Eine Leine, hm?« Seine Stimme wurde samtig, und sein Blick senkte sich zu ihren Brüsten, die sich unter ihrem Baumwollshirt abzeichneten. Sie konnte spüren, wie ihre Brustwarzen hart wurden. »Können wir auch Handschellen dazunehmen? Ich habe welche, weißt du.«

Hitze explodierte zwischen ihren Beinen. Verdammt sei er mit seinen Hänseleien. Er schürte den Verlauf der Paarungshitze nur noch und machte es ihr schwerer, dagegen anzukämpfen. Sarkastisch fragte sich Sherra, ob der Tag noch schlimmer werden konnte.

»Nur wenn du sie anlegst«, fauchte sie zurück und versuchte dabei, die Vorstellung zu ignorieren, wie er sich, an ihr Bett gekettet, unter ihr bewegte, während sie sich auf seine harte Erektion sinken ließ. Der Gedanke daran war zu verlockend, um ihn sich lange zu gestatten.

Leider hatten ihre bissigen Worte nur wenig Wirkung auf ihn. Ihre Beleidigungen brachten ihr selten mehr als ein leichtes Aufblitzen von Gereiztheit in seinen dunklen Augen ein. Stattdessen vernebelte sein Duft nach heißem, erregtem Mann ihr die Sinne.

Sie konnte sein Verlangen riechen, das wie der Donnerschlag eines plötzlichen Gewitters auf ihre Sinne prallte. Seine Augen funkelten, und seine Miene verdüsterte sich vor Begierde. Sherra wusste, wenn sie jetzt den Blick auf seine Jeans senkte, dann würde die Beule aussehen, als wollte ein dickes Stahlrohr unbedingt heraus.

»Das ließe sich arrangieren«, brummte er wohlig und kam einen Schritt näher. Sein schwerer Körper bewegte sich anmutig und voll männlicher Kraft. »Mein Zimmer oder deins?«

Allein der intensive Klang seiner Stimme würde sie noch zum Orgasmus bringen. Sherra wurde auf der Stelle feucht, fühlte die schmerzend harten Brustwarzen unter ihrem Shirt und wollte vor Wut losfauchen. Wieso konnte das Leben nicht einmal, wenigstens für ein Jahr, gnädig mit ihr sein?, fragte sie sich niedergeschlagen. Was hatte sie getan, um das zu verdienen?

»Nur in deinen Träumen.« Irgendwie schaffte sie es, die verächtlichen Worte über die Lippen zu bringen.

Daraufhin lachte er leise. Ein tiefer Klang, der über ihre ohnehin schon gereizten Nerven strich, als er noch näher auf sie zukam. Sie würde nicht zurückweichen. Wenn sie zurückwich, würde er ihr nur folgen, und wenn er ihr folgte, würde er erkennen, wie verzweifelt sie versuchte, so viel Distanz wie möglich zwischen ihnen zu wahren.

»Du hast ja keine Ahnung, Baby. Soll ich dir ein wenig von meinen Träumen erzählen?«

Er blieb vor ihr stehen, sein breiter Brustkorb, nur Zentimeter von ihren Brüsten entfernt. Sie versuchte krampfhaft, weiter langsam und gleichmäßig zu atmen, doch sie versagte kläglich. Und er wusste es. Er senkte den Kopf und musterte ihre Brüste, die sich hastig hoben und senkten, bevor er den Blick hob und sie vielsagend anstarrte.

»Nein.« Sherra schüttelte den Kopf und wollte sich von ihm abwenden. Sie wollte nichts über seine Träume hören. Die Versuchung seiner Berührung war zu groß.

»Mein liebster Traum«, er ignorierte ihre Ablehnung und fuhr mit den Fingerknöcheln leicht über ihren Arm, »ist der, wo ich dich übers Knie lege und deinem Hintern eine hübsche rote Färbung dafür verpasse, dass du mich so lange gereizt hast. Und du windest dich und bettelst um meinen Schwanz, jedes Mal wenn ich dir auf eine dieser hübschen runden Backen klatsche. Ich wäre mehr als erfreut, dir das einmal zu demonstrieren«, bot er in gespielt höflichem Tonfall an.

Sie sollte außer sich vor Zorn sein, doch stattdessen starrte Sherra ihn nur geschockt an und kämpfte gegen ihre körperliche Reaktion an, als ihre Pobacken sich anspannten bei dem Gedanken daran, dass seine Hände sie auf diese Weise berührten. Oh ja, den Traum konnte sie sich auch ausmalen. Viel zu gut.

»Ist schon in Ordnung, Kane«, schniefte sie mit so viel Würde, wie sie angesichts der überwältigenden Begierde in ihrem Inneren aufbringen konnte. »Du kannst deine kleinen Perversionen schön allein genießen. Gott hat dem Mann aus einem bestimmten Grund eine Hand mit fünf Fingern gegeben, weißt du.«

»Hmm, ich weiß. Und ich weiß auch ganz genau, wie gut ich diese Finger bei meinem kleinen Lieblingskätzchen einsetzen könnte. Komm her, Schmusekätzchen, und ich zeige es dir.« Gefährlich. Warnend. Seine Stimme war wie ein süchtig machendes Rauschmittel, das ihren Organismus überschwemmte, trotz des Anflugs von Wut, den sie in seinem Blick sehen konnte.

Zwischen ihren Beinen flossen ihre Säfte. Sie konnte fühlen, wie die Essenz aus ihr lief und ihre Spalte benetzte. Es war nicht einfach, die Kontrolle zu behalten. Ihre Zunge pochte regelrecht, weil sie ihren Schmerz mit ihm teilen wollte, und ihr Unterleib zog sich im Einklang damit zusammen. Verdammt sollte er sein. Das fehlte ihr gerade noch.

Er hätte es verdient, wenn sie ihm das gäbe, wozu er sie schon die ganze Zeit reizte. Die reichhaltige Potenz des Hormons wäre eine passende Strafe für die Monate der Erregung, die sie wegen ihm durchgemacht hatte.

»Kane. Sherra. Keine Kämpfe heute.« Callan rettete sie davor, sich eine verletzende Antwort aus dem plötzlich ganz leeren Kopf saugen zu müssen, als er in die Küche kam, gefolgt von seiner Frau und dem Rest des Hauptrudels. »Lasst uns zur Sache kommen und sehen, ob wir diesmal etwas zustande bringen.«

Die letzten Meetings waren so unergiebig gewesen, als wollten sie ihre Entschlossenheit ad absurdum führen, den Breeds einen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Nicht als separate Spezies, sondern als menschliche Wesen, die es verdient hatten, zu leben. Momentan schien das bei mehr als nur einer Regierungsbehörde Diskussionsthema der höchsten Kreise zu sein.

»Okay, was haben wir?«, fragte Callan, während sich alle setzten. »Sherra, hast du die Kostenvoranschläge bekommen?«

»Alles da.« Sie schob ihrem Bruder eine der Akten hin. »Farside ist eine ausgezeichnete Baufirma, Callan. Ich habe sie von allen Seiten überprüft, und sie scheinen unsere beste Option zu sein.«

»Ich bin da anderer Meinung.« Kane tat nichts anderes, als sie erwartet hatte, während er sich ebenfalls hinsetzte. Er vertrat neuerdings zu allem, was sie sagte, einen anderen Standpunkt. »Es würde die Anwesenheit zu vieler Fremder auf einmal auf dem Gelände erfordern und damit ein Risiko schaffen, das wir nicht gebrauchen können. Das macht sie nicht nur nicht vertrauenswürdig; es macht sie zu einer Gefahr.«

Sherra biss einige Sekunden lang die Zähne zusammen, bevor sie sich mit einem Knurren zu ihm drehte.

»Farside Construction ist eine der angesehensten Baufirmen des Landes. Ihre Gebäude werden in Bezug auf handwerkliche Ausführung sehr hoch bewertet, sie beschäftigen keine Subunternehmer, und sie stellen sicher, dass die Arbeit von Anfang bis Ende von ausgezeichneter Qualität ist. Die Behauptung, die Firma sei nicht vertrauenswürdig, könnte als Verleumdung aufgefasst werden, Kane«, fauchte sie.

Er machte schon wieder Schwierigkeiten. Aus irgendeinem Grund hielt er es für seinen Job, ihr Leben zu einer noch schlimmeren Hölle zu machen, als es ohnehin schon war.

Adrenalin pumpte durch ihre Adern, ließ ihr Inneres vor Verlangen erzittern und versetzte ihren Unterleib in Zuckungen. Zorn machte es immer noch schlimmer. Er ließ die Hitze durch ihren Körper rasen wie einen Flächenbrand, den sie unmöglich kontrollieren konnte.

»Beruhige dich, Sherra. Er hat nicht gesagt, dass er ihnen nicht vertraut«, erinnerte Callan sie, während sie Kanes Blick begegnete. »Wir müssen sicher sein, mit wem wir es zu tun haben, bevor wir sie auf das Gelände lassen. Ganz besonders jetzt, wo Cassie hier ist.«

Als ob sie das nicht wüsste. Am liebsten hätte sie vor lauter Frustration losgefaucht.

»Es ist ein Meeting«, argumentierte sie und wandte sich an Callan. »Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um diese Unterlagen zusammenzustellen und die besten Optionen für die Arbeit, die gemacht werden muss, aufzuzeigen. Wenn er weiter alles abschmettert, werden wir die verdammten Häuser noch selbst bauen müssen.«

»Und das würde auch mehr Sinn ergeben, Schmusekätzchen«, warf Kane ein, sein allgegenwärtiges süffisantes Grinsen auf den Lippen. »Es gibt genug Leute hier, und die sind sogar für beinahe alles ausgebildet. Warum sollten wir Geld und Arbeitskraft verschwenden, wenn wir nur das Material bräuchten, um alles selbst zu machen?«

Immer deutlicher klang Gereiztheit in Kanes Stimme durch, als wäre er des ständigen Kampfes zwischen ihnen langsam müde. Zu schade aber auch. Er hatte doch angefangen mit seinen beißend spöttischen Kommentaren, die er ihr ständig an den Kopf warf, und sie hatte langsam genug davon.

»Weil es die Verteidigung des Lagers selbst schwächen würde«, fauchte sie zurück.

»Schwachsinn.« Er runzelte die Stirn, und seine dunkelblauen Augen loderten. »Du vergisst, wer hier der Sicherheitschef ist, Kätzchen. Ich nämlich. Ich weiß genau, was nötig ist, um dieses Gelände zu schützen, und es braucht dafür bei Weitem keine zweihundert Breeds, die jederzeit parat stehen. Lass deine Leute die Arbeit erledigen. Es wird ein Gefühl von Verantwortung in ihnen wecken und Stolz auf das Heim, das sie sich geschaffen haben.«

»Du scheinst die Tatsache zu vergessen, dass die meisten dieser Männer und Frauen, von denen du redest, eine Möglichkeit brauchen, um sich auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen, anstatt sich den ganzen Tag den Arsch abzuarbeiten.« Sherra stützte die Hände auf den Tisch und knurrte bei dem Gedanken an die Männer und Frauen mit leerem Blick, die während der letzten Monate aus verschiedenen Laboren befreit worden waren.

»Du darfst sie nicht so verhätscheln, Sherra.« Inzwischen standen sie einander, unter den interessierten Blicken der anderen, dicht gegenüber. »Du hilfst ihnen nicht, indem du sie wie kleine Kinder behandelst, so als wäre ab jetzt alles nur noch Friede, Freude, Eierkuchen. Denn so ist es nicht. Wenn sie nicht aufpassen, wird ihre Zukunft in keiner Weise sicherer sein als diese verdammten Labore, in denen sie waren. Du darfst sie nicht in dem Glauben lassen, dass es so sein wird.«

Sherra konnte fühlen, wie das Blut plötzlich durch ihre Adern rauschte, ihr Unterleib heiß wurde und ihre Brüste zu prickeln begannen, als Reaktion auf die Konfrontation zwischen ihnen. Ein heftiger Schub der Erregung, und ihr Unterleib zog sich zusammen, sodass ihr beinahe die Luft wegblieb, während Adrenalin durch ihren Blutkreislauf jagte.

Nichts war so erregend wie eine Auseinandersetzung mit diesem Mann. Normalerweise ging sie solchen Situationen um jeden Preis aus dem Weg, aber heute … Die Frustration war wie ein wütendes Tier, das ihre Selbstbeherrschung auffraß. Sie hatte seine Sticheleien satt. Sie hatte es satt, sich ständig auf die Zunge zu beißen und den Mund zu halten, anstatt sie beide zu etwas zu treiben, von dem sie fürchtete, dass sie es bereuen würde.

»Ich will verdammt sein, wenn ich sie als Sklavenarbeiter einsetze, wie du vorschlägst«, spottete Sherra. »Wir sind hier nicht im Mittelalter, und du bist kein kleiner Diktator, der hier alle herumkommandieren darf.«

Kane lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück, die Augen schmal vor Zorn, als er sie musterte. Sein eindringlicher Blick fühlte sich an wie eine Liebkosung, die über ihr Gesicht glitt, während er ihre Antwort abwog. Er sah viel zu viel. Oft kam es vor, dass er sie betrachtete wie einen verdammten Käfer unter dem Mikroskop – eigentlich immer wenn sie sich im selben Raum miteinander befanden.

»Dann zahlt ihnen einen Lohn«, meinte er schließlich in seinem spöttischen Tonfall. »Niemand hat verlangt, dass sie es umsonst tun sollen. Dann kommt ihr immer noch besser weg, ohne die zusätzliche Gefährdung durch Fremde auf dem Gelände.«

»Genug, Sherra.« Callan würgte die wütenden Worte ab, die ihr auf der Zunge lagen. Vor lauter Verzweiflung, mit der sie auf Kane losgehen wollte, krallte sie die Finger in die Tischplatte. »Ihr habt beide gute Argumente, aber wir müssen heute Abend zu einer Entscheidung kommen.«

»Viel Glück«, brummte Kane sarkastisch und musterte sie. »Das Kätzchen hier scheint im Moment mehr entschlossen zu sein, uns alle tot zu sehen, als die Häuser bauen zu lassen.«

Sherra fühlte, wie sich eine Schweißperle auf ihrer Stirn bildete, als er sie angrinste. Der Blick aus seinen dunklen Augen war durchdringend. Sie fühlte, wie er sie bedrängte, und sie war hilflos gegen das Bedürfnis, zurückzuschlagen. Sie musste sich wehren. Sie musste ihm zeigen, dass sie nicht schwach oder ängstlich war.

Und diesem Gedanken folgte unmittelbar die Erkenntnis, dass es in Wirklichkeit der Paarungsrausch war, der sie antrieb. Instinkt. Sie wollte ihm beweisen, dass sie stark genug war, um es mit ihm aufzunehmen, stark genug, um an seiner Seite zu kämpfen und seine Stärke herauszufordern – und ihr Verlangen nach alldem wurde immer stärker. Mit jedem Tag konnte sie fühlen, wie ihre eigene Aggression stärker wurde, und es machte ihr Angst.

»Das ist doch absurd, Callan.« Sie versuchte krampfhaft, sich zurückzulehnen und zu entspannen, als sie zum Kopfende des Tisches schaute, wo Callan sie beide stirnrunzelnd musterte. »Der Mann ist so verdammt paranoid, dass du bald selbst da draußen Nägel in Wände hämmerst, anstatt Entscheidungen für das Rudel zu treffen.«

»Nun mach mal halblang, Sherra«, erklang Kanes Stimme voller Ungeduld. »Ich brauche Callan, um auf Merinus aufzupassen. Denn anscheinend bist du ja nicht in der Lage, sie von Problemen fernzuhalten.«

Sherra drehte sich wieder zu ihm um. Sie konnte nicht fassen, was er ihr vorwarf. Erst verhätschelte sie die erschöpften Breeds, und jetzt war sie plötzlich unfähig, Merinus zu schützen?

»Ich?«, knurrte sie und kratzte wütend mit den Fingern über den Tisch. »Ich war nicht diejenige, die sie neulich auf dem Motorrad mitgenommen hat. Das warst du. Ich habe ihr lediglich geholfen, diesen blöden Wandschrank aufzuräumen.«

»Sie hat sich dabei fast das Genick gebrochen, verdammt. Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie von geschlossenen Räumen fernhalten, weil sie darin immer ein Risiko ist, hast du da nicht zugehört?«

»Ich bin nicht das Kindermädchen deiner Schwester!«, schrie sie ihn an. »Wie soll ich aus den verrückten Sachen, die sie machen will, schlau werden? Sie ist deine verdammte Schwester.«

Inzwischen war sie auf die Füße gesprungen und deutete anklagend mit dem Finger über den Tisch auf ihn. Sie hatte es satt, den Babysitter für eine Achtjährige zu spielen, die mehr wusste, als sie sollte, und für eine Frau, die ihre Füße in einem Wandschrank anscheinend nicht kontrollieren konnte.

»Tja, entschuldige mal, ich dachte, ihr beide hättet wenigstens so viel gemeinsam, dass ihr in der Lage wärt, gleichzeitig nebeneinander herzulaufen und zu reden«, gab er spöttisch zurück. »Auch wenn du so rollig bist, solltest du genug Verstand haben, um wenigstens aufzupassen, wenn sie Mist baut. Vielleicht solltest du was daraus lernen.«

Sherra fühlte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Die Wirklichkeit um sie herum schrumpfte zusammen und bestand nur noch aus den wissenden Abgründen seiner Augen und der Herausforderung, die in ihnen funkelte.

»Du spinnst ja.« Sie wollte wieder so wütend sein wie noch Augenblicke zuvor, doch stattdessen schaffte sie es kaum zu atmen, so geschockt war sie.

Er lachte, aber sein Lachen klang höhnisch und zugleich zornig, als er aufstand und sie mit angespanntem Lächeln musterte.

»Ach, wirklich?«, fragte er. »Meinst du etwa, du kannst sonst was vor mir verbergen? Tut mir leid, Baby, aber ich bin nicht annähernd so dumm, wie du anscheinend glaubst. Und willst du wissen, worüber ich mir sonst noch im Klaren bin?« Er legte die Hände flach auf den Tisch, als er sich so weit vorbeugte, dass ihre Nasen sich beinahe berührten.

Sein Duft erfüllte ihre Sinne. Der Geruch nach erregtem, wütendem Mann umhüllte sie, und sie erstickte beinahe an ihrer eigenen Begierde.

»Was glaubst du denn zu wissen?« Sie wollte knurren, aber ihre Stimme klang schwach, vorsichtig.

Jetzt verstand sie den warnenden Schimmer von Wut, der in seinen Augen geschwelt hatte, als sie in die Küche gekommen war. Kane war stinksauer – und das war gar nicht gut.

»Ich weiß«, sagte er mit brutaler Offenheit, »dass du paarungsbereit bist, Sherra. Und ich weiß, wer dein Gefährte ist. Ich weiß es, weil ich es bin.« Damit richtete er sich wieder auf und starrte sie an, offenbar war er in erster Linie wütend über dieses Wissen. »Und genauso weiß ich Bescheid über das Baby, die Sterilisation und deine verdammte Sturheit während der letzten paar Monate. Ich weiß alles darüber, und ich will verdammt sein, wenn ich dir irgendwas davon auch nur einen Tag länger durchgehen lasse.«

2

Es war zwar das absolute Klischee, aber trotzdem war es das Erste, was Sherra in den Sinn kam, Sekunden nach Kanes wütender Ansage: Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Sie stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber, sah den zuckenden Muskel an seinem Kinn, die lodernden Flammen in seinen Augen und hörte die völlige Stille. Außer ihnen befanden sich noch sechs weitere Personen im Raum, die geschockt, schweigend und in fassungsloser Überraschung Zeuge ihrer vollkommenen Demütigung wurden.

Heftig atmend sah sie dem Mann ins Gesicht, der ihr vor so vielen Jahren das Herz aus der Brust gerissen hatte. Sie hatte geschworen, diesen Mann zu töten, nur um zu erfahren, dass ihr Bruder das beinahe an ihrer Stelle getan hätte. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, Stolz, Schmerz und die Entschlossenheit, die ihr in den letzten Jahren geholfen hatte zu überleben. Sie hob den Kopf, um seinen starrenden Blick würdevoll zu erwidern, und stellte bewusst überhebliches Desinteresse zur Schau.

»Offensichtlich hatte ich nicht das Gefühl, dass es dich etwas anginge, Kane«, gab sie kurz angebunden zurück, zwang die Worte über ihre Lippen und beobachtete, wie sein Zorn immer größer wurde. »Hätte ich geglaubt, dass du irgendwas davon wissen müsstest, dann hätte ich es dir selbst gesagt.« Sie warf Merinus einen vielsagenden Blick zu und sah dann wieder Kane an. »Aber wie es aussieht, war ich anderer Meinung.«

Ihr war sonnenklar, wer aller Wahrscheinlichkeit nach die Geheimnisse ausgeplaudert hatte, die sie so mühsam verborgen gehalten hatte. Merinus liebte ihre Familie mehr als alles andere, mit Ausnahme von Callan und ihrem ungeborenen Kind.

Kane fletschte die Zähne zu einem lautlosen Knurren, das einem Breed alle Ehre gemacht hätte. »Denk noch mal darüber nach, Kätzchen«, fauchte er. »Mir ist völlig egal, was ich deiner Ansicht nach wissen oder nicht wissen sollte. Ich habe dir eine Chance gegeben, auf mich zuzukommen, eine nach der anderen, und stattdessen hast du dich versteckt. Jetzt kannst du den Konsequenzen ins Auge sehen.«

Ihr kurzes Lachen war voller Hohn. »Den Konsequenzen ins Auge sehen? Tut mir leid, Kane, auf dem Trip war ich schon, und er war lausig. Darauf lasse ich mich nicht noch mal ein. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe Besseres zu tun. Callan kann mir dann Bescheid geben, was ihr in Bezug auf Farside Construction entscheidet. Mir ist echt egal, wie ihr das auf die Reihe kriegt.«

»Wenn du mich jetzt hier stehen lässt, wirst du es bereuen.« Seine leise Drohung ließ Sherra in der Bewegung innehalten – denn genau das wollte sie tun.

Sie warf ihm einen Blick zu und sah die Entschlossenheit in seiner harten Miene, den tobenden Zorn in seinen dunkelblauen Augen. Sie gestattete sich ein bitteres Lächeln und ließ kalt den Blick über ihn wandern. »Es bereuen, Kane? Ich wünschte nur, ich hätte mich von Anfang an von dir ferngehalten. Dann wäre ich jetzt sehr viel besser dran.«

Sie ließ den Blick über ihre Familie schweifen: jene, mit denen sie aufgezogen worden war, und die beiden, die als Gefährtinnen ihrer Brüder Teil ihrer Familie geworden waren. Sie sah ihre Fassungslosigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Betroffenheit.

»Gute Nacht, Leute. Mein Beitrag zur Abendunterhaltung ist hiermit beendet. Vielleicht läuft es morgen besser.«

Der Zorn brannte lichterloh in ihr, ließ ihre Wangen glühen und ihren Körper zittern, als sie sich den Blicken der anderen stellte.

»Denkst du, es wird so einfach sein, Sherra?« Kanes Stimme klang rau, er kämpfte hörbar um Selbstbeherrschung. »Glaubst du wirklich nur eine verdammte Minute lang, dass ich dich damit davonkommen lasse?«

»Ich denke, du hast nicht wirklich eine Wahl.« Damit stolzierte sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Zimmer.

Ihr war wirklich völlig egal, was er dachte, dass sie tun konnte oder nicht. Elf Jahre lang hatte sie eine physische Hölle durchlebt und emotionale Qualen ertragen, sie hatte darum gekämpft zu verstehen, warum ihr eigener Körper sie auf diese Weise verriet, warum sie so unglaubliches Verlangen empfand, während ihr zugleich die Berührung jedes anderen Mannes zuwider war.

Als sie den Grund dafür herausfand, hatte sie dadurch auch nicht ihr emotionales Gleichgewicht zurückgewonnen. Das Wissen, dass die Ursache eine Paarbindung war, die ungebrochen bleiben würde, anstatt bloßes Begehren, hatte nicht geholfen.

Callan war verärgert gewesen, dass sie ihm nicht früher von ihren physischen Problemen erzählt hatte, dass sie den Versuch einer Sterilisation gewagt hatte, um den Schmerz zu lindern. Seine Enttäuschung hatte sie mehr beschämt, als sie erwartet hatte.

Während sie die Küche verließ, hörte sie noch die Stimme ihres Bruders, der mit Kane stritt, und Merinus’ Bitten. Natürlich gaben auch die anderen ihren Senf dazu. Es war ihr egal. Sie hatten nicht die letzten elf Jahre in ihrer Haut gesteckt. Sie hatten nicht diese Begierde gefühlt, ohne zu wissen warum, und sich schmerzhaft nach einer Berührung gesehnt, die sie nie bekam.

Sie packte das Treppengeländer und rannte hinauf. Ihr Fluchtinstinkt pochte in ihren Adern, hämmerte in ihrem Herzen.

»Sherra.« Beim Klang seiner Stimme blieb sie auf dem Treppenabsatz stehen.

Sie wartete, schwer atmend, mit geblähten Nasenflügeln, und biss die Zähne zusammen, um nicht vor lauter Verzweiflung loszuschreien. Langsam drehte sie sich um und sah auf Kane herab.