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Kann er noch einmal lieben?
Mercury Warrant ist der perfekte Breed, Mann und Löwe zugleich. Aber als seine Gefährtin stirbt, verliert Mercury die Kontrolle über sein Tier. Er kann sein Leben nur retten, indem er den Löwen in sich an die Kette legt und seine animalische Seite komplett ausblendet. Über die Jahre hat er sich mit einem Leben ohne wahre Verbundenheit arrangiert. Doch da taucht Ria Rodriquez in Sanctuary auf und stellt seine Welt auf den Kopf ...
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Seitenzahl: 596
LORA LEIGH
Breeds
Mercurys Kampf
Roman
Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner
Mercury Warrant war der perfekte Breed. Sein Geruchssinn war überragend, seine Ausdauer und Schnelligkeit hatten Rekorde gebrochen, sein Sehvermögen war jenseits allem Vorstellbaren – er war einzigartig. Doch dann starb seine zukünftige Gefährtin, und Mercury verlor die Kontrolle über sein Tier und verfiel dem Wahnsinn. Um sein Leben zu retten, musste er den Löwen in sich an die Kette legen und seine animalische Seite unterdrücken. Über die Jahre hat er sich damit abgefunden, dass er ein Leben ohne Liebe fristen wird. Doch als er den Leibwächter für die junge Ria Rodriguez spielen muss, geschieht etwas Unglaubliches: Der Löwe in Mercury erwacht nach Jahren aus seinem tiefen Schlaf und erhebt seinen Anspruch auf Ria. Wird Mercury diesmal sein Tier beherrschen können oder muss er um sein Leben und seinen Verstand fürchten?
In liebevollem Gedenken an meinen Vater,
Russell Kanduha, für seinen beständigen Glauben.
Und an Tante Sue und Onkel Sid,
für wundervolle Kindheitserinnerungen.
Euer Verlust ist schmerzlich.
BUFFALO GAP, VIRGINIA
BASIS DER BREEDS: SANCTUARY
Er war eine Bestie, ein Tier. Er war eine Schöpfung, eine Mischung aus Mann und Löwe, und das Tier war in ihm gefangen. Mächtig und stark. Die Fähigkeit zu rennen, zu jagen, den Feind im Wind zu wittern und in der Brise zu schmecken, lag in Ketten, im finstersten Winkel seines Unterbewusstseins.
Was war gerecht daran, dass es eingesperrt war?, brüllte das Tier. Dem Mann stand es frei, durch das Land zu streifen, doch das Tier musste sich verbergen. Es blickte durch die Augen des Mannes, das Blut pulsierte durch seinen Körper, doch es war gefesselt, gezügelt für alle Zeit.
Aber langsam wurde es stärker. Das Serum, das es im Zaum hielt, hatte seine Wirkung verloren; die Jahre der Freiheit, die der Mann kennengelernt hatte, das trügerische Gefühl von Sicherheit, das er entwickelt hatte, würden dem Geschöpf, das sich in ihm verbarg, helfen.
Das Tier wartete. Schlich umher. Brüllte in Albträumen auf, während es darauf wartete, dass seine Zeit kam. Der Mann war überzeugt, die Kontrolle zu haben. Er war sicher, dass das Serum, das ihm die Wissenschaftler in jenem Labor verabreicht hatten, und seine eigene Beherrschung das Tier, das so vehement ums Überleben kämpfte, getötet hatten.
Doch das Tier war nicht tot. Es war nie fort gewesen. Eine Weile hatte es geschlafen. Ein erzwungener Schlaf. Ein Schlaf, der den wachsenden Zorn genährt hatte, und nun war es erwacht. Es war erwacht und bereit, sich mit seinen Klauen zu befreien.
Doch es war auch geduldig, so dachte das Tier. Es konnte abwarten, bis der Mann es freiließ. Es war Teil des Mannes, Teil dessen, wer und was er war. Und schon bald würde der Mann das Tier freilassen. Sobald es stark genug war. Es war müde. Die Versuche, es zu zu töten, waren beinahe erfolgreich gewesen. Und es hatte nur überleben können, indem es sich so weit in das tiefste Unterbewusstsein des Mannes zurückgezogen hatte, dassselbstseinewesentlichstenZügeverborgenblieben.
Doch als es wieder aufsteigen wollte, hatte das Serum eine undurchdringliche Festung aus Gitterstäben errichtet, die sich in das Tier drückten. Sie trieben Stachel in seine Seele und erfüllten es mit Schmerz. Und sie schwächten es. Sie schwächten es so sicher, wie eine tödliche Wunde den Mann das Leben gekostet hätte.
Und der Mann blieb wachsam. Er hatte keinen Grund, seinem Herzen freien Lauf zu lassen oder seine Seele zu öffnen. Denn der Mann glaubte seine Seele verloren. Nur das Tier wusste es besser. Und das Tier wartete … Wartete darauf, dass der Mann seine Seele wiederfand.
»Sind die Tests fertig?« Jonas betrat das kleine Labor, Jackal gleich hinter ihm. Verdammtes Sicherheitspersonal. Callan hatte Befehl gegeben, dass Jonas, jetzt wo dessen eigene Leute Vanderales hochgeschätzte Sekretärin schützten, einen Leibwächter haben müsse. Und dann auch noch einen menschlichen. Bloß gut, dass er wenigstens in der Lage war, mit dem Mann auszukommen.
Er starrte Elyiana Morreys Rücken an, als die sich versteifte und die Hand an ihren Nacken hob. Die Muskeln unter ihrem weißen Labormantel spannten sich an, und der Duft ihrer Verärgerung begann sie einzuhüllen.
So verhielt sie sich häufig in letzter Zeit. Sobald er dazu kam, würde er sie daran erinnern, wer hier der Boss war. Er hatte nicht die Zeit, sich Machtspielchen mit ihr zu liefern.
»Ich habe die Tests beendet.« Sie nahm eine Akte, drehte sich um und ging zu dem Tresen neben ihm, wo sie die Akte hinknallte und sich wieder dem zuwandte, woran auch immer sie zuvor gearbeitet hatte. Sie ignorierte sowohl ihn als auch seinen Leibwächter Jackal vollkommen.
Schweigen herrschte im Labor, während Jonas die Akte anstarrte und angesichts Elys offensichtlich übler Laune eine Augenbraue hob. Weibliche Breeds litten nicht unter PMS, also konnte er ihre Stimmungsschwankungen nicht damit erklären, so wie bei den wenigen weiblichen Nicht-Breeds in der Basis.
Ely war eben eigenwillig, so hatte er vor Monaten konstatiert.
Doch gerade das gefiel ihm an ihr. Manchmal. Er verstand es und konnte damit umgehen. Aber im Augenblick war sie ungewöhnlich eigenwillig, und das gefiel ihm gar nicht.
»Würdest du mir die Tests, die du durchgeführt hast, erklären?«, fragte er sie schließlich.
»Steht alles in der Akte.«
»Ich will nicht dein Wissenschaftskauderwelsch lesen.« Er ließ ein animalisches Grollen in seiner Kehle vibrieren. »Sag mir, was ich wissen muss.«
Langsam drehte sie sich zu ihm um, und er sah den Zorn in ihren Augen brennen.
»Deine Spielchen laufen aus dem Ruder«, fauchte sie, und ihr Blick huschte nervös zu Jackal. »Deine Manipulationen und hinterhältigen Intrigen bringen noch jemanden um. Und diese Unterhaltung geht ihn nichts an.« Sie zeigte mit dem Finger auf den Leibwächter, und in ihrem Blick stand weiterhin brennender Zorn.
Jonas musterte sie überrascht. Meine Güte, er hatte gedacht, sie mochte Jackal. Nachdenklich rieb er sich übers Kinn und versuchte zu begreifen, was sie so erbost hatte. Doch da fiel ihm nur eine Sache ein.
»Bist du immer noch sauer wegen Dawn und Seth?« Es war die einzige Erklärung, die er für ihren Zorn finden konnte. Er hatte angeordnet, Dawns Hormonbehandlung allmählich zu reduzieren, als das Paarungshormon in Seths Organismus anfing zu verschwinden. Dawn war dabei gewesen, ihren Gefährten zu verlieren, und Jonas war nicht willens gewesen, das zuzulassen, egal wie sehr er Seth Lawrence persönlich ablehnte. Doch andererseits gab es nur wenige Männer, die Jonas mochte. Zur Hölle, nur wenige Leute überhaupt, von denen er sagen konnte, dass er sie mochte.
Doch der Rest dieser Mission hatte in einem Desaster geendet. Er hatte sicherstellen können, dass Dawn und Seth zusammenblieben, doch das Blut, das vergossen worden war, gab Anlass zur Sorge.
Ely presste in trotzigem Zorn die Lippen zusammen.
Jonas seufzte resigniert, nahm die Akte und öffnete sie.
Sekunden später sah er ihr stirnrunzelnd in die Augen.
»Ich dachte, das Serum, das ihm die Wissenschaftler im Labor verabreichten, hätte das rückgängig gemacht?«
»Er bekommt das Serum seit sieben Jahren nicht mehr«, fauchte sie. »Und das ist nicht einmal sein derzeitiger Zustand. Das ist das, was passierte, als ich den Paarungstest mit dem von Miss Rodriquez durchführte.«
Na, das war ja interessant. Jonas rieb sich übers Kinn und studierte weiter die Tests, die Ely gemacht hatte.
Die Tests, die sie zur Bestimmung einer Paarungsverträglichkeit entwickelt hatte, waren kompliziert. Eine Mischung aus Speichel-, Blut- und Samenproben des männlichen Exemplars kombiniert mit Speichel-, Blut- und Hormonproben eines weiblichen Exemplars.
»Jonas, er hat Leute getötet, als er im Labor wütete«, flüsterte Ely sorgenvoll.
Jonas machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er hatte seine Freundin verloren …«
»Seine Gefährtin«, fauchte sie. »Das Paarungshormon war in seinem Blut. Die ganze Zeit über, die er nicht in Therapie war, haben wir den Vorfall damit entschuldigt, dass es um seine Gefährtin ging. Diese Frau hier ist nicht seine Gefährtin, doch das Raubtier-Adrenalin ist in seinem Blut. Er ist dabei, wieder in animalische Verdrängung zu verfallen, das kannst du nicht leugnen. Der Bericht beweist es.« Sie zeigte mit dem Finger auf die Akte.
Erneut schüttelte Jonas den Kopf und sah weiter den Bericht durch.
Sie gab ein Schimpfwort von sich. »Verdammt, du hältst dich für allwissend. Ich habe auf den Videos gesehen, wie er tobte, als er erfuhr, dass diese Löwin umgekommen war. Er hat einen Arzt getötet, einen Ausbilder und zwei Kojoten, die ihn auszuschalten versuchten. Er war fast wie tollwütig. Wenn diese Frau hierher gebracht wird …«
»Dann wird er sie mit derselben Wildheit beschützen, die er zeigte, als diese Bastarde ihm jemand nahmen, der ihm wichtig war«, fuhr er sie an. »Das hier ist kein Beweis, dass er wieder zum Raubtier wird. Und es ist kein Beweis, dass es in näherer Zukunft dazu kommen wird, also warum bist du deswegen so aufgebracht?«
Normalerweise behielt Ely einen kühlen Kopf, wenn es um die Breeds ging. Sie war diejenige, die nach alternativen Antworten suchte und nach den Gründen forschte, warum Tests so ausgingen, wie sie ausgingen. Sie war nicht diejenige, die aus irgendeinem Test irgendwelche Schlüsse zog. Das war sein Job.
»Weil du es ihm nicht sagen wirst.« Er konnte hören, wie sie die Zähne zusammenbiss. »Ich kenne dich. Du wirst Spielchen mit ihm spielen und ihn in Gefahr bringen …«
»Himmelherrgott noch mal« fauchte er, als auch in ihm der Zorn aufstieg. »Du denkst, das ist alles nur ein Spiel für mich, Ely? Dass mir meine Männer oder die Leute, für deren verdammte Rettung ich mir den Arsch aufreiße, scheißegal sind? Denkst du, ich riskiere täglich mein Leben gegen diese Rassisten und für das Breed Law, weil ich den Kick brauche?«
Nur zu gern wollte er jetzt auf etwas einschlagen. Und wenn Jackals Zorn hinter ihm nicht weniger wurde, dann würde er auf Jackal einschlagen.
Jonas atmete scharf ein, um sein Temperament zu zügeln. Es zu unterdrücken war immer anstrengend, doch ihm freien Lauf zu lassen hatte nie irgendwas gebracht – also wozu der Aufwand?
»Ich weiß nicht, wieso du das tust, und es ist mir auch egal«, flüsterte sie. »Aber du musst ihn warnen.«
»Nein!« Er schloss die Akte und warf sie zurück auf den Tresen.
»Ich wusste es«, spottete sie. »Du hast gerade deine eigene Frage beantwortet, Jonas. Du genießt es, dein verdammtes Leben zu riskieren.«
»Ich riskiere meine Männer nicht unnötig«, knurrte er. »Ebenso wenig halte ich mich an paranoide Ängste und mische mich in ihren Job ein, und das wirst auch du nicht tun. Was du tun wirst, meine liebe kleine Ärztin, ist, ein sehr wachsames Auge auf ihn zu haben, solange sie hier ist. Ich will wöchentliche Tests von Blut, Speichel und Samen auf das Raubtierhormon. Falls, und damit meine ich falls, das Paarungshormon oder das Raubtierhormon sich zeigt, dann werden wir ihn von der Situation in Kenntnis setzen. Bis dahin wirst du deinen hübschen Mund halten.«
»Das ist vielleicht nicht gut genug. Ich kann nicht vorhersagen …«
Er unterbrach sie: »Dann solltest du besser lernen, Vorhersagen zu treffen. Merc ist allein, Ely. Er hat sich daran gewöhnt, allein zu sein. Doch das heißt nicht, dass er nicht betrauert, was er verloren glaubt. Soweit wir wissen, paaren Breeds sich nur ein einziges Mal. Mercury ist überzeugt, dass diese Löwin seine Gefährtin war. Solange wir nichts anderes sehen, darfst du ihm keine Hoffnungen machen. Und solange wir nichts anderes sehen, wirst du ihm deine Paranoia nicht ins Gehirn pflanzen. Hast du verstanden?«
Sie starrte ihn voller Wut an. »Diese Löwin war seine Gefährtin. Das Paarungshormon hat es bewiesen, Jonas.«
»Verstehst du mich?« Er senkte die Stimme, Entschlossenheit im Tonfall, und starrte ihr in die Augen.
Sekunden später senkten sich ihre Wimpern flatternd, und sie nickte knapp. Dieses kleine Zeichen der Unterordnung würde vorerst genügen. Doch sobald er die Zeit dazu fand, würde er seine kleine Breed-Forscherin definitiv in die Schranken weisen. Für die Aufgabe, die vor ihnen lag, wurde sie ihm entschieden zu streitlustig.
»Sehr gut. Miss Rodriquez trifft innerhalb der nächsten zwei Wochen hier ein. Nimm eigene Proben, wenn sie ankommt. Es könnte ein Problem mit den Proben geben, die Vanderale zur Verfügung gestellt hat, also führ die Tests noch einmal durch. Ich will wissen, was herauskommt. Und wenn die Ergebnisse sich nicht geändert haben, dann werden wir die Situation sehr genau beobachten. Das ist alles, was wir tun können.«
»Sollte das Hormon in einem Stressmoment freigesetzt werden, könnte er sie und auch sich selbst vernichten.« Ihre Stimme klang angespannt, als sie versuchte, ihre naturgegebene Unterwürfigkeit zu überwinden.
Verdammte Breed-Genetik.
Sie unterwarf sich ihm eher aufgrund ihrer genetischen Beschaffenheit als aus freien Stücken. Es nagte an ihm, jedes Mal, wenn es passierte.
»Oder er könnte sich mit ihr paaren und glücklich bis an sein Lebensende leben«, konterte er sarkastisch. »Bis wir Klarheit haben, so oder so, sind uns die Hände gebunden.«
»Ich könnte ihn warnen, dass das Serum, das die Raubtiergenetik umgekehrt hat, vielleicht nicht wirksam war«, schlug sie vor.
»Und ihn damit in die Flucht schlagen?« Frustriert fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. »Du kennst Merc nicht sehr gut, Ely. Ich schon. Halt den Mund und halte mich auf dem Laufenden. Ich kümmere mich um den Rest.«
Hölle noch mal. Das konnte er nicht gebrauchen. Er brauchte Merc, damit der Vanderales kleine Sesselpupserin vor Schwierigkeiten bewahrte, und nicht, damit er sich mit ihr paarte oder irrsinnig wurde. Und ganz sicher konnte er keine Standpauke von Ely gebrauchen.
Er drehte sich um, verließ das Labor und schloss sorgfältig die Tür hinter sich, obwohl er sie viel lieber so zugeknallt hätte, dass sie aus ihren verdammten Angeln sprang. In Momenten wie diesem wünschte er, er wäre ein Trinker. Ein guter Drink hätte jetzt sicher geholfen.
ZWEI WOCHEN SPÄTER
Der Privatjet rollte in den Hangar und parkte in der beheizten Höhle, die ihn erwartete. Riesige Metalltüren schlossen sich, um die Wärme drinnen zu halten, noch während die Motoren verstummten.
Einige Minuten später öffnete sich die Tür und Ria Rodriquez trat auf die Treppe, die der Pilot abgesenkt hatte. Sie sah sich im Hangar um.
Eine lange schwarze Limo parkte in einigem Abstand zu den Flügeln des Jets, und noch während sie sich umsah, öffnete sich eine Tür und Mercury Warrant stieg aus dem Wagen.
Beim Anblick des Mannes, den man geschickt hatte, um sie zu treffen – oder besser: des Breeds –, wollte sie am liebsten aufstöhnen.
Sie musterte ihn neugierig. Während der letzten Monate hatte sie Fotos von ihm gesehen, wusste so viel über ihn, wie ihr Boss Dane Vanderale nur ausgraben konnte, und noch immer traf sein Anblick sie wie ein Schlag in den Magen.
Seine Züge waren nicht die eines Mannes. Aber auch nicht jene des Löwen, mit dem seine Gene vermischt worden waren. Wenn die Schöpfung einer absolut sexy Version von beiden möglich war, dann war es Mercury Warrant.
Schräg stehende Bernsteinaugen, schwarz umrandete Lider, als hätte ihm jemand einen feinen Lidstrich gezogen. Sie wusste, dass er dichte Wimpern hatte. Seine Nase war lang und gerade, nur etwas flacher und ein wenig überheblicher geschnitten als bei einem normalen Mann möglich.
Seine Lippen waren nur einen Hauch zu dünn, doch die Unterlippe war in der Mitte verlockend voll, auf eine Weise, die sie dazu brachte, mit der Zunge über ihre eigenen Lippen zu fahren, wann immer sie ihn auf den Fotos der Breeds, mit denen sie in Kontakt kommen würde, erkannt hatte.
»Miss Rodriquez, wir fliegen nach Venezuela, um Mr Dane abzuholen. Sollten Sie uns brauchen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, damit wir Sie abholen.«
Sie drehte sich um und sah ihren Piloten an. Buschpilot. Er war schmuddelig, seine Augen ausdruckslos und hart, doch als er sie ansah, blitzte ein Hauch von Wärme in ihnen auf.
Sie war daran gewöhnt, mit den verborgenen Breeds der Welt zu arbeiten. Mit denjenigen, die die Vanderales unbemerkt aus Laboren und bei Missionen herausgeholt hatten. Denjenigen, die als tot gelistet waren. So wie einst Burke.
»Sag Mr Dane, er soll bitte an die Klunker denken, die er mir versprochen hat«, brummte sie. »Die werde ich mir verdienen.«
Burke warf einen Blick auf die Limo und den Breed, der sie erwartete. »Der ist ein hübsches Exemplar«, meinte er leise. »Aber gefährlich. Gefährlicher, als uns vielleicht bewusst ist.«
Ria zuckte mit den Schultern. Er war nicht derjenige, hinter dem sie her war. Sie hatte ihre ursprünglichen Vermutungen bereits skizziert und Dane zukommen lassen. Die Person oder Personen, die sie verfolgte, würden sie nie mit derart hinreißenden Augen mustern, oder mit derart schonungslosem Interesse.
»Er soll mein Leibwächter sein, nicht mein Ziel«, erinnerte sie Burke mit einem Lächeln.
Der schnaubte daraufhin. »Ich sage Mr Dane, er soll ein paar Klunkern mehr lockermachen. Denn wenn der Ihr Leibwächter ist, weiß ich nicht genau, für wen ich mehr Mitleid haben soll. Aber Sie mag ich am liebsten.«
»Du bist ein guter Mann, Burke.« Sie lächelte selbstzufrieden und tätschelte seinen Arm. »Sag Mr Dane, die Smaragde sahen ganz besonders schön neben den Diamanten aus. Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie hoch er das Risiko, das ich eingehe, zu schätzen weiß.«
Burke schmunzelte und geleitete sie die Stufen hinab zur Limo.
»Mr Warrant. Ich sehe, Direktor Wyatt konnte sich nicht rechtzeitig aus dem Schlaf reißen, um mich zu treffen.« Ria unterdrückte den Drang, den dichten Haarknoten, zu dem sie ihr Haar im Flugzeug gerollt hatte, oder die unelegante Kleidung, die sie angelegt hatte, zu ordnen.
Verdammt, ihre hübscheren Klamotten würde sie wirklich vermissen. Doch sie wusste, welche Fassade ihr die bestmöglichen Ergebnisse sichern würde. Und so wenig sie diese Rolle auch mochte – sie war es den Vanderales schuldig. Sie verdankte ihnen ihr Leben.
»Direktor Wyatt wurde in D. C. aufgehalten«, teilte Mercury mit und warf dem Piloten einen neugierigen Blick zu.
»Noch etwas, das ich Mr Dane sagen soll?«, fragte Burke, als sie seinen Arm losließ und er sich umdrehte, um dem Copiloten mit ihrem Gepäck und der Laptop-Tasche zu helfen.
»Ja, sag ihm, ich habe die Wette gewonnen: Direktor Wyatt ist am Ende doch nicht aufgetaucht.«
Aus dem Augenwinkel registrierte sie, wie Mercury das Gesicht verzog.
»Ich werde es mir merken.« Burke nickte, als der Kofferraum der Limo aufging und ihr Gepäck verstaut wurde.
Als er und der Copilot dann zurück zum Flugzeug liefen, drehte Ria sich um, musterte Mercury und versuchte, sich in seiner Gegenwart nicht allzu weiblich zu fühlen.
Er war hoch gewachsen, breit und sah absolut appetitlich aus. Wild und männlich – die Kombination löste eine Reaktion ihrer Weiblichkeit aus, die sie überraschte.
Ihre Lippen zuckten, als er den Blick von Vanderales Piloten wieder auf sie richtete.
»Die waren mit dem ersten Leo im Krankenhaus«, bemerkte er. »Sie sind Breeds.«
Sie nickte, und er streckte die Hand aus und öffnete ihr die Tür.
»Stimmt.« Sie glitt auf das luxuriöse Leder und rutschte auf die andere Seite, als Mercury sich bückte, um ebenfalls einzusteigen und ihr gegenüber Platz zu nehmen.
Sie warf einen Blick auf den Fahrerbereich und sah Lawe Justice. Über seinen Namen musste sie beinahe kichern. Sie liebte einige der Namen, die die Breeds sich gegeben hatten, als sie die Chance dazu bekamen. Lawe Justice, Rule Breaker – zwei von Jonas Wyatts wichtigsten Sicherheitsleuten. Und Mercury Warrant.
Merkur, der Götterbote. Er hätte Ares nehmen sollen. Wie passend wäre dieser Name gewesen, hätten die Wissenschaftler nicht alle animalischen Instinkte, die er einst besessen hatte, völlig vernichtet. Laut seiner Akte hätte er einer der größten Breeds sein können, die je erschaffen wurden.
»Breeds, an deren Rettung der Leo über die Jahre gearbeitet hat«, bemerkte Mercury kühl. »Statt sich darum zu bemühen, dass wir alle frei sind.«
Sie hatte gewusst, dass die Breeds, die sich im Krankenhaus aufgehalten hatten und in Bezug auf den ersten Leo, der gekommen war, um über das Wohl seines Sohnes zu wachen, zu Stillschweigen verpflichtet worden waren, einen Anflug von Zorn empfanden.
Callan Lyons, Rudelführer und Unheil für die Existenz des ersten Leos. Leo teilte nicht den Glauben seines Sohnes, dass sich die Breeds ihren Platz in der Welt schaffen sollten. Er glaubte, der einzige Schutz, dessen sie sich sicher sein konnten, lag darin, sich unter den Nicht-Breeds verborgen zu halten, bis ihre Zahl größer geworden war. Und Ria war nicht sicher, welche Seite der Auseinandersetzung sie für die richtige halten sollte. Doch vorerst waren beide Seiten existent.
»Ich weigere mich, über Leos Entscheidungen zu diskutieren; es sind seine eigenen«, erklärte sie und erwiderte seinen Blick.
»Aber Sie sind Teil seiner Familie«, meinte Mercury ruhig. Sie hatte gelesen, dass er immer ruhig argumentierte. »Sie haben die ganze Zeit gewusst, was er ist.«
Darauf lächelte sie. »Überraschenderweise, Mr Warrant, bin ich keine Breed. Ich bin lediglich eine bescheidene kleine Sekretärin, die den Anordnungen der Vanderales Folge leistet. Nichts weiter. Ich bin sehr menschlich und auch lieber eine einigermaßen gesunde Achtundzwanzigjährige als so alt wie auch immer Dane oder Leo sind. Ich gebe mir wirklich alle Mühe, hier nicht zu rechnen.«
Sie waren älter, als sie aussahen. Weit älter. Und die Geheimhaltung ihrer Existenz als Breeds war von höchster Bedeutung. Doch genau die war in Gefahr, falls die Informationen, die Dane erhalten hatte, stimmten.
»Sekretärin?« Mercury ließ den Blick über sie schweifen, und Ria war heilfroh, dass sie ihre Jacke angezogen hatte, bevor sie aus dem Flugzeug gestiegen war, denn sie konnte schwören, dass ihre Brustwarzen unter der dünnen Bluse darunter hart wurden. »Warum fällt es mir schwer, das zu glauben?«
Er war misstrauisch. Sein Blick war direkt, und sie glaubte fast, einen ganz schwachen Anflug von Blau in seinen Augen auszumachen.
Fast hätte sie den Kopf geschüttelt, als sie genauer hinsah und nur die dunklen Bernsteinschattierungen der Pupille sah.
»Meine charmante Persönlichkeit?« Sie hob eine Augenbraue.
Seine Lippen zuckten. »Ich habe Ihre Kommuniqués an Jonas gesehen, Miss Rodriquez. Glauben Sie mir, charmant ist kein Adjektiv, mit dem ich die benennen würde.«
»Nachdrücklich liebreizend also?«, schlug sie vor.
Er räusperte sich. »Ich fand die Reaktion unseres Direktors darauf interessant. Und amüsant.«
Ria ließ ihrerseits ihre Belustigung um die Mundwinkel sehen und wünschte, er würde dieses dichte Haar mit seinen vielen Farbschattierungen von dem Lederband im Nacken befreien, mit dem er es gebändigt hatte.
Sie wollte es um seine Schultern fallen sehen; dunkles Rostrot, Braun- und Schwarztöne, die sich vermischten und eine schwere löwenähnliche Mähne bildeten, die sie so gern berühren wollte, dass ihr die Finger juckten.
Merkwürdig – Leo hatte ähnliches Haar, doch das hatte sie nie berühren wollen. Freilich hätte seine Frau Elizabeth ihr wohl die Hand abgehackt, hätte sie es auch nur versucht.
In den meisten Fällen färbte Leo sein Haar mit auswaschbarer Farbe, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigen musste. Und wie Mercury band er es für gewöhnlich im Nacken zusammen.
Leo galt als ein Schurke, ein Söldner und ein Schweinehund von Geschäftsmann. Doch niemand hatte je das Wort Breed in einem Atemzug mit seinem Namen ausgesprochen.
Leo Vanderale, Eigentümer des multinationalen Konzerns Vanderale Industries, den sein Vater ihm vererbt hatte, war ein Gesetz an sich. Und für die Breeds, die ihn kannten.
»Ich nehme amüsant«, erklärte sie schließlich.
»Müssen Sie vielleicht auch.«
Er saß in der Ecke, einen Ellbogen auf der abgesenkten gepolsterten Armlehne, den anderen Arm auf die Sitzlehne gestützt.
Sie warf einen Blick zum Fahrerbereich und erhaschte einen kurzen Blick auf Lawes zuckende Lippen, während seine eisblauen Augen kurz in den Rückspiegel sahen.
»Also, Miss Rodriquez, was geht dem Leo so gegen den Strich, dass er Sie geschickt hat, nur Wochen, nachdem er im Krankenhaus an die Seite seines Sohnes geeilt ist?«
Eher zwei Monate, dachte Ria. Und zu ihrem Leidwesen: Sollte der Leo herausfinden, was sie tat und wo sie es tat, war es gut möglich, dass er ihr das Fell über die Ohren zog und zum Trocknen aufhängte. Kein angenehmer Gedanke.
»Der Leo ist Geschäftsmann, Mr Warrant«, erklärte sie und folgte damit dem Kurs, den Dane vorgegeben hatte. »Sanctuary und seine Breeds profitieren enorm von Vanderales Freigebigkeit. Die kürzlichen Angriffe auf Sanctuary und die Schwachpunkte im Inneren bereiten ihm Sorge. Sowohl auf geschäftlicher als auch persönlicher Ebene. Er würde es genießen, seinen Sohn und seinen Enkel zu besuchen. Er hat davon gesprochen, zu Besuch zu kommen, wenn seine Schwiegertochter ihr zweites Kind zur Welt bringt. Doch das geht nicht, solange das Risiko besteht, dass die Welt entdeckt, wer und was er ist.«
Er verzog spöttisch die Lippen. Ein Anblick, bei dem sie sich schwer zurückhalten musste, nicht mit der Zunge über ihre eigenen Lippen zu fahren. Verdammt, er verursachte ihr weiche Knie und gab ihr viel zu sehr das Gefühl, eine Frau zu sein. Ria begriff, dass diese Schwäche ihren Job gefährden konnte. Sie suchte nach einem weiteren Spion, und die Konsequenzen der Tatsache, dass vielleicht Informationen aus Sanctuary nach draußen sickerten, konnten die Gemeinschaft der Breeds als Ganzes zerstören. Andererseits, wenn sie es sich gestattete, sich auf Mercury einzulassen, bestand die Möglichkeit, dass sie persönlich verletzt wurde.
Sie rief sich in Erinnerung, dass sie sich nie persönlich verwickeln ließ. Das führte zu nichts als Unglück, und mehr Unglück konnte sie nun wirklich nicht in ihrem Leben gebrauchen.
»Miss Rodriquez …«
Sie bot ihm an, sie beim Vornamen zu nennen: »Ria bitte.« Bei Miss Rodriquez fühlte sie sich einfach alt.
»Ria.« Er hob die Augenbraue. »Warum habe ich das Gefühl, dass an Ihnen mehr dran ist, als man auf den ersten Blick sieht?«
Sie machte große Augen, als könne sie sich das nicht vorstellen. Langweilige Kleidung, kein Make-up. Sie war verdammt gut darin, den kleinen Niemand zu spielen, den jeder erwartete.
»Glauben Sie mir, Mr Warrant, was Sie sehen, ist auch das, was Sie bekommen.« Sie lächelte leise. »Natürlich kann ich auch ziemlich bösartig werden, wenn die Situation es erfordert. Ich bin nicht immer nett.«
Er erwiderte ihren Blick schweigend, und sie hatte das Gefühl, er sah mehr, als ihr lieb war. Eindeutig sah er mehr, als jeder andere bisher hatte sehen wollen.
Zum ersten Mal im Leben fragte sich Ria, ob sie hier einem Mann begegnet war, vor dem sie sich nicht mehr verstecken konnte. Seine Augen drängten sie, ihre Geheimnisse mit ihm zu teilen; Wirbel aus Bernstein, die Neugier, das Interesse, luden sie ein, wider besseres Wissen nach Dingen zu greifen, nach denen sie nie greifen sollte.
Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich die Finger. Sie erinnerte sich, wie ihre Mutter ihr vor langer, viel zu langer Zeit lachend geraten hatte, immer auf der Hut vor den Menschen zu sein.
Man wird dich täuschen, meine kleine Ria, hatte sie immer gesagt. Sie lügen und lächeln dabei, und wenn sie alles genommen haben, was du zu geben hast, dann finden sie jemand anderen, den sie ausbluten können.
Sie konnte nicht sehr alt gewesen sein, doch sie erinnerte sich noch sehr deutlich an diese Worte.
Die Erinnerung veranlasste sie, den Blick von Mercury abzuwenden und auf die Berge zu richten, durch die ihr Weg führte, während sie die Einsamkeit beiseiteschob, die sie erfüllte, wann immer sie es zuließ.
Ihre Mutter war gestorben, bevor sie sechs Jahre alt war. Ria war drei Tage allein in der Wohnung gewesen und hatte nach ihrer Mutter gerufen, doch die hatte in einer kalten Leichenhalle gelegen.
Sie wäre wohl auf ewig dort geblieben, wäre nicht einer Nachbarin aufgefallen, dass niemand das Kind von Leo Vanderales Sekretärin erwähnt hatte. Es war nicht einmal in ihrer Personalakte aufgeführt gewesen. Und die Leute, mit denen sie zusammengearbeitet hatte, hatten gar nichts von der Tochter, die Mary Rodriquez geboren hatte, gewusst. Bis zu Marys Tod.
Bis Ria plötzlich alleingelassen war.
Sie schob die Erinnerungen weg. Die hatten hier keinen Platz. Jahrelang hatte sie sich nicht gestattet, auch nur daran zu denken. Sie war, wer sie war, und sie verdankte den Vanderales ihr Leben nach dem Tod ihrer Mutter.
Und hier war sie nun, machte immer noch Botengänge für Dane und tanzte nach seiner Pfeife. Machte immer noch bei seinen Spielchen mit, weil er ihr dieses teuflische Lächeln zuwarf und sie herausforderte, heldenhaft zu sein, wo sie doch beide wussten, dass sie so gar nicht heldenhaft war.
Doch jetzt war sie so richtig heldenhaft, und dafür könnte Leo ihnen dieses Mal wohl beiden das Fell über die Ohren ziehen. Sanctuary war sozusagen Leos Baby. Callan Lyons war der Sohn, von dem er nicht gewusst hatte, bis die Offenbarung der Breeds durch die Welt gegangen war. Er war der Sohn, den Leo nicht erreichen konnte.
Dane war sein Erbe, und Leo hatte Dane immer abgöttisch geliebt, bis zu einem gewissen Punkt. Er respektierte Dane, doch er kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass der ein weit wilderes und leichtfertigeres Leben führte als Leo recht war.
Familie war Leo wichtig. Er war ein erstklassiger Rudelführer; das hatte er mit den Breeds bewiesen, die er auf seinem Land in Afrika schützte.
Und er sehnte sich schmerzlich nach den Söhnen, von deren Erschaffung durch das Council er wusste. Die, die aus dem Samen und den Eizellen, die man ihm und seiner Gefährtin gestohlen hatte, kreiert worden waren. Und er sehnte sich nach seinen Enkelkindern. Enkel, die ihm Dane wohl nicht in nächster Zeit schenken wollte.
»Ich hoffe, Sie waren aufrichtig zu Jonas, was die Gründe für Ihren Aufenthalt hier angeht, Ria«, meinte Mercury plötzlich. »Wenn man ihn anlügt, kann er ein Bastard sein.«
Jaja, wie der Vater, so der Sohn. Jonas Wyatt war ebenfalls Leos Sohn, und Ria war der Ansicht, dass er ihm ähnlicher war als jeder andere.
Mit einem Lächeln drehte sie sich zu Mercury um. »Ich kenne seinen Vater, Mr Warrant, und der Apfel fällt hier nicht weit vom Stamm, wie man hierzulande sagen würde. Keine Sorge, Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit sind nur ein paar meiner Fehler.«
Über diese Bemerkung hätte Dane sich den Hintern abgelacht, das war ihr klar.
Doch Mercury nickte nur und sagte nichts weiter. Allerdings musterte er sie immer noch. Sein Blick ruhte auf ihr, und sie konnte schwören, dass das Aufwallen unter ihrer Kleidung ihr bis in die Knochen fuhr.
Verdammt, sie war heilfroh, dass sein Geruchssinn nicht so gut war wie der der meisten Breeds, doch so wie seine Augen schmal wurden und seine Nasenflügel sich weiteten, hatte sie den Verdacht, dass er die Erregung witterte, die sie in sich aufsteigen fühlte.
Sie war eine Frau. Und verdammt, wenn er nicht ein hübsches Exemplar von einem Mann – und einem Breed – war. Sie war nicht gepaart, und sie war auch nicht tot, sondern im Besitz aller Instinkte wie jede andere Frau auch. Und all diese Instinkte verlangten lautstark nach einer Kostprobe von Groß, Gefährlich und Sahneschnittchen ihr gegenüber.
Das hieß aber nicht, dass sie ihren Instinkten nachgeben musste.
Das Fenster zwischen Fahrer- und Passagierbereich fuhr hoch. Ria wandte sich um und sah Mercury fragend an.
»Lawe möchte sein Fenster öffnen. Könnte zu kalt für Sie werden«, erklärte er, doch seine Augen sagten etwas vollkommen anderes. Etwas, das sie den Kopf einziehen ließ und veranlasste, wieder aus dem Fenster zu sehen.
Oh ja, sie war erregt, und der Breed am Steuer wusste das zweifellos.
Sie zuckte innerlich mit den Schultern. Denn sie hatte auch keinen Zweifel daran, dass sie daran gewöhnt sein sollten. Frauen auf der ganzen Welt, in Blogs, auf Webseiten über Breed-Sichtungen und einer Vielzahl anderer Online-Communitys beschimpften und begehrten gleichermaßen die Wesen, die der Mensch erschaffen und über die er die Kontrolle verloren hatte.
Man war fasziniert von den Breeds. Man hatte Angst vor ihnen und fühlte sich von ihnen erregt. In etwas mehr als einem Jahrzehnt waren sie zum Feindbild in der Nacht und ebenso zu den finsteren Liebhabern in den Träumen der Frauen geworden. Manchmal war es amüsant. Doch die meiste Zeit erinnerte es sie immer wieder daran, wie wankelmütig Menschen sein konnten.
Denn nur wenig wäre nötig, um das Blatt gegen die Breeds zu wenden, und wenn die Gerüchte, die Dane gehört hatte, stimmten, dann konnte diese Wendung schon weit früher kommen, als alle erwarteten. Und sie könnte verheerender sein, als alle vermuteten.
Das Tier öffnete die müden Augen, nicht sicher, was es geweckt hatte. Der Mann. Seine Emotionen entglitten ihm. Das Tier konnte den Riss in der Verteidigung des Mannes fühlen, die Chance, sich zu strecken und vorzutasten. Freiheit zu fühlen. Süße Freiheit.
Das Tier streckte sich mit allen Sinnen, langsam und vorsichtig. Es schwelgte in der Chance.
Dann stutzte es. Blinzelte. Es starrte durch die Augen des Mannes hinaus. Atmete durch die Nase des Mannes ein. Es kostete die Luft mit der Zunge des Mannes – und musste sein Aufbrüllen unterdrücken.
Das Tier duckte sich, starrte, witterte, kostete. Es hatte gewartet. War geschwächt gewesen. Erschöpft. So nahe dem Tod. Doch es hatte gekämpft. Und es hatte gewartet.
Darauf.
Dunkle Augen sahen unter gesenkten Wimpern zu dem Mann auf. Es war kein koketter Blick, sondern ein vorsichtiger. Dunkle Wimpern, nur Schatten heller als ihre Augen. Dunkles Haar, das gebändigt war, wo es doch frei fallen sollte.
Und ihr Duft.
Das war es, was das Tier geweckt hatte. Ihr Duft.
Das Tier fühlte etwas durch seinen Leib rasen, das an Freude erinnerte. Ihr Duft war wie Gnade. Wie Wärme inmitten der Kälte. Ihr Duft war wie ein Ort, an den man gehörte.
Das Tier war vorsichtig. Der Mann war immer noch wachsam. Das Tier ließ den süßen Duft im Kopf nachklingen, nur einen Moment lang. Nur eine Kostprobe, ein Vorgeschmack darauf, was wahre Wonne war, bevor es sich zurückzog.
Das Tier duckte sich wieder, nun wach und ungerührt. Die Präsenz der Frau erfüllte es mit Hoffnung und erneuerte jene letzte Unze Kraft, die es brauchte, um nur zu überleben.
Die Emotionen des Mannes – das Tier konnte fühlen, wie sie sich aufbäumten, wie die Ketten, die es banden, schwächer wurden, denn der Mann war abgelenkt. Er war mit seinen Gefühlen beschäftigt. Er musste nicht auf der Hut sein vor dem Tier, das vor langer Zeit fast gestorben war.
Er war nur ein Mann. Das Tier konnte den Gedanken fühlen, als der Mann sich gestattete, in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Er war nur ein Mann, kein Grund zur Sorge. Er konnte diese Frau beobachten. Er konnte sie begehren.
Und das Tier beobachtete. Und es begehrte. Es duckte sich, wartete und fühlte immer mehr Hunger, wo bisher keine Kraft gewesen war, um Hunger zu spüren.
Das Tier beobachtete. Es wartete. Und es wusste: Die Freiheit war nicht mehr fern.
»Hallo, Mr Wyatt. Welche Freude, Sie endlich zu treffen.« Ria schüttelte Jonas’ dargebotene Hand, betrat sein gut ausgestattetes Büro in Sanctuary und sah sich um.
Es war keineswegs ausgefallen, aber es war groß, offen und luftig. Seinen Schreibtisch aus Nussbaum hatten zuvor die Wissenschaftler des Councils genutzt, die das Anwesen bewohnt hatten, bevor die Breeds es in Besitz nahmen.
Dunkle schwere Aktenschränke waren entlang der Wände aufgestellt. Er behielt seine Akten immer in der Nähe. Diese Papierablage war etwas antiquiert, doch zumindest schloss er sie sicher ein. Sie wusste, dass sein Büro in D. C. vollkommen elektronisch und unabhängig von jedweden Leitungen außerhalb des Büros funktionierte, mit Ausnahme des Organizers und des Laptops, die er oft auf Reisen dabeihatte.
»Ich habe Kaffee aus der Küche bringen lassen.« Jonas wies mit der Hand zu dem kleinen Sitzbereich an der Seite.
Eine Couch, ein Sofa und zwei Stühle gruppierten sich dort um einen schimmernden, schweren Couchtisch aus Nussbaum. Der Kaffee stand auf einem Silbertablett in der Mitte des Tisches und lockte ihre Sinne mit seinem Duft.
»Meine Schwäche.« Sie lächelte in offensichtlicher Wertschätzung, als er sie zur Couch geleitete. »Ich muss zugeben, mein Körper passt sich nicht mehr so problemlos an unterschiedliche Zeitzonen an wie früher. Ich könnte etwas Koffein gebrauchen.«
Jonas gab einen unverbindlichen Laut von sich, eine Art Mischung aus gereiztem Schnauben und skeptischem Brummen.
Er nahm ihr gegenüber Platz, während Mercury schweigend den Stuhl neben der Couch besetzte.
»Soll ich einschenken?« Sie zeigte auf das Kaffeeservice vor ihnen.
Jonas hob eine Augenbraue. »Meinetwegen.«
Er lehnte sich zurück, während sie Kaffee einschenkte und erst ihm und dann Mercury eine Tasse reichte, bevor sie ihre eigene nahm, auf der zarten Porzellanuntertasse balancierte und sich ebenfalls zurücklehnte.
Sie nahm die Tasse am Henkel, inhalierte zuerst, und ihr Gehirn reagierte mit Vorfreude, bevor sie vorsichtig nippte. Guter Kaffee war wirklich schwer zu finden.
Erfreut stellte sie fest, dass dieses Gebräu hier vom Feinsten war. Ihre Wimpern flatterten beinahe ekstatisch.
Jonas schmunzelte. »Sie mögen Kaffee«, bemerkte er, während er selbst trank und sie mit diesen eigenartigen Silberaugen ansah.
»Ich liebe Kaffee.« Sie trank noch einen Schluck, ließ sich dann etwas entspannter in die Couch sinken und sah zwischen ihm und Mercury hin und her.
Gestern war sie angekommen und zu der Hütte gebracht worden, die Dane für sie gemietet hatte. Sie stand am Rand von Sanctuary, doch nicht innerhalb der Grenzen der Basis selbst.
Knapp eine halbe Meile von der Hütte entfernt war ein gesicherter Bereich eingerichtet worden. Sie wusste, der Großteil der Ausrüstung war so ausgelegt, dass kein Zaun nötig war. Sowohl Vanderale Industries als auch Seth Lawrences verschiedene Unternehmen hatten zur Sicherheit von Sanctuary beigetragen.
Löwen streiften auf Sanctuarys Seite der Grenze umher, und Breeds patrouillierten dort unermüdlich. Vergangene Nacht hatte sie das Brüllen der Löwen gehört, die offensichtlich in dem Gebiet die Runde machten, trotz der Kälte, die sich über den Berg gesenkt hatte.
Es war gerade mal der erste Oktober, und schon näherten sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt. Hier wurde es viel zu früh viel zu frostig für ihren Geschmack. Sie fühlte die Kälte deutlich in ihren Knochen.
»Ich verstehe Vanderales Bedenken, Miss Rodriquez …«
»Oh bitte, nennen Sie mich Ria.« Sie schenkte ihm ein nichtssagendes Lächeln. »Es ist nicht nötig, auf Förmlichkeit zu bestehen. Immerhin kenne ich Ihre Familie ja tatsächlich recht gut.«
Seine Miene wurde ausdruckslos, doch in seinen Silberaugen blitzte unvermittelt Feindseligkeit auf.
»Das bezweifle ich doch sehr«, grollte er.
Sie sah ihn blinzelnd an. »Doch so ist es. Ihr Vater und Ihr Bruder nahmen sich meiner nach dem Tod meiner Mutter an. Sie waren immer recht gütig.«
Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als sie ihn buchstäblich mit der Nase darauf stieß, dass er sie nicht wirklich wie eine Angestellte behandeln konnte. Und ganz offenbar schien er die Tatsache seiner Abstammung nicht gut anzunehmen.
Anders als bei Callan war Jonas’ Mutter nicht Leos Gefährtin gewesen. Nur Leos Sperma und die Eizelle einer anderen Wissenschaftlerin waren bei seiner Erschaffung zum Einsatz gekommen.
Mercury rührte sich wachsam auf dem Stuhl neben ihm und richtete den Blick auf Jonas. Seine Bernsteinaugen wurden dunkler, bevor er Ria wieder ansah.
»Ria.« Jonas erwiderte ihr Lächeln mit deutlichem Spott. »Ich bin sicher, Ihnen ist bewusst, dass ich ebenso Recherchen über Sie angestellt habe, so wie Dane«, er knurrte den Namen, »Recherchen über Sanctuary und seine Bewohner angestellt hat. Die Vanderales haben Sie nicht adoptiert. Und Sie sind keine hochgeschätzte Tochter.«
Ria stellte die Tasse auf den Tisch zurück, faltete die Hände in ihrem Schoß und erwiderte milde seinen Blick. Er sagte ihr nichts, was sie nicht selbst schon wusste.
»Mr Wyatt, so etwas habe ich auch nie angedeutet. Ich sagte, ich kenne Ihre Familie recht gut. Ich arbeite für Leo und Dane, seit ich achtzehn Jahre alt war, wie Sie wissen. Sie haben meine Ausbildung finanziert und davor meine Erziehung.« Sie beugte sich vor, gerade so weit, um ihn wissen zu lassen, dass sein gewichtiger Blick sie nicht einschüchterte. »Zweifeln Sie nie daran, dass ich eine geschätzte Freundin der Familie Vanderale bin, und als solche ist meine Loyalität gegenüber der Familie, der Firma und der Aufgabe, für die ich hierher geschickt wurde, ohne Tadel. Ich wurde geschickt, um zu katalogisieren, zu kategorisieren und, im Wesentlichen, festzustellen, ob Sanctuary sicher genug ist oder nicht, um all die nützlichen kleinen Spielzeuge zu bekommen, die wir hierher schicken, damit Sanctuary als Erstes damit spielen kann. Zweifeln Sie nicht daran, dass meine Meinung Gewicht hat. Und zweifeln Sie ebenso keinesfalls daran, dass mein Job sicher ist, ungeachtet aller Proteste, die Sie vorbringen. Also«, sie lehnte sich zurück, »sollen wir das auf zivilisierte Weise regeln, oder darf ich mir anhören, wie Sie grollen, knurren und mir Ihre bösen, scharfen Reißzähne zeigen, so wie Ihr Bruder es tut, wenn er übermäßig aufgebracht ist?«
Jonas knurrte.
»Jonas.« Mercury beugte sich vor – fast beschützend.
Ria wandte den Blick nicht von den gefährlich wechselnden Farben in Jonas’ Augen, als Mercury seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
»Was?«, fragte Jonas langsam.
»Wenn Sie noch mehr Möbelstücke in diesem Büro zertrümmern«, ergriff Ria das Wort, bevor Mercury etwas sagen konnte, und sah sich im Raum um, »dann kürzt Callan vielleicht noch Ihr Budget für das Büro. Erst letzte Woche bin ich die Aufzeichnungen über Büroausstattung durchgegangen. Wie es scheint, wurde dieses Büro im Laufe von sechs Monaten mit zwei neuen, verschiedenen Couchtischen aus Nussbaum sowie einem äußerst stabilen Metalltisch beliefert. Innerhalb eines Jahres haben Sie drei Sekretärinnen verloren, und das Fensterglas in Ihrem Apartment wurde zweimal erneuert. Sie haben ein ziemliches Temperament, Sir, nicht wahr?«
»Oder so.« Sein Lächeln war angespannt.
Ria wartete auf die Wahrheit, während er sie anstarrte. Sie kannte die Wahrheit. Die Fenster in seinem Apartment waren mehreren Anschlägen auf sein Leben zum Opfer gefallen. Den Couchtisch aus Metall hatte die unkontrollierbare Druckwelle eines Sprengsatzes erwischt, der durch die Sicherheitsmaßnahmen geschmuggelt worden war – ein hochmoderner Sprengsatz. Die beiden Holztische allerdings waren höchstwahrscheinlich Opfer von Jähzorn.
Schließlich ließ sie den Blick flackern, als verstünde sie seine Position als Alpha. Jonas hatte nicht gründlich genug recherchiert. Denn sie beugte sich nicht einmal Dane.
»Sehr gut.« Sie atmete tief durch. »Ich möchte Sie wirklich nicht gegen mich aufbringen. Aber es ist das Beste, wenn wir von vornherein wissen, warum ich hier bin. Mein Job ist es, festzustellen, ob die finanziellen Mittel, die Sanctuary erhält, weiter fließen, erhöht, reduziert oder ganz eingestellt werden sollen. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass ich vollen Zugang zu all Ihren Akten habe, eingeschlossen sämtliche Anschaffungen, Zahlungen, Verträge oder auswärtig von Sanctuary geleisteten Dienste, und zwar in elektronischer und in Papierform. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich morgen gern mit der Arbeit beginnen.«
Sie beugte sich vor, nahm ihren Kaffee und trank, während sie die Beine übereinanderschlug und wartete.
Er unterdrückte offensichtlich ein Knurren, während Mercury sie mit einem Aufblitzen von Belustigung in den Augen musterte.
Leider war Jonas Dane viel zu ähnlich. Doch das war Pech für ihn, denn Ria hatte schon vor Jahren mit Dane umzugehen gelernt. Sie erhielt Juwelen in Form von Schmuck aus aller Welt als Bezahlung dafür, dass sie sich von Dane manipulieren ließ. Und wie er sie manipulierte.
Sie lächelte Jonas zu. »Ich bin wirklich ein sehr netter Mensch. Jede Menge Kaffee ist hilfreich dabei.«
Mercury schnaubte. Jonas sah sie finster an.
»Dane Vanderale steckt hinter der Sache, nicht wahr?« Er zog spöttisch die Lippe hoch. »Deshalb interessiert den Leo plötzlich so sehr, wofür sein Geld ausgegeben wird.«
Ria runzelte die Stirn. »Der Leo lässt sich nicht manipulieren, Mr Wyatt. Sobald Sie ihn näher kennenlernen, werden Sie das erfahren.« Vielleicht auf die harte Tour, wie es Dane so oft widerfuhr.
Doch Jonas war misstrauisch, und das war kein gutes Zeichen für Dane. Oder für sie. Leo würde sie nicht feuern, aber Junge, Junge, er würde dafür sorgen, dass sie sich wünschen würde, er hätte etwas so Humanes getan, wie sie einfach zu feuern.
Leo kannte sie. Er wusste, wie er ihr Schuldgefühle einimpfen konnte. Und er konnte sein Wissen mit schockierender Vehemenz einsetzen.
»Was genau brauchen Sie?«, fragte Jonas mit zusammengebissenen Zähnen.
»Wie gesagt, Informationen auf Papier und/oder in elektronischer Form über Anschaffungen, Verträge, Verkäufe oder Verhandlungen diesbezüglich. Das Einzige, was ich nicht brauche, sind Laborakten über einzelne Breeds oder sensible Missionsberichte. Alles, was die Geschäfte von Sanctuary betrifft, sollte mir zugänglich gemacht werden.«
»Und dafür brauchen Sie wie lange?«, fragte er barsch.
Bedauern flackerte in ihr auf, denn ihr war klar, dass sie nahe daran war, ihn gegen sich aufzubringen, ihn vielleicht sogar zu ihrem Feind zu machen. Und er erinnerte sie so sehr an Dane. Sie hatte Dane sehr gern, obwohl der ein manipulativer, berechnender und kaltherziger Kerl war, weil er sie dazu überredet hatte, hierherzukommen.
Der Leo würde sie beide umbringen, aber die Gefahr, der sich Sanctuary gegenübersah, machte ihr Angst. Sie sah von Jonas zu Mercury und gab sich etwas sanfter.
»Hoffentlich nicht allzu lange«, erklärte sie. »Wirklich, Mr Wyatt, es ist nicht mein Wunsch, Sie mir zum Feind zu machen, doch es gibt auch nichts, das mich in meiner Aufgabe wanken lässt. Aber ich versichere Ihnen, die Lebensfähigkeit von Sanctuary ist mir durchaus ebenso wichtig, wie sie es Leo und Dane ist. Ich bin nicht hier, um Ihre Sicherheit zu gefährden, sondern um Informationen zu sammeln. Ihre Kooperation ist alles, was ich brauche. Ungeachtet meines Beschlusses weiß ich, dass Leo und Dane bereit sein werden, mit Sanctuary zusammenzuarbeiten, um die Beziehung, die Sanctuary mit Vanderale genießt, fortzusetzen.«
Und wenn ihnen das Geld wie durch ein Sieb davonrinnen würde, würde Leo nie auch nur erwägen, ihnen den Geldhahn zuzudrehen. In der Beziehung könnte Sanctuary undicht sein, bis die Hölle zufror, und er würde trotzdem weiter Geld hineinpumpen. Doch das war nicht der Fall. Es ging nicht um Geld, das versickerte, sondern um etwas weit Wichtigeres.
»Sie werden bekommen, was Sie brauchen.« Jonas stand auf. »Morgen früh.«
Auch Ria stand auf und registrierte, dass Mercury sich ebenfalls aufrichtete.
»Ich freue mich schon darauf.« Sie stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch und streckte wieder die Hand aus. »Es war mir ein Vergnügen, Sie zu treffen.«
Er schüttelte fest ihre Hand, doch ohne seinen Griff zu verstärken; er unternahm keinen Versuch, ihr seine Stärke zu demonstrieren, und ihre Wertschätzung für ihn wuchs. Denn sie wusste, dass er wütend war.
»Mercury, bring sie zurück zu ihrer Hütte. Du, Lawe und Rule seid ihre persönlichen Leibwächter. Sorgt dafür, dass niemand sie umbringt. Denn sie selbst scheint sich heute nicht besonders um ihr Wohlergehen zu sorgen. Und morgen früh soll sie sich in Elys Labor zu Tests einfinden.«
Ria stutzte. »Es wird keine Tests geben, Mr Wyatt. Ich habe die nötigen Proben vor meiner Ankunft zur Verfügung gestellt. Mehr wird es nicht geben.«
Er hielt inne und musterte sie. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte, bevor er angespannt lächelte. »Sie spielen wirklich gern mit dem Feuer, nicht wahr, Miss Rodriquez?«
Sie gab ein unbekümmertes Lachen von sich und sah zu ihm auf. »Mr Wyatt, Dane meint oft, dass ich genau das am besten kann. Ich denke, auch meine Mutter hat mir dasselbe mehrere Male vorgeworfen. Doch Sie werden feststellen, dass ich wahrhaft nicht der Feind bin.«
»Ich betrachte Frauen nicht als meine Feinde.« Er zuckte mit den Schultern, und in dem kurz aufblitzenden Lächeln konnte sie den Charme erkennen, zu dem er fähig war. »Vielleicht als Kampfgegner.«
Das sagte ihr einiges. Sie neigte zustimmend den Kopf, bevor sie sich zu ihrem persönlichen Leibwächter umdrehte. Das reichte, um eine Frau wünschen zu lassen, dass das Wort eine vollkommen andere Bedeutung haben möge: im Sinne von nackt und in ihrem Bett.
Zu schade, dass sie und Beziehungen nicht gut zusammenpassten. Außerdem wusste sie, dass Breeds sich paarten. Sie waren ausgelassen, erotisch und sündig, doch eine Frau zu lieben ging immer mit einer Paarung einher. Und eine Paarung erfolgte fast augenblicklich.
Bisher verspürte sie keine unkontrollierbaren Triebe, soweit es seinen Körper betraf. Irrationale Triebe vielleicht, aber das zählte nicht.
Sie bemühte sich, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, als Mercury sie wieder vom Anwesen zur Limo eskortierte. Sie glitt auf den Rücksitz und sah zu, wie er ihr gegenüber einstieg, bevor der Wagen die Einfahrt verließ.
Sie schwiegen beide, während sie durch die Tore und die Menge Protestierender fuhren, die davor ihre Parolen skandierten.
Die Klatschblätter befeuerten die Proteste. Gerüchte erzwungener sexueller Begierden durch ein Virus, das die Breeds in sich trugen, waren wieder in den Schlagzeilen. Außerdem war da die Geschichte des Serienkillers/Kannibalen, der mit den Breeds in Verbindung gebracht wurde. Die Regenbogenpresse sorgte dafür, dass vor den Toren weiter protestiert wurde und Misstrauen die Breeds umwaberte, sowohl hier als auch in Haven, der Basis der Wölfe.
»Sie haben eine Grenze bei Jonas berührt. Ich würde vorschlagen, eine Weile nicht weiter zu drängen«, stellte Mercury fest, während sie zurück zur Hütte fuhren.
Sie sah ihn schweigend an und antwortete dann: »Jonas, ebenso wie Dane, erfordert eine gewisse Kenntnis im Umgang. Würde er glauben, ich wäre leicht zu überrollen, würde er seine Zeit damit verbringen, mir das, was ich brauche, zu verweigern und meine Bemühungen zu blockieren.«
Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass es nicht leicht gewesen war, sich ihm zu stellen. Die meiste Zeit über war ihr bange gewesen, und es war ihr fast unmöglich gewesen, jeden Anflug von Furcht zu unterdrücken.
»Der Umgang mit Jonas ist ganz anders als der mit Dane Vanderale, Ria. Machen Sie sich nichts vor. Er kann ein erbitterter Feind sein.«
»Genau wie Dane.« Ria zuckte mit den Schultern.
Sie sah ihn wieder an. Die ausgestreckte Position, die er bevorzugte, lockte sie. Am liebsten hätte sie sich auf seinem Schoß zusammengerollt. Sie wollte sich an ihm wärmen.
Unlogisch. Irrational. Irrsinnig.
Die vergangene Nacht war voll mit Träumen von ihm gewesen. Sie wusste, dass er draußen gewesen war und in dem Gebiet um ihre Hütte patrouilliert war. Das war zu nahe. Zu verlockend.
Wenigstens war er nicht in ihrer Hütte gewesen. Sie war nicht gut darin, ihren Raum mit anderen zu teilen, egal wie sehr sie sich zu einem Mann hingezogen fühlte.
Sie war eine eingefleischte Einzelgängerin. Das hatte sie schon vor langer Zeit beschlossen. Menschen verließen einen viel zu leicht. Sie traten ins Leben, gewöhnten einen an ihre Gegenwart, und dann gingen sie und ließen einen allein zurück. Es war eine harte Lektion gewesen; eine, an die zu erinnern sie sich immer wieder ermahnte, wenn sie sich fragte, wie es wäre, tatsächlich seinen Raum mit jemand anderem zu teilen.
»Wieso haben Sie keinen Liebhaber?«
Die Frage ließ sie den Kopf wenden.
»Wie bitte?« Sie sah ihn geschockt an, und bei dem Blick, den er ihr zuwarf, knisterte ihr Körper förmlich.
Sein Gesichtsausdruck war definitiv sinnlich.
»Wieso haben Sie keinen Liebhaber?«, fragte er erneut und betonte die Wörter, als verstünde sie Englisch nicht gut. »Sie sind hübsch. Ungebunden. Und Sie sind allein.«
»Ich sehe auch keine Frau an Ihrer Seite«, gab sie unwirsch zurück. »Vielleicht habe ich ihn zu Hause gelassen.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben keinen Duft eines Mannes an sich. Hätten Sie einen Liebhaber, würde der Duft seiner Erregung Sie noch Wochen umhüllen, selbst wenn Sie von ihm getrennt wären. Also haben Sie keinen.«
»Und ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht«, erklärte sie und bemühte sich um Gelassenheit.
»Ich schon.«
Ihr Herz hämmerte, das Blut schoss ihr ins Gesicht, und sie fragte sich, ob ihre Reaktion der Vorläufer eines Schlaganfalls war. Denn das war ihr noch nie zuvor passiert.
»Ich aber nicht.« Sie beäugte ihn wachsam.
»Dane hätte Sie nicht allein herschicken sollen«, sagte er. Seine Stimme klang leise, zu sanft und gefährlich. »Sie sind eine Versuchung, Miss Rodriquez. Und eine Herausforderung. Zwei Dinge, die ein Breed nur schwer ignorieren kann.«
Und sie würde gleich auf dem Rücksitz dahinschmelzen. Versuchung? Herausforderung? Sie war unscheinbar, das war ihr bewusst. Sie versuchte, sich mit sexy Unterwäsche und den hübschen Dingen, die sie von Dane bekam, aufzupeppen. Es war nicht immer Schmuck. Manchmal ein Schal, manchmal etwas so Schlichtes wie ein ungewöhnliches Kunstwerk, das er auf einem unbekannten Markt entdeckt hatte.
Sie umgab sich gern mit schönen Dingen, weil ihr bewusst war, dass sie eben nicht besonders hübsch war. Sie war keine Versuchung. Und trotz seiner Behauptung wäre sie auch keine große Herausforderung, falls er beschließen würde, dass er in ihr Bett wollte.
»Sie müssen nicht mit mir spielen, Mercury«, erklärte sie, und ihr war bewusst, dass sie den Anflug eines traurigen Lächelns nicht ganz verbergen konnte. »Ich mache meinen Job. Ungeachtet der Versuchung, es nicht zu tun.«
Und er konnte sie in Versuchung führen. Er konnte ihr Untergang sein.
Er beobachtete sie. Der alberne Knoten, zu dem ihr Haar im Nacken gedreht war, wollte sich lösen. Ihre braunen Augen, fast von der Farbe dunkler Schokolade, blickten gereizt, als sie ihn ansah. Ihr sanft gerundetes, cremefarbenes Gesicht mit trotzigem Kinn war faszinierend. Doch es gab andere Körperteile an ihr, die ihn verrückt machten.
Wenn sie weiter so mit dem Hintern wackelte, würde er ihn sich holen. So wahr ihm Gott helfe, er würde sie sich auf die Knie setzen, ihr diesen unscheinbaren braunen Rock über die Hüften schieben und ihr zeigen, wie töricht es war, einen ausgewachsenen, hungrigen Löwen-Breed zu reizen.
Mercury Warrant lehnte sich an die Wand in dem kleinen Büro, das Gloria »bitte nennen Sie mich Ria« Rodriquez nutzte, und bemühte sich, die kühle Fassade zu bewahren, die er nun schon seit über einem Monat zur Schau stellte.
Es war nicht einfach. Besonders dann nicht, wenn sie vom Schreibtisch zu dem Tisch gegenüber ging, um die Akten durchzugehen, die sich dort stapelten. Dann beugte sie sich vor, studierte manchmal den Inhalt jeder einzelnen Akte, bevor sie sich für eine entschied, und dieser hässliche braune Rock schmiegte sich dabei um ihren Hintern wie eine liebevolle Hand.
So wie seine Hand sich darum schmiegen, ihn kneten und die vollen Backen teilen wollte, während er dabei zusah, wie seine Erektion in die feuchte, seidige Wärme darunter drang.
Er war eine Dauererektion auf zwei Beinen, und nach vier Wochen machte ihn das langsam sauer. Er befriedigte sich selbst und dachte dabei an sie, hatte ihr Gesicht und ihren Körper rittlings auf ihm vor Augen. Die Tage, die er mit ihr verbrachte, fachten die Begierde nur weiter an, bis er sie bis in die Hoden spürte.
Er wollte das kleine Mauerblümchen haben. Er wollte sie aufs Bett werfen und sie vögeln, bis das Verlangen ausgelöscht und sein Verstand wieder frei von ihr war.
»Sie waren der Mechanikspezialist, bevor Sie Teil von Mr Wyatts Team wurden?« Sie drehte den Kopf und sah ihn mit ihren scharfen, braunen Augen an. »Sie waren derjenige, der die Spezifikationen der Geländemotorräder festgelegt hat, die wir hierher verschickt haben?«
Das »Wir« in der Frage stand für Vanderale Industries, Sanctuarys mehr als großzügigen Wohltäter.
Er nickte knapp.
»Ihre Laborakte enthielt keine Hinweise auf Kenntnisse in Mechanik. Ihre Spezialität dort waren Aufklärung und Waffen, mit einem beträchtlichen Talent in Meuchelmord und Folter.«
Er hob eine Augenbraue. »Bei Ihnen klingt das wie College.«
Sie erwiderte seinen Blick schweigend, ohne eine Miene zu verziehen.
»Die Fähigkeit war nicht aufgelistet, weil es dort keine Chance gab, das Talent zu entwickeln.« Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Als ich hierherkam, standen ein paar alte Motorräder in einer Scheune. Ich verbrachte meine Zeit damit, sie zu reparieren.«
Jonas hatte befohlen, mit ihr zu kooperieren. Schön, er würde kooperieren. Und er musste zugeben, ihm gefiel dieses kurze Aufblitzen von Interesse in ihren Augen, wenn er ihr gab, was sie wollte. Er würde ihr gern noch eine ganze Menge mehr geben als das, wonach sie fragte.
»Also haben Sie dieses Talent während Ihrer Genesung entdeckt?« Sie straffte ihre Schultern und drehte sich zu ihm um, ließ die Hände in die Taschen ihres schmalen Rocks gleiten und lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch.
Genesung. Na, das war ja mal eine Bezeichnung dafür.
Er nickte. Das Reden fiel schwer, wenn er eigentlich nur vor Lust knurren wollte. Er konnte den Drang in seine Kehle steigen fühlen und unterdrückte ihn. Verdammt, er hatte wohl schon zu lange keine Frau mehr gehabt. Vielleicht sollte er sich eine suchen. Und zwar schnell. Andernfalls würde er im Bett mit einer potenziellen Katastrophe enden. Vanderales Gesandte war keine Frau, die man aufs Kreuz legen sollte. Buchstäblich.
»Sie haben sechs weitere Motorräder angefordert, ausgerüstet mit fortgeschrittener Elektronik, Waffen und Leistung. Haben Sie die Spezifikationen entwickelt?«, fragte sie.
Er nickte wieder. Diese Motorräder wären ein Schrecken in den Bergen, die die Regierung an die Breeds abgetreten hatte.
Die Motorräder waren bis auf das allernötigste Gewicht zurückgebaut, um die kleinen aufmontierten Geschützrohre und die Munition zu ermöglichen. GPS und moderne Satellitenverbindung waren in kugelsicheren Schilden an den Motorrädern enthalten, und die Motoren selbst waren auf eine enorme Erhöhung ihrer Leistung hin modifiziert.
»Und was wären die Konsequenzen, falls die Motorräder nicht genehmigt würden?«
Die Frage warf ihn aus der Bahn. Sie brauchten diese Motorräder.
»Mehr Breeds würden sterben«, antwortete er. »Es ist unerlässlich, Schritt zu halten mit den Tricks, die die Rassisten einsetzen, um in das geschützte Gebiet vorzudringen. Diese Motorräder werden den Teams helfen, die an der Umzäunung patrouillieren, die sich in den letzten paar Jahren ausgedehnt hat.«
»Die Entwicklungen, um die Sie bitten, erhöhen den Preis der Maschinen um mehrere zehntausend Dollar pro Stück«, führte sie aus. »Ganz zu schweigen von der Munition und Satellitenzeit, die sie brauchen. Wenn das so weitergeht, wird Vanderale noch einen Satelliten allein für Sanctuary in der Umlaufbahn brauchen. Wissen Sie, was das kostet?«
»Vanderale profitiert auch davon«, erinnerte er sie. »Wie viele unserer Leute arbeiten mittlerweile als Sicherheitspersonal für die neuen Einrichtungen, die Sie im Mittleren Osten aufgebaut haben?«
»Leute, denen wir hervorragende Gehälter zahlen«, konterte sie. »Hier gibt es keinen Austausch von Gefallen, Mercury.«
Blödsinn. Spöttisch erwiderte er ihren Blick. »Erzählen Sie das Ihrem Manager, den wir letzten Monat im Iran befreit haben, Miss Rodriquez. Die Breeds haben unentgeltlich getan, was kein anderes Team für sonst wie viel Geld auch immer hätte tun können. Wie viel war Ihnen sein Leben wert?«
Ihre Lippen zuckten.
»Sie haben recht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mr Vasquez ist sehr wichtig für Vanderale. Es geht ihm übrigens gut. Er nahm das Ganze als ein Wahnsinnsabenteuer.«
Sie schlug die Knöchel übereinander und lehnte sich an den Tisch, und er konnte schwören, er hörte seidige Haut aneinanderreiben. Doch das konnte gar nicht sein, denn anders als bei anderen Breeds war sein Gehör nicht so gut ausgebildet.
Gott, er wollte sie auf diesen verdammten Tisch heben und seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln versenken. Er fragte sich, ob sie wohl so süß schmeckte, wie er es sich vorstellte. Ob sie so feucht und heiß war, wie er hart war.
Würde sie für ihn schreien? Er wollte, dass sie schrie, ihn anflehte, dass sie den Kopf in den Nacken warf und dieser Haarknoten in ihrem Nacken aufging.
»Sanctuary braucht die Motorräder«, sagte er stattdessen. »Mit einem pro Team auf Patrouille haben wir einen Vorteil gegenüber den Rassisten, die versuchen, sich einzuschleichen, um die Mitglieder des Rates der Katzen-Breeds und deren Familien zu ermorden oder zu entführen.«
In den letzten Monaten hatte es zwei weitere Angriffsversuche auf das Haupthaus gegeben.
Sie wandte sich wieder den Akten zu, die über den Tisch gebreitet waren, wählte eine und drehte sich wieder zu ihrem Schreibtisch um.
Mercury sah zu, wie sie sich setzte und die Akte öffnete. Sie neigte den Kopf und entblößte die zarte Haut an ihrem Hals und den Puls, der direkt unter der Haut pochte. Mercury biss die Zähne zusammen, so groß war sein Verlangen, mit den Zähnen darüberzukratzen, die zarte Haut zu spüren, zu kosten und vielleicht ein wenig zu knabbern.
Mist. Bei dem Gedanken zuckte sein Schwanz, und seine Hoden zogen sich mit einem derart intensiven Aufblitzen von Verlangen zusammen, dass es fast schmerzte. Hastig fuhr Mercury mit der Zunge über seine Zähne, um zu prüfen, ob die winzigen Drüsen darunter geschwollen waren, und achtete darauf, ob er einen ungewohnten Geschmack im Mund hatte. Irgendetwas, das ein Hinweis auf Paarungsrausch sein könnte. Nicht dass er damit rechnete, aber er musste sichergehen.
Keine Schwellung, kein Freisetzen des Paarungshormons, das ihm signalisieren würde, dass sie für ihn bestimmt war.
Was hätte er getan, fragte er sich, wenn die Anzeichen da gewesen wären? Wenn er erfahren hätte, dass er nicht die eine Person auf der Welt verloren hatte, die für ihn bestimmt war? Dass die Träume, die im Schlaf durch seinen Verstand huschten, Realität werden konnten?