Bücherschätze aus der Bibliothek im Gymnasium Ernestinum zu Rinteln - Georg Schwedt - E-Book

Bücherschätze aus der Bibliothek im Gymnasium Ernestinum zu Rinteln E-Book

Georg Schwedt

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Beschreibung

Aus der ehemaligen Universität Rinteln (1621-1809) sind aus dem 16. und 18. Jahrhundert noch etwa 300 Werke als Teil der Kreisergänzungsbibliothek im 1817 eröffneten Gymnasium Ernestinum erhalten geblieben. 40 Werke, u.a. Luther-Schriften und eine frühe Lutherbibel werden ausführlich vorgestellt.

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INHALT

Vorwort

Einführung: Aus der Bestandsgeschichte der Bibliothek

Ausgewählte Bücherschätze

Geschichte

Literatur, Sprache, Philosophie, Jura

Theologie

sowie Sammlungen von Reden

Naturwissenschaft und Medizin sowie Kameralwissenschaft

Verzeichnis der Werke (Autor und Kurztitel)

Literatur

Vorwort

Als Schüler der Oberstufe im Gymnasium Ernestinum zu Beginn der 1960er Jahre, damals noch in den Gebäuden am Kollegienplatz, war ich zusammen mit meinem Klassenkameraden Rüdiger JORDAN Büchereihelfer unseres Deutschlehrers Wilfried KLUTE, dem ich das besondere, bis heute anhaltende Interesse an Büchern und der Literaturgeschichte verdanke.

Die spätere Leiterin der Bücherei im Gymnasium in der Paul-Erdniß-Straße, Margret LAUE, Tochter der Schulsekretärin Laue in meiner Schulzeit, war es, durch die ich über einen Beitrag in der Schaumburger Zeitung Jahre nach meinem Abitur darauf aufmerksam wurde, dass der Restbestand aus der ehemaligen Universität Rinteln in die heutige Kreisergänzungsbücherei kam. Und heute, weitere viele Jahre später, kurz vor dem 200. Jahrestag der Gründung des Gymnasiums Ernestinum als einer Nachfolgeeinrichtung der vergangenen Universität Rinteln, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, mich mit den noch vorhandenen historischen Buchbeständen näher zu beschäftigen.

Obwohl ich Chemiker geworden bin, drei Jahrzehnte als Hochschullehrer gelehrt und geforscht habe, hat sich das im Gymnasium durch Wilfried KLUTE geweckte Interesse an Literatur – und an Büchern – fortgesetzt. So habe ich als Kurator in einem Forschungsfreisemester die Ausstellung Chemie zwischen Magie und Wissenschaft. Ex Bibliotheca Chymia von 1500 bis 1800 (1991) im Zeughaus der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel gestalten können. Als kleinere Ausstellungen folgten Naturwissenschaftliche Werke von 1530 bis 1750 aus der Calvörschen Bibliothek in der UB der TU Clausthal (1991) sowie Populäre und angewandte Naturwissenschaften. Werke des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Fürstlichen Bibliothek im Sommersaal von Schloß Corvey bei Höxter an der Weser (1992).

Im Archivraum der Bücherei im Gymnasium Ernestinum habe ich im Frühjahr und Sommer 2016 die im Folgenden vorgestellten Werke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, also aus der Zeit der ehemaligen Universität, ausgewählt und stelle sie als Bücherschätze hier näher mit ihren Autoren vor. Das älteste Buch wurde 1538 gedruckt – und ein Werk von 1784 stammt auch aus der Druckerei und dem Verlag von Anton Henrich BÖSENDAHL in Rinteln.

Ich danke der Leiterin der Kreisergänzungsbibliothek im Gymnasium Ernestinum Frau Bibliothekarin Berit GRALLERT, für die stets freundliche und tatkräftige Unterstützung bei meinen Besuchen in der Bibliothek, für die nicht immer einfache Anfertigung der Kopien der Titelseiten aus den ausgewählten Werken, die im Buch nach dem Einscannen abgebildet sind, und für die Kopien der Karteikarten aus dem Zettelkatalog.

Einführung: Aus der Bestandsgeschichte der Bibliothek

Der Literatur- und Buchwissenschaftler Bernhard FABIAN (bis zur Emeritierung 1996 Professor für Anglistik in Münster) stellte in seinem „Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland“ (27 Bände), erschienen ab 1991 (digitalisiert von der SUB Göttingen), auch die „Bestandsgeschichte“ der damals unter „Gymnasium Ernestinum-Zentralbibliothek im Schulzentrum“ aufgeführten Bibliothek vor.

Die Geschichte der Bibliothek beginnt mit der Gründung der Academia Ernestina durch Graf Ernst von Holstein-Schaumburg (1569-1622) 1610 in Stadthagen als Gymnasium Illustre – mit vier Fakultäten, Rektoratsverfassung, jedoch ohne Promotionsrecht – hier folge ich den Angaben von Willy HÄNSEL in seinem Catalogum Professorum Rinteliensium (Bösendahl, Rinteln 1971). 1619 erhält der Graf, der von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsfürstenstand erhoben wird, das Universitätsprivileg.

Graf Ernst von Holstein-Schaumburg

Rinteln zur Zeit der Universität – unter SIS CONSTANS kleingedruckt Universitet (Stich aus Daniel Meisner „Thesaurus philopoliticus“, Frankfurt am Main um 1629)

1621 erfolgt die feierliche Eröffnung der Academia Holsato-Schaumburgica in der Stadtkirche zu Rinteln.

Fabian berichtet, dass die Statuten der neugegründeten Hochschule eine Dienstordnung für die Bibliothek enthielten, „eingeleitet mit der Mahnung, aus den ‚Büchermassen‘ des Jahrhunderts nur das Wertvollste für die Anschaffung auszusuchen.“ Da jedoch Fürst Ernst bereits ein Jahr danach verstarb, bestand die geplante Bibliothek nur auf dem Papier, d.h. die Rintelner Professoren mussten auf ihre eigenen Bücher zurückgreifen.

Im letzten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) konnte mit der Anlage einer Universitätsbibliothek begonnen werden. Der ab 1729 als o. Professor der Beredsamkeit, Historie und Politik in Rinteln wirkende Nikolaus FUNCK (1693-1777) wurde 1730 Bibliothekar und berichtete, dass „der damalige Rektor 1644 mit einem Geschenk von 24 Bdn. den Grundstock der Sammlung“ gelegt habe. Der Universitätsbuchdrucker Peter LUCIUS aus Gießen (ab 1622 in Rinteln), weitere Professoren und auch außeruniversitäre Förderer schlossen sich als Spender von Büchern (und auch Geld) an, so dass sich langsam eine Büchersammlung entwickeln konnte. Hinzu kamen die Veröffentlichungen Rintelner Professoren sowie Dissertationen:

„Was jeder Professor oder Studiosus edieret, davon giebt er ein Exemplar zu der Bibliothec…“.

1809 endet die Geschichte der Rintelner Universität: König Jérome von Westphalen, der Bruder Napoleons, löst sie auf. Der Bestand der Bibliothek wird auf etwa 8000 Werke geschätzt. Sie sollten an die Universitäten Göttingen, Halle und Marburg aufgeteilt werden. Der Bestand setzte sich vor allem aus Lehrbüchern theologischen, historischen, juristischen und naturwissenschaftlichen Inhalts zusammen sowie aus zahlreichen Sammelbänden mit teilweise bis zu 30 Einzelschriften. Die vorgesehene Aufteilung wurde jedoch zunächst durch Proteste von Bürgern und auch durch die Zeitläufte verhindert.

1817 kam es zur Gründung des heutigen Gymnasiums Ernestinum als Höhere Schule. Der Rintelner Schulrat versuchte die Zerstückelung der Bibliotheksbestände zu verhindern – jedoch erzielte er nur einen Teilerfolg. Nachdem bereits ein Teil der Bücher sowie einige mathematische und physikalische Instrumente nach Göttingen gelangt waren, erhielt die Universität Marburg den Hauptteil an Büchern – etwa 2200 Bände. 1857 erwarb die Marburger Bibliothek auch den größten Teil der Hassiaca-Sammlung. Zuletzt gelangten 1905 4000 Druckschriften, 41 Handschriften sowie eine Sammlung von Pergamentfragmenten und eine handschriftliche arabische Gebetsrolle nach Marburg.

In seiner Bestandsbeschreibung gibt FABIAN den historischen Bestand mit 1671 Titeln in 2075 Bänden an – eine Inkunabel, 27 Titel des 16. Jhs., 88 Titel des 17. Jhs, 152 Titel des 18. Jhs. Und 1403 Titel des 19. Jhs. Er berichtet, dass der Altbestand seit 1986 systematisch geordnet worden sei (Stand 1997).

Aus dem Gesamtbestand hebt Fabian u.a. „Textausgaben deutschsprachiger Literatur“ (563 Titel) hervor, „die vor allem aus der Epoche der Aufklärung, des Idealismus sowie des Realismus stammen, die einschlägigen Autoren umfassen und teilweise in Erstausgaben vorliegen. Hinzu kommen 235 Werke an fremdsprachiger Literatur, fast ausschließlich französische Literatur des 18. Jhs. ebenfalls häufig in Erstausgaben.“

Und zur Landeskunde stellt er fest, dass sie 248 Werke umfasse, „wobei der Schwerpunkt bei Hessen und der Grafschaft Schaumburg bzw. Schaumburg-Lippe liegt. Als Beispiele seien genannt Cyriak Spangenberg, Chronicon Schawenburgense (Stadthagen 1614) – 2016 nicht am Platz gefunden – und Johann Conrad Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters (Rinteln 1784). Für die „Natur- und Angewandte Wissenschaften“ nennt er 64 Werke, darunter Linnés Fauna Suecica, Stockholm 1761.

I. Ausgewählte BÜCHER zur GESCHICHTE

Nr. 1 - 1614

Angaben im Zettelkatalog:

524

Ser/inv

Serres, Jean de:

Inventaire general de l’Historie de France … /par Jan des Serres.

Paris: Guillemont et Mettayer. – 1136 S. + Anh. - [Vol. 1]

(Inventaire general de l’Historie de Frances …; Vol. 1

20.931

Zu diesem vor dem Dreißigjährigen Krieg in Paris gedruckten Werk waren folgende Details zu ermitteln:

Der Autor JAN DE SERRES (1540-1598) war ein französischer Historiker und ein Berater König Heinrich IV. während der Religionskriege (1562-1598) zwischen Katholiken und Protestanten (Hugenotten), der Französischen Reformation in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er wurde in Villeneuve-de-Berg im südlichen Frankreich als Sohn einer calvinistischen Familie geboren und als Flüchtling in der Schweiz erzogen. Er wurde calvinistischer Pfarrer, Humanist und Diplomat. Er studierte klassische Literatur an der Académie de Genève (heute Universität Genf) bis 1566 und übersetzte das Werk Platos 1578. Bereits 1569 (bis 1571) schrieb er Kommentare über den Stand der Religion und der Republik im Königreich Frankreich (in lateinischer Sprache).

1596 wurde er „Historiker Frankreichs“. Seine Geschichte Frankreichs wurde posthum veröffentlicht und war ein großer Erfolg.

Charles Dardier (1820-1893; Pfarrer in Nimes und protestantischer Historiker) kommentierte de Serres‘ Werk wie folgt (übersetzt – nach Wikipedia/Übersetzung):

„Der Erfolg des Inventaire war immens, und er war verdient… Zum ersten Mal wurden die Fakten in chronologischer Reihenfolge, klar und methodisch [dargestellt]…“

De Serres gilt als Verteidiger der religiösen Toleranz und als ein Anwalt der Vereinigung von Katholiken und Calvinisten, wofür er auch angegriffen wurde.

Zu seinem Werk – hier in einer Ausgabe aus dem Jahre 1614 vorliegend – ist zu lesen, dass es häufig mit Zusätzen nachgedruckt und auch ins Englische übersetzt wurde (London, Eld and Flecher 1624).

Hermann Kleber schrieb in seinem Buch „Die französischen Mémoires – Geschichte einer literarischen Gattung von den Anfängen bis zum Zeitalter Ludwigs XIV.“ (Studienreihe Romania:14, Berlin 1999) u.a.: