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Entdecken Sie die Freiheit des Reisens mit unserem Wohnmobilführer durch Süddeutschland! Mit 15 sorgfältig ausgewählten Traumrouten zwischen Mosel und den Bayerischen Alpen führt Sie dieser reich bebilderte Band zu einzigartigen Landschaften, lebendigen Metropolen, malerischen Fachwerkstädten und Dörfern. Die detaillierten Streckenbeschreibungen umfassen hilfreiche Tipps unter anderem zu Outdoor-Aktivitäten, Festen, Kultur-Events und regionalen Spezialitäten. Darüber hinaus zu Camping- und Stellplätzen inklusive GPS-Koordinaten. Erleben Sie den Süden Deutschlands wie nie zuvor – zu allen Jahreszeiten!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 179
Thomas Cernak
Unterwegs auf Traumrouten zwischen Mosel und Alpen
Exklusiv für Sie als Leser:
unter: gps.bruckmann.de
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
CamperglückUNSERE TOP 15 IN SÜDDEUTSCHLAND
Einleitung –Ein Füllhorn voller Schätze
Tour 1 –Untermosel und Mittelmosel
Land des Weines, Land der Burgen
Tour 2 –Saarland
Unterschätztes Bundesland
Tour 3 –Nahetal und Nordpfälzer Bergland
Sieh, das Gute liegt so nah
Tour 4 –Südliches Rheinland-Pfalz
Mehr als weinselige Romantik
Tour 5 –Bergstraße und Odenwald
Eine Ode an den Wald
Tour 6 –Unteres Neckartal
Auf den Spuren Mark Twains
Tour 7 –Churfranken
Die Freuden der Langsamkeit
Tour 8 –Spessart und Taubertal
Im Reich der Märchen
Tour 9 –Oberfranken
Heimat herausragender Künstler
Tour 10 –Kraichgau
Land der 1000 Hügel
Tour 11 –Hohenloher Land
Auf die ruhige Tour
Tour 12 –Ilztal und Dreiburgenland
Unterwegs im grünen Tal
Tour 13 –Schwarzwald
Lichte Höhen, dunkler Tann
Tour 14 –Schwäbische Alb und Oberschwaben
Alb-Allgäu-Erlebnistour
Tour 15 –Chiemgau
Freizeitspaß in Südostbayern
Register
Impressum
No net hudla! Auf Schleichwegen durch Oberschwaben
Bezaubernder Neckarblick vom Blauen Turm in Bad Wimpfen
Sie gehören alle zu einer großen Familie, obwohl sie sich in der Regel noch nie gesehen haben. Sie kommen aus allen möglichen Ländern und Regionen, haben im Alltag die unterschiedlichsten Interessen, aber eine gemeinsame Leidenschaft: mit dem Wohnmobil auf Reisen zu gehen. Für die zahlreichen Anhänger dieser immer beliebter werdenden Urlaubsform bieten die Landschaften in Deutschlands Süden außergewöhnlich vielseitige Möglichkeiten.
Biergarten am »Bayerischen Meer«
Ob in verschwiegenen Schwarzwaldtälern oder auf sanften Höhen des Odenwaldes, ob an Flüssen wie Main, Mosel, Nahe und Neckar, ob an großen Badegewässern wie dem Bostalsee im Saarland oder dem Chiemsee in Oberbayern, ob in den Genussregionen Churfranken oder Hohenlohe, ob in den zahllosen Wandergegenden und Radfahrerparadiesen – die Auswahl in Süddeutschland ist fast unüberschaubar und die Abwechslung riesig. Aus den unterschiedlichsten Zutaten entsteht ein schmackhaftes Freizeitmenü: legere Lebensart und lockerere Atmosphäre auf Camping- und Wohnmobilstellplätzen in herrlichen Naturlandschaften, Aktivangebote wie Schwimmen, Surfen, Kajakfahren, Reiten, Golfen oder Wandern, Spaß für Paare und Familien und immer wieder neue Nachbarn und nette Bekanntschaften. Über 3000, von einfach bis luxuriös ausgestattete Übernachtungsmöglichkeiten zwischen Mosel und Chiemgau garantieren, dass für jeden Geschmack und Geldbeutel das richtige Angebot dabei ist. Ihre Dichte ist an den Flüssen und in den Mittelgebirgen am höchsten. Doch auch da, wo die Anlagen seltener sind, liegen sie gleichmäßig verteilt.
Schattiges Plätzchen am Neckarufer
Wohnmobilstellplätze stellen keine Konkurrenz für Campingplätze dar, sondern sie sind eine zusätzliche Offerte, wenn lediglich ein Stadtbummel geplant ist und es womöglich bei einem Gläschen Trollinger abends etwas später wird. Dies haben auch viele Campingplatzbetreiber erkannt, die ausgewiesene Übernachtungsplätze vor der Schranke oder in der Nähe des Geländes anbieten. Camper schätzen Baden-Württemberg oder Bayern auch wegen der guten Qualität der Campingplätze, deren Preis-Leistungs-Verhältnis im europäischen Vergleich ausgezeichnet ist.
»Der Frühnebel über dem Fluss löst sich rasch auf, wie so oft in diesen sonnigen und warmen Spätsommertagen. Wir rasten am Ufer, sitzen gemütlich unter Bäumen vor dem Reisemobil. Für Abkühlung sorgt eine auffrischende Brise, die an den grünen Hängen entlang übers Wasser streicht. Gut ausgeruht geht es weiter. Dichte Wälder und tief eingeschnittene Täler prägen die Landschaft« – so oder so ähnlich könnte ein Eintrag ins Reisetagebuch beginnen, der zu vielen Regionen in Süddeutschland passen würde. Darunter das Nahetal, wo Geschichte und Natur Hand in Hand gehen. Die Südpfalz verzaubert mit ihrem mediterranem Klima, ihren lieblichen Weinbergen und einer sagenhaften Felsenlandschaft. Der Odenwald hütet bis heute manches Geheimnis, während das Neckartal seine Gäste mit romantischen Burgen und verträumten Städtchen empfängt. Viele Märchen hat der waldreiche Spessart hervorgebracht. Das Neckartal, von Heidelberg bis zur Burg Gutenberg, ist ein Gemälde, das zum Leben erwacht. Die romantische Flusslandschaft, gesäumt von historischen Städten und majestätischen Ruinen, ist ein Fest für die Augen und die Seele. Der Kraichgau überrascht mit seiner sanften Schönheit. Hohenlohe, das Land der Burgen und Schlösser, wo die Zeit langsamer zu ticken scheint, begeistert Wohnmobilfahrer ebenso wie das wenig bekannte Ilztal im Bayerischen Wald mit noch weitgehend unberührter Natur. Der Schwarzwald mit seinen tiefen Wäldern und alten Handwerkstraditionen ist ein weiteres Paradies, das zu entdecken sich lohnt. Die Schwäbische Alb und der Chiemgau glänzen mit ihren einzigartigen Naturschönheiten und kulturellen Schätzen.
Fachwerk-Perlen in Schiltach im Kinzigtal
Jede Tour in diesem Buch ist ein neues mögliches Kapitel in Ihrem persönlichen Abenteuerbuch. Das Abenteuer beginnt womöglich an der Bergstraße, wo die Reben in der Sonne glänzen und die Burgen und Schlösser den Reisenden Geschichten aus längst vergangenen Zeiten zuflüstern. Dieser Landstrich, wo der Frühling zuerst grüßt, inspiriert seit Jahrhunderten Dichter und Denker. Die dort querende Nibelungenstraße entführt in die Welt der Sagen und Legenden. Oberfranken verzaubert mit majestätischer Schönheit. Jede Kurve zwischen Bamberg und Bayreuth offenbart eine neue Überraschung. Die Schwäbische Alb, eine urtümliche Landschaft voller geologischer Wunder und kultureller Schätze, reicht von den Wasserfällen in Bad Urach über Schloss Lichtenstein (Coverfoto) und die imposante Burg Hohenzollern in Sigmaringen bis hinüber nach Oberschwaben mit seinen Barockschätzen und Thermalquellen. Wangen im Allgäu verführt mit seiner historischen Altstadt und seinem reichen Erbe. Und schließlich erwartet Sie der Chiemgau, ein Eldorado für Naturliebhaber und Bergsteiger. Zwischen Wasserburg und Schleching entfaltet sich eine Landschaft, die ihresgleichen sucht. Der Chiemsee, auch das bayerische Meer genannt, lädt zum Verweilen und Träumen ein.
Fast immer und überall ist die reiche Geschichte präsent, daher im Folgenden ein kurzer geschichtlicher Abriss: Von etwa 800 vor Christus bis zum ersten Jahrhundert nach Christus war Süddeutschland ein Teil des keltischen Kulturraums, was durch archäologische Funde wie die Heuneburg auf der Schwäbischen Alb belegt ist. Unter römischer Herrschaft wurden große Gebiete ins römische Reich integriert. Städte wie Trier (Augusta Treverorum) wurden gegründet. Im Frühmittelalter (5. Jh.–10. Jh.) nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches kamen verschiedene germanische Stämme in die Region, darunter die Alemannen und Bayern. Es bildeten sich die ersten Herzogtümer. Das Hochmittelalter war geprägt von der Feudalstruktur des Heiligen Römischen Reiches. Es entstanden zahlreiche Klöster, Burgen und Städte. Im Spätmittelalter und in der Renaissance blühten Handel und Handwerk. Die Reformation führte zu religiösen Konflikten, die im Dreißigjährigen Krieg gipfelten und Süddeutschland schwer verwüsteten. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 formierten sich unter Napoleon Bonaparte neue politische Strukturen. Nach den Befreiungskriegen und dem Wiener Kongress von 1814/15 entstanden die Staaten Bayern und Baden. Baden-Württemberg entstand erst 1952 durch den Zusammenschluss der Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden. Das heutige Bundesland Bayern knüpft an die Tradition des Königreichs Bayern an, das 1806 gegründet wurde. Rheinland-Pfalz wurde am 30. August 1946 als letztes der Länder in den westlichen Besatzungszonen von der französischen Militärregierung gegründet. Es vereinte Teile der preußischen Rheinprovinz mit Teilen von Hessen und der Pfalz.
Dieser Wohnmobilführer ist ein Schlüssel zu den verborgenen Winkeln in Süddeutschland. Er ist eine Einladung, sich zu verlieben – in die Orte, die Menschen und die unvergesslichen Momente, die den Weg säumen. Lassen Sie sich von den Schönheiten dieser Region verzaubern und schreiben Sie Ihr eigenes spannendes Kapitel in Ihrem Reisetagebuch. Dieses Tourenbuch ist ein Tippgeber zu den verborgenen Juwelen Süddeutschlands, ein Kompass zu Entdeckungen. Er ist kein alles umfassender Reiseführer. Es ist bestimmt kein Zufall, dass ein Großteil der Wohnmobilhersteller ihre Produktionen in Oberschwaben und dem Allgäu angesiedelt haben. Camping in Süddeutschland ist immer ein Erlebnis – egal ob auf einer ausgewiesenen Uferwiese oder im 5-Sterne-Camp, dass keinerlei Wünsche offenlässt. Starten Sie den Motor und lassen Sie sich von Süddeutschland verzaubern!
»MS Edeltraud« auf dem Chiemsee
Bei Wanderungen im Chiemgau wird man mit einem herrlichen Blick auf den Chiemsee belohnt.
Römer-Fans buchen eine Fahrt auf dem rekonstruierten Weinschiff »Stella Noviomagi«.
TOURENLÄNGE
188 Kilometer
START UND ZIEL
Von Koblenz nach Trier
Lust, die Wanderstiefel zu schnüren? Dann nichts wie auf ins Moseltal zwischen Koblenz und Trier mit seinen traditionsreichen Weingütern und weltberühmten Steillagen, mit stolzen Burgen, Ruinen und Römermonumenten, mit malerischen Fachwerkstädten und -dörfern und mit Traumausblicken auf die sich dahinschlängelnde, grünblau schimmernde Mosel.
Wir beginnen unsere Tour am Wohnmobilstellplatz vor dem Knaus Campingpark in Koblenz mit direktem Blick auf das Deutsche Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet und wo das monumentale Reiterstandbild von Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, dem ersten deutschen Kaiser, steht. Eine Fähre bringt die Campinggäste in den Sommermonaten in wenigen Minuten zu diesem bekannten Wahrzeichen der Stadt. Vom Konrad-Adenauer-Ufer nebenan besteht anschließend die Möglichkeit, per Seilbahn im Minutentakt ebenso schnell zur Festung Ehrenbreitstein zu gelangen, die über dem rechtsrheinischen Ufer wacht. Dort laden vier große Ausstellungshäuser zu spannenden Entdeckungsreisen ein, etwa mit spektakulären Funden aus der frühen Menschheitsgeschichte. Allein die Auffahrt in einer der Glasgondeln über die Dächer hinweg stellt ein unvergessliches Erlebnis dar.
Burg Thurant hoch über Alken
Ausgangspunkt ist Koblenz.
LEINEN LOS
Mit dem Schiff das UNES-CO-Welterbe Oberes Mittelrheintal zu erleben, ist einer der Höhepunkte, den Koblenz für seine Gäste bereithält – malerische Burgen an den Hängen von Rhein und Mosel gleiten dabei an einem vorbei. Es gibt mehrere Schifffahrtsanbieter.
Koblenz, die charmante Stadt an Rhein und Mosel, hat eine reiche Geschichte. Seit über 2000 Jahren ist sie ein wichtiger Handels- und Verkehrsknotenpunkt. Als Gründer gelten die Römer, später im Mittelalter war sie ein wichtiger strategischer Ort. Heute ist die Stadt für ihren schönen Kern mit einer Reihe von historischen Gebäuden bekannt, wie z. B. die Vier Türme, ein Häuser-Ensemble mit prächtig verzierten Erkern. Ein Ringticket bietet die Gelegenheit, die Stadt mit Seilbahn, Schrägaufzug und Fähre vergünstigt zu entdecken. Die Ufer der Flüsse laden die Besucher zu entspannten Spaziergängen ein.
Wanderweg im Elzbachtal
Südwestlich davon erstreckt sich das Tal der Untermosel, auch Terrassenmosel genannt. Steile Hänge kennzeichnen die Region zwischen Koblenz und Zell. Die Wasseroberfläche wirkt wie ein natürlicher Spiegel, der die Sonnenstrahlen reflektiert. Das vorherrschende Schiefergestein in den Weinbergen speichert die Wärme, wodurch ein fast mediterranes Klima entsteht. Seltene Tierarten, darunter der Apollofalter und die Smaragdeidechse, finden hier einen Lebensraum. Nach wenigen Kilometern erreichen wir Winningen, ein Goldmedaillen-prämiertes Dorf mit fachwerkbunten Häusern und idyllischen Gassen. Die Winninger wählen jährlich im Spätsommer nicht nur eine neue Weinkönigin, sondern auch eine Weinhex. Diese war einer Erzählung nach die Gattin des Pfeifenhannes, den man so nannte, weil er gern Flöte spielte. In seinem Keller lagerte manch edler Tropfen. Eines Tages musste der Mann entsetzt feststellen, dass etliche Liter seines Lieblingsweins fehlten, woraufhin er sich in der Nacht auf die Lauer legte und seine Frau als Diebin entlarven konnte. Die schöne Geschichte hat einen traurigen Hintergrund: In vielen Moseldörfern fanden bis ins 17. Jahrhundert hinein Hexenverfolgungen statt. Ein Denkmal an einer ehemaligen Richtstätte auf dem Winninger Hexenpfad erinnert an diese schreckliche Zeit.
Im Dorfmuseum erfahren wir, dass August Horch, der Gründer der Audi Automobile GmbH, 1868 in Winningen geboren wurde und aufwuchs. Vorbei an blühenden Lavendelfeldern in ehemaligen Weinlagen führt uns danach der Weg hinauf zur Burg Thurant. Wer möchte, kann diese auf dem Wanderweg Bleidenberger Ausblicke1 zwischen Oberfell und Alken erklimmen – steil geht’s auch wieder hinab. Um 1200 ließ Pfalzgraf Heinrich oberhalb des kleinen Ortes Alken eine erste Burg errichten – zum Missfallen der Trierer und Kölner Erzbischöfe, die sie zwei Jahre lang belagerten, ehe ihre Soldaten sie einnehmen konnten. Ein Zeichen ihrer Doppelherrschaft sind die beiden Bergfriede und die durch eine Mauer voneinander getrennten Wohnbereiche. Bis vor ungefähr 700000 Jahren lebten auf dem Bleidenberg Waldelefanten. Eine Skulpturengruppe am Wanderweg lässt in diese Zeit blicken: Sie zeigt ein sechs Meter hohes Tier, das sich einem Steinzeitmenschen und dessen Lager nähert. Es geht weiter flussaufwärts zur Burg Eltz, mitten im Wald im Elzbachtal in der Nähe der Moselgemeinde Treis-Karden. Das Wohnmobil parkt gebührenpflichtig auf dem Stellplatz Müdener Berg. Man erreicht die Bilderbuchburg, deren Abbild früher die Rückseite des 500-DM-Scheins zierte, auf einem Waldweg nach 1,7 Kilometern. Das gewaltige, um 1100 errichtete Bauwerk krönt einen Felssporn und besitzt drei Wohntürme, da seit Mitte des 13. Jahrhunderts drei gleichzeitig Erbberechtigte auf ihr lebten. Besonders sehenswert ist die Rüst- und Schatzkammer. Sie zeigt u.a. kleine Figuren, darunter sehr skurrile, wie etwa einen Dukatenscheißer oder eine Darstellung mit dem sperrigen Namen »Völlerei – von der Trunksucht befördert«. Burg Eltz wurde nie zerstört, weshalb sie sich fast in ihrer Originalansicht präsentiert. Man kann sie auch auf einer Wanderung erreichen, die in Treis-Karden an der Pfarrkirche Sankt Castor beginnt. Deren Gründung lässt sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen, was sie zu einer der bedeutendsten Sakralbauten an der Mosel macht.
Imposante Burg Eltz mit ihren Wohntürmen
Cochem, bewacht von der Reichsburg
Eine weitere imposante Burg ist die Reichsburg, die mehr als 100 Meter über dem Fluss und den Dächern von Cochem thront. Nachdem französische Truppen 1689 ihren Vorgängerbau (11. Jh.) und die Stadt niedergebrannt hatten, erhielt sie im 19. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen im neugotischen Stil. Nach der Burgbesichtigung schlendern wir durch die belebten Gassen der Altstadt und über den Marktplatz mit seinen pittoresken Fachwerk-Ensembles.
Cochem beheimatet zudem zwei bemerkenswerte Museen, zum einen das Edelsteinmuseum und zum anderen das Bundesbank-Bunker-Museum. Unter Letzterem lagerte einst in einem unterirdischen Bunker eine Geldreserve im Wert von 15 Milliarden Deutsche Mark, die in Zeiten des Kalten Kriegs angelegt wurde. Am Haus selbst finden wir keine Parkmöglichkeit für das Wohnmobil und stellen es daher in der einen Kilometer entfernten Stadionstraße ab. Das Edelsteinmuseum zeigt neben besonders schönen Edelsteinfunden wie mühevoll einst die Arbeit der Edelsteinschleifer war.
In Bruttig-Fankel machen wir einen Abstecher zur Geierlay-Hängebrücke. Diese 360 Meter lange Fußgängerseilbrücke in nepalesischer Bauart überspannt in 100 Metern Höhe das Tal des Mörsdorfer Bachs. Nicht wenige Besucher verlässt beim Anblick der schwankenden Konstruktion der Mut, und sie kehren um. Diejenigen, die sich auf die Brücke wagen, genießen einen wunderbaren Ausblick über die Landschaft. Auf dem Parkplatz P2 sind im Übrigen Plätze für Wohnmobile ausgewiesen.
Steillagen von Weltruf
Beilstein indes entpuppt sich als einer der romantischsten Orte am Fluss. Im Herzen des 130-Seelen-Dorfs verläuft eine Treppe mit 108 Stufen, die schon häufig als Filmkulisse diente. Etliche Schauspielgrößen, darunter Heinz Rühmann, Curd Jürgens und Maria Schell, schritten über ihre Stufen hinauf und hinab.
Von Beilstein aus gelangen wir über einen schönen Wanderweg nach Briedern. Dabei geht es an der malerischen Ruine Burg Metternich vorbei: Die Höhenburg aus dem 13. Jahrhundert wurde 1689 im Pfälzer Erbfolgekrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Besichtigen kann man ihre Überreste von April bis Anfang November, im Sommer gibt es eine Bewirtschaftung. Großartige Aussichten ins Moseltal verspricht im Anschluss der Wanderweg Briedener Schweiz. Der Kulturweg Mesenicher Steinreichskäpp zeigt dagegen, was man mit Steinen alles anstellen kann, wie z. B. Sagengestalten aus der Region wieder aufleben lassen. Und der Seeheimer Skulpturenweg präsentiert Werke von Künstlern, die das Thema Mosel widerspiegeln. Alpine Gefühle kommen auf, wenn der Blick auf den Bremmer Calmont fällt, den steilsten Weinberg in Europa mit bis zu 70 Prozent Neigung. Zu seinen Füßen windet sich der Fluss in einer perfekt geformten Schleife durch das bergige, von Reben bewachsene Land. Vier Millionen Rebstöcke zählt man rund um Zell. Die gut frequentierte Fußgängerzone der Stadt säumen bunte Läden, unzählige Cafés und Weinstuben. Eine schwarze Katze, die 1863 angeblich den Käufer eines Weinfasses anfauchte und ansprang, um es zu verteidigen, machte den Ort berühmt: Der Hang, wo die Trauben dieses Weins heranreiften, erhielt daraufhin den Namen »Zeller Schwarze Katz«. Der Collie-Steilpfad, streckenweise ein seilversicherter Kletterpfad, führt durch ihn hindurch und hinauf zum Collie-Turm, der eine fantastische Aussicht bietet. Gute Schuhe sind hierbei Pflicht, auch wenn man die steilsten Abschnitte umgehen kann!
Merl in einem Meer aus Reben
Die Moselbrücke, die die beiden Stadtteile von Traben-Trabach miteinander verbindet, schmückt am linken Ufer auf Trabacher Seite ein opulent gestaltetes Brückentor im Jugendstil. Über dem Torbogen prangt ein Relief, das ein tanzendes junges Winzerpaar zeigt. Diese Darstellung und die Zierbögen an der Fassade zeugen von der Blütezeit der Weinbaumetropole um 1900. Man erreicht die quirlige Altstadt, indem man vom Brückentor der Brückenstraße in Richtung Westen folgt. Über den Dächern im Zentrum ragt knapp der Weiße Turm auf, an dessen Außenmauer man ein Glockenspiel entdeckt – dessen 28 Bronzeglocken erklingen um 12 Uhr mittags und von 15 bis 18 Uhr jeweils zur vollen Stunde. Eine kreisrunde Treppe im Inneren führt zu einer Aussichtsplattform unter dem Spitzdach. Von der Ruine der von Vauban gebauten Festung Mont Royal – sie war einst die größte in Europa – schweift der Blick auf den mäandernden Fluss und zu den Überresten der Grevenburg in Trabach, einer Vorfeste. Kaum war Mont Royal im Jahr 1698 fertiggestellt, wurde die Anlage geschleift, da der Friedensvertrag des 1697 beendeten Pfälzischen Erbfolgekriegs dies bestimmt hatte. Doch andere Auseinandersetzungen folgten, wobei auch die Grevenburg zuerst beschädigt und schließlich 1734 von den Franzosen gesprengt wurde.
Kröv ist ein beschauliches Weindorf mit rustikalem Ambiente, ein paar Cafés, Gastwirtschaften und einer freundlichen Moselpromenade. Eine gewisse Bekanntheit besitzt Kröv wegen seiner Weinlage mit dem despektierlichen Namen »Kröver Nacktarsch« – hier wachsen die Rebsorten Müller-Thurgau, Riesling und Spätburgunder. Darüber verläuft ein informativer Themenwanderweg, der die Bedeutung des Natursteins Schiefer für die Region Mittelmosel hervorhebt. Die Besucher erfahren auf zahlreichen Tafeln alles Wissenswerte zu dessen Entstehung, Verarbeitung und Verwendung, wie etwa im Hausbau, sowie Wichtiges über den schon erwähnten Einfluss des Naturgesteins auf das Mikroklima. Im weiteren Verlauf passiert der Weg die Lagen Letterlay und Steffensberg mit tollen Aussichtspunkten. Das sofort ins Auge fallende Gebäude des Weinguts Mönchhof in Ürzig mit seiner reizenden Renaissancefassade diente von 1987 bis 1993 als Kulisse in der populären Fernsehserie »Moselbrück«. In den alten Weingärten wie dem Ürziger Würzgarten wachsen noch wurzelechte Rebstöcke, was heute im Weinbau sehr selten ist: Die Stöcke wurden hier nie mit reblausresistenten Reben aufgepfropft. Vielen schmecken diese Weine, anderen nicht. Hinzu kommt der Schieferboden in Ürzig, der Vulkangestein enthält, was dem Wein eine weitere Geschmacksnuance schenkt.
Per Schiff die Mosel erleben
Nach weiteren zehn Kilometern erreichen wir Bernkastel-Kues (7200 Einwohner), einen viel besuchten Weinort im Herzen der Mittelmosel und ausgezeichnet mit dem Prädikat »Heilklimatischer Kurort«. Die Stadt ist u. a. berühmt für ihre schönen Fachwerkhäuser, das filigrane Gitter am Marktbrunnen und die kunstvoll geschmiedeten Wetterhähne auf den Dachgiebeln. Über ihr erhebt sich malerisch die Burgruine Landshut. Einer Schriftquelle nach soll es an ihrer Stelle bereits um das Jahr 1000 eine Burg Bernkastel gegeben haben. Neue Grabungsfunde deuten auf eine noch frühere Bebauung im 5. oder 6. Jahrhundert hin, und zwar auf den Fundamenten eines Römerkastells. Die Burg beherbergt heute ein Restaurant, wo man sehr gut speisen und dabei einen fantastischen Ausblick über Stadt und Tal genießen kann. Unser Wohnmobil parkt auf einer Ebene ein Stück oberhalb davon.
Zu den Höhepunkten des Weinfests der Stadt – es findet jährlich am ersten Wochenende im September statt – gehören u. a. der Empfang der Weinkönigin Mosella, Live-Musik, ein Festumzug und ein Riesenfeuerwerk. Das Fest dauert fünf Tage und zählt rund 200000 Besucher. Gegenüber dem Wohnmobilstellplatz im Stadtteil Kues befindet sich das Geburtshaus von Nikolaus von Kues (1401–1464); der Kardinal und Philosoph trat für religiöse Toleranz ein. Das Gebäude wurde 1570 im Renaissancestil mit Walmdach, Zinnenkranz und Treppenturm umgebaut. Ein darin eingerichtetes Museum würdigt das Leben und Werk des großen Humanisten am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Von Bernkastel-Kues bis nach Trier folgt unsere Tour wiederum dem windungsreichen Lauf der Mosel – vorbei an steilen Weinbergen und durch idyllische Dörfer wie Kesten, Piesport und Neumagen-Dhron, den ältesten Weinort Deutschlands, wo der Weinanbau bis zu den Römern zurückreicht. Wer mehr darüber wissen möchte, bucht am besten eine Ausflugsfahrt mit geschulten Gästeführern auf der »Stella Noviomagi«, einem Nachbau eines Schiffes aus dieser frühen Zeit. Die Termine für Einzelgäste ab Neumagen-Dhron sind: von April bis Oktober samstags um 15.30 Uhr und sonntags um 10 Uhr sowie zusätzlich zwischen Ende Juni und Ende September jeden Mittwoch um 14 Uhr. Reservierungen sind dringend empfohlen (neumagen-dhron.de/weinschiff-stella-noviomagi).
Stellplatz in Kues mit Blick auf die Burgruine
Trier, gegründet von Kaiser Augustus im Jahr 16 v. Chr., gilt als die älteste Stadt in Deutschland. Sie besitzt die eindrucksvollsten römischen Bauwerke nördlich der Alpen. In ihr residierten Diocletian, Konstantin der Große und andere römische Kaiser. Karl der Große machte Trier im 9. Jahrhundert zum Bischofssitz. Vom 12. bis zum 18. Jahrhundert regierten hier die Kurfürsten. Die berühmte Porta Nigra (2.Jh.) war ein römisches Festungstor. Das ohne Mörtel errichtete, 36 Meter breite und 30 Meter hohe Bauwerk wurde 1040 zu einer Kirche umgebaut – später aber wurde unter Napoleon sein Originalzustand wiederhergestellt. Ihren Namen verdankt die Porta Nigra der dunklen Patina, die sich auf den Kalksteinblöcken gebildet hat. Weitere sehenswerte römische Bauten sind u.a. die Aula Palatina, eine Basilika aus dem 4. Jahrhundert, gebaut als Krönungssaal für Konstantin den Großen, und die Kaiserthermen, die nie fertiggestellt wurden, sowie die Römerbrücke und das Amphitheater, in dem sich einst bis zu 25000 Zuschauer an den blutigen Gladiatorenkämpfen und Schauspielen ergötzten.