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Frische Brisen in der Bretagne, Weltkulturschlösser an der Loire, feinsandige Strände an der Côte d´Argent oder Inselglück auf Korsika? Die Routen dieses Wohnmobilführers bringen Sie zu den schönsten Plätzen Frankreichs. Bereisen Sie die faszinierende Vielfalt zwischen Mittelmeer und Atlantik. Mit getesteten Sightseeing- und Übernachtungstipps: vom günstigen Stellplatz über das erlebnisreiche Bauernhofcamp bis zur Luxusanlage mit Poollandschaft.
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Seitenzahl: 319
Etappenziel Sartène, die »korsischste Stadt Korsikas«
Thomas Cernak
Die schönsten Routen von der Normandieüber die Côte d’Azur nach Korsika
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATENZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Auf Nebenstrecken gemütlich durch’s Land
WILLKOMMEN IN FRANKREICH
FRANKREICHS VIELFALT ENTDECKEN
DIE ROUTEN
1WO DAS MEER UNAUFHÖRLICH AM GRANIT NAGT
Von Carnac nach Rennes rund um die bretonische Halbinsel
2KREIDEKLIPPEN, KÖSTLICHER CIDRE UND CALVADOS
Normandie: Höhepunkte zwischen Alabasterküste und Mont Saint-Michel
3DIE WIEGE DES WELTBERÜHMTEN SCHAUMWEINS
Stolze Städte und große Seen – die Champagne bietet mehr als edlen Rebensaft
4KOSTBARE KUNSTSCHÄTZE UND GESCHMÜCKTE KÜHE
Herbstreise durch Lothringen ins elsässische Münstertal
5DEM LIEBREIZENDEN FLUSS DER KÖNIGE FOLGEND
Durch das Loire-Tal vom Weinort Sancerre in Richtung Meer
6GENUSSTOUR ENTLANG MALERISCHER FLUSSLANDSCHAFTEN
Auf Nebenwegen durchs Burgund
7BEGEGNUNG MIT EINER UNBEKANNTEN SCHÖNEN
Franche-Comté: Von den Gipfeln der Südvogesen zum Regionalen Naturpark Haut-Jura
8WELLEN, WEIN UND WÄLDER NEBEN ALTEN TRADITIONEN
Zwischen Charente-Mündung und baskischen Pyrenäen
9AUF DEM WEG IN DAS GRÜNE HERZ DER GRANDE NATION
Von Saint-Émilion durchs Tal der Dordogne und weiter ins ehemalige Limousin
10ALTES KULTURLAND AM FUSS GROSSARTIGER GIPFEL
Ab Moissac über Toulouse in die Pyrenäen
11TRAUMTOUR DURCH DAS LEGENDÄRE LAND DER KATHARER
Von der Tarn-Schlucht über Albi und Carcassonne nach Collioure am Mittelmeer
12AUF DER STRASSE NACH SÜDEN
Vom Département Drôme in das Vaucluse
13FRÖHLICHE FRÜHLINGSFESTE AN AZURBLAUER KÜSTE
Mimosenstraße von Bormes-les-Mimosas nach Grasse
14BLAU-WEISS-ROTE TRAUMINSEL IM MITTELMEER
Korsika-Rundfahrt über Berge entlang der Küste
REISEINFOS VON A BIS Z
PACK- UND CHECKLISTEN
REGISTER
PS: DA FÄLLT MIR NOCH WAS EIN!
UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX
STRASSENATLAS
IMPRESSUM
Spektakuläre Steilküste bei Porto im Westen von Korsika
Jene, die Frankreich mit dem Wohnmobil erkunden, suchen mehr als Sonne und Strand. Sie treffen auf prunkvolle Schlösser, malerische Landschaften, spektakuläre Schluchten und pittoreske Altstädte – dazu auf monumentale Gotteshäuser sowie eine Lebensart, die Genuss und Leichtigkeit vereint.
Betörende Mischung
Das Land der Liebe und des Weins erstreckt sich von den Lavendelfeldern des Südens bis zu den schneebedeckten Alpen, vom Mittelmeer über die Pyrenäen zum Atlantik, von den Ardennen über das Elsass und Zentralmassiv bis in die Camargue. Geschmortes Lamm oder Hühnchen, Champagner, Croissants und delikater Käse haben auch die UNESCO überzeugt: Sie hat die »Cuisine Française« als immaterielles Kulturgut anerkannt. Bei den Gästen ebenso hoch im Kurs stehen Radfahren, Wandern und Schwimmen.
Die Milch macht’s
Rund 400 französische Käsesorten soll es geben, mit Varianten sogar mehr als 1000 – davon tragen 45 das Gütesiegel AOP.
Das Auge isst mit
Egal, ob Vor-, Hauptspeise oder Zwischenmahlzeit: Das Servierte muss in Frankreich stets alle Sinne berühren, wie etwa dieser zarte Salat mit geräucherter Entenbrust auf dem Foto in einem Bistro in der Bretagne.
Felsen und Feinsand
Das Land verfügt über 5500 km Küste, darunter befinden sich die unterschiedlichsten Küstenformen: von Steilküsten über Kiesstrände bis zu feinen Sandstränden.
Rot-Weiß-Blau
Das Bressehuhn ist für die Franzosen ein besonderes Tier: Mit rotem Kamm, weißem Federkleid und blauen Beinen trägt es die Nationalfarben der Nation.
Bunter Trödel
Flohmärkte haben unter anderem ihren Ursprung in Frankreich. Woher ihr Name kommt, ist unklar. Eine Theorie bezieht sich auf die Lumpenhändler, die Kleidung mit Flöhen verkauften – eine andere auf die Vielfalt der angebotenen Dinge und das Gewusel der Menschen auf Plätzen und in den Gassen.
Mut zur Farbe
Pinkfarbene Klappstühle und hellblaue Fensterläden: Die Franzosen mögen es farbenfroh, was auch in den zahllosen Festen landauf, landab zum Ausdruck kommt – von entlegenen Bergdörfern bis zu den Karnevalshochburgen an der Côte d’Azur.
Mit dem Rad, Kamerad
2600 km Fahrradwege durchziehen Frankreich. »Véloroutes« bezeichnen die gesicherten und markierten Radwege. Daneben gibt es die »Grünen Wege« (»Voies Vertes«). Mit Streckenlängen zwischen 20 und 50 km und zahlreichen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand eignen sich diese hervorragend für Radtouren mit der Familie.
Eldorado für Wohnmobilfahrer
Kein Land in Europa bietet mehr Stellplätze für Wohnmobile als Frankreich. Auch die Gebühren sind in der Regel moderat. Am Atlantik ist die Stellplatzdichte höher als am Mittelmeer. Fast jedes zweite Dorf auf dem Land bietet ebenfalls Stellplätze an. An der Côte d’Azur dagegen sind Wohnmobile oft nicht gern gesehen und daher sind viele Parkplätze dort mit »Stationnement Camping-Car Interdit« beschildert und man muss auf Campingplätze ausweichen – von einfach bis luxuriös. Manche Kommunen wandeln die alten »Camping municipal« in Reisemobilstellplätze um; die Sanitäranlagen bleiben dabei erhalten.
Wein und Weite im Vaucluse – im Hintergrund der Mont Ventoux
Sonnenaufgang über der Düne von Pilat (Bucht von Arcachon)
Frankreichs Faszination gründet maßgeblich auf seinen vielfältigen Landschaftsformen, den genussfreudigen und den schönen Seiten des Lebens zugewandten Bewohnern sowie seiner großen Zahl an eindrucksvollen Bauwerken und Kulturgütern. Das Land mit dem Wohnmobil zu bereisen ist ein sehr individuelles Vergnügen, das immer mehr Freunde findet. Die in diesem Reiseführer vorgestellten Routen sind im Hinblick auf besonders reizvolle Nebenstrecken ausgewählt. Gut vorbereitet zählt diese ungezwungene Art des Unterwegsseins sicherlich zu den schönsten Reiseformen, um dem unverwechselbaren Charakter der »Grande Nation« nachzuspüren. Diesen bei den Nachbarn bisweilen spöttisch gebrauchten Begriff nutzten vermutlich erstmals die Bewunderer der Französischen Revolution außerhalb der Grenzen. Franzosen verwenden ihn selten und sprechen dann meist von »einer« (»une«) und nicht von »der großen Nation« (»la Grande Nation«). Sie billigen also die Rolle auch anderen Ländern zu. Von der Fläche gesehen ist das Land aus europäischer Sicht allemal riesig: Sie umfasst 543 965 Quadratkilometer (ohne Korsika und Überseegebiete) – bei einer maximalen Ausdehnung von 973 und 945 Kilometer in Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Richtung. Frankreich ist somit der größte Flächenstaat in der Europäischen Union. Seine Form kommt einem Sechseck (Hexagon) nahe.
Kitesurfer am Strand Goaz-Treiz in Trébeurden/Bretagne
Das Landschaftsbild bestimmen überwiegend Ebenen und sanfte Hügel. An den Grenzen präsentiert sich das Land weitgehend gebirgig. Es reihen sich dort aneinander (im Uhrzeigersinn von Norden aus): die Ardennen, Vogesen, Jura und Westalpen, wo auch der 4808 Meter hohe Mont Blanc – Frankreichs höchster Berg und zudem höchster Alpengipfel – in den Himmel ragt. Weitere bedeutende Erhebungen sind das Zentralmassiv im mittleren und die Pyrenäen im äußersten Süden, der eindrucksvolle, 430 Kilometer lange Gebirgskamm zu Spanien. Andorra, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Italien und Monaco heißen die weiteren Anrainerstaaten. Auf über 3100 Kilometer Gesamtlänge erstrecken sich die oft feinsandigen Küsten an Nordsee, Atlantik und Mittelmeer.
Die Hauptstadt ist Paris mit rund 2 176 000 Einwohnern. Sie bildet zusammen mit dem Gemeindeverband Métropole du Grand Paris und den umliegenden Orten der Region Île de France den größten Ballungsraum der Republik mit ungefähr 12 533 000 Menschen. Zum unverwechselbaren Landschaftscharakter tragen die zahlreichen Flüsse und Bäche bei, die mal langsam dahinplätschernd, mal wild schäumend das Land durchqueren – ebenso die zahlreichen meist kleinen Seen und Weiher. Die beiden längsten und historisch bedeutsamsten Ströme Loire (1020 km) und Seine (775 km) entspringen im Zentralmassiv. Während sie nordwärts fließen, schlägt die Dordogne, welche dort ebenfalls ihren Ursprung hat, den Weg nach Westen ein. Deren idyllischer Verlauf ist unter anderem Thema in diesem Buch (Route 9).
Aufgrund der Lage zwischen den Meeren ist das Klima Frankreichs, von entlegenen Bergregionen abgesehen, ausgeglichen und mild. Die drei Klimazonen – maritim, mediterran, kontinental – stoßen im Zentralmassiv aufeinander und bescheren der Mittelgebirgsgegend eine wechselhafte Witterung. Ausgesprochen maritime klimatische Verhältnisse herrschen in der Bretagne und an der übrigen Atlantikküste. Dies schließt mit ein, dass man in diesen meernahen Gebieten zu allen Jahreszeiten mit Niederschlägen rechnen muss und die Temperaturen gemäßigt sind, besonders wegen des beinahe ständig wehenden Windes.
Da der Golfstrom die Süd-Bretagne streift, sind ihre Winter in einem schmalen Band angenehm mild. Die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sowie zwischen Tag und Nacht werden landeinwärts rasch größer. Südlich und südwestlich des Zentralmassivs gewinnt das Mittelmeerklima mit heißen Sommern und Sonne satt großen Einfluss, je näher man sich der Küste nähert – unterbrochen lediglich von feuchtwarmen Winden, »marin« genannt, die im Frühjahr und Herbst auf die Südhänge des Zentralmassivs treffen und in deren Stau zu Starkregen führen. Betroffen sind auch, wenngleich in abgeschwächter Form, die Region Albi und die Provence mit dem Vaucluse. Typisch – besonders für die Normandie – ist ein Wechsel aus Sonne und Wolken, begleitet von rasch durchziehenden Regenfronten oder kurzen Schauern.
Im Schutz der Bastion: der Hafen von Bonifacio an Korsikas Südspitze
Die meisten Sonnenstunden darf man in einem breiten Streifen von der bretonischen Südküste (1950 Std./Jahr) über Südfrankreich (2400 Std.) bis zur Côte d’Azur mit bis zu 2800 Stunden erwarten. Schon im Februar kann man dort etwa an der Mimosenstraße im Durchschnitt täglich fast sechs Stunden die Sonne genießen. Auch im Herbst präsentiert sich das Wetter an der azurblauen Küste oft spätsommerlich – ab Oktober jedoch unterbrochen von ersten kräftigen Regenfällen, die den kurzen Winter einleiten.
Viele Campingplätze schließen spätestens im November. Ein wichtiger Klimafaktor in ganz Südfrankreich sind die Winde, etwa der berühmt-berüchtigte Mistral, der in Sturmstärke durchs Rhône-Tal fegt. Besonders heftig bläst dieser im Frühjahr, wenn sich im Golf von Lyon ein Tiefdruckgebiet eingenistet hat. Dann strömt Kaltluft aus den Alpen wie durch eine Düse zum Mittelmeer. Im Gegensatz dazu gelingt es hin und wieder im Sommer dem heißen afrikanischen Schirokko, bis Lyon vorzudringen. Anders sind die Bedingungen am Atlantik, wo – bedingt durch das kalte Meerwasser – die Temperaturen bis Juni nur langsam steigen. Auch endet die Badesaison etwa in der Bretagne schon Ende August, etwa zwei Wochen länger dauert sie an der Küste um Biarritz.
Willst du Streit? – futterneidische Inselbewohner
Wegen der hohen Berge gibt es mehrere Klimazonen auf Korsika. Die Winde spielen auch hier eine große Rolle: Bastia etwa wird durchschnittlich an mehr als 100 Tagen im Jahr vom staubigen Schirokko heimgesucht. An den Küsten überwiegt mediterranes, in den Bergen kontinental alpines Klima. Baden kann man normalerweise von Mitte Mai bis Ende Oktober. Im Landesinneren der Insel schneit es gelegentlich noch im Mai, weshalb sich diese Zeit besonders für Wanderungen im Vorgebirge empfiehlt. Bei Bergtouren im Sommer sollte man für jedes Wetter ausgerüstet sein.
Gemäß seiner Größe weist das Land viele Vegetationsformen auf. Landwirtschaft und die Abholzung für den Schiffsbau haben die einst dichten Wälder Frankreichs auf etwa 30 Prozent der Landesfläche zurückgedrängt. Umgekehrt sind die weiten Kiefernwälder entlang der südlichen Atlantikküste – sie bilden mit rund 10 000 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Waldgebiet – das Ergebnis von umfangreichen Aufforstungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert. Allerdings richtete dort Sturm »Klaus« im Jahr 2009 schwere Schäden an.
Steineichen und Strandpinien aus dem Mittelmeerraum gedeihen im gemäßigten Klima Aquitaniens erstaunlich gut. In der Bretagne und Normandie überwiegen Eichenwälder im Wechsel mit Heide und Ginsterbüschen. Landeinwärts gewinnen Birken, Eschen, Linden und Weißbuchen die Oberhand. Immergrüne Eichen- und Pinienwälder prägen den mediterranen Süden, die in den Höhen von Kastanien- und Kiefernwäldern verdrängt werden. Den Ölbaum führten vor 2500 Jahren die Griechen ein; er fand daraufhin bis weit ins Rhône-Tal hinein Verbreitung. Die Macchia (frz. »maquis«) besteht aus einem Sträucherdickicht, das sich nach dem Raubbau in den vergangenen Jahrhunderten großflächig ausgebreitet hat. Die Provence ist in aller Welt berühmt für ihre aromatisch duftenden Kräuter wie Rosmarin und Thymian, ebenso für ihre ins Auge stechenden Lavendelfelder.
Ein Leuchtturm markiert die Hafeneinfahrt in Bonifacio.
Herausgeputzt: Landhaus in der Süd-Champagne
Reben an den Hängen des Uomo di Cagna (Korsika)
Spaziergang durch die Altstadt von Bormes-les-Mimosas
Herrlich, dieses Panorama! Küstenwanderweg bei Collioure
In Frankreich sind Jagen und Angeln sehr populäre Freizeitbeschäftigungen, was die Wild- und Fischbestände sehr reduziert hat. Eidechsen, Geckos und Schildkröten leben versteckt in schwer zugänglichem Gelände im Süden. Wer sich dort hineinwagt, trifft nicht selten auch auf Nattern und Vipern. Zurzeit gibt es acht Nationalparks, die sich weitgehend auf das Hochgebirge beschränken (www.parcsnationaux.fr). Der bekannteste ist der Parc National des Pyrénées (www.pyrenees-parcnational.fr). Dazu kommen, gleichmäßig im ganzen Land verteilt, 48 Regionale Naturparks. Sie befinden sich meist in ländlichen Gebieten, die mit starker Abwanderung zu kämpfen haben. Die eingerichteten Gebiete sollen sowohl das Ökosystem als auch den Tourismus stärken und somit den Bewohnern eine Existenzgrundlage bieten.
Auf dem französischen Festland leben rund 65 Millionen Menschen. Ihre Verteilung unterscheidet sich jedoch deutlich von der in Deutschland. Während in Deutschland die Bevölkerungsdichte 227 Einwohner pro Quadratmeter beträgt, liegt sie in Frankreich mit 106 Einwohnern deutlich niedriger. Fast 80 Prozent der Franzosen wohnen in Städten und gleichzeitig zählen 80 Prozent der Gemeinden weniger als 1000 Seelen. In manchen Gegenden haben über die Hälfte der Gemeinden sogar weniger als 250 Einwohner. Die französische Sprache hat sich aus dem Vulgärlatein entwickelt, das die keltischen Gallier von den römischen Eroberern übernahmen. Einige keltische Wörter blieben jedoch bis heute erhalten. Die Sprache des Königs und seines Hofs wurde 1539 zur Amtssprache. Daneben existieren aber in Frankreich viele weitere Sprachen, die trotz jahrhundertelanger Verbote nicht nur überlebt haben, sondern seit den 1970er-Jahren eine gesteigerte Wertschätzung erfahren. Dazu gehört beispielsweise das Okzitanische, das noch millionenfach in der Südhälfte gesprochen wird. Im Elsass und in Teilen Lothringens halten etwa eine halbe Million Menschen das alemannische Elsässerditsch aufrecht. Basken und Bretonen sind besonders stolz auf ihre Sprachen, was sie mit der Forderung nach hoher Eigenständigkeit verbinden.
Gefiederter Freund am Radweg in Meung-sur-Loire
Frankreich ist eine demokratisch-parlamentarische Republik, wobei der Staatspräsident über eine große Macht verfügt. Ganz am Anfang der französischen Nation stand die Teilung des Frankenreichs im Jahr 843. 987 folgte die Krönung von Hugo Capet zum ersten französischen König. Die erste Republik wurde 1792 ausgerufen. Nationalfeiertag ist der 14. Juli; er erinnert an den Tag des Sturms auf die Bastille im Jahr 1789. In drei fürchterlichen Kriegen standen sich Deutsche und Franzosen ab 1870 als erbitterte Feinde gegenüber. Umso bemerkenswerter erscheint die völlige Aussöhnung zwischen beiden Ländern, die im 1963 geschlossenen deutsch-französischen Freundschaftsvertrag (Élysée-Vertrag) besiegelt wurde; er regelt den Austausch und das Miteinander auf den Feldern Politik, Wirtschaft und Kultur. Seit dem 1. Januar 2016 ist das Land in 13 teils neu gefasste Regionen gegliedert. Unverändert erhalten blieben zum Beispiel Bretagne und Normandie. Zusammengelegt etwa wurden Burgund und die Franche-Comté oder Aquitanien, das jetzt mit Limousin und Poitou-Charentes die Region Nouvelle Aquitaine bildet. Die Regionen sind in 96 Départements unterteilt. Jene Départements, die von einem Präfekten geleitet werden, nennt man Arrondissements. Diese sind wiederum in Kantone und Gemeinden gegliedert.
Zwei Drittel der exportierten landwirtschaftlichen Produkte – darunter Obst, Gemüse und Wein – gehen in die weiteren Länder der Europäischen Union. Der Norden gilt als die Kornkammer. Im Süden und in den Gebirgen dominiert die Viehzucht. Die Almwirtschaft beispielsweise in den Pyrenäen ist extrem rückläufig, was zu einer Verwilderung der Weideflächen führt. Frankreich ist nach wie vor in puncto Qualität das weltweit führende Weinerzeugerland. Zu den Hauptanbaugebieten gehören unter anderem Bordelais, Burgund und die Champagne. Die Hauptfangzonen der Fischerei liegen im Atlantik und an der Kanalküste; 30 Prozent aller Kutter sind in den Häfen in der Bretagne registriert. Bedeutende bretonische Häfen sind zum Beispiel Lorient oder Erquy. Einen großen Anteil am Gesamtumsatz haben die Austern- und die Muschelzucht.
Nur eine von vielen Wein-Routen, die durchs Burgund führen
Das weiträumige Land durchzieht ein engmaschiges, gut ausgebautes Straßennetz. Infolge der dünnen Besiedlung gibt es sehr viele kleine Nebenstrecken. Alle Straßen zusammen haben eine Länge von mehr als einer Million Kilometer. Von den etwa 12 000 Kilometer Autobahnen sind ungefähr drei Viertel gebührenpflichtig; diese werden von Privatgesellschaften betrieben. Kostenfrei zu befahrene, vom Staat unterhaltene Nationalstraßen verlaufen sehr häufig parallel.
Im 18. Jahrhundert entstand in Frankreich ein regelrechter Boom in Sachen Kanalbau, was zu einem einzigartigen Wasserstraßennetz führte. Seine Länge betrug 14 000 Kilometer, wovon heute noch etwa 6700 Kilometer genutzt werden und davon wiederum mehr als ein Drittel ausschließlich für touristische Zwecke. Sehr beschaulich wirken diese Strecken mit ihren vielen Schleusen. Kanäle wie den Canal du Midi und den Canal de Bourgogne kann man wunderbar auch mit dem Wohnmobil begleiten. Stellplätze mit Aussicht auf die vorbeifahrenden Schiffe und Hausboote sowie gemütliche Schleusencafés laden dazu ein.
Jedes Jahr besuchen weit mehr als 70 Millionen Menschen Frankreich. Ein Großteil von ihnen sind Urlauber. Die Deutschen bilden mit etwa 13 Millionen Gästen das größte Kontingent, dicht gefolgt von den Briten mit ungefähr 12 Millionen. Der Tourismus ist ungeheuer wichtig für die französische Wirtschaft – als Devisenbringer rangiert er auf Platz eins. Große Wirtschaftszweige wie Landwirtschaft und Automobilbau sind in diesem Punkt weniger bedeutend.
Man spürt überall im Land, dass der Tourismus im Gegensatz zu einigen anderen Ferienländern ein entsprechend hohes Ansehen genießt. Dies kommt nicht nur im fast durchgehend guten gastronomischen Angebot zum Ausdruck, sondern auch im Campingbereich. Fast jeder Ort mit nur wenigen hundert Einwohnern verfügt über einen Camping- oder Wohnmobilstellplatz, nicht selten sogar über beides. Der Hauptgrund dafür liegt wohl darin, dass die Franzosen selbst leidenschaftliche Anhänger dieser zwanglosen Urlaubsform sind.
Hier beginnt der Süden: liebliches Bauernland um Albi.
Das Gewerbe nennt sich offiziell »Hôtellerie de Plein Air«. Campingplätze sind demnach »Freiluft-Hotels« und stehen ebenbürtig neben anderen Beherbergungsbetrieben. Manche Gegenden, wie etwa das dünn besiedelte Limousin, zählen mehr Übernachtungen im Jahr auf Campingplätzen als in Hotels und Pensionen. »Camping Rural« ist eine weitere beliebte Unterkunftsform; sie entspricht unserem »Camping auf dem Bauernhof«. Mit geschätzten 10 000 Campinglätzen nimmt das Land in Europa den Spitzenrang ein. Aber man muss nicht immer gleich die großen Ferien dort verbringen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wanderwochenende im Naturpark Vogesen oder einer kleinen Entdeckungstour durch Lothringen?
Mehr als 300 Campingplätze in ganz Frankreich tragen das Gütesiegel »Camping Qualité«, die einzige und offizielle Auszeichnung für das Gastgewerbe unter freiem Himmel. Mit einer Teilnahme an dem Qualitätslabel verpflichtet sich der Betreiber zu einer angemessenen Qualität der Leistungen sowie zu einer regelmäßigen Kontrolle des Campingplatzes alle drei Jahre anhand von über 500 Kriterien. Alle Plätze werden nach denselben Anforderungen kontrolliert: Ablauf der Reservierung und korrekte Informationen, Zugang, Lage und Umgebung, Empfang bei der Ankunft, generelle Sauberkeit, Zustand und Sauberkeit der Sanitäranlagen sowie der übrigen Einrichtungen und des Geländes (www.campingqualite.com).
Montalivet-les-Bains: Der Stellplatz liegt direkt an der Düne.
Bezaubernde Abendstimmung am Kap Seninu auf Korsika
Viele Gemeinden bieten darüber hinaus Gästen, die mit dem Wohnmobil reisen, gesonderte Stellplätze an. Dank ihnen sind die Campingurlauber auf ihren Touren durchs Land außerordentlich flexibel und können spontan Halt machen, wenn ihnen ein Ort besonders gut gefällt. Bei den Wohnmobilstellplätzen, häufig »Aire de Camping-car« genannt, handelt es sich in der Regel um ausgeschilderte Flächen. »Aire de Stationnement« oder »Aire d’Accueil de Camping-car« sind weitere gebräuchliche Bezeichnungen. Die Areale befinden sich etwa am Rand von Großparkplätzen und verfügen größtenteils über eine Ver- und Entsorgungsstation. Besonders bieten sie sich zum Beispiel für Einmalübernachtungen bei Stadtbesuchen an. Es gibt sowohl sehr schlichte, kostenlose als auch besser ausgestattete, gebührenpflichtige Stellplätze, die über sanitäre Anlagen verfügen. Mitunter ist das Umfeld parkähnlich gestaltet und wartet mit Picknickbänken auf. Oft schließen sich auch Freizeitanlagen mit Badestrand, Liegewiese und Sportanlagen an. Die Bezahlung erfolgt immer häufiger mit Kreditkarte am Parkscheinautomaten, aber auch reine Münzgeräte sind noch im Einsatz. Und manchmal kommt sogar noch – wie früher üblich – ein Gemeindemitarbeiter oder eine -mitarbeiterin mit einer umgehängten Zahltasche am Abend vorbei, um die kleine Übernachtungsgebühr zu kassieren – nicht selten bietet sich dabei eine gute Gelegenheit für ein Schwätzchen. Die maximale Verweildauer auf den Plätzen beträgt zwischen 24 Stunden und sieben Tagen. Zahlreiche Rastplätze in Frankreich – besonders auf Autobahnen – verfügen ebenfalls über Serviceeinrichtungen für Wohnmobilfahrer. Mit mehr als 4500 Entsorgungsstationen in Frankreich ist es einfach, sich umweltfreundlich zu verhalten. Das Übernachten auf Autobahnrastplätzen wird zwar geduldet, ist aber aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen.
Weshalb reisen so viele Menschen gern nach Frankreich? Berge und Meer sind gewiss ein wichtiger Grund, Kunst und Kultur ein weiterer. Die Anfänge der Kunst reichen sehr, sehr weit zurück: Sie liegen in der Altsteinzeit um 30 000 vor Christus, als Menschen Tiere in Malereien auf Höhlenwänden verewigten. Im Périgord nördlich des Dordogne-Tals sind mehrere solcher Höhlen bekannt, zum Beispiel die Grotte von Lascaux, die man 1940 entdeckt hat und von der man heute eine Nachbildung besichtigen kann (www.archeologie.culture.gouv.fr/lascaux). Aus der Jungsteinzeit (ab 7000 v. Chr.) datieren die mysteriösen Steinsetzungen rund um Carnac in der Bretagne. Ab etwa 2000 vor Christus stießen die Römer ins Land vor. Die Zeugnisse ihres Wirkens sind sowohl in Form von berühmten Arenen wie in Arles als auch in Städtchen wie Vaison-la-Romaine im Vaucluse zu bewundern, wo zahllose Relikte, wie etwa die erhaltenen Grundmauern eines großen Theaters, die frühere Pracht vor Augen führen. Auch Besançon, Reims und Toulouse besitzen beeindruckende Zeugnisse aus dieser Epoche. In den von Römern angelegten Thermen kann man vielerorts heute noch baden.
Da geht’s lang: Zufahrt zum Camping Navarre in Langres.
Zur Römerzeit kamen auch die ersten Christen nach Frankreich. Erste christliche Stätten entstanden, zum Beispiel in Nîmes und Metz (4. Jh.). Beeindruckende Gotteshäuser, darunter Saint-Philibert in Tournus in der heutigen Region Burgund-Franche-Comté, folgten etwa ab dem Jahr 1000. Erste namhafte Klöster wie in Germigny-des-Prés an der Loire wurden um 800 eingeweiht. Ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich langsam der romanische Stil. Den Namen bekam er, weil bestimmte Formen auf Vorbilder aus römisch-spätantiker und byzantinisch-orientalischer Zeit zurückgingen. Quadratische, kreis- und kugelförmige Bauelemente kennzeichnen die Romanik – besonders schön zu sehen in Rundbögen, Tonnen- und Kreuzgratgewölben. Cluny III galt als die größte und prächtigste romanische Kirche. Leider wurde sie nach der Französischen Revolution zerstört.
Nachtkorso in Mandelieu-La-Napoule: schrill, bunt und laut
Während die Romanik in Cluny im Burgund ihr Zentrum hatte, kamen weiter im Süden die ersten Hallenkirchen auf. In Aquitanien indes orientierte man sich mehr an der byzantinischen Bauweise. Die Zisterzienser bauten vollkommen anders: schmucklos und sehr streng. Es entsprach ihrer Vorstellung einer asketischen Lebensweise. In Burgund zierten Tierskulpturen die Gotteshäuser, im Süden die Figuren von Christus und seinen Jüngern. Als eine Mischung von beidem gelten die herrlichen Darstellungen über dem Portal der Abteikirche in Moissac.
Wichtigster Baustil in Frankreich war über vier Jahrhunderte die darauf folgende Gotik. Ihre Glanzzeit war das 13. Jahrhundert, als die in die Höhe strebenden Kathedralen des Nordens entstanden, zum Beispiel in Reims oder Rouen. Spitzbogen, Strebepfeiler und Kreuzrippengewölbe waren die architektonischen Grundelemente. Riesige leuchtende Glasfenster betonten die Leichtigkeit. Der neu erworbene Wohlstand des Adels in dieser Zeit spiegelte sich im Bau von Burgen und Schlössern wider. Reiche Stadtbürger dagegen bauten repräsentative Wohnhäuser und besonders betuchte Gönner stifteten Hospize für die Armen, Alten und Vergessenen.
Saint-Martin mit mächtigem Turm in Veules-les-Roses
Place Nationale in Montauban, gesäumt von schönen Arkaden
Ganz aus Holz errichtet: Sainte-Catherine in Honfleur
Im 16. Jahrhundert markierte die Renaissance, also die »Wiedergeburt« der Antike, den Übergang zur Neuzeit. Der gotische Spitzbogen wurde abgelöst durch den Rund- und den Korbbogen, auf das Kreuzrippengewölbe folgte die Kassettendecke. Doch jetzt standen nicht mehr Sakralbauten im Mittelpunkt, sondern prachtvolle Schlösser. König Franz I. ließ ruhende Schlossneubauten seines Vorgängers Karl VIII. fertigstellen und gab Blois und Chambord in Auftrag. Die Renaissance-Schlösser bekamen einen rechteckigen Hof, die Treppengestaltung zeigte den Einfluss eleganter italienischer Formgebung.
Die Barockzeit ging in Frankreich fast spurlos vorüber. Ausnahmen sind etwa das Rathaus im bretonischen Rennes, errichtet 1740, oder einige Prunkräume in Schloss Versailles. Ein wichtiges Kapitel der Kunstgeschichte in Frankreich ist der Impressionismus, jener subjektive Malstil, der Künstler wie Monet und Renoir in aller Welt berühmt gemacht hat. Es gelang ihnen meisterhaft, die je nach Tageszeit verschiedenen Lichtstimmungen auf der Leinwand einzufangen.
Noch ist’s ruhig zum Saisonstart im Baskendorf Ainhoa.
Viele Menschen in Frankreich sehen sich in erster Linie als Bretonen oder Provenzalen und nicht als Franzosen, was sich auch in den zahlreichen traditionellen Festen widerspiegelt. Im Elsass und in Lothringen feiert man zum Beispiel Weihnachten mit besonders stimmungsvollen Märkten. Berühmt sind auch die im Lichterglanz erstrahlenden Nikolaus-Umzüge in Metz und Nancy.
In der Provence steht stets die festlich geschmückte Krippe mit bemalten Figuren aus Steingut oder Holz im Mittelpunkt.
Der Karneval wird nicht nur in Nizza groß gefeiert, sondern ebenso in Chalon-sur-Saône. Weinfeste bestimmen den Festkalender im ganzen Burgund. Die bretonischen Wallfahrten gelten als besonders ursprünglich. Im Elsass hat auch das Sauerkrautfest einen guten Namen. Der Almabtrieb in der ersten Oktoberhälfte lockt Tausende Besucher ins Münstertal.
Zu wichtigen Festen trägt man nach wie vor gern Tracht. Im Roussillon gehören Espadrilles (bunte Stoffschuhe), Zipfelmützen und Hüfttücher zur traditionellen Festtagsgarderobe. Man tanzt dort mit großer Hingabe die »Sardana«, einen Rundtanz, begleitet von einer großen Kapelle, die mit ungewöhnlichen Instrumenten für Stimmung sorgt. Die bretonischen Frauen schmücken sich mit kunstvoll bestickten Schürzen und Hauben sowie Halskrausen. Typisch für die baskische Männertracht ist die berühmte schwarze Mütze, die bei besonderen Anlässen auch mal rot sein darf.
Die Tänze im Baskenland mit ihren akrobatischen Darbietungen gelten als besonders spektakulär. Die Männer imitieren dabei das Krähen eines Hahns. Unter den Musikinstrumenten stechen das »Ttun Ttun« hervor, eine Tamburin-Art, und die Flöte Xirula. In der Bretagne pflegt man auf ausgelassenen nächtlichen Festen (»Fest-noz«) keltische Volksweisen. Dabei sind vor allem Dudelsack und Harfe tonangebend.
Von den lebensfrohen Festen ist es nur ein kurzer Weg zu gutem Essen. Auch in diesem Punkt kann die Bretagne glänzen: Für die Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten ist die große Halbinsel ein echtes Schlaraffenland. Beliebt ist ein großer Teller mit Seespinnenfleisch (»araignées«), Krebsen (»crabes«), Seeigeln (»oursins«) und zahlreichem anderen Salzwassergetier. Jakobsmuscheln (»coquilles Saint-Jacques«) gelten als eigenständige Delikatesse. Die besten Austern stammen angeblich von den Zuchtbänken in Cancale, wo sie unmittelbar nach der Lese in den zahlreichen Hafenlokalen serviert werden. Crêpes, dünne Pfannkuchen gefüllt mit Pikantem wie Schinken und Muscheln oder mit Marmelade und Eis, gelten als bretonische Nationalspeise.
Die Normandie muss sich mit ihrem Angebot aus dem Meer überhaupt nicht vor der Bretagne verstecken, wie der köstliche Fischtopf à la Dieppe (»marmite dieppoise«) zeigt. Seezunge normannisch (»sole normande«) bedeutet Meeresfrüchte und Champignons als Beilage. Unangefochtener Star unter den Käsesorten ist der Camembert. Fleischgenuss pur verspricht ein Kalbskotelett mit Calvados, Cidre und Sahne verfeinert (»côte de veau à la normande«), ebenso Lamm von den Salzwiesen (»agneau pré-salé«) rund um den Mont Saint-Michel. Wild wie Fasan und Perlhuhn, Fisch wie Karpfen und Forelle sowie Spargel und Erdbeeren sind einige der vielen Spezialitäten, die das Loire-Tal für Genießer bereithält.
Beste Auswahl: Spezialitätengeschäft Halle aux terroirs in Gaillac
Abendlicher Streifzug durch die Gassen von Carcassonne
Bretagne: hauchdünne Pfannkuchen an jeder Ecke
Steinpilze, Nüsse und Trüffel bereichern im Herbst die feine, ländlich geprägte Küche Aquitaniens. Stopfleber von Enten oder Gänsen ist die ganz große Spezialität im Südwesten. »Zirkiro« ist der Name eines delikaten baskischen Hammelfleischspießes. Eine sanfte Schärfe zeichnet die heimische Chilischote (»piment d’Espelette«) aus, das Nationalgewürz im Baskenland. Der Elsässer liebt es vor allem deftig: angefangen bei Schlachtplatten, Fleischpasteten und Eintöpfen aller Art – und weiter über Flamm- und Zwiebelkuchen bis zum berühmten Munsterkäse aus der Milch der Kühe in den kleinen Vogesenbauernhöfen. Den legendären »Kugelhopf« gibt es sowohl mit Rosinen und Mandeln gespickt als auch mit Speck und Nüssen. Burgund wartet mit dem aromatischen Fleisch der weißen Charolais-Rinder und der Bressehühner auf. Als weitere bekannte Gaumenfreuden gelten unter anderem der Senf aus Dijon und Schinken in Petersilienaspik. Die provenzalische Küche nimmt eine Sonderstellung ein: Reichlich Olivenöl und Tomaten bilden hier die Geschmacksbasis – als Gewürze dienen hauptsächlich Knoblauch, Zwiebeln, Rosmarin, Thymian und Salbei. Viele schätzen die »Bouillabaisse«, eine kräftige Fischsuppe mit ganzen Knoblauchzehen und Safran. Und fast jeder Deutsche kennt den »Salade Niçoise«, grünen Salat mit Thunfisch und Ei.
Salade à la Bourgogne mit Weinbergschnecken und Petersiliensülze
Trödelabteilung auf dem Wochenmarkt in Lavaur
Sag’s durch die Blume: Stand in Besançon.
»Zarzuela« heißt ein Ragout aus Fisch und Meeresfrüchten, das gern im Languedoc-Rousillon auf den Tisch kommt. Das berühmte »Cassoulet« darf auch nicht unerwähnt bleiben: In den sehr deftigen Bohneneintopf aus den Midi-Pyrénées kommen Ente oder Gans, Schinken, Schweinshaxe, Speck und Knoblauchwurst.
Zum guten Essen gehört – vor allem am Abend – ein guter Wein. Man bekommt ihn im Restaurant im Glas, in der Karaffe (0,5 l), als kleine oder normal große Flasche serviert.
In der Provence wuchsen schon Reben, als griechische Händler wahrscheinlich um 600 vor Christus in Massalia (Marseille) anlandeten, einer von Phöniziern gegründeten Stadt. Heute beträgt der Anteil französischer Weine an der Weltproduktion rund 20 Prozent. Bordeaux und Burgund sind klangvolle Namen, die einem sofort höchsten Genuss verheißen. Nach wie vor rufen die Weine von dort, trotz riesiger Konkurrenz aus Italien und Übersee, nicht nur bei Kennern große Entzückung hervor.
Nur der Schaumwein, der in der Champagne und nach festgelegten Regeln hergestellt wird, darf die Bezeichnung Champagner tragen. Beliebte Schaumweine aus anderen französischen Regionen heißen Mousseux oder Crémant. Falls bei ihnen das klassische Champagner-Verfahren zum Einsatz kommt, ist dies auf dem Etikett mit »Méthode traditionnelle« gekennzeichnet.
Frankreich gehört zu Recht zu den gefragtesten Reisezielen weltweit. Natur- und Kulturschätze, Küche und Weine bilden die Glücksformel für einen erholsamen Urlaub. Die charmante Republik im Herzen Europas bietet allen Reisenden mit Wohnmobil das Richtige für jeden Geschmack.
Es schadet nicht, ein paar französische Worte zu beherrschen. Die Franzosen freuen sich, wenn man versucht, ihre Sprache zu verstehen, und gerade in abgelegeneren Gegenden vereinfacht es den Urlaub ungemein. Nachfolgend haben wir einige wichtige Begriffe und Redewendungen thematisch zusammengestellt, die Ihnen bei der Verständigung helfen.
Verkaufsgalerie im kunstsinnigen Honfleur
Verschnaufpause im Vaucluse-Dorf Flassan
DAS WICHTIGSTE
bitte
s’il vous plaît (s. v. p.)
danke
merci
Entschuldigen Sie!
Excusez-moi!
geradeaus/links/rechts
tout droit/à gauche/à droit
Gern geschehen!
De rien!
Grüß dich/Hallo!
Salut!
Guten Abend!
Bonsoir!
Guten Tag!
Bonjour!
Hilfe!/Achtung! Vorsicht!
Au secours!/Attention!
Ich habe eine(n) Panne/Unfall!
Je suis en panne/accident!
Ich habe hier Schmerzen.
J’ai mal ici.
Ich heiße …
Je m’appelle …
Ich möchte/würde gerne …
J’aimerais …
Ich spreche kein Französisch.
Je ne parle pas français.
Ich spreche nur wenig Französisch.
Je parle un tout petit peu français.
Ich verstehe nicht.
Je ne comprends pas.
ja/nein
oui/non
Klappt/funktioniert nicht!
Ne marche pas!
Krankenwagen
ambulance
Polizei
police
Rathaus
hôtel de ville
Tschüs/Auf Wiedersehen!
Salut!/Au revoir!
HILFREICHE FRAGEN
Gibt es in der Nähe eine Werkstatt?
Est-ce qu’il y a un garage près d’ici?
Haben Sie …?
Vous avez …?
Können Sie mir bitte helfen?
Vous pouvez m’aider, s. v. p.?
Können Sie mir einen
Est-ce que vous
Abschleppwagen schicken?
pouvez m’envoyer une dépanneuse?
Sprechen Sie Deutsch/Englisch?
Parlez-vous allemand/anglais?
Verzeihung, wo ist …?
Pardon, où se trouve … s. v. p.?
Was ist das?
Qu’est-ce que c’est?
Wie bitte?
Comment?
Wie viel kostet das?
Ça coûte combien?
Wie viel Uhr ist es?
Quelle heure est-il?
Wo finde ich einen WLAN-Zugang?
Où puis-je trouver un accès internet wi-fi?
Wo gibt es hier ein gutes Restaurant?
Pourriez vous m’indiquer un bon restaurant?
Wo ist bitte die Toilette?
Où sont les toilettes, s. v. p.?
Wo ist die nächste Apotheke?
Où est la pharmacie la plus proche?
Wo ist die nächste Tankstelle?
Où est la station-service la plus proche?
Nur Feinstes vom Fisch, edel garniert im l’Épicurien in Orléans
ZAHLEN
0
zéro
1
un, une
2
deux
3
trois
4
quatre
5
cinq
6
six
7
sept
8
huit
9
neuf
10
dix
11
once
12
douze
13
treize
14
quatorze
15
quinze
16
seize
17
dix-sept
18
dix-huit
19
dix-neuf
20
vingt
21
vingt et un/une
22
vingt-deux
30
trente
40
quarante
50
cinquante
60
soixante
70
soixante-dix
80
quatre-vingts
90
quatre-vingts-dix
100
cent
101
cent et un
200
deux cents
300
trois cents
1000
mille
2000
deux mille
10 000
dix mille
1/2
un demi
1/4
un quart
WOCHENTAGE
Montag
lundi
Dienstag
mardi
Mittwoch
mercredi
Donnerstag
jeudi
Freitag
vendredi
Samstag
samedi
Sonntag
dimanche
MONATE
Januar
janvier
Februar
février
März
mars
April
avril
Mai
mai
Juni
juin
Juli
juillet
August
août
September
septembre
Oktober
octobre
November
novembre
Dezember
décembre
SPEISEN UND GETRÄNKE
Es ist hilfreich und erspart Ihnen allzu große bzw. unerwünschte Überraschungen, wenn Sie die Speisekarten interpretieren können. Hier einige Speisen und Getränke, die Sie kennen sollten.
FRÜHSTÜCK
PETIT DÉJEUNER
Butter
beurre
Kaffee mit Milch
café au lait
schwarzer Kaffee
café noir
Müsli, Getreideflocken
céréales
Wurstaufschnitt
charcuterie
(heiße) Schokolade
chocolat (chaud)
Marmelade
confiture
koffeinfreier Kaffee
décaféiné
Käse
fromage
Früchte
fruits
Schinken
jambon
Fruchtsaft
jus de fruit
Honig
miel
weiches Ei
œuf à la coque
Rühreier
œufs brouillés
Spiegeleier mit Speck
œufs au plat avec du lard
Brot/Brötchen
pain/petits pains
Tee mit Milch/Zitrone
thé au lait/au citron
Kräutertee
tisane/infusion
Joghurt
yaourt
SUPPEN UND VORSPEISEN
SOUPES ET HORS-D’ŒUVRES
Krebssuppe
bisque d’écrevisses
Fischsuppe (Südfrankreich)
bouillabaisse
Hühnerbrühe
consommé de poulet
dünner Pfannkuchen aus Buchweizenmehl
crêpe galette
Gemüse, roh oder blanchiert
crudités
Schnecken
escargots
Bauernpastete
pâté de campagne
Leberpastete
pâté de foie
Pasta
pâtes
grüner Salat mit Speckwürfeln und Croûtons
salade lyonnaise
grüner Salat mit Thunfisch und Ei
salade niçoise
Räucherlachs
saumon fumé
Zwiebelsuppe
soupe à l’oignon
Fischsuppe
soupe de poisson
FLEISCH
VIANDES
Lamm/Lammkeule
agneau/gigot d’agneau
Steak
bifteck
Rindfleisch
bœuf
Eintopf mit Fleisch
cassoulet
eingemachtes Fleisch
confit
Gänse-/Entenstopfleber
foie gras d’oie/du canard
Rippenstück vom Rind
entrécôte
Schnitzel
escalope
Grillplatte
grillades
Hackfleisch
hachis
Hammelfleisch
mouton
Schweinefleisch
porc
Braten
rôti
Kalbsragout
sauté de veau
blutig/halbdurch/durchgebraten
saignant/medium/bien cuit
GEFLÜGEL UND WILD
VOLAILLES ET GIBIER
Ente
canard
Hirsch
cerf
Rehkeule
cuissot de chevreuil
in Rotwein
coq au vin
geschmorter Hahn
Truthahn/Pute
dinde
Fasan
faisan
Kaninchen
lapin
Hase
lièvre
Gans
oie
Perlhuhn
pintade
Huhn
poulet
Wildschwein
sanglier
FISCH UND KRUSTENTIERE
POISSONS ET CRUSTACÉS
Kabeljau
cabillaud
gebackener Tintenfisch
calmar frit
Jakobsmuscheln
coquilles Saint-Jacques
Garnelen
crevettes
Goldbrasse
daurade
Hummer
homard
Austern
hûitres
Seeteufel
lotte
Seewolf
loup de mer
Makrele
maquereau
Stockfisch
morue
Miesmuscheln
moules
Saibling
omble chevalier
Barsch
perche
kleine Fische, gebacken
petite friture
Rotbarbe
rouget
Zander
sandre
Seezunge
sole
Thunfisch
thon
Forelle
truite
Steinbutt
turbot
GEMÜSE UND BEILAGEN
LEGUMES ET GARNITURES
Artischocke
artichaut
Sauerkraut
choucroute
Zucchini
courgettes
Spinat
épinards
Fenchel
fenouil
Bohnen
haricots
Nudeln
nouilles
Zwiebeln
oignons
Erbsen
petits pois
Paprikaschoten
poivrons
Kartoffelkroketten
pommes dauphine/duchesse
Salzkartoffeln
pommes de terre nature
Bratkartoffeln
pommes de terre sautées
Reis
riz
Tomaten
tomates
NACHSPEISEN UND OBST
DESSERTS ET FRUITS
Aprikosen
abricots
Kirschen
cerises
Löffelbiscuits mit Früchten und Vanillecreme
charlotte
Karamellpudding
crème brûlée/flan
Schlagsahne
crème Chantilly
Erdbeeren
fraises
Himbeeren
framboises
Kuchen
gâteau
Speiseeis
glace
Fruchtsalat
macédoine
Brombeeren
mures
Blaubeeren
myrtilles
Feingebäck
pâtisserie
Pfirsiche
pêches
Birnen
poires
Äpfel
pommes
Pflaumen
prunes
Trauben
raisins
Weinschaumcreme
sabayon
Apfelkuchen
tarte aux pommes
Die Pasteten eignen sich nicht zur Gewichtsreduzierung.
GETRÄNKEKARTE
LISTE DES CONSOMMATIONS
Espresso
café (exprès)/un petit noir
Kaffee mit Schuss
café arrosé
Milchkaffee
café crème/au lait
Apfelwein
cidre
Apfelweinbrand
calvados
Cola
coca
helles/dunkles Bier/
bière blonde/brune/
ohne Alkohol
sans alcool
Flaschenbier
bière bouteille
Bier vom Fass
bière pression
Schnaps
eau de vie
Mineralwasser mit
eau minérale gazeuse/
Kohlensäure/stilles
plate
Anislikör
pastis/anisette
Likör aus Traubensaft und Weinbrand
pineau
eine Karaffe Wein
une carafe/un pichet
(0,5 l)
de vin
ein Glas Weißwein
une verre de vin blanc
ein Viertel Rotwein
un quart de vin rouge
WEINBEGRIFFE
TERMES DU VIN
überwachte Herkunftsbezeichnung
appellation d’origine contrôlée AOC
Herkunftsbezeichnung
appellation d’origine
seit 2010
protegée AOP
leicht süß
demi-sec
süß
doux
trocken
sec
Weißwein aus roten/
blanc de noirs/
weißen Trauben
blanc de blancs
Weinkeller/Weinkellerei
cave/caveau
Rebsorte
cépage
Schlossgut
château
Lage, Weinberg
clos
Verschnitt
cuvée
Weingut
domaine
geschützte geografische Bezeichnung
indication géographique protegée
Flaschengärung bei Schaumwein
méthode traditionnelle
Jahrgang
millésime
abgefüllt bei …
mis en bouteille …
junger Wein
nouveau
Spätlese
vendange tardive
Wein ohne geografische Herkunftsbezeichnung
vin sans indication géographique
La Grange du Relais, Colombey/Champagne
Feierabend für heute! – Fischer in Trébeurden in der Bretagne
Ausflug zur Vogelinsel an der Côte de Granit Rose
Tarn-Metropole Albi, erbaut aus Ziegelstein
Von Carnac nach Rennes rund um die bretonische Halbinsel
Grüner geht’s nicht! Landschaft Marais de Dol im Nordosten
Tag für Tag Neues zu entdecken ist die Triebfeder, die das Reisen mit dem Wohnmobil zu einem außerordentlich spannenden Erlebnis werden lässt. Die besten Grundvoraussetzungen dafür bietet die Bretagne, der große, vom Atlantik umspülte Westzipfel Frankreichs. Das Gebiet ist überaus reich an Natur- und Kulturschätzen, dazu umgibt es – befeuert durch Mythen und Legenden – eine Aura des Geheimnisvollen. »Breizh« nennen die Bretonen ihr vom Wind geformtes, salzgetränktes Land. Es klingt wie eine Einladung, in das Abenteuer Bretagne einzutauchen und dem Zauber nachzuspüren. Der Ausruf »Be Breizh!« fällt daneben häufig, um guten Freunden »Viel Glück und Erfolg!« zu wünschen.
Zwei reizende Knirpse mit rotem zauseligen Schopf und lustigen Sommersprossen auf der Nase hüpfen ausgelassen hin und her. Es scheint, als wollten sie, mit bunten Schaufeln und Eimerchen ausgerüstet, den Strand für sich allein in Besitz nehmen. Das ist gut nachzuvollziehen, denn die Plage de Légenèse in Carnac an der bretonischen Südküste ist in der Tat ein außergewöhnlich schönes Fleckchen Erde: Aus dem puderzuckerfeinen, perlmuttschimmernden Sand ragen immer wieder seltsam geformte Granitsteine hervor.