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Die Höhenzüge der Pyrenäen, das azurblaue Mittelmeer, der aufbrausende Atlantik, das eigenwillige Baskenland, die pulsierende Metropole Madrid oder die Gaudí-Hochburg Barcelona: Spanien hat unendlich viele Reise-Highlights zu bieten. Die schönsten Reiserouten für Wohnmobilisten zwischen Galizien und der Straße von Gibraltar hat Thomas Cernak nun in einem Wohnmobilführer vereint, Stellplatz- und Sightseeingtipps für alle Touren inklusive.
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Seitenzahl: 300
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Luarca – Asturiens schönste Hafenstadt
Thomas Cernak
Die schönsten Routen von den Pyrenäenbis an die Costa de la Luz
Wüstenstimmung auf Camping Los Madriles an der Costa Calida
ZAUBERHAFTES SPANIEN
DIE ROUTEN
1DIE BILDERBUCHGEBIRGSLANDSCHAFTEN IM NORDOSTEN
Große Pyrenäenfahrt mit Ziel Huesca, einst Hauptstadt von Aragonien
2COSTA BRAVA UND COSTA DAURADA: MEHR ALS STRAND UND PARTY
Vom Kloster Sant Pere de Rodes zur Römerstadt Tarragona
3VON DEN BLAUEN BERGEN MURCIAS KOMMEN WIR
Durch urwüchsiges Weinland zu den Überwinterungsplätzen an Spaniens weißer Küste
4REIZVOLLE SCHÄTZE UNTER SPRÖDER OBERFLÄCHE
Von der Costa Cálida und Costa de Almería nach Granada und in die Sierra Nevada
5MAURISCHER GLANZ, EIN SILBERTÄSSCHEN UND DIE SONNENKÜSTE
Ab Córdoba über die weißen Dörfer und Cádiz an die Costa del Sol
6ÜBER ALLE BERGE ZUR KÜSTE DES LICHTS
Auf der Ruta de la Plata ins spanische Rom und an die Strände der Provinz Huelva
7AUF DEN SPUREN DES »RITTERS VON DER TRAURIGEN GESTALT«
Zentralspanien: über Salamanca, Segovia, Madrid und Toledo in die Sierra de Gredos
8DIE GIPFEL EUROPAS UND DIE STURMGEPEITSCHTE NORDWESTSPITZE
Von den wilden Picos de Europa zu den Rías, tief ins Land reichende Meeresbuchten
REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z
REGISTER
P. S.
STRASSENATLAS
IMPRESSUM
Hochgefühl: ganz oben im Valle de Hecho in den Pyrenäen
Mächtiger Felsen Penyal d’Ifac vor Calp im Morgenlicht
»Startplatz« Plaça de Catalunya in Barcelona, wo die Ramblas beginnen
Die Mannigfaltigkeit Spaniens zieht jeden Besucher in den Bann. Beeindruckende Bergketten, wie beispielsweise die Sierra Nevada, durchziehen das Land. Urzeitliche Wassermassen schufen in den Picos de Europa gewaltige Täler. Von Gletschern geformte Canyons durchschneiden die Pyrenäen. Spanienweit sichern 15 Nationalparks und mehr als 200 Naturschutzgebiete das Überleben wilder Tiere, darunter Braunbären und Bartgeier. In den Felsspalten des Ordesa-Nationalparks blühen Edelweiß, Enzian und Orchideen neben rauschenden Kaskaden. Im Parc Nacional d’Aigüestortes glitzern rund 150 glasklare Gebirgsseen. Atlantik und Mittelmeer umspülen die Küsten. Eine unendliche Natur gibt es zu entdecken.
Die Hauptsprache der Bewohner ist Kastilisch. Diesem Hochspanisch stehen Baskisch, Galicisch und Katalanisch gleichberechtigt gegenüber. Geselligkeit und Lebensfreude bilden die Basis, die alle Spanier verbindet. Fiestas – originell und einzigartig – füllen den Kalender; sie ehren die Schutzheiligen, begrüßen freudig die Jahreszeiten oder erinnern an düstere Ereignisse. Die mystischen, mit Inbrunst zelebrierten Prozessionen in der Karwoche (Semana Santa) erfüllen im ganzen Land die Herzen, nicht nur die der Gläubigen. Unzählige Menschen verfolgen sichtlich bewegt, wenn die Büßer unter ihren spitzen Kapuzenhüten und langen Gewändern barfuß durch die Straßen ziehen. Nicht nur die Schule ruht an diesen Tagen, sondern auch die Arbeit.
Die Palmsonntagsprozessionen mit ihren Palmwedeln in Elche und in Córdoba – rund um die heiligen Mauern – gelten als die stimmungsvollsten Eröffnungsfeierlichkeiten. Am Tag und in der Nacht vermischen sich auf den Straßen die klagenden Klänge der Trommler und Bläser, die Farbigkeit des Blumenschmucks und die kunstvoll hergestellten Figurengruppen zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk. Laienbruderschaften, im 15. Jahrhundert gegründet, begleiten die Züge in Cáceres. Das Ende der Karwoche in Cartagena ist besonders ergreifend: Tausende versammeln sich, um gemeinsam für Maria ein Lied zu singen.
Herzhafte (regionale) Spezialitäten verwöhnen nicht nur den Gaumen, sondern erfreuen auch das Auge. Spitzenweine erfahren international höchste Anerkennung. Zu beidem später mehr. Sonne und Strand sowie zahllose Kulturdenkmäler sind weitere Gründe, weshalb Jahr für Jahr Millionen Menschen aus aller Welt Spanien zu ihrem Urlaubsziel wählen. Stetig nimmt die Zahl jener zu, die das Land mit dem Wohnmobil bereisen. Speziell diese unabhängige Art des Unterwegsseins bietet die Möglichkeit, die wenig bekannten Regionen mit oftmals bescheidener touristischer Infrastruktur zu entdecken: den grünen Norden zum Beispiel mit seinen urigen Berg- und Fischerdörfern – oder die herb-schönen Gebirge im Süden mit zahlreichen Naturparks. Ganzjährig geöffnete Camping- und Stellplätze findet man nicht selten auch in entlegenen Winkeln. Daneben verbringen immer mehr Campinggäste aus nördlichen Breiten den Winter im fast durchweg warmen und sonnigen Süden – von der Costa del Azahar (»Orangenblütenküste«) bis zur Costa la Luz, der »Küste des Lichts«.
Womöglich könnte es in den nächsten Jahren schwieriger werden, zum Überwintern die kostengünstigen Stellplätze zu nutzen. Einige Regionalregierungen, darunter die der andalusischen Gemeinschaft, arbeiten derzeit an einem neuen »Regulierungsrahmen für Wohnmobilbereiche«. Die Entwürfe sehen vor, dass die Stellplätze künftig genauen gesetzlichen Vorschriften entsprechen müssen; im Fokus stehen besonders der Umfang und die Qualität der Einrichtungen sowie die Mindestgröße der Parzellen. Gäste und Anbieter begrüßen in der Regel solche Standards. Auf großes Unverständnis bei vielen stößt jedoch der Plan, die maximale Aufenthaltsdauer generell auf 72 Stunden zu begrenzen. Es gibt auch Diskussionen darüber, ob es nur Campingplätzen erlaubt sein sollte, separate Wohnmobil-Stellplätze zu betreiben.
Tintenfisch auf galicische Art im Restaurant Estrella del Mar in Boiro
Seezungenfilet gefüllt mit Lachs – serviert im La Fosa, Calp
Orangen in den Xardíns do Pazo Quiñones de León in Vigo
Doch wenden wir uns den klimatischen Besonderheiten des faszinierenden Landes zu: Die meisten Niederschläge fallen im Winter, also in der Zeit der Langzeitaufenthalte. Der Regen beschränkt sich zwar gewöhnlich auf wenige Tage in den Übergangsperioden im Frühjahr um Ostern und im Spätherbst, kann aber sehr heftig ausfallen und zu Überschwemmungen führen – auch, weil der ausgetrocknete Boden kein Wasser aufnehmen kann. Die Monate von Oktober bis April eignen sich dennoch im Allgemeinen hervorragend, um bei bestem Ausflugswetter die küstennahen Gebiete zu erkunden.
Berühmt-berüchtigt ist der Leveche im Frühsommer, ein heißer Wüstenwind aus Afrika, der die Temperaturen bereits im Mai auf 40 Grad Celsius hochschnellen lässt. Levante heißt ein Ostwind, der gelegentlich im Sommer an der Costa del Sol weht. Da er auf relativ kühles Wasser trifft, das vom Atlantik über die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer einsickert, bildet sich teils dichter Nebel, der sich häufig erst gegen Mittag auflöst.
Extreme Temperaturunterschiede kennzeichnen das Klima im zentralen Binnenland. Die Winternächte etwa in Salamanca (802 m ü. d. M.) sind oft bitterkalt, die Tage im Hochsommer in der Regel brütend heiß. Fast das ganze Jahr über fegen böige Winde über die ausgedörrten Flächen der Meseta, der kastilischen Hochebene, und wirbeln den Sand auf. Dieser dringt durch alle Dichtungen und Lüftungsgitter ins Fahrzeug. Ausnahmezeiten sind wieder die Wochen um Ostern, wenn nach ein paar Frühlingsschauern auf den Feldern und Weiden das erste zarte Grün sprießt – oder im November, wenn nach heftigen Gewittergüssen gelbe Blümchen das Land überziehen.
Die perfekte Welle – entdeckt in Nerja an der Costa del Sol
Dünen und Wälder an den Stränden in Isla Cristina
Die eingangs erwähnten Pyrenäen trennen das spanische Festland vom übrigen Europa. Das landschaftliche Spektrum reicht von den schneebedeckten Gipfeln im Norden und Süden über die grünen Gebirgswiesen in Asturien und den Orangenhainen an der Südostküste bis zur graubraunen Tabernas-Wüste bei Almería. Diese bot des Öfteren die Kulissen für Westernfilme, darunter Klassiker wie »Für eine Handvoll Dollar« und »Spiel mir das Lied vom Tod«. Madrid ist die höchstgelegene europäische Hauptstadt (655 m ü. d. M.) – Spanien ist nach der Schweiz, Österreich und Norwegen das gebirgigste Land auf dem Kontinent. Vor dem Eisenbahnzeitalter war es leichter, Waren nach Südamerika zu verschiffen, als sie auf dem Landweg von den Küsten nach Madrid zu transportieren.
Das Festland umfasst eine Fläche von 492 463 Quadratkilometern. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt gegenwärtig rund 46,5 Millionen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 93 Einwohnern pro Quadratkilometer, wobei sich die Menschen sehr unterschiedlich verteilen. Beinah 80 Prozent der Spanier leben in mehr als 600 Ballungsräumen. Die drei größten Städte sind Madrid mit 3,17 Millionen, Barcelona und Valencia mit 1,6 Millionen beziehungsweise 790 000 Einwohnern. Bis zur Besiedlung durch die Römer bedeckten großräumig Pinien- und Eichenwälder das Land. Diese machen heute nur noch fünf Prozent der Gesamtfläche aus. An diesem Rückgang entscheidend mitgewirkt haben der Holzeinschlag zur Erzverhüttung und für den Schiffsbau sowie die Rodung zur Schaffung von Acker- und Weideland.
Im kühlen und feuchten Nordwesten trifft man in den Wäldern heute überwiegend auf Eichen, Buchen und Kastanien. Stein- und Korkeichen, Ginster und immergrüne Hartlaubgewächse bestimmen die Vegetation im Süden. Überreste aus den einstigen Wäldern formen im Südosten die Macchia, ein dichtes Gestrüpp, unter anderem bestehend aus Baumheide und Johannisbrotsträuchern. Der Olivenbaum ist nicht nur typisch für Andalusien, sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis Navarra im Norden. Feigenbäume und Feigenkakteen sind weitere weitverbreitete Kulturpflanzen. In den bewässerten Huertas gedeihen im großen Stil Orangen und Pfirsiche. Eine exotische Frucht des Südens ist die Chirimoya, auf Deutsch Zuckerapfel genannt. Der im Sommer prächtig blühende Oleander und stattliche Palmen säumen die Promenaden am Mittelmeer.
Nostalgischer Geschenkeladen in der Hauptstadt (Calle de la Cruz)
Infolge des jahrhundertelangen Raubbaus wurde auch die Artenvielfalt der Tierwelt stark reduziert. Des Öfteren sieht man auf dem Land Nester von Weißstörchen auf halb verfallenen Kirchtürmen. Landestypische Spezies sind Ginsterkatze und Ägyptischer Mungo. Die Wasserknappheit ist für Mensch und Tier ein fast allgegenwärtiges Problem. Manche Arten wie Großer Zackenbarsch sind im Mittelmeer selten geworden. Der Atlantik hingegen verfügt nach wie vor über vergleichsweise gute Fischbestände.
Bereits vor etwa 800 000 Jahren zogen Jäger und Sammler über die Iberische Halbinsel. Deren Name stammt von den Iberern, einer prähistorischen Volksgruppe. Sie kamen wahrscheinlich aus Nordafrika und siedelten im Süden und Osten. Aus der Zeit um 16 000 vor unserer Zeitrechnung stammen die berühmten farbigen Bisondarstellungen in der Höhle von Altamira in Kantabrien. Vor ungefähr 7000 Jahren kam ein nicht näher bekanntes neolithisches Volk ins Land, vor etwa 2100 Jahren folgten die Phönizier, danach die Griechen und Karthager.
Die Römer erkämpften sich die Vorherrschaft im Zweiten Punischen Krieg (um 218 v. Chr.). Sie hatten es besonders auf die Bodenschätze abgesehen. Ob sie tatsächlich Edelmetalle wie Silber abbauten, ist unklar, wenngleich sie eine ihrer Handelsstraßen Ruta de la Plata (»Silberweg«) tauften. In jedem Fall aber bauten sie riesige Aquädukte, wie zum Beispiel in Segovia, dazu Städte mit prächtigen Theatern und Tempeln – die großartigsten Bauwerke hinterließen sie in Mérida, heute Hauptstadt der Extremadura – und in Tarragona an der heutigen Costa Daurada.
Nach dem Untergang des Römischen Reichs im 5. Jahrhundert erlangten vorübergehend die Westgoten die Macht. Sie waren jedoch schlecht organisiert, was den Mauren aus Nordafrika in die Hand spielte. Deren Macht und Einfluss konnte sich im 8. Jahrhundert fast vollständig über die Halbinsel ausbreiten. Die Araber und Berber schufen in »Al-Andalus« eine der ersten frühmittelalterlichen Zivilisationen in Europa. In Córdoba bildete sich ein mächtiges Kalifat, in dem Wissenschaft und Künste prächtig gediehen.
Gleichzeitig führten sie neue Pflanzen ein, dazu das Wasserrad – und revolutionierten so die Landwirtschaft. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts setzte der Niedergang des Kalifats ein. Dieses zerfiel allmählich in kleine Königreiche, »taifas« genannt. Christliche Enklaven rückten zudem nach Süden vor. Die Heirat von König Fernando II. von Aragón und Königin Isabel I. von Kastilien im Jahr 1469 vereinte beide Länder und ebnete den Weg zum spanischen Nationalstaat. Granada – die letzte maurische Bastion – fiel 1492 nach zehn Jahren Krieg. Im gleichen Jahr entdeckte Kolumbus die Neue Welt.
In den darauffolgenden fünf Jahrzehnten eroberten die Konquistadoren – finanziert von den »Katholischen Königen« – nacheinander die heutigen Länder Mexiko, Peru und Chile. Gierig zerstörten sie die hoch entwickelten Reiche der Azteken und Inkas. Massiv gebaute, aber schwer steuerbare Galeonen transportierten riesige Mengen an erbeutetem Gold und Silber nach Spanien. Dieser Reichtum hielt nicht lange an: Carlos I. und sein Sohn Felipe II. führten kostspielige Kriege, wie etwa gegen die Türken. Mit dem Edelmetall kam auch bis dahin unbekanntes Gemüse ins Land, zum Beispiel die zum Anbau bestimmten Kartoffeln oder Mais. Tabak und Kakaofrüchte wurden hingegen weiter in Südamerika angepflanzt.
1605 erschien der erste Teil von Cervantes Roman »Don Quijote«. Die Veröffentlichung läutete Spaniens Glanzzeit ein, die von künstlerischem Schaffen geprägt war. 14 Jahre später begannen die Arbeiten für den Bau der berühmten Plaza Mayor in Madrid. Wegweisende Maler wie Velázquez bildeten auf beeindruckende Weise das Leben am Hof ab, während El Greco, der aus Kreta stammte, religiöse Szenen in seinem ganz eigenen Stil darstellte. Doch wirtschaftlich folgte schon bald der Niedergang des Landes, begleitet vom schwindenden Einfluss in Europa nach den verlorenen Kriegen gegen die Niederlande und Frankreich. Die Zerstörung der französisch-spanischen Flotte in der Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805 bedeutete auch das Ende der spanischen Seemacht.
In Galicien blühen in den Gärten überall die Kamelien.
1807 folgte die Besetzung durch die Franzosen. In Madrid entbrannte Widerstand, der sich auf weitere Orte ausbreitete. Zu Hilfe kamen englische und portugiesische Truppen unter der Führung des Herzogs von Wellington. Die Franzosen unterlagen 1813 in der Schlacht bei Vitoria. Ein Jahr zuvor war in Cádiz eine neue liberale Verfassung für Spanien ausgerufen worden. Der Sieg über Frankreich einte das Land nur kurz. Auch erlangten während der französischen Besatzung viele amerikanische Kolonien Spaniens ihre Unabhängigkeit. Ein neuer Konflikt zwischen Linken und Konservativen prägte zudem das gesamte 19. Jahrhundert sowie auch zwei Karlistenkriege. Das Parlament rief 1873 die Erste Republik aus, die aber nur ein Jahr bestand. Bald gingen auch Kuba, die Philippinen und Puerto Rico ihre eigenen Wege.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts schwelte die Rivalität zwischen dem linken und konservativen Lager weiter. Der baskische und der katalanische Separatismus wurden stärker. Spanien beteiligte sich nicht am Ersten Weltkrieg. Aus den Wahlen 1931 ging eine Regierung aus Republikanern, Sozialisten und Zentristen hervor; sie gewährten den Frauen das Wahlrecht und den nach Autonomie strebenden Katalanen ihr eigenes Parlament. Darüber hinaus wurde die Scheidung legalisiert und der Katholizismus als Staatsreligion abgeschafft. Doch nur zwei Jahre später errangen bei den Wahlen die Rechten die Mehrheit, woraufhin die Gewalt eskalierte. Katalonien rief seine Unabhängigkeit aus und Arbeiterräte übernahmen die Macht im bergbaugeprägten Asturien.
Eingangstür Haus Escoffet in Cadaqués; es zählt zum katalanischen Kulturerbe.
Die spanische Fremdenlegion – geführt von den Generälen Franco und Astray – ging massiv gegen die asturischen Arbeiter vor. Die Spaltung in Linke und Rechte ging somit weiter. Die Wahlen am 16. Januar 1936 gewann knapp die republikanische Volksfront. Im Juli des gleichen Jahres erhoben sich nationalistische Generäle gegen die Regierung, wieder dabei: Francisco Franco. Mit ihm an der Spitze begann der grausame, drei Jahre dauernde Bürgerkrieg. Nachdem Franco die Republikaner geschlagen hatte, baute er seine Macht durch sein autoritäres Regime weiter aus. Trotz der guten Beziehungen zu Berlin und Rom blieb Spanien auch im Zweiten Weltkrieg weitgehend neutral.
Nach 1945 war das faschistisch geführte Land vollkommen isoliert. Doch Franco gelang rasch die Annäherung an die USA: 1950 wurden die UNO-Sanktionen gegen Spanien aufgehoben, fünf Jahre später erfolgte die Aufnahme in die Staatengemeinschaft. Um gegen die sozialen Missstände zu kämpfen, riefen später Studenten und Separatisten lautstark zu Streiks und Revolten auf. 1959 war das Gründungsjahr der ETA, der baskischen Untergrundbewegung. Kurz darauf gab es die ersten offiziellen Programme, die den Tourismus am Mittelmeer fördern sollten. Der in den 1960er-Jahren einsetzende Massentourismus und die Geldüberweisungen der spanischen Gastarbeiter aus Mitteleuropa führten zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Als Franco 1975 starb, übernahm König Juan Carlos I. die Regierungsgeschäfte. Der Monarch begann sofort mit der Wiedereinsetzung der Demokratie. Bereits 1977 fanden die ersten demokratischen Wahlen seit 1936 statt. Die daraufhin ausgearbeitete Verfassung räumte den Regionen eine gewisse Unabhängigkeit ein. Basken und Katalanen wählten ihre Regionalparlamente; daneben entstanden 17 Autonome Gemeinschaften.
Mandelblüte in der Sierra de la Muela bei Cartagena
Das dicht besiedelte Herzstück Kataloniens ist das sogenannte Katalonische Längstal mit Wirtschaftsstandorten wie Girona. Tourismus, Obst- und Weinanbau, Fahrzeugbau, Möbelherstellung, Textil- und Lederfabrikation sind die wichtigsten Zweige. Erstklassige Campingplätze reihen sich am Mittelmeer, besonders in der flachen, feinsandigen Bucht von Roses an der nördlichen Costa Brava auf. Wohnmobilstellplätze gibt es aufgrund strenger Umweltgesetze nur selten. Diese führen auch dazu, dass sich die Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Campingplätze oft über viele Jahre hinziehen.
In den Pyrenäen leben seit jeher vergleichsweise wenig Menschen. Die Berge gehören noch immer größtenteils der Natur. Ziemlich menschenarm zeigt sich auch die Nachbarregion Aragonien. Ihr höchster Pyrenäengipfel ist der 3404 Meter hohe Pico de Aneto. Einzig in lang gestreckten Oasen am Fluss gedeihen in nennenswertem Umfang Mandeln, Oliven und Wein.
Die Comunidad Valenciana verläuft in einem schmalen Küstenstreifen vom Ebro-Delta bis zur Segura-Mündung. Künstliche Wasserläufe durchziehen ihn schon seit der Antike und machen die Region zu einer der fruchtbarsten Landschaften in Spanien. Die Huertas sichern mehrere Ernten pro Jahr. Neben Getreide und Gemüse kommt Reis zum Anbau, die Grundlage der berühmten Paella, die in Valencia zum ersten Mal zubereitet wurde.
Auf Valencia folgt im Süden Murcia. Hitze und Trockenheit haben diese Region über viele Monate im Jahr fest im Griff. Bewässerte Obst- und Gemüsegärten stehen einer wüstenhaften Steppe gegenüber.
Andalusien bildet die südlichste Gegend der Iberischen Halbinsel; sie verkörpert in der Vorstellung vieler Menschen das klassische Spanien. Hitzeflirrende Hochsteppen, schneebedeckte Gebirgsspitzen und fruchtbare Flussoasen liegen oft nah nebeneinander. Dort erhebt sich in der Sierra Nevada der höchste Gipfel auf dem spanischen Festland, der Cerro de Mulhacén (3482 m). Ein bislang von Wohnmobilreisenden dort wenig beachtetes, wunderbares Naturschauspiel stellt die intensive Blattfärbung im November dar – besonders ausgeprägt um das Bergstädtchen Güéjar Sierra bei Granada. Doch neben diesem bekannten großen Nationalpark hält Andalusien noch eine ganze Reihe von Schutzgebieten bereit, angefangen im Westen beim großen Parque Nacional de Doñana und dem Parque Natural Los Alcornocales über die Sierra de Grazalema bis zum Cabo de Gata an der Südostspitze Spaniens. Weite, weitgehend unverbaute Strände reihen sich fast durchgängig an der Costa de la Luz in der Provinz Huelva aneinander.
Mönchsgeier kreisen über einem Felsen im Monfragüe-Nationalpark.
Als die größten Attraktionen gelten freilich die Zeugnisse einer glanzvollen Vergangenheit, die im einzigartigen maurischen Säulenwald der Mezquita in Córdoba sowie in den mächtigen Türmen und zauberhaften Höfen der Alhambra in Granada gipfeln.
Die Extremadura ist größtenteils trocken und steinig. Nur in den Tälern des Tajo und des Río Guadiana gedeihen Feigen, Oliven und Wein. Getreide wächst nur um Cáceres, berühmt ist die Schweinezucht in den Laubwäldern im Norden. Schäfer treiben ihre Herden seit Urzeiten im Herbst von der Meseta hinunter in die Extremadura mit ihren recht milden Wintern. Die Hochfläche Meseta (»große Tafel«) prägt weite Teile Zentralspaniens. Mehrere Gebirgsketten wie die Sierra de Gredos trennen Kastilien in Altkastilien im Norden von Neukastilien im Süden. Ein ausgeprägtes Kontinentalklima prägt das meerferne Land. Madrid wartet mit mehreren Museen auf, darunter das Museo del Prado oder das Museo Thyssen-Bornemisza – und besticht durch seine gemütliche Altstadt mit liebenswert urigen Restaurants, Bars und Cafés. Daneben gehört die Plaza Mayor der Landeshauptstadt ohne Frage zu den prächtigsten Plätzen überhaupt.
Besonders die unvergleichlich schöne Lage auf einem Granitfelsen, umflossen vom Río Tajo, machen Toledo zu einem weiteren Besuchermagneten in Kastilien. Das Wahrzeichen der vielleicht ältesten Stadt Spaniens ist die mächtige Kathedrale (1227–1493). Bis zur Eroberung durch die Römer (192 v. Chr.) war der Ort die Hauptstadt der iberischen Carpetaner. Im Jahr 1087 wurde Toledo die Residenz der Könige von Kastilien und damit auch zum religiösen Mittelpunkt des gesamten Landes.
Über der La-Mancha-Stadt Consuegra mit ihrem Kastell thronen jene Windmühlen, mit denen Don Quijote seinen aussichtslosen Kampf geführt haben soll. Der Ort lädt jedes Jahr am letzten Wochenende im Oktober zum farbenprächtigen Safranfest ein. Consuegra ist größter Anbauort des Edelgewürzes in Europa. Salamanca indes bietet einen überwältigenden Reichtum an alten Bauten. Ihre Mauern aus goldgelbem Stein strahlen nicht selten im besonders klaren Höhenlicht der Meseta. Die Hauptfassade der Universität gilt als Meisterstück des schmuckreichen Plateresk-Stils. Ein weiterer Höhepunkt von Altkastilien ist Ávila. Die am höchsten gelegene spanische Provinzhauptstadt (1128 m ü. d. M.) verzaubert durch ihre gewaltige Stadtmauer, die zu den besterhaltenen Befestigungsanlagen in der Welt gehört.
Das alte Fürstentum Asturien, heute Autonome Region, erstreckt sich am Golf von Biskaya. Die grünen Höhen sind Teil des Kantabrischen Gebirges; sie erreichen in den Picos de Europa bis zu 2648 Meter. Reizende Küstenorte mit farbenfrohen Fischereihäfen wie Luarca laden an der Costa Verde zum Verweilen ein. Spektakulär ist der Ausblick auf dem Camping Los Cantiles am Ortsrand von der Steilküste tief hinunter auf die hereinbrechenden, schaumgekrönten Wellen des Atlantiks.
Rías, große und tiefe Buchten, kennzeichnen Galicien, welches die gesamte Nordwestecke Spaniens bis zur portugiesischen Grenze umfasst. Die Galicier bezeichnen sich selbst als die »fleißigen Schwaben« unter den Spaniern. Einen exzellenten Ruf genießen die Mode- und Textilerzeugnisse, ebenso die edlen Weißweine, gekeltert aus den Albariño-Trauben. Die Saison an den wunderbaren Sandstränden beschränkt sich auf etwa sechs Wochen im Hochsommer; auch der ein oder andere Wohnmobilstellplatz steht nur zwischen Juni und September zur Verfügung. Eiche, Eukalyptus und Kiefer prägen die Wälder. Die alten Gärten der Herrenhäuser und öffentlichen Stadtparks bezaubern mit Kamelien, Palmen und Orangenbäumen.
Ansonsten wirken die Küstenorte mit ihren Neubauten – abgesehen vom ehrwürdigen La Coruña mit seinen weißen gläsernen Häuserfronten – eher zweckorientiert und wenig maritim. Im Widerspruch dazu stehen die an allen Ecken servierten Früchte des Meeres, bevorzugt Austern und Muscheln sowie Tintenfisch in allen Zubereitungsarten.
Die stillen Wahrzeichen des Landes sind die Hórreos, steinerne Speicher auf Stützen mit Mäusesperren zum sicheren Einlagern der Ernte. Eine der meistbesuchten und sehenswertesten Städte Spaniens ist Santiago de Compostela, das nach Jerusalem und Rom bedeutendste Wallfahrtsziel der Christenheit. In der Kathedrale mit dem Grab des Apostels Jakobus endet die Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Südlich von ihr pulsiert unter den Arkaden das fröhliche Altstadtleben mit urgemütlichen Restaurants und Bars.
Hausbibliothek im Pazo de Rubiáns in Vilagarciá de Arousa
Die Küche Spaniens ist so vielfältig wie ihre Regionen. Neben dem Meeresgetier stehen im Norden häufig deftige Eintöpfe mit Bohnen, Speck und Blutwurst auf dem Speiseplan. Diese Spezialität heißt in Asturien »fabada«. In Galicien isst man gern gekochten Schinken mit Steckrübenblättern (»lacón con grelos«). Halb Kastilien schwört auf Knoblauchsuppe (»sopa de ajo«), und viele Katalanen schwärmen von bunten Fischtöpfen und Pilzpfannen. Ein Klassiker dort: das Tomatenweißbrot mit einer Prise Salz und ein paar Tropfen Öl (»pa amb tomàquet«). Schon Omaijadenkalif Hischam I. pries die gesundheitsfördernde Wirkung von Knoblauch und kalt gepresstem, andalusischem Olivenöl. Unter das maurische Erbe fallen auch die typischen Gewürze des Südens, etwa Kreuzkümmel oder Muskatnuss.
Die safrangelbe Reispfanne Paella ist an der gesamten Mittelmeerküste verbreitet. Krustentiere und Muscheln beziehungsweise Schweine- oder Geflügelfleisch sind die Hauptbestandteile. Eine gute Paella erkennt man daran, dass die Zutaten ihren Eigengeschmack bewahrt haben. Alle Spanier verwenden gern die Paprika-Knoblauchwurst Chorizo in ihren Eintöpfen oder genießen sie schlicht als kaltes Häppchen. Häppchen ist auch das Stichwort für die berühmten Tapas, die man zu Wein oder Bier serviert. Manchmal gibt es die Käse-Oliven-Sardellen-Spießchen gar gratis zum Getränk. Solchermaßen überrascht fühlt man sich sofort wohl und probiert die vielen anderen angebotenen köstlichen Speisen, die Spanien so liebenswert machen – begleitet vielleicht von einem vollmundigen, in Eichenfässern gereiften Tempranillo aus der La Mancha.
La Mancha und die Enklave Valdepeñas bilden das weltweit größte zusammenhängende Anbaugebiet. Spaniens Weinanbaufläche ist wiederum mit 1,1 Millionen Hektar die größte der Welt. Rund ein Viertel der Weine tragen die kontrollierte Herkunftsbezeichnung D. O. (»denominación de origen«). Fachleute bestätigen die allgemein zunehmend hohe Qualität. Einzige Einschränkung ist der eher mäßige Ertrag aufgrund der Wasserknappheit. Spanien ist dennoch nach Italien das größte Weinexportland.
Grüne Pistazien, Blaubeeren und weitere Köstlichkeiten
Jerez ist eine der sonnenreichsten Gegenden Europas, Meereswinde lindern jedoch die Hitze. Hier wächst auf kalkigen Böden der berühmte Sherry (Jerez) heran. Palomino-Trauben sind der Garant für besten trockenen Sherry. Sherrys passen hervorragend zu Serrano-Schinken. Dieses luftgetrocknete Fleisch der Schweinekeule ist mager und herzhaft, was eine lange Zeit des Reifens und »Ausfettens« erfordert.
Der Schinken ist ein beliebtes kulinarisches Mitbringsel, genauso wie Mandelplätzchen, Anis-Kringel, kandierte Früchte und weißer Nougat (»turrón«) aus Alicante – sowie, ganz klar, Olivenöl aus Andalusien. Mit einem besonders üppigen und attraktiven Warenangebot glänzen die Markthallen in Barcelona und Santiago de Compostela. Unter den Straßenmärkten sticht der Madrider Sonntagsmarkt um die Ribera de Curtidores hervor. Murcia ist bekannt für seine exklusiven Schuhe und Taschen aus geflochtenem Espartogras. Typisch für Andalusien sind Keramiken mit grün-blau-weißen maurischen Motiven. In Kastilien florieren Kunstschmiedearbeiten und in Granada Kupferwaren. Die Heimat feiner Klöppelspitzen ist Camariñas in Galicien, edle Flamenco-Gitarren stammen in der Regel aus den Werkstätten in Granada und Madrid.
Familien mit Kindern freuen sich nicht nur über die flachen Sandstrände, sondern auch über die vielen Spielplätze überall im Land mit bunten Spielgeräten und Klettergerüsten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche spannende Burgen und Höhlen zu besichtigen. Zum Anfassen und Ausprobieren gibt es Mitmach-Museen wie beispielsweise den Parque de las Ciencias in Granada, wo Kinder naturwissenschaftliche Phänomene spielerisch begreifen können. Und natürlich gibt es am Mittelmeer zahllose Themen- und Wasserparks, die allerdings recht hohe Eintrittspreise verlangen. Einer der größten Freizeitparks Europas ist Port Aventura in Salou, südlich von Tarragona.
Kite-Vergnügen am Strand von Camping Laguna
Wer die geschäftige Küste hinter sich lässt, taucht sehr bald in das andere Spanien ein. Immerhin befindet sich etwa ein Drittel der geschätzten 1200 Camping- und Stellplätze fernab der Küsten; sie helfen beim Erschließen dieses gleichermaßen großen wie faszinierenden Reiselandes.
Katalanischer Sommerwein: fruchtig-frischer Genuss