Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Salzburger Land - Thomas Cernak - E-Book

Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Salzburger Land E-Book

Thomas Cernak

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Beschreibung

Gönnen Sie sich eine Auszeit in einer abwechslungsreichen Seen- und Bergwelt, die zu den schönsten Österreichs zählt: dem Salzburger Land. Getestete Stell- und Campingplätze sowie Vorschläge für Aktivitäten und Geheimtipps in unmittelbarer Umgebung des Wohnmobilplatzes machen diesen reich bebilderten Reiseführer zu einem idealen Begleiter für alle Wohnmobilfahrer. Spannende neue Reiseeindrücke und Erholungsfaktor garantiert!

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THOMAS CERNAK (Jhg. 1961) ist seit 1992 als freier Journalist und Fotograf tätig. Er ist Mitglied in der Vereinigung deutscher Reisejournalisten e. V. (VDRJ). Der leidenschaftliche Wohnmobilfahrer arbeitet seit vielen Jahren für promobil und CARAVANING. 2008 führte ihn die »CampChallenge« in 80 Tagen um die Welt; später entdeckte er entlegene Gebiete wie Westaustralien und Patagonien. Daneben zieht es ihn immer wieder in die schönsten Gegenden Europas – die Berge und Seen um Salzburg gehören zweifellos dazu.

KLEINE AUSZEITENIM

- SALZBURGER LAND MIT SALZKAMMERGUT-

INHALT

EINLEITUNG

Kurzurlaub im Salzburger Land

Klein, aber fein

1 Oberpinzgau

Natur am Oberlauf der Salzach

2 Saalachtal und Salzburger Kalkalpen

Berge zwischen Heutal und Hochkönig

3 Pongau

Kultur und Natur zwischen Bischofshofen und Großarltal

4 Tennengau und Tennengebirge

Ein- und Ausblicke zwischen Hallein und Sankt Martin

5 Salzburg

Stadt mit Geschichte

6 Salzburger Seenland

Vielfalt vom Wiestalstausee zum Mattsee

7 Irrsee und Mondsee

Entdeckungen vor großartiger Gebirgskulisse

8 Attersee

Inspiration in den oberösterreichischen Voralpen

9 Traunsee und Bad Ischl

Naturerlebnisse entlang der Traun

10 Wolfgangsee

Sport, Kultur und Natur im Herzen des Salzkammerguts

11 Hallstätter See und Gosauseen

Besondere Perlen bei Bad Goisern

12 Altenmarkt und Filzmoos

Zu Füßen von Bischofsmütze und Rossbrand

13 Lungau

Juwel im Schatten prächtiger Berge und Burgen

Orts- und Sachregister

Impressum

Obertauern auf rund 1700 Metern Höhe

KURZURLAUB IM SALZBURGER LAND

Klein, aber fein

Die Regenwolken über dem Pongau verziehen sich rasch wieder.

Das sechstgrößte österreichische Bundesland wartet mit einigen Superlativen auf. Etwa 60 Prozent seiner Fläche liegen im Hochgebirge auf über 1200 Meter Meereshöhe. Die Feriengäste können sich in der urtümlichen Bergwelt nach Herzenslust austoben. Nicht nur während des Almsommers, sondern auch im Winter haben viele Campingplätze und der ein oder andere Stellplatz geöffnet.

Das Salzburger Land besticht durch seine ungeheure landschaftliche Vielfalt. Sein Gebiet erstreckt sich vom sanft hügeligen Bauernland der Seen im Norden bis zu den majestätischen Bergen der Hohen Tauern im Süden. Im Westen markieren die Kitzbüheler Alpen den Übergang nach Tirol. Historisch betrachtet beginnt östlich des Fuschlsees mit Irrsee und Mondsee sowie dem Nordostteil des Wolfgangsees das Salzkammergut, das schon zu Oberösterreich gehört. Heute steht der Begriff Salzkammergut für eine Region, die sich von der östlichen Stadtgrenze Salzburgs über den Traunsee im Nordosten bis zum Dachstein im Süden erstreckt. Sie ist ebenfalls Thema dieses Buches.

Zwar ist das Angebot an klassischen Wohnmobilstellplätzen im Salzburger Land und Salzkammergut weitaus geringer als zum Beispiel im benachbarten Bayern, aber auf den meist kleinen, familiär geführten Campingplätzen fühlt man sich ebenfalls sehr gut aufgehoben. Allerdings dürfte es insbesondere rund um die Badeseen schwierig sein, für ein Wochenende im Hochsommer spontan einen freien Stellplatz zu bekommen. Im Salzachtal stehen die Chancen dafür besser – zumindest am frühen Nachmittag. Denn hier sind, bedingt durch die Nähe zur Tauernautobahn, viele Gäste lediglich auf der Durchreise. Spezielle Stellflächen für Wohnmobile sind in Österreich deshalb so rar, weil die gesetzlichen Vorgaben sehr streng sind: Bereits ab einer Größe von neun Stellplätzen sind sanitäre Einrichtungen vorgeschrieben. In Österreich besteht auf allen Autobahnen und Schnellstraßen Mautpflicht (asfinag.at/maut-vignette).

Großes Vergnügen bereitet das Baden und Schwimmen in den klaren und sauberen Fluten der zahlreichen Seen im Salzkammergut. Die Campingplätze verfügen meist über eigene Strände mit Liegewiesen oder sind direkt an ein öffentliches Strandbad angeschlossen, des Weiteren stehen vielerorts kostenlos zugängliche Naturstrände bereit. Petrijünger können in vielen Seen etwa Seeforelle, Seesaibling oder Hecht angeln. Ein beliebtes Revier bei Fliegenfischern ist die Traun bei Gmunden. Für das Fischen sind sowohl eine privatrechtliche Lizenz als auch eine amtliche Fischerkarte notwendig (fischereiverband.at).

ZU WASSER UND ZU LAND

An rund einem Dutzend Seen im Salzburger Land und allen großen im Salzkammergut können Segler und Surfer ihrer Leidenschaft frönen. Dank des verlässlich am Nachmittag wehenden Rosenwinds ist der Attersee als Segelparadies und Austragungsort bedeutender Regatten bekannt. Ein sportliches Großereignis am Traunsee ist die »Internationale Traunseewoche«. Die Segelschule Mondsee offeriert unter anderem Kitesurfing-Kurse. Auch im Salzburger Seenland freuen sich Skipper, etwa am Wallersee oder den Trumer Seen, über ideale Bedingungen. Namhafte Rafting- und Canyoning-Reviere sind die Saalach bei Lofer und die Lammer in der Gegend von Abtenau. Der Campingpark Grubhof hält für Wildwassersportler einen gesonderten Platzbereich bereit und bietet unter anderem Schnupperkurse. Riesengroß ist die Auswahl an reizvollen Wander- und Bergtouren überall in den in diesem Band beschriebenen Gebieten. In nahezu jedem Ort im Gebirge besteht die Möglichkeit an geführten Touren mit geprüften Bergführern teilzunehmen. Der Alpenverein betreibt ein Netz an Schutzhütten, größtenteils bewirtschaftet, die auch Nichtmitgliedern zugänglich sind. »Bergsteigerdörfer«, darunter Hüttschlag im Großarltal und Steinbach am Attersee, werben für einen naturverträglichen Alpinismus.

Auf die Räder, fertig, los! Der Mondseeberg ruft.

Camp Mondseeland: Das Motorrad darf auch im Kurzurlaub nicht fehlen.

Besonders populär ist der Salzburger Almenweg. Fast alle Orte im Pongau bieten einen Zugang zur 350 Kilometer langen Strecke mit ihren 120 mehrheitlich bewirtschafteten Almhütten. Klettersteige und -hallen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Bergwanderer sollten immer einen plötzlichen Wetterumschwung im Blick haben, weshalb eine gute Ausrüstung mit Schutz vor Kälte und Regen sowie feste Stiefel mit griffigem Profil unentbehrlich sind. Grundsätzlich ist angeraten, niemals allein auf Tour zu gehen und immer anderen das Ziel mitzuteilen. Neben dem Internationalen Notruf 112 verspricht der kostenlose Alpin-Notruf 140 im Bedarfsfall schnelle Hilfe. Die gelben Wegweiser informieren nicht nur über Ziele und Wegzeiten, sondern auch über den Schwierigkeitsgrad. Blaue Strecken erfordern weder Bergerfahrung noch eine spezielle Ausrüstung. Rote setzen gute Fitness und eine einfache Bergausrüstung voraus. Bei schwarzen Wegen sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unabdingbar.

Der Winter schickt einen ersten Gruß in den Lungau.

PEDALRITTER UND WINTERSPORTFANS

Seit der Tauernradweg 1991 fertiggestellt wurde, erlebt der Radtourismus einen ungeahnten Aufschwung. Fast jedes Wohnmobil-Team geht mit Fahrrädern auf Reisen. Ebenfalls sehr beliebt sind in der Region der Mozartradrundweg, die Salz- und Seentour oder der Salzkammergutweg. Das Netz aus Rad- und Mountainbikewegen ist zusammen mehr als 7000 Kilometer lang. Die Skipisten zwischen Lofer im Norden und den Hohen Tauern im Süden, vom Wildkogel im Westen bis zum Dachstein im Osten versprechen Winterspaß nicht nur für Könner, sondern auch für Anfänger und Familien. Eine Tageskarte in einer der großen von insgesamt 22 Skiarenen, wie zum Beispiel in Saalbach-Hinterglemm, kostet für Erwachsene in der Hauptsaison 60,50 Euro (Stand März 2022). Freerider favorisieren das Kitzsteinhorn, Snowboarder zieht es bevorzugt nach Leogang (mit seinen Wohnmobilstellplätzen). Am Längsten dauert die Skisaison in Obertauern (November bis Mai).

Ein ruhiges Umfeld dürfen Familien im Lungau im Süden des Landes erwarten. Skigebiete wie Großeck/Speiereck mit direktem Campingplatzanschluss gewähren einen optimalen Einstieg in das Schneevergnügen. Auch die Almenwelt Lofer oder Rauris im Pinzgau gelten als ausgesprochen familienfreundlich. Im Verbund »Ski amadé« sind 760 Pistenkilometern über 270 Seilbahnanlagen mit einem Ticket zu befahren. Dazu gehören Orte wie Wagrain oder Sankt Johann im Pongau. Auch beleuchtete Langlaufloipen und Rodelstrecken sind auf dem Vormarsch. Ein tolles Ziel ist beispielsweise Filzmoos mit seinen Höhenloipen rund um das Hochplateau Rossbrand. Sie sind mit der Gondelbahn Papageno schnell und bequem zu erreichen. Viele Skitourengeher schwärmen ebenfalls vom Lungau. Dieser Sport setzt jedoch skifahrerisches Können, entsprechende Ausrüstung und vieles mehr, wie eine gute Gefahreneinschätzung, unbedingt voraus. Spezielle Kurse der Skischulen vermitteln das notwendige Wissen.

HAUPTSACHE, ES SCHMECKT

Wer viel Sport betreibt, benötigt viel Energie. Im Salzburger Land und im Salzkammergut stehen aber nicht Kalorien und Kohlenhydrate im Vordergrund, sondern der Genuss. Dabei wird verstärkt auf traditionelle Gerichte gesetzt, die jedoch weiter verfeinert und dem heutigen Geschmack angepasst werden. Tauernlamm, Pinzgauer Käse und Fisch aus den Salzburger Gewässern stehen stellvertretend für die neue kulinarische Ausrichtung. Salzburg gilt daneben als Bierhauptstadt. Zu Brauereiführungen laden unter anderem die Brauereien Stiegl und Augustiner Bräu in Salzburg und die landesweit bekannte Trumer Brauerei in Obertrum. Obendrein genießen die prämierten Destillate aus Vogelbeere oder Holunder (Holler) nicht nur bei Kennern einen exzellenten Ruf. Das Speisenangebot reicht von der einfachen Brettljause über knuspriges Brathendl und Tafelspitz bis zur gehobenen Feinschmeckerküche. Keine andere Region in Österreich weist derart viele Haubenlokale auf. Knödel, Karpfen, Kaiserschmarren und Krapfen bekommen im Pinzgau Konkurrenz durch die heimischen Kasnocken, ein käsespätzleähnliches Gericht. Im Pongau isst man gerne Fleischkrapfen und im Lungau »Eachtling mit Eierschwammerl«, das sind in Butterschmalz gebratene Erdäpfel beziehungsweise kleine Frühkartoffeln mit Pfifferlingen.

Aufgetischt! Im Gasthof Post in St. Martin am Tennengebirge

Wunderbares Stilleben mit Werkzeug am Irrsee

Ein Hof schöner als der andere

Beim traditionellen Bauernherbst überall im Salzburger Land kommen »Hasenöhrl« auf den Tisch – dreieckige, goldgelb gebackene Teigstücke. In den Tauern und südlich davon serviert man bevorzugt im Herbst »Schöpsernes«, gebratenes Lamm- oder Hammelfleisch. Beim häufig offerierten »Blunzngröstl« handelt es sich um Blutwurst mit angebratenen Kartoffelscheiben, gereicht mit Kren (Meerrettich) und Sauerkraut. Die Seen im nördlichen Flachgau und Salzkammergut liefern unter anderem Äsche, Hecht, Saibling und Zander. Kaiserschmarren ist ein mit Gabeln zerteilter Rosinenpfannkuchen. Beliebteste Mehlspeise ist der Strudel, wahlweise mit Obst, Topfen (Quark) oder Mohn. Köstlich auch: Milchrahmstrudel mit Rosinen und Vanillesauce. Topfenknödel enthalten gedünstete Zwetschken und Germknödel sind mit Zwetschkenmarmelade gefüllt. Bei den Marillenknödeln wurden die Aprikosensteine durch Zuckerstücke ersetzt. Für einen Tafelspitz kommen nur sehr gute Rinderlendenstücke zur Verwendung, die man zuvor in einem Gemüsesud mindestens drei Stunden garen ließ. Er zählte zu Kaiser Franz Josephs Lieblingsgerichten. Kaspressknödel schließlich sind eine Pinzgauer Spezialität. Sie sind hergestellt aus Knödelbrot und heimischem Käse. Aus dem Teig werden flache Knödel geformt, die in einer Schnittlauchsuppe serviert werden.

Gut Wind – ahoi am Mondsee vor der Kulisse der Drachenwand

St. Veit im Pongau zwischen Geranien und Rosen

DER GROSSVENEDIGER ÜBERRAGT ALLE

Neben dem Verstehen von manchen »Fremdwörtern« wie etwa Nockerln, einer Art Eischnee-Soufflé, liegt eine weitere Schwierigkeit darin, die fünf Salzburger Bezirke geografisch richtig zu verorten. Der Pinzgau liegt im Westen des Bundeslandes, daran schließt sich östlich der Pongau an. Im Norden folgen Tennengau und Flachgau. Der Lungau bildet die Südostspitze. Der Pinzgau ist der größte Bezirk. In seinem Nordteil prägt die Saalach, Salzburgs zweitlängster Fluss, die Landschaft. Im Westen des Pinzgaus befinden sich beliebte Wintersportzentren, wie etwa Saalbach-Hinterglemm oder Zell am See. Im Süden des Bezirks und des benachbarten Pongaus zieht sich die mächtige, rund 120 Kilometer lange Gebirgskette der Hohen Tauern; diese bildet mit ihren 266 Dreitausendern das Zentrum der Ostalpen – mit dem Großvenediger (3657 m) als höchster Erhebung. Der Pongau zählt nicht mehr zu den Kalkalpen, sondern fast ausnahmslos zur sogenannten Grauwackenzone. Sein Gebiet umfasst im Wesentlichen das mittlere Salzach-, Gasteiner-, Großarl- und obere Ennstal. Der früher wichtige Pass Lueg bildet die Grenze zwischen dem Pongau und dem Tennengau im Norden. Der Tennengau erstreckt sich aus Richtung Salzburg kommend salzachaufwärts beiderseits des Flusses und zieht sich dann über das Lammertal bis zum Abtenauer Becken im Osten. Die Stadt Salzburg liegt im Süden des sich nördlich anschließenden Flachgaus, den man mit seinen Hügeln, Seen und Mooren dem Alpenvorland zurechnet. An den Pongau grenzt jenseits der Radstätter Tauern der gänzlich von Bergzügen eingefasste Lungau, wo sich altes Brauchtum sehr gut erhalten konnte.

EIN WENIG HISTORIE

Die Geschichte des Landes Salzburg unterscheidet sich in einem Punkt deutlich von anderen österreichischen Gebieten: Es stand mehr als 1000 Jahre unter der Herrschaft von Erz- und Fürstbischöfen. Sie beginnt aber schon deutlich früher. Belegt ist etwa der Kupferbergbau ab 1800 vor Christus am Mitterberg am Hochkönig und im Glemmtal. Nachgewiesen ist nebenbei bemerkt auch, dass das Kupfer der berühmten, etwa 4000 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra aus dem Mitterberg stammt. Das Gebiet des Salzburger Landes gehörte im ersten Jahrtausend vor Christus zum keltischen Königreich Noricum. 15 vor Christus unterwarfen die eindringenden Römer die Kelten. 45 nach Christus erhielt die römische Siedlung Iuvavum im Bereich der heutigen Salzburger Altstadt das Stadtrecht. Daraufhin entstand ein weitreichendes Straßennetz, wodurch der Warenaustausch mit Italien beflügelt wurde. Im fünften Jahrhundert vertrieben die Ostgoten die Römer. Kurz darauf siedelten die ersten Christen in Salzburg. Eine Sonderstellung nimmt der Lungau ein: Er blieb bis ins zehnte Jahrhundert slawisches Siedlungsgebiet. Der Bischof Rupert von Worms (650–718) und der Ire Virgil trieben die Christianisierung voran. 755 wurde »Salzpurch« erstmals erwähnt. 798 erhob Papst Leo III. die Stadt zum Erzbistum. Kaiser Friedrich III. ernannte Salzburg 1481 zum Fürsterzbistum. Dies räumte den Einwohnern unter anderem das Recht ein, ihren Bürgermeister selbst zu wählen.

Salzburg auf einer Fahrrad-Führung entdecken

Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach (1442–1519) ließ die Festung Hohensalzburg ausgestalten. Der Abbau von Gold, Silbererz und Salz bescherte der Stadt hohe Gewinne. Wolf Dietrich von Raitenau (1559–1617), einer seiner Nachfolger, erwies sich als großer Bauplaner. In seine Amtszeit fielen die Errichtung der Residenz und der Abriss des durch einen Brand zerstörten romanischen Doms. Sein Neffe Markus Sittikus konnte Raitenaus Pläne zum Bau eines neuen riesigen Doms in einer abgespeckten Variante schließlich durchsetzen. Paris Lodron (1586–1635), ein weiterer Nachfolger, gründete 1622 die Universität. Unter Johann Ernst von Thun (1643–1709) entstanden viele barocke Prachtbauten. Daraufhin setzte mit dem Niedergang des Bergbaus auch der Niedergang der Stadt ein. Die Habsburger im Salzkammergut übernahmen die Marktführerschaft im Salzhandel. 1803 besetzten die Truppen Napoleons die Stadt Salzburg; es folgte die Auflösung des Fürsterzbistums.

Nach wechselnden Herrschaften kam Salzburg 1816 endgültig zu Österreich. Zum Jubiläum 2016 sagte der Landeshauptmann Wilfried Haslauer jr. scherzhaft, dass nun Österreich 200 Jahre bei Salzburg sei. Auch einstige und heutige Größen, ob Komponist oder Skiass, tragen zum heutigen Selbstbewusstsein bei. Dieses wird auch im Land Salzburg von vielen kritisch gesehen. Es entsteht ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen der reichen Landeshauptstadt und den ländlichen Gebieten, wie etwa dem sehr traditionell geprägten Lungau, der mit Abwanderung zu kämpfen hat. Eine Sonderstellung nimmt innerhalb Österreichs das Salzkammergut ein. Auch hier pflegen die Bewohner ihre Traditionen und Eigenheiten – so sehr, dass manche das Salzkammergut als das »zehnte Bundesland Österreichs« bezeichnen.

Mozart steht über allen.

OBERPINZGAU

Natur am Oberlauf der Salzach

Der Himmel reißt auf über dem Gerlostal.

1

Das Städtchen Mittersill im Westen des Salzburger Landes bildet eines der Zugangstore zur wunderbaren Hochgebirgswelt im Nationalpark Hohe Tauern. Hier im Oberpinzgau stürzen allenthalben Wasserfälle zu Tal, darunter jene berühmten über dem Dorf Krimml; sie sind mit einer Fallhöhe von 380 Metern die höchsten in Mitteleuropa.

Der Oberpinzgau ist eine von vier Regionen im Bezirk Zell am See. Sein Gebiet erstreckt sich von Niedernsill im Osten etwa 50 Kilometer westwärts bis nach Krimml zu Füßen der aussichtsreichen (kostenpflichtigen) Gerlos Alpenstraße, die ins Tiroler Zillertal führt. Die hochalpinen Gebiete im Süden sind weitgehend Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Sie grenzen daneben sowohl an das italienische Südtirol als auch an die Bundesländer Osttirol und Kärnten; das breite Tal der Salzach in ihrem Oberlauf bildet die Lebensader der Region. Die am Nordrand verlaufenden Berge, darunter der vielbesuchte Wildkogel, gehören zu den Kitzbüheler Alpen. Als Standortquartiere stehen gegenwärtig sieben Camping- und Stellplätze meist in Flussnähe zur Verfügung. Hauptort der neun Talgemeinden ist der Markt Mittersill am Schnittpunkt zweier historisch bedeutender Handelswege: Die Salzachtalstraße trifft auf die seit der Römerzeit bestehende Alpenüberquerung, die vom Inntal über Kitzbühel und die Felberntauernstraße in den Süden Österreichs führt. Mittersill verfügt über einen hübschen historischen Ortskern mit denkmalgeschützten Häusern, wie zum Beispiel der 300 Jahre alten Meilinger Taverne am Marktplatz. Die multimediale Ausstellung »Nationalparkwelten« im Nationalparkzentrum Hohe Tauern in Mittersill vermittelt einen Überblick über die zehn verschiedenen lokalen Landschaftsräume. In der größten Schutzzone der Alpen wachsen rund 3500 Pflanzenarten. Sie bildet des Weiteren den Lebensraum vieler Wildtiere, darunter derzeit etwa 40 Steinadlerpaare. Von Säumern und Hexen sowie der früheren großen Wirtshausdichte erzählt indes das neu konzipierte, 2021 wiedereröffnete Felberturm Museum im Ortsteil Felben. Der Felberturm ist der Rest einer Burg aus dem 12. Jahrhundert; er ist das älteste erhaltene Bauwerk in der Region. Im benachbarten Bauernhaus – es stand ursprünglich in Kaprun – ist das frühere Alltagsleben der Bauern dargestellt.

SMARAGDE UND WEITERE SCHÄTZE

Einen Besuch wert ist auch die nahe gelegene Kirche Sankt Nikolaus mit ihrer spätgotischen Innenausstattung. Schön anzuschauen ist des Weiteren das Bauernhaus Klausengut mit der Hausnummer 13 in Hollersbach, fünf Kilometer westlich von Mittersill. Seit seiner Fertigstellung im 16. Jahrhundert wurde an ihm kaum etwas verändert. Vom Ort führt eine Panoramabahn auf den Resterkogel, eine der schönsten Skiarenen in den Kitzbüheler Alpen. Im Sommer empfiehlt sich eine Wanderung über den Panoramasee auf den Zweitausender und den Roßgruber. Die Gehzeit beträgt rund zweieinhalb Stunden, Trittsicherheit ist erforderlich. Das Museum Bramberg in Bramberg am Wildkogel widmet sich ebenfalls dem Nationalpark und darüber hinaus den Smaragdfunden im Habachtal. Die Pfarrkirche Sankt Laurentius wahrt in ihrem Inneren die »Bamberger Pietà«, eine Steingussplastik. Diese entstand im Jahr 1390, was sie zur ältesten Plastik im Oberpinzgau macht. Im Ortsteil Mühlbach steht an zentraler Stelle ein Denkmal, das an Hans Panzl (1786–1862) erinnert. Panzl kämpfte in seiner Jugend als Bauernanführer siegreich gegen französische und bayerische Truppen. Zar Nikolaus I. zeichnete ihn später dafür aus. Im Westen von Bramberg wacht die Ruine Weyer, deren Turm angeblich einst sieben Stockwerke besaß. Den Eingang zum 14 Kilometer langen Habachtal signalisiert ein großer gläserner, in Smaragdform geschliffener Kristall. Der »Habachtaler« unterscheidet sich durch seine intensive Grünfärbung von anderen Smaragden. Auf einem Lehrpfad im Tal erfährt man mehr über die Geologie der Hohen Tauern und die mineralischen Schätze in dem Gebiet. Der Weg führt über die bewirtschaftete Enzianhütte und den Gasthof Alpenrose zu den Überresten des alten Smaradbergwerks. Wer ab hier weitermarschiert, gelangt nach wenigen Minuten zur urgemütlichen, 1771 erbauten Moar-Alm. In Neukirchen am Großvenediger zieht der vergletscherte, 3657 Meter hohe Großvenediger