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Irland – das sind windumtoste, imposante Steilküsten, schöne Strände, bunte Häfen und schroffe Bergketten! Stationen auf den sechs beschriebenen Routen sind unter anderem die Halbinseln Dingle und Iveragh, die Insel Achill Island sowie die wundersamen Basaltsäulen am Giant´s Causeway in Nordirland. Überall am Weg: uralte Ruinen, Kirchen, Burgen und Schlösser. Tauchen Sie dazu ein in die aufregenden boomenden Hauptstädte Belfast und Dublin! Mit vielen erprobten – oft spektakulär gelegenen – Campingplätzen.
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Seitenzahl: 158
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Bucht Smernick Harbour auf Dingel – am westlichsten Punkt der Grünen Insel
Thomas Cernak
Die schönsten Routen zwischen Dingle und Nordirland
Wolken wie Wattebäusche (IOAC-Campsite bei Wexford)
LAND & LEUTE
DIE ROUTEN
1CHARMANTE HAUPTSTADT DER REPUBLIK – UND TOR IN DEN SÜDEN
Von Dublin über die Wicklow Mountains zu den beliebten Badestränden der Iren
2KURS SÜDWEST: COUNTIES WATERFORD, CORK, KERRY UND LIMERICK
Von der früheren Industriestadt Dungarvan zum geheimnisvollen Lough Gur
3IRLANDS ZERFRANSTER WESTEN: BERGE, BUCHTEN UND MEE(H)R
Über Achill Island, Schauplatz von Bölls Irischem Tagebuch, an die Sligo Bay
4DONEGALS NORDEN, DER WILDESTE WINKEL DER REPUBLIK
Durch Nordirland zur Rosguill-Halbinsel mit ihren einzigartigen Sandbuchten
5BURGRUINEN, BEEINDRUCKENDER BASALT UND EIN BOOMENDES BELFAST
Giant’s Causeway, The Dark Hedges und weitere Highlights
REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z
REGISTER
PS:
STRAßENATLAS
IMPRESSUM
Schön bunt: Fisherstreet in Doolin
Morgenimpression in Rush (Dublin) am Caravan & Camping Park
Vielleicht wächst der Wohnmobil-Tourismus in Irland nicht ganz so rasant wie in vielen anderen europäischen Ländern, doch ein maßvollerer Anstieg erweist sich oftmals als Vorteil. Da auch immer mehr Iren diese inspirierende Form des Reisens für sich entdecken, steigt die Zahl der Reisemobil-Stellplätze zwar langsam, aber kontinuierlich. Die irischen Campingplätze reagieren darauf, indem sie ihre Einrichtungen modernisieren. Vergrößerungspläne sind erfahrungsgemäß bestenfalls mittelfristig zu verwirklichen. Würde das Wachstum zu rasch voranschreiten, wäre eine Camping-Parzelle in der ersten Reihe mit Meerblick nur noch über eine Vorausbuchung zu bekommen.
Im Augenblick stellt sich die Situation so dar, dass man selbst in den Hochsommermonaten Juli und August – insbesondere in den dünn besiedelten und abgeschiedenen Küstengegenden (etwa im County Donegal) – nicht mehr als zwei oder drei Fahrzeuge an einem Fleck antrifft. Ausnahmen bilden die großen Caravan Parks vorwiegend im vergleichsweise regenarmen Südosten, wo viele Einheimische ihre großen Ferien verbringen. Die meisten Gäste aus dem Ausland mit Wohnmobil sind Briten, Deutsche, Franzosen und Niederländer. Auffällig stark vertreten sind die Eidgenossen. Irland ist für eine ständig wachsende Gruppe von Reisemobilisten in Kontinentaleuropa nicht irgendein Ziel, sondern eine Herzensangelegenheit.
Die markantesten Eindrücke, die man wahrnimmt, wenn man die Insel zum ersten Mal betritt, sind eine fast südländische Gelassenheit zum einen, zum anderen ein ausgeprägter Hang zu strengen Regeln (Stichwort: Radfahr- und Tretrollerverbot auf Campingplätzen), dazu die offenherzige Freundlichkeit der Bedienung an der Tankstelle beziehungsweise der Damen und Herren der Rezeption und die im Südteil verbreiteten, meist etwas mickrigen, vom Wind zerzausten Palmen sowie die unbekümmert tobenden Kids beim Paddel-Kurs im neu eröffneten Adventure Park. Daneben das Weiß der Wolken, ihr schnelles Vorübergleiten am tiefblauen Himmel und die frische Atlantikluft, die einem unablässig um Kopf und Nase weht.
Die fast durchweg engen, kurvigen Land- und Küstenstraßen sollte man als Herausforderung annehmen und nicht als lästiges Übel betrachten. Das bedeutet aber auch, dass man stets ein dickes Zeitpolster für die anvisierten Tagesetappen einkalkulieren sollte. Aufs Navi ist ohnehin nicht so richtig Verlass: Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern, die es für seine Berechnungen zugrunde legt, ist auch mit einem ultrakompakten Camper nicht realisierbar und der vermeintlich schnellste Weg entpuppt sich trotz aktuellem Karten-Update hin und wieder als Trampelpfad. Der Autor dieses Buches rät daher, einen guten alten Spiralatlas in die Reiseplanung mit einzubeziehen, der das ganze Land abdeckt (Maßstab 1:300 000, etwa von Michelin oder Collins). Ein weiteres Problem bei den digitalen Wegweisern ist, dass für manche Orte verschiedene Schreibweisen gebräuchlich sind. Es ist bei der Adresseneingabe durchaus von Bedeutung, ob man Cahersiveen oder Cahirsiveen (eine Stadt im County Kerry) eingibt. Ein anderes Mal übersieht man womöglich, dass sich der nächste Halt bereits einen Fuß breit auf nordirischem Gebiet befindet – und er daher in der Auswahlliste für die Republik Irland nicht erscheint.
Was macht die Insel überhaupt so einladend? Da ist zum einen dieses viel zitierte Grün der Landschaft in allen möglichen Schattierungen, häufig besungen als »Forty Shades of Green«, zum anderen das Leuchten der in Blüte stehenden Fuchsienhecken oder Rhododendronsträucher vor dem Hintergrund dunkler Bergketten; ferner die kargen Hochmoore, die stolzen Herrenhäuser und mystischen Klosterruinen, die überaus lebendigen (Kultur-)Metropolen und ganz wichtig: der freundliche, gesellige Ire im Allgemeinen.
Wer ihn kennenlernen möchte, besucht am besten einen Pub. Dort kann man seinen mitunter merkwürdigen Geschichten und fidelen Liedern lauschen, nicht selten ergibt sich ein angenehmes Gespräch. Die Pubs in der Republik haben in aller Regel nichts mit schummrigen Bierpinten gemein, sie überraschen vielmehr mit zeitgemäßem gemütlichen Interieur. Mehrere Generationen feiern in ihnen gemeinsam: Gestandene Mannsbilder trifft man dort ebenso häufig an wie junge Leute und Familien mit Kindern – und ein gutes herzhaftes Essen bekommt man oft auch serviert. Beachten sollte man allerdings die Sperrzeiten. Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren dürfen sich auch in Begleitung Erwachsener nur bis 21 Uhr in den Pubs aufhalten – von Mai bis September eine Stunde länger. In Nordirland gelten strengere Regeln: Dort ist ein Besuch offiziell erst ab dem 21. Lebensjahr gestattet (Ausnahme: in Begleitung Erwachsener bis 21.30 Uhr).
Über den Dächern Dublins: Blick von der Gravity Bar im Guinness Storehouse
Wein- und Spirituosenhändler in der Baggot Street Lower in Dublin
Das Inselinnere prägen ausgedehnte Kalksteinflächen mit vielen kleinen, manchmal auch großen, Seen, verbunden durch ein verzweigtes System von Flüssen. Der bekannteste von diesen ist der ruhig dahinfließende Shannon – mit einer Länge von 386 Kilometern längster Fluss auf den britischen Inseln. Teils mächtige Gebirgszüge säumen die Küsten, wie beispielsweise die bis zu 1038 Meter hohen Macgillycuddy’s Reeks. Roter Sandstein kennzeichnet die Höhen im Süden, Granit und Quarzit jene im Nordwesten. Einzelne kahle Kegelberge, die plötzlich aus der flachen Landschaft emporragen, sind ein weiteres Merkmal. Wiederaufforstungen haben bewirkt, dass der Anteil der Wälder an der Gesamtfläche von etwa sechs auf 13 Prozent gestiegen ist. Ein Schatzkästchen für Geologen und Botaniker ist der Burren, ein Karstplateau im Westen im County Clare. Die Eiszeiten haben in Irland deutliche Spuren hinterlassen, zum Beispiel in Form von glatt geschliffenen Felsen oder tiefdunklen Gletscherseen. Zu den spektakulärsten Küstenabschnitten gehören unter anderem die Cliffs of Moher, die Klippen auf Achill Island und der Giant’s Causeway an der nordirischen Nordküste.
Die Tier- und Pflanzenwelt Irlands zeigt sich hingegen ausgesprochen artenarm. Dafür sind vor allem zwei Dinge verantwortlich: Zum einen überlebten nur wenige Pflanzen die letzte Eiszeit, zum anderen war es für die ursprüngliche Flora und Fauna sehr schwierig, aus anderen Verbreitungsgebieten wieder heimzukehren. Der Grund: Die Landbrücke zwischen Schottland und Irland verschwand mit der einsetzenden Warmzeit. Lediglich 55 Säugetierspezies zählt man heute auf der Insel, darunter etliche Fledermausarten. Es gibt keine Schlangen. Beschreibungen darüber, dass sie der heilige Patrick einst vertrieb, sind mit großer Wahrscheinlichkeit der Rubrik »schöne Legenden« zuzuordnen. Berg- und Moorechsen sind die einzigen vorkommenden Reptilien. Irischer Elch, Wildkatze und Wolf sind lange ausgestorben.
Mittagspäuschen an den Cliffs of Kerry
Besser erging es den Vögeln, denn sie konnten wieder in ihre Urheimat zurückfliegen. Rund 150 angestammte Arten wie Papageientaucher und Basstölpel sowie rund 250 Zugvogelarten lassen sich hier beobachten, besonders entlang der Klippen und auf den zahllosen Felseninseln vor der Küste. Die Brutzeit ist meist im Mai und Juni. Auch an den Binnenseen leben zahlreiche Wasservögel, wie etwa der Austernfischer; er ist sonst nur am Meer anzutreffen. In den Moorgebieten sind Brachvogel und Lerche beheimatet. Darüber hinaus gelang es unter anderem, den Steinadler wieder erfolgreich anzusiedeln. In den Bächen, Flüssen und Seen tummeln sich etwa 40 Fischarten, die häufigsten sind Lachs und Forelle. Im Meer zählt man ungefähr 375 Arten – vom Hering über Scholle bis zur Seezunge.
Die irischen Nationalparks – sie gibt es bislang nur in der Irischen Republik – sind im Vergleich zu anderen Ländern recht klein und selten spektakulär. Sie sind gut erschlossen und ausgeschildert und bergen keine Gefahren, sofern man die markierten Wege nicht verlässt. Die ausgewiesenen Gebiete sind das ganze Jahr über frei zugänglich. Beispiele sind der Burren National Park, eine Karstlandschaft mit bemerkenswerter Botanik, der Glenveagh National Park, wo man mit viel Glück Adler erspähen kann, und der Wicklow Mountains National Park, durch den wunderbare Trails wie der Wicklow Way führen. Ebenfalls bei Wanderern sehr beliebt: der Connemara National Park, eine reizende Berglandschaft im County Galway.
Auf der »Grünen Insel« leben etwa 6,2 Millionen Menschen, mehr als zwei Drittel davon in der Republik Irland, die 83 Prozent der Fläche einnimmt. Noch vor 200 Jahren gehörte das Eiland zu den am dichtesten bevölkerten Ländern in Europa. Es folgten mehrere Auswanderungswellen, die mit Abstand denkwürdigste und folgenschwerste dauerte von 1845 bis 1852 – es war die Zeit der »Großen Hungersnot«. Schätzungsweise 1,5 Millionen Iren kehrten damals ihrer Heimat den Rücken, um etwa in Nordamerika oder Großbritannien einen Neubeginn zu wagen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl von ehemals 8,5 Millionen auf unter fünf Millionen geschrumpft. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verließen jährlich Zehntausende das Land auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Der Tiefpunkt war 1961 erreicht, als gerade noch drei Millionen Menschen die Insel bewohnten.
Klosterruine in Timoleague an der Südküste
Danach nahm die Bevölkerung mal zu, mal ab – je nach Wirtschaftslage. Auch während und nach der Bankenkrise 2009 verließen pro Jahr bis zu 75 000 Fachkräfte das Land. Kanada, die USA und Neuseeland heißen nach wie vor ihre begehrten Ziele. Andererseits gab es auch viele gegenteilige Entwicklungen: Das immense Wirtschaftswachstum in den 1990er-Jahren etwa ermunterte viele gut ausgebildete Europäer, aber auch Afrikaner, Asiaten und Südamerikaner, ihr Glück in Irland zu suchen. Letztendlich hat auch eine überdurchschnittlich hohe Geburtenrate dazu beigetragen, den jahrhundertelangen Einwohnerschwund zu stoppen. Die größten Städte sind Dublin und Belfast mit 1,1 Millionen beziehungsweise 268 000 Einwohnern. Die größte West-Ost-Ausdehnung beträgt 290 Kilometer, die größte Nord-Süd-Ausdehnung 466 Kilometer. 3700 Kilometer warten auf jene, die der Küstenlinie exakt folgen möchten.
Die Republik Irland ist eine parlamentarische Demokratie mit einem Premierminister an der Spitze. Die in einem komplizierten Verfahren gewählten Abgeordneten treten im »Dáil Éireann« zusammen, dem »Rat Irlands«. Die Parteien mit den meisten Abgeordneten sind: Fine Gael, Fianna Fáil, Sinn Féin und Labour. Zwar gibt es eine weitere Kammer, den Senat, aber sie ist nur in beratender Funktion tätig. Der irische Präsident hat wie in Deutschland eine repräsentative Aufgabe. Doch im Unterschied zu uns wählt das Volk ihn direkt. Eine ganz besondere Demokratieform bestimmt die Politik in Nordirland. Das System zwingt die beiden stärksten Parteien, Sinn Féin und Democratic Unionist Party (DUP), welche die gemäßigten Extreme vertreten, gemeinsam zu regieren und alle weiteren politischen Gruppierungen in die Arbeit einzubinden. Auch mit einer absoluten Mehrheit ausgestattet darf keine Partei allein Gesetze erlassen. Diese strikten Rahmenbedingungen erschweren die politischen Prozesse – oder führen gar dazu, dass im Streit um ein Problem überhaupt kein Kompromiss möglich ist.
Nach der Teilung Irlands im Jahr 1921 besaß Nordirland einen Großteil der Industriebetriebe und der Republik blieb nach eigenem Wunsch zunächst fast nur die Landwirtschaft. Diese war lange Zeit vom Export nach Großbritannien abhängig. Die EU-Mitgliedschaft Irlands und die geglückte Anwerbung von Großinvestoren aus dem Ausland führten zu einer grundlegenden Änderung der Situation, auch weil Schiffs- und Flugzeugbau in Nordirland einen starken Niedergang verzeichnen mussten. Die Eigenheim-Quote der Iren ist mit 75 Prozent ungewöhnlich hoch, weshalb die Immobilienbranche viele fette Jahre verzeichnete. Der Banken-Crash von 2008/2009 bereitete dem Boom ein jähes Ende. Zehntausende fertiggestellte Häuser fanden keine Käufer. Der Dienstleistungssektor und die IT-Branche erwirtschaften heute – begünstigt durch extrem niedrige Unternehmenssteuersätze – mehr als zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts.
Trotz seines reichen Kulturerbes, seiner wunderbaren Landschaft und seines liebenswerten Menschenschlags verkörperte Irland lange Zeit nur das Sehnsuchtsziel einer kleinen Gruppe von Individualreisenden. In den 1980er-Jahren entwarf man einen Fünfjahresplan, der den Tourismus deutlich beleben sollte. Das neue Konzept ging auf: Einzig im Jahr der Finanzkrise gab es leichte Einbußen, ansonsten verzeichnete das Land jährlich große Zuwächse bei den Besucherzahlen. Besonders die Deutschen haben ihre Liebe zu Irland entdeckt: 2018 besuchten rund 820 000 Gäste aus Deutschland die Republik Irland, was einer Steigerungsrate von satten 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Unterstützt vom »Game-of-Thrones«-Fieber vermelden auch die nordirischen Touristiker Jahr für Jahr positive Zahlen. Der Tourismus ist Irlands größte heimische Industrie; er beschäftigt etwa 325 000 Menschen auf der gesamten Insel. Manche Anbieter haben schon vor einigen Jahrzehnten das riesige Potenzial der »Freiluft-Hotellerie« erkannt und einen Campingplatz gegründet, darunter die Familie Sexton in Timoleague (Sexton’s Caravan & Camping Park) und Mortimer Moriarty in Cahersiveen (Mannix Point Camping & Caravan Park). Beide Plätze gehören bis heute zu den beliebtesten im Land.
Sexton’s Caravan & Camping Park, einer der ältesten Plätze im Land
Sehr gute Adresse: Camping Mannix Point
Irisch (Gälisch) ist zwar in der Republik Irland offiziell die erste Landessprache, doch tatsächlich spricht nur ein Prozent der Bevölkerung im Alltag fast ausschließlich Irisch. Die Umgangssprache ist Englisch. Um das Aussterben der irischen Sprache zu verhindern, die einen wichtigen Teil der nationalen Identität darstellt, muss sie jedes Kind in der Schule lernen und alle offiziellen Dokumente müssen auf Irisch vorliegen. Es gibt aber Regionen, wo Gälisch noch die Muttersprache vieler Einwohner ist. Man nennt sie Gaeltacht – wohl bekanntestes Beispiel ist die viel besuchte Dingle-Halbinsel. Ein eigens eingerichtetes Gaeltacht-Ministerium kümmert sich um den Schutz der bedrohten Sprache und gewährt der Sprachminderheit finanzielle Anreize und Vergünstigungen.
Für Festlandeuropäer klingt die irische Sprache, die ihren Ursprung im Keltischen hat, völlig unverständlich. Doch auch den englischsprachigen Iren gehen ihre Worte nicht leicht über die Lippen, denn es existiert weder eine irische Hochsprache noch folgt sie festen Regeln. Und damit die Verwirrung perfekt ist, stehen die regionalen Ausprägungen gleichberechtigt nebeneinander. Rund 1,8 Millionen Iren und Nordiren verstehen die Sprache und nutzen sie gelegentlich. Zur irisch-gälischen Kultur zählen auch eine Reihe von Sportarten, wie zum Beispiel Hurling, wo der Ball mit einem Stock geschlagen wird, oder Gaelic Football, eine Mischung aus Fußball und Rugby. Bei beiden Mannschaftssportarten kommen 15 Spieler zum Einsatz. Als Camogie bezeichnet man das Frauen-Hurling mit zwölf Spielerinnen auf dem Feld.
Im fünften Jahrhundert wurden die keltischen Iren durch die Missionare Saint Brendan und Saint Patrick ohne Blutvergießen zum Christentum bekehrt. Bald entstanden die ersten Klosterbezirke mit Handwerksbetrieben, Schreibstuben und Gästehäusern. Ein Abt überwachte das strenge mönchische Leben. Viele Gläubige gingen in die freiwillige Verbannung in sehr entlegene, einsame Ecken. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Abtei auf dem schroffen winzigen Felseneiland Skellig Michael mit bienenkorbartigen Zellen aus lose geschichteten Natursteinen.
Riesiges Boyle Monument in Dublins St Patrick’s Cathedral
Der Nationalheilige Patrick wurde wahrscheinlich ums Jahr 387 im Ort Banna Venta Berniae im römischen Britannien als Sohn eines römischen Offiziers geboren. Seine Priesterausbildung erhielt er vermutlich im gallischen Auxerre. 432 entsandte ihn Papst Coelestin I. zur Missionierung nach Irland. Patrick gründete nicht als erster Missionar Schulen, Kirchen und Klöster, war aber der deutlich erfolgreichste; es gelang ihm am besten, die keltischen Stammesfürsten und Könige für sich und seinen Glauben zu gewinnen. Als Patrick um 461 starb, galt Irland als bekehrt. Seit jener frühen Epoche ist der Katholizismus in der Republik Irland fest verankert. 86 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zu ihm, in Nordirland dagegen beträgt der Anteil der Katholiken nur 40 Prozent.
Ausgerechnet den christlichen Mönchen ist es zu verdanken, dass auch der Geisterglaube für die Nachwelt bewahrt wurde, indem sie als Erste alte Sagen auf ihren Schriftrollen niederschrieben. Die Kirche tolerierte damals erstaunlicherweise die Vorstellungen über die in Hügeln wohnenden Sidhe (Feen) und die Leprechauns – unter Weißdornbüschen hausende Wichte. Ein schwarzes Tier, Pooka genannt, steht bis heute im Ruf, Wanderer in Angst und Schrecken zu versetzen.
Eine erste Besiedlungsspur datierten Forscher auf die Zeit um 10 500 vor Christus. Bei ihr handelt es sich um einen vom Menschen bearbeiteten Bärenknochen, den man 1903 in einer Höhle im County Clare fand und der viele Jahrzehnte unbemerkt in einem Archiv verstaubte. Lange Zeit hatte man angenommen, dass die ersten Siedler um 6600 vor Christus über die damals noch vorhandene Landbrücke aus Schottland kamen und sich in der Gegend um das heutige Derry/Londonderry niederließen. Ihr Speiseplan bestand hauptsächlich aus Fisch und Wild. Ungefähr 2000 Jahre später gelangte der Ackerbau auf die Insel, Steinäxte tauchten erstmals auf und Hügel- und Ganggräber entstanden. Zirka 1750 vor Christus stieß man auf Bodenschätze, darunter Gold, Silber und Kupfer. In der Folge blühte 1250 Jahre lang die Metallverarbeitung. In ganz Europa berühmt war damals der in Mondsichelform gefertigte irische Halsschmuck.
Patchwork-Felder im Innern der Dingle-Halbinsel
Verwittertes Kreuz am Lough Gartan (Glenveagh NP)
Rund 400 vor Christus übernahmen die Kelten die Herrschaft für fast 800 Jahre. Sie begannen Ringfestungen zu bauen, um das Land und ihre Macht zu sichern. Ab 795 stürmten die Wikinger die irischen Küsten. 840 errichteten die raubeinigen »Nordmänner« erste Hafensiedlungen, die sie bevorzugt in Flussmündungen platzierten. Bekannte Beispiele für solche Gründungen sind die Städte Waterford und Wexford im Südosten. Die Wikinger fuhren mit ihren Booten die Flüsse hinauf und plünderten alles, was ihnen wertvoll erschien. Besonders die Klöster waren Ziel ihrer Raubzüge. Mit der Zeit wurden die Bösewichte zahmer, nahmen den christlichen Glauben an und halfen den Iren, den Schiffsbau und den Handel zu verbessern. Im Jahr 1014 unterlagen jedoch die Einwanderer aus Skandinavien in der Schlacht von Clontarf dem Heer von Brian Boru, was das Ende ihrer Ära in Irland bedeutete.
Die Normannen hatten 1066 unter Wilhelm dem Eroberer England in Besitz genommen. Gut 100 Jahre später starteten sie von Wales aus einen Angriff auf Irland. Die mit Äxten und Steinschleudern bewaffneten Iren konnten den Kettenhemden und Eisenhelme tragenden Normannen überhaupt nichts entgegensetzen. Bis 1250 hatten diese Dreiviertel der Insel erobert. Sie errichteten Siedlungen, Festungen, Kirchen und Klöster. 1348 wütete die Pest in den Städten und forderte besonders viele Opfer unter der englischen und normannischen Bevölkerung. In den Blickpunkt des politischen Geschehens rückte Irland erst wieder 1536, als den Fürsten, die sich dem Herrschaftsdrang der Engländer fügten, große Geschenke wie Ländereien zugesagt wurden. Fünf Jahre später ließ sich Heinrich VIII. zum König von Irland ausrufen.
Wildes Wasser – am Aussichtspunkt Derryinver Bridge (Connemara)
Danach versuchten die Iren mehrfach erfolglos, sich mit militärischen Mitteln von der Herrschaft Englands zu lösen. Nach der verlorenen Entscheidungsschlacht bei Kinsale im Jahr 1607 kehrten die Anführer der Aufständischen für immer der Insel den Rücken. Die »Flucht der Grafen« gilt seit damals nicht nur als Eingeständnis der Niederlage, sondern auch als Sinnbild dafür, dass es besser ist, zu fliehen, als in Knechtschaft zu leben. Es folgte die englische Praktik, große Ländereien nur an die eigenen Landsleute zu verkaufen. Die neuen Besitzer blieben meist im Mutterland und bestellten Verwalter, die unverschämt hohe Pachten und Zinsen von den irischen Bauern einforderten. Dieses Vorgehen führte dazu, dass Irland nach und nach zu einem der Armenhäuser Europas wurde. Oliver Cromwells Truppen zwangen 1653 die irischen Rebellen zur Aufgabe und völligen Unterwerfung.