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35 Nach dem Mord an Fernando Garrido, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Spaniens, während der Sitzung des Zentralkomitees ist ganz Spanien in Aufruhr. Dabei erholt sich das Land gerade erst vom Franco-Regime und manch einer fürchtet bereits einen neuen Bürgerkrieg. Auch Privatdetektiv und Feinschmecker Pepe Carvalho bereitet sich auf das Schlimmste vor und legt sicherheitshalber Lebensmittelvorräte an. Doch dann holt ihn seine eigene kommunistische Vergangenheit ein, denn die Partei beauftragt ihn, den spektakulären Mord in Madrid diskret aufzuklären. In der Hauptstadt begegnet Carvalho einer Vielzahl von politischen Intrigen und alten Bekannten, die ihn misstrauisch beäugen. Am meisten aber quält ihn die Frage: Wo zum Teufel soll man in Madrid essen gehen? Auch dieser Fall des misanthropischen Privatdetektivs Pepe Carvalho erscheint in einer sorgfältigen Neubearbeitung, die Manuel Vázquez Montalbáns unverwechselbare und bissige Beschreibungen eindrücklicher denn je ins Deutsche überträgt.
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Seitenzahl: 382
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Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitetvon Bernhard Straub
Verlag Klaus WagenbachBerlin
Die spanische Originalausgabe erschien 1981 unter dem Titel Asesinato en el Comité Central bei Planeta in Barcelona, die deutsche Erstausgabe 1985/1994 beim Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg.
E-Book-Ausgabe 2014
©1981 Heirs of Manuel Vázquez Montalbán
©2014 für diese Ausgabe:
Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4167 5
Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 2731 0
Manuel Vázquez Montalbán bei Wagenbach
auch als E-Books erhältlich
Carvalho und der tote Mittelstürmer
Ein Kriminalroman aus Barcelona
Wer als Mittelstürmer allzu oft danebenschießt, gerät schnell ins Fadenkreuz wütender Fans. Doch der anonyme Briefeschreiber meint es ernst mit seiner Morddrohung gegen den neuen Star von Barcelonas größtem Fußballverein. Höchste Zeit also, Pepe Carvalho einzuwechseln.
Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitet von Bernhard Straub
WAT 726. 256 Seiten
Carvalho und und der einsame Manager
Ein Kriminalroman aus Barcelona
Ressentiments gegen Konzernmanager gab es offenbar schon lange vor der Finanzkrise. Damals wurden mißliebige Manager allerdings einfach gnadenlos aus dem Weg geräumt – häufig von Leuten aus den eigenen Reihen.
Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitet von Bernhard Straub
WAT 701. 272 Seiten
Carvalho und die Meere des Südens
Ein Kriminalroman aus Barcelona
In seinem neuen Fall spürt Pepe Carvalho einem solventen Toten nach, der sich zu sehr von Gauguins Südseeparadies hat verführen lassen – und an die romantische Liebe über die Klassengrenzen hinweg glaubte.
Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitet von Bernhard Straub
WAT 713. 240 Seiten
Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
Ein Kriminalroman aus Barcelona
Carvalho auf den Spuren einer ermordeten Frau, die beinahe ein Erotikfilmstar geworden wäre.
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
WAT 695. 176 Seiten
Carvalho und die tätowierte Leiche
Ein Kriminalroman aus Barcelona
Der erste Einsatz des schlemmenden Privatdetektivs Pepe Carvalho führt diesen ins Gangstermilieu von Barcelona und Amsterdam: ein Roman sowohl für Krimifans als auch für Liebhaber kulinarischer und literarischer Finessen!
Aus dem Spanischen von Bernhard Straub
WAT 694. 176 Seiten
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Verlag Klaus Wagenbach Emser Straße 40/41 10719 Berlin
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In einem Saal voller Kommunisten gehen die Lichter aus. Als es wieder hell wird, liegt ein linker Star- Politiker erstochen auf dem Sitzungstisch. Ex- Genosse Pepe Carvalho rätselt: War es ein Todfeind oder ein Parteifreund?
Für Josefina Sallés, einfach so,und für Javier Alfaya, wie vereinbart
»… wir haben uns vom blinden, unwissenschaftlichen Glauben befreit, und es ist jener Glaube in uns erstarkt, auf den Marx anspielte, als er sagte, die Kommunisten seien fähig, ›die Himmel zu erstürmen‹. Wenn dieser Glaube erkaltet, wenn die Zweifel beginnen, wenn man ein Ungläubiger wird, hört man auf, ein Kommunist zu sein. Das ist die Wahrheit.«
Irene Falcón
(zitiert nach Jorge Semprún, Federico Sánchez. Eine Autobiographie)
»Aber der Tod macht schlagartig deutlich, daß die reale Gesellschaft eine Lüge war.«
Georges Bataille, Theorie der Religion
Vorbemerkung des Autors
Im Hinblick auf die vorhersehbaren und perversen Versuche, die Figuren dieses Romans mit realen Personen zu identifizieren, erklärt der Autor, daß er lediglich Archetypen benutzt hat, obgleich er einräumt, daß wir realen Personen uns bisweilen wie Archetypen verhalten.
Archetyp: Unumschränkt und ewig gültiges Urbild, das den Menschen als Muster und Modell für ihr Begreifen und Wollen dient.
Aus dem »Diccionario de la Real Academia«
(Wörterbuch der Königlichen Akademie)
Santos ordnete zerstreut die Mappen. Die Vorspiegelung irgendeiner Beschäftigung entlastete ihn von der Pflicht, jeden der nach und nach Eintreffenden persönlich begrüßen zu müssen.
»Die hier haben sich bei der letzten Sitzung vergeblich um einen Liebhaber bemüht.«
Die Sekretärin wies auf einen Haufen frustrierter Aktendeckel am Rande eines großen Tisches, der vollgestellt war mit Karteikästen und frischen Mappen, in denen die Mitglieder des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Spaniens die Tagesordnung, die Kurzfassung des politischen Berichts des Generalsekretärs sowie die vollständige Rede des Verantwortlichen für die Belange der Arbeiterbewegung vorfinden würden.
»Zu meiner Zeit hätte man sein Leben gegeben, um ZK-Mitglied zu werden, und heutzutage drückt man sich vor Wochenendsitzungen.«
Santos lächelte Julián Mir zu, der den Ordnungsdienst leitete.
»Ich würde die heutige Zeit nicht gegen die damalige eintauschen.«
»Nein, Santos, ich auch nicht, aber die Rücksichtslosigkeit mancher Genossen macht mich wütend. Es gibt Leute, die siebenhundert Kilometer mit der Bahn auf sich nehmen, um zu einer ZK-Sitzung zu kommen, während andere zu Hause in Argüelles bleiben, eine halbe Stunde im Taxi von hier.«
»Also, was mache ich mit den Mappen der Genossen, die nicht zur letzten Sitzung gekommen sind?«
»Leg sie zu denen von heute!«
Die junge Frau kam Santos’ Anordnung nach, und Julián Mir verwandelte sich wieder in den Chef des Ordnungsdienstes, der mit fachmännischem Blick das Kommen und Gehen seiner Männer verfolgte, die an einer roten Armbinde zu erkennen waren.
»Eines Tages kriegen wir hier Ärger. Der Ort gefällt mir nicht.«
Santos beantwortete die mürrische Kritik von Julián Mir mit einem zweideutigen Wiegen des Kopfes, das ebensogut Zustimmung wie Ablehnung bedeuten konnte. Es war genau jenes Wiegen des Kopfes, das er Julián Mir gegenüber seit ihrer Zeit im Fünften Regiment verwendete. Julián mißfiel die Dunkelheit der Abenddämmerung, in der es von Soldaten Francos nur so zu wimmeln schien. Ebensowenig gefiel ihm das Morgengrauen, das der Vorhut der Regulares den Weg bereitete. Und ebensosehr, wenn nicht noch mehr, mißfiel ihm später in Südfrankreich das waldige Dickicht am Tarn, eine Macchia, die schon im Pleistozän für die Bedürfnisse der deutschen Patrouillen maßgeschneidert worden war. Auch die Aktionen, mit denen er später im spanischen Inland betraut wurde, gefielen ihm nicht, aber er führte sie mit der überheblichen Selbstsicherheit eines Westernhelden durch.
»Schwierigkeiten?«
»Vier Faschisten, die vor Angst gestorben sind.«
Das war Mirs unveränderliche Antwort, wenn er von einer seiner Expeditionen ins franquistische Spanien zurückkehrte. So war er immer gewesen. Wahrscheinlich ist er schon so zur Welt gekommen, dachte Santos, plötzlich überrascht von der Erkenntnis, daß Julián Mir eines Tages geboren worden war, vor langer, allzu langer Zeit, die sich in seinem ebenso borstigen wie weißen Haar und der Muskulatur des athletischen Alten angesammelt hatte, der schon viel zu lange allein verantwortlich war für sein Kampfhahngesicht.
»Mir gefällt dieser Ort nicht.«
»Immer dieselbe Leier! Wo willst du denn das Zentralkomitee zusammenrufen?«
»Ich will hier weniger Einheimische, die sich halb totlachen! Das ist es, was ich will. Und eine anständige Parteizentrale, wie sie jede richtige kommunistische Partei hat. Glaubst du, daß es Gerechtigkeit gibt? Hier in diesem Raum wurde gestern eine Zusammenkunft der Wiedertäufer von der Militärbasis von Torrejón de Ardoz gefeiert. Und dann dieses Plakat! Was steht da?«
»Ohne Brille sehe ich das nicht.«
»Sag bloß! Seit du ein Tintenkleckser der Partei geworden bist, baust du ab. Ich kann’s sehr gut lesen: ›Der Pfad des Geistes auf dem Weg des Körpers‹. Ein Vortrag von Yogi Sundra Bashuartï. Der hat gestern hier stattgefunden. Ich weiß nicht mehr, ob wir hier eine Sitzung des Zentralkomitees oder ein Fakirtreffen veranstalten. Die Kommunisten in einem Hotel, wie Touristen oder Unterwäschevertreter!«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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