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In seinem neuen Fall spürt Pepe Carvalho einem solventen Toten nach, der sich zu sehr von Gauguins Südseeparadies hat verführen lassen - und an die romantische Liebe über die Klassengrenzen hinweg glaubte: Während ganz Barcelona denkt, der Unternehmer Stuart Pedrell genieße eine Auszeit auf irgendeiner Südseeinsel, ziehen ihn die Liebe und das schlechte Gewissen in jene triste Arbeitervorstadt, die er einst selbst mit aufgebaut hat. Genau dort wird er erstochen aufgefunden. Von der Witwe des Opfers engagiert, bringt Carvalho schnell allerlei Machenschaften ans Tageslicht. Und nachdem Carvalho Kartoffeleintopf mit Chorizo gekostet hat, vernascht er Yes, die verstoßene Tochter des Toten - um sie dann bei Abalonen, Riesenkrabben und Kalbfleisch in Austernsauce abzuservieren. Als die Umstände des Todes von Stuart Pedrell endlich auf dem Tisch liegen, ist es seine Witwe, die beschließt, sich in der Südsee zu erholen ...
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Seitenzahl: 339
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Manuel Vázquez Montalbán
Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitet von Bernhard Straub
Verlag Klaus Wagenbach Berlin
Die spanische Originalausgabe erschien 1979 unter dem Titel Los mares del Sur bei Planeta in Barcelona, die deutsche Erstausgabe unter dem Titel Tahiti liegt bei Barcelona 1985 beim Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg.
E-Book-Ausgabe 2013
©1979 Herederos de Manuel Vázquez Montalbán
©2013 für diese Ausgabe:
Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin Alle Rechte vorbehalten.
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ISBN 978 3 8031 4144 6
Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 2713 6
Più nessuno mi porterà nel sudNiemand bringt mich mehr in den Süden
Salvatore Quasimodo
»Los, gehn wir!«
»Ich könnt ewig so weitertanzen.«
»Wir bewegen uns gleich auf ne ganz andre Art, Schätzchen!«
Lolis Pausbacken wurden noch dicker, als sie grinste, und sie pustete sich ihren Pony à la Olivia Newton-John aus der Stirn.
»Du bist wohl scharf!«
»Heut geht’s ab, Schätzchen!«
Bocanegra, das »Schwarze Maul«, erhob sich auf seine krummen Beine. Das galaktisch anmutende Gewölbe der Diskothek umschimmerte fluoreszierend seinen Kopf. Er zog seine Hose hoch und ging mit zuckenden Beinen zur Theke. Die Kellner schafften es wie durch ein Wunder, im Dunkeln zu bedienen. Dunkle Umrisse, die sich über der Theke auftürmten, erwiesen sich plötzlich als entspannt ausgestreckte Paare, die aus einem Knäuel von Armen und Zungen auftauchten. Bocanegra gab einem der Umrisse einen leichten Schubs.
»Ternero, auf geht’s! Deine Schwester und ich wollen los.«
»Verdammt! Du hast mich voll rausgebracht!«
La Pecas, die »Sommersprossige«, hatte die abgewetzte Zunge bereits verschwinden lassen und setzte sie jetzt gegen den Störenfried ein.
»Okay. Wenn ihr keinen Bock auf Autofahren habt, seid ihr selbst schuld!«
»Autofahren? Bocanegra, beschwatz mich nicht wieder! Ich will heute nacht keinen Ärger!«
»Ich hab da einen blauen CX im Auge, einfach super!«
»Ein CX! Das ist was anderes! In dem hab ich noch nie gesessen.«
»Ein CX!« schwärmte La Pecas, die Augen auf ferne Horizonte gerichtet.
»Ich glaub, er hat sogar Telefon. Ist eher ’ne Hotelsuite als ’n Auto, Alter. In dem können wir alle vier vögeln, ohne daß er wackelt!«
»Das gefällt mir!« lachte Ternero, das »Bullenkalb«. »Ich ruf meine Ma an: ›Hallo Alte, wir bumsen grade in einem CX!‹ «
»Geht mit Loli raus und wartet an der Ecke bei der Kartonfabrik!«
Bocanegra überquerte die Tanzfläche unter den Blitzen der Lichtorgel. Man konnte meinen, seine Beine empfingen Stromstöße von der weißen Fläche, die sich am Ende in seinem schwarzen Kraushaar ringelten.
»Du stehst auch immer nur hier rum, Alter. Siehst schon aus wie ein Briefkasten«, sagte er im Vorbeigehen zum Türsteher.
»Kannst mich ja ablösen, dann geh ich rein zum Tanzen! Blödmann!«
»Quatsch mich nicht voll, Mann!«
Bocanegra fühlte sich in der Dunkelheit sicherer, je weiter er sich von der blinkenden Leuchtreklame des Tanzlokals entfernte. Er steckte die Hand in die rechte Hosentasche und spürte den Dietrich, der auf der Rundung eines Hodens auflag. Nachdem er den Hoden durch den Stoff der Tasche hindurch liebevoll befingert hatte, nahm er die Hand heraus und schloß sie um das ganze Paket zwischen seinen Beinen, wie um es zurechtzurücken oder seine feste Verankerung zu prüfen. Ganz ungezwungen trat er neben den CX, steckte den Dietrich ins Schloß, und die Tür öffnete sich mit einem kleinen Schwung, majestätisch wie die Pforte zu einem Tresorraum. Die Karre riecht nach reicher Fotze! dachte Bocanegra. Wahnsinn, Havannas! Super, eine Flasche Whisky! Er öffnete die Motorhaube. Zärtlich, als würde er Haare streicheln, bog er die Drähte zusammen. Klappte die Haube zu. Nahm mit der beim Eigentümer vermuteten Würde und Eleganz den Platz hinter dem Steuer ein. Setzte die Whiskyflasche an die Lippen. Steckte sich eine Zigarre an. Fuhr sachte los und schlug das Steuer scharf ein, damit man die Reifen quietschen hörte, als er in die nächste Seitenstraße einbog. Durch einen Tunnel aus alten Ziegelsteinen und parkenden Autos gelangte er zu der Ecke, wo ihn Loli, Ternero und La Pecas erwarteten. Loli versank in dem Sitz neben ihm, während die drei Türen mit dem vorgefertigten Geräusch ins Schloß fielen.
»Beim nächstenmal sagst du mir vorher Bescheid! So ’ne Karre bringt Ärger. Das paßt nicht zu uns!«
»Vielleicht nicht zu dir. Ich seh aus wie ein Gentleman.«
»Ach nee, Bocanegra!« kicherte La Pecas aus dem Hintergrund.
»Und ich bin’s nachher, die anschaffen gehn muß, wenn sie ihn in den Modelo-Knast stecken.«
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