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Wer als Mittelstürmer allzu oft daneben schießt, gerät schnell ins Fadenkreuz wütender Fans. Doch der anonyme Briefeschreiber meint es ernst mit seiner Morddrohung gegen den neuen Star von Barcelonas größtem Fußballverein. Höchste Zeit also, Pepe Carvalho einzuwechseln. Die Botschaft des Attentäters ist deutlich: In der Abenddämmerung wird der Mittelstürmer sterben. Besorgt um ihre neueste Attraktion Jack Mortimer, englischer Angreifer mit berüchtigtem Killerinstinkt, engagieren die Klubverantwortlichen den Privatdetektiv Pepe Carvalho. Der hat zwar wenig für Millionäre in kurzen Hosen übrig, lässt sich aber trotzdem als Teampsychologe in den Verein einschleusen, um den Urheber der literarisch ambitionierten Drohbriefe auszumachen. Zunächst ermittelt Carvalho erfolglos in einer Welt, in der das Geschäft längst den Sport verdrängt hat und Pressekontakte mehr zählen als Ballberührungen. Erst spät erkennt er, dass das Entscheidende abseits des Platzes passiert - und vor allem nichts mit Fußball zu tun hat: Denn an den Rändern Barcelonas, wo Drogenhändler und Immobilienspekulanten ihr Unwesen treiben, kämpft ein anderer Mittelstürmer tatsächlich ums Überleben ...
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Seitenzahl: 386
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Aus dem Spanischen übersetzt und neu bearbeitet von Bernhard Straub
Verlag Klaus Wagenbach Berlin
Die spanische Originalausgabe erschien 1988 unter dem Titel El delantero centro fue asesinado al atardecer bei Planeta in Barcelona, die deutsche Erstausgabe unter dem Titel Schuss aus dem Hinterhalt 1990 beim Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg.
E-Book-Ausgabe 2014
© 1988 Heirs of Manuel Vázquez Montalbán
© 2014 für diese Ausgabe:
Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4154 5
Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 2726 6
Der universale Heldenmythos zum Beispiel bezieht sich immer auf einen mächtigen Menschen oder Gottmenschen, der das Böse in Gestalt von Drachen, Schlangen, Ungeheuern, Dämonen und so weiter besiegt und der sein Volk aus Zerstörung und Tod befreit. Die Erzählung oder rituelle Wiederholung von heiligen Texten und Zeremonien und die Verehrung einer solchen Heldenfigur durch Tänze, Musik, Hymnen, Gebete und Opfer ergreifen die Hörer wie magische Zauber und erheben den einzelnen zur Identifikation mit dem Helden.
C. G. Jung,
Der Mensch und seine Symbole
Dieses Zimmer riecht nach Medizin oder anderen merkwürdigen Dingen, schimpfte sie innerlich vor sich hin, während ihre Nase zu einem beweglichen Rüssel wurde und versuchte, die innerste Seele jenes Geruchs zu erschnüffeln. Es gefällt mir nicht, daß mein Haus so riecht; ein anständiges Haus riecht nicht so. Sie hatte das Bett gemacht und in den Sportzeitungen geblättert, die überall im Zimmer verstreut lagen. In den Taschen der Anzüge des stark riechenden Gastes fand sie keinerlei Hinweis, auch nicht bei der Unterwäsche, die ordentlich in die Schubladen der Kommode gestapelt war. Das ständige Aufleuchten und Verlöschen der Leuchtreklame ihrer eigenen Pension verstärkte mit seinem Helldunkel noch das Gewitter, das sich auf Doña Conchas Gesicht abzeichnete. Das Licht überraschte sie in verärgerter Ratlosigkeit, der Schatten stürzte sie in hochkonzentrierten Argwohn. Am Ende ist er ein Fixer. Noch mehr Scheiße, das kommt nicht in Frage; in diesem Haus und diesem Viertel gibt es schon genug Scheiße. Aber er sah nicht aus wie einer dieser Verrückten, die an der Nadel hängen, sondern wie ein gesunder und kräftiger Mann; er sprach leise und war stets sehr sauber gekleidet. Vom benachbarten Zimmer aus hatte sie besorgt gehört, wie oft ihr Gast duschte und dabei das Wasser so ausdauernd auf seinen Körper plätschern ließ, als hätte er vor, ihr Wasserbudget zum Überlaufen zu bringen. Wenn alle Gäste so reinlich wären wie er, müßte sie ihre Pension schließen, allein der Wasserkosten wegen.
Sie trat auf den Balkon hinaus, um welke Blätter von den Geranien zu entfernen, liebevoll über die Efeuranken zu streichen, die aus einer Pflanzschale hingen, und den Anblick der erst vor drei Monaten angebrachten Leuchtreklame zu genießen, die sie als Besitzerin dieser Pension auswies. Ein Leben lang hatte sie dafür gekämpft. Kauf mir ’ne Pension, Pablito! Ich brauch ’ne Pension, mein Busen wird dir nicht ewig gefallen, und wenn er dir nicht mehr gefällt, machst du dich aus dem Staub und kennst mich nicht mehr, und ich kann anschaffen geh’n, als billige alte Kuh! Pablito hatte viel über ihre Altersvorsorge gelacht, doch immer weniger, immer weniger, bis er dieses Asthma bekam und sozusagen im Angesicht des Todes das Geld hergab. Sie bekreuzigte sich und betete ein paar Zeilen aus dem Vaterunser zu Ehren des respektvollsten Liebhabers, den sie gehabt hatte. Du fehlst mir so, Pablito! Du fehlst mir so. Aber er fehlte ihr kein bißchen, wenn sie ehrlich war, und anstrengend genug war es gewesen, sein Elefantengewicht auszuhalten, fast zwanzig Jahre lang; wenn sie sich allerdings vorstellte, wie er tot und allein in seinem Sarg lag, tat er ihr leid, und sie vergoß ein paar Tränen. Von ihrem Balkon aus betrachtete sie die Umgebung, befleckt von der Dämmerung und den endgültigen Schatten der heruntergekommenen Mietshäuser. Drei Animierlokale, ein fossiles Milchgeschäft, zwei Pensionen, ein paar lückenhaft bewohnte Treppenhäuser, wo Südamerikaner, Schwarze aus dem Senegal und alte Leute überlebten, ansonsten nur Gebäude, die vor Alter, Verlassenheit und Vergessen in sich zusammenfielen. Gerne hätte sie ihre Pension im Ensanche eröffnet, aber Pablo mußte auch seine Familie versorgen, und es war schon viel gewesen, daß er an sie gedacht und ihr genug vermacht hatte, um diese beiden Stockwerke in der Calle de San Rafael anständig einzurichten. Der Notar besaß einen schrägen Humor. Er hatte angesichts ihres Busens gelacht und gesagt, sie könne froh sein, daß Señor Pablo Safón so ein altmodischer Kerl gewesen sei.
»Solche Geschenke bekommt in dieser Stadt schon seit dem Eucharistischen Weltkongreß keine Geliebte mehr!«
Sehr witzig. Die streunenden Provinzler und Fünfzigjährigen tauchten aus dem Halbdunkel der Dämmerung auf, um sich unentschlossen vor den Hurenbars zu versammeln. Diese Männer! Du brauchst sie nur am Schniedel zu packen, und du machst mit ihnen, was du willst, und sie gehen zugrunde – und wie sie zugrunde gehen in diesen Zeiten, wo es keine Kontrollen und nichts gibt, wo drogensüchtige Schlampen die Straße beherrschen und dir eine gemeine Krankheit anhängen, die dich fertigmacht. Wie die heruntergekommene, schmutzige Göre dort unten, die, mit tausend Halsketten behängt, auf eigene Rechnung anschaffen geht, die Calle de San Rafael rauf und runter, und den Kerlen einen »literarischen Fick« verspricht.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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