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Der Cashflow gehört zu den wichtigsten Kennzahlen der Unternehmenssteuerung und Finanzberichterstattung. Er zeigt, ob das Unternehmen seine Zahlungsverpflichtungen gegenwärtig und zukünftig erfüllen, Investitionen planen und Gesellschafterausschüttungen vornehmen kann. In diesem Buch erfahren Sie, wie sich der Cashflow zusammensetzt, wie Sie ihn korrekt berechnen und gezielt beeinflussen. Der Autor erläutert mit vielen Beispielen und Tipps, wie Sie die Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens sicherstellen. Inhalte: - Die einzelnen Teile des Cashflows korrekt berechnen - Die Stellschrauben zur Cashflow-Optimierung gezielt beeinflussen - Mithilfe der Cashflow-Planung die mittel- und langfristige Liquiditätsentwicklung erkennen - Den Cashflow für eine positive Bewertung des Unternehmens optimieren - Wichtige Warnzeichen mithilfe des Cashflows rechtzeitig erkennen - Den Cashflow als Basis für Managemententscheidungen optimal nutzen
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Seitenzahl: 353
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Print: ISBN 978-3-648-11428-5 Bestell-Nr. 11440-0001
ePub: ISBN 978-3-648-11429-2 Bestell-Nr. 11440-0100
ePDF: ISBN 978-3-648-11430-8 Bestell-Nr. 11440-0150
Reinhard Bleiber
Cashflow optimieren
1. Auflage 2018
© 2018 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
www.haufe.de
Produktmanagement: Dipl.-Kfm. Kathrin Menzel-Salpietro
Lektorat: Helmut Haunreiter, Marktl am Inn
Satz: kühn & weyh Software GmbH, Satz und Medien, Freiburg
Umschlag: RED GmbH, Krailling
Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.
Die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens ist die Voraussetzung für seine Teilnahme am wirtschaftlichen Geschehen. Es muss jederzeit über ausreichend Liquidität verfügen, um die eingegangenen Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Selbst temporäre Probleme bei der Bezahlung von Rechnungen, Steuern oder Gehältern haben wesentliche Auswirkungen auf das Verhalten von Kunden, Lieferanten oder Banken.
Kunden fragen sich, ob das Unternehmen angesichts der Liquiditätsengpässe – selbst, wenn sie lediglich temporär sind – in der Zukunft in der Lage sein wird, regelmäßig und pünktlich zu liefern. Die Abhängigkeit von einem angeschlagenen Lieferanten kann die Kunden in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährden.[2]
Lieferanten sorgen sich um die Bezahlung ihrer Leistungen. Wenn diese ausbleibt, können sie selbst ebenfalls Liquiditätsprobleme bekommen. Warenkreditversicherer werden selbst bei temporären Zahlungsproblemen von Leistungsempfängern sehr vorsichtig.
Banken erfahren unweigerlich von wesentlichen Zahlungsproblemen eines Unternehmens, selbst wenn diese „nur“ temporär sind. Sie werden dann das eigene Kreditengagement überdenken und damit den Liquiditätsengpass noch vergrößern. Auf jeden Fall verschlechtert sich das Rating des Unternehmens bei der Bank, was die Kreditbeschaffung erschwert und die Kosten der Fremdfinanzierung erhöht.
Zu den guten Arbeitsbedingungen gehört die pünktliche und sichere Zahlung des Entgeltes. Verzögert sich dies durch eine temporäre Liquiditätslücke, fehlt ein wichtiger Wohlfühlfaktor der Mitarbeiter. Gute Mitarbeiter sind am Arbeitsmarkt gefragt und können schnell einen neuen Arbeitgeber finden. Gute Mitarbeiter werden bei unsicherer finanzieller Lage des Unternehmens auf die Suche gehen, die schlechten Mitarbeiter bleiben.
Sind die Einnahmen und die Ausgaben, also die Zahlungsströme zum bzw. vom Unternehmen, nicht aufeinander abgestimmt, können selbst wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen plötzlich zahlungsunfähig werden. Ein in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesener Profit kann sich in der Kasse des Unternehmens durchaus verspätet einstellen. Eine der häufigsten Ursachen dafür ist die notwendige Vorfinanzierung von Material und Arbeit für einen großen Auftrag. Wurde die Vereinbarung von Anzahlungen durch den Kunden vergessen oder konnten diese in den Verkaufsverhandlungen nicht durchgesetzt werden, fehlt dann das Geld in der Kasse, um Lieferanten und Mitarbeiter zu bezahlen. Andere Zahlungsströme, z. B. von der Bank oder vom Gesellschafter, müssen organisiert werden.[3]
Cashflow-Management gehört auch dann zu den wichtigen Managementaufgaben, wenn das Unternehmen erfolgreich ist. Auch für erfolgreiche Unternehmen spielt es selbstverständlich eine wichtige Rolle, dass die Zahlungsfähigkeit sichergestellt ist. Aber ebenso ist die Optimierung des Cashflows wichtig, so z. B. dann, wenn sowohl Bankkredite als auch Gesellschafterdarlehen möglich wären.
Liquidität ist eine Notwendigkeit. Aber sie ist nicht per se ein Zeichen guten Managements. Denn Liquidität verursacht Kosten und nur die zu möglichst geringen Kosten erarbeitete Liquidität ist erstrebenswert. Um das zu erreichen, ist eine intensive Planung und Kontrolle der Zahlungsströme notwendig – mit dem Ziel, den Cashflow zu optimieren.
Abb. 1: Die wichtigsten Quellen und Ziele der Zahlungsströme im Cashflow-Management
Um die Zahlungsströme und damit den vorhandenen Cashflow wirksam optimieren zu können, müssen diese bekannt sein und richtig dargestellt werden. Dann erst kann man sie beeinflussen.[4]
Wer etwas bewusst beeinflussen will, muss es genau kennen. Der gesamte Cashflow wird in drei Teile gegliedert, die – abhängig von der Herkunft und dem Verbrauch der liquiden Mittel – folgendermaßen definiert werden:
Werden die liquiden Mittel durch das Unternehmen selbst erwirtschaftet, handelt es sich um den Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit. Hier spielt der erwirtschaftete Gewinn eine wichtige Rolle, aber auch Veränderungen, die sich durch Vorräte, Forderungen und Verbindlichkeiten ergeben.
Ein großer Teil des Cashflows wird durch Investitionen verbraucht. Daher wird der Cashflow aus Investitionstätigkeit getrennt ermittelt und beobachtet.
Der Cashflow aus Finanztätigkeit umfasst die Zahlungsströme von und zu den Geldgebern. Betroffen sind vor allem die Banken und die Gesellschafter/Eigentümer eines Unternehmens.
Die meisten Unternehmen ermitteln den Cashflow nur einmal im Jahr im Rahmen des Jahresabschlusses. Dann ist der Wert schon vollkommen veraltet und erhält aufgrund dessen nicht die notwendige Beachtung. Der Cashflow des Unternehmens sollte als Steuerungskennzahl regelmäßig, mindestens pro Quartal, errechnet werden. Eine Cashflow-Planung hilft, ungewünschte Veränderungen schnell zu erkennen. Wem die betriebswirtschaftliche Definition des Cashflows zu komplex ist, der kann sich mit einer gröberen Darstellung der Zahlungsströme begnügen. So sind z. B. Veränderungen im Working Capital, den Forderungen, den Vorräten und den Verbindlichkeiten, schnell ermittelt. Sie geben in den meisten Unternehmen, in denen Investitionen und Finanzierungen nicht auf der Tagesordnung sehen, einen ausreichenden Überblick.[5]
Der Cashflow des Unternehmens kann auf verschiedenen Wegen beeinflusst werden. Wer die Ursachen und Abläufe der Zahlungsströme kennt, kann an vielen Stellen eingreifen und diese verändern.
Die Entstehung der Zahlungsströme ist je nach Geldquelle sehr unterschiedlich. Hier kommt es auf die langfristige Planung an, um die benötigte Liquidität frühzeitig zu kennen. Dann kann rechtzeitig reagiert werden, und die notwendige Liquidität kann so preiswert und damit optimal besorgt werden.
Der Verbrauch liquider Mittel ist von vielen kurzfristigen Einflüssen geprägt. Große Beträge, die im Tagesgeschäft bewegt werden, resultieren aus Forderungen und Verbindlichkeiten. Langfristiger sind Investitionen und Kredittilgungen planbar. Auch an dieser Stelle gibt es Beeinflussungsmöglichkeiten.
Besonders wichtig ist die zeitliche Abstimmung aller Zahlungsströme. Sonst kommt es zu bösen Überraschungen, wenn liquide Mittel zum benötigten Zeitpunkt nicht vorhanden sind.
Die Optimierung des Cashflows hat viel mit der Liquiditätsplanung gemeinsam. Die Planung der Zahlungsfähigkeit ist Teil der Cashflow-Optimierung, die auch das Zusammenspiel der Geldquellen und die Optimierung der einzelnen Zahlungsströme umfasst. Wenn sich z. B. die Liquiditätsplanung mit der Fälligkeit der Warenrechnungen beschäftigt, setzt die Cashflow-Optimierung an den Verbindlichkeiten, den Zahlungskonditionen und den Einkaufsmengen an. Der Cashflow zeigt dem Unternehmer, wie groß die Finanzierungskraft seines Unternehmens ist und welche finanziellen Mittel für die Zukunft zur Verfügung stehen.[6]
Die Cashflow-Planung und -Optimierung ist eine permanente Aufgabe, der sich das Management regelmäßig widmen muss. Das Management tut das bereits heute, jedoch meist unbewusst und ohne die notwendige Systematik. Diese Aufgabe zielgerichtet und systematisch zu erfüllen, ist aber Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
Der Cashflow wird in der Praxis oft fehlerhaft definiert und interpretiert. Das zeigt sich beispielsweise an den folgenden Punkten:
Es gibt mehrere zu unterscheidende Aussagen, die der Cashflow treffen kann, je nachdem, wodurch die Zahlungsströme veranlasst wurden.
Es gibt mehrere unterschiedliche Methoden zur Berechnung des Cashflows, die in der Praxis verbreitet und rechtlich auch zulässig sind.
Der Cashflow soll Zwecken dienen, die nicht immer seiner eigentlichen Aufgabe entsprechen. Vor allem wird er oft mit Liquiditätsaussagen in Zusammenhang gebracht. Das ist nicht immer korrekt.
Entsprechend komplex ist die detaillierte Definition der Kennzahl Cashflow. In den Aufgaben, die diese Kennzahl erfüllen soll, spiegeln sich vor allem die Berechnungsart und die darin verarbeiteten Werte wider. Außerdem gibt es einige Besonderheiten zu beachten.[7]
Der Cashflow ist der Saldo aus Einzahlungen und Auszahlungen (Netto-Zahlungsstrom) einer Periode aus der laufenden Geschäftstätigkeit, der Investitions- und der Finanzierungstätigkeit.
Quelle: Deutscher Rechnungslegungs Standard Nr. 21: Kapitalflussrechnung
Im § 297 Abs. 1 HGB ist festgelegt, dass im Konzernabschluss eine Kapitalflussrechnung – das ist die Cashflow-Rechnung – enthalten sein muss. Diese wird entsprechend dem Deutschen Rechnungslegungs Standard (DRS) 21 aufgestellt. Dieser Standard legt fest,
dass die Grundlage für die Aufstellung der Kapitalflussrechnung, und somit für die Berechnung des Cashflows, die Buchhaltung des Unternehmens und die daraus abgeleiteten Abschlüsse sind (damit sind Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen gemeint),
dass die Berechnung mit dem Finanzmittelfonds, also dem Stand der vorhandenen Zahlungsmittel, zum Anfang der Periode beginnt,
dass der Cashflow in drei Bereiche zu gliedern ist, nämlich den Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit, den Cashflow der Investitionstätigkeit und den Cashflow der Finanzierungstätigkeit,
dass der Cashflow auf zwei Arten berechnet werden kann, nämlich mittels der direkten und der indirekten Methode,
welche Positionen in der Kapitalflussrechnung ausgewiesen werden müssen und somit den Cashflow bestimmen.
Die folgenden Tabellen stammen aus dem DRS 21, der am 08.04.2014 im Bundesanzeiger als Bekanntmachung des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz veröffentlicht wurde. Dort kann der gesamte Standard nachgelesen werden (www.bundesanzeiger.de[8]).
Die beiden Tabellen zeigen jeweils das Mindestgliederungsschema der Kapitalflussrechnung, und zwar zunächst bei Anwendung der direkten und dann bei Anwendung der indirekten Methode:
Tab. 1: Kapitalflussrechnung Mindestgliederungsschema (direkte Methode)
Tab. 2: Kapitalflussrechnung Mindestgliederungsschema (indirekte Methode)
Die Inhalte der einzelnen Positionen, die bei der Berechnung des Cashflows verwendet werden müssen, bestimmen wesentlich die Möglichkeiten des Unternehmers, durch geeignete Maßnahmen den Cashflow zugunsten des Unternehmens zu beeinflussen. Daher werden in den weiteren Kapiteln die Positionen detailliert diskutiert werden. Die Methode der Berechnung selbst hat hingegen nur wenig Auswirkung auf den Wert, egal, ob die direkte oder die indirekte Methode angewandt wird. Auch das wird in einem späteren Kapitel dargestellt.
Für Unternehmen der Versicherungsbranche sowie für Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute gibt es im DRS 21 spezielle Tabellen, die die Berechnung des Cashflows bestimmen. Die Abweichungen spielen jedoch für andere Unternehmen keine Rolle und werden daher hier nicht weiter behandelt.
Die meisten Unternehmen in Deutschland stellen keinen Konzernabschluss auf. Sie sind also auch nicht von der Vorschrift des HGBs betroffen. Da der Cashflow jedoch wichtige unternehmerische Entscheidungen unterstützt, wird er von vielen Unternehmern dennoch berechnet. Dann ist es zwar nicht zwingend, aber sinnvoll, sich an das im DRS 21 vorgegebene Schema zu halten. Für kleine und mittlere Unternehmen bleiben viele in dem Schema aufgeführte Positionen leer oder weisen nur unwesentliche Beträge auf. Bei der Berechnung müssen sie dennoch berücksichtigt werden, da sonst Veränderungen unerkannt bleiben könnten.[13]
Warum wird die Kapitalflussrechnung im HGB für Konzerngesellschaften vorgeschrieben? Das HGB hat als eine maßgebliche Richtlinie den Gläubigerschutz vorgegeben und die Kapitalflussrechnung gibt den Gläubigern des Unternehmens wichtige Informationen. Der Cashflow – als Ergebnis der Kapitalflussrechnung – erfüllt diese Vorgabe ebenso. Zunächst werden die Zahlungsströme der betrachteten Periode dargestellt. Als Ergebnis wird dem Leser der Kapitalflussrechnung mitgeteilt, woher die liquiden Mittel gekommen sind und wofür sie eingesetzt wurden. Damit soll den Gläubigern oder anderen Interessenten die Möglichkeit gegeben werden, ein Unternehmen über die bloße Profitabilität hinaus zu beurteilen.
Der Cashflow gibt Antwort auf die folgenden, für die Unternehmensbeurteilung wichtigen Fragen:
Ist das Unternehmen in der Lage, auch zukünftig finanzielle Überschüsse zu erwirtschaften? Das ist Voraussetzung dafür, dass z. B. Investitionen oder Produktentwicklungen aus eigener Kraft bezahlt werden können.
Reichen die erwirtschafteten Mittel aus, um die Zahlungsverpflichtungen des Unternehmens zu erfüllen? Wenn der Cashflow aus der laufender Geschäftstätigkeit negativ ist, dürfte es in Zukunft über die aktuelle Finanzsituation hinaus schwer werden, Lieferanten, Mitarbeiter usw. zu bezahlen.[14]
Werden in Zukunft die Ansprüche der Anteilseigener des Unternehmens an Ausschüttungen erfüllt werden können? Auch Eigentümer und Gesellschafter des Unternehmens haben ein Recht auf Bezahlung ihres Engagements. Diese Ausschüttungen müssen vom Unternehmen erwirtschaftet werden.
Damit zeigt der Cashflow auf, ob das Unternehmen in der betrachteten Periode ausreichend liquide Mittel für alle Zahlungsverpflichtungen erwirtschaften konnte. Ist das nicht der Fall (negativer Cashflow), lebt das Unternehmen von der Substanz. Gemeinsam mit Plan- und Erfahrungswerten kann aus dem aktuellen Cashflow auf die zukünftige Entwicklung geschlossen werden.
Der erwirtschaftete Cashflow bzw. der erwartete Cashflow hat einen Einfluss auf die Beurteilung des Unternehmens. Der Wert des Unternehmens steigt mit dessen Fähigkeit, Finanzmittel selbst zu erwirtschaften. Darum findet seit einigen Jahren in Deutschland – im angloamerikanischen Ausland wird es bereits länger eingesetzt – das Discounted-Cashflow-Verfahren Anwendung, mit dessen Hilfe der Wert eines Unternehmens bestimmt wird.
Neben den eher externen Informationsempfängern ist der Cashflow ebenso für interne Stellen im Unternehmen interessant. Die eigentlich externe Aufgabe der Kapitalflussrechnung kann durchaus auch als interne Aufgabe interpretiert werden. Denn es ist die Aufgabe des Unternehmers, sein Unternehmen nach außen darzustellen. Viel wichtiger aber, als externe Adressaten zu informieren, ist es für den Unternehmer oder den Finanzchef, mithilfe des Cashflows Aufgaben aus dem Finanzbereich, wie z. B. die Liquiditätssteuerung oder die Schwachstellenanalyse, zu erfüllen. Diese Aufgaben werden im folgenden Kapitel detailliert beschrieben.[15]
Abb. 2: Interne und externe Aufgaben des Cashflows
Besonders beliebt sind betriebswirtschaftliche Kennzahlen, die einfach zu berechnen sind und unter Verwendung weniger Werte einen komplexen Sachverhalt darstellen können. So wird z. B. für die Liquidität 1. Grades die Summe der flüssigen Mittel durch die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten dividiert. Der Wert, eine Prozentzahl, kann dann zu einer sicheren Einschätzung der finanziellen Lage des Unternehmens verwendet werden. Dabei wird allerdings vergessen, dass die verwendeten Werte das Ergebnis komplexer wirtschaftlicher Abläufe sind.
Der Cashflow ist anders, denn er ist komplex und einfach zugleich:
Die Kapitalflussrechnung, die zum Cashflow führt, berücksichtigt eine Vielzahl unterschiedlicher Werte, die alle ihre eigene Geschichte haben. Daher ist die inhaltliche Komplexität sehr hoch.
Alle Werte stammen aus der Buchhaltung des Unternehmens, sind also definiert und exakt bestimmt. Das macht die Ermittlung relativ einfach.
Die vielen unterschiedlichen Komponenten, die in die Berechnung eingehen, bieten viele Alternativen auf dem Weg zur Optimierung des Cashflows. Die richtige Alternative zu finden, ist allerdings nicht immer einfach.[16]
Alle Komponenten des Cashflows können durch einfache Maßnahmen beeinflusst werden. In Summe bringen dann selbst einfache Anstrengungen wesentliche Erfolge.
Die meisten der im Unternehmen verwendeten Kennzahlen sind statisch, d. h., sie beziehen sich auf einen Zeitpunkt. Der Cashflow ist anders, er ist dynamisch, da er sich auf Veränderungen innerhalb einer Periode bezieht.
Der Cashflow wird aus Zahlungsströmen berechnet, die sich während der betrachteten Periode ergeben.
Es entsteht eine verbesserte Information gegenüber Stichtagsbetrachtungen, die bereits am nächsten Tag überholt sein können.
Bei der Berechnung des Cashflows werden allerdings zwei Stichtagswerte miteinander verglichen – der Bestand an liquiden Mitteln (Zahlungsmittelfond) zu Beginn der Periode und an deren Ende. Damit gibt es auch hier statische Elemente, die bei der Interpretation berücksichtigt werden müssen.
Der Cashflow wird immer wieder falsch interpretiert. Seine eigentliche Aussage ist sehr komplex, da er Veränderungen innerhalb der Periode beinhaltet.
Häufig wird der Cashflows aber darauf reduziert, lediglich als eine Liquiditätskennziffer betrachtet zu werden. Da Finanzmittelbestände angegeben werden, stimmt dies auch. Interpretiert man den Cashflow als statische Kennzahl, sagt er etwas über die aktuelle Liquidität des Unternehmens aus.
Der Grund, weshalb der Cashflow berechnet wird, liegt aber darin, festzustellen, welche Veränderungen es im Laufe der betrachteten Periode gegeben hat. Dadurch sollen die Quellen der Zahlungsströme erkannt und die Ziele der Geldverwendung ermittelt werden. Insofern ist seine Aussage viel komplexer, als jene, die eine lediglich „statische“ Kennziffer treffen kann.[17]
Der Cashflow kann eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen. Seine Berechnung ist recht einfach, da, wie bereits erwähnt, die Werte, aus denen er gebildet wird, aus der Buchhaltung entnommen werden. Für die korrekte Verwendung der Kennzahl ist jedoch ein detailliertes Wissen über ihre Inhalte und Komponenten notwendig. Erst wer über dieses Wissen verfügt, kann den Cashflow in seiner ganzen Dimension verstehen und als aussagekräftige Kennzahl nutzen.
Aus den bereits beschriebenen Aufgaben, die der Cashflow als Kennzahl erfüllt, lassen sich unterschiedliche Möglichkeiten seiner Nutzung innerhalb und außerhalb des Unternehmens ableiten. Es ist wichtig, sich die grundsätzlichen Nutzungsmöglichkeiten des Cashflows bereits jetzt zu vergegenwärtigen, damit man die folgenden detaillierten Betrachtungen von Berechnungen und Inhalten sofort richtig einordnen und die Verbindung zur Praxis herstellen kann.
Die folgende Aufzählung zeigt in Kurzform, worüber der Cashflow Auskunft geben kann:
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit
Für den Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit werden die Zahlungsströme, die sich aus dem laufenden Geschäft des Unternehmens ergeben, saldiert. Der Cashflow gibt an, wie viele Finanzmittel aus dem eigentlichen Geschäft erzielt wurden. Ist der Cashflow positiv, wurden finanzielle Überschüsse erwirtschaftet. Ist der Wert negativ, hat das laufende Geschäft Geld verbraucht. Der Wert sollte immer deutlich positiv sein.[18]
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
Wenn ein Unternehmen in Anlagevermögen investiert, verbraucht es finanzielle Mittel. Daher ist der Cashflow aus Investitionstätigkeit meist negativ. Die Finanzströme, die aus dem Unternehmen hinausfließen, sind dann größer als die, die sich aus dem Verkauf von vorhandenem Anlagevermögen ergeben. Denn die Einnahmen, die sich aus dem Verkauf von Grundstücken, Gebäuden, Maschinen, Fahrzeugen und anderen Vermögensteilen ergeben, werden hier ebenfalls verbucht. Ein Unternehmen, das einen positiven Cashflow aus Investitionstätigkeit ausweist, verringert seine Substanz.
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit
Für den Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit werden Geldströme von oder zu Kapitalgebern saldiert. Zu den Kaitalgebern gehören die Anteilseigner des Unternehmens, die Kapital geben oder Dividenden bekommen. Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit kann sowohl positiv sein, wenn z. B. eine große Investition finanziert werden musste, als auch negativ. Ein negativer Cashflow zeigt die Zahlung von Zinsen, Tilgung und Dividenden. Im richtigen Verhältnis zu den anderen beiden Cashflow-Werten ist ein negativer Cashflow nicht per se als negativ zu bewerten.
Der Cashflow kann einerseits als Grundlage für die eigenen internen Entscheidungen verwendet werden. Andererseits muss er gleichzeitig so beeinflusst werden, dass Externe für ihre Entscheidungen ein gutes Bild zugunsten des Unternehmens erhalten.[19]
Wenn sich externe Dritte mit Entscheidungen im Hinblick auf ein Unternehmen befassen, geht es oft um ein finanzielles Engagement. Soll die Bank einen weiteren Kredit geben? Will der Anteilseigner seine Anteile verkaufen? Oder liefert der Rohstoffhändler seine Waren gegen Rechnung? Was die Externen für solche Entscheidungen wissen müssen, wird als Parameter für die Aufstellung des Cashflows im Deutschen Rechnungslegungs Standard 21 genannt.
Die Entscheider außerhalb des Unternehmens wollen beurteilen, ob das Unternehmen ausreichende Mittel erwirtschaftet, um seinen Zahlungsverpflichtungen z. B. an Lieferanten nachkommen zu können. Banken versuchen zu erkennen, ob Kredite vereinbarungsgemäß bedient werden können und Anteilseigener müssen einschätzen, ob die ihnen zustehenden Ausschüttungen getätigt werden können.
Eine positive Bewertung hängt dabei nicht allein vom Wert des errechneten Cashflows ab. Es kann sogar sinnvoll sein, dass der Gesamt-Cashflow negativ ist. Das ist z. B. dann der Fall, wenn eine große Investition getätigt und ausreichende eigene Mittel in der Vorperiode erwirtschaftet wurden. Werden diese vorrätigen Mittel aus der Vorperiode in der betrachteten Periode für die Finanzierung neuer Anlageteile eingesetzt, ist auch ein negativer Cashflow positiv zu beurteilen.[20]
Ein Unternehmen hat in der betrachteten Periode eine Maschine im Wert von 100.000 EUR gekauft. Diese wurde mit Finanzmitteln der Vorperiode bezahlt. Um das Beispiel nicht zu komplex zu machen, werden keine Bankzahlungen, weder Kredite noch Tilgung, angenommen. Die Cashflow-Betrachtung zeigt folgendes Bild:
Tab. 3: Cashflow-Betrachtung
Wird nur der Gesamt-Cashflow der Periode t betrachtet, ist das Ergebnis negativ. Denn dabei wird übersehen, dass bereits im Vorjahr (t-1) die Finanzmittel um 100.000 EUR aufgebaut wurden, wohl um die Investition in Periode t finanzieren zu können. Eine korrekte Beurteilung ist nur unter Berücksichtigung der Einzelwerte und der Vorperiode möglich.
Da nicht jeder Externe vor seiner Entscheidung eine Erläuterung zur Interpretation der Daten erhält oder erhalten will, ist es notwendig, die Kennzahl Cashflow zu optimieren. So hätte z. B. die Anzahlung der Maschine noch in t-1 den negativen Cashflow in t reduziert. Gleichzeitig kann eine Ausschüttung an und eine Rückzahlung von den Anteilseignern von Teilbeträgen zu einem weniger dramatischen Bild führen. Dabei muss jedoch beachtet werden, wie sich die Ausschüttung bei den Anteilseignern steuerlich auswirkt.[21]
Dieses Beispiel zeigt klar, dass für eine sichere positive Beurteilung des Cashflows durch Externe eine optimierende Beeinflussung notwendig ist. Das gilt umso mehr, wenn die finanzielle Lage des Unternehmens kritisch ist.
Wie gerade erläutert, verwenden Externe den Cashflow zur Beurteilung des Unternehmens. Aber er liefert darüber hinaus eine Grundlage für interne Entscheidungen.
Eine kurzfristige Zahlungsfähigkeit wird durch die Liquiditätsplanung sichergestellt, langfristige Zahlungsströme hingegen werden mithilfe des Cashflows geplant. Lediglich auf die Vergangenheit bezogen zeigt er, wieviel finanzielle Mittel das Unternehmen selbst erwirtschaften konnte und wieviel aus externen Quellen wie Banken oder Eigentümern gekommen ist. Für die Optimierung des Cashflows ist es notwendig, Planwerte zu bestimmen. Dabei wird zunächst festgelegt, wieviel Cashflow aus dem laufenden Geschäft kommen soll.
Im mittel- und langfristigen Plänen sind bereits Investitionen vorgesehen, die finanziert werden müssen. Aus dem Ergebnis der geplanten Investitionstätigkeit errechnet sich der Cashflow. Ist dieser höher als der im laufenden Geschäft erwirtschaftete Cashflow, muss der Wert aus der Finanzierungstätigkeit geplant werden. Dabei werden die Zahlungsströme zwischen dem Unternehmen und den Banken bzw. den Anteilseignern so eingestellt, dass ausreichend Mittel für die Investitionen bereitstehen.[22]
Um die Cashflow-Planung aufzubauen, ist der Blick auf eine längere Vergangenheit sinnvoll. Dabei wird die Entwicklung der einzelnen Cashflow-Bestandteile beobachtet. Daraus lassen sich oft Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen. Der dynamische Cashflow erhält eine zusätzliche, zeitliche Komponente, also eine weitere Dynamisierung.
Tab. 4: Dynamisierter Cashflow
Es zeigt sich, dass der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit mit wenigen Ausnahmen bei 150.000 EUR liegt. Das ist eine relativ sichere Planungsgröße, was aber noch nichts über die Qualität des Wertes aussagt. Für die Periode t+1 ist eine große Investition von 200.000 EUR geplant, die entweder durch den Verzicht der Anteilseigner auf Ausschüttung oder durch Bankkredite finanziert wird. Welche der Lösungen geplant ist, lässt sich aus den obigen Zahlen nicht entnehmen, da der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit diese Geldströme saldiert.[23]
Die Planung der Zahlungsströme, also der Entstehung der finanziellen Mittel und deren Verbrauch, geschieht langfristig. Dies ist mit den Anteilseignern und eventuell mit den Banken abzusprechen. Beide gemeinsam müssen den Spielraum schaffen, wenn der selbst erwirtschaftete Cashflow nicht ausreicht.
Weniger bekannt ist die Möglichkeit, mit dem Cashflow Schwachstellen in der Liquidität und in den Zahlungsströmen ausfindig machen zu können. Tatsächlich können auch gewinnbringende Unternehmen unter Liquiditätsproblemen leiden. Ihnen kann der Cashflow aufzeigen, wohin die finanziellen Mittel abfließen, die durch den erfolgreichen Vertrieb der Waren in das Unternehmen kommen. Wer sich den Cashflow detailliert anschaut, kann wesentliche Parameter erkennen und diese optimieren.
Entstehen durch die laufenden Geschäfte zu wenig freie liquide Mittel, dann kann der Grund z. B. darin liegen, dass sie durch den Aufbau von Vorräten, durch steigende Forderungen und sinkende Verbindlichkeiten aufgebraucht sind. In solchen Fällen spielt die Optimierung des Working Capitals eine wichtige Rolle. Erkannt und kontrolliert werden Schwachstellen in der Entwicklung des Working Capitals u. a. durch die Cashflow-Betrachtung.
Investitionen verschlingen viele Finanzmittel. Geht die Investitionstätigkeit über das normale Maß hinaus, entstehen große negative Finanzströme, die der Cashflow aufdeckt. Wenn sie nicht durch Zahlungsströme kompensiert werden, die in das Unternehmen fließen, können Liquiditätsprobleme entstehen.[24]
Neben den Zinszahlungen für Kredite sorgt deren Tilgung für einen negativen Cashflow aus Finanzierungstätigkeit. Die Entwicklung der Fremdfinanzierung muss langfristig geplant werden, um ausreichende Liquidität für Investitionen sicherzustellen. Der Cashflow zeigt auf, ob es in dieser Planung Schwachstellen gibt.
Ebenfalls Teil des Cashflows aus Finanzierungstätigkeiten sind Zahlungsströme zwischen Unternehmen und seinen Anteilseignern. Schwachstellen können sich hier in zu hohen Ausschüttungen zeigen, die die Zahlungsfähigkeit gefährden.
Wenn ein geringer Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit nicht ausreicht, um hohe Investitionen zu bezahlen, muss dies der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit ausgleichen. Wer in den Zahlungsströmen Schwachstellen entdeckt und abbauen kann, muss den Cashflow aus Finanzierungstätigkeit nicht zu hoch ausbauen. Schwachstellen verhindern die Eigenfinanzierung. Eine Optimierung hingegen vermeidet die Kosten einer Fremdfinanzierung und schafft mehr Sicherheiten.
Der Cashflow wird nur selten richtig eingesetzt. Ohne eine detaillierte Interpretation generiert er nur wenig Nutzen. Daher ist es sinnvoll, die folgenden Punkte zu berücksichtigen:
Der Cashflow und die dazugehörigen Zahlungsströme werden ermittelt und aufgezeigt.
Die Entwicklung des Cashflows und einzelner Bestandteile über mehrere Jahre ist die Grundlage für die Schwachstellenanalyse.[25]
Die einzelnen Bestandteile des Cashflows werden durch geeignete Maßnahmen optimiert. Die Werte werden verbessert und den unternehmerischen Zielen angepasst.
Für die Folgeperioden werden Pläne erstellt, die eine Entwicklung des Cashflows und somit auch dessen Bestandteile bestimmen.
Der Deutsche Rechnungslegungs Standard DRS 21 gibt nicht nur die Inhalte des Cashflows und seiner Bestandteile vor. Er legt auch fest, dass alle Werte aus dem Konzernabschluss abzuleiten sind. Mit der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie den Nebenrechnungen – wie die Entwicklung des Anlagevermögens – stammen also alle Werte aus der Buchhaltung. Das gilt auch dann, wenn der Cashflow nicht lediglich errechnet wird, wie es für den Konzernabschluss gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern wenn dies freiwillig geschieht. Damit ist der Cashflow immer eindeutig und nachvollziehbar.
Der Cashflow bezieht sich auf die abgeschlossene Periode, in der Regel das letzte Geschäftsjahr. Es gibt neben den im Standard DRS 21 beschriebenen Cashflows weitere, ähnlich genannte Kennzahlen, die für spezielle Aufgaben entwickelt wurden. Eine Variable, die in solchen zusätzlichen Berechnungen einfließt, ist z. B. der Zeitraum, für den der Cashflow berechnet wird.
Wir beschäftigen uns in diesem Kapitel zunächst mit den durch den Standard DRS 21 vorgegebenen Zahlungsströmen. Danach werden noch einige spezielle Cashflows, die für ganz bestimmte Aufgaben verwendet werden, beschrieben.[26]
Der Deutsche Rechnungslegungs Standard 21 ist am 8. April 2014 unter dem Zeichen BAnz AT 08.024.2014 B2 veröffentlicht worden. Er legt genau fest, aus welchen Bestandteilen der Cashflow berechnet wird und wie die Rechnung zu gliedern ist. Zudem gibt der DRS 21 auf mehreren Seiten weitere detaillierte Definitionen und Vorgaben dazu, wie der Cashflow ermittelt werden muss. Obwohl sich an diese Regeln lediglich die Konzernunternehmen halten müssen, ist es sinnvoll, sich auch bei der freiwilligen Aufstellung des Cashflows nach ihnen zu richten.
Der Cashflow und seine Bestandteile müssen in Staffelform dargestellt werden. Die einzelnen Zahlungsströme dürfen nicht saldiert werden. Für das Saldierungsverbot gibt es einige Ausnahmen, die bis auf die Ertragsteuern aber nur wenige Unternehmen betreffen. Bei der vorgegebenen Gliederung handelt es sich um eine Mindestgliederung. Gibt es Zahlungsströme von außerordentlicher Bedeutung für das Unternehmen, so sind diese gesondert als Teil des Cashflows auszuweisen.
Der Cashflow wird in die drei bereits genannten Bereiche
laufende Geschäftstätigkeit,
Investitionstätigkeit und
Finanzierungstätigkeit
gegliedert.
Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit kann entweder nach einer direkten oder nach einer indirekten Methode berechnet werden. Die Ergebnisse sind immer gleich, lediglich der Weg dahin unterscheidet sich. Die Cashflows aus Investitionstätigkeit und aus Finanzierungstätigkeit werden immer nach der direkten Methode berechnet.[27]
In vielen Publikationen wird die direkte Methode der Cashflow-Berechnung als die am weitesten verbreitete Vorgehensweise bezeichnet. Das mag bei den verpflichtenden Konzernabschlüssen so sein. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen, die den Cashflow freiwillig berechnen, ist hingegen die indirekte Methode verbreiteter. Der Grund: Die Aussagefähigkeit des Cashflows ist deutlich besser, wenn er nach der indirekten Methode berechnet wurde, da die dort verwendeten Zahlungsströme wesentlich differenziertere Informationen liefern als diejenigen, die der Berechnung nach der direkten Methode zugrunde liegen.
Die laufende Geschäftstätigkeit ist im DRS 21 definiert als:
„Aktivitäten in Verbindung mit wesentlichen, auf Erlöserzielung ausgerichteten Tätigkeiten sowie sonstige Aktivitäten, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind.“
Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit ermittelt die Finanzierungskraft des Unternehmens, die sich allein aus den Aktivitäten, die dem Unternehmenszweck dienen, ergibt. Damit soll beurteilt werden können, ob das Unternehmensmodell als solches ausreichende finanzielle Mittel erwirtschaftet. Der so ermittelte Wert ermöglicht auch einen Unternehmensvergleich, da Finanzierungsbedingungen und der Zustand des Anlagevermögens herausgerechnet sind.[28]
Bei der direkten Methode werden die Zahlungsströme direkt angegeben und nicht aus Veränderungen der Bilanzkonten errechnet. Sie werden nicht saldiert, bevor sie in die Berechnung einbezogen werden, sondern getrennt dargestellt.
Tab. 5: Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit, direkte Methode
Ausgangspunkt sind die Einzahlungen, die das Unternehmen von Kunden erhält. Dabei zählen nur solche Einnahmen, die aus dem Verkauf von Erzeugnissen, Waren und Dienstleistungen erzielt werden. In der Regel entspricht dieser Wert dem Bruttoumsatz, er beinhaltet demnach die Umsatzsteuer. Alle Rabatte, Skonti und andere Nachlässe werden vorher abgezogen, soweit sie in der betrachteten Periode an die Kunden verrechnet wurden. Es wird also der tatsächliche Zahlbetrag verwendet.
Der Cashflow ist keine Ergebniszahl. Es werden lediglich die Zahlungsströme der aktuellen Periode festgestellt. Ereignisse aus anderen Perioden werden den Ein- und Ausnahmen der betrachteten Periode nicht zugeordnet, selbst wenn ein tatsächlicher Zusammenhang besteht. Wird ein Bonus an einen Kunden z. B. erst im kommenden Jahr bezahlt, berücksichtigt der Cashflow der betrachteten Periode diesen Betrag nicht. Er mindert dann den Cashflow des kommenden Jahres, in dem er ausbezahlt wird.[29]
Zumindest die Kunden in Deutschland zahlen dem Unternehmen bei der Rechnungsbegleichung auch Umsatzsteuer. Diese ist im Zahlungsstrom also enthalten. Gleichzeitig zahlt das Unternehmen an deutsche Lieferanten ebenfalls Umsatzsteuer, die als Vorsteuer geltend gemacht wird. Die noch tatsächlich zu zahlende Steuer (Umsatzsteuer-Vorsteuer) wird an das Finanzamt gezahlt und taucht daher in einem anderen Zahlungsstrom auf.
Die Einzahlungen von Kunden für den Verkauf von Erzeugnissen, Waren und Dienstleistungen werden in einer Summe eingetragen. Bereits hier greift die Vorschrift, Zahlungsströme von besonderer Bedeutung getrennt auszuweisen. Wenn z. B. ein Maschinenbauunternehmen in der Regel Maschinen verkauft, in der betrachteten Perioden aber ausnahmsweise auch Ingenieurleistungen für die Planung von Maschinen in bedeutendem Umfang verkauft hat, so ist die Zahlung dazu getrennt auszuweisen.
Ein Unternehmen hat Maschinen und Ersatzteile verkauft und dafür nach Abzug von Rabatten und Skonti einen Zahlungseingang in Höhe von 1.230.000 EUR erhalten. Außerdem wurden einmalig Ingenieurleistungen im Wert von 250.000 EUR an ein befreundetes Unternehmen verkauft, damit der Käufer ein Großprojekt rechtzeitig fertigstellen konnte. Der Cashflow zeigt dies wie folgt:[30]
Tab. 6: Beispiel zusätzliche Eingabe mit besonderer Bedeutung
Von den Einzahlungen abgezogen werden alle Auszahlungen an Lieferanten und Beschäftigte. Analog zu den Einzahlungen werden auch hier wieder nur die tatsächlichen Zahlungsströme ohne Skonti, Rabatte und gezahlte Boni, aber mit Umsatzsteuer berücksichtigt. Die Auszahlungen an die Beschäftigten umfassen die Nettogehälter. Die Lohnsteuern und Sozialabgaben werden als sonstige Auszahlungen angegeben.
Die sonstigen Einzahlungen stammen nicht von Kunden und/oder betreffen nicht den Verkauf von Erzeugnissen, Waren und Dienstleistungen. Beispiele für solche Zahlungen sind Erstattungen von Versicherungen oder die Rückzahlung von Verbrauchsteuern (z. B. Energiesteuer). Wichtig ist hier die Unterscheidung der im Rahmen des laufenden Geschäfts empfangenen Einzahlungen von denen, die aus der Investitionstätigkeit oder aus der Finanzierungstätigkeit anfallen.
Analog dazu müssen auch die sonstigen Auszahlungen[31] angegeben werden. Hier zählt wieder nur die Zugehörigkeit zur laufenden Geschäftstätigkeit. Beispiele dafür sind Zahlungen an Kunden aufgrund einer Konventionalstrafe oder Zahlungen von Gebühren und Beiträgen. Auch die Zahlungen der Lohnsteuer und der Sozialversicherungsabgaben werden hier summiert.
Die Ein- und Auszahlungen aus außerordentlichen Posten zu berücksichtigen, ist derzeit in der betriebswirtschaftlichen Theorie umstritten. Grund dafür ist die Anwendung des BilRUG, das im Jahr 2015 in Kraft getreten ist. Seitdem sind die Positionen der außerordentlichen Aufwendungen und außerordentlichen Erträge nicht mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung auszuweisen. Infolgedessen stehen sie für die Berechnung des Cashflows nicht mehr zur Verfügung. Sie sind in den Erlösen der GuV, und somit in den Einzahlungen von Kunden und den Auszahlungen an Lieferanten, eingeschlossen und werden nicht immer separat ausgewiesen.
Gleichzeitig mit dieser Änderung ist jetzt festgelegt, dass im Jahresabschluss über Vorgänge mit außerordentlicher Bedeutung für das Unternehmen berichtet werden muss. Dies könnte gleichgesetzt werden mit der Forderung des DRS 21, außerordentliche Zahlungsströme in einer erweiterten Gliederung in die Berechnung des Cashflows einfließen zu lassen. Es handelt sich um solche Vorgänge, wenn sie
für das Unternehmen ungewöhnlich sind,
wirtschaftlich für das Unternehmen signifikant sind und
nur selten vorkommen.
Als letzte Position bei der direkten Berechnung des Cashflows werden die Ertragsteuerzahlungen[32] berücksichtigt. Hier dürfen Auszahlungen und Einzahlungen saldiert werden. Z. B. können Vorauszahlungen für die Körperschaftsteuer mit Rückzahlungen der Körperschaftsteuer der letzten Perioden verrechnet werden.
Das Ergebnis ist der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit, hier nach der direkten Methode berechnet.
Damit Zahlungsströme direkt ermittelt werden können, bedarf es vonseiten der Buchhaltung meist aufwendiger Nebenrechnungen. Daher wird in der Praxis meist eine indirekte Methode bevorzugt. Bei dieser werden die Zahlungsströme aus der Veränderung von Positionen in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung sowie aus dem Anlagenspiegel ermittelt. Es wird also indirekt aus Kontobuchungen auf die Zahlungsströme geschlossen.
Auch das dazu gehörige Gliederungsschema ist im DRS 21 veröffentlicht.