Chancen, Risiken, Folgen 5 - Sissi Kaipurgay - E-Book

Chancen, Risiken, Folgen 5 E-Book

Sissi Kaipurgay

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Beschreibung

Liam hat eine Schiffstour – sogar gegen Bezahlung – nach Manila ergattert. Dort heuert er auf der Bellarossa, einer Luxussegelyacht, an. Der Eigentümer, ein Italiener, ist ein merkwürdiger Typ, genau wie das andere deutsche Besatzungsmitglied. Philip blockt jeglichen Versuch, Freundschaft zu schließen, ab. Eines Nachts läuft die Yacht auf ein Riff ...

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Inhaltsverzeichnis

Chancen, Risiken, Folgen 5

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog – 1 Jahr später

Chancen, Risiken, Folgen 5

Schiffbruch Remake

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.

Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!

Text: Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

Bilder: shutterstock_85950235, Strand mit Palmen: IStock KI Generator

Korrektur: Aschure, dankeschön!

Kontakt:https://www.sissikaipurgay.de/

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Autorenservice Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Chancen, Risiken, Folgen 5

Liam hat eine Schiffstour – sogar gegen Bezahlung – nach Manila ergattert. Dort heuert er auf der Bellarossa, einer Luxussegelyacht, an. Der Eigentümer, ein Italiener, ist ein merkwürdiger Typ, genau wie das andere deutsche Besatzungsmitglied. Philip blockt jeglichen Versuch, Freundschaft zu schließen, ab. Eines Nachts läuft die Yacht auf ein Riff ...

1.

Liam schlenderte an der Mole entlang und ließ den Blick über das Hafenbecken wandern. Schneeweiße Boote lagen Seite an Seite an den Stegen. Einige dümpelten, vertäut an Bojen, in dem durch Mauern eingegrenzten Areal. Hier und da werkelte jemand auf einem der Schiffe. In Manilas Yachthafen herrschte Idylle.

Das änderte sich abrupt, wenn man das Gelände verließ. Auf der breiten Promenade boten Händler alles Mögliche an, von Souvenirs bis hin zu landwirtschaftlichen Produkten. Daneben, auf der vielspurigen Straße: ein endloser Strom von Blechkarossen. Dahinter standen seelenlose Hochhäuser, eines hässlicher als das andere.

Er ließ sich auf einer Bank nieder, streckte seine Beine aus und genoss die Sonnenstrahlen. Daheim, in Hamburg, regnete es bestimmt mal wieder. Inzwischen überflügelte die Hansestadt bezüglich der Niederschlagsmengen sogar London, hatte er neulich irgendwo gelesen.

Eine Reise auf die Philippinen hätte er sich niemals leisten können. Er verdankte sie einer Annonce, die er auf Kleinanzeigen gefunden hatte. Darin wurde für die Passage Hamburg-Manila ein Schiffskoch gesucht. Eine entsprechende Ausbildung besaß er zwar nicht, aber die nötige Erfahrung. Seit seinem Schulabschluss arbeitete er in diesem Bereich, zu dem Zeitpunkt in einem drittklassigen Restaurant.

Vor drei Monaten waren sie aufgebrochen und vor vier Tagen hier angekommen. Der Yachteigner, ein reizender Typ, hatte Liam ein Empfehlungsschreiben ausgestellt. Außerdem durfte er eine Woche in der Stadt, in einem Drei-Sterne-Hotel, bleiben und sein Rückflugticket war bezahlt.

Er hatte überhaupt keine Lust, schon nach Hause zurückzukehren, weshalb er auf ein weiteres Engagement auf einem der Schiffe hoffte. Im Eingangsbereich des Clubs hing eine Pinnwand, die er täglich nach Angeboten absuchte. Bei seiner Ankunft hatte jemand ein Crewmitglied gesucht, allerdings mit Navigationskenntnissen. Damit konnte er nicht dienen. Mittlerweile kannte er zwar viele seemännische Begriffe und war in der Lage, einen anständigen Knoten zu binden, doch das war auch schon alles. Seine Profession war nun mal der Lebensmittelbereich.

Liam holte sein Tagebuch aus dem Rucksack und zückte einen Stift. Während der Schiffsreise hatte er begonnen, zu schreiben. Vielleicht konnte er die Aufzeichnungen irgendwann, wenn er ein berühmter Koch oder Globetrotter geworden war, für seine Memoiren verwenden.

Nach einer Weile erregte eine Segelyacht, die ins Hafenbecken steuerte, seine Aufmerksamkeit. Was für ein Schmuckstück! Wesentlich schöner als das Schiff, mit dem er hergekommen war.

Er beobachtete, wie die Yacht auf eine der Bojen zu manövrierte. Als sie vertäut war, ließen zwei Typen ein Schlauchboot zu Wasser. Drei Männer stiegen hinein und pflügten auf die Mole zu.

Liam richtete seinen Blick wieder auf die leere Seite und notierte die wichtigsten Ereignisse des Tages. Eigentlich gab es nur eines, nämlich die Monsterspinne, die morgens an der Wand über dem Klo gehockt hatte. Normalerweise fürchtete er sich nicht vor Insekten, aber bei dieser Größenordnung empfand er Respekt. Er hatte sich kaum getraut, seinen Schwanz auszupacken, um zu pissen, weil das Viech vielleicht Appetit darauf bekam.

Anschließend klappte er das Buch zu, verstaute es und ging ins Clubgebäude. Es befand sich kein neuer Zettel an der Pinnwand.

Wie schon an den letzten Abenden, streunte er durch die Straßen Manilas. Bei einem Straßenhändler erstand er eine Portion Adobo mit Reis, die er auf einer Mauer sitzend verspeiste. Liam war sparsam, außer in Bezug auf Kosmetikprodukte. Wenn er etwas Schönes in diesem Bereich entdeckte, konnte er nur schwer widerstehen.

Amüsiert beobachtete er einen Jungen, der versuchte, einem Touristen angeblich Original Adidas Sneaker zu verkaufen. Es wimmelte nur so von solchen Filippinos, die alles Mögliche anboten. Er blieb unbehelligt. Wahrscheinlich, weil er mit seinen Mandelaugen, dunklem Teint und abgetragenen Klamotten wie ein Einheimischer aussah.

Seine Mutter stammte aus der Mongolei. Sein Vater war früher oft beruflich in Russland gewesen. Bei einer solcher Gelegenheiten hatten sich die beiden kennengelernt, geheiratet und drei Kinder gezeugt. Liam war der Älteste. Nach ihm kam Boris, dann Maja.

Mit seinem Outing hatte sich das Thema Familie allerdings erledigt. Sein Vater war ausgeflippt, seine Mutter in Tränen ausgebrochen. Innerhalb einer Woche musste er sich eine neue Unterkunft suchen. Seitdem herrschte zwischen ihnen Funkstille. Nicht mal zu seinen Geschwistern hatte er noch Kontakt.

Plötzlich blieb ein fettleibiger Weißer, den er anhand der schrillen Klamotten als Ami oder Brite (hallo, Vorurteil!) einstufte, vor ihm stehen und musterte ihn, als wäre er ein Stück Fleisch. „How much?“, fragte der Typ.

Liam, sonst nicht um Worte verlegen, war sprachlos.

„Ten Dollar okay?“, hakte der Mann nach.

Wollte er wissen, welche Leistung sich der Typ für den Preis vorstellte? Nein, lieber nicht. Er sprang auf und marschierte davon.

Für heute hatte er genug vom Herumtreiben. Er zog sich auf sein Hotelzimmer zurück und machte es sich auf dem Balkon gemütlich. Nachdem er den Vorfall seinem Tagebuch anvertraut hatte, vertiefte er sich in ein englischsprachiges Exemplar von Onkel Toms Hütte. Er hatte es am Vortag in einem kleinen Shop entdeckt. Mittlerweile beherrschte er die Sprache so gut, dass er der Handlung folgen konnte.

Am nächsten Morgen brach er nach dem Frühstück in Richtung Yachthafen auf. Im Eingangsbereich studierte er die an der Pinnwand hängenden Zettel. Es waren zwei dazugekommen. Jemand suchte eine entlaufene Bordkatze. Das dürfte ein sinnloses Unterfangen sein. Bestimmt hatte sich das Tier einem der herrenlosen Rudel, die auf der Promenade und in den Straßen rumlungerten, angeschlossen.

Sein Herz vollführte einen freudigen Hüpfer, als er die andere Notiz las. Zwei Crewmitglieder wurden von jemandem benötigt. Es war nur eine Handynummer, die er in seinem Smartphone speicherte, angegeben.

Er begab sich in eine ruhige Ecke, bevor er aufs grüne Symbol tippte. Es meldete sich sofort eine tiefe Männerstimme: „Pronto?“

„Sie suchen Leute für Ihre Crew. Ich kann kochen und putzen“, erwiderte er auf Englisch.

„Name?“

„Liam Schneider.“

„Komm morgen um neun in den Yachtclub“, erwiderte der Typ und legte auf.

Ein schlechter, erster Eindruck, aber egal. Eher würde er für einen Scheißkerl arbeiten, als nach Hause zu fliegen.

Den Tag verbrachte er in angespannter Erwartung. Wie üblich saß er die meiste Zeit im Yachtclub, beobachtete das Treiben und plauderte ab und zu mit Jay, der für Ordnung und Sauberkeit des Außengeländes zuständig war. Er schätzte den Jungen auf ungefähr fünfzehn. Bestimmt bekam Jay bloß einen Hungerlohn, war aber stets gut gelaunt. Vermutlich sah man es hier als Glücksfall an, überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Leider konnte Jay ihm zu dem Eigner der Monster-Segelyacht nichts sagen. Er zuckte bloß mit den Achseln. „Irgendein reicher Typ.“

Das waren ja alle, die ein Boot ab einer bestimmten Größenordnung besaßen. „Wirst du dich auch als Crewmitglied bewerben?“

Jay schüttelte den Kopf. „Bin nicht seefest.“

Statt wie sonst durch die Gegend zu laufen, setzte er sich abends auf den Balkon seines Hotelzimmers und versuchte, ein paar italienische Vokabeln zu lernen. Schließlich wollte er den Job unbedingt haben.

Am folgenden Tag stand er früh auf, unterzog sich seinem vollen Schönheitsprogramm und schlüpfte in Klamotten, die er für seemännisch hielt: blaue Cargoshorts, dazu ein rot-weiß gestreiftes T-Shirt.

Als er um kurz vor neun den Yachtclub betrat, saßen an der Bar die drei Männer. Voller Hoffnung, dass es sich um seine zukünftigen Arbeitgeber handelte, näherte er sich den Typen. Zwei trugen normale Kluft, einer schicke Kleidung. Letzterer musterte ihn und hob fragend eine Augenbraue.

„Scusi. Ich bin Liam Schneider. Haben wir gestern telefoniert?“

Der Mann nickte.

Einige Momente später hatte er den Job. Ob es an der italienischen Vokabel lag, an der Kompetenz, die er ausstrahlte oder einfach Glück – egal. Hauptsache, er musste nicht nach Hause.

2.

Philip war heilfroh, dass er sich weder mit Mandeläuglein noch einem anderen Besatzungsmitglied die Kabine teilen musste. Privatsphäre war ihm wichtig. Bei seiner letzten Tour, die ihn nach Manila geführt hatte, war das nicht möglich gewesen. Auf einem neun Meter Schiff gab es eben nur wenig Platz, zumal Harro, ein Weltumsegler, den halben Hausstand mitführte. Dafür war Harro schweigsam wie ein Grab gewesen, was einen guten Ausgleich bildete.

An Bord der Barbarossa sprach man Italienisch. Weil er Signor Rossi – der Eigner bestand auf die förmliche Anrede – auf den ersten Blick unsympathisch fand, hatte er darauf verzichtet, seine Kenntnisse dieser Sprache preiszugeben. Das war praktisch, denn auf diese Weise beschränkte sich der verbale Austausch auf das Nötigste.

Liam – dem er den Spitznamen Mandeläuglein verpasst hatte – schien hingegen nicht damit klarzukommen, von Gesprächen ausgegrenzt zu sein. Jedenfalls nahm Philip das an, denn warum sonst versuchte der Bursche ständig, ihn voll zu labern? Mandeläuglein ließ sich weder von einsilbigen Antworten noch davon, ihm die kalte Schulter zu zeigen, abschrecken. Nur seine geschlossene Kabinentür bildete eine wirksame Barriere.

Von Manila aus schipperten sie nach Batangas City, wo eine Mieze an Bord kam. Also, keine Katze, sondern ein blondes Mädel. Vermutlich handelte es sich um die Gespielin von Signor Rossi, denn für eine Gattin benahm sie sich nicht hochnäsig genug.

Es ging weiter durch die Inselgruppe der Visayas, die in der Mitte des Philippinischen Archipels lag. Mal liefen sie hier einen Hafen an, mal dort. Den Dienst am Ruder teilte er sich mit Luigi und Fernando. Im Ganzen war es ein lockerer Job und die Verpflegung gut. Eines musste er Mandeläuglein lassen: Kochen konnte der Bursche.

Nach einer Woche nahmen sie Kurs auf den südlichen Archipel. Das wunderte Philip, da er mal gelesen hatte, dass dort mit Piraten zu rechnen war, aber vielleicht hatte sich das inzwischen geändert.

Eines Abends – er stand im Cockpit – vernahm er etwas, das ihn nachdenklich stimmte. Die Frau – sie hatte sich ihm als Manuela vorgestellt – sagte, dass sie den Plan nicht mehr gutheißen konnte.

Rossi zischte: „Halt die Klappe!“

Die beiden entfernten sich, wobei sie leise stritten.

Welcher Plan? Und wieso machte Rossi ein Geheimnis daraus? Philip beschloss, seine Mitreisenden aufmerksam zu beobachten.

Am nächsten Morgen sah er, dass sich Luigi an dem Schlauchboot mit Außenborder zu schaffen machte. Es wirkte wie eine routinemäßige Inspektion. Hätte Philip nicht genau hingeschaut, wäre ihm entgangen, dass Luigi einen Kanister in dem Boot deponierte.

Der Plan schien zu beinhalten, das Schiff zu verlassen. Irgendetwas sagte ihm, dass er bei diesem Vorhaben nicht eingeschlossen war. Liam vermutlich auch nicht. Oder wollte Rossi bloß eine längere Spritztour mit Manuela unternehmen?

Sein Dienst endete um neun. Fernando löste ihn ab. Sie befanden sich auf offener See, noch etliche Kilometer von ihrem Ziel Jolo Island entfernt. Die letzte größere Insel hatten sie vor einigen Stunden hinter sich gelassen. Nun säumten nur noch kleine, unbewohnte Eilande ihren Weg. Wer sich hier ins Schlauchboot setzte und versuchte, die Zivilisation zu erreichen, musste verrückt sein. Entsprechend beruhigt begab er sich in seine Koje.

Irgendwann riss ihn ein scharfer Ruck aus dem Schlummer. Ein hässliches Knirschen verriet, dass der Rumpf der Bellarossa über Felsen schrammte. Die nachfolgende Stille war ohrenbetäubend und vertrieb den letzten Rest Schläfrigkeit. Wenn es sich um einen Unfall handeln würde, wäre Rossi doch bereits an Deck und würde Fernando zusammenfalten.

Ein Außenbordmotor sprang an. Er hechtete aus der Koje und griff nach dem T-Shirt, das er vorm Schlafengehen ausgezogen. Auf dem Weg nach oben fiel ihm auf, dass sich das Schiff nach Backbord neigte. Scheiße! Die Bellarossa war leckgeschlagen!

Von dem Schlauchboot sah er lediglich eine Silhouette, die im nächsten Moment von der Dunkelheit verschluckt wurde. Er hatte eh wichtigeres zu tun, als den Arschlöchern hinterherzugucken. Rasch löste er die Rettungsinsel aus ihrer Halterung. Während sie sich mit Luft füllte, betete er, dass Luigi keine Löcher hineingeschnitten hatte. Eine kurze Inspektion, als sie vollständig aufgeblasen war, blieb zu seiner Erleichterung ergebnislos.

---ENDE DER LESEPROBE---