Christus - Harry Eilenstein - E-Book

Christus E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Das Christenzum ist ein Teil des Wurzelbodens unserer westlichen Kultur – und gerade, weil es in fast allem mitgewirkt hat, sind die Grundprinzipien des Christentums meist nicht besonders bewußt. Da unbewußte innere Einstellungen aber meist sehr effektiv das eigene Verhalten prägen, lohnt es sich, einmal in der Bibel zu schauen, welche Lebenshaltung und spirituelle Vorgehensweise Christus seinen Jüngern damals eigentlich empfohlen hat. Vielleicht sind die Ratschläge Christi ja lebendiger und überzeugender als das, was man bisher so in der Kirche gehört hat? Zumindestens liegt in einer solchen Beschäftigung mit den Anweisungen von Christus an seine Jünger die Chance, entweder etwas Wertvolles zu entdecken - oder sich eben zu „häuten“ und sich auf die Suche nach etwas Neuem zu begeben – auf jeden Fall ist alles der eigenen Lebendigkeit zuträglicher als eine halbbewußte Nachahmung oder Ablehnung. Eigentlich muß es nicht weiter erwähnt werden, aber auch in diesem Buch steht nicht die letztliche Wahrheit über das Leben, denn die steht in keinem Buch ... die kann nur erlebt werden. Wenn dieses Büchlein nun den einen oder anderen dazu anregt, sich wieder auf die Suche nach etwas mehr Lebendigkeit zu begeben, würde ich mich sehr freuen. Harry Eilenstein

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in Dankbarkeit

für

Osiris, Christus, Tiphareth,

Odin, Buddha und Krishna

Inhaltsverzeichnis

Das Ziel dieses Buches

Textquellen

Christi Grundhaltung

Der Weg zu Gott: Belehrung, Einweihung und Übung

Der Heilige Geist

Heimat in Gott – Vertrauen und Hingabe

Geborgenheit in Gott

Christus ist das Vorbild

Einheit mit Gott

Wunder

Übungszeit

Zusammenfassung

Das Ziel dieses Buches

Unsere westliche Kultur ist weitestgehend durch das Christentum geprägt worden. Nach zweitausend Jahren Überlieferung haben sich viele traditionelle Formen der christlichen Religion herausgebildet, von denen ein Teil zum Dogma und somit zum vorgeschriebenen Verhaltenskodex erhoben worden ist.

Daneben gab es auch immer wieder Bestrebungen von Mystikern, die durch Christus vorgelebte und dargestellte Lebensweise „in Gott“ auch ganz konkret zu leben und zu erleben.

Wenn man heute in der westlichen Kultur versucht, sich seiner selbst bewußt zu werden, ist es sehr hilfreich, sich auch einmal die Wurzeln unserer christlich geprägten Kultur näher anzusehen, da sie sozusagen einen Teil des Humus bilden, in denen man als Mensch in der westlichen Welt aufgewachsen ist und der uns als „Pflanzen“, die in ihm gewachsen sind, mitgeprägt hat.

Da jede existierende Religion schon eine weitere Interpretation der Worte und Taten des Begründers der entsprechenden Religion ist, ist es sinnvoll, sich auch einmal die Worte des Gründers selber anzusehen. ... und auch dieses Büchlein ist natürlich nur eine solche Interpretation und ein Versuch, zu verstehen, was vor 2.000 Jahren in Israel vor sich gegangen ist.

Letztlich sind natürlich auch die Worte eines Religionsgründers Versuche, das eigene Erleben darzustellen – daher kommt man letztlich um das eigene Erleben nicht herum, wenn man den Gehalt der sprituellen Lehren verstehen will. Worte sind immer nur Hinweisschilder, aber nicht das, auf das hingewiesen wird. Aber die Worte des Religionsgründers sind zumindest am nächsten an dem Erlebnis des Gründers und noch am wenigsten interpretiert.

Neben den Religionen, die von einer inspirierten Person gegründet worden sind wie Z.B. das Christentum, der Islam oder der Buddhismus gibt es auch Religionen, die allmählich gewachsen sind wie z.B. der Hindhuismus.

Die Überlieferung im Christentum und im Buddhismus ist allerdings genaugenommen auch noch indirekt, da weder Buddha noch Christus selber irgendwelche Texte verfaßt haben, sondern die gesamte Überlieferung von ihren Schülern stammt. Eine wirklich direkte Überlieferung gibt es bei den heute oder früher weitverbreiteten Religionen nur bei Zarathustra und bei Mohammed.

Mein Ziel in dem vorliegenden Buch ist es, Christi Aussagen zu seiner spirituellen Haltung im Neuen Testament zu betrachten und zusammenzustellen und zu schauen, ob sich daraus eine schlüssige und überzeugende Haltung ergibt.

Zu diesem Zweck habe ich Zitate aus der Bibel gesammelt, in denen Christus etwas über die sinnvolle spirituelle Haltung sagt, und sie mit einem kurzen Kommentar versehen, der bisweilen auch einen Vergleich mit den Aussagen von Buddha, Lao-tse, Mohammed oder anderen spirituellen Lehrern enthält. Dabei bin ich von der von Christus für am wichtigsten gehaltenen Grundeinstellung ausgegangen und über die sich daraus ergebenden Folgerungen allmählich zu den Details übergegangen.

Meines Erachtens ist aber auch solch eine Betrachtung kein Ersatz für das eigene Streben und Erleben, sondern eher eine Inspirationsquelle für die Weiterentwicklung der eigenen Lebenshaltung.

Den Wert einer solchen Betrachtung kann man meines Erachtens am sinnvollsten daran messen, wie sehr sie einen selber inspiriert und neue spirituelle Erlebnisse ermöglicht oder zumindestens begünstigt. Falls Diese Betrachtung bei dem einen oder anderen Leser etwas ein wenig in diese Richtung bewegt, würde ich mich sehr freuen.

am Karfreitag 2008

Harry Eilenstein

Textquellen

Als Quellen für eine solche Betrachtung bieten sich zunächst einmal die vier Evangelien und die Apostelgeschichte an. Sie werden ergänzt durch die übrige Bibel, durch die apokryphen Schriften, also die Evangelien, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden, und schließlich gelegentlich noch durch die Schriften der christlichen Mystiker, wobei hier vor allem die Schriften von Meister Ekkehardt berücksichtigt wurden.

Die zitierten Texte wurden in diesem Kapitel eingerückt und in Anführungszeichen gesetzt.

Die Quellenhinweisen wurden wie folgt abgekürzt:

Ap

Apostelgeschichte

Aug

Augustinus

gMk

geheimes Markusevangelium (apokryph)

Jo

Johannes-Evangelium

KTho

Kindheitsevangelium des Thomas (apokryph)

Lu

Lukas-Evangelium

ME

Meister Ekkehart

Mk

Markus-Evangelium

Mt

Matthäus-Evangelium

Tho

Thomas-Evangelium (apokryph)

Christi Grundhaltung

Wenn man das Neue Testament auf der Suche nach der Kernaussage von Christi Lehre durchforscht, findet sich glücklicherweise eine Stelle, an der beschrieben wird, wie Christus nach dem Kern seiner Lehre befragt wird und wie er sie beantwortet:

„Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: "Du sollst lieben Gott, Deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst Deinen Nächsten lieben als Dich selbst. In diesen zwei Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten."“ (Mt 22. 36-40)

Es ist also die Liebe zu Gott, die der Kern von Christi Haltung ist. Diese Haltung drückt sich in allen seinen Reden und Taten aus. Aus der Liebe zu Gott folgt dann die Liebe zu den Menschen.

Dies gleicht ganz dem buddhistischen Ansatz, in dem die Liebe zu Gott etwas abstrakter als das Streben nach Erleuchtung formuliert wird und in dem die Nächstenliebe, die "Erleuchtungsgeist" (boddhicitta) genannt wird, als die Qualität angesehen wird, die den Strebenden letzten Endes zur Erleuchtung trägt.

Im Hindhuismus wird diese Haltung der Liebe zu Gott Bakhti-Yoga genannt.

Von den islamischen Mystikern betont vor allem Ibn Arabi die Liebe zu Gott als das Element, das die Verbindung zwischen den Menschen und Gott herstellt.

In der Kabbala der hebräischen Mystik wird das Streben nach Gott und die Liebe zu Gott durch die "Schlange der Weisheit" dargestellt, die sich den Lebensbaum hinaufschlängelt. Diese Schlange entspricht auch der Kundalini der Inder und der Uräus-Schlange an der Stirn des Pharaos. Auch der Drache in China hat diese Symbolik.

Wenn die Schlange den Himmel erreicht, wird die Erde wieder mit Gott verbunden; wenn die Uräus-Schlange zur Stirn des Pharaos aufgestiegen ist, wohnt der Sonnengott in ihm; wenn die Kundalinischlange das Scheitelchakra auf dem Kopf erreicht, erlangt der Yogi die Erkenntnis und das Erlebnis Gottes; wenn der Drache sich in dem „Gelben Kaiser“ niederläßt, ist er mit dem Himmelsgott verbunden und wird zum „Sohn des Himmels“.

Im Vergleich zu der Schlangensymbolik bei anderen Völkern erscheint die jüdisch-christliche Schlangensymbolik im 1. Buch Genesis etwas verzerrt zu sein – immerhin taucht auch hier die Schlange im Zusammenhang mit dem Baum der Erkenntnis auf.

Christus und vor ihm Moses sieht offenbar die Menschen, da sie Gottes Schöpfung sind, als von Gott untrennbar an, weshalb ihnen dieselbe Liebe gilt wie Gott selber – man liebt Gott in den Menschen.

Diese Anschauung findet sich bei allen Mystikern wieder, die die Seele des Menschen zum einen als das „Samenkorn“ des menschlichen Leibes und zum anderen als einen „Funken“ von „Gottes Feuer“ ansehen. Somit ist die Welt letztlich so etwas wie Gottes Leib.

Insbesondere im Hindhuismus steht die Identität der menschlichen Seele (Atman) mit dem Einen Gott (Brahman) im Mittelpunkt der spirituellen Anschauungen und Übungen. Im Buddhismus findet sich diese Anschauung in dem bekannten Satz aus dem Herzsutra „Leere ist Form und Form ist Leere“ zusammengefaßt – wobei die Leere Gottes Einheit und die Form die Vielheit der Welt bezeichnet. Die jüdischen Mystiker haben diesen Zusammenhang auf fast wörtlich dieselbe Weise formuliert: „Kether (Gott) ist Malkuth (Welt) und Malkuth ist Kether, nur auf eine andere Weise.“

Die Liebe zu den Menschen beruht letztlich in der Erkenntnis und dem Erlebnis, daß Gott in allem ist – in einem selber und in allen anderen. Das bedeutet letztlich, daß das Außen von dem Innen nicht verschieden ist.

Zu dieser Erkenntnis kommt man ja auch, wenn man die materiellen Zusammenhänge betrachtet: Dieses Brötchen erscheint mir als Nicht-Ich, solange es vor mir liegt, aber als Ich, wenn ich es gegessen habe; dieser Fingernagel erscheint mir als Ich, solange er an meiner Hand ist, aber das abgeschnittene Stückchen wird sofort zu einem Nicht-Ich. Auch die moderne Physik hat inzwischen ein Modell, in dem alle Erscheinungen nur Gestalten einer einzigen, allem zugrundeliegenden einheitlichen Realität ist.

Die berühmteste Formulierung dieser Erkenntnis findet sich in den indischen Upanishaden: „Tat twam asi“ – „Das (dort im außen) ist (auch) Du.“

Der Weg zu Gott: Belehrung, Einweihung und Übung

Es stellt sich nun die Frage, wie man dahin kommen kann, Gott zu lieben und als Folge davon auch die Menschen zu lieben.