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Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Die Germanen haben die Zahlen zum Teil wie Adjektive benutzt. So ist z.B. die "3" ein Hinweis auf den Sonnenzyklus, die "4" bezieht sich auf die Himmelsrichtungen, die "8" symbolisiert die Vollkommenheit und die "9" bedeutet "zur Unterwelt gehörig". Die Multiplikation mit der Zahl "100" lässt ein Superlativ entstehen, so dass z.B. die "900" ein Hinweis auf das "Größte in der Unterwelt" ist: Die Jenseitsgöttin hat 900 Köpfe. In ähnlicher Weise halten sich die Einherier in Walhall aufgrund der mit ihnen verbundenen Zahl "800" offensichtlich für die Vollkommensten. Die Kenntnis dieser Zahlen-Adjektive lässt viele ansonsten recht merkwürdige Textstellen auf eine einfache Weise klar werden. Warum sind 72 Opfer optimal? Die "9" ist das Jenseits und die "8" ist die Vollkommenheit - also sind "8x9=72" Opfer das vollkommene Opfer. Aus welchem Grund könnte Tyrs Schwert die Zahl "54" zugeordnet sein?
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Astrologie (496 S.)
Photo-Astrologie (428 S.)
Horoskop und Seele (120 S.)
Tarot (104 S.)
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)
Physik und Magie (184 S.)
Der Lebenskraftkörper (230 S.)
Die Chakren (100 S.)
Meditation (140 S.)
Reinkarnation (156 S.)
Drachenfeuer (124 S.)
Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)
Schwitzhütten (524 S.)
Totempfähle (440 S.)
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)
Göbekli Tepe (472 S.)
Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)
Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Isis (508 S.)
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)
Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)
Der Kessel von Gundestrup (220 S.)
Der Chiemsee-Kessel (76)
Cernunnos (690 S.)
Christus (60 S.)
Odin (300 S.)
Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)
Dakini (80 S.)
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)
Eltern der Erde (450 S.)
Blüten des Lebensbaumes 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Blüten des Lebensbaumes 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Blüten des Lebensbaumes 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
Über die Freude (100 S.)
Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)
Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)
Das Beziehungsmandala (52 S.)
Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)
König Athelstan (104 S.)
Die Zahl „1“ spielt in der germanischen Religion kaum eine Rolle, da sie kein Monotheismus mit der für diese Religionsform typischen philosophischen Herleitung der Welt aus einer ersten Ursache („1“), d.h. aus Gott ist.
Selbst der Göttervater ist bei den Germanen noch ein „erster unter Gleichen“ und die Welt beginnt mit dem Urgegensatz von Feuer (Muspelheim) und Eis (Niflheim) – also mit der „2“.
Lediglich die Tendenz, Odin und vor allem Thor als allmächtig darzustellen (dem jedoch von anderen Skalden widersprochen wird), ist ein erster Ansatz zu der Entwicklung einer Symbolik der „1“.
Die „1“ hatte bei den Germanen keine Symbolik – es sei denn, man würde die Egozentrik des Individuums, die mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft die eigene Freiheit und die eigene Willensdurchsetzung sowie die eigene Ehre (die mit den beiden ersten Punkten identisch ist) umsetzen will, als eine Symbolik der „1“ ansehen.
Die „2“ ist vor allem als die zwei Seiten der Welt, also als der Gegensatz von Diesseits und Jenseits bekannt, der das Bild der Muttergöttin prägte, die sehr oft als Schwestern-Paar aufgefaßt worden ist. Auch der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr erscheint in zwei Gestalten im Diesseits (Asen-König) und im Jenseits (Riesen-König).
Das Altnordische besitzt neben dem heute vertrauten Singular und Plural wie die meisten alten Sprachen auch noch den Dual, mit dem vor allem paarweise auftretende Dinge wie z.B. Augen und Ohren, aber auch Freunde u.ä. bezeichnet wurden.
Das Altnordische besaß dafür auch eigene Personalpronomen, allerdings nur für die 1. Person („wir zwei“) und für die 2. Person („ihr zwei“), aber nicht für die 3. Person („jene zwei“). Es konnten ersatzweise auch die Worte „zwei“ oder „beide“ benutzt werden.
Diese Pronomen wurden auch konjugiert und es gab auch die entsprechenden Possesivpronomen.
thid
- Dual-Personalpronom für „ihr zwei“, „ihr beide“
vit, vid, mit
- Dual-Personalpronom für „wir zwei“, „wir beide“
tvau, ta
- zwei, beide, wir beide
bödi
- beide
Die Zweizahl war also bei den Germanen schon rein grammatisch ein wesentliches Konzept.
Dieser Dual kommt bei den Germanen in den folgenden Sprachen vor: Altnordisch, Altenglisch, Bairisch, Gotisch, Isländisch, Nordfriesisch, Sylt-Friesisch, Faröer-Spra-che, Norwegisch, Dänisch, Schwedisch. Reste dieses Duals wie „beide“ gibt es auch noch im heutigen Deutsch.
Der Ursprung der Welt ist in der germanischen Mythologie ein Gegensatz: das Feuer im südlichen Muspelheim und das Eis im nördlichen Niflheim, die von dem Abgrund Ginnungagap getrennt werden. Wahrscheinlich ist ursprünglich Muspelheim das Diesseits und Niflheim das Jenseits gewesen.
Aus der Verbindung dieser beiden Pole ist der Urriese Ymir entstanden.
Die Hel aber warf Odin hinab nach Niflheim und gab ihr Gewalt über neun Welten, daß sie denen Wohnungen anwiese, die zu ihr gesendet würden: solchen nämlich, die vor Alter oder an Krankheiten starben.
Sie hat da eine große Wohnstätte; das Gehege umher ist außerordentlich hoch und mit mächtigen Gittern verwahrt. Ihr Saal heißt „Regennaß“, „Hunger“ ihre Schüssel, „Gier“ ihr Messer, „Träg“ ihr Knecht, „Langsam“ ihre Magd, „Sturz in Gefahr“ heißt ihre Schwelle, ihr Bett „Kümmernis“ und ihr Vorhang „drohendes Unheil“.
Sie ist halb schwarz, halb menschenfarbig, also kenntlich genug durch grimmiges, furchtbares Aussehen.
Die Totengöttin ist wie der Schamanengott Odin mit seinem einen lebenden und seinem einen blinden, d.h. toten Auge ein halb lebendes und halb totes Wesen: Sie ist halb schwarz wie eine Leiche und halb von der Farbe eines lebenden Menschen.
Der Jarl antwortete: „Soti ist ein verfluchter Berserker. Er ist zweifarbig. Auf einer Seite ist er blau und auf der anderen Seite rot. Er trägt keinerlei Kleider auf seinem Leib. Er ist vollkommen kahl auf seinem Kopf mit Ausnahme eines einzigen Haares, das auf der Mitte seines Schädels steht.“
Soti gleicht der Hel: Blau ist die Farbe des Todes und Rot die Farbe des Lebens.
Sigrdrifa:
„Siegrunen lerne, willst Sieg Du haben!
Auf den Schwertknauf schneide sie,
auf die Blutrinne und des Rückens Breite
und rufe zweimal zu Tyr!“
Das zweifache Rufen des Runen-Namens „Tyr“, der des Namens des ehemaligen Sonnengottes, Göttervaters und Schwertgottes, könnte sich auf die beiden Aspekte dieses Gottes beziehen: auf den Asen-König im Tages-Diesseits und auf den Riesen-König im Nacht-Jenseits.
Viele zweiköpfige Riesen fielen dort.
Aus dem Zusammenhang ist nicht zu ersehen, ob sich diese Zweiköpfigkeit auf Diesseits und Jenseits und somit auf die zyklische Reise des Tyr bezieht, oder ob diese Zweiköpfigkeit diese Riesen nur als furchterregend schildern soll.
Einst lebte ein König mit dem Namen Halfdan der Alte. Er war der berühmteste aller Könige. Er richtete ein großes Opferfest aus und ließ dafür opfern, daß er 300 Jahre lang in seinem Königreich leben würde, doch er erhielt diese Antwort: Er solle nicht länger als das volle Leben eines Menschen leben, aber für 300 Jahre solle in seinem Geschlecht kein Frau und kein Mann sein, die nicht großen Ruhm erlangen würden.
Er war ein großer Krieger und ging im Osten weit und breit auf Raubzüge. Dort tötete er im Zweikampf den König, der Siggtryggr genannt wurde. Dann nahm er die Frau, die Alvig die Weise genannt wurde und die Tochter des Königs Eymundr von Holmgardr war, zu seiner Frau.
Sie hatten achtzehn Söhne – neun bei einer Geburt.
Hier handelt es sich also um zweimal Neunlinge. Hier ist wohl eher die Jenseitssymbolik der „9“ als die konkrete Anzahl relevant – siehe die „9 Mütter“ des Heimdall.
Die zweimal „9“ könnte ihren Ursprung in der Reise in das Jenseits und der Reise zurück in das Diesseits bei der Krönung haben – dann wären die einen neun Söhne der Diesseits-Tyr und die anderen neun Söhne der Jenseits-Tyr.
König Hring ehelichte Alfny, die Tochter des Königs Eymund von Homgard. Sie hatten neun Söhne. Einer wurde Thengil geheißen – das ist der, der auch Mannathengill genannt wurde – und die anderen Räsi, Gram, Gylfi, Himir, Jofurr, Tiggi, Skyli und Harri. Diese neun, wird gesagt, hatten dasselbe Alter und waren so außergewöhnlich, daß ihre Namen in jeglicher Hinsicht als ehrbare Namen und als königliche Namen erachtet wurden. Es wird gesagt, daß keiner von ihnen Kinder hatte und daß sie alle später in Schlachten gefallen sind.
Doch sie hatten noch einmal neun Söhne. Ihre Namen waren Hildr, Naefill, Audi, Skelfi, Dag, Bragi, Budli, Lofdi und Sigarr. Hildr, Sigarr und Lofdi waren Kriegskönige; Audi, Budli und Naefill waren Seekönige und Dagr, Skelfi und Bragi bleiben an Land.
Neunlinge sind bei Menschen ausgesprochen unwahrscheinlich, was zeigt, daß diese „9“ einen mythologisch-symbolischen Ursprung haben muß.
Fornjotr ist eine Saga-Variante des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr.
Die „zweimal Neunlinge“ sind ein sehr auffälliges Motiv. Die ersten Neunlinge fallen im Kampf, die zweiten Neunlinge bleiben am Leben. Es ist also anzunehmen, daß die ersten Neunlinge Tyr am Abend bzw. im Herbst bei seinem Tod repräsentieren, während die zweiten Neunlinge Tyr am Morgen bzw. im Frühling bei seiner Wiedergeburt darstellen.
In diesem Text wird anschaulich der Gegensatz zwischen dem hellen Tag-Diesseits und dem dunklen Nacht-Jenseits beschrieben.
Norwi oder Narfi hieß ein Riese, der in Jötunheim wohnte; er hatte eine Tochter, die hieß Nacht und war schwarz und dunkel wie ihr Geschlecht.
Sie ward einem Manne vermählt, der Naglfari hieß: der beiden Sohn war Aud.
Danach ward sie einem Mann namens Onar vermählt; beider Tochter hieß Jörd.
Ihr letzter Gemahl war Delling, der vom Asengeschlecht war. Ihr Sohn Tag war schön und licht nach seiner väterlichen Herkunft.
Da nahm Allvater die Nacht und ihren Sohn Tag und gab ihnen zwei Rosse und zwei Wagen und setzte sie an den Himmel, daß sie damit alle zweimal zwölf Stunden um die Erde fahren sollten. Die Nacht fährt voran mit dem Rosse, das Hrimfaxi (Rußmähne) heißt, und jeden Morgen betaut es die Erde mit dem Schaum seines Gebisses. Das Roß, womit Tag fährt, heißt Skinfaxi (Lichtmähne) und seine Mähne erleuchtet Luft und Erde.
In den alten, Tyr-zentrierten Mythen vor 500 n.Chr. führen der Sommergott Tyr und der Wintergott Loki einen endlosen, zyklischen Kampf, der die Jahreszeiten verursacht. In den späteren Sagas und Liedern erscheinen sie unter anderem als Hedin und Högni, als Wieland und Nidud sowie als Itrek und Andad.
Siehe dazu auch den Band 3 über Tyr und den Band 16 über Loki.
Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen den Göttinnen-Schwestern Thorgerdr und Irpa, Sinthgunt und Sunna sowie Freya und Fulla. Eine mögliche Deutung wäre ihre Auffassung als die beiden Aspekte derselben Göttin, wobei für diese beiden Aspekte vor allem die Diesseits-Jenseits-Gegensatzergänzung in Frage käme.
Die kriegerische und somit dem Tod assoziierte Sinthgund könnte zum Jenseits gehören, während die Sonnengöttin Sunna offenbar eine Göttin des Diesseits ist.
Die „dunkelbraune“ Irpa könnte mit dem dunklen Jenseits assoziiert worden sein, was ihrer Schwester Thorgerdr das Diesseits zuweisen würden.
In Bezug auf Freya und Fulla ist die Zuordnung zunächst einmal schwierig, da beide den goldenen Ring bzw. Reif als Symbol der Jenseitsreise besitzen: Freya die „Kette“ oder den Halsreif Brisingamen und Fulla einen goldenen Haarreif, die beide dem Draupnir des Odin/Baldur entsprechen. Da Freya sich die Toten mit Odin teilte, wird sie vermutlich zum Jenseits gehören. Auch die Fülle der Fulla paßt besser zum Diesseits als zum Jenseits.
Diese Zuordnung von Freya und Fulla wird dadurch bestätigt, daß die beiden Schwestern im Merseburger Zauberspruch in der Reihenfolge „Sinthgunt und Sunna“ sowie „Freya und Fulla“ angeführt werden. In beiden Paaren erscheint zuerst die Jenseitsgöttin.
Diese Folge paßt dazu, daß es in den alten Sprachen stets „Nacht und Tag“ und nicht wie heute „Tag und Nacht“. Diese alte Folge beruht auf dem Bild der Großen Mutter, die aus der Dunkelheit der Nacht heraus die Sonne gebiert, während die neue Folge auf der Vorstellung beruht, daß der Göttervater die Welt erschafft und sich anschließend davon ausruht (der Sonntag am Ende der Woche in der biblischen Schöpfungsgeschichte).
Zu diesen Göttinnen gehören sicherlich auch noch die beiden Riesinnen Grip und Gjalp sowie die beiden Töchter Lofnheid und Lyngheid des Riesen oder Zwerges Hreidmar (Völsungensaga), die zusammen mit Tyr zu von Göttinnen zu Riesinnen geworden sind. Die Zuordnung dieser beiden Paare zu Diesseits und Jenseits ist unklar.
Möglicherweise gehören auch die beiden Töchter Hnoss und Görsemi der Freya hierher. Auch ihre Zuordnung zu den beiden Polen ist unklar.
Die Riesen Menja ist Freya mit ihrem Brisingamen und die Riesin Fenja ist Frigg in ihrer Halle Fensalir.
Die Diesseits-Jenseits-Polarität der Muttergöttin ist zwar ein Thema, das sich bis in die späte Altsteinzeit zurückverfolgen läßt, aber es ist unklar, wie fest diese Vorstellung in der germanischen Mythologie, von der es eine schriftliche Überlieferung gibt, verankert gewesen ist. So ist z.B. Frigg lediglich die südgermanische Variante der nordgermanischen Freya – die Polarität der beiden kann also nur bis ca. 500 n.Chr. zurückgehen, als die Nordgermanen einen großen Teil der südgermanischen Mythen „importiert“ haben.
Es sind die folgenden, jedoch unsicheren Zuordnungen der göttlichen Schwestern zu Diesseits und Jenseits bekannt:
Die göttlichen Schwestern
Jenseits Nacht
Diesseits Tag
Freya
Fulla
Freya/Menja
Frigg/Fenja
Freya
Hel-Hyndla-Hyrrokkin
Sinthgunt
Sunna
Irpa
Thorgerdr
Grip
Gjalp
Feima
Kleima
Lofnheid
Lyngheid
Hnoss
Görsemi
In der Saga über Grim Struppig-Wange wird über eine Riesen-Familie berichtet, die aus dem Vater Hrimnir („Rußiger“), der Mutter Hyrja („Feuer“) und den beiden Töchtern Feima („schüchternes Mädchen“) und Kleima („Gefleckte“) besteht (siehe diese Saga in Band 79).
Im Hyndla-Lied werden die Kinder des Hrimnir „Heidr“ („Hexe“) und „Hrossthjofr“ („Pferdedieb“) genannt (siehe den Band 26 über „Hel“).
Diese Familie ist eine Variante des Tyr-Riesen Geirröd und seinen beiden Töchtern Grip und Gjalp, also von Tyr im Jenseits und der zweifachen Jenseitsgöttin, die zu zwei Töchtern des ehemaligen Göttervaters umgedeutet worden ist (siehe „Inzest“ in Band 51).
Das Motiv der beiden Riesinnen war sehr beliebt und tritt in dem folgenden Text gleich zweimal auf (Flegda und Molda; zwei Riesinnen).
Das ganze von Hrungnir beherrschte Unholdenpack im Myrkvidarskoge war so zauberkundig, daß nur Odin und Huld ihm gewachsen waren; aber auf der letzteren Hilfe war mit Sicherheit zu rechnen. Daher sollte die Fahrt sofort angetreten werden.
Im Kampfe aber sollte Skjalgr selbst dem Hrungnir gegenübertreten, dessen Brüder Kolbjörn und Keingr dem Hrotti und dem Valbrand, Kollr aber dem Vikarr, um diesem die Gjaflaug abzugewinnen.
Sechzig Riesen wurden mit Schild und Schwert ausgerüstet; dann begannen sie auf Schneeschuhen die Fahrt.
Während einer Nachtruhe überfiel Flegda die Schar und schlug mit einem Schwerte nach Skjalg, aber der Hund Skotti hatte gewacht und schützte ihn so kräftig, daß die Hamhleypa fliehen muss.
Da wurden sie von einer plötzlich einfallenden Finsternis umnachtet, aber der Hund führt sie auf dem richtigen Weg weiter, bis es wieder hell wurde und sie die Gegend des Myrkvidarskogs erkannten, an deren Westgrenze, den Grönuvellir, sie dann Rast hielten.
In dieser Zeit hatte Flegda einen Traum, durch den sie das Bevorstehende erfuhr und darüber dem Hrungnir berichtete. Alle Unholde rüsteten sich zum Kampf und hundert Riesen zogen mit Hrungnir aus.
Auf der Ebene mit dem Namen Grün-Gefilde begegneten sich beide Scharen und nach einem kurzen Wortwechsel begann der Kampf. Skjalgr tötete in diesem den Hrungnir, Kollr den Vikar und Valbrand, und auch Hrotti fiel mit allen übrigen Unholden.
Gjaflaug sah jedoch inzwischen, wie ein großer Drache heranflog und zwei ihm sich entgegenstellende Geier tötet; da fand man Flegda und Molda tot.
Zugleich greifen zwei große Trollfrauen, die im Haus zurückgeblieben waren, die Unholde an; von jedem ihrer Finger flog ein Pfeil, je einen Unhold tötend, und überdies spie der große Drache Gift und Feuer auf sie, so daß sie alle den Tod fanden.
Jetzt erst verschwand der Drache mit den beiden Weibern. Sie erkannten, daß dies Huld mit ihren beiden Töchtern gewesen war.
Hier finden sich gleich zwei Göttinnen/Riesinnen-Paare: Flegda und Molda („Geier“) und die beiden Töchter Thorgerdr und Irpa der Huld („Trollfrauen“).
In dieser Saga treten zwei Zauberinnen auf:
Da sandten sie nach zwei Zauberinnen, Heid und Hamglom, und gaben ihnen Lohn dafür, daß sie Fridthjof einen so mächtigen Sturm sandten, daß dieser mit allen seinen Männern darin verderben sollte. Da sangen die Zauberinnen ihre Zauberlieder und stiegen auf das Magie-Gerüst, um dort ihre Zauberei auszuführen und ihre Anrufungen zu singen.
In den germanischen Mythen gibt es auffallend viele Paare von Söhnen, die bisweilen Zwillinge zu sein scheinen. Das älteste bekannte Brüderpaar sind die beiden Söhne des Tyr, die in der Gestalt von zwei Schimmeln seinen Wagen ziehen und „Alcis“ („Elch/Hirsch“) genannt werden (siehe „Alcis“ in Band 12).
Nach der Absetzung des Tyr als Göttervater durch Odin lösten sich die Tyr-Mythen auf, sodaß dieses Brüderpaar zwar seine Eigenschaften behielt, aber aus dem Zusammenhang herausgelöst wurde. Die beiden Alcis treten in vielerlei Gestalten auf:
als die Göttersöhne Modi und Magni sowie Nari und Narfi,
als die beiden Zwerge Fjalar und Galar (die den Göttermet brauen),
als die beiden Zwerge Dvalin und Dulin (die das Schwert Tyrfing des Tyr schmieden),
als die beiden Zwerge Sindri und Brock (die die gesamten magischen Gegenstände der Asen schmieden),
als Hugin und Munin, die beiden Seelenvögel der Alcis,
als Geri und Freki, die beiden Alcis als Wolfs-Krieger,
als Oin und Moin, die beiden Alcis in Totengeist-Schlangengestalt,
als das achtbeinige Doppelpferd Sleipnir,
als die beiden Grime, die die Boten des Tyr-Gudmund sind,
als die beiden Trinkhörner der Grime, die „Hviting“ genannt werden, weil ihre Besitzer die Gestalt von zwei Schimmeln annehmen können (siehe „die Saga über Thorstein Haus-Macht“ in Band 79),
als die beiden Kriegsherren Hengist und Horsa
usw.
Die umfangreiche vollständige Aufstellung findet sich in dem Band 12 über die Alcis.
Die beiden Zwerge in diesem Lied werden die beiden Tyr-Söhne (Alcis) im Jenseits sein.
Budli:
„Hör’ das, liebe Tochter mein, schaffe nun dazu Rat,
Wie sollen wir den gewaltigen Mann gewinnen aus seinem Land?“
Brünhild:
„Du sollst den Saal mir lassen bereiten in öden Marken:
Mit so geringer Bedienung will ich darin verweilen.
Du sollst mir den Goldstuhl setzen in öder Mark zu stehn,
Wie ihn die zwei Zwerge aufs Beste mit Runen zu schlagen verstehn.
Wie ihn die zwei Zwerge aufs Beste mit Runen zu schlagen verstehn:
Beides mit Rauch und Waberlohe, die um den Saal dort brennt.
Dieselbe Waberlohe, die wird mich also schützen,
Nur Sjurdur der Berühmte, der wagt dagegen zu kämpfen.“
Er ließ den Saal ihr bereiten also in öden Marken:
Mit so geringer Bedienung fuhr sie darin zu verweilen.
Er ließ in öden Marken ihr schlagen den Saal:
Beides mit Rauch und Waberlohe, die um den Saal dort brennt.
Und so große Waberlohe ließ er sein darum,
Wie die zwei Zwerge konnten aufs Beste mit Runen vollbringen.
Und so große Waberlohe ließ er darum schlagen,
Daß die Zwerge nicht vermochten ihm mit Trug zu nahen.
Die folgende Strophe ist eines der vielen Beispiele für die beiden Schmiede-Zwerge in der germanischen Überlieferung. Alle diese Zwerge gehen auf die beiden Alcis-Söhne des Tyr zurück, die im Jenseits dessen bei seinem Tod zerbrochenes Schwert neuschmieden.
„Budlis Geschenk“ ist das magische Schwert, das die beiden Zwerge Olius und Alius für König Budli geschmiedet haben.
Die Zwerge sind „tot“, da sie Totengeister sind.
Es waren zwei,
die begierig waren,
Budlis Geschenk zu zerstören
– nun ist eines zerbrochen –
das tote Zwerge
geschmiedet haben,
so wie keines zuvor oder danach
geschmiedet worden ist.
In dieser Saga treten zwei zauberkundige Männer auf. Auch sie gehen vermutlich auf die beiden zauberkundigen Zwerge zurück, die ihrerseits die beiden Alcis-Söhne des Tyr im Jenseits sind.
Eines Tages geschah es, daß zwei Männer vor Njorfe traten, die beide in blaue Gewänder gekleidet waren. Sie grüßten den König. Er frug sie nach ihren Namen.
Einer von ihnen sagte, daß er Gautan heiße, der andere sagte, daß er Ogautan heiße. Sie baten den König um Winterquartier.
Da antwortete der König: „Ihr scheint mir üble Männer zu sein. Ich gebe euch kein Winterquartier.“
Da sprach Jokul: „Habt ihr irgendwelche Fertigkeiten?“
Da antwortete Ogautan: „Was das betrifft, haben wir nicht viel, womit wir angeben könnten. Dennoch wissen wir mehr Dinge als die Leute, mit denen wir bisher gesprochen haben.“
Da sprach Jokul: „Es scheint mir am besten zu sein, wenn ihr in meine Dienste tretet und bei mir bleibt.“
Das taten sie.
Das Motiv der beiden Brüder ist sehr beliebt:
Da geschah es, dass Goi, des Thorri Tochter, aus Finnland spurlos verschwand. Ihre Brüder Norr und Gorr zogen aus, sie zu suchen.
Norr lief auf Schneeschuhen über das Gebirge, besiegte erst die Lappen und wandte sich dann gegen Drontheim.
Hundingr und seine drei Brüder setzen sich zur Wehr, fielen aber im Kampf. Ihre Söhne, welche auf Heerfahrt waren, vermochten nicht mehr in das Land zurückzukehren. Manche wollen wissen, daß sie von Gorr getötet worden waren, der auf dem Seewege ausgezogen war.
Norr unterwarf sich zunächst den Drontheimfjord; dann griff er den Sokni im Soknadal an, und tötete ihn.
Dort stieß sein Bruder Gorr zu ihm, ohne eine Spur ihrer Schwester gefunden zu haben. Bald darauf erfuhr aber Norr, daß Hrolfi von den Bergen, des Riesen Svadi Sohn in Heidmark, sie entführt hatte.
Er zog sofort dorthin und es kam zwischen ihm und Hrolf zu einem Zweikampf, der aber unentschieden blieb. Schließlich einigten sie sich jedoch dahin, daß Hrolf die Goi behält, Norr dagegen dessen Schwester Hödd heiratet.
Dieser unterwarf sich danach das ganze Land, welches seitdem nach ihm den Namen Noregr (Norwegen) trägt.
Hnikar (Odin) sprach:
„Es kündet großen Harm,
wenn Dein Fuß
auf dem Weg zur Schlacht stolpert:
Trügerische Geister
stehen auf zwei Klippen
und wollen Dich verwundet sehen.“
Diese zwei Klippen könnten das Totentor, d.h. der Eingang zur Grabkammer eines Hügelgrabes sein. Die möglicherweise ebenfalls zwei Geister auf diesen beiden Klippen könnten die beiden Alcis sein, da diese auch die Boten des Tyr gewesen sind und oft zwischen dem Jenseits und dem Diesseits hin- und herreisten.
Sie fuhren nicht lange, so lag am Boden
Von Hlorridis Böcken halbtot der eine.
Scheu vor den Strängen schleppt er den Fuß:
Das hatte der listige Loki verschuldet.
Doch hörtet ihr wohl (Wer hat davon
Der Gottesgelehrten ganze Kunde?),
Welche Buße er empfing von dem Bergbewohner:
Den Schaden zu sühnen gab er der Söhne zwei.
Ein „Bergbewohner“ ist ein Riese, womit hier Loki gemeint ist, der der Sohn eines Riesen und einer Riesin ist.
Vermutlich sind die „beiden Söhne“ des Loki eine Parallelbildung zu den beiden Söhnen des Tyr, also zu den Alcis.
Brünhild:
„Eine Bitte bitten will ich Dich;
Ich laß es im Leben die letzte sein:
Eine breite Burg erbau auf dem Felde,
Daß darauf uns allen Raum sei,
Die samt Sigurden zu sterben kamen.
Die Burg umzieht mit Zelten und Schilden
Erlesenem Geleit und Leichengewand,
Und brennt mir der Hunnen Gebieter zur Seite.
Dem Hunnengebieter brennt zur Seite
Meine Knechte mit kostbaren Ketten geschmückt:
Zwei ihm zu Häupten und zwei zu den Füßen,
Dazu zwei Hunde und der Habichte zwei.
Also ist alles eben verteilt.
Die auffällige Zweizahl an dieser Stelle wird wohl nicht zufällig sein. Am wahrscheinlichsten ist ein Ursprung in den Alcis-Zwillingssöhne des Tyr, da Sigurd eine Saga-Variante des Tyr ist.
Der „Hunnengebieter“ ist Sigurd.
Bei uns blinke das beißende Schwert,
Das ringgezierte, so zwischen gelegt
Wie da wir beiden ein Bett bestiegen
Und man uns nannte mit ehelichem Namen.
So fällt dem Fürsten auf die Ferse nicht
Die Pforte des Saals, die goldgeschmückte,
Wenn auf dem Fuß ihm folgt mein Leichengefolge.
Unsere Fahrt wird nicht ärmlich sein.
Ihm folgen mit mir der Mägde fünf,
Dazu acht Knechte edlen Geschlechts,
Meine Milchbrüder mit mir erwachsen,
Die seinem Kinde Budli geschenkt.“
Dem letzten, der durch eine Türe geht, schlägt die Tür manchmal gegen seine Ferse, wenn niemand mehr hinter ihm geht und die Tür für sich selber offenhält (d.h. wenn er kein Gefolge hat).
Die Darstellung von zwei Vögeln könnte Odins Raben, d.h. den Seelenvögeln der beiden Alcis entsprechen; zwei Pferde könnten die beiden Alcis selber sein; die beiden Löwen könnten schließlich die beiden Katzen darstellen, die Freyas Wagen ziehen.
Auf diesem Brakteat findet sich das Wort „salu“, daß zur Verstärkung seiner Wirkung zu „salusalu“ verdoppelt worden ist. „Salu“ könnte „Sonne“, „Sieg“ oder „Opfer“ bedeuten.
Auf diesem Brakteat findet sich das Zauberwort „tuwa“, daß ebenfalls zur Verstärkung seiner Wirkung zu „tiwatuwa“ erweitert worden ist.
„Tiwa“ ist vermutlich eine Variante von „tivar“ für „Götter“. „tuwa“ bedeutet „zum Himmel“. „Tiwa-tuwa“ wäre, wenn diese Deutung zutrifft, keine echte Verdoppelung, sondern würde „die Götter im Himmel“ bedeuten. Es ist allerdings anzunehmen, daß diese „scheinbare fast-Verdoppelung“ dem Zauberwort zusätzliche Kraft verleihen sollte.
Die Inschrift auf diesem Brakteat lautet:
hal mar mauna – alu na alu nana
Heil Dir, Maid! – Magie Nanna, Magie Nanna!
Da Nanna die Frau des Baldur ist, wird es sich hier wohl um einen Liebeszauber handeln. Die Wiederholung der Zauberformel soll seine Wirkung verstärken.
In Grüßen u.ä. findet sich oft eine Wiederholung, die zu einer Verdopplung der Aussage führt, was jedoch wohl einfach eine archaische Form der Betonung ist – wie das inzwischen veralterte deutsche „Wie geht's? Wie steht's?“.
Dieser „Doppelgruß“ ist auch eine Form des sehr altertümlichen inhaltlich-grammatischen Reims, bei dem dieselbe Aussage mit anderen Worten, aber mit demselben Satzbau wiederholt wird („galdr-lag“).
„Was gibt es Neues in diesem Land? Was hört man Gutes im Hunnenreich?“
anonym: Oddruns Klage
Thrym: „Wie steht's mit den Asen? Wie steht's mit den Alfen?“
Loki: „Schlecht steht's mit den Asen, mit den Alfen schlecht.“
anonym: Oddruns Klage
„Wie ist Deine Gesundheit?“ – „Heile Hand, hinkender Fuß!“
anonym: Morkinskinna
Hrafnkell ging selbst eifrig zu Werke, während der Hof im Bau begriffen war. Im Winter des ersten Jahres züchtete er ein Kalb und ein Zicklein; er pflegte dieselben gut, so daß fast alles, was in Gefahr geriet, am Leben blieb; man konnte beinahe sagen, daß zwei Köpfe auf jedem Tier waren.
Die Personennamen der Germanen waren fast alle zweiteilig, wobei der 2. Namensbestandteil in der Regel eine gewünschte Qualität beschreibt und der 1. Bestandteil dessen Qualität oder Herkunft näher bezeichnete.
Die Zweiteiligkeit der Personennamen hat also keinen mythologischen Ursprung, sondern dient der Schaffung einer Vielfalt von Namen sowie einer genaueren Aussage. Diese Art von Namen ist bei fast allen Völkern zu finden: „Gottlieb“, „Weißer Adler“, „Ramses“ (= „von der Sonne Geborener“) usw.
Die Kenningar sind auf ähnliche Weise aufgebaut. Das erste Wort bezeichnet etwas, das dem Gemeinten ähnlich ist, und das zweite Wort liefert den Hinweis darauf, was genau gemeint ist.
Auch hier hat die Zweizahl keinen mythologischen Ursprung.
Bei den Personennamen finden sich zwei Varianten der Bennenung eines Mannes als „der Zweite“ (wie das lateinische „Secundus“): „Annar“ („Anderer, Nächster, Zweiter“) und „Tvägi“ (Zweiter). Mit „Tvägi“ ist vermutlich ein Zweitgeborener gemeint – Annar ist jedoch der zweite Mann der Göttin Nott.
Der Ursprung des Namens „Tvennumbrumi“, d.h. „Zwei-Augenbrauen“ ist unklar.
Schließlich hat noch der Name des Urriesen „Ymir“ die Bedeutung „Zweifacher, Zwilling“, womit letztlich Körper und Seele gemeint sind (siehe den Band 33 über Ymir).
Grettir sang ein Lied:
„Ich, der ich den Menschen gut bekannt bin,
war heute morgen versteckt und wurde auch gesehen;
Mein Schicksal trägt zwei Gesichter:
mal zeigt es Übles, dann wieder Gutes.“
Diese Aussage hat zwar mythologische Anklänge, aber es ist doch eher eine persönliche Ansicht über das Schicksal, da zwei sich streitende Nornen (sie legen das Schicksal fest) oder zwei sich streitende Walküren (sie überbringen das Schicksal) doch sehr selten vorkommen.
Durch den Dual neben dem Singular und dem Plural ist die Zweizahl schon rein grammatikalisch ein fester Bestandteil der germanischen Kultur gewesen.
Der Urgegensatz in der Mythologie ist das Feuer von Muspelheim im Süden und das Eis von Niflheim im Norden. Sie entsprechen vermutlich Tag und Nacht, Sommer und Winter sowie Diesseits und Jenseits.
Dieser Gegensatz erscheint auch als die zweifache Göttin – die Mutter im Diesseits und die Wiedergeburts-Mutter im Jenseits. In den Sagas hat sie auch die Gestalt von zwei Riesinnen oder zwei Zauberinnen.
Dieser Gegensatz wurde sowohl bei der Göttin Hel als auch bei manchen Berserkern als eine zweifarbige Haut dargestellt: blau-schwarz für den Tod und die normale Hautfarbe bzw. rot für das Leben.
Der dynamische Aspekt dieses Urgegensatzes ist der Kampf zwischen dem Sommergott Tyr und dem Wintergott Loki, der die Jahreszeiten entstehen läßt.
Die beiden Söhne des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr („Alcis“) erscheinen ab 500 n.Chr. in den Odin-zentrierten Mythen als zwei Boten des Tyr-Gudmund, zwei Jünglinge, zwei Brüder, zwei Pferde (die beiden Schimmel vor Tyrs Sonnen-Streitwagen), zwei Schlangen (Totengeister), zwei Zwerge (Totengeister), zwei Schmiede (sie schmieden im Jenseits Tyrs Schwert neu), zwei Zauberer (die Tyr-Söhne sind zauberkundig), zwei Raben (Seelenvögel) und als zwei Wölfe (Ulfhedinn-Krieger).
Die beiden Ziegenböcke vor Thors Wagen und die beiden Katzen vor Freyas Wagen sind Analogien zu den beiden Schimmeln vor dem Sonnen-Streitwagen des Tyr.
In Zaubersprüchen wurden manchmal Worte durch Verdoppelung verstärkt. Auch bei Grüßen findet sich oft der zweifache Gruß – entsprechend dem deutschen „Wie geht's? Wie steht's?“
In allen Kapiteln in diesem Buch über die Zahlen bei den Indogermanen, bei den jungsteinzeitlichen Völkern und bei den altsteinzeitlichen Völkern findet sich immer nur eine kleine Auswahl der betreffenden Zahlensymbolik, da diese Betrachtung über die mythologischen Bedeutungen der Zahlen sonst mehrere Bände umfassen müßte.
Der Dual kommt bei den Indogermanen in den Sprachen der folgenden Völker vor:
Germanen (siehe voriges Kapitel),
Kelten (Altirisch, Gälisch, Mittel-Walisisch),
Römer (Latein),
Balto-Slawen (Altkirchenslawisch, Mazedonisch, Polnisch, Bulgarisch, Litauisch, Tschechisch, Slovakisch, Ukrainisch, Niedersorbisch, Obersorbisch, Slowenisch, Serbokroatisch, Belarussisch),
Griechen (Altgriechisch, Cakavisch),
Indien (Sanskrit),
Persien (Avestisch).
Das prägnanteste Paar bei den Kelten ist der Göttervater, der wie bei den Germanen in einer Jenseits-Gestalt und in einer Diesseits-Gestalt auftritt. Der keltische Göttervater „Da“ (germanisch: „Tyr“; indogermanisch „Dhyaus“) ist im Diesseits der Gott „Dagda“, dessen Name „Tages-Göttervater“ im Sinne von „Sonnengott-Göttervater“ bedeutet. Im Jenseits ist er „Nuada“ (entspricht dem germanischen Tyr-Riesen in der Unterwelt), dessen Name „Wasser-Göttervater“ im Sinne von „Göttervater in der Wasserunterwelt“ bedeutet.
Bei den Griechen findet sich die „2“ als der Urgegensatz des Himmels („Uranos“) und der Erde („Gaia“), die gemeinsam u.a. alle Götter erschaffen haben.
Die „2“ findet sich jedoch auch in einer Vielzahl von Wesen und Dingen, von denen die meisten vermutlich das Paar „Diesseits und Jenseits“ darstellen.
Ein weiteres Paar sind die beiden Zeus-Söhne („Dioskuren“) Kastor und Pollux, die den germanischen Alcis entsprechen. Sie stammen alle von den beiden Rossen vor dem Streitwagen des Sonnengott-Göttervaters (Germanen: Tyr; Griechen: Zeus; Hethiter: Shiun usw.) ab.
Im indischen Rig-Veda sind Himmel und Erde das Urpaar, aus dem alles entstanden ist.
Ein weiteres Paar, das im Rig-Veda häufig erwähnt wird und sich bei so gut wie allen Völkern findet, ist „Tag und Nacht“. Dieses Paar scheint bei den Indern jedoch keine mythologische Funktion gehabt zu haben.