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DANA KILBORNE

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Beschreibung

3 Romane in einem Band zum Sparpreis!

Dieser Sammelband enthält die folgenden Jugendthriller:

Soul Catcher In der Kleinstadt Deveraux geht die Angst um, und auch Alyssa reagiert geschockt auf den tödlichen Unfall ihrer Mitschülerin Fallon. Als sich die unheimlichen Vorfälle in ihrer Clique häufen, wird schnell klar, dass mehr dahinterstecken muss. Irgendjemand hat es auf sie und ihre Freunde abgesehen, aber wer? Und warum? Zusammen mit ihrem besten Freund Declan macht sie sich auf die Suche nach dem skrupellosen Killer, von dem sie rein gar nichts wissen. Dann aber finden sie heraus, dass jedes Opfer ein Geschenk bekommen hat – ein Geschenk ohne Absender, aber mit einer furchtbaren Wirkung ...

Im Bann der Todeselfe
Cadie hat sich Hals über Kopf verknallt! Und zwar in den süßen Eddie, der erst seit ein paar Tagen an ihrer Schule ist. Doch kaum dass sie mit ihm zusammen ist, macht er auch schon wieder Schluss! Cadie versteht die Welt nicht mehr. Und irgendwie scheint Eddie auch krank zu sein. Er wird immer blasser, verstörter, und manchmal kommt er gar nicht mehr zur Schule. Was bedrückt ihn? Obwohl er Cadie so mies behandelt hat, will sie es herausfinden. Denn die verrückte Earie Alice faselt immer davon, dass er in Lebensgefahr schwebt und nur Cadie ihn retten kann - und zwar vor der Lhiannan Sídhe, einer bösen Elfe, die angeblich Eddies Lebensenergie raubt, um selbst jung und unsterblich zu sein ...

Das 13. Stockwerk
Imogen ist froh, als sie endlich einen Praktikumsplatz in einem Krankenhaus be-kommen hat. Sie möchte nämlich später unbedingt einmal Ärztin werden und hofft nun, so schon einmal die ersten Erfahrungen in der Richtung sammeln zu können. Und die Zeit im Krankenhaus beginnt dann auch gleich aufregend: So flirtet nicht nur der süße Chase mit ihr, der mit einem gebrochenen Bein auf ihrer Station liegt – nein: Auch der geheimnisvolle Junge aus dem 13. Stockwerk hat es ihr angetan. Sein Name ist Maddox, und er hat etwas an sich, mit dem er sie in seinen Bann zieht. Doch dann erfährt sie, dass es im Krankenhaus nur zwölf Etagen gibt. Und angeblich ist Maddox vor Monaten gestorben!

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Inhaltsverzeichnis

 

Soul Catcher

Im Bann der Todeselfe

Das 13. Stockwerk

Impressum

 

 

 

Dana Kilborne

Soul Catcher

 

 

 

1. KAPITEL

Fallon stand am Rand des Abgrunds und blickte in die Tiefe. Wind zerrte an ihrem blonden, schulterlangen Haar, und der Regen peitschte ihr hart ins Gesicht. Eine dichte, schwarze Wolkendecke hing tief und drohend am Himmel. Schon den ganzen Tag über goss es wie aus Kübeln, und Fallon war längst klatschnass, doch das kümmerte sie nicht. Sie stand nur reglos am Abgrund des alten Steinbruchs und starrte nach unten.

Sollte sie es wirklich tun? Sollte sie sie wirklich dort hinunter werfen? Aber warum eigentlich nicht? Dann war sie das Teil endlich los. Ein für alle Mal. Andererseits war es auch verrückt. Da fuhr sie spät am Abend hier zum alten Steinbruch hinaus, nur um diese Uhr loszuwerden. Aber was sollte sie denn machen?

Noch einmal sah sie das Kästchen an, das sie in der rechten Hand hielt. Die Wolkendecke riss auf, und das fahle Licht des vollen Mondes ergoss sich über das Areal. Für einen Moment war es fast taghell, obwohl es schon ziemlich spät war. Die Uhr war ziemlich alt, ein richtiges antikes Schätzchen, und es war auch keine einfache Armband- oder Wanduhr, sondern eine Spieluhr. Sie war etwa so groß wie ein Schmuckkästchen und bestand aus edlem, mattschimmerndem Holz, das am Deckel und auf der Vorderseite mit kleinen Blumen und Blüten dekoriert war. Wenn man den Deckel öffnete, sah man eine zierliche Tänzerin, die sich auf einem kleinen Sockel drehte, und im selben Moment begann die Melodie zu spielen.

Fallon hatte keine Ahnung, was das war. Irgendetwas Klassisches. Schubert oder Bach? Oder vielleicht Mozart? Sie wusste es nicht, kannte sich mit so etwas nicht aus, und es interessierte sie auch nicht. Dennoch wollte ihr die Melodie einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Kein Wunder, sie hörte sie ja ununterbrochen, seit sie diese verdammte Spieluhr besaß!

Normalerweise sollte die Melodie aufhören zu spielen, sobald man den Deckel wieder schloss. Nicht so bei dieser Spieluhr. Zuerst hatte Fallon es für einen Defekt gehalten und alles Mögliche ausprobiert. Erfolglos, die Melodie wollte einfach nicht verstummen. Dann aber hatte sie etwas festgestellt, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Denn ganz offenbar konnte außer ihr selbst niemand sonst die Musik hören. Wenn der Deckel geschlossen war, schien die Melodie nur für sie weiterzuspielen. Nur Fallon selbst konnte sie hören.

Inzwischen begann sie bereits langsam, an ihrem Verstand zu zweifeln. Was hatte sie schon alles versucht, diese Uhr loszuwerden! Aber was sie auch tat, es ging einfach nicht. Zuerst hatte sie das Teil einfach in den Mülleimer vor dem Haus geworfen. Als sie daraufhin zurück in ihr Zimmer kam und sah, dass die Uhr wieder auf ihrem Bett lag, hatte sie einen richtigen Schock bekommen. Dann war sie in die Werkstatt ihres Vaters gelaufen und hatte das verdammte Teil mit einem Vorschlaghammer demoliert. Doch ihre Erleichterung hatte nicht lange vorgehalten, denn als sie den Hammer an seinen Platz zurückgelegt und sich wieder zur Werkbank umgedreht hatte, war die Uhr wieder völlig intakt gewesen. Es war, als wäre die Uhr unzerstörbar.

Und jetzt? Jetzt stand sie hier am Steinbruch und wollte die Uhr den Abgrund hinunter werfen. Dabei musste sie doch einfach kaputtgehen. Oder wenigstens auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Oder vielleicht doch nicht?

Fallon wusste nicht, ob es überhaupt eine Möglichkeit gab, die Spieluhr loszuwerden, aber sie musste es wenigstens versuchen. Denn wenn sie diese verdammte Melodie noch länger hören musste, würde sie am Ende noch in der Klapsmühle landen.

Entschlossen holte sie aus, dann atmete sie noch einmal tief durch und schleuderte die Uhr in hohem Bogen von sich.

In dem Moment schob sich wieder eine große, dunkle Wolke vor den Mond, so dass sie nicht sehen konnte, wie die Uhr in die Tiefe fiel. Aber als Fallon nach einer Weile den leisen Aufprall und das Scheppern von Glas und Metall hörte, atmete sie erleichtert auf.

Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit. Keine Melodie war mehr zu hören, nicht der kleinste Laut.

Nichts! Nur das sanfte Prasseln des Regens und das Geräusch des Windes, der durch die Kronen der Bäume fuhr.

Fallon wollte es erst nicht glauben, aber nach und nach wurde ihr klar, dass sie es geschafft hatte. Ja, es gab keinen Zweifel: Die Spieluhr war zerstört, für immer und ewig kaputt.

Endlich!

Fallon fühlte sich, als sei eine zentnerschwere Last von ihr gefallen. Wie sehr hatte sie dieses Teil gehasst! Es hatte sie fertig machen wollen, doch damit war jetzt Schluss.

Mit einem befreiten Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Wagen. Als sie den alten Pontiac, für den sie zwei Sommerferien lang bis zum Umkippen gejobbt hatte, schließlich erreichte, konnte sie es irgendwie noch immer nicht so richtig fassen. Was hatte sie alles versucht, um diese verfluchte Uhr loszuwerden? Nichts hatte geklappt, doch jetzt war es soweit. Endlich war sie wieder frei!

Sie schwang sich hinters Steuer und startete den Motor. Es war ein Wunder, dass er sofort ansprang, in der letzten Zeit hatte er ständig Zicken gemacht. Aber manchmal hatte man einfach Glück, und heute war offenbar so ein Tag.

Fallon schaltete das Radio ein und suchte den Oldiesender, denn danach war ihr jetzt einfach. Sie wollte die Nacht und ihre neu gewonnene Freiheit genießen. Ja, zum ersten Mal seit einer ganzen Weile schien sie wieder richtig frei atmen zu können.

Sie fuhr los. Die Scheinwerfer ihres Wagens zerschnitten die Dunkelheit vor ihr, und die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren, um den Regenmassen Herr zu werden, was ihnen aber nur schwer gelang. Der Regen wurde immer stärker.

Fallon war noch nicht weit gekommen, als sie plötzlich stutzte. Was war das? Für einen Moment glaubte sie, die Melodie zu hören, die die Uhr immer gespielt hatte. Aber das war Quatsch, schließlich gab es die Spieluhr nicht mehr. Trotzdem war es seltsam. Im Radio lief irgendein Song von Elvis, und das klang nun gar nicht wie die Melodie. Na, wahrscheinlich phantasierte sie inzwischen wirklich schon bildete sich irgendetwas ein.

Doch da! Wieder hörte sie es. Hastig stellte sie das Radio leiser. Und tatsächlich! Es war die Melodie, die sie da hörte, kein Zweifel möglich. Und sie kam von …

Fallon wirbelte herum. Erschrocken riss sie die Augen auf, als sie die Spieluhr entdeckte. Sie lag auf der Rückbank des Wagens, war seltsamerweise in grelles Licht gehüllt – und zu Fallons grenzenlosem Entsetzen alles anderes als kaputt.

“Nein!”, schrie Fallon entsetzt. “Das kann doch nicht …”

In dem Moment blickte sie nach vorne – und zuckte zusammen, als sie erkannte, dass die Straße vor ihr eine scharfe Biegung machte. Geistesgegenwärtig riss sie das Lenkrad herum, doch es war zu spät.

Erschrocken schrie sie auf, als sie den Felsen sah, an dem ihr geliebter Pontiac nur einen Sekundenbruchteil später sein Ende fand.

Sie spürte den Aufprall, dann wurde es finster um sie herum.

Als ihr Herz aufhörte zu schlagen, verstummte auch die Spieluhr, die noch immer auf dem Rücksitz lag und keinen Kratzer abbekommen hatte.

 

*

Oh, arme kleine Fallon … Sie war doch noch so jung. Welch ein Jammer! Aber keine Angst, kleine Fallon, ein Teil von dir wird weiterleben. Dein Tod war nicht umsonst. Endlich habe ich, was ich von dir wollte. Es wird gut in meine Sammlung passen, da bin ich mir sicher.

Und bald schon sind deine Freunde an der Reihe. Sie sind auch alle noch so wunderbar jung …

Die nächsten Geschenke sind schon unterwegs. Bestimmt werden deine Freunde sich darüber freuen. Ich habe nur das Beste für sie ausgesucht.

Aber am meisten werde ich mich freuen. Hinterher, wenn die Geschenke ihren Zweck erfüllt haben.

Ich kann es kaum noch erwarten!

*

 

“Irgendwie ist das mit der Schülerzeitung doch total hirnrissig, findet ihr nicht?” Fragend sah Alyssa Cardasian ihre Freunde an. Es war große Pause, und sie standen etwas abseits von den anderen Schülern auf dem Schulhof. Es war ein ziemlich ungemütlicher Tag. Der Himmel war grau, zudem wehte ein starker Wind, und sicher würde es bald wieder anfangen zu regnen, nachdem es gestern schon den ganzen Abend und auch in der Nacht ununterbrochen gegossen hatte.

Shannon Cox, ein hübsches schlankes Mädchen mit rotem Haar, das ihm bis über die Schultern fiel, zuckte die Achseln. “Wieso meinst du? Ich finde es irgendwie aufregend, dass es jetzt endlich eine Schülerzeitung bei uns gibt. Und dass wir da mitmischen können, macht die ganze Sache doch noch viel besser. Das wird doch bestimmt ein Riesenspaß! Und spannend stelle ich mir so was auch vor.”

“Sehe ich auch so”, stimmte Mary-Ann Stears ihr zu. Mary-Ann war groß und schlank, hatte fast schon Modelmaße und war auch ziemlich stolz auf ihre Figur. Oft wirkte sie ein bisschen eingebildet, aber alles in allem war sie schwer in Ordnung. “Und wenn wir es richtig anpacken, wird das Ganze sicher ein Riesenerfolg.”

“Nee, ist klar.” Alyssa verdrehte die Augen. “Wie soll das denn ein Riesenerfolg werden bei den paar Schülern? Selbst die Lokalpresse hat doch hier im Ort zu knacken. Ich meine, sind wir doch mal ehrlich: Wenn sich irgendeiner in unserer tollen Stadt morgens die Tageszeitung holt und sie nach dem Lesen weitergibt, hat sie spätestens am Nachmittag der Letzte durch.”

“Ach, du siehst das mal wieder zu schwarz”, erwiderte Shannon. “Nur weil du im Moment eine Krise hast, kann man doch nicht jede Idee gleich verteufeln.”

Alyssa nickte. Irgendwie stimmte es ja schon, sie hatte im Moment tatsächlich eine Krise, zumindest so was in der Art. Aber im Moment ging ihr hier alles mächtig auf den Geist. Deveraux mochte eine hübsche, friedliche Stadt sein, aber gleichzeitig war es wohl auch der kleinste Ort in ganz Neuengland. Hier sagten sich Fuchs und Hase Gute Nacht, und hier war in etwa so viel los wie in einem Altenheim ohne Bewohner. Sicher, es gab schon ein paar Einrichtungen, die auch was für Kids waren: Eine Pizzeria, ein Diner und nicht zu vergessen den Cox Coffee Corner. Aber das war es dann auch schon, und da war es kein Wunder, dass sich viele der Kids schon ziemlich langweilten. Ohne Auto war man praktisch aufgeschmissen, denn die nächste größere Stadt lag zu weit entfernt, als dass man sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen konnte. Tagsüber ging es gerade noch, denn da fuhr wenigstens noch der Bus, aber abends … Mal mit Freunden ins Kino gehen (und zwar nicht die Nachmittagsvorstellung) war nur drin, wenn man eine fahrbaren Untersatz hatte. Und davon konnten Alyssa und ihre Freunde noch eine ganze Weile lang nur träumen.

Im Moment nervte es sie tierisch, dass sie praktisch an Deveraux gefesselt war. Solche Phasen hatte sie öfters. Doch das ging vorbei, und bald würde sie sich wieder mit dem Leben in Deveraux arrangieren. Aber so lange hatte sie doch wohl das Recht, von einem aufregenden Leben in der Großstadt zu träumen! Und dazu gehörte für sie auch, ein wenig aus dem öden Kleinstadtleben auszubrechen, was sie zurzeit tat, indem sie sich ziemlich untypisch stylte. Erst letzte Woche hatte sie ihr Haar mit dunkelblauen Strähnen versehen (um die Farbe zu bekommen, hatte sie extra bis nach Bangor fahren müssen), außerdem trug sie seit kurzem einen Nasenstecker (auch den hatte sie natürlich nicht in Deveraux bekommen). Ihre Mutter hatte das erlaubt, aber das war kein Wunder, denn seit Alyssas Vater vor fünf Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen war, erlaubte Mrs. Cardasian ihrer Tochter so gut wie alles.

Die anderen Erwachsenen in Deveraux hatten dafür nicht unbedingt Verständnis, jedenfalls starrten sie Alyssa seit ihrem Typwechsel an wie einen Alien. Die Kids nahmen das zum Glück etwas lockerer, insgeheim bewunderten sie Alyssa wohl für ihren Mut, sich so vor die Tür zu trauen. Als nächstes wollte Alyssa sich ein Bauchnabelpiercing machen lassen, aber dazu musste sie wohl erst noch eine Diät einlegen, dummerweise gehörte sie nämlich nicht zu den Schlanksten, was sie gehörig störte. Aber die Burger im hiesigen Diner waren einfach unwiderstehlich.

“Außerdem weiß ich gar nicht, was du hast”, sagte Mary-Ann. “Gut, du hast im Moment die Nase voll vom Kleinstadtleben. Aber denk doch mal nach: Wenn du in London, New York oder Los Angeles leben würdest, würdest du ihn garantiert nicht jeden Tag sehen!”

Alyssa sah in die Richtung, in die ihre Freundin deutete. Als sie Declan Brannagh erblickte, der mit ein paar anderen Jungs auf der anderen Seite des Schulhofs stand, nahm ihr Blick sofort einen verträumten Ausdruck an. Er war einfach nur total cool. Seine strahlend blauen Augen funkelten richtig, und er hatte ein echt süßes Grübchen am Kinn. Das kurze, dunkelbraune Haar sah immer ein bisschen aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gekommen, und obwohl er sich nicht großartig für Styling und Klamotten zu interessieren schien, sah er immer zum Anbeißen aus. Es war schwer zu beschreiben, aber irgendetwas ließ Declan erwachsener wirken als die meisten anderen Jungs an ihrer Schule.

Als er jetzt in ihre Richtung sah und ihr zulächelte, fing ihr Herz heftig an zu pochen, und sie hatte das Gefühl, tausend Schmetterlinge im Bauch zu haben.

Reiß dich bloß zusammen! wies sie sich selbst zurecht. Declan durfte auf keinen Fall etwas von dem komischen Gefühlschaos mitkriegen, das seit einiger Zeit in ihr tobte! Schlimm genug, dass Mary-Ann und die anderen offenbar schon etwas ahnten.

“Und?” Betont gelassen zuckte Alyssa die Achseln. “Declan ist mein bester Freund, okay. Aber deshalb …”

Ihre Freundinnen kicherten. “So, so, bester Freund also.” Mary-Ann schüttelte den Kopf. “Na, wer’s glaubt. Ich jedenfalls denke, dass du dir schon seit einer Weile etwas ganz anderes wünschst …”

“Na, was du mal wieder denkst! Aber jetzt lasst uns mal lieber wieder auf die Schülerzeitung zurückkommen”, sagte Alyssa rasch, um das Thema zu wechseln. “Was sollen wir denn da überhaupt schreiben? Ich meine, wir leben hier in Deveraux. Wenn irgendwo niemals etwas Aufregendes passiert, dann doch wohl hier!”

In dem Moment tauchte Aaron Rothman auf. Er war ziemlich dürr, hatte ein heftiges Akneproblem und zudem eine Vorliebe für rote Sweatshirts, die sich furchtbar mit seinem karottenroten Haar bissen. Weil er ein bisschen schräg aussah, hatte er es nicht leicht an der Schule. Alyssa mochte ihn trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb. Er war für sie so etwas wie ein kleiner Bruder, den sie beschützen wollte. Ein kleiner Bruder, der im Augenblick ziemlich außer Atem zu sein schien.

“Habt ihr schon gehört?”, fragte er aufgeregt. “Fallon … Sie … Sie ist …”

“Was ist mit Fallon?”, fragte Charlie genervt. “Hat ihr Daddy, unser geliebter Herr Bürgermeister, ihr wieder mal ‘ne Entschuldigung geschrieben, weil sie Migräne hat oder so?” Charlie mochte Fallon nicht, was Alyssa schade fand, weil sie mit der Tochter des Bürgermeisters total gut auskam.

Heftig schüttelte Aaron den Kopf. “Nein, das ist es nicht. Sie ist …”

“Ja, was denn nun?”, fragte Charlie ungeduldig. “Jetzt rück doch endlich raus mit deiner Neuigkeit!”

“Sie ist tot. Fallon ist tot!”

Alyssa hatte keinen Schimmer, wie sie nach Hause gekommen war. Sie lag auf ihrem Bett, starrte an die Decke und rührte sich nicht. Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und ihre Mom steckte den Kopf ins Zimmer.

“Ich habe dir einen Tee gemacht, Honey. Hast du vielleicht auch Hunger? Ich könnte dir eine Suppe machen oder vielleicht auch …”

“Lass mal, Mom. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur an Essen denke. Ich krieg jetzt echt nichts runter.”

“Aber den Tee trinkst du doch? Du musst schließlich wieder zu Kräften kommen, nach dem Schock, den du heute erlebt hast.” Ihre Mutter stellte die Teetasse auf den kleinen Nachttisch und setzte sich zu Alyssa ans Bett. “Es ist aber auch wirklich furchtbar. Was die armen Eltern des Mädchens wohl jetzt durchmachen? Es muss grausam sein, sein einziges Kind … Über so etwas darf ich gar nicht nachdenken!”

“Dann lass es doch am besten, Mom. Und um mich brauchst du dir auch keine Sorgen machen. Ich ruh mich noch ein bisschen aus, dann geht’s mir bestimmt auch schon wieder besser.”

“Wenn du meinst.” Mrs. Cardasian wirkte unschlüssig. “Aber bist du dir auch wirklich sicher, dass du ganz bestimmt nichts essen …?”

“Mom!”

“Ist ja schon gut. Also, ich gehe dann mal nach unten, in Ordnung?”

Als sie endlich wieder allein in ihrem Zimmer war, atmete Alyssa erleichtert auf. Sie liebte ihre Mutter total, daran gab es nichts zu rütteln – aber mit ihrer übertriebenen Fürsorge konnte sie einen halt schon ziemlich nerven. Schließlich war sie kein kleines Kind mehr!

Seufzend richtete Alyssa sich in ihrem Bett auf und blieb so sitzen. Kaum, dass sie allein war, dachte sie wieder an Fallon und spürte, wie ihr eine Träne über die Wange rollte. Irgendwie konnte sie es noch immer nicht fassen, dass Fallon tatsächlich tot sein sollte. Das alles kam Alyssa so unwirklich vor, so furchtbar unwirklich.

Sie griff in ihre Hosentasche und umfasste das Sturmfeuerzeug, das sich darin befand. Es war ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Er hatte es ihr kurz vor seinem Tod geschenkt und ihr gesagt, dass es sich bei dem Feuerzeug um ein Erbstück seines Vaters handelte und Alyssa es in Ehren halten solle. “Und solltest du einmal auf die Idee kommen, dir eine Zigarette damit anzustecken, denk immer daran, dass deinem Grandpa das gar nicht gefallen würde. Und mir übrigens auch nicht.”

So wollte er wohl verhindern, dass Alyssa jemals anfing zu rauchen. Heute aber hatte sie manchmal das Gefühl, dass er irgendwie ahnte, dass er nicht mehr lange zu leben hatte und ihr einfach etwas geben wollte, das sie immer an ihn erinnerte.

Nun, beides hatte geklappt. Immer, wenn sie das Feuerzeug sah oder es in ihrer Tasche fühlte, dachte sie an ihren Dad. Und bis heute hatte sie keine Zigarette angerührt, und sie schwor sich, dass sich das auch nie ändern würde. Rauchen war schließlich nicht nur uncool, sondern auch total ungesund.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als es wieder an der Tür klopfte.

“Mom, ich hab doch gesagt, dass …”, stöhnte Alyssa genervt, doch als sie sah, wer da jetzt tatsächlich den Raum betrat, erhellte sich ihre Miene schlagartig.

“Declan!”, rief sie begeistert aus. “Und Blink!”

Blink war Alyssas dreijähriger Hund, ein gutmütiger brauner Labrador, und stürmte jetzt lauthals bellend zu seinem Frauchen aufs Bett. Seinen Namen hatte er weg, weil Alyssa damals, mit zwölf, ein riesengroßer Fan von Blink-182 gewesen war. Heute bedauerte sie das arme Tier für seinen schrecklichen Namen, aber was sollte sie machen? Ändern konnte sie nichts mehr, schließlich hörte er jetzt auf den Namen.

“Wo kommt ihr denn her?”, fragte sie Declan, nachdem sie sich rasch die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte und jetzt ihren Hund kraulte, der dies hechelnd und mit heraushängender Zunge genoss.

“Blink und ich haben uns gedacht, dass wir mal eine Runde Gassi gehen, damit du dich ein bisschen ausruhen kannst.” Er musterte sie. “Geht’s denn wieder einigermaßen?”

Alyssa nickte. Jetzt erinnerte sie sich auch wieder, wie sie nach Hause gekommen war: Nachdem sich die Nachricht von Fallons Unfall an der Schule herumgesprochen hatte, war vom Direktor beschlossen worden, den Unterricht für heute zu beenden. Doch der frühe Schulschluss hatte für keine Jubelstimmung gesorgt. Das, was mit Fallon passiert war, hatte einfach jeden geschockt.

Da Alyssa nach der schrecklichen Neuigkeit richtig schlecht gewesen war, hatte Declan sie nach Hause gebracht, doch das hatte sie irgendwie gar nicht richtig mitbekommen. Jetzt war sie aber froh, dass er bei ihr war. In seiner Nähe fühlte sie sich total sicher. Das war schon immer so gewesen, seit einiger Zeit aber mehr denn je.

“Ich kann es noch immer nicht richtig glauben”, sagte Alyssa nach einer Weile leise. “Gestern war Fallon doch noch in der Schule, und heute …”

“Ich weiß, was du meinst. Ich kann es auch nicht fassen.” Declan nickte und setzte sich zu ihr ans Bett. Liebevoll legte er seine Hand auf die ihre. Sofort schlug Alyssas Herz höher.

“Weiß man denn überhaupt, wie das genau passiert ist?”

Declan hob die Schultern. “Ich habe eben von unterwegs noch mal Aaron vom Handy aus angerufen. Fest steht, dass Fallon mit dem Wagen verunglückt ist, aber der Sheriff ist sich noch nicht sicher, ob es wirklich ein Unfall oder vielleicht doch Selbstmord war.”

“Selbstmord? Der hat sie ja wohl nicht alle!”, stieß Alyssa aufgebracht aus. “Fallon und Selbstmord, das ist doch absurd!” Entschieden schüttelte sie den Kopf. Man konnte ihr ja viel erzählen, aber nicht so etwas! Sie hatte Fallon wohl besser gekannt als die meisten anderen Kids hier. Fallon war nicht bei jedem beliebt gewesen, was vor allem daran lag, dass viele sie für sehr arrogant hielten. Einige meinten, dass sie sich auf die Tatsache, dass ihr Vater der Bürgermeister des Ortes war, total viel eingebildet hatte, was aber überhaupt nicht stimmte. Im Gegenteil war ihr das sogar immer ziemlich unangenehm gewesen. Alyssa jedenfalls war immer spitzenmäßig mit ihr ausgekommen, und eines wusste sie ganz sicher: Niemals – wirklich niemals – hätte Fallon ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Dazu hatte sie viel zu sehr am Leben gehangen. Und welche Träume und Ziele sie gehabt hatte. Da war es doch total hirnrissig, an Selbstmord auch nur zu denken! “Nein, es muss ein Unfall gewesen sein”, murmelte Alyssa.

Declan nickte. “Das denke ich ja auch. Komisch ist aber, dass der Unfall ganz in der Nähe des Steinbruchs passiert ist. Und zwar ziemlich spät am Abend.”

“Am Steinbruch? Was hat sie denn da gewollt?”

“Genau das frage ich mich eben auch. Ich meine, du kanntest sie besser als ich, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass der Steinbruch zu Fallons bevorzugten Gegenden gehört hat. Und dann noch um diese Zeit.”

“Da hast du ganz sicher Recht. Mir kommt das ja auch seltsam vor.”

“Aber passt das nicht irgendwie ganz gut ins Bild? Ich meine, hat sich Fallon nicht in der letzten Zeit ohnehin ziemlich merkwürdig verhalten?”

Nachdenklich kniff Alyssa die Augen zusammen. “Jetzt wo du es sagst – ein bisschen komisch kam sie mir in der letzten Zeit wirklich vor. Irgendwie war sie immer so abwesend, und wenn ich mal bei ihr war, hat sie immer auf diese Spieluhr gestarrt, die da seit einiger Zeit in ihrem Zimmer stand. Total komisch, sag ich dir.”

“Was für eine Spieluhr?”

Alyssa hob die Schultern. “Keine Ahnung, die hat sie wohl vor kurzem geschenkt bekommen. Ich glaube, sie wusste nicht mal, von wem. War schon ziemlich merkwürdig. Na ja, ich hab sie jedenfalls mehrmals gefragt, was im Moment mit ihr los sei, aber sie hat immer nur gemeint, dass sie irgendwelchen Stress mit ihrem Vater habe. Und da habe dann auch nicht weiter nachgehakt. Hoffentlich war das kein Fehler.”

Declan winkte ab. “Mach dir da mal keinen Kopf, du warst schließlich nicht ihr Babysitter. Und wenn es ihr wirklich richtig dreckig gegangen wäre, hätte sie bestimmt mit dir darüber gesprochen und dich um Hilfe gebeten.”

“Klar. Aber das bringt uns jetzt kein Stück weiter. Andererseits – wenn es wirklich ein Unfall war, spielt es ja auch keine Rolle, was Fallon am Steinbruch wollte. Ändern können wir sowieso nichts mehr.”

“Eben.” Declan stand auf. “Und ich bin mir sicher, dass es sich tatsächlich um einen Unfall handelt. An Selbstmord glaube ich jedenfalls genauso wenig wie du.” Er sah sie unsicher an. “Sag mal, kommst du jetzt klar? Ich frag nur, weil ich gleich noch mit einem Kumpel verabredet bin. Ich meine, ich kann ihn auch anrufen und absagen, aber …”

Alyssa winkte ab. “Kein Ding, echt. Geh nur, ich komm schon zurecht.”

Als sie kurz darauf allein war, fragte sie sich, wieso ihre Gefühle in Declans Gegenwart in letzter Zeit bloß so verrückt spielten.

Vor ein paar Monaten war er noch nichts weiter als dein bester Freund. Und plötzlich verknallst du dich in ihn? Das ist doch verrückt!

Verrückt war es tatsächlich. Alyssa hatte schon im Sandkasten mit Declan gespielt, und all die Jahre über waren sie die besten Freunde gewesen. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass sie eines Tages mehr für ihn empfinden könnte als reine Freundschaft. Und jetzt war es doch passiert. Verrückt!

Aber darüber konnte sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Im Moment plagten sie erst einmal ganz andere Sorgen. Wieder dachte sie an Fallon. Sie hatte sich in der letzten Zeit merkwürdig verhalten, ja. Den genauen Grund dafür kannte Alyssa nicht. Vielleicht lag es wirklich daran, dass sie Stress mit ihrem Vater gehabt hatte. Aber was hatte sie dann gestern Abend am Steinbruch gewollt? Das konnte doch unmöglich etwas mit ihrem Vater zu tun gehabt haben.

Alyssa wusste es nicht. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mysteriöser kam ihr die ganze Sache vor. Steckte vielleicht doch mehr dahinter als ein gewöhnlicher, tragischer Unfall?

 

2. KAPITEL

Alyssa fühlte sich total elend. Die letzten Tage waren die Hölle für sie gewesen. Immer wieder hatte sie an Fallon denken müssen. Es fiel ihr schwer, den Tod der Freundin zu akzeptieren. So etwas machte sie nicht zum ersten Mal durch. Damals, nach dem Tod ihres Vaters, war es noch viel schlimmer gewesen. Aber inzwischen kam sie einigermaßen damit klar.

An diesem Morgen ging es ihr besonders schlecht. Zwar hatte sie schulfrei, obwohl es mitten in der Woche war, aber das hatte auch einen bestimmten Grund: Heute fand nämlich Fallons Beerdigung statt, und alle Schüler und Lehrer und überhaupt alle Einwohner von Deveraux würden dabei sein, um Abschied von dem jungen Mädchen zu nehmen.

Alyssa graute es schon davor, aber das ging ihr sicher nicht allein so. Da musste sie jetzt einfach durch, das war sie ihrer Freundin schuldig.

Nachdem sie sich angezogen hatte, ging sie nach unten zum Frühstücken, obwohl sie eigentlich gar keinen Hunger hatte. Aber etwas würde sie wohl essen müssen, sonst kippte sie nachher noch um.

Zu ihrer Überraschung traf sie nicht ihre Mutter in der Küche an, sondern Declan. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. “Hey”, sagte sie. “Was machst du denn hier?”

Auch er lächelte, und wie er so dastand, die Hände tief in den Hosentaschen vergaben, sah er einfach zum Anbeißen aus. “Ich wollte einfach mal nach dir sehen und dich gleich begleiten. Ich meine, immerhin sind wir Freunde, und ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich sein muss. Schließlich weiß ich, wie sehr du Fallon mochtest.”

“Danke, ist echt lieb von dir. Aber wo steckt denn eigentlich meine Mom?”

“Sie hat mich eben rein gelassen und gesagt, dass sie noch mal kurz zu euren Nachbarn wollte. Taucht bestimmt jeden Moment wieder auf.”

“Klar.” Sie setzte sich an den Tisch und begann, lustlos mit der Gabel in ihrem Frühstücksspeck herumzustochern. Wie immer hatte ihre Mutter alles ganz liebevoll hergerichtet, aber so sehr Alyssa sich auch bemühte, sie bekam einfach keinen Bissen runter.

“Willst du auch was?”, fragte sie Declan und trank einen Schluck Milch.

Der schüttelte den Kopf. “Nee, lass mal. Ich hab keinen Hunger.”

“Geht mir auch so.” Sie schob den Teller von sich weg und stand auf. Im selben Moment klopfte es an der Tür.

“Das wird sicher Mom sein”, sagte sie und eilte los. Aber als sie stürmisch die Haustür aufriss war da – niemand.

Verwirrt blickte sie nach rechts und links. Doch nichts. Kein Mensch war zu sehen. Seltsam. Sie wollte die Tür schon wieder schließen, als ihr Blick auf Fußmatte fiel, die vor der Tür lag und auf der groß und breit WELCOME geschrieben stand.

Dort lag – ein Paket. Es war länglich und besaß etwa die Form eines jener Pakete, in denen man Weinflaschen oder dergleichen verschickte, und es war komplett in schmutziges Packpapier eingeschlagen.

Alyssa runzelte die Stirn, bückte sich und nahm es auf. Oben auf dem Paket stand in großen Buchstaben und roter Schrift ihr Name.

Sonst nichts. Keine Straße, kein Ort, kein Absender.

Von wem ist das denn? fragte sie sich. Irgendwie kam ihr das Paket auch bekannt vor, doch sie kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken. In dem Moment klingelte im Haus das Telefon. Alyssa wirbelte herum und stürmte zum Apparat, der sich in der Küche befand. Es war so ein riesiger Wandapparat, total altmodisch, wie so vieles in Deveraux. Handys besaßen nur die Kids, die Erwachsenen konnten sich mit solchem “neumodischen Kram” nicht anfreunden, was sich wahrscheinlich auch nie ändern würde, wie Alyssa vermutete.

Sie nahm den Hörer ab und meldete sich. Es war ihre Mutter, die sie bat, mit Declan allein loszugehen, weil sie mit ihren Nachbarn nachkommen wollte, die ziemlich alt und nicht mehr so gut zu Fuß waren.

“Geht klar, Mom”, sagte Alyssa und hängte wieder ein. Sie warf einen Blick hinüber zu Declan, der sich inzwischen an den Tisch gesetzt hatte. “Können wir los?”, fragte sie. “Wir brauchen nicht auf meine Mom zu warten, sie kommt mit einem Nachbarehepaar nach.”

Declan nickte und sprang auf. “Klar, an mir soll’s nicht liegen.”

Erst jetzt fiel Alyssa auf, dass sie noch immer das Paket in der Hand hielt. Suchend sah sie sich um und verstaute es kurzerhand in der offenen Kammer neben der Spüle, in der sich seit Jahren allerlei Kram stapelte.

Wenige Augenblicke später verließ sie mit Declan das Haus. Als sie den Friedhof schließlich erreichten, hatte sie das seltsame Paket längst wieder vergessen.

Das Wetter passte zu der Stimmung, die an diesem Tag in ganz Deveraux herrschte, und war mit einem einzigen Wort zu beschreiben: trostlos.

Schwer hingen die grauen Wolken am Himmel, es regnete in Strömen, und immer wieder blitzte und donnerte es.

Kein gemütliches Wetter. Aber nach Gemütlichkeit war hier auch niemandem zu Mute. Dass heute ein Mädchen von gerade mal sechzehn Jahren beerdigt worden war, ging an keinem spurlos vorüber. Auch nicht an denen, die Fallon nicht so sehr gemocht hatten.

So war es auch nicht überraschend, dass Alyssa keineswegs überschwänglich begrüßt wurde, als sie zusammen mit Declan den Cox Coffee Corner betrat. Für gewöhnlich sah das ganz anders aus.

Nach der Beisetzung war Alyssa mit Declan noch ein wenig spazieren gegangen, und eigentlich hatte sie auch keine große Lust, noch etwas zu unternehmen, allerdings graute es ihr auch davor, allein zu Hause herumzusitzen und nachzugrübeln.

So hatte sie Declans Einladung auf eine heiße Schokolade auch gerne angenommen.

Ungewohnt war es trotzdem. Tobte sonst immer der Bär im ‘Cox’, war heute kein Gelächter und auch so gut wie keine angeregte Unterhaltung zu hören.

Alle hockten nur da und dachten an Fallon.

“Wollt ihr euch zu uns setzen?”, fragte Shannon, als sie an dem Tisch vorbeikamen, an dem sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Josie saß.

Alyssa hob die Schultern. “Klar, warum nicht.”

Sie setzten sich zu den beiden und bestellten heiße Schokolade.

“Total schlimm, was da mit Fallon passiert ist, findet ihr nicht auch?” Shannon war anzusehen, dass sie auch ziemlich fertig war. Sie und ihre Schwester waren nicht nur Gäste im ‘Cox’, ihren Eltern gehörte das Lokal, und da Fallon Stammgast hier gewesen war, hatte Shannon auch guten Kontakt zu ihr gehabt. Zwar waren sie nicht die besten Freundinnen gewesen, aber sie hatten sich gut verstanden.

Alyssa seufzte. “Ich kann es noch immer nicht glauben.”

“Vor allem will mir nicht in den Kopf, wie das passieren konnte”, sagte Shannon. “Klar, Fallon hatte ihren Führerschein erst vier Wochen, sie war noch keine geübte Fahrerin. Aber ich kapier auch nicht, was sie um die Zeit am Steinbruch gewollt hat.”

“Genau das haben wir uns auch schon gefragt.” Declan nickte. “Ein bisschen komisch war sie ja in der letzten Zeit schon, aber ob das was zu sagen hat?”

“Einige glauben ja noch immer an Selbstmord”, meinte Shannon. “Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, und der Sheriff hat diese Theorie ja inzwischen auch endgültig zu den Akten gelegt, aber manche wollen halt einfach nicht an einen Unfall glauben.”

“Ich dagegen kann nicht an Selbstmord glauben”, sagte Alyssa überzeugt. “Echt, das ist doch totaler Schwachsinn. Ausgerechnet Fallon!”

Die anderen nickten. Während Alyssa jetzt an ihrer Schokolade schlürfte und sich dabei fast die Zunge verbrannte, beobachtete sie, wie die kleine Josie mit ihrer Puppe spielte. Josie war sechs oder sieben Jahre alt, so genau wusste Alyssa das gar nicht, und sie schien regelrecht vernarrt in diese Puppe zu sein, behandelte sie irgendwie wie ein echtes Baby.

Alyssa runzelte die Stirn. Irgendetwas hatte diese Puppe an sich, das sie gewaltig störte. Bloß was? Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Diese Puppe sah vollkommen anders aus als die, die man aus Spielwarenläden kannte. Sie wirkte irgendwie total – echt. Ja, sie wirkte richtig menschlich, wie ein kleines Kind. Nur, dass sie sich eben nicht bewegte und auch nichts sagte. Außerdem schien die Puppe steinalt zu sein. Das Kleidchen, das sie trug, wirkte jedenfalls so, als stammte es aus dem letzten Jahrhundert.

“Ach, die Puppe!”, sagte Shannon lachend, als sie Alyssas Blick bemerkte. “Eigentlich gehört sie ja mir.”

“Dir?” Überrascht sah Alyssa sie an. “Sag bloß, du hast als Kind auch schon damit gespielt?”

“Nee, das nicht. Ich habe sie ja auch erst seit ein paar Tagen. War ein Geschenk.”

Jetzt verstand Alyssa gar nichts mehr. “Jemand hat dir eine Puppe geschenkt? Wer kommt den auf so eine Idee? Und vor allem warum? Ich meine, aus dem Alter, in dem Mädchen mit Puppen spielen, bist du ja wohl schon ein paar Jahre raus.”

“Frag mich was Leichteres, ich hab keine Ahnung. Eines Tages lag sie einfach vor meiner Tür, als ich von der Schule kam. Natürlich nicht so, sondern in einem Paket verpackt”, fügte sie hinzu.

Alyssa horchte auf. Automatisch musste sie an das Paket denken, das ihr von jemandem vor die Tür gelegt worden war. Was es damit wohl auf sich hatte? Sie musste unbedingt nachschauen, was drin war, wenn sie wieder zu Hause war.

“Jedenfalls hat diese Puppe ganz fürchterlich gestunken”, fuhr Shannon fort. “So richtig moderig … igitt, ich darf gar nicht daran denken. Ich hab das Teil dann sofort mit Tonnen von Deo und Raumspray eingesprüht, jetzt ist es zwar besser, aber so ganz weg ist der Gestank noch immer nicht.”

“Aber was sollst du mit einer Puppe?”, fragte Alyssa kopfschüttelnd.

“Hab ich mich auch gefragt und sie kurzerhand meinem Schwesterchen geschenkt. Und wie ihr seht, ist Josie total happy mit ihrer neuen Freundin.”

Da sprang Josie von der Bank auf. “Emma und ich müssen mal aufs Klo”, sagte sie und verschwand in Richtung der Restrooms.

“Sogar zum Pinkeln nimmt sie ihre heißgeliebte Puppe mit”, kicherte Shannon amüsiert. “Na ja, so sind Kinder halt.”

“Sind hier noch Plätze frei?”, fragte in dem Moment Mary-Ann, die zusammen mit Aaron Rothman an den Tisch trat. Für gewöhnlich kamen die zwei nicht sonderlich gut miteinander aus, Mary-Ann hielt sich aufgrund ihres Aussehens gerne mal für was Besseres, und Aaron war nun mal kein Blickfang, aber heute war alles irgendwie anders.

“Wir können gern noch auf der Bank zusammenrutschen”, sagte Shannon, doch Alyssa schüttelte den Kopf. “Lass mal, ich wollte mich sowieso auf den Weg machen. Mir reicht’s für heute.” Sie warf einen Blick zu Declan. “Kommst du mit?”

Er nickte. “Klar.”

Sie standen auf und gingen los.

“Weißt du was, Emma? Die anderen sind alle total doof. Aber dich, dich mag ich. Du bist cool. Viel cooler als alle anderen!”

Strahlend blickte Josie die kleine Puppe an, so, als erwartete sie eine Antwort. Doch natürlich kam keine Antwort. Es war ja schließlich nur eine ganz normale Puppe.

“Ach, wenn du doch nur sprechen könntest, Emma. Dann könnten wir zwei jede Menge Spaß zusammen haben. Wenn du meine beste Freundin sein könntest, das wäre toll.”

Keine Antwort.

Josie schlug die Augen nieder. “Schade, dass das nicht geht. Überhaupt geht alles Schöne irgendwie nie. Ich finde das total blöd. Warum muss alles so sein, wie es ist? Das ist doch langweilig!”

Erschrocken zuckte sie zusammen, als ein greller Blitz die kleine Kabine erhellte, in der sie auf dem Toilettendeckel hockte. Sie war vorhin nicht aufs Klo gegangen, weil sie mal musste, sondern will sie allein mit ihrer Puppe sein wollte. Ihre Schwester und deren Freundinnen nervten sie im Moment total an. Seitdem dieses Mädchen – Fallon – gestorben war, waren alle so komisch drauf. Keiner war mehr lustig. Darauf hatte Josie keine Lust.

Unwillkürlich blickte sie nach hinten, wo sich über ihr das kleine Fenster befand. Es war geöffnet, und durch den Wind schlug es immer wieder gegen die Wand. Der Donner, der nun folgte, ließ Josie erneut zusammenzucken.

Sie hatte Angst vor Gewittern und hoffte, dass es bald vorbei war.

Jetzt blickte sie wieder auf ihre Puppe und stellte fest, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war anders als sonst. Und da, jetzt sah sie es: Es waren die Augen der Puppe. Sie begannen von innen heraus zu leuchten, erst ganz schwach, dann immer stärker. Es war, als ob ihnen mit einem Mal unheimliches Leben eingehaucht worden war.

Gleich darauf begannen sich auch die Lippen zu bewegen.

“Sei nicht so traurig, Josie”, sagte die Puppe mit heller, piepsiger Stimme. “Vielleicht kann sich dein Wunsch doch erfüllen.”

Josies Miene erhellte sich. “Im Ernst?”

“Wenn du mir versprichst, von heute an alles zu tun, was ich dir sage, will ich ab sofort deine beste Freundin sein.”

Einen Moment lang überlegte Josie. Sie war jetzt doch sehr überrascht. Wie konnte das sein?

Dann legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. “Versprochen!”, sagte sie glücklich und drückte die Puppe eng an sich.

“Fandest du nicht, dass sich Shannons Schwester irgendwie merkwürdig verhalten hat?”, fragte Alyssa. Sie und Declan hatten das ‘Cox’ vor ein paar Minuten verlassen und gingen jetzt langsam nebeneinander her. Der Himmel war noch immer grau, es wehte auch noch ein ordentlicher Wind, aber immerhin hatte es inzwischen aufgehört zu regnen. “Ich meine, wie sie die ganze Zeit diese komische Puppe angestarrt hat, das war doch echt zum Abgewöhnen.”

Declan lachte. “Mädchen in dem Alter sind halt so, das müsstest du doch eigentlich wissen.”

“Von wegen!”, protestierte sie und schüttelte entschieden den Kopf. “Ich habe überhaupt nie mit Puppen gespielt, für so was hab ich mich nie interessiert, aber das weißt du ja wohl genauso gut wie ich.”

“Stimmt, stattdessen hast du lieber mit mir im Sandkasten Kuchen gebacken”, frotzelte er.

“Genau, aber meine waren viel leckerer als deine!”

Sie schlenderten über die Einkaufsstraße von Deveraux. Was man hier halt so Einkaufsstraße nannte. Es gab einen Bäcker, einen Eisenwarenladen, eine kleine Post und den Lebensmittelladen von Mrs. Heavensgate, in dem man aber auch allen möglichen anderen Kram bekam. Außerdem gab es seit neuestem ein kleines Antiquitätengeschäft mit allerlei verstaubtem Kram im Schaufenster. Allerdings schien der Laden ständig geschlossen zu haben, zumindest hatte Alyssa ihn noch nie geöffnet gesehen, was aber nichts heißen musste, da sie sich hier nicht allzu oft aufhielt.

Als sie Alyssas Zuhause schließlich erreichten, blieben sie vor der Tür stehen. “Meinst du, du kommst klar?”, fragte Declan. “Ich meine, der Tag war ja nicht gerade einfach, und ich kann mir vorstellen, wie sehr du Fallon vermisst. Das muss echt ganz schön hart für dich sein.”

Alyssa lächelte. Sie fand es total süß, dass er sich solche Gedanken um sie machte. “Klar, leicht ist es nicht gerade, aber keine Angst, ich werde mich schon nicht hängen lassen. Erstens gibt es Leute, die ihr noch viel näher standen als ich, denen es jetzt sicher richtig dreckig geht, und zweitens hätte Fallon ganz bestimmt nicht gewollt, dass ich mich ihretwegen fertig mache.”

“Ich finde es toll, wie stark du bist.” Er sah sie an, und einen Moment schwiegen beide. Dann schoss er plötzlich vor und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Alyssa blieb für einen Moment die Luft weg. Ihr wurde ganz schwindelig, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

“Ich muss dann los”, haspelte er anschließend, und sie bemerkte, dass er rot anlief. “Bis später.”

Hastig drehte er sich um und ging davon. Alyssa hatte das Gefühl, dahin zu schmelzen. Die Knie wurden ihr total weich, hätte sie sich nicht an der Tür anlehnen können, wäre sie wahrscheinlich einfach umgekippt. Und dann dieses Kribbeln, das sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten schien … es war einfach unglaublich!

Mit vielem hatte sie gerechnet – aber nicht damit. Wow, dachte sie begeistert, das war der pure Wahnsinn!

Als sie Declan jetzt hinterher schaute und dann ins Haus ging, hatte sie noch immer das Gefühl, seine Lippen auf ihrem Mund zu spüren. Wie gut sie sich angefühlt hatten! Und wie gut er gerochen hatte. Er hatte kein Eau de Toilette benutzt, da war Alyssa sich ziemlich sicher. Es war der ihm eigene Duft gewesen, der so berauschend auf sie gewirkt hatte. Alyssa war völlig hin und weg. Sie fühlte sie sich leicht wie eine Feder und hatte das Gefühl, zu schweben.

An das Paket, das noch immer unausgepackt in der Küchenkammer lag, verschwendete sie natürlich keinen Gedanken mehr.

 

*

Hab ich’s mir doch gedacht, dass es eine gute Entscheidung war, in dieses Dorf zu kommen. Deveraux scheint ein richtiges Paradies für jemanden wie mich zu sein. So viele wunderbare Opfer – und keiner ahnt etwas von meiner Existenz. Wie herrlich naiv die Leute hier doch sind. Könnte wirklich nicht besser laufen im Moment, auch wenn ich natürlich erst ganz am Anfang stehe. Aber Geduld braucht man halt immer als Sammler.

Vor allem, wenn man so etwas Wertvolles sammelt wie ich …

3. KAPITEL

Mary-Ann stützte sich mit den Händen am Waschbeckenrand ab und guckte in den Spiegel. Das Gesicht, das ihr entgegenblickte, war schön, und Mary-Ann wusste es. Sie war stolz darauf, das hübscheste Mädchen in ganz Deveraux zu sein. Stolz darauf, dass alle Jungs heimlich von einem Date mit ihr träumten. Stolz auf ihre makellose Figur und die endlos langen Beine. Natürlich war ihr Aussehen ihr wichtig, welchem fünfzehnjährigen Mädchen wäre das schon gleichgültig? Doch im Gegensatz zu den meisten Mädchen ihres Alters war Mary-Ann klar, dass ihre Schönheit der Schlüssel zu einem neuen Leben sein könnte. Einem besseren Leben. Schon lange träumte sie davon, einmal als großes Model Karriere zu machen.

Aber so lange sie an dieses Kaff gefesselt war, konnte sie diese Träume vergessen. Hier lief überhaupt nichts, und am liebsten hätte Mary-Ann einfach ihre Koffer gepackt und wäre nach New York oder L. A. gegangen. Dummerweise hatten ihre Eltern da auch noch ein Wörtchen mitzureden, und die wollten nun mal, dass sie zuerst die Schule zu Ende machte. So richtig abgefunden hatte sie sich damit zwar noch nicht, doch was blieb ihr anderes übrig? Weg konnte sie hier erst, wenn sie volljährig war, und bis dahin war es noch eine ganze Weile hin.

Und solange konnte sie nichts anderes machen, als sich den Wünschen ihrer Eltern zu fügen und zu hoffen, dass in ein paar Jahren der Zug nicht längst für sie abgefahren war.

Seufzend verließ sie das Badezimmer. In der Küche schnappte sie sich ihre Brotbox, die ihre Mutter vorbereitet hatte, bevor sie zur Arbeit gegangen war, und stopfte sie in ihren Rucksack. Meistens ließ sie die Sandwiches in irgendeinem Mülleimer verschwinden, denn wenn sie wirklich eines Tages ihr Ziel erreichen wollte, durfte sie kein Gramm zuviel auf den Rippen haben. Da war man bei den Modelagenturen sofort unten durch, und das wollte Mary-Ann natürlich nicht riskieren.

Dass sie so sehr auf ihre Figur achtete, dass sie sogar ihre Pausenbrote in den Müll warf, durften ihre Eltern natürlich nicht mitkriegen, sonst veranstalteten sie ganz sicher einen riesigen Aufstand.

Mary-Annes Blick fiel auf die große Wanduhr in der Küche. Verdammt, sie war tierisch spät dran. Zwar interessierte sie die Schule ohnehin nicht sonderlich, schließlich brauchte man als Model keine Mathekenntnisse, aber sie hatte auch keine Lust auf Ärger, und den würde es ganz sicher geben, wenn sie schon wieder zu spät kam.

Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und stürmte aus dem Haus.

Draußen wäre sie fast über das kleine Paket gestolpert, das direkt vor der Tür mitten im Weg lag.

“Was zur Hölle?!”, schimpfte sie aufgebracht. “Welcher Idiot legt denn hier ein Paket hin? Da kann man sich ja den Hals brechen!”

Stirnrunzelnd sah sie sich nun das Paket genauer an. Es war an sie adressiert, allerdings war nirgends ein Absender zu finden. Komisch, dachte sie, wer sollte mir denn etwas schicken?

Sie ging zurück in die Küche, setzte sich an den Tisch und öffnete das Paket. Jetzt würde sie ganz sicher zu spät zum Unterricht kommen, doch plötzlich war ihr das völlig gleichgültig. Dieses Paket war wesentlich interessanter. Was soll das denn? fragte sie sich verwundert, als sie den Inhalt betrachtete: einen hübsch verzierten Handspiegel, der mit einer dicken Schicht aus Staub überzogen war.

Igitt, das Teil ist ja uralt. Wer sollte mir denn so einen Schrott …? Plötzlich erhellte sich ihre Miene. Brian! Bestimmt hat Brian mir das Paket vor die Tür gelegt!

Wenn sie an Brian dachte, schlug ihr Herz sofort höher. Er war zwei Jahre älter als sie und der Star der Footballmannschaft an der High School. Sämtliche Mädchen in Deveraux standen auf ihn, und am liebsten hätte Mary-Ann all ihren Konkurrentinnen der Reihe nach die Augen ausgekratzt, denn niemand außer ihr sollte ihn haben. Er war einfach der perfekte Freund für sie!

Mary-Ann machte auch keinen Hehl daraus, dass sie es auf Brian abgesehen hatte. Wahrscheinlich war sie auch deshalb nicht bei allen beliebt, und sicher auch, weil sie nun mal ziemlich gut aussah und auch nicht mit ihren Reizen geizte. Aber was die anderen von ihr hielten, war ihr egal.

Die konnten sie mal.

Klar, es gab auch Kids, mit denen sie gut auskam. Alyssa und Shannon waren echt okay, mit denen hatte sie noch nie wirklich Stress gehabt. Und auch mit Fallon war sie eigentlich gut klargekommen.

Aber sonst …

Sie betrachtete den Spiegel genauer. Ob er wirklich von Brian stammte? Er wusste, dass sie auf ihn stand, doch bisher hatte er sie noch nicht um ein Date gebeten. Ob er ihr mit diesem Geschenk zeigen wollte, dass er sie mochte?

Aber wieso musste es ausgerechnet so ein uraltes Teil sein? Das passte doch überhaupt nicht zu ihm. Ob es doch von jemand anderem war?

Sie schüttelte den Kopf. Nein, ganz sicher war es von Brian. Er hatte bestimmt nach etwas total Kostbarem für sie gesorgt, und kostbar war dieser Spiegel sicher.

Alt und kostbar.

Verträumt schloss sie die Augen. Brian war ja so süß! Kein Wunder, dass alle Mädchen auf ihn abfuhren …

 

*

“Was soll ich machen?” Mit ungläubigem Blick starrte die kleine Josie ihre geliebte Puppe an. “Meinst du das echt?”

Langsam bewegte die Puppe ihre Plastiklippen. “Natürlich, Josie, es ist mein voller Ernst. Wirst du mir den Gefallen tun?”

“Aber dann … dann tut sich bestimmt jemand weh!”

“Du hast mir aber versprochen, alles zu tun, was ich von dir verlange, schon vergessen? Und ein Versprechen muss man einhalten.”

“Ja, schon.” Josie überlegte. “Aber ich will nicht, dass sich jemand wehtut. Nein, ich kann das nicht tun!”

“Dann will ich auch nicht mehr deine beste Freundin sein!”

“Aber du hast doch gesagt …”

“Denk an dein Versprechen!”

“Ja, schon gut.” Seufzend senkte Josie den Blick. “Aber ich weiß doch gar nicht, wie so was geht.”

“Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Ich erkläre dir alles ganz genau. Also, soll ich weiter deine beste Freundin bleiben?”

Hastig nickte Josie.

“Versprichst du mir dann auch, mir meinen Wunsch zu erfüllen?”

Wieder nickte das Mädchen, wenn auch zögerlicher.

“Gut, dann werde ich dir jetzt alles erklären.”

Aufmerksam hörte Josie zu, was die Puppe ihr sagte. Sobald alles gesagt war, verschwand das unheimliche Leben aus dem Körper der Puppe wieder.

Und Josie machte sich auf den Weg, um ihren Teil der Abmachung zu erfüllen.

 

*

“Ich hab noch mal über unser Gespräch von neulich nachgedacht”, sagte Shannon und blickte erst Alyssa, dann Declan an. “Mir will echt nicht in den Kopf, was Fallon so spät noch am Steinbruch gewollt hat.”

“Mich lässt diese Sache auch nicht los.” Alyssa nickte. Die Freunde hatten sich nach der Schule wie so oft im Cox Coffee Corner versammelt, und inzwischen war die allgemeine Stimmung hier schon wieder etwas lockerer. Was mit Fallon passiert war, war schlimm, aber nach und nach kehrte die Normalität in den kleinen Ort zurück, was auch gut so war. Schließlich musste das Leben weitergehen. “Ich kannte Fallon doch auch ziemlich gut. Es passte ganz einfach nicht zu ihr, mitten in der Nacht in eine so einsame Gegend zu fahren.”

“Und wenn sie eine Verabredung hatte?”, überlegte Declan laut.

Alyssa lachte freudlos auf. “Du meinst ein Date? Am Steinbruch? Na, da gibt es ja wohl romantischere Plätze, oder findest du nicht?”

“Außerdem hat sie nie was von einem Jungen erzählt, auf den sie stand”, fügte Shannon hinzu.

“Eben. Allerdings war sie in der letzten Zeit auch ziemlich schweigsam. Sie war irgendwie total anders als sonst.”

“Ist mir auch aufgefallen.” Shannon verzog das Gesicht, als sie an ihrem Erdbeershake nippte. “Na, der war hier auch schon mal besser. Ich muss dringend mal ein ernstes Wörtchen mit meinen Eltern sprechen. Aber um auf Fallon zurückzukommen: Vor allem ihre panische Angst vor Uhren fand ich mehr als komisch.”

“Vor Uhren?”, fragten Alyssa und Declan wie aus einem Mund. Verständnislos blickten sie Shannon an.

Die nickte. “Klingt verrückt, was? Aber in den letzten Wochen vor … na, vor ihrem Tod halt, da war sie total merkwürdig. Wenn sie hier saß und die Standuhr da hinten geschlagen hat, ist sie total zusammen gezuckt. Auch, wenn irgendjemand nur auf seine Armbanduhr geblickt hat, hat sie schon einen Schreck bekommen. Einmal sagte sie, dass alle Uhren böse sind. Und sie hat auch mal von irgendeiner Melodie gesprochen, die nicht mehr aufhört zu spielen. Na ja, ich geb zu, dass ich mir keinen großen Kopf deswegen gemacht hab. Sicher, ich hab mich schon gefragt, ob sie jetzt ‘nen Knall oder so was hat, aber sie wirkte auch immer ziemlich übernächtigt, und so hab ich mir halt gedacht, dass es vielleicht daran liegt. Hätte ich mich doch bloß mehr um sie gekümmert, dann …”

“Quatsch!” Alyssa winkte ab. “Das hätte gar nichts geändert. Vor allem: Wer sagt dir denn, dass ihre komische Uhren-Phobie und ihr Tod irgendwie zusammenhängen? Ich kann mir sowieso nicht …” Sie stutzte. “Moment mal, Leute.”

“Was ist?” Gespannt sahen Shannon und Declan sie an. “Ist dir etwas eingefallen?”

“Die Spieluhr”, sagte Alyssa nachdenklich und sah Declan an. “Ich hab dir doch schon mal erzählt, dass seit einiger Zeit eine Spieluhr in Fallons Zimmer stand.”

“Stimmt. Du sagtest, dass Fallon sie immer ganz komisch angesehen hat.”

“Genau. Fast so, als hätte sie Angst vor der Uhr.” Rasch schüttelte sie den Kopf. “Aber sicher hab ich mir das nur eingebildet.”

“Wartet mal”, rief Shannon und sprang auf. “Ich glaub, ich hab da was. Bin gleich wieder da.”

Seufzend trank Alyssa einen Schluck von ihrer Diet Coke. Beiläufig beobachtete sie, wie Shannons Schwester Josie in einer Ecke des ‘Cox’ mit ihrer komischen Puppe spielte.

Alyssa schauderte. Sie mochte die Puppe nicht. Rasch wandte sie den Blick ab und sah lieber wieder Declan an. Seit er sie vor ein paar Tagen auf den Mund geküsst hatte, waren sie sich nicht mehr näher gekommen, und sie hatten auch kein Wort mehr darüber verloren. Irgendwie war beiden der Vorfall total unangenehm, schließlich waren sie doch super gute Freunde. Trotzdem konnte Alyssa seitdem nur noch daran denken, wie toll sich seine Lippen angefühlt hatten, und sie wusste ja schon seit einiger Zeit, dass sie plötzlich mehr für Declan empfand als früher. Ob es bei ihm jetzt auch so war? Oder betrachtete er sie weiterhin als eine gute Freundin, während sie immer dann, wenn er sie ansah, das Gefühl hatte, tausend Schmetterlinge im Bauch zu haben? Aber warum sollte er sie dann geküsst haben? Vielleicht nur, um sie zu trösten, wegen Fallon? Ach, warum musste auch immer alles so schrecklich kompliziert sein, sobald es um Jungs ging?

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Shannon zurückkam.

“Hab ich’s doch gewusst!”, rief sie triumphierend und legte eine Zeitung auf den Tisch. “Ein Glück, dass meine Mom nur Zeitungen wegwirft, die älter als einen Monat sind.

Interessiert lasen Alyssa und Declan den Artikel, auf den Shannon deutete. Es handelte sich um einen Bericht über Fallons tragischen Unfall, aber zunächst wollte Alyssa nichts Besonderes auffallen. Doch da! Jetzt entdeckte sie es auch:

“… in dem Unglückswagen befand sich zudem eine sehr alte und äußerst kostbare Spieluhr, die zwar nicht mehr funktionierte, aber trotz des schweren Aufpralls keinerlei äußerlichen Schaden genommen hatte.”

Halblaut hatte Alyssa den Text vorgelesen, jetzt runzelte sie die Stirn. “Sie hatte das Teil bei sich?”, fragte sie irritiert.

“Sieht jedenfalls ganz so aus”, erwiderte Declan.

“Aber warum? Was wollte sie mit dieser komischen Spieluhr am Steinbruch?” Alyssa schüttelte den Kopf. “Wenn ihr mich fragt, das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Ich versteh das einfach nicht. Fallon war doch sonst nie so seltsam drauf. Ich …”

“Riecht ihr das auch?”, unterbrach Declan sie. Fragend sah Alyssa ihn an. “Was meinst du?”, wollte sie wissen, doch in dem Moment merkte auch sie, dass es hier plötzlich ganz seltsam stank.

“Gas!”, rief Declan und sprang auf. “Hier riecht’s nach Gas!”

Im nächsten Moment brach die Hölle los.

Die Leute sprangen von ihren Stühlen, sahen sich hektisch um, einige schrien, und als endlich jeder begriffen hatte, was los war, gab es ein heilloses Durcheinander.

“Ich rufe Hilfe”, sagte Shannon und nahm ihr Handy aus der Tasche.

In der Zwischenzeit rannten alle zum Ausgang des ‘Cox’, wollten so schnell wie möglich raus und sich in Sicherheit bringen, doch in ihrer Panik liefen sich alle nur gegenseitig auf den Füßen herum.

“Bleibt ruhig, Leute!”, rief Declan laut. “Unnötige Panik nutzt jetzt keinem! Am besten ist es, wenn alle ganz ruhig auf den Ausgang zugehen.”

“Und denkt auch an den Notausgang hinten!”, fügte Alyssa hinzu.

Der Einsatz der beiden zeigte Wirkung. Die Besucher des Lokals (vorwiegend Kids, aber auch ein paar Erwachsene) teilten sich jetzt auf und gingen auf den normalen, aber auch auf den Notausgang zu, wodurch alles etwas schneller ging und das Chaos etwas nachließ. Alyssa und Declan halfen noch einem alten Ehepaar, das nicht sehr gut zu Fuß war, und als schließlich alle das Café verlassen hatten, stürmten auch sie nach draußen.

Zum Glück kam dann auch bald die Feuerwehr. Die Männer stürmten sofort ins Gebäude, um nachzusehen, ob sich noch irgendwer dort aufhielt, und natürlich, um auf die Suche nach der Ursache des Gasgeruchs zu gehen. Alle, die sich jetzt draußen befanden, mussten so weit zurücktreten, dass keine Gefahr mehr bestand, sollte es zu einer durch das Gas ausgelösten Explosion kommen. Das Gebäude wurde mit gelbem Band abgesperrt, und hinter diesem Band mussten alle bleiben.

“Meint ihr, das ‘Cox’ fliegt gleich echt noch in die Luft?”, fragte Aaron Rothman. Der pickelige Junge bemühte sich, lässig zu klingen, was ihm aber nicht sonderlich gut gelang.

Declan zuckte die Achseln. “Da kann schon ein einziger Funke genügen. Aber zum Glück ist die Feuerwehr ja so schnell gekommen, die werden schon das Schlimmste verhindern.”

Gespannt beobachteten alle Umstehenden das Gebäude. Shannon machte sich auf die Suche nach ihren Eltern und ihrer Schwester. Im Gewühl hatte sie vorhin völlig die Orientierung verloren. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass Josie bei ihren Eltern gewesen war, und dass die mit ihr durch den Hinterausgang verschwunden waren, doch als ihre Eltern jetzt ohne das Mädchen auf sie zukamen, ahnte sie Schreckliches.

“Shannon!”, rief ihre Mutter aufgebracht. “Mein Gott, Shannon, weißt du, wo deine Schwester ist? Wir konnten sie nirgendwo finden. Wir hofften, sie ist bei dir …”

Heftig schüttelte Shannon den Kopf. “Ich dachte, sie ist bei euch.”

“Oh mein Gott!” Mrs. Cox wurde kreidebleich. Shannon nahm sie in die Arme und sprach beruhigend auf sie ein, während ihr Vater schon zum Haus wollte, um nach Josie zu suchen, aber von einem Feuerwehrmann aufgehalten wurde.

“Sie können da jetzt nicht rein, Sir.”

“Aber meine Tochter! Ich muss meine Tochter suchen!”

“Wenn wirklich noch eine Person im Haus ist, werden meine Kollegen sie finden und sich um sie kümmern. Aber Sie müssen jetzt vernünftig sein, Sir. Niemand außer uns darf jetzt mehr in das Gebäude!”

Mr. Cox blieb nichts anderes, als die Anweisungen des Feuerwehrmannes zu befolgen, auch wenn ihm anzusehen war, wie schwer ihm das verständlicherweise fiel. Alyssa entging natürlich nicht, wie fertig das Ehepaar mit den Nerven war, und half ihrer Freundin so gut sie konnte, ihre Eltern zu beruhigen.

Inzwischen kamen auch immer mehr Schaulustige an. Alyssa mochte so etwas nicht. Wenn ein Unglück passierte, war das immer schlimm genug, und sie verstand einfach nicht, dass manche Menschen nichts anderes zu tun hatten, als zu gaffen. Ganz besonders schlimm war so etwas dann, wenn die Schaulustigen noch den Rettungsmannschaften im Weg herumstanden, was hier glücklicherweise nicht der Fall war.

Ein Raunen ging durch die Menge, als einer der Feuerwehrmänner wieder aus dem Gebäude kam. Er trug ein kleines Mädchen bei sich, das eine Puppe im Arm hielt.

“Josie!”, riefen Shannon und ihre Eltern und rannten los. “Mein Gott, Josie!”

 

*

Heute bin ich nicht zufrieden.

Ganz und gar nicht.

Ich hatte ja nichts dagegen, dass diese Shannon das Geschenk weitergibt. Ihre Schwester ist schließlich noch jünger, ihre Seele noch reiner. Sie wäre ideal gewesen.

Aber dass die Kleine so zäh ist und die ganze Sache überlebt, hätte ich nicht gedacht. Ein Fehler, aber nicht zu ändern. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, meine Sammlung jetzt um ein Teil vergrößert zu haben. Aber sie hat Glück gehabt, diese Josie.

Glück für sie, Pech für mich.

Wenigstens hat sie für ordentlich Unruhe in Deveraux gesorgt. Was für ein herrlicher Spaß das doch war! Wie alle um ihr Leben gerannt sind … einfach toll! Und bestimmt wird sich schon bald eine Gelegenheit ergeben, mir doch noch das zu holen, was ich eigentlich heute schon haben wollte.

In der Zwischenzeit kümmere ich mich einfach um die anderen. Schließlich habe ich noch andere Opfer für meine Sammlung auserwählt.

Deveraux ist zwar klein, aber voller guter Seelen. Wie geschaffen für mich …

4. KAPITEL

“Ich kann mir vorstellen, wie du dich jetzt fühlst”, sagte Alyssa leise. Doch dann schüttelte sie den Kopf. “Oder nein, wahrscheinlich kann ich es mir nicht vorstellen. Wie sollte ich auch? Dir muss es total mies gehen. Jedenfalls tut es mir echt voll leid, was heute passiert ist. Wirklich.”

“Ist echt lieb von dir.” Shannon zwang sich ein Lächeln ab. “Auch, daß ich heute Nacht hier schlafen darf.”

Alyssa winkte ab. “Kein Ding.”

Die beiden Mädchen befanden sich in Alyssas Zimmer. Nachdem Josie ins Krankenhaus gebracht worden war, hatten ihre Eltern Shannon gebeten, bei einer Freundin zu übernachten. Zwar hatte sich inzwischen herausgestellt, dass Josie nicht in Lebensgefahr schwebte, sondern nur eine ganz leichte Gasvergiftung hatte, aber die Eltern wollten verständlicherweise trotzdem bei ihrer jüngsten Tochter bleiben, die noch einige Zeit zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben musste.

Alyssa hatte sofort ein altes Klappbett vom Speicher geschleppt, wobei sie unter dem Gewicht beinahe zusammengebrochen war (ihre Mutter hatte ihr nicht helfen können, weil sie bei einer Nachbarin gewesen war), und nun hockten die Freundinnen auf ihren Betten. Draußen war es schon dunkel, und die Tiere der Nacht erwachten zum Leben, machten sich bereit, zu jagen und gejagt zu werden.

Doch auch wenn sie todmüde waren – schlafen konnten die beiden Mädchen nicht. Der Schock saß ihnen einfach noch zu tief in den Knochen. Kein Wunder, nach dem, was heute passiert war!

Glücklicherweise war bei dem Unglück niemand ums Leben gekommen oder wirklich ernsthaft verletzt worden, aber dass das auch ganz anders hätte ausgehen können, war allen klar.

Was jedoch niemandem in den Kopf wollte war, dass es sich bei der ganzen Sache im ‘Cox’ keineswegs um einen Unfall gehandelt hatte, wie zunächst angenommen worden war. Tatsächlich war es so, dass die Gasleitung vorsätzlich beschädigt worden war.

Und zwar von niemand anderem als – Josie!

Das Mädchen war von den Feuerwehrmännern schließlich im Keller gefunden worden, ohnmächtig vom vielen Gas und mit ihrer Puppe im Arm, aber zum Glück lebend.