Das Buch der gefangenen Seelen - Susanne Gripp - E-Book

Das Buch der gefangenen Seelen E-Book

Susanne Gripp

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Beschreibung

Das Buch der gefangenen Seelen Fantasy Horror Getrieben von verbotener Neugier geraten zwei Teenager in den Sog eines verhängnisvollen magischen Buches. In der Zwischenwelt gefangen, versuchen die beiden den bösen Mächten der Unterwelt zu entkommen. Unbekannte Wesen bedrohen ihr Leben. Die Stunden ihres meschlichen Daseins sind gezählt. Tauchen Sie ein in die Welt der Magie, der Macht des Bösen und der Kraft der Hoffnung. Spannung, Faszination, Einblick in andere Welten und dennoch grenzenloses Vertrauen zweier Freundinnen auf Leben und Tod. Minibuch Mitbringsel Nr. 3

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Das Buch der gefangenen Seelen

Alina hat zum ersten Mal ein sturmfreies Wochenende. Nach langem Hin und Her haben ihre Eltern der dreizehnjährigen Tochter erlaubt, von Freitagmorgen bis Sonntagabend allein zu Hause zu bleiben und nicht, wie erst vorgesehen, bei den Großeltern zu übernachten. Alina versichert, dass sie ganz vorsichtig sein wird und niemanden außer ihre beste Freundin Leni in die Wohnung herein ließe. Sie habe Pizza, Saft, Chips und Orangen, was solle passieren? Sie wäre bestens versorgt, meint sie. Mit einem mulmigen Gefühl verlassen ihre Eltern ganz früh morgens am Freitag die Wohnung. Sie können ihrer Tochter vertrauen, doch sind sie sich nicht sicher, ob sie in diesem Moment das Richtige tun. Lange haben sich ihre Mutter wie auch ihr Vater darauf gefreut, endlich mal wieder ein unbeschwertes Wochenende nur zu zweit verbringen zu können, ein Wellness-Wochenende in einem Luxushotel im Harz. Sie schleichen sich um halbsieben Uhr leise aus der Altbau-Etagenwohnung. Alina hört den Schlüssel klackern und freut sich sehr. Jetzt kann sie endlich die Dinge machen, bei denen ihre Mutter immer meckern würde, denkt sie und zieht sich ihre schwarz-weiß gestreifte Jogginghose über. Danach schlüpft sie in ihre Sneaker und steckt sich den großen Schlüsselbund in die Tasche ihrer Sweatshirt-Jacke. Leise geht sie aus der Wohnungstür und lauscht, ob ihre Eltern vielleicht noch im Treppenhaus seien, sind sie zum Glück aber nicht mehr, und somit kann sie nun tun und lassen, wonach ihr gerade ist. In diesem Augenblick möchte der Teenager nichts sehnlicher als endlich auf den Dachboden zu gelangen. Dort wartet ein verbotenes Geheimnis auf Alina. Sie ist aufgeregt und hat ein schlechtes Gewissen, dennoch, der Reiz des Verbotenen zieht sie magisch an. Sie geht vorsichtig, Schritt für Schritt, die alte quietschende Holztreppe immer höher hinauf bis nach ganz oben. Die Nachbarn sollen auf keinen Fall mitbekommen, dass sie an diesem Wochenende auf den Dachboden geht. Nachdem sie die Tür geöffnet hat, kommen ihr wieder diese verschiedenen Gerüche in die Nase. Der Teenager weiß nicht, ob sie das nun gut oder schlecht finden solle. Aus dem Bodenraum der Familie Rahimi duftet es immer nach orientalischen Gewürzen, während es aus anderen Ecken eher modrig riecht. Familie Altmann hat den Bodenraum mit der Nummer Drei. Hinten in der Ecke befindet sich eine geheime Tür, verborgen hinter einem kleinen Regal. Vor ein paar Monaten hatte sie diesen versteckten Eingang zusammen mit ihrer Mutter entdeckt. Alina war durch die halbhohe Tür hindurchgeklettert, um nachzusehen, was sich dahinter verbarg. Dort war es sehr dreckig und staubig, daran kann sie sich noch gut erinnern sowie auch an das Gemeckere ihrer Mutter. Dabei war Frau Altmann in dem Augenblick mindestens genauso neugierig wie Alina selbst, als sie mit einem uralten Koffer wieder heraus aus der Abseite kam. Ihre Mutter hatte den Koffer geöffnet und ein paar alte, muffig riechende Klamotten herausgenommen. Dann kam da noch dieses faszinierende Buch zum Vorschein, vor dem ihre Mutter Angst bekam. Ein dickes altes Buch mit Ledereinband und Goldprägung. „Oh, vielleicht ist das etwas wert“, hatte Mama gesagt, doch nachdem sie den Titel gelesen hatten, packte sie die Sachen inklusive dem Buch so schnell wie möglich wieder zurück in den Koffer und verbat Alina, jemals wieder in die Abseite zu gehen, geschweige denn, diesen Koffer noch einmal zu öffnen.

Es waren nun schon mehr als zwei Monate vergangen, doch das Mädchen musste fast jeden Tag an „Das Buch der gefangenen Seelen“ denken und wartet seitdem nur auf die perfekte Gelegenheit, diese verbotene Lektüre zu inspizieren. Da war sie nun, die lang ersehnte Möglichkeit, endlich unbeobachtet in die Abseite des Dachbodens zu gelangen. Nur Leni, ihre allerbeste Freundin, weiß davon. Sonst hat Alina niemandem von diesem alten und geheimnisvollen Buch erzählt. Während sie nun das Regal freiräumt, um an die verborgene Tür zu gelangen, klopft Alinas Herz schneller als sonst. Sie öffnet den Koffer im Schutz der Abseite und nimmt nur das große, schwere Buch heraus. Danach schließt sie den Koffer wieder und hinterlässt den Bodenraum so, als wäre sie nicht dort gewesen. Sie räumt das Regal penibel wieder ein. Um keinen Fehler zu begehen, hat sie sogar vor dem Ausräumen ein Handyfoto gemacht, um jetzt alle sich im Regal befindlichen Gegenstände wieder ganz akkurat an den richtigen Platz stellen zu können. Ihre Mutter dürfe auf keinen Fall merken, dass sie in der verbotenen Abseite gewesen sei. Der Teenager bekommt ein schlechtes Gewissen, und ihr ist bewusst, dass sie mit dieser Aktion das Vertrauensverhältnis zu ihren Eltern auf eine harte Probe stellt, und hofft, dass ihre Tat für immer unbemerkt bleiben wird. Normalerweise hält sie sich an die Absprachen mit ihrer Mutter oder auch ihrem Vater, in diesem Fall ist es anders. Sie ist fast schon besessen von dem Gedanken, gleich einen Blick in das schwere Buch zu werfen.

Leise schleicht sie zurück in die Wohnung. Dann macht Alina es sich in der Küche so richtig gemütlich. Da der Raum nicht allzu groß ist, braucht man die Heizung nur leicht aufzudrehen, und schon kommt dieses kuschelige Wärmegefühl hoch. Der alte Holztisch ist das Highlight in diesem Raum. Ihr Großvater hatte ihn aus einer vom Förster gefällten jahrhundertealten Eiche gesägt sowie auch die beiden Bänke, welche üppig mit echten Fellen belegt sind. Sechs sehr kräftige Männer hatten den Tisch damals nur unter großer Kraftanstrengung die Treppe herauftragen können. Ihr Vater meint immer, dass sie aus dieser Wohnung niemals mehr ausziehen können, da er ansonsten wahrscheinlich einen Bandscheibenvorfall bekommen würde, wenn er diesen Tisch noch einmal tragen müsse. Bevor sie anfangen will zu lesen, macht sie sich schnell noch einen von Mamas teuren Yogitees und zündet ein paar Teelichte an. „So, jetzt ist es stilecht“, denkt Alina und schießt noch schnell ein Foto von diesem Szenario mit ihrem Handy. Sie nimmt einen Schluck Tee und stellt danach ihren Becher weit genug von dem Buch weg, damit es selbst dann nicht beschädigt werden könne, wenn der Becher aus Versehen umkippen würde. Sie ist aufgeregt und hat Angst davor, gleich etwas streng Verbotenes zu tun. Alina kann nicht auf das Eintreffen ihrer besten Freundin warten. Während sie ausgiebig den Einband betrachtet, streichen ihre Finger über die Schrift. Das Leder fühlt sich an manchen Stellen sehr hart an, an anderen jedoch ganz weich. „Das Buch der gefangenen Seelen“ steht da ganz groß, offenbar blattvergoldet, wie auch die Seiten an den drei sichtbaren Rändern der einzelnen Blätter. Alina holt ganz tief Luft und klappt den Einband auf. Das Buch macht wirklich einen sehr alten Eindruck. Alina schätzt, dass es mehrere hundert Jahre alt ist. „Nur warum ist das Buch dann in lateinischer Schrift geschrieben, so dass ich es lesen kann?“, wundert sich das Mädchen. „Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen.“ Sie blättert um bis zur Seite fünf und liest:

WILLKOMMEN, DU VERLORENE SEELE!

Wenn du weiterlesen willst, werde dir über die Konsequenzen bewusst. Dieses Buch wird deine Seele in ihren Bann ziehen und sie nicht mehr hergeben. Bis zum bitteren und doch süßen Ende wirst du zwischen den Zeilen gefangen sein.