Zeitsprung der Liebe - Susanne Gripp - E-Book

Zeitsprung der Liebe E-Book

Susanne Gripp

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Beschreibung

Zeitsprung der Liebe ist das zweite Minibuch Mitbringsel. Wer von der Liebe träumen und hautnah dabei sein möchte, gönnt sich mit dieser Liebesgeschichte eine kleine Auszeit. Wenn ich das gewusst hätte Juliane und Martin waren vor fünfundzwanzig Jahren in einander verliebt. Die Teenager trauten sich nicht, ihre Liebe zu offenbaren und verloren sich dabei schweren Herzens aus den Augen. Ein unerwartetes Wiedersehen lässt die alte Liebe neu entflammen.

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Seitenzahl: 59

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Warum haben wir uns damals nicht getraut, fragt sich Martin, als er fünfundzwanzig Jahre später erfährt, dass seine Jugendliebe Juliane ihn all die Jahre genauso sehr vermisst hat, wie er sie. Sie hat sich als Sechzehnjährige nichts sehnlicher gewünscht, als seine feste Freundin zu werden, aber sie war damals zu schüchtern, ihm ihre Liebe zu gestehen. Ihre Zuneigung für Martin war so stark, dass sie nicht in der Lage war, ihre Gefühle in Worten oder Taten zu zeigen. Er hingegen war davon ausgegangen, dass sie, nach diesem einen gemeinsamen Abend, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.

Enttäuscht und traurig blickt Martin zurück. Er war erst achtzehn Jahre alt, als seine Oma ihm den alten Ford Taunus schenkte. Man konnte den Sprit noch bezahlen und fuhr nur so zum Spaß durch die Gegend. Auch gab es noch kein Internet für Jedermann und keine Handys, stattdessen hatte man Freunde und feierte Partys. Echte Freunde, auf die man sich verlassen konnte und die sich für einen geprügelt haben, wenn es mal sein musste. Die großen Gasthöfe der einzelnen Dörfer feierten regelmäßig Discos, auf denen viel getrunken und geknutscht wurde.

Auf einer dieser Discopartys war er Juliane damals nähergekommen, eine neue und aufregende Erfahrung für beide. Martin kann sich noch sehr gut daran erinnern, so als wäre es gestern gewesen. Nur an diesem einen Abend durfte er ihre weichen Lippen küssen. Die festen, kleinen Brüste hat er nie vergessen; sogar seine Hand hatte er unter ihr T-Shirt stecken dürfen. Er hatte vorher noch nicht viel Erfahrung mit Mädchen und war daher unsicher, wie er sich genau verhalten sollte. Sie konnte gut küssen, erinnert er noch sehr gut. Sie roch nach einem leichten Sommerparfüm und ihre Augen waren die schönsten, die er je gesehen hatte. Nach diesem aufregenden und für ihn so besonderen und bedeutenden Abend hatte er sich nie getraut, sie anzurufen oder ihr einen Liebesbrief zu schreiben. Er wusste nicht wie man das macht. Viel zu unsicher, etwas falsch zu machen, hatte er versucht, auf andere Gedanken zu kommen. Martin hatte sich bemüht, seinen Liebeskummer zu verdrängen. Er hatte sich damals nichts sehnlicher gewünscht, als Juliane möglichst schnell wieder zu sehen. In den Tagen und Wochen nach dieser Disconacht, hatte sich das aber nicht ergeben. Trotzdem war er in seinen Gedanken jede Minute bei ihr. Alle Versuche, sie irgendwo zu treffen scheiterten. Es bot sich keine erneute Gelegenheit, ihr näher zu kommen. Erst acht Wochen später, auf einer Party, hatte er sie kurz gesehen. An diesen Augenblick kann er sich ebenfalls noch erinnern, und jedes Mal tut es weh, wenn er daran denkt, wie sich ihre Augen trafen und sein Herz fast stehen blieb. Es gab damals viele Gelegenheiten im Sommer zu feiern. Er war nach sechsundfünfzig Tagen Sehnsucht nach Juliane fast wahnsinnig geworden und ging auf jede Party, jeden Rummel und jedes Fest, immer auf der Suche nach ihr, immer in der Hoffnung, sie irgendwo zu treffen.

An jenem Abend war er mit seinem Kumpel Lars unterwegs und als sie auf einer Geburtstagsparty eintrafen, sah er sie wieder. Fast wäre ihm das Mitbringsel für den Gastgeber, die Buddel Rum, aus seiner Hand gerutscht, als er Juliane mit einem anderen Jungen sah. Sie waren gerade im Begriff zu gehen, Hand in Hand. Es war ein Typ aus dem Nachbarort. Ihre Blicke trafen sich als Martin zur Tür hereinkam. Er hatte sie so sehr vermisst, und was tat sie? Diese schwere Enttäuschung machte ihm lange zu schaffen. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis er sich wieder neu verlieben konnte, aber das war dann irgendwie anders. Sein Herz schlug auch schneller, aber es raste nicht, wie es das bei Juliane tat.

Nach weiteren drei Jahren lernte er seine erste Ehefrau kennen. Eigentlich war Martin noch nicht bereit, mit mittlerweile fünfundzwanzig Jahren den Bund der Ehe einzugehen, doch Miriam wollte unbedingt heiraten. Sie war drei Jahre älter als er und eine super Köchin; daran erinnert er sich noch immer gern zurück. Er war zufrieden mit seinem Leben, doch irgendetwas fehlte ihm zum großen Glück. Diese viel zu frühe Hochzeit mit Miriam bereute er schon kurze Zeit später. „Die Suche nach dem Glück ist kompliziert“, hatte seine Mutter damals zu ihm gesagt. „Sei immer ehrlich, auch zu dir selbst, dann wirst du es eines Tages finden, das große Glück.“

Später erfährt Martin, dass Miriam nicht so leicht über die Scheidung weggekommen ist und es einige Zeit dauerte, bis sie sich wieder gefangen hatte. Martin macht sich Vorwürfe, er hätte die Trennung von ihr nicht so knallhart und direkt vollziehen sollen. Zum Glück ist sie inzwischen wieder neu verheiratet und diese Ehe blieb nicht kinderlos. Er traf sie einmal durch Zufall auf einem Kinderspielplatz. Sie unterhielten sich kurz, und waren beide sehr erleichtert darüber, dass es dem Anderen gut ging. Damit war für Martin das Kapitel „Miriam“ auch endgültig und sauber abgeschlossen. Mit seiner zweiten Exfrau, Biggi, hat er zwei Kinder. Bei dem Gedanken an seine zweite Exehefrau regt sich Martin regelmäßig sehr auf. Zum Wohle der Kinder vermeidet er längere Unterhaltungen mit Birgit. Spätestens nach drei Sätzen macht sie ihm Vorhaltungen und Vorwürfe. Es fällt ihm dann sehr schwer, sich nicht zu verteidigen und zum Gegenangriff überzugehen. Mit diesen Worten beschreibt er es regelmäßig seiner Mutter. Inzwischen sind sie und er richtig gute Freunde geworden, und sie unterstützt ihn, wo sie kann. Sonntags, am Jungs-Wochenende, ist Martin mit seinen beiden Söhnen regelmäßig bei seinen Eltern zum Essen eingeladen. Manchmal übernachten Ben und Tom auch bei den Großeltern. Da das Verhältnis zu Birgit immer noch schwierig ist, umgehen die beiden Elternteile den gemeinsamen Kontakt so gut es geht. Tom, sein Jüngster, kommt in die Schule, für Martin ist es selbstverständlich, dass er an diesem wichtigen Tag dabei sein möchte. Er fährt separat zu der Veranstaltung und hat sich vorab bereit erklärt, die Familie samt seinen Eltern und Schwiegereltern anschließend zum Essen einzuladen. Wie von Tom gewünscht, hat er einen Tisch für acht Personen beim Griechen reserviert. Während der Einschulung in der Aula sitzt Martin rechts neben seinen Eltern, aber an seiner rechten Seite, da sitzt seine große Jugendliebe, und er hat sie zuerst gar nicht erkannt. Sie zieht ihm am Ärmel seines neuen Jacketts und lächelt ihn mit ihren immer noch wunderschönen Augen an. „Hallo, Martin“, sagt Juliane und sein Herz fängt erneut an zu rasen, so wie damals schon. Zum Glück fangen die Schüler der vierten Klasse genau in diesem Moment an zu singen. Dadurch hat er Zeit, darüber nachzudenken, was er zu ihr sagen soll. Auch wenn es schon so lange her ist, fühlt es sich in diesem Augenblick so an, als wäre er immer noch in sie verliebt. Sie ist eine erwachsene Frau, wahrscheinlich sogar eine Mutter. Ihm fällt nichts Passendes ein, was er antworten kann außer: „Hallo, Juliane.“