Tanz durch das Nacht Leben - Susanne Gripp - E-Book

Tanz durch das Nacht Leben E-Book

Susanne Gripp

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Beschreibung

Tanz durch das Nacht Leben Psycho Erotik Thriller Keine Lektüre für schwache Nerven! Dieses Buch geht an Grenzen! Ein Psychopath geht über Leichen und verübt Gewalt an anderen Personen! Das eine, was man tun muss, um zu überleben. Das andere, was man nicht tun darf, um ein guter Mensch zu bleiben! Tauchen Sie ein in dieses verruchte Leben und vergessen Sie für kurze Zeit alles um sich herum.

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Keine Lektüre für schwache Nerven!

Dieses Buch geht an Grenzen!

Ein Psychopath geht über Leichen und verübt Gewalt an anderen Personen!

Vorwort:

Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben. Dieser Psycho Erotik Thriller geht an Grenzen. Ich liebe es, nach Lust und Laune querbeet durch alle Genres zu schreiben.

Mit diesem Thriller wage ich, neue Wege zu gehen. Tauchen Sie ein in eine leicht verruchte und packende Welt, in der der Kampf ums Überleben ganz weit oben steht.

Ihre

Susanne Gripp

Viel Spaß und Spannung beim Lesen!

Das eine, was man tun muss, um zu überleben. Das andere, was man nicht tun darf, um ein guter Mensch zu bleiben!

Tanz durch das Nacht Leben

Laute Musik schallt aus den Tanzlokalen und Gaststätten des Vergnügungsboulevards. Samstagnachts ist der Rhythmus der Bässe bis zum Morgengrauen im ganzen Viertel zu spüren. An lauen Spätsommerabenden treffen hier die Schönheiten unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auf reiche, erfolgreiche oder auch ganz besonders coole Typen. Wer hier her kommt, weiß ganz genau, was sich ihm bietet und was man von ihr erwartet.

Fünf Monate war Rosaja damit beschäftigt, die perfekte Zweitfrau für ihren Traummann abzugeben. Viel zu spät kommt die Erkenntnis, dass Henry sich zu einem eiskalten Alptraummann entwickelt hat. Die Narben auf ihrer Seele schmerzen mehr als die sichtbaren Makel auf ihrer sonst so perfekten und weichen Haut.

Zum ersten Mal wieder an diesem Ort der Ungezwungenheit und Sünde durch die Nacht tanzen zu können, würde sie unter anderen Umständen lächeln lassen. Vor Aufregung leicht zitternd, steigt die brasilianische Schönheit aus dem Taxi. Rosaja hofft darauf, einige vertraute Gesichter zu erblicken. Ganz besonders gespannt ist sie darauf, ob Amalia dos Santos, die Besitzerin dieser Lokalität, ihr eine neue Chance bietet, noch einmal von vorne beginnen zu können. Rosaja weiß, dass sie Amalia bitter enttäuscht hat. Mehr sogar noch, sie hat ihr Vertrauen missbraucht, indem sie mit einem ihrer Stammkunden gegangen ist, ohne sich zu verabschieden.

Sie holt tief Luft, bevor sie ihren alten Arbeitsplatz betritt und danach direkt in die versteinerten Augen ihrer ehemaligen Chefin blickt. „Was willst du hier, Rosaja? Hat es nicht geklappt mit der großen Liebe? Besser du gehst wieder, ich will dich hier nicht mehr sehen!“ „Amalia, bitte! Gib mir fünf Minuten!“ Die Frau hinter dem Tresen dreht ihren Kopf weg und ringt um Fassung. Sie ist unsicher, wie sie sich verhalten soll. Ihre ehemals beste und langjährige Freundin steht vor ihr und bittet um fünf Minuten. „Was sind schon fünf Minuten“, denkt sie. Doch dann kommen die Enttäuschung und der Zorn wieder zum Vorschein, die sich im letzten halben Jahr langsam aber stetig aufgebaut haben. Immer wieder haben ihr Gäste davon berichtet, Rosaja in der Stadt gesehen zu haben. Sie war sogar in dieser Stadt geblieben und hat sich trotzdem abgeschottet von all ihren Freunden. Keiner ist mehr gut auf sie zu sprechen, obwohl sie bis zu ihrer Flucht aus diesem Leben stets liebenswert war. „Drei Minuten, mehr nicht. Geh in mein Büro, ich komme gleich nach.“

Rosaja hat ihr Kleid heruntergestreift, bevor Amalia den Raum betritt. „Sieh, was er mir angetan hat“, sagt sie mit gesenktem Kopf. „Ich hatte bis heute keine Chance, ihm zu entkommen. Bitte verzeih mir! Ich werde dir treu ergeben dienen.“ Amalia geht einmal um ihre alte Freundin herum und betrachtet sie dabei ganz genau. „Du bist nicht mehr das, was du einmal warst, diese Male zeichnen dein Leid sichtbar auf deinen wunderschönen Körper. Ich denke darüber nach, komm in einer Woche wieder!“ „Ich habe keinen Platz zum Schlafen, ich habe noch Hundertzwanzig Real, keine Kleidung, keine Freunde mehr.“ Sie stockt. „Dafür habe ich jemanden, der mich nun abgrundtief hassen wird. Wenn er mich findet, wird er mich töten.“ „Was glaubst du, wo er zuerst nach dir suchen wird? Du hast mich in eine gefährliche Lage gebracht, Rosaja. Du musst hier verschwinden, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Du weißt, was das bedeutet?“ „Was kann ich tun? Was schlägst du vor?“ „Bleib hier, in meinem Büro. Nachher kommen Engländer, die sich heute verabschieden wollen, weil sie für die nächsten Monate rauf in die Berge zur Sanchez Farm fahren. Ich werde sie bitten, dich mitzunehmen und im Frühjahr ohne neue Verletzungen zurück zu bringen. Du kannst ihren Haushalt machen und kochen. Wenn sie mehr von dir wollen, weißt du, was zu tun ist. Entscheide selbst, ob du leben oder sterben willst!“

Amalia wird an der Bar verlangt und flirtet mit ihren Gästen, so wie sie es perfekt beherrscht. An diesem Tag lehnt sie jedoch alle verlockenden Angebote ab und verweist die speziellen Anfragen an Iris, eine vollbusige Schwedin, die mit Anfang zwanzig in den Urlaub an die Copacabana kam und sich währenddessen in den falschen Mann verliebt hat. Wenn Amalia nicht von Iris Qualitäten überzeugt gewesen wäre, wer weiß, ob die schöne Skandinavierin heute überhaupt noch leben würde? Sie gab ihr ein Dach über dem Kopf und eine Perspektive, in diesem Land zu überleben.

Die Engländer lassen auf sich warten, sie sind erst seit einer Woche in der Stadt und doch fast jeden Abend hier in der Bar. John, der kräftigste von ihnen, hat ein Auge auf Iris geworfen. Zweimal waren die beiden in den letzten Tagen gemeinsam hinauf in den ersten Stock gegangen, um sich zu vergnügen. Mit Sicherheit wird er sich heute für die nächsten Monate von ihr verabschieden wollen. Die anderen Briten beschäftigen sich meistens ausgiebig damit, Darts zu spielen und dabei eine Menge Whiskey zu trinken. Amalia hat in dieser Woche sehr gut an ihnen verdient. Sie geht in die Vorratskammer und holt vier Flaschen des Lieblingsgetränks der Engländer. Ihr ist mulmig zumute, bei dem Gedanken daran, die Männer zu fragen, ob sie Rosaja mitnehmen würden, um ihr Leben zu retten. Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst ist, hat sie sogar ein wenig Angst davor, ihre zarte Freundin diesen vier kräftigen Holzfällern anzuvertrauen, doch sie kennt Henry nur zu gut, Rosajas brutalen Peiniger. Er reißt seine Augen sehr weit auf, während er sein Gegenüber anstarrt, ganz besonders, wenn man etwas sagt, was ihm missfällt, oder er seinen Willen nicht schnell genug bekommt. Amalia ist stark und bewaffnet, doch kann sie an diesem Abend nicht auf die Anwesenheit Ronaldos verzichten. Er ist der Mann für alle Fälle in ihrem Leben. Seitdem sie vor dreizehn Jahren diese Bar eröffnet hat, ist er immer verfügbar, wenn sie ihn braucht. Sie lächelt, denn er ist mehr für sie als nur der Mann fürs Grobe. Er arbeitet eigentlich als Türsteher in der Diskothek nebenan. Sie haben vereinbart, dass ein Zeichen von ihr genügt, und er ihr zu Hilfe eilt. Zweimal hat er sie schon vor großem Schaden bewahren können. Als Iris nach getaner Sexarbeit wieder zu ihr an die Bar kommt, bittet sie sie, einen Moment allein Augen und Ohren offen zu halten, während Amalia zu Ronaldo eilt. Als er die Barbesitzerin ankommen sieht, rennt er sofort auf sie zu. „Brauchst du Hilfe, Amalia?“ „Noch nicht, wenn du Henry siehst, komm bitte in die Bar. Ich erkläre es dir ein anderes Mal.“ Er nickt, und Amalia ist erleichtert, an Ronaldo kommt so schnell niemand vorbei, er ist ihr Retter in der Not.

Nur eine halbe Stunde später erscheinen die vier Engländer sehr gut gelaunt in der Bar. Nick, der Schichtführer, verzichtet an diesem Abend überraschend auf Alkohol. Er will den Van nachher sicher in die Berge bis zur Sanchez Farm steuern. Die Wege sind schmal und uneben, deshalb erfordert das Fahren seine ganze Konzentration. Als Nick vom WC kommt, bittet sie ihn um Hilfe, doch als sie gerade anfangen will, mit ihm über Rosaja zu sprechen, kommt Henry in Begleitung eines stadtbekannten Schlägers durch die Tür. Blitzschnell reagiert Amalia und richtet das Wort laut und deutlich an Nick: „Nick, ich bringe euch die Getränke gleich nach hinten.“ Er runzelt die Stirn, sagt aber nichts und geht wieder zurück zu seinen Kollegen. In dem Moment, als Henry sich zu ihr über den Tresen beugt und sie seinen nach Zigarre und Kaffee riechenden Atem wahrnimmt, kommt Ronaldo zur Tür herein. „Hast du ein Bier für mich, Amalia?“ Dann wendet er sich dem ungeliebten Gast zu. „Henry, lange nicht gesehen, wie geht es dir?“ Grinsend antwortet er dem Türsteher. „Hast du Rosaja gesehen, Ronaldo? Ich muss sie unbedingt sprechen.“ „Nein, ich habe gehört, dass ihr ein Paar seid, stimmt das etwa nicht mehr? Sie war seit einem halben Jahr nicht mehr hier, zumindest habe ich sie nicht gesehen.“ „Mach mir einen Drink, Süße, so wie immer, und geh mit mir nach oben.“ Er zwinkert ihr zu, und Amalia arbeitet an ihrer Mimik, sie darf sich auf gar keinen Fall verraten. „Gerne mache ich dir einen Drink, Henry, schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir denn? Oben ist zur Zeit belegt, das wird heute wohl nichts mehr. Iris ist gerade erst hoch mit einem der Holzfäller.“ „Schade, falls du Rosaja siehst, sag ihr bitte, dass sie genau achtundvierzig Stunden Zeit hat, sich bei mir zu melden. Ich bin gnädig und vergebe ihr, achtundvierzig Stunden, keine Minute länger, hast du verstanden?“ Ronaldos Augen sind inzwischen zu kleinen Schlitzen geworden. „Henry, wenn du meiner Traumfrau drohst, bekommst du Ärger mit mir, lass Amalia in Ruhe und kümmere dich selbst um deine Privatangelegenheiten!“ Die Barfrau lenkt ein. „Ronaldo, ist schon gut. Sollte ich Rosaja sehen, was ich nicht glaube, richte ich es ihr aus.“ Henry nickt, kippt seinen Drink hinunter und wirft ihr einen Zehndollarschein auf den Tresen, bevor er sich durch ein Handzeichen wieder verabschiedet. Nachdem er und sein stummer Begleiter nicht mehr zu sehen sind, beugt sich Ronaldo über den Tresen, er duftet angenehm, sogar leicht verführerisch. Amalia lächelt ihn an. „Frag bitte nicht, die Situation ist kompliziert, ich danke dir.“ „Okay, ich muss zurück, ein Zeichen von dir genügt und ich bin wieder hier!“

Amalia atmet tief durch, das scheint gerade noch einmal gut gegangen zu sein, und sie nimmt sich vor, umgehend mit Nick zu sprechen, da er der Schichtführer ist und somit auch das Sagen auf der Arbeitsstelle in den Bergen hat. „Nick, ich muss dich unter vier Augen sprechen. Lass uns bitte an den nächsten Tisch gehen.“ Er schaut der Wirtin in ihre verzweifelten Augen und wird unsicher. „Was willst du von mir, Rosaja, es kann nichts Gutes sein, wenn ich dich so betrachte.“ „Leider hast du recht, eine sehr gute Freundin von mir braucht dringend Hilfe. Der Mann, der eben in der Bar war, ist auf der Suche nach ihr und wird sie mit Sicherheit töten oder sehr schwer dafür bestrafen, dass sie sich von ihm getrennt hat. Bitte nehmt sie mit auf die Ranch.“ „Was verlangst du da? Das ist unmöglich, was sollen wir dort mit ihr machen, wir kommen erst im Frühjahr zurück?“ „Das ist genau das, was sie jetzt braucht, Abstand! Sie kann kochen und putzen, gebt ihr einen Schlafplatz und zu essen, alles andere wird sich finden.“ Er schaut die Wirtin schweigend an und weiß nicht, was er sagen soll. Er weiß, dass ein Menschenleben in diesem Land nicht viel bedeutet, wenn man an die falschen Leute gerät. „Ich spreche mit dem Team!“ Er dreht sich um und geht, Amalia sieht ihm hinterher, und erst jetzt bemerkt sie, wie attraktiv er doch ist. Nach einer Weile kommt er zur ihr zurück. Sobald John von oben zurück ist, brechen wir auf und nehmen sie mit. Wehe, wenn sie uns zur Last fällt, sag ihr, dass sie sich ruhig verhalten soll.“ „Danke, fahrt mit dem Auto zum Hintereingang, die Rechnung geht heute auf mich.“ Sie holt die vier Flaschen Whiskey unter dem Tresen hervor. „Die sind für euch!“ Er nickt und geht, um seinem Team zu berichten.

Bittere Stunden vergehen, bis sich die Tür endlich öffnet und Amalia mit einem Koffer in der Hand hereinkommt. „Nur die nötigsten Sachen, damit kommst du in den Bergen über den Winter. Sie sind einverstanden, ich bringe dich gleich zum Hintereingang, Henry war bereits hier.“ Rosaja verkrampft sich und umklammert angsterfüllt die Stuhllehne. „Beruhige dich, er lässt dir ausrichten, dass du achtundvierzig Stunden Zeit hast, zu ihm zurück zu gehen, ohne dass etwas passieren wird.“ „Glaubst du das etwa?“ „Nein, du musst hier verschwinden, heute noch. Du hast Glück, dass sie dich mitnehmen. Verhalte dich ruhig und unauffällig, solange sie dich bei sich wohnen lassen.“ „Danke, Amalia!“ Die beiden Frauen liegen sich für einen sehr kurzen Moment in den Armen, bevor Rosaja die Reise in ihre unbekannte Zukunft antritt.

Als ihre ehemalige Chefin die Hintertür öffnet und den Müllbeutel in ihren Händen wegträgt, schaut sie sich ganz genau um. Der Van steht schon da, sonst ist weder jemand zu sehen noch etwas anderes zu hören als die dumpfe Musik aus den umliegenden Clubs. Daraufhin gibt sie Rosaja das Zeichen, schnellstmöglich in den Wagen zu steigen, ihren Koffer hatte Nick schon vor ein paar Minuten eingeladen. Auf der Fahrt in die Berge wird es sehr eng auf der Rücksitzbank. Die Engländer wissen nicht, wie sie sich Rosaja gegenüber verhalten sollen. Die Blicke der Männer streifen immer wieder ihren Körper, die grazile Form ihrer Handgelenke wird deutlich sichtbar, als sie sich an der Kopfstütze des Fahrers festklammert. Dass die junge Frau ein Geheimnis mit sich trägt, ist allen bewusst, sonst säße sie jetzt schließlich nicht eingezwängt mit ihnen auf der Rücksitzbank. Amalia hat sie darum gebeten, diese Frau für ein paar Monate zu verstecken. Die Vorstellung, eine weitere Frau auf die Ranch zu bringen, macht alle nervös. Sicherlich, sie wohnen zu viert, bald dann zu fünft in einem separaten Wohngebäude, doch es wird eine Umstellung für alle vier Männer werden. Nach getaner Arbeit sind sie oft nur in Unterhose und Shirt gekleidet durch das Haus gegangen, das wird nun nicht mehr möglich sein. Eine Frage quält sie alle vier; ist Rosaja eine Hure, ein leichtes Mädchen oder etwa doch nur eine anständige Frau? Amalia hingegen lässt sich von Zeit zu Zeit überzeugen, sexuell aktiv zu werden. Bei den entsprechenden finanziellen Angeboten und der nicht zu vergessenden Sympathie ihres Freiers wird sie schwach. Die Barbesitzerin geht längst nicht täglich und dann auch keinesfalls mit jedem in die kleine Kammer oberhalb ihres Lokals, doch sie tut es; und wenn sie es tut, macht sie es mit Hingabe. Die Frage, ob Rosaja es ebenfalls tut, beschäftigt alle Insassen des Vans. Nick Thomas Carter, der Schichtführer und Fahrer des Wagens, hat das Geschehen auf der Rücksitzbank ganz genau im Blick. Sie gefällt ihm, diese zierliche Brasilianerin, er könnte sich gut vorstellen, eine Beziehung mit ihr einzugehen. Das Beste für die Gemeinschaft wäre jedoch, wenn er ein Tabu aussprechen würde, damit es zu keinerlei Konflikten innerhalb des Teams kommt. „Ja“, denkt er, „so mache ich es. Ich verbiete den sexuellen Kontakt mit ihr, in welcher Form auch immer!“

Schweigsam geht die Fahrt in die Berge weiter. Normalerweise reden und lachen die vier Arbeitskollegen ununterbrochen, auf dieser Fahrt sind sie stumm. Keiner traut sich, die Schönheit anzusprechen. Dann passiert etwas, womit niemand gerechnet hat. Sie spricht zu ihren Begleitern: „Ich heiße Rosaja und werde ein paar Monate bei euch bleiben, da ich vor meinem Exfreund fliehen muss. Er ist kein guter Mensch. Ich werde für euch putzen und kochen. Vielen Dank, dass ihr mich mitgenommen habt.“

Nach einer kurzen Pause meldet sich Nick zu Wort: „Rosaja, vielen Dank, dass du unsere Junggesellenbude wieder auf Vordermann bringen willst. Auf dein Essen freuen wir uns ganz besonders, ansonsten grillen wir auch gerne mal.“ Dann schaute er sich einmal um. „An das Team gerichtet, ihr lasst eure Finger von ihr und begegnet Rosaja stets mit Respekt, nur so kann das mit unserer Wohngemeinschaft klappen!“ „Danke!“, sagt sie und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ein Murren geht durch den Wagen. „Das ist doch Ehrensache, auf mich kannst du dich verlassen.“ „Auf mich auch!“ „Klar, selbstverständlich. Kannst du auch backen, Rosaja?“ Das Team steht hinter Nick, zumindest theoretisch haben sie alle zugestimmt, Rosaja in Ruhe zu lassen.

Es ist eine lange und holprige Fahrt, bis sie ihr Ziel endlich erreichen. Emilio Sanchez, der Farmer, kommt ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Als Rosaja aus dem Wagen steigt, schaut er verwundert. Nick klopft ihm auf die Schulter. „Wir haben jetzt eine Köchin und Haushälterin. Deine Frau wird sich sehr darüber freuen. Das ist Rosaja!“ Zaghaft streckt sie ihm ihre Hand entgegen, worauf Emilio ihr nur freundlich zunickt, bevor er sich wieder auf den Weg zurück zum Herrenhaus begibt. Die Brasilianerin geht mit den Engländern den schmalen Weg zur Unterkunft. Das Haus für das Bediensteten-Team liegt etwas versteckt am Rand des Gartens, gleich dahinter beginnt der Hang des Berges. Im Winter kann es immer dann sehr gefährlich werden, sobald es anfängt zu schneien. Die Sanchez Farm liegt nur knapp über der Schneefallgrenze. „Das ist unser und ab sofort auch dein Reich, Rosaja. Du kannst in der kleinen Kammer im Erdgeschoss wohnen, wir haben oben zwei Schlafzimmer und ein großes Bad. Du hast hier eine Toilette und ein Waschbecken, wir können uns absprechen, wenn du duschen willst. Ich rate dir aber dazu, vorher gründlich zu putzen. Hast du noch Fragen?“ „Wie heißt ihr? Wann wollt ihr denn frühstücken? Ich habe gar keinen Wecker.“ „Wir laden erst einmal das Auto aus, du kannst die Vorräte in der Küche verstauen. Nachher trinken wir gemeinsam einen Tee vor dem Schlafengehen.“

Der erste Eindruck dieser Farm ist sehr positiv, und Rosaja fühlt sich seit langer Zeit wieder sicher, dennoch schaut sie gleich nach, ob ihre Kammer abschließbar ist. Sehr zu ihrer Freude lässt sich ihr Schlafgemach von innen verriegeln. Ganz langsam kehrt ihr Lächeln zurück, und sie sieht sich in der Küche genauer um. Einen Wasserkocher gibt es nicht, dennoch fließend Wasser und Strom, das ist mehr, als sie zu hoffen gewagt hat. Der Herd ist allerdings mit Holz beheizbar, sie ist unsicher, ob sie nun für einen Tee den Ofen anheizen soll. Als es an der Tür klopft, erschrickt sie und zuckt zusammen, nicht unbemerkt von Nick und Frank, dem ältesten des Teams. Er öffnet Emilio und dessen Frau Mercedes die Tür. Sie ist gezeichnet von harter Arbeit, ihre Finger sind angeschwollen, sie betrachtet Rosaja skeptisch. Eine andere Frau auf der Ranch setzt Mercedes unter Stress, unwillkürlich startet ihr Kopfkino. Früher musste sie um Emilio kämpfen, er war ein richtiger Womanizer. Erst seitdem sie hier in den Bergen wohnen, ist er ganz auf sie fixiert. Mit dieser neuen Versuchung in seiner Nähe könnte sich alles ändern. Rosaja ist eine Bedrohung für ihre glückliche Zweisamkeit. Seit einer Minute starrt Mercedes nun Rosaja an, ohne ein Wort zu sprechen. „Schatz, verbrenn dich nicht an dem heißen Tee!“ Emilio nimmt ihr die Kanne ab, alle sieben Personen sitzen gemeinsam am Küchentisch. Dadurch ist es eng auf der Eckbank und Frank kommt Rosaja dabei sehr nahe, was sie verunsichert. An ihrer anderen Seite hat Mercedes auf einem Stuhl Platz genommen und schenkt den Lapacho-Tee ein. Die Engländer lieben diesen leichten Vanille-Geschmack. Sie zelebrieren ihre Teezeiten und bestehen täglich um Punkt siebzehn Uhr auf ihre Tee-Pause. An diesem Abend ist es sehr spät geworden, und das Gespräch fällt deshalb nur kurz aus. Emilio gibt den Arbeitern eine Anweisung für den kommenden Tag, und Mercedes lädt zum Mittagessen ein. Rosaja bietet ihr Hilfe an, doch noch ehe sie antworten kann, übernimmt ihr Ehemann diesen Part deutlich und bestimmend. „Sehr gerne, Rosaja, du bist auch bei uns willkommen. Mercedes wird sich über etwas Hilfe sehr freuen.“ Er strahlt seine Frau an. „Stimmt´s Schätzchen?“ Die beiden verabschieden sich, da es schon sehr spät geworden ist. Nick ruft ebenfalls dazu auf, zur Ruhe zu kommen.

Nachdem Rosaja ihre Tür fest verriegelt hat, fällt ihr auf, dass das kleine Fenster in dieser Kammer für einen starken Menschen kein Hindernis darstellen würde, sollte er hier unbefugt eindringen wollen. Ihre Gedanken kreisen um Henry und Amalia, über ihrem Bett hängt ein Kreuz. Vorsichtig schaut sie auf und spricht zaghaft und sehr leise: „Gott, wenn es dich tatsächlich gibt, wo warst du so lange? Warum hast du mir nicht geholfen, als ich deine Hilfe dringend brauchte?“ Sie überlegt einen Moment, bevor sie fortfährt: „Entschuldigung, natürlich hast du mir geholfen, hier her zu gelangen. Ich danke dir dafür, aber was ist, wenn Henry dahinterkommt, dass Amalia mir geholfen hat. Mach, dass er nicht herausfindet, wo ich bin.“

Die Betten riechen muffig, aber wenigstens hat sie ein Bett, ein eigenes Bett, in dem sie ganz allein schlafen darf. Rosaja ist mit ihren Gedanken immer noch bei ihrem Exfreund und hat große Angst davor, ihm erneut zu begegnen. Dieser Tag war anstrengend, und ihr Herz hört ganz langsam auf, viel zu schnell zu schlagen, sodass sie irgendwann weit nach Mitternacht auch endlich einschlafen kann.

Henry hingegen hat seine Ehefrau dazu benutzt, sich abzureagieren. Er hatte sie losgeschickt, die Kinder zu ihren Eltern zu bringen. Als sie wieder zurück war, hat er es ihr erst anständig gegeben, um sich danach ein zweites Mal oral von ihr befriedigen zu lassen. Sie war willig, und er brauchte keine Gewalt anwenden. „Scheinbar hat sie endlich aus der Vergangenheit gelernt. Morgen hol ich mir die andere Schlampe zurück“, denkt er mit einem breiten Grinsen, kurz bevor er einschläft.

Iris, Amalia und Ronaldo sitzen noch bis in die frühen Morgenstunden am Tresen, ihnen ist bewusst, dass es gefährlich für sie werden kann, sollte Rosaja von irgend jemandem beim Betreten der Bar erkannt worden sein. Ronaldo nimmt Amalias Hand und küsst sie. „Sobald wir genug Geld zusammen haben, verschwinden wir hier und wandern nach Amerika aus. Wir werden es schaffen, unseren gemeinsamen Traum zu verwirklichen. Mein Bruder bürgt für uns.“ „Nehmt ihr mich mit?“ „Iris, geh zur Botschaft! Die helfen dir, zurück nach Schweden zu kommen. Fang dort neu an!“ „Ich will nicht, dass ihr in die USA geht, aber noch weniger will ich, dass Henry sich an euch rächt. Ich habe Angst vor ihm. Eines Tages wird er töten, wenn ihn keiner daran hindert. Ich fürchte mich vor seinen Blicken. Es ist, als ob er durch einen hindurchschaut.“ „Iris, er ist ein brutaler Schläger. Halt dich von ihm fern, wann immer es möglich ist, und rede bloß nicht zu viel! Halte besser die Klappe, hörst du?“ Ronaldo ist aufgestanden und schaut Iris durchdringend an. „Jetzt mach ihr nicht auch noch Angst!“ Amalia nimmt den kräftigen Türsteher in die Arme, das ist einer dieser Momente, in denen er schwach wird. Innerhalb von Sekunden beruhigt er sich wieder, und seine Blicke sprechen eine ganz andere Sprache. Amalia zieht ihre Augenbrauen hoch und zwinkert ihm zu. Dann gehen die beiden in ihr persönliches Reich über der Bar. Iris ist es gestattet, auch nachts in dem winzigen Raum über dem Tresen zu schlafen, der neben dem Eckschrank nur aus einem großen Bett besteht. Viele Habseligkeiten besitzt sie nicht, so reicht ihr der kleine Schrank. Sie ist glücklich, dass Amalia ihr eine Chance gegeben hat, in dieser Stadt zu überleben.

Auf der Sanchez Farm beginnt der Tag schon sehr früh morgens. Mercedes kümmert sich um die Hühner und Schafe noch vor dem Frühstück. Sie weiß nicht, wie sie sich Rosaja gegenüber verhalten soll. Sie hat sich jahrelang eine Freundin hier in der Wildnis zwischen all den Männern gewünscht. Doch sie sieht in ihr eine Rivalin, die zarte Person, die das Mitleid aller Männer auf sich zieht und deren Beschützerinstinkte weckt. „Sie muss wieder weg!“, denkt die Farmersfrau und ist dabei verunsichert. Ihre Gedanken kreisen um Emilio, sie ist eifersüchtig, er war am gestrigen Abend viel zu vertraut mit dieser fremden Schönheit. Ihr Herz schlägt schneller, und sie fragt sich, wo ihr Ehemann sich gerade befindet. Sie nimmt die Eier, es sind an diesem Morgen nur fünf Stück, die Hühner sind nicht mehr die jüngsten. Es wird demnächst eine deftige Hühnersuppe geben. In drei Wochen wird Emilio in die Stadt fahren, dann soll er zwei junge Hühner mitbringen. Dieses Mal wird sie dann besser aufpassen, dass ihre alten Hennen die jungen nicht wieder brutal zerfleischen werden. Sie wirft einen Blick in ihren Gemüsegarten, langsam fällt die tägliche Ernte geringer aus. Der Vorrat reicht, um über den Winter zu kommen, doch mit Rosaja ist es nun ein Esser mehr geworden. Sie wollte ihr doch helfen, das Mittag für die hungrigen Waldarbeiter zu zubereiten. Es gibt Eintopf, wie fast immer. Heute macht sie dazu frisch gebackene Pao de Quijo, echte brasilianische Käsebällchen. Emilio liebt diese heimische Spezialität. Letzte Nacht sind die Eheleute nicht viel zum Schlafen gekommen, sie wollte ihrem Mann zeigen, dass sie ihm alles geben kann, was er braucht. Große Mühe hat sie sich gegeben, ihn zu verführen und ihm dabei seine geheimen Wünsche so zu erfüllen, wie sie es im Laufe der Jahre gelernt hat. Mercedes strahlt und ist sich sicher, dass Rosaja ihm niemals das geben könne, was sie Emilio alles zu bieten hat.

„Mercedes!“, hört sie ihren Mann rufen, und sie eilt wieder hinein. „Rosaja ist da, um dir zu helfen. Ich fahre in den Wald und bringe die Jungs nachher zum Essen mit.“ Die dürre Schönheit hat ihren Blick auf den Boden gesenkt, und Emilio gibt seiner Frau einen liebevollen Kuss, bevor er sich verabschiedet. „Komm mit in den Garten, wir müssen ernten. Hast du das schon einmal gemacht?“ Rosaja schüttelt zaghaft mit dem Kopf. „Auch das noch“, denkt die Bäuerin, „jetzt muss ich ihr auch noch jeden Handgriff erklären. Ich wäre wohl allein schneller.“ Dennoch reißt sie sich zusammen und holt ein zweites Messer für die fremde Frau. Sie zeigt ihr, wie sie damit umgehen soll, und es klappt ganz gut. Dann dauert es nicht lang, bis Mercedes verkündet, dass das geerntete Gemüse für einen großen Eintopf reicht, und Rosaja schenkt ihr daraufhin sogar ein Lächeln. Ganz langsam kommen die beiden Frauen sich etwas näher. „Die Fremde könnte tatsächlich eine Hilfe für mich werden“, denkt Mercedes. Die Farmerin ist hin und her gerissen, einerseits will sie auf gar keinen Fall eine enge Beziehung zu dieser unbekannten Person aufbauen, andererseits ist es ein gutes Gefühl, nicht mehr allein vor der ganzen Arbeit auf der Farm stehen zu müssen. Sie fragt sich auch, was für eine Geschichte wohl hinter dieser zierlichen Frau mit den schönen gepflegten Händen steht, hält es aber für unangebracht, sie am ersten Tag schon danach zu fragen. Als Mercedes so darüber nachdenkt, was sie Rosaja als nächstes für eine Aufgabe übertragen könnte, ist sie unachtsam, und der noch leere Kochtopf rutscht ihr aus den Händen und landet mit einem lauten Geräusch auf dem Küchenfußboden. Rosaja erschrickt sich und zuckt dabei zusammen, jetzt steht sie zitternd da und wischt sich sogar eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie sich im selben Moment bei Mercedes dafür entschuldigt. „Mir tut es leid, ich war unachtsam“, sagts sie, und zum ersten Mal tut sie ihr leid. Die Zeichen sind eindeutig, ihr muss Schlimmes widerfahren sein.

In der Stadt ist Henry inzwischen auf der Suche nach seiner Geliebten und hat sogar eine Belohnung von einhundert US-Dollar ausgesetzt für Hinweise, die zur Auffindung Rosajas führen. Sie ist ihm aus seinem Büro entwischt, während er zu nachsichtig mit ihr war; das wird ihm nie wieder passieren, das hat er sich fest vorgenommen. Kein zweites Mal wird er sich von einer Frau so dermaßen vorführen lassen. Bei dem Gedanken an ihre Flucht aus seiner Obhut läuft er rot an und sein Puls steigt. Wenn er sie zu fassen bekommt, wird sie leiden müssen für das, was sie ihm alles angetan hat. Sie hat ihn lächerlich gemacht, er stellt sich vor, wie er sie erst über einen Sessel werfen wird, um viel Spaß mit ihr zu haben, bevor er ihrem Rücken ein neues Mal schenken wird, ein großes und sehr schmerzhaftes Mal. Dafür wird er am Nachmittag einen Eisenwarenhändler aufsuchen. In diesem Moment seiner starken Erregung steht seine Frau mit den Einkäufen in der Tür, und er packt sie, um sich zu erleichtern. Ihr scheint es zu gefallen und so ist er schnell fertig und schickt sie danach in die Küche, um das Essen zuzubereiten. Sein Büro liegt im nördlichen Teil der Stadt, nicht weit entfernt von seiner Villa, während das Vergnügungsviertel mit seinen Bars und Clubs südlich entlang der Küste verläuft. „Rosaja kann den weiten Weg unmöglich zu Fuß gegangen sein, es bleibt nur der Bus oder ein Taxi. Die Busse fahren nur zweimal am Tag, da Amalia kein Auto fahren kann, um Rosaja abzuholen, kommen nicht viele Möglichkeiten in Frage, wie sie von hier abgehauen sein kann“, denkt Henry. Nach dem Essen beschließt er, die Taxifahrer der Stadt zu interviewen. „Für einen kleinen Schein redet hier jeder.“ Er macht sich auf den Weg, um mehr über sein verschwundenes Spielzeug zu erfahren. „Wehe dem, es hat sie ein anderer Mann berührt“, denkt er und steckt sich seine Pistole ein, bevor er sich auf den Weg macht. An dem größten Taxistand des Nordens erfährt er, dass mindestens jeder von ihnen am gestrigen Abend einmal in die Stadt gefahren ist. Allerdings waren es nur drei Frauen, die mit dem Taxi gefahren sind, auf zwei von ihnen passt Rosajas Beschreibung. Die eine ist an einer Tapas Bar gleich oberhalb der Meile abgesetzt worden, die andere jedoch in der Nähe von Amalias Bar. Er ist sich sicher, dass er noch einmal zurück zur Bar muss, um die Wirtin etwas detaillierter auszufragen. Bei diesem Gedanken lässt er seine Fingergelenke eines nach dem anderen laut knacken, während er einen Plan schmiedet, die ehemals beste Freundin seiner Nutte zu entführen, um sie in aller Ruhe vernehmen zu können. Ronaldo dürfte allerdings nicht in der Nähe sein. Der Türsteher nimmt manchmal auch andere, gut bezahlte Jobs an. So wird ihm einer seine besten Geschäftspartner sicherlich aushelfen und Ronaldo für einen Security-Job auf eines seiner Boote ordern, damit wäre der starke Mann an Amalias Seite außer Gefecht gesetzt. Ein breites Grinsen verleiht ihm das Gefühl von Macht und Stärke. Bevor Henry jedoch seinen Plan bis ins Detail ausarbeiten wird, geht er zu dem Eisenwarenhändler seines Vertrauens und besorgt sich ein neues Logo für ein entzückendes Branding auf ihrem rechten Schulterblatt. Er hat klare Vorstellungen, wie die gemeinsame Zukunft auszusehen hat. Rosaja wird ihm dienen, solange sie jung ist, bis höchstens fünfunddreißig wird er sie behalten, danach wird er sie gewinnbringend verkaufen. Er lächelt und überlegt, ob er noch einen kurzen Abstecher nach Hause machen soll, bevor er sich auf die Suche nach einem passenden Motiv für Rosaja begibt. Seine Frau hat heute schon gezeigt, welche Qualitäten sie hat, er sollte sie belohnen und ein weiteres Mal beglücken. Sobald Rosaja wieder in seiner Nähe wäre, würde seine Frau etwas zurückstecken müssen. Seine Gefühle spürt er erneut deutlich unterhalb seiner Gürtellinie und macht den Umweg über seine Frau, bevor er das passende Zeichen für sein Spielzeug findet. Ein kleiner Stierkopf mit zwei Hörnern, sehr passend denkt er und freut sich schon sehr auf das Wiedersehen mit Rosaja.

Da Ronaldo von Mittwoch bis Sonntag als Türsteher verplant ist, sorgt Henry dafür, dass Ronaldo am kommenden Montag auf dem Meer und nicht in der Stadt sein wird. Zwei seiner Schläger werden Henry dann begleiten, wenn er der vorlauten Barbesitzerin einen Besuch abstatten wird, um sie zu entführen. Ganz genau wird er diesen Plan ausarbeiten, damit nichts schiefgehen wird. Einen der Schläger wird er vor dem Laden platzieren, um ankommende Gäste abzuweisen, der andere wird unbemerkt in Amalias Glas, und wenn Iris anwesend ist, ebenfalls in ihr Getränk KO-Tropfen geben. Ein Wagen wird am Hintereingang warten, um Amalia in Empfang zu nehmen und sicher unterzubringen, während Henry sich dezent zurückhalten wird, um in seinem Büro auf Amalia zu warten. Er hofft sich damit aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen zu können. Selbstsicher, fast schon euphorisch wartet er nun darauf, dass es endlich Montag wird, um seiner ungezügelten Lust namens Rosaja wieder ein Stück näher kommen zu können.

In der Zwischenzeit beruhigen sich die Gemüter von Iris, Amalia und Ronaldo, denn sie hören und sehen nichts von Henry. „Eigentlich sehr ungewöhnlich“, fragt sich die Barbesitzerin. „Es ist schon mehr als achtundvierzig Stunden her, und Henry hat sich nicht blicken lassen.“ Die Bar ist gut gefüllt und Amalia abgelenkt. Gerade als sie Feierabend machen will, kommt er doch noch zur Tür herein. „Henry, was kann ich für dich tun?“ „Sag mir, wo ich Rosaja finde, oder besser noch, bring sie zu mir zurück, es soll dein Schaden nicht sein!“ Kurze Zeit später taucht Ronaldo erneut auf, und Henry ist sich noch sicherer als zuvor, dass er am kommenden Montag leichtes Spiel haben wird. Freundlich verabschiedet er sich und verlässt das Vergnügungsviertel. Ronaldo ist unsicher, „Irgendetwas stimmt mit ihm nicht, er gibt sich sonst doch nicht so leicht zufrieden. Wir müssen noch aufmerksamer sein, ich traue ihm keine fünf Meter weit.“ „Ich habe gehört, dass es zwischen ihm und seiner Frau wieder besser laufen soll, er hat ihr einen Urlaub mitsamt den Kindern in Europa geschenkt.“ „Wir können ihm nicht trauen und müssen vorsichtig sein, was wir in seiner Gegenwart sagen.“ „Du hast recht, Süßer. Lass uns Feierabend machen und gemeinsam Spaß haben!“ Ronaldo gab seinem Kollegen ein Handzeichen und schloss danach die Bar von innen ab. Iris war mit einem ihrer Freier mit auf sein Hotelzimmer gegangen, so dass die beiden sich ausgiebig lieben konnten. Es kam nicht so oft vor, dass Ronaldo und Amalia es in dieser heftigen Art und Weise wie in dieser Nacht taten. Dadurch waren sie für ein paar Stunden von ihren ganzen Sorgen abgelenkt. Bei Ronaldo muss Amalia nicht nur das tun, was ihn befriedigt, im Gegenteil, sie kann sich ebenfalls ganz gehen lassen und bekommt von ihm alles, was sie glücklich macht.

Auf der Farm entwickelt sich alles sehr zu aller Zufriedenheit. Rosaja und Mercedes tauschen Rezepte aus und unterhalten sich sogar über Mode. Mercedes besitzt eine gute Nähmaschine, doch hat sie nicht die Zeit dazu, sich mit dieser Form der Handarbeit zu beschäftigen, es sei denn, die Hosen der Männer brauchen Flicken. Rosaja hat das Nähen früher von ihrer Großmutter gelehrt bekommen und ist erfreut darüber, die Nähmaschine benutzen zu dürfen. Ansonsten gibt es viel zu putzen in dem alten Haus der Holzfäller. An diesem Tag hat sie sich das Badezimmer vorgenommen, dazu bekommt sie von Mercedes alte Lumpen zum Putzen, eine Zitrone und etwas Scheuerpulver. Es ist sehr anstrengend, sogar ihre Finger haben am Abend blutige Stellen, doch das Bad erstrahlt wie neu. Rosaja ist ebenso begeistert darüber wie die Herren. Am nächsten Vormittag darf sie das Bad für eine Stunde ganz für sich allein benutzen, um ihre Haare zu waschen und sogar ein Bad zu nehmen. Rosaja ist richtig stolz auf ihre harte Arbeit und freut sich über die Anerkennung durch das Team.