Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Achtzehn neue Klöster, darunter zwei für Männer, gegründet von einer Frau - für die damalige Zeit eine unerhörte Anmaßung. In den Berichten über ihre Klostergründungen zeigt sich die bedeutende Mystikerin Teresa von Ávila von ihrer lebenspraktischen Seite: klug im Umgang mit Hindernissen, hartnäckig im Verhandeln, mutig auf gefährlichen Reisen, und mitten in all dem eine unübertroffene Lehrmeisterin dafür: dass Leben mit Gott und Leben mit den Menschen keine Gegensätze sind, sondern der gleichen Quelle entspringen .
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 926
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Teresa von ÁvilaDas Buch der Gründungen
Mit einem Bericht über die Gründung in Granada (1582)von Ana de Jesús Lobera
Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet vonUlrich Dobhan OCDElisabeth Peeters OCD
Die AutorinTeresa von Ávila (1515–1582), spanische Ordensgründerin und Mystikerin; durch ihr Wirken entstanden zahlreiche Klöster eines neuen Zweigs des Karmelitenordens (Teresianischer Karmel). Papst Paul VI. verlieh ihr 1970 als erster Frau den Titel „Kirchenlehrerin“. Teresa von Ávila ist Schutzpatronin der spanischen Schriftsteller, ihre Werke sind Klassiker der spanischen Sprache.
Die Herausgeber
P. Ulrich Dobhan OCD, Dr. theol., geb. 1944, Karmelit.
Sr. Elisabeth Peeters OCD, geb. 1954, Karmelitin, studierte Anglistik und Theoretische Linguistik.
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2022Alle Rechte vorbehaltenwww.herder.deUmschlaggestaltung: Verlag Herder GmbH, FreiburgSatz: SatzWeise, Bad WünnenbergHerstellung: Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, RegensburgPrinted in GermanyISBN Print 978-3-451-39411-9ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-82911-6ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83011-2
Siglen und Abkürzungen
Einführung
1. Die Gründerin Teresa von Ávila
1.1. Teresa wird zur Gründerin (1562)
1.2. Gründungsideal
1.3. Vertiefung des Gründungsideals
1.4. Vollendung des Gründungsideals
1.5. Gründerin des männlichen Zweigs
1.6. Von der Madre Fundadora zur Reformadora
2. Teresas Ideal von Ordensleben
2.1. Reformklima in Kastilien
2.2. Die Option Teresas
2.3. Kennzeichen des Ordensideals Teresas
3. Die Entstehung des Buches der Gründungen
3.1. Teresas Gründungen
3.2. Das Reisen
3.3. Die Beauftragung zum Schreiben
3.4. Die Abfassung
3.5. Die Drucklegung
4. Die spirituelle Botschaft des Buches der Gründungen
Das Buch der Gründungen
Vorwort
Es beginnt die Gründung zum heiligen Josef vom Karmel in Medina del Campo.
Kap. 1: Auf welchen Wegen man begann, diese Gründung und alle weiteren zu betreiben.
Kap. 2: Wie unser Pater General nach Ávila kam, und was aufgrund seines Kommens geschah.
Kap. 3: Auf welchen Wegen man mit den Verhandlungen für die Gründung des Klosters San José in Medina del Campo begann.
Kap. 4: Sie spricht darin über einige Gnaden, die der Herr den Schwestern dieser Klöster erweist, und den Priorinnen werden Weisungen erteilt, wie sie mit ihnen umgehen sollen.
Kap. 5: Darin werden einige Ratschläge zu Fragen des inneren Betens gegeben. Das ist sehr nützlich für diejenigen, die sich mit äußeren Tätigkeiten befassen.
Kap. 6: Sie weist auf die Schäden hin, die geistlichen Menschen erwachsen können, wenn sie nicht erkennen, wann man dem Geist widerstehen soll. Sie spricht von der Sehnsucht der Seele nach dem Kommunionempfang und der Selbsttäuschung, die es dabei geben kann. Es gibt da wichtige Dinge für diejenigen, die in diesen Häusern die Leitung haben.
Kap. 7: Darüber, wie man mit denen umgehen soll, die an Melancholie leiden. Das ist notwendig für die Oberinnen.
Kap. 8: Es handelt von einigen Ratschlägen zu Offenbarungen und Visionen.
Kap. 9: Es handelt davon, wie sie von Medina del Campo zur Gründung des Klosters zum heiligen Josef in Malagón aufbrach.
Kap. 10: In ihm spricht sie über die Gründung des Konvents in Valladolid. Dieses Kloster trägt den Namen zur Empfängnis Unserer Lieben Frau vom Karmel.
Kap. 11: Sie macht mit dem angefangenen Thema der Strategie weiter, die Doña Casilda de Padilla anwendete, um ihre frommen Wünsche, ins Kloster zu gehen, durchzusetzen.
Kap. 12: In ihm wird vom Leben und Sterben einer Schwester mit Namen Beatriz de la Encarnación berichtet, die unser Herr in dieses Kloster brachte, da ihr Leben so vorbildlich und ihr Sterben von der Art war, dass es richtig ist, ihrer zu gedenken.
Kap. 13: In ihm berichtet sie, wie und durch wen es zum ersten Haus der Unbeschuhten Karmeliten nach der ursprünglichen Regel kam. Im Jahre 1568.
Kap. 14: Sie fährt mit der Gründung des ersten Hauses der Unbeschuhten Karmeliten fort. Sie sagt etwas über das Leben, das sie dort führten, und über den Nutzen, den unser Herr zu Gottes Ehre und Ruhm an jenen Orten zu wirken begann.
Kap. 15: Sie spricht darin über die Gründung des Klosters zum glorreichen hl. Josef in der Stadt Toledo, die im Jahre 1569 geschah.
Kap. 16: In ihm wird – zu Gottes Ehre und Ruhm – von einigen Ereignissen aus diesem Konvent zum hl. Josef in Toledo berichtet.
Kap. 17: Es berichtet von der Gründung der Klöster sowohl der Brüder als auch der Schwestern in Pastrana. Das geschah im gleichen Jahr 1570, ich meine 1569.
Kap. 18: Sie berichtet von der Gründung des Klosters zum hl. Josef in Salamanca im Jahre 1570. Sie gibt einige wichtige Ratschläge für die Priorinnen.
Kap. 19: Sie fährt mit der Gründung des Klosters zum hl. Josef in der Stadt Salamanca fort.
Kap. 20: In ihm wird über die Gründung des Klosters zu Unserer Lieben Frau von der Verkündigung berichtet, das in Alba de Tormes ist. Das war im Jahre 1571.
Kap. 21: In ihm wird über die Gründung des Klosters zum glorreichen hl. Josef vom Karmel in Segovia berichtet. Es wurde am Tag des hl. Josef gegründet, im Jahre 1574.
Kap. 22: In ihm wird über die Gründung des Klosters zum glorreichen hl. Josef vom Erlöser in der Ortschaft Beas im Jahre 1575 am Tag des hl. Matthias berichtet.
Kap. 23: In ihm berichtet sie von der Gründung des Klosters zum glorreichen hl. Josef vom Karmel in der Stadt Sevilla. Die erste Messe wurde am Tag der Allerheiligsten Dreifaltigkeit im Jahr 1575 gefeiert.
Kap. 24: Sie fährt fort mit der Gründung zum hl. Josef vom Karmel in der Stadt Sevilla.
Kap. 25: Es geht mit der Gründung zum glorreichen hl. Josef in Sevilla weiter und damit, was geschah, um zu einem eigenen Haus zu kommen.
Kap. 26: Sie fährt mit der gleichen Gründung des Klosters zum hl. Josef in der Stadt Sevilla fort. Sie berichtet über einige Dinge von der ersten Schwester, die dort eintrat, die sehr bemerkenswert sind.
Kap. 27: In ihm wird über die Gründung in der Stadt Caravaca gesprochen. Das Allerheiligste wurde am Neujahrstag des gleichen Jahres 1576 eingesetzt. Es steht unter der Anrufung des glorreichen hl. Josef
Kap. 28: Die Gründung in Villanueva de la Jara.
Kap. 29: Es wird über die Gründung zum hl. Josef Unserer Lieben Frau von der Straße in Palencia berichtet, die im Jahre 1580 stattfand, am Tag des Königs David.
Kap. 30: Es beginnt die Gründung des Klosters zur Heiligsten Dreifaltigkeit in der Stadt Soria. Es wurde im Jahre 1581 gegründet. Die erste Messe wurde am Tag unseres Vaters, des heiligen Elisäus, gefeiert.
Kap. 31: In diesem Kapitel beginnt der Bericht über die Gründung zum glorreichen hl. Josef von der hl. Anna in der Stadt Burgos. Die erste Messe wurde am 19. des Monats April, dem Oktavtag von Ostern des Jahres 1582 gefeiert.
Kap. 32 (Epilog)
Anhang
Ana Jesús de LoberaBericht über die Gründung in Granada (1582)
Literatur
Glossar
Personen- und Ortsverzeichnis
Zu den Abbildungen
Einschübe Teresas stehen in runden Klammern, erklärende Einschübe der Übersetzer sind durch eckige Klammern gekennzeichnet
In den Anmerkungen werden für die Werke der hl. Teresa folgende international gebräuchliche Siglen benützt:
C Weg der Vollkommenheit (Camino de Perfección)
CC Geistliche Erfahrungsberichte (Cuentas de conciencia, in anderen Ausgaben Relaciones, abgekürzt R)
CE Weg der Vollkommenheit (Camino de Perfección), Erstfassung (Ms. vom Escorial)
Cs Konstitutionen (Constituciones)
Ct Briefe (Cartas)
CV Weg der Vollkommenheit (Camino de Perfección), Endfassung (Ms. von Valladolid)
E Ausrufe der Seele zu Gott (Exclamaciones del alma a Dios)
F Buch der Gründungen (Fundaciones)
M Wohnungen der Inneren Burg (Moradas del Castillo Interior)
MC Gedanken über das Hohelied (Meditaciones sobre los Cantares, in anderen Ausgaben Conceptos del Amor de Dios, abgekürzt Cp)
P Gedichte (Poesias)
V Leben (Vida)
VD Visitation der Unbeschuhten Schwestern (Visita de Descalzas, in anderen Ausgaben: Modo de visitar los conventos, abgekürzt Mo)
Siehe: Teresa von Ávila, Werke und Briefe. Gesamtausgabe (TAGA), hg., übersetzt und eingeleitet von U. Dobhan und E. Peeters, 2 Bde. Freiburg u. a. 2015.
Für die in den Anmerkungen erwähnten Werke des hl. Johannes vom Kreuz werden folgende in der Fachwelt gebräuchliche Siglen benützt:
Av Vier Anweisungen für einen Ordensmann(Cuatro avisos a un religioso)
C Geistlicher Gesang (Cántico espiritual)
CA Geistlicher Gesang (Cántico espiritual), 1. Fassung
CB Geistlicher Gesang (Cántico espiritual), 2. Fassung
LB Lebendige Liebesflamme (Llama de amor viva), 2. Fassung
N Dunkle Nacht (Noche Oscura)
P Gedichte (Poesias)
S Aufstieg auf den Berg Karmel (Subida del Monte Carmelo)
Siehe die vollständige Neuübersetzung von U. Dobhan, E. Hense, E. Peeters. Freiburg u. a. 1996 ff. (5 Bde, Bd. 3 = CA); und ferner Johannes vom Kreuz, All mein Tun ist nur noch Lieben. Der Geistliche Gesang (= CB), hg., übersetzt und eingeleitet von U. Dobhan und E. Peeters. Freiburg u. a. 2019.
Anm. Anmerkung
Bd(e). Band, Bände
Bl. Blatt
BMC Biblioteca Mística Carmelitana
ed. Ausgabe (edición)
eingel. eingeleitet
epíl Nachwort (epílogo)
FC Fontes Christiani
ff. und folgende
hg. herausgegeben
pról Vorwort (prólogo)
TAGA Teresa von Ávila, Gesamtausgabe, 2 Bde. Freiburg 2015.
tít Überschrift (título)
übers. übersetzt
Vg Vulgata
„Ich schreibe bei diesen Gründungen nichts von den großen Beschwernissen der Reisen, bei Kälte, unter der Sonne, mit Schnee, der manchmal den ganzen Tag ununterbrochen fiel, andere Male unterwegs verirrt, wieder andere Male mit vielen anderen Plagen und Fieberanfällen, denn, zur Ehre Gottes sei es gesagt, normal war, dass ich bei schlechter Gesundheit war, doch klar sah, dass unser Herr mir Kraft gab. Dabei geschah es mir einige Male, dass ich, wenn es zu einer Gründung ging, so viele Übel und Schmerzen verspürte, dass ich mich sehr ängstigte, da ich glaubte, noch nicht einmal in der Lage zu sein, in meiner Zelle zu bleiben, ohne mich hinzulegen, und dass ich mich an unseren Herrn wandte und unter Klagen zu Seiner Majestät sagte, warum er denn wolle, dass ich tue, was ich nicht könnte, doch Seine Majestät dann Kräfte gab, wenn auch nicht ohne Mühe, und bei dem Eifer, den er mir gab, vergaß ich anscheinend auf mich“ (F 18,4).
Dieser Text ist eine gute Einstimmung auf das Buch der Gründungen der hl. Teresa von Ávila. Sie sagt, wie es ihr oft genug ergangen ist, hebt aber auch hervor, woher sie die Kraft dafür bekommen hat, gibt also Gott die Ehre. So wird auch dieses Buch zu einer spirituell-theologischen Schrift, wenn auch auf eine ganz andere Weise als ihr Weg der Vollkommenheit oder Die Wohnungen der Inneren Burg.
Wir stellen zunächst Teresa als Gründerin vor (1.), beschreiben ihr Ideal von Ordensleben (2.), zeichnen die Entstehungsgeschichte des Buches der Gründungen nach (3.) und stellen schließlich seine spirituelle Botschaft dar (4.).
Bereits im Buch meines Lebens hat Teresa eine Kostprobe ihres erzählerischen Talents gegeben, als sie die Geschichte ihrer ersten Gründung, des Klosters San José in Ávila, niederschrieb.1 In unserer Einführung in das Buch meines Lebens haben wir Teresas innere Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt dargestellt.2 Die dort genannten Beweggründe, die sie zur Gründerin machten, seien hier kurz wiederholt:
Um Teresas Werdegang als Gründerin zu verstehen, muss man ihre gesamte Entwicklung, die sie im Buch meines Lebens darlegt, vor Augen haben; letzten Endes ist dieser Weg Frucht ihres Lebens mit Gott. Doch haben dabei ganz konkrete zeitbedingte Faktoren mitgewirkt:
– Das allgemeine Reformklima in vielen Orden Kastiliens und der Kirche Spaniens überhaupt;3
– Teresas Unzufriedenheit mit ihrer Lebensweise im Kloster der Menschwerdung, was sie sogar an eine Übersiedlung in ein anderes Kloster mit strenger Klausur denken lässt;4
– ihre ständigen Misserfolge bei ihren Bemühungen um mehr Konsequenz beim inneren Beten;5
– mangelnde Unterstützung durch ihre Umgebung.6
Eine zweite Reihe von Gründen ist eher geistlicher Art:
– Die Höllenvision,7 die unter anderem folgende Wirkung bei ihr hatte: „Es kam in mir der Wunsch hoch, den Menschen zu entfliehen und mich endlich ganz und gar aus der Welt zurückzuziehen.“8 Und ferner: „Ich dachte darüber nach, was ich für Gott tun könnte. Dabei dachte ich mir, dass das Erste wohl wäre, der Berufung zum Ordensleben, die mir Seine Majestät verliehen hatte, nachzukommen, indem ich meine Regel mit der mir größtmöglichen Vollkommenheit beobachtete.“9
– Die sog. „Gründungssitzung“, die sich ereignete, als sie in dieser geistigen Verfassung war, und über die sie so berichtet: „Da ergab es sich eines Tages, als ich gerade mit einer Person beisammen war, dass diese zu mir und den anderen sagte, ob es denn nicht möglich wäre, ein Kloster gründen zu können, wenn wir schon nicht so wären, dass wir Schwestern nach Art der Unbeschuhten sein könnten. Da ich mich selbst mit solchen Wünschen trug, begann ich mit meiner Gefährtin [Doña Guiomar de Ulloa] … darüber zu sprechen, da sie denselben Wunsch hatte.“10 Das war im Herbst 1560.11 „Schwestern nach Art der Unbeschuhten zu sein“, bedeutet einen Lebensstil nach Art der damals in Kastilien üblichen Reformbewegungen mit ganz bestimmten Merkmalen.12
– Die „Gründungsvision“, die sie im Anschluss daran erlebte, und die sie mit folgenden Worten festhält: „Dass das Kloster errichtet und dem Herrn darin sehr gedient würde, … und dass es ein Stern wäre, der großen Glanz ausstrahlte, und dass ich nicht denken solle, dass ihm in den Orden wenig gedient würde, auch wenn sie gemildert seien; denn was wäre es um die Welt, wenn es die Ordensleute nicht gäbe? Eines Tages nach der Kommunion trug mir Seine Majestät eindringlich auf, mich mit aller Kraft dafür einzusetzen.“13
Aus all dem ergibt sich für sie die Gewissheit, dass die Gründung Gottes Wille ist; in ihrer Darstellung wird Gott zum Haupthandelnden, „der es mir eindringlich auftrug.“
Um diese Zeit, also noch vor der Gründung selbst, zeichnen sich folgende Ideen ab:
Teresa geht es damals darum, eine für sie geeignete Umgebung zur Beobachtung ihrer Regel und Ordenssatzungen zu finden, „denn für mich war der Nachteil dieses Ausgehens schon groß, auch wenn ich diejenige war, die davon am meisten Gebrauch machte, weil einige Personen, denen meine Oberen nicht absagen konnten, mich gern in ihrer Gesellschaft hatten, so dass sie, dazu gedrängt, es mir auftrugen. Und so konnte ich, wie es sich nach und nach ergab, nur noch selten im Kloster weilen.“14 Das bedeutet, dass es Teresa ganz am Anfang um Abhilfe für ihre persönliche Situation ging, in die sie aufgrund ihrer Begabung zu Kontakt und Freundschaft, aber auch aufgrund von Aufträgen ihrer Oberen kam. Dabei mag der Aspekt der Reform, also der Rückführung ihrer Lebensweise auf die frühere, strengere Observanz, vorrangig gewesen sein; jedenfalls dachte sie damals noch nicht daran, außer San José in Ávila noch weitere Klöster zu gründen.
Einen weiteren Beitrag brachte die Höllenvision. Dadurch „erwarb ich mir auch das unsäglich große Leid, das mir die vielen Seelen verursachen, die verdammt werden (insbesondere diese Lutheraner, denn die waren durch die Taufe schon Mitglieder der Kirche), sowie die gewaltigen Antriebe, um Seelen von Nutzen zu sein, denn ich glaube sicher, dass ich liebend gern tausend Tode auf mich nehmen würde, um eine einzige aus so extremen Qualen zu befreien.“15 „Die gewaltigen Antriebe, um Seelen von Nutzen zu sein“, also die apostolische Motivation, ist ein zweites Element, das zu ihrem Gründungsideal gehört, aber am Anfang noch nicht so klar ausgeprägt ist wie das später einmal der Fall sein wird.
Und schließlich noch die folgende Idee, von der in der oben zitierten „Gründungsvision“ die Rede ist: Förderung des Dienstes Gottes, Erneuerung des Karmelordens und des Ordenslebens überhaupt – vielleicht eine entfernte Reaktion auf den berühmt gewordenen Satz des Erasmus von Rotterdam „Monachatus non est pietas“16 in seinem Enchiridion militis christiani17 und zugleich dessen Zurückweisung, was zeigt, dass Teresa um die Reformbedürftigkeit des Ordenslebens in Spanien durchaus wusste.
Diese Vorstellung von reformiertem Klosterleben spiegelt sich teilweise in dem Brief an ihren Bruder Lorenzo vom 23. Dezember 1561 wider, wo sie zum ersten Mal von der Gründung eines Klosters spricht: „Nur fünfzehn Schwester, ohne dass diese Anzahl zunehmen darf, in größter Zurückgezogenheit, so dass sie niemals herausgehen, wie auch niemanden zu Gesicht bekommen, außer mit einem Schleier vor dem Gesicht, gegründet auf inneres Beten und Ego-Sterben.“18 Das entspricht genau ihrem persönlichen Bedürfnis zum damaligen Zeitpunkt. Es handelt sich also hier um eine zeitbedingte Beschreibung des Gründungsideals Teresas, das sehr stark auf der Linie der damaligen Ordensreformen in Spanien liegt, nämlich „Schwestern nach Art der Unbeschuhten zu sein“, wie das in der „Gründungssitzung“ ausgesprochen wurde. Im Weg der Vollkommenheit erklärt sie noch dazu: „Am Anfang, als man mit der Gründung dieses Klosters begann …, war es nicht meine Absicht, dass es im Äußerlichen eine so große Strenge gäbe, noch dass es ohne festes Einkommen wäre, vielmehr wollte ich – eine schwache und erbärmliche Frau –, dass es nach Möglichkeit an nichts fehle, auch wenn ich damit mehr gute Absichten verfolgte als meine Bequemlichkeit.“19 Sie hatte also ihre „Absichten“, d. h. sie wusste, was sie wollte. Die apostolische Motivation ist zu jenem Zeitpunkt noch schwach ausgebildet;20 immerhin will sie dieses Ideal bereits mit einigen Schwestern teilen und hat nicht vor, irgendwo als Einsiedlerin in größerer Zurückgezogenheit zu leben.21
Zugunsten eines derartigen ursprünglichen Gründungsmotivs spricht auch die Tatsache, dass sie nur San José gründen wollte, so dass sie nach vollbrachter Arbeit zufrieden schreibt: „Es war mir auch ein großer Trost, das, was mir der Herr so eindringlich befohlen hatte, getan und an diesem Ort eine weitere Kirche errichtet zu haben, eine für meinen Vater, den glorreichen heiligen Josef, die es noch nicht gab.“22 Als Abhilfe in ihrer persönlichen Situation im Menschwerdungskloster hätte das ja auch ausgereicht.
Schließlich werden so auch die häufigen Hinweise, sterben zu müssen oder zu dürfen, besonders im zweiten Teil der Vida, verständlich, was auch ein Anzeichen dafür sein könnte, dass Teresa meinte, mit der Gründung von San José ihren Lebensauftrag erfüllt zu haben. So z. B. „Ich sah mich geradezu sterben vor Sehnsucht, Gott zu sehen, und wusste nicht, wo ich dieses Leben suchen sollte, es sei denn durch den Tod.“23
Wir können sagen: In der Konzipierung der Gründung von San José geht es Teresa zunächst um die Schaffung eines Raumes, in dem sie ihrer wahren Berufung im Sinne eines karmelitanischen Ordenslebens gemäß der Regel des Karmel näherkommen kann,24 wie sie selbst bekennt: „Der Berufung zum Ordensleben, die mir Seine Majestät verliehen hatte, nachzukommen, indem ich meine Regel mit der mir größtmöglichen Vollkommenheit beobachtete.“25 Damit wird klar gesagt, dass die Gründung von San José in Ávila nicht eine Reaktion auf die Entstehung des Protestantismus ist, sondern eine Frucht ihrer persönlichen inneren Entwicklung. Mit Recht schreibt D. de Pablo Maroto: „Schlecht informierte Leser könnten zum Schluss kommen, dass der Protestantismus der Grund für Teresas Reform ist … Demnach gäbe es ohne Luther keine Reform durch Teresa. Das ist ein historisch völlig unhaltbarer Irrtum.“26 Und doch haben die „Protestanten“ bei Teresas Gründung eineRolle gespielt.
Die Erweiterung oder Vertiefung des Gründungsideals geschieht nämlich durch Teresas existentielle Begegnung mit den „Protestanten“, wie sie schreibt: „Nachdem ich von den Schäden in Frankreich durch diese Lutheraner erfahren hatte, und wie sehr diese unheilvolle Sekte im Anwachsen war, setzte mir das sehr zu.“27 Wann ist das geschehen? Sicher blieben ihr die Ereignisse von 1559 nicht verborgen, als in Kastilien, konkret in Valladolid und Toro, und auch in Sevilla protestantisierende Zirkel entdeckt wurden,28 was 1559 zum rigorosen Bücherverbot des Fernando de Valdés geführt hat.29 Auch im Palast der Doña Luisa de la Cerda, wo sie von Ende Dezember 1561 bis Juni 1562 weilen musste,30 wird man über diese tagespolitischen Ereignisse gesprochen haben.31 Dadurch erhält die bisherige Idee für ihre Neugründung, „der Berufung zum Ordensleben nachzukommen“, eine zusätzliche apostolische Motivation, die sich gleich in den ersten Sätzen des Weges der Vollkommenheit niederschlägt: „Wie wenn ich etwas vermöchte oder etwas bedeutete, weinte ich mich beim Herrn aus und bat ihn, diesem großen Übel abzuhelfen … Ich beschloss, das ganz Wenige, das ich vermag und an mir liegt, zu tun, und das ist, die evangelischen Räte mit aller Vollkommenheit, zu der ich fähig wäre, zu befolgen und dafür zu sorgen, dass die paar Schwestern, die hier sind, das Gleiche täten.“32 Natürlich hatte Teresa keine direkte Kenntnis von den Protestanten und noch weniger von deren Theologie, so dass es nicht verwunderlich ist, wenn sie das stereotype Bild wiederholt, das damals in Spanien vorherrschte.33 Durch die Begegnung mit den Protestanten wird ihr Gründungsideal apostolisch. Nun geht es ihr um die Kirche – „für die Verteidiger der Kirche, die Prediger und Theologen“ –, sie ist aber auch bereit, „ihr Leben tausendmal hinzugeben, um eine der vielen Seelen zu retten, die ich verloren gehen sah.“34 Unter dem Eindruck dieser Begegnung mit den Protestanten bestimmt sie im Weg der Vollkommenheit, den sie in den „ruhigsten Jahren meines Lebens (1562–1567)“ (F 1,1), konkret im Jahre 1566 in San José geschrieben hat, diesen Einsatz für die Kirche zum Sinn und Ziel ihres Klosters.
Die Begegnung mit den Indios, die ihr und ihren Schwestern der Franziskanermissionar Alonso Maldonado vermittelt, bringt ihr Gründungideal zur Vollendung und Fülle. Ihre Antwort auf die Nachricht vom Verderben der „vielen Millionen Seelen“, die in den von ihren Landsleuten entdeckten neuen Ländern leben, ist die Vermehrung der Gründungen, wozu ihr der Ordensgeneral Giovanni Battista Rossi bei seinem Besuch in Ávila die Erlaubnis gab.35 Zur apostolischen Dimension ihres Ordensideals kommt nun noch die universale, es wird zu einem Heilsuniversalismus, der keine Grenzen mehr kennt, sondern alle Menschen umfasst und retten will.36 Teresa wird zur „ruhelosen Herumtreiberin“37 Gottes, wie sie der Päpstliche Nuntius wenig schmeichelhaft und nicht ungefährlich für sie als klausurierte Ordensschwester nannte. Sie aber hat ein Werk geschaffen, das „nicht einfach eine Re-Form, also eine Ausrottung von Missständen und eine Reorganisation des klösterlichen Lebens ist. Unsere Vorstellung vom Werk Teresas wäre sehr beschränkt, wenn wir in ihm lediglich einen Aufstand gegen Missstände und organisatorische Mängel sähen. Die neue Form karmelitanischen Lebens, die sich mit ihrer klaren dogmatischen Zielsetzung zutiefst am Geist des Evangeliums und am eremitisch- kontemplativen karmelitanischen Ideal inspiriert, muss eher als eine Neuschöpfung und eine Gründung denn als Re-Form bezeichnet werden, was die Mutter Teresa von Jesus unter die ersten Gestalten der Kirche der Gegenreformation einreiht. Ihr Wirken als Reformatorin scheint nur ein zweitrangiger Aspekt ihres Werkes zu sein“.38 Zu diesem Urteil kommt Otger Steggink OCarm in seiner gründlichen historischen Studie über die Reform des Karmel in Spanien.
Mit Hilfe des Johannes vom Kreuz wird sie auch zur Gründerin eines neuen männlichen Ordenszweigs im Karmel, in dem dieser zusammen mit Antonio de Jesús (Heredia), José de Cristo und Lucas de Celis39 am 28. November 1568 in Duruelo nach ihren Vorstellungen zu leben beginnt. Somit gehört Teresa zu den wenigen Frauen in der Kirche, die auch einen Männerorden gegründet haben. Dabei legte sie großen Wert darauf, dass Johannes gut verstünde, worum es ihr ging: „Und als wir einige Tage Handwerker dort40 hatten, um das Haus herzurichten, noch ohne Klausur, bot sich die Gelegenheit, Fray Juan de la Cruz über unsere gesamte Lebensweise zu informieren, damit er alle Dinge gut verstanden hätte, sowohl bezüglich des Ego-Sterbens, als auch des schwesterlichen Umgangs und der Erholung, die wir gemeinsam halten. Alles geschieht mit Maßen, da es nur dazu dient zu erkennen, woran es den Schwestern fehlt, und uns ein bisschen Erleichterung zu verschaffen, um die Strenge der Regel auszuhalten. Er war so gut, dass zumindest ich viel mehr von ihm lernen konnte als er von mir; doch nicht ich war es, die das bewerkstelligte, sondern der Lebensstil der Schwestern“ (F 13,5). Das zeigt einerseits, worauf es ihr ankam – und das muss vor dem Hintergrund der Vorstellung vom Ordensleben in den Reformbewegungen Kastiliens gesehen werden –, andererseits wird klar, dass sich Teresa damals schon bewusst war, dass es nicht mehr nur ihr persönliches Charisma ist, sondern bereits das der ersten Gruppen von Schwestern, das von diesen auf Johannes vom Kreuz übergeht, der es seinerseits fertig bringt, sich in die geistliche Gefolgschaft von Frauen zu begeben.
Johannes vom Kreuz erweist sich als bereitwilliger Empfänger, da er Teresa die den Gründern zukommende „Fülle und Vorzüglichkeit der Erstlingsgaben des Geistes“ zuerkennt41 und sie ohne Umschweife „unsere Mutter“42 nennt. Antonio de Jesús (Heredia), der zusammen mit ihm in Duruelo begonnen hat, beruft sich zwar später auch auf Teresa, doch suchte er von Anfang an eher seine Vorstellungen von reformiertem Ordensleben zu verwirklichen, als dass er das Charisma Teresas bereitwillig aufgenommen hätte.43 Er war damals 58 Jahre alt und war seit seinem 10. Lebensjahr mit dem Orden verbunden, Johannes war 26 Jahre und nach den humanistischen Studien bei den Jesuiten im Alter von 21 Jahren in den Orden eingetreten. Dieser Unterschied in der Persönlichkeit der beiden ersten „Unbeschuhten“ Karmeliten ist wichtig, um die ersten Jahrzehnte des Teresianischen Karmel, ja seine ganze Geschichte richtig beurteilen zu können.
Die Frage, ob Teresa nun Gründerin oder Reformatorin sei, war zu ihren Lebzeiten und auch in den ersten Jahren nach ihrem Tod überhaupt nicht aktuell. Sie war ohne jegliche Einschränkung die Madre Fundadora. Ganz anders heute, wo sie immer wieder als Reformatorin bezeichnet wird. Wie ist es dazu gekommen?
Ein erster Hinweis mag der Begriffsklärung dienen. Weder in den Quellen des 16. Jahrhunderts, noch in den neuesten Studien über Teresa, die sie als Gründerin sehen, wird behauptet, dass sie als solche mit der Vergangenheit überhaupt nichts zu tun hätte und mit ihr hätte brechen wollen. Andererseits ist klar, dass Teresas Wirken nicht einfach auf die Beseitigung von Missständen reduziert werden kann, wie O. Steggink treffend bemerkt hat.
Eine weitere Rechtfertigung des Titels Gründerin ergibt sich, wenn wir bedenken, wie sie zur Reformatorin gemacht wurde.44
Dazu können wir als Erstes feststellen, dass sie bei ihren Gründungen immer neu begonnen, sich also nicht auf die Reform von bestehenden Gründungen eingelassen hat. So nimmt sie lieber die Enttäuschung des Erzbischofs von Sevilla in Kauf, der gehofft hatte, dass sie seine bestehenden Klöster reformieren würde, auch wenn ihr die Neugründung unter diesen Umständen mehr Einsatz und Mühen abverlangt.45 Es gefällt ihr gar nicht, dass sie in Villanueva de la Jara gleich eine ganze Gruppe von Frauen „übernehmen“ soll, weil sie fürchtet, dass sie sich dem von ihr eingeführten Lebensstil nicht anpassen werden, während sie überzeugt ist, dass sich „bei den Gründungen, wo wir allein beginnen, alle gut anpassen“ (F 28,17). Noch deutlicher wird sie diesbezüglich in einem Brief vom 2. Januar 1575 an Teutonio de Braganza: „Ich sage Euer Gnaden, dass ich lieber vier Klöster von Schwestern gründe – denn wenn einmal der Anfang gemacht ist, ist in 14 Tagen unsere Lebensweise eingeführt, da die Eintretenden nichts anderes machen als das, was sie bei denen sehen, die bereits da sind – als diese Gebenedeiten in unsere Vorgehensweise einzuführen, so heiligmäßig sie auch sein mögen.“46 Sie fühlte sich also tatsächlich als Gründerin und musste sich schließlich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass „es ein neuer Orden mit Neuerungen sei“, den sie allerdings mit dem Hinweis auf die „erste“ Regel, die sie beobachten, zurückweist.47
Ein weiterer Punkt: Ihre Schwestern sehen sie ausnahmslos als Madre Fundadora, was sie in ihren Briefen auch aufgreift. Eine Schwester von Jerónimo Gracián, die schon mit acht Jahren eingekleidet wurde, hat bereits in diesem Alter mit dem Dichten begonnen, wie Teresa Ende Dezember 1576 an den älteren Bruder schreibt. Dabei singt sie: „Die Mutter Gründerin / kommt zur Rekreation; / tanzen und singen wir / und machen wir Musik.“48
Dieser Meinung stimmt Jerónimo Gracián aus ganzem Herzen zu, der in einem Bericht von 1584 feststellt: „Sie gründete unter vielen Mühen und voll des Geistes das erste Kloster von Schwestern in Ávila, und gründete während ihres ganzen Lebens die weiteren Konvente und leitete sie wie eine echte Gründerin, und überzeugte die ersten Patres dieser Kongregation, dass auch sie das Ordensgewand nähmen, und erwirkte für sie die Erlaubnis für das erste Kloster, und der General dieses Ordens gab ihr die Bevollmächtigung als Gründerin.“49
Teresa selbst spricht sogar davon, dass ihre Aufgabe als Gründerin nach ihrem Tod institutionalisiert werden könnte, und denkt dabei an María de San José (Salazar), wie sie ihr am 17. März 1582 schreibt: „Euer Ehrwürden drücken alles so gut aus, dass man Sie, wenn man etwas auf meine Meinung gäbe, nach meinem Tod zur Gründerin wählen sollte, und liebend gern noch zu meinen Lebzeiten, denn Sie wissen mehr als ich und sind auch besser; und das ist die reine Wahrheit.“50
Was für die Schwestern in ihrer Gesamtheit und für einige Patres, wie Jerónimo Gracián und Johannes vom Kreuz, klar und eindeutig war, kam vielen anderen Brüdern, die Teresa kaum gekannt hatten und sich ihrem Charisma gegenüber verschlossen, unannehmbar vor. Dabei war das nicht nur eine Frage der Terminologie, sondern es stand Teresas Gründungscharisma, also gerade das auf dem Spiel, worin sie sich von den Reformbewegungen in Kastilien unterschied und was sie zur Gründerin gemacht hatte. Während diese einem oft kaum noch zu überbietenden Rigorismus huldigten, hatte Teresa sich immer klarer für einen Stil entschieden, in dem es nicht auf äußere Strenge, sondern auf konsequente Selbstlosigkeit gepaart mit großer Milde und innerer Freiheit ankam.51
Erste Spuren dieser Zurückweisung Teresas als Gründerin durch viele Brüder finden wir bereits in Graciáns Diálogos del tránsito de la M. Teresa de Jesús von 1584,52 der dieser Entwicklung natürlich entgegentritt; doch ganz deutlich wird es in einem von Nicolás Doria Ende 1590, Anfang 1591 für den Königlichen Rat in Auftrag gegebenen Bericht über den Anfang, den Fortgang und den Zustand, den die Kongregation der Unbeschuhten Karmeliten zum jetzigen Zeitpunkt aufweist. Darin wird Teresa nur noch die Gründung der Schwesternklöster zugebilligt: „Im Jahre 1562 gründete die Mutter Teresa von Jesus, die im Kloster zur Menschwerdung in Ávila Beschuhte Karmelitin war, fromm von Gott bewegt, mit Apostolischer Erlaubnis das erste Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in Ávila, dem Bischof daselbst unterstellt, in welcher Unterstellung es einige Jahre verblieb, bis es, nachdem der Orden angewachsen war, unter die Obedienz des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten kam. Im Jahre 1568 gründete P. Fray Antonio von Jesus, der ebenfalls Beschuhter Karmelit war, fromm von Gott bewegt, mit Erlaubnis seiner Oberen, in Duruelo den ersten Konvent der Unbeschuhten Karmeliten, der später nach Mancera verlegt wurde, den Beschuhten Karmeliten unterstellt.“53 Man beachte, wie Antonio de Jesús (Heredia) auf die gleiche Ebene wie Teresa gestellt wird; von Johannes vom Kreuz, der um diese Zeit noch lebte und sogar Mitglied der Consulta, also des Leitungsgremiums war, ist gar nicht die Rede. Gemäß einer Bittschrift vom 16. März 1594 an den Papst will Nicolás Doria sogar für weitere sechs oder doch wenigstens drei Jahre in seinem Amt als Generaloberer bestätigt werden, damit er die „von ihm begonnene Reform“ (!) vollenden und den Orden zur ursprünglichen Observanz zurückführen kann, von der er aufgrund der Lehren und neuen Sitten eines gewissen Oberen [Jerónimo Gracián] abgewichen sei.54
Teresas Ordensideal der suavidad, der Milde und tiefen Humanität – im wahrsten Sinn des Wortes eine Neubelebung des Evangeliums –, das Jerónimo Gracián und die Schwestern verteidigen und weitergegeben haben, wird als Abirrung von der wahren Ordensobservanz betrachtet, die zu bewahren Nicolás Doria sich vorgenommen hat. Mit einem Breve von Papst Clemens VIII. vom 30. März 1594 wurden ihm tatsächlich drei weitere Jahre gewährt,55 doch starb er auf dem Weg zum Generalkapitel am 9. Mai 1594. Um diese Zeit ist Teresa jedoch bereits als Gründerin der Brüder „erfolgreich“ eliminiert. Dabei mag Dorias Absicht noch nicht einmal von speziellen eigenen Vorstellungen geprägt gewesen sein, sondern eher davon, dass er den neu entstandenen Orden, dem er nun vorstand, den damals herrschenden Vorstellungen von Ordensleben anpasste, dessen Kennzeichen Rigorismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen war. Dazu kam allerdings noch seine persönliche Lebensgeschichte, denn er war aus einem Bankier, den es wie viele seiner Landsleute des aus Westindien kommenden Goldes wegen aus seiner Heimat Genua nach Sevilla gezogen hatte, zu einem übereifrigen Konvertiten geworden.56
Außerhalb des Ordens gilt Teresa zunächst als Gründerin der Unbeschuhten Brüder und Schwestern, so für Fray Luis de León in der ersten Ausgabe ihrer Schriften 1588, wie auch in der ersten Biographie des Francisco de Ribera von 1590.57 Das wird schon anders in der vom Karmeliten Tomás de Jesús verfassten und 1606 unter dem Namen von Diego de Yepes veröffentlichten Biographie, in der Teresa als „Gründerin der neuen Reformation des Ordens der Unbeschuhten Brüder und Schwestern Unserer Lieben Frau vom Karmel“ gilt.58
Die Bemühungen der Ordensleitung in den nächsten Jahren gehen dahin, beide Termini zusammenzubringen, doch immer mehr zugunsten des Titels „Reformatorin.“ Um es zu bewerkstelligen, dass sie nicht als Gründerin der Brüder gilt, wird um 1610 sogar Johannes vom Kreuz als deren Gründer bemüht, was Jerónimo Gracián immer entschieden zurückweist, indem er Teresa Gründerin der Unbeschuhten Karmelitinnen wie auch Karmeliten nennt.
Als Ergebnis können wir festhalten: In den ersten 30 Jahren, also von 1562 bis 1592, ist Teresa für die einen Gründerin der Schwestern und Brüder, für die anderen nur der Schwestern. Von 1592 bis 1622 tritt der Titel „Gründerin“ immer mehr zurück, zugleich wird mehr Wert auf die elianischen Ursprünge des Ordens gelegt, ohne dass dabei die „Reformen“ der großen Generaloberen des neu entstandenen Ordens, angefangen von Nicolás Doria, zu kurz kommen. Je mehr Zeit vergeht, desto leichter wird diese Entstellung. Glücklicherweise verwirklicht die im Jahre 1600 von Clemens VIII. mit nur drei Kommunitäten59 – zwei von Brüdern und eine von Schwestern – errichtete italienische Kongregation der Unbeschuhten Karmeliten das Anliegen Teresas besser und verbreitet ihren neuen Orden über ganz Europa, bis nach Palästina, Goa und Persien. In Spanien dagegen wird das ohnehin schon entstellte Charisma Teresas durch den Ordensgeneral Alonso de Jesús María (Carillo de Ribera) – 1607–1613 und 1619–1625 General des Ordens – mit seinem Buch Doctrina de Religiosos von 1613 geradezu festgeschrieben, indem dieses auch noch zur verpflichtenden Tischlektüre in allen Konventen gemacht wurde.60 Mit dem Erscheinen der offiziellen Geschichte des Ordens unter dem Titel „Reforma de los Descalzos …“ 1644 in Madrid wird endgültig Klarheit geschaffen, wenn es dort heißt: Der Grund, warum Gott Teresa in diese Welt schickte, war „die Reform des uralten, auf dem Berg Karmel vom wundertätigen Elias gegründeten Ordens der Propheten.“61 Damit war der Anstoß, von einer Frau gegründet zu sein, höchst offiziell aus der Welt geschafft;62 Gründer ist Elias, Teresa ist Reformatorin! Wer weiß 80 Jahre später noch, was 1562 in Ávila oder 1568 in Duruelo geschah? Wer hat die Möglichkeit, das zu studieren? Und wer hält das für nötig, wenn die offizielle Geschichte des Ordens es so darstellt?
Interessant mag noch sein, wie die Herausgeber ihrer Schriften Teresa nennen. Aus der „Gründerin der Unbeschuhten Schwestern und Brüder“ (1588, 1597) wird die „Gründerin der Reform der Unbeschuhten Brüder und Schwestern Unserer Lieben Frau vom Karmel“ (1615, 1654), dann die „Gründerin der Reform der Unbeschuhten Karmeliten Unserer Lieben Frau vom Karmel“ (1654), schließlich die „Gründerin der Reform des Ordens Unserer Lieben Frau vom Karmel, von der ersten Observanz“ (1678). In Italien tritt sie 1622 als „Gründerin der Unbeschuhten Karmeliten“ auf, 1641 auch als „Gründerin der Unbeschuhten Karmelitinnen und Karmeliten“ (1641). Offensichtlich hatte man außerhalb Spaniens weniger Probleme mit Teresa als Gründerin oder „Stiffterin“, wie sie in der ersten deutschen Ausgabe ihrer Schriften 1649 genannt wird.
Beachtenswert ist auch, dass sie erst ab 1899 „Reformatorin des Karmelitenordens“ genannt wird, und zwar in Italien und Frankreich. Man bekommt den Eindruck, dass es in das Belieben jedes Autors oder Editors gelegt ist, wie er sie nennen möchte, wie das bis heute auch gehandhabt wird.
Die Berechtigung, Teresa „Gründerin“ zu nennen, liegt allerdings nicht nur in der Tatsache begründet, dass sie Klöster von Schwestern gegründet und die Voraussetzung für die Gründung von Klöstern für Brüder geschaffen hat, sondern mehr noch in ihrem Charisma oder ihrem Ordensideal.
Um die Neuheit dessen, was Teresa zur Theologie des Ordenslebens beigetragen hat, besser zu verstehen, ist es nötig, kurz einen Blick auf die damaligen Reformvorstellungen in Kastilien zu werfen.
Ein gemeinsames Merkmal aller Reformbewegungen in der Kirche ist die tatsächliche oder zumindest beanspruchte Rückkehr zu den Ursprüngen gewesen, in der Meinung, dass das die Idealzeit des Ordens gewesen sei. So war das auch in Kastilien, wo sich diese Rückkehr zu den Ursprüngen unter dem Vorzeichen des Rigorismus (spanisch: „rigor“) vollzog, nach dem Motto: Je strenger, desto besser, weil desto sicherer der Geist der Gründungszeit wieder eingeholt und gewahrt sei. Als Bestärkung dafür konnte man auch die Bewunderung des Volkes werten, wo so etwas immer Eindruck machte; doch vor allem kommt diese Vorstellung von Reform dem Bedürfnis der Menschen entgegen, auf Gott Einfluss zu nehmen, um ihn gnädig zu stimmen. Damit haben wir es mit der Urversuchung der Menschen zu tun, sich durch Werke – und je strenger und härter diese sind, desto besser und sicherer – Gottes Gnade zu erwerben, eine eigentlich „heidnische“ Vorstellung, die ganz im Gegensatz zum Evangelium und zum Verhalten Jesu steht.
Der Rigorismus wird zum Identitätsmerkmal mit folgenden Kennzeichen:
– arme Gebäude in ländlichen Gegenden;
– Kleidung und Schuhwerk wie die Bauern auf dem Land, d. h. barfuß, bestenfalls selbstgemachtes Schuhwerk nach Art von Sandalen, daher der Name „Unbeschuht“;
– möglichst strenges Fasten63 und Buße beim Essen;64
– körperliche Bußübungen, wie Geißelungen, Abstinenz, Schlafentzug usw.;
– außer bei den Dominikanern besteht in diesen Reformbewegungen eine radikale Abneigung gegen die Studien und die akademischen Grade. Wichtiger war es, fromm zu sein als gebildet, und dazu verhalfen am besten die Bußübungen.
Ein Blick auf den historischen Kontext, in dem Teresa ihre Gründungen durchführt, zeigt, dass sie buchstäblich zwischen die Mühlsteine der großen Reformpolitik jener Zeit geraten ist. Dazu schreibt O. Steggink OCarm: „Um die komplizierte Geschichte der Reform des Karmel in Spanien zu verstehen, muss man sie vom Spannungsverhältnis zwischen zwei Observanzen her sehen: auf der einen Seite die des Ordens, die sich auf die innozenzische, durch Eugen IV. gemilderte Regel gründet, sowie auf die Konstitutionen Soreths, die von Audet verbessert und von Rossi bei seiner Visitation der spanischen Provinzen zusammen mit den Reformdekreten promulgiert wurden. Diese Observanz könnten wir die römisch-tridentinische nennen, insofern als sie beim Kapitel in Rom (1564) dekretiert wurde, wo die reformatio regularium von Trient angenommen wurde. Auf der anderen Seite haben wir die Observanz der spanischen Descalcez,65 die sich auf dieselbe innozenzische Regel gründet, allerdings ohne die Milderungen, und, zumindest theoretisch, auf die ‚alten Konstitutionen des Ordens‘, die von Soreth stammten, sowie ferner auf die Sonderstatuten, die ihnen Rossi beigefügt hatte … Wenn wir diese Observanz mit der römisch-tridentinischen der Observanten vergleichen, kann sie als die ‚ursprüngliche‘ gelten, insofern als sie beansprucht, das eremitisch-kontemplative Ideal zu restaurieren. Wir können sie die extremistische und national-spanische nennen, insofern als sie über die Regularenreform des Konzils von Trient hinausgeht und eine spanisch inspirierte Bewegung darstellt, nämlich von der franziskanischen Descalcez und der Spiritualität des Recogimiento.66 Diese findet am Hof des Katholischen Königs unbedingte Unterstützung,67 erfreut sich beim Volk großer Beliebtheit und gilt wegen ihrer angestrebten ‚Rückkehr zu den Ursprüngen‘ als die Observanz schlechthin. So haben wir es im spanischen Karmel des 16. Jahrhunderts mit zwei Reformströmungen zu tun: die [römisch-tridentinische] Observanz und die [spanisch-nationale] Descalcez. Die Entwicklung beider vollzieht sich in einer politisch-religiösen Situation, die sie immer weiter auseinanderbringt, bis sie sie schließlich zur endgültigen Trennung führt.“68 Teresa bewegte sich, grundsätzlich gesehen, auf der Linie der franziskanischen Descalcez, die ihrer Gründung auch den Namen gegeben hat – Carmelitas Descalzas/ Unbeschuhte Karmelitinnen –, doch bildet sie ihre ganz persönliche Eigenart aus, wobei sie die typischen Merkmale der franziskanischen Descalcez zurückweist und die genuinen Werte des Evangeliums verwirklicht. Deshalb ist es – historisch gesehen – nicht korrekt, ihr diesen Namen zu geben, da sie etwas durchaus Eigenständiges und für die damalige Zeit Originelles geschaffen hat.
Wenn wir nun von dieser Perspektive aus ihre Schriften lesen, treten vor allem zwei Einsichten zu Tage:
Zum einen eine scheinbare Übereinstimmung mit der franziskanischen Ordensreform, was besonders deutlich wird, wenn wir Teresas Verhalten zu Pedro de Alcántara, einem typischen Vertreter dieser Reform, betrachten. Er traf zum richtigen Zeitpunkt in Ávila ein, um ihr beim Streit um die rechte Form der Armut bei ihrer ersten Klostergründung 1562 zu helfen. Da er aufgrund seiner extremen Bußübungen bei den Leuten im höchsten Ansehen stand, konnte ihr seine Unterstützung nur willkommen sein. In ihrer Vida widmet sie ihm einen langen Abschnitt: „Ich glaube, er sagte, es wären vierzig Jahre gewesen, dass er täglich jeweils nur eineinhalb Stunde schlief; und das sei die Bußübung gewesen, die ihn am Anfang die meiste Mühe kostete, nämlich den Schlaf zu überwinden … Nur alle drei Tage zu essen, war ganz normal; und da ich so erstaunt war, sagte er mir, dass das gut möglich war, sobald man sich daran gewöhnt hätte. Ein Gefährte von ihm sagte mir, dass es vorkam, dass er acht Tage lang nichts aß. Seine Armut war extrem, ebenso die Mortifikation69 schon seit seiner Jugend, wo es vorgekommen sei, wie er mir sagte, dass er drei Jahre lang in einer Niederlassung seines Ordens weilte und keinen Bruder erkannte, außer am Reden, da er die Augen nie aufschlug; und so kannte er sich auch nicht aus, um an die Orte zu kommen, zu denen er der Notwendigkeit gehorchend gehen musste, und lief deshalb den Brüdern hinterher. Das machte er auch auf den Wegen. Frauen schaute er niemals an, und das viele Jahre lang. Er sagte mir, dass es ihm inzwischen nichts mehr ausmachte, ob er etwas sah oder nicht sah. Er war jedoch schon sehr alt, als ich ihn kennen lernte, und so extrem abgemagert, dass es aussah, als sei er aus Baumwurzeln zusammengeflochten. Bei all dieser Heiligkeit war er dennoch sehr liebenswürdig, wenn auch wortkarg, außer man stellte ihm Fragen. Da aber war er sehr wohltuend, denn er hatte einen sehr hellen Verstand.“70
In diesem Text finden wir die oben genannten Merkmale bestätigt, was zeigt, dass Teresa sie kannte. Für sie sind diese zum Teil Anlass, diesen Asketen zu bewundern, aber nicht ohne eine feine Ironie durchscheinen zu lassen, vor allem wenn sie sein Verhalten zu den Frauen beschreibt. Doch hat Teresa nach Beratung mit ihm in absoluter Armut (völlige Abhängigkeit von Spenden) gegründet71 und in ihr erstes Kloster die strikte Fleischabstinenz eingeführt,72 was eine gewisse Sympathie mit dem franziskanischen Reformideal zeigt. Außerdem wiederholt sie immer wieder, nichts anderes zu tun, als zu den Ursprüngen zurückzukehren.73
Doch dürfen wir bei aller Bewunderung für Pedro de Alcántara, die offensichtlich da ist, nicht übersehen, welches Wagnis es für Teresa war, aus ihrer gewohnten Umgebung auszubrechen und etwas Neues anzufangen. In dieser Situation, wo es um den Anfang und irgendwie um das Ganze ging, konnte ihr die Unterstützung dieses bewunderten Asketen nur recht sein.
Zum anderen finden wir bei ihr, sobald die Anfangsschwierigkeiten einmal überwunden sind, eine immer klarere Zurückweisung dieser Vorstellungen von Reform. Bereits bei der dritten Gründung, Frühjahr 1568 in Malagón, macht sich Teresa von gewissen Bestimmungen frei, sobald sie merkt, dass dort sonst eine Klostergründung nicht möglich ist. Sie gibt die absolute Armut und die strikte Fleischabstinenz auf, wobei sie sich auf das Konzil von Trient beruft: „Als ich mich mit Studierten und meinem Beichtvater besprach, sagten mir diese, dass ich damit nichts Gutes täte; denn da das Konzil die Erlaubnis gäbe, das zu haben, sollte man es deswegen nicht unterlassen“ (F 9,3).74 Das bedeutet eine klare Abkehr von den bekannten äußeren Merkmalen der kastilischen Ordensreform mit der Begründung, „ein Kloster zu gründen, in dem meiner Meinung nach dem Herrn so sehr gedient werden könnte“ (F 9,3). Das war ihr wichtiger!
Mit dieser Gründung hat Teresa eine Meinungsänderung bezüglich Fleischabstinenz und Armutsvorstellung vollzogen, womit sie sich in zwei wichtigen Punkten vom Reformideal im damaligen Kastilien absetzt. Abstinenz von Fleischspeisen ist also nicht typisch für ihre Neugründung! Das wird auch aus ihren Briefen deutlich: „Um feste Einkünfte zu haben und Fleisch zu essen, bedienen wir uns der Bullen“, also der päpstlichen Schreiben.75 Das sind jedoch nicht die einzigen Unterschiede. Teresas Vorstellungen unterscheiden sich in weiteren wesentlichen Punkten vom rigoristischen Reformideal.
In einem Brief an Ambrosio Mariano schreibt sie einmal, und das könnte als programmatisch für sie gelten: „Verstehen Sie doch, Herr Pater, dass ich eine Freundin davon bin, sehr auf die Tugenden zu drängen, nicht aber auf Rigorismus, wie Sie das in diesen unseren Häusern sehen. Das muss wohl daran liegen, weil ich selbst nicht sehr bußfertig bin. Sehr lobe ich unseren Herrn, dass er Euer Ehrwürden in so wichtigen Dingen so viel Licht geschenkt hat.“76 Abgesehen davon, dass Teresa dem guten Pater eher ironisch schreibt, denn offensichtlich hatte er überhaupt nichts von ihren Vorstellungen verstanden, sondern war ganz den damals geläufigen Reformvorstellungen verfallen, sagt sie uns hier klar, worauf es ihr ankommt: Tugenden zu üben, d. h. sich um ein Verhalten zu bemühen, das das Zusammenleben mit den anderen möglich macht.
Das schärft sie ihren Schwestern auch in ihrem Handbuch für ihre Klöster, dem Weg der Vollkommenheit ein: „Glaubt nicht, meine Freundinnen und Schwestern, dass es viele Dinge sind, die ich euch aufbürden werde.77 … Das erste ist die gegenseitige Liebe, ein Weiteres das Loslassen alles Geschaffenen, und noch ein Weiteres wahre Demut, die, auch wenn ich sie an letzter Stelle nenne, die wichtigste ist und alle anderen umfasst.“78 Und Demut bedeutet bei Teresa Wahrhaftigkeit, Realitätssinn, Anerkennung der gesamten Realität, was sie einmal so sagt: „Demut ist in der Wahrheit leben.“79 Die aus einer so verstandenen Demut resultierende Haltung und Einstellung ist einer der Kernpunkte des neuen Lebensprojektes Teresas.
Anstelle von vielen und aufsehenerregenden Bußübungen besteht Teresa darauf, dass es in ihren Klöstern kein Prestigedenken geben soll. Das bedeutet auch: Keine Privilegien und Standesunterschiede, wie das in der spanischen Gesellschaft und auch in vielen Orden damals üblich war, wobei das wichtigste und unverzichtbare Privileg die Reinheit des Blutes war.80 Demgegenüber betont sie: „Das [das übliche Prestigedenken] kommt hier nicht in Frage, denn in diesem Haus soll es, gebe Gott, niemals eine Anspielung auf so etwas wie diese Dinge geben: Es wäre die Hölle! Vielmehr soll eine, die höher gestellt ist, ihren Vater seltener in den Mund nehmen; alle haben gleich zu sein. O Kollegium Christi! Dort hatte der heilige Petrus, obwohl er ein Fischer war, mehr zu sagen, und der Herr wollte das so, als der heilige Bartholomäus, der ein Königssohn war.“81 Die von Gott gewollte Gleichheit aller Menschen und die Ablehnung vornehmer Abstammung mit den daraus resultierenden Standesunterschieden sind ein weiteres wichtiges Merkmal ihres Lebensprojekts. Doch bleibt sie nicht bei äußeren Gleichheitsbestrebungen stehen, sondern weist immer wieder auf versteckte Formen von Ehrgeiz und Prestigedenken hin.
Dieses Denken hat auch in den ersten Konstitutionen Teresas von 1567 seinen Niederschlag gefunden, was im damaligen spirituellen Kontext sehr beachtenswert ist, da die Konstitutionen sonst reine Gesetzestexte waren. Es heißt dort: „Die Novizenmeisterin bestehe mehr auf dem Inneren als auf dem Äußeren, indem sie die Novizinnen täglich zur Rechenschaft darüber bittet, wie sie im Gebet weiterkommen, wie es ihnen bei der Betrachtung des vorgelegten Geheimnisses ergeht und welchen Nutzen sie daraus schöpfen. Weiterhin sei sie besorgt, sie zu unterweisen, wie sie sich dabei und in Zeiten der Trockenheit verhalten und wie sie selbst in kleinen Dingen ihren eigenen Willen beugen sollen. Sie bedenke, dass diejenige, die dieses Amt innehat, in nichts nachlässig sein darf, denn es bedeutet, Menschen heranzubilden, damit der Herr in ihnen wohnt. Sie behandle sie mit Mitgefühl und Liebe, ohne sich über ihre Fehler zu wundern, da sie Schritt für Schritt voranzugehen haben, um jede entsprechend dem, wozu sie ihren Geist fähig sieht, allmählich ins Ego- Sterben einzuüben. Dabei achte sie mehr darauf, dass sie in den Tugenden nicht fehlen als auf die Härte der Buße.“82 Ähnlich spricht sie auch bei den Bedingungen für die Aufnahme: „Man achte sehr darauf, dass diejenigen, die aufgenommen werden sollen, Menschen des Gebetes seien, die nach der ganzen Vollkommenheit und der Geringachtung der Welt streben … Denn wenn sie kommen, ohne von der Welt losgelöst zu sein, werden sie die Lebensweise hier kaum ertragen können.“83
Teresa geht es darum, die äußeren Bedingungen dafür zu schaffen, dass sich der einzelne Mensch entsprechend seiner persönlichen Veranlagung und Fassungskraft entfalten kann – „Schritt für Schritt, entsprechend seiner geistigen Kraft.“ Nach diesem Ideal hat es der einzelne nicht nötig, durch möglichst strenge und harte Bußübungen, also durch Rigorismus, sich vor Gott zu profilieren. Hier ist der Glaube, von Gott angenommen zu sein und ihn als Freund zu haben, vorausgesetzt, denn „Menschen des Gebetes“ zu sein bedeutet bei Teresa, Menschen zu sein, die in Freundschaft mit Gott leben, entsprechend ihrer Definition und Auffassung von Beten, das „meiner Meinung nach nichts anderes ist ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt … Und wer mit dem inneren Beten begonnen hat, soll es ja nicht mehr aufgeben, mag er noch so viel Schlechtes tun, denn es ist das Heilmittel, durch das er sich wieder bessern kann, während ohne es alles sehr viel schwieriger ist.“84 Die Werke, also das Tun des Guten und das Üben der Tugenden, sind dann nicht Voraussetzung, um von Gott geliebt und angenommen zu sein und zu werden, sondern Frucht dieser Freundschaft.85 Das sagt Teresa in der „fünften Wohnung“, also da, wo ihrer Meinung nach die mystischen Erfahrungen bereits beginnen und es gar nicht mehr möglich wäre, sich durch „Werke“ das Wohlwollen Gottes zu verdienen.
Auf der gleichen Linie liegt auch Johannes vom Kreuz, der offensichtlich instinktiv diese authentisch „christliche“ Pädagogik Teresas erkannt und sich daher als junger Pater 1567 auf ihr Angebot eingelassen hat86 – vielleicht ein einmaliger Fall im Spanien des 16. Jahrhunderts, dass sich ein spiritueller Mann auf das neue, ihm von einer Frau angebotene Lebensprojekt einlässt.87 In seiner Dunklen Nacht hat er zum Thema Bußübungen geschrieben: „Vom Geschmack angezogen, den sie daran finden, bringen sich manche durch Bußübungen um, während sich andere durch Fasten schwächen, weil sie, ohne dass ein anderer es ihnen aufgetragen oder geraten hätte, mehr tun, als sie in ihrer Schwäche ertragen. Mehr noch: Sie bemühen sich, denen auszuweichen, denen sie in diesem Punkt gehorchen müssten, ja manche wagen es sogar zu tun, obwohl man ihnen das Gegenteil befohlen hat. Diese Menschen sind äußerst unvollkommen, Leute ohne Vernunft. Die Unterwerfung und den Gehorsam, die für die Vernunft und die Unterscheidungskraft eine Buße sind und Gott deshalb willkommener und wohlgefälliger sind als alle anderen Opfer, stellen sie hintan gegenüber der körperlichen Buße, die – noch abgesehen davon – nicht mehr als die Buße von Tieren ist. Wie Tiere werden sie vom Appetit und vom Geschmack, den sie daran finden, zu dieser Buße angeregt.“88 Siehe auch seinen Brief vom 19. August 1591, der ein Meisterwerk der Mystagogie darstellt,89 oder seine Geistlichen Leitsätze.90
Darin erweist sich Johannes vom Kreuz, trotz der offensichtlichen Unterschiede zu Teresa, als ein ihr geistes- und seelenverwandter Mensch, handelt es sich doch hier nicht um eine Nebensächlichkeit, sondern um das Herzstück ihres Charismas, da, wo sie sich von den um sie herum herrschenden „heidnischen“ Praktiken des Rigorismus abwendet und ihren urpersönlichen Weg geht, der kein anderer ist als der des Jesus der Evangelien.
Vor allem darin liegt es begründet, dass Teresa von Ávila Gründerin und nicht Reformatorin ist!
Weiter oben wurde gesagt, dass die Gründung von Reformkonventen in ländlichen Gegenden, fernab jeglicher Kultur, ein weiteres Kennzeichen der Reformbewegungen im damaligen Kastilien gewesen sei. Die in diesem Buch geschilderten Gründungsberichte zeigen, dass Teresa andere Präferenzen hatte, womit sie sich nochmals von diesen absetzt. Ihr kam es darauf an, dass die Konvente gut erreichbar waren und in volkreichen Städten mit einer wohlhabenden Bevölkerung lagen, damit sie dort in absoluter Armut gründen könnte, um von den Launen der Stifter unabhängig zu sein. So können wir feststellen, dass sie die Gründungen in Medina del Campo, Valladolid, Palencia, Burgos, Soria, Toledo und Segovia gerne annahm, während eine Gründung in Madrid für sie leider nur ein Traum blieb. Villanueva de la Jara, Beas und Sevilla lagen ihr nicht sehr, da sie so weit weg waren, allerdings gingen ihre Hoffnungen bezüglich Sevilla allmählich doch in Erfüllung, vor allem durch die großzügige Hilfe ihres Bruders Lorenzo de Cepeda, der die Gründung dieses Klosters mit Geld aus Las Indias (Westindien) ermöglicht hat, wie schon San José de Ávila.
Auch in diesem Punkt unterscheidet sich Teresa gänzlich vom Reformideal im damaligen Kastilien. Während dieses betont antiintellektualistisch war, legte Teresa Wert auf eine gute theologische Bildung. Sie selbst suchte immer wieder das Gespräch mit ‚Studierten‘, letztlich deshalb, „weil sie von ihnen wissen wollte, ob das, was ihr widerfuhr, mit der Heiligen Schrift übereinstimme.“91 Das ist ein weiterer Hinweis, wie sehr sie das Evangelium schätzte und von ihm her Unterweisung und Korrektur erfahren wollte,92 ähnlich auch Johannes vom Kreuz, der nach Meinung der Experten die Bibel weitgehend auswendig kannte.
Die Liste der Klostergründungen Teresas ist beeindruckend: 1562 San José in Ávila, 1567 Medina del Campo, 1568 Malagón und Valladolid und – mit Hilfe des Johannes vom Kreuz – Duruelo als erste männliche Gemeinschaft ihres neu erstehenden Ordens,93 1569 Toledo und Pastrana (Schwestern und Brüder), 1570 Salamanca, 1571 Alba de Tormes, 1574 Segovia,94 1575 Beas de Segura und Sevilla, 1576 Caravaca (in Teresas Auftrag durch Ana de San Alberto [Salcedo]), 1580 Villanueva de la Jara und Palencia, 1581 Soria, 1582 Granada (in Teresas Auftrag durch Johannes vom Kreuz und Ana de Jesús [Lobera]); 1582 Burgos.95 Der Geschichte dieser Gründungen ist mit Ausnahme der Gründungen von San José in Ávila und Granada das Buch der Gründungen gewidmet.
Das Gründen von Klöstern bedeutete für Teresa, sich auf den Weg zu machen und dabei auf die damals zur Verfügung stehenden Transportmittel angewiesen zu sein, die nicht sehr bequem waren. Meistens reisten sie „ganz abgeschlossen in unseren [Plan]wagen, was immer unsere Art zu reisen war“ (F 24,5), im Vergleich zum Ochsenkarren schneller, bequemer und für die Reisen von Nonnen entsprechender, da sie den neugierigen Blicken entzogen waren. Doch verschmähte Teresa auch nicht das Reisen in fürstlichen Karossen, wie sie ihr z. B. von der Prinzessin Éboli für die Reise von Toledo nach Pastrana (F 17,5) oder für ihre letzte Reise von Medina del Campo nach Alba de Tormes von der Herzogin von Alba angeboten wurde.96 Auch die Reisekutsche der Mendozas, speziell des Bischofs Don Álvaro de Mendoza, stand ihr immer wieder zur Verfügung.97 Mit ähnlichen Fahrzeugen wurde sie von den Bewohnern von Villanueva de la Jara in Malagón abgeholt98 und von Palencia nach Soria gebracht.99 Teresa hatte überhaupt keine Skrupel, so vornehm zu reisen, sofern da nur die Ehrbarkeit beachtet würde, ja selbst eine Sänfte – mit Abstand das bequemste Reisemittel der damaligen Zeit – hätte sie ihren eigenen Worten zufolge nicht abgelehnt,100 da sie aus eigener Erfahrung wusste, was es bedeutete, auf einem Eselsrücken zu reisen, der Kälte und der Hitze voll ausgesetzt, wie z. B. bei ihrer ersten Reise nach Duruelo im August 1568 (F 13,3) oder bei der Rückreise von Malagón in dem von Doña Luisa de la Cerda erhaltenen Sattel.101
Ein anderes Thema waren die Wege, die abgesehen von den „königlichen Straßen“ oder Fahrwegen eher Pfaden glichen und kaum über zuverlässige Wegweiser verfügten. Kein Wunder, dass sie sich mehr als einmal verirrten, wie im August 1568 auf dem Weg nach Duruelo (F 13,3) oder im Februar 1575 von Malagón nach Beas102 oder im August 1581 von Soria nach Segovia (F 30,13). Dazu kamen die Unzuverlässigkeit oder Inkompetenz der Führer, die „uns bis dorthin brachten, wo sie wussten, dass der Weg gut war, und kurz bevor der schlechte kam, verließen sie uns und sagten, dass sie zu tun hätten“ (F 30,13).
Die Herbergen oder Absteigen, die Teresa benutzen musste, zeichneten sich nicht durch Sicherheit und Komfort aus, besonders auf ihrer Reise nach Sevilla im Mai 1575, so dass „ich es für besser hielt, aufzustehen und weiterzureisen, denn die Sonne in freier Landschaft kam mir erträglicher vor als in diesem Kämmerchen“ (F 24,8). Umso angenehmer fielen ihr die Unterkünfte auf der Reise von Palencia nach Soria auf, „da es uns der vom Bischof geschickte Mann sehr angenehm machte und uns half, gute Herbergen zu finden, denn sobald wir in die Diözese Osma kamen, wo man den Bischof sehr gern hatte, und sagten, dass es sich um eine Angelegenheit von ihm handele, gaben sie uns die guten“ (F 30,7). Doch das war eine Ausnahme, denn angesichts ihrer Erlebnisse in jenem Quartier in Andalusien kam ihr sofort die Vorstellung, „wie es da erst den Armen ergehen wird, die in der Hölle sind, die auf ewig keine Abwechslung mehr erleben“ (F 24,9) – vielleicht eine in ihrem Unterbewussten weiter bestehende Angst vor der Hölle, die sie einst ins Kloster gebracht hatte (V 3,6).
Dazu schreibt Teresa selbst: „Jetzt, im Jahr 1573 …, wo ich in Salamanca bin und bei einem Pater namens Magister Ripalda, dem Rektor der Gesellschaft, beichte, meinte dieser, nachdem er das Buch über die erste Gründung gesehen hatte, dass man unserem Herrn einen Dienst erwiese, wenn ich über die sieben weiteren Klöster schriebe, die durch die Güte unseres Herrn seitdem gegründet worden sind, dazu über den Anfang der Klöster der Unbeschuhten Patres dieses ersten Ordens; und so hat er es mir aufgetragen“ (F pról 2). Ohne einen solchen Auftrag, der ihr trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nicht unangenehm war, hätte sie gar nicht schreiben können.
Am 25. August 1573 macht sie sich in Salamanca an die Arbeit (F pról 7) und schreibt zwischen all den Sorgen und Nöten, die ihr die Gründung in dieser Stadt bereitet (F 18–19), die Kapitel 1–9, d. h. die Berichte über die Gründungen in Medina del Campo und Malagón. Die beiden folgenden Kapitel 10 bis 12, also den Bericht über die Gründung in Valladolid mit der Geschichte über Casilda de Padilla, hat sie Ende 1574 entweder noch in dieser Stadt oder in Ávila niedergeschrieben.
Hier in ihrem ersten Kloster wuchs ihr Bericht um diese Zeit, Ende 1574, weiter; sie fügt die Kapitel 13 und 14 über Duruelo, den ersten Konvent der Brüder an, ferner die Kapitel 15 und 16 über die abenteuerliche Gründung in Toledo, bei der sie in den gesellschaftlichen Konflikt zwischen den hohen Adligen und den reich gewordenen Conversos dieser Stadt hineingezogen wird, sodann das Kapitel 17 über die Gründung in Pastrana, dem Herrschaftsbereich der Prinzessin Eboli, der sie genial Paroli bot, und schließlich die Kapitel 18 und 19 in der Studentenstadt Salamanca, wo sie auf eine ganz neue Welt stößt, und schließt diesen Block mit Kapitel 20 über die Gründung in Alba de Tormes ab, wo nicht die reichen Herzöge sich hervortun, sondern ein in deren Dienst stehender Beamter mit Converso-Hintergrund. Und dann ruht das Manuskript zunächst einmal für ca. zwei Jahre.
Noch bevor sie die Berichte über die drei letzten Gründungen niedergeschrieben hat, zwangen sie die schlechten Nachrichten aus Pastrana, das Kloster von dort nach Segovia zu verlegen; die erste Messe wurde dort unter abenteuerlichen Umständen am 19. März 1574 von Johannes vom Kreuz gefeiert, worüber sie in Kapitel 21 berichtet.
Dann drängt sie der Gehorsam nach Süden, zunächst nach Beas de Segura, wo sie am 24. Februar 1575 gründet, worüber sie in Kapitel 22 berichtet. Dort ereignete sich die schicksalhafte Begegnung mit Jerónimo Gracián. Ihm widmet sie das Kapitel 23. Er trägt ihr auf – ganz gegen ihren Geschmack – nach Sevilla zu ziehen und dort zu gründen. Über diese spannende lange Reise mitten in den andalusischen Sommer hinein und die Gründung in dieser reichen Stadt, in der die Schätze aus Westindien ankommen und wo sie endlich ihren Bruder Lorenzo wiedersieht, berichtet sie in den Kapiteln 24 bis 26. Mit welcher Genugtuung mag sie am 16. Juni 1575, bereits in Malagón, Ana de Jesús (Lobera) in Beas geschrieben haben: „Schauen Sie, wie mag es Ihnen zu Mute sein, wenn Sie sehen, dass sich ein so hoher Herr vor diesem armen Weiblein niederkniet und sich nicht wieder erheben möchte, bis sie ihn vor allen Ordensleuten und Bruderschaften Sevillas gesegnet hatte.“104 Sie ist auf dem Weg in ihr selbst gewähltes Exil nach Toledo, das ihr das Generalkapitel des Ordens von Piacenza im Mai-Juni 1575 in Italien auferlegt hat.