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Das 1875/76 anonym im Verlag von F[riedrich] L[ouis] Münchmeyer in Dresden erschienene "Buch der Liebe" ist das merkwürdigste und erstaunlichste Buch Karl Mays. Obwohl es zahlreiche, zum Teil erst jetzt ermittelte Fremdtexte enthält, darf es zugleich als sein Erstlingsbuch gelten. Begonnen auf Wunsch des Verlegers, der das von der Zensur verbotene, von einem unbekannten Verfasser stammende Aufklärungswerk "Die Geschlechtskrankheiten des Menschen und ihre Heilung" in neuem Gewand wieder auf den Markt bringen wollte, wurde das "Buch der Liebe" unter der Hand des jungen und ehrgeizigen Schriftstellers Karl May doch weit mehr als eine Auftragsarbeit. Zwar bildete das Aufklärungsbuch noch immer das Zentrum des nun dreiteiligen Werks und in den Schlussteil nahm May auch umfangreiche, von ihm nur wenig gemilderte lasziv-erotische Stellen aus einem anderen Münchmeyer-Werk über die Geschichte der Prostitution auf ("Die Geheimnisse der Venustempel aller Zeiten und Völker"), aber die von ihm neu geschriebenen oder zusammengestellten Texte eröffneten eine wesentlich umfassendere Perspektive auf das Phänomen der Liebe, beleuchteten es in ihrer ganzen kulturgeschichtlichen, philosophischen und religiösen Vielfalt und gingen darüber hinaus mit einer wissenschaftlichen Ernsthaftigkeit den großen Fragen nach dem Ursprung, der Natur und dem Sinn der Schöpfung nach, bis hin zu den damals vieldiskutierten Evolutionstheorien Charles Darwins und Ernst Haeckels oder dem skurrilen "Ätherismus" des heute vergessenen Philosophen Philipp Spiller, wie man sie von dem frühen, im wesentlichen autodidaktisch gebildeten May bisher kaum erwarten konnte. Der Band enthält erstmals überhaupt vollständig und im Neusatz den Text der ersten Abteilung ("Die Liebe nach ihrem Wesen und ihrer Bestimmung") und der dritten Abteilung ("Die Liebe nach ihrer Geschichte") sowie zahlreiche repräsentative Auszüge der zweiten Abteilung ("Die Liebe nach ihren geschlechtlichen Folgen") im Faksimile.
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Seitenzahl: 669
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WISSENSCHAFTLICHEDARSTELLUNG DER LIEBEVONKARL MAY
Herausgegeben von Dieter SudhoffHerausgeber der Gesammelten Werke:Lothar und Bernhard Schmid© 2006 Karl-May-VerlagISBN 978-3-7802-1587-1
KARL-MAY-VERLAGBAMBERG • RADEBEUL
Von all den vielen Büchern des Schriftstellers Karl May ist das Buch der Liebe, das bei seinem ersten Erscheinen vor nunmehr über 130 Jahren den umständlichen Untertitel Wissenschaftliche Darstellung der Liebe nach ihrem Wesen, ihrer Bestimmung, ihrer Geschichte und ihren geschlechtlichen Folgen, nebst eingehender Besprechung aller Geschlechts-, Frauen- und Kinderkrankheiten mit besonderer Berücksichtigung des Wochenbettes nebst Anleitung zur Heilung sämmtlicher Krankheiten trug und „nur für erwachsene und wissenschaftlich gebildete Leute“ bestimmt war, sein merkwürdigstes und erstaunlichstes – so merkwürdig und erstaunlich und so weit entfernt von allem, was der Leser gemeinhin mit dem Verfasser der berühmten Reiseerzählungen, dem Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand, verbindet, dass es bis heute vielfach gar nicht als ein Werk Karl Mays gilt. Und doch war das dreiteilige Buch der Liebe, das hier nun erstmals wieder vollständig (von der zweiten, nicht von May geschriebenen und daher nur durch Faksimileauszüge repräsentierten Abteilung abgesehen) und im modernen Neusatz als einer der späten Bände der „Gesammelten Werke“ vorgelegt wird, bei rechtem Lichte besehen das erste Buch des Schriftstellers überhaupt, ohne das es vielleicht auch seine weiteren, ganz anders gearteten Bücher nie gegeben hätte.
Dafür, dass das Buch der Liebe bis heute nicht als ein Werk Karl Mays wahrgenommen wird, hatten der Autor und sein erster Verleger, der Dresdner Kolportagebuchhändler Heinrich Gotthold Münchmeyer (1836 – 1892), selber gesorgt, indem sie es 1875/76 – aus gutem Grund – nur in anonymen Lieferungsheften erscheinen ließen. Als es nach der Jahrhundertwende zu der öffentlichen Behauptung kam, May habe für denselben Verleger in den Jahren 1882 bis 1887 abgrundtief unsittliche, ja pornographische Romane geschrieben (Das Waldröschen, Die Liebe des Ulanen, Der verlorne Sohn, Deutsche Herzen, deutsche Helden, Der Weg zum Glück), konnte und wollte er sich erst recht nicht zu seinem ersten Münchmeyer-Werk bekennen, das diesen Vorwurf noch viel eher auf sich gezogen hätte, und tat vielmehr alles, um seine Autorschaft daran zu verbergen. Allzu schwer fiel ihm dies nicht, denn schon damals galt das Buch der Liebe, wie so viele durch die Kolportage vertriebene Bücher, als verschollen, und selbst von Münchmeyers Nachfolger, dem Verlagsbuchhändler Adalbert Fischer (1855 – 1907), der das Geschäft 1899 von dessen Witwe Pauline Münchmeyer erworben hatte, konnte er im Februar 1903 – neben einem seinerzeit begonnenen Manuskript zu einem Roman Delila – nur noch einen einzelnen Druckbogen des Buchs der Liebe erhalten. Ohne diesen Bogen mit der Einleitung Allgemeines zur dritten Abteilung des Buches, Die Liebe nach ihrer Geschichte, der wohl eher zufällig die Zeiten überdauert hatte resp. in Fischers Hände geraten war, wüssten wir womöglich heute noch nicht, dass es sich hier um ein Werk Karl Mays handelt. Denn während May das Romanfragment Delila, das offenbar tatsächlich einige recht freizügige Stellen enthielt, wahrscheinlich sogleich vernichtete, bewahrte er den in dieser Hinsicht unverfänglichen Druckbogen (Titelblatt, Inhaltsübersicht und 12 Textseiten) nicht nur sorgfältig auf, sondern versah den Umschlag, in den er eingeheftet war, sogar noch mit einer eigenhändigen Notiz: „Das ‚Buch der Liebe‘, welches ich von Fischer zurückerhalten habe.“
Karl May, um 1875
Mays Notiz ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Indem er schreibt, dass er das Buch der Liebe „zurückerhalten“ habe, bekennt er sich als der alleinige Verfasser des Werkes, das er einst selbst dem Verlag zum Druck übergab. Da aber dieser Druckbogen ebenso wie andere Teile des Buchs der Liebe nachweislich nicht nur eigenen Text enthält, autorisiert er gleichzeitig auch die von ihm vorgenommenen Fremdeinschübe. An dieser Tatsache ändert auch der Umstand nichts, dass Klara May später auf einer Maschinenabschrift des Bogens notierte, der Text sei „von K. May eingefügt in das sch[eußliche] Werk über die ‚Liebe‘ für Münchmeyer“, denn natürlich hatte May Gründe genug, auch seiner zweiten Frau gegenüber, die im Übrigen niemals ein vollständiges Exemplar des Buches in Händen hatte und es also gar nicht beurteilen konnte, seine Verfasserschaft zu verschweigen. Allenfalls seine erste Frau Emma Pollmer, die er im Sommer 1876, nur wenige Monate nach dem Erscheinen, kennen gelernt hatte, dürfte davon gewusst haben.
Derartige Überlegungen, auf die wir noch zurückkommen werden, sind erst möglich, seit es dem Berliner Bibliothekar Gernot Kunze im Jahre 1982 gelang, antiquarisch ein Exemplar des Buchs der Liebe zu erwerben, das zwar nicht vollständig war – es fehlten vor allem die Seiten 145 bis 208 der dritten Abteilung –, es nun aber doch endlich zuließ, den ominösen Druckbogen im Nachlass Karl Mays richtig einzuordnen. Im Jahre 1968 hatte der May-Verleger Roland Schmid den Bogentext unter dem Abteilungstitel Die Liebe nach ihrer Geschichte erstmals im Band 72 der „Gesammelten Werke“, Schacht und Hütte. Frühwerke aus der Redakteurzeit, veröffentlicht, doch konnte er damals nur mutmaßen, er sei „in irgendeinem heute leider nicht mehr nachweisbaren Sammelwerk des Dresdner Verlags H. G. Münchmeyer“ erschienen. Durch Kunzes Entdeckung wurde nicht nur klar, um welches „Sammelwerk“ es sich handelte, es zeigte sich auch, etwa durch die dort gefundene „geographische Predigt“ Himmel und Erde und diverse bereits bekannte Gedichte, dass das Buch der Liebe zumindest in großen Teilen weitere May-Texte enthielt. Die Karl-May-Gesellschaft entschloss sich daher auf der Grundlage des unvollständigen Exemplars zu einem Reprint, der 1988/89 in zwei von Gernot Kunze herausgegebenen Bänden, einem Textband und einem Kommentarband, in Regensburg erschien. Der erste Band enthielt den vollständigen Text der ersten Abteilung, den unvollständigen Text der dritten Abteilung (jeweils 144 Seiten) und 51 ausgewählte Seiten der zweiten Abteilung; der zweite Band bot eine informative, heute aber teilweise überholte Einführung von Gernot Kunze und umfangreiche Materialanlagen, vor allem Faksimiles aus anderen, mit dem Buch der Liebe in Zusammenhang stehenden Lieferungswerken Münchmeyers. Erst in jüngerer Zeit (2000 bzw. 2004) konnten zwei vollständige Exemplare des Buchs der Liebe ermittelt werden; eines befindet sich in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, das andere in Grazer Privatbesitz. Darüber hinaus besitzt die Karl-May-Gesellschaft eine separat gebundene Ausgabe der zweiten Abteilung, die uns von den Herren Ruprecht Gammler und Johannes Zeilinger dankenswerterweise für den Faksimileteil der vorliegenden Edition zur Verfügung gestellt wurde.
So merkwürdig wie die posthume Rezeption des Buchs der Liebe, die erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors begann und eigentlich erst jetzt größere Ausmaße annehmen kann, war schon die Entstehungsgeschichte dieses in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Werkes gewesen. Sie begann bereits 1874, in einem Jahr also, das Karl May noch bis Anfang Mai hinter den Zuchthausmauern von Waldheim verbrachte. In diesem Jahr, das für den May-Freund auch deshalb erinnernswert ist, weil in ihm am 2. September der Apachenhäuptling Winnetou gestorben sein soll (was zu der kuriosen Vorstellung führt, May habe das Buch der Liebe fast unmittelbar nach seinen Erlebnissen im Wilden Westen und dem Tod des Blutsbruders geschrieben), hatte Heinrich Gotthold Münchmeyer in seinem Dresdner Kolportageverlag, der seit Ostern im Jagdweg 14 residierte, zwei anonyme Lieferungswerke herausgebracht, die er in gemischter Form auslieferte und die ihm offenbar zahlreiche Abonnenten und entsprechenden Gewinn einbrachten. Der Erfolg war leicht erklärlich, da es in beiden Werken, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, um die menschliche Sexualität ging. Das eine, besonders umfangreiche Werk war ein medizinisches Aufklärungsbuch, zu dem eine Hausapotheke mit 40 homöopathischen Arzneimitteln, darunter so zweifelhaften Stoffen wie Belladonna (Tollkirsche), Cannabis (Hanf) oder Opium (Mohnsaft), erworben werden konnte: Die Geschlechtskrankheiten des Menschen und ihre Heilung. Mit besonderer Berücksichtigung der Syphilis, ihrer Entstehung und Folgen. Mit über 100 allopathischen, sowie homöopathischen Recepten versehen, zur Heilung aller Krankheiten, welche die Geschlechtsorgane betreffen (896 Seiten mit zahlreichen Textabbildungen). In dem anderen, sittengeschichtlich orientierten Werk ging es dagegen um die praktische und speziell die Gewinn bringende Ausübung des menschlichen Sexualtriebs: Die Geheimnisse der Venustempel aller Zeiten und Völker oder Die Sinnenlust und ihre Priesterinnen. Geschichte der Prostitution und ihrer Entstehung, sowie die Darlegung ihrer Folgen auf die Entwickelung der Menschheit (400 Seiten mit 20 farbigen Kunstdrucktafeln). Mays spätere Behauptung, etwa in seiner Selbstbiographie Mein Leben und Streben (1910), der Verfasser des Venustempels, dieses „Schandund Schundwerkes“ (unter dem er offenbar die gemischte Ausgabe verstand), sei Münchmeyers damaliger Redakteur Otto Freitag (1839 – 1899) gewesen, hat sich inzwischen als unrichtig erwiesen; vielmehr handelte es sich bei diesem stellenweise tatsächlich lasziv-erotischen, wenn auch keineswegs pornographischen Buch um ein ziemlich dreistes Plagiat. Von wenigen Kapiteln über das mittelalterliche Geißlertum abgesehen, deren Quelle noch unbekannt ist, stimmen die Geheimnisse der Venustempel überein mit dem bereits 1870 „von einem philantropischen Verein“ im Berliner Verlag von Dr. Langmann herausgegebenen Lieferungswerk Die Sinnenlust und ihre Opfer. Geschichte der Prostitution aller Zeiten und Völker mit genauer Darlegung ihrer gegenwärtigen Form und ihrer Ursachen in Berlin, Hamburg, Wien, Paris, London und den anderen Großstädten, nebst zeitgemäßen Vorschlägen zu ihrer Verminderung und Regelung. Der eigentliche Verfasser dieser von der gründerzeitlichen Doppelmoral geprägten Sittengeschichte lässt sich freilich ebenso wenig feststellen wie der medizinische Autor des Aufklärungsbuchs über die Geschlechtskrankheiten des Menschen, bei dem es sich im Übrigen ebenfalls um ein Plagiat handeln dürfte. Aufklärungswerke dieser Art entsprachen damals jedenfalls einem dringlichen Bedürfnis vor allem der unteren Bevölkerungsschichten, und so ist es erklärlich, dass sich gerade auch Kolportagebuchhändler um ihren Vertrieb bemühten. Exemplarisch zu nennen ist etwa das undatierte, „für Nichtstudirte“ gedachte Werk Der Mensch von Dr. O. Kreß, in dem es entgegen dem allgemein gehaltenen Titel ausschließlich um die „verschiedenen Perioden und Zustände des menschlichen Geschlechtslebens“ ging; es erschien im Verlag von Adolph Wolf, einem Dresdner Konkurrenten Münchmeyers, für dessen Zeitschriften Weltspiegel und Deutsche Boten dann auch Karl May von 1878 bis 1880 Manuskripte lieferte.
Mag der Venustempel auch einige Stellen enthalten, die von den zeitgenössischen Lesern als lüstern empfunden werden konnten, so ist der Gesamteindruck der Sittenschilderungen doch eher harmlos; das Buch über die Geschlechtskrankheiten des Menschen wiederum ist derart nüchtern und auf die medizinisch-anatomische Beschreibung der Geschlechtsorgane und ihrer Missbildungen konzentriert, dass seine Wirkung allenfalls abschreckend sein konnte. Man darf davon ausgehen, dass May es bei seiner ersten Begegnung mit diesen Werken ähnlich sah; erst nach der Jahrhundertwende, als er Anlass hatte, die ganze „Münchmeyerei“ in das schlechteste Licht zu rücken und sich zugleich von jedem Verdacht eigener „Unsittlichkeit“ rein zu waschen, distanzierte er sich in polemischer Übertreibung von diesen Verlagsprodukten. In einem Brief an seinen Gegner Cornelius Gurlitt vom 12. Februar 1905 nannte er den Venustempel in unzutreffender Weise „ein ganz unbeschreibliches Werk über die allerniedrigste, venerische Kloakenliebe, mit nackten Frauen und Geschlechtsteilen, in hundert verschiedenen Lagen und Zuständen abgebildet“. Und in der im selben Jahr entstandenen Verteidigungsschrift Ein Schundverlag, in der er auch den Gurlitt-Brief wiedergab, schrieb er an anderer Stelle: „Der ‚Venustempel‘, später auch noch ‚Buch der Liebe‘ genannt, war ein Buch, welches auf die allergemeinste Sinnenlust spekulierte. Die jedem Hefte beigegebenen phrynischen Buntdruckbilder waren nackt und frech im höchsten Grade. Hunderte von Textzeichnungen illustrierten die Begattung und ihren Verlauf in jeder, sogar der unnatürlichsten Weise. Und damit […] sogar noch aus den allerschlimmsten Folgen dieser Verführung zur Unzucht Nutzen springe, war dem ‚Venustempel‘ eine Hausapotheke mit denjenigen Antisyphilitica beigegeben, die niemals heilen, sondern nur vorbeugen und darum hundertfach gefährlich sind, weil sie dem Betrogenen vortäuschen, dass er ohne Schaden weiter sündigen könne.“ Hatte May, als er derart über das „scheußliche Machwerk“ des Münchmeyer-Verlags schrieb, tatsächlich vergessen, dass er an dem von ihm selbst genannten Nachfolgewerk, dem Buch der Liebe, mehr als nur beteiligt, dass er sein eigentlicher Autor gewesen war? Entdeckung brauchte er jedenfalls nicht zu fürchten: Es gab nicht nur keine Manuskripte mehr, das Buch selbst war verschollen und lediglich ein einzelner, unverfänglicher Druckbogen geblieben, der sich noch dazu in seinen eigenen Händen befand.
Mit seinen beiden Lieferungswerken Die Geschlechtskrankheiten des Menschen und Die Geheimnisse der Venustempel aller Zeiten und Völker hatte Heinrich Münchmeyer im Jahre 1874 trotz der Anfangserfolge letztlich wenig Glück. Bereits am 16. September wurde der Venustempel (und wahrscheinlich auch das mitausgelieferte Aufklärungsbuch) in Preußen verboten, genau drei Monate später erfolgte das Verbot beider Werke in Österreich, und Ende 1874 oder Anfang 1875 kam es dann auch zu einem Verbot in Sachsen und im Zusammenhang damit zu einer polizeilichen Hausdurchsuchung, bei der zumindest ein Teil der inkriminierten Bücher beschlagnahmt wurde. Zudem verließ Otto Freitag, der beide Bücher redaktionell betreut hatte, Ende Februar 1875 Münchmeyer, um einen eigenen Verlag zu gründen; den äußeren Anlass zu dieser Entscheidung dürften die Zensurverbote geliefert haben. Immerhin hatte Münchmeyer einen nicht unbeträchtlichen Teil der Geschlechtskrankheiten und des Venustempels den Augen der Polizei entziehen können, den er dann eine Zeit lang in einer erneut gemischten Lieferungsausgabe, getarnt durch einen gemeinsamen neuen Umschlagtitel, auslieferte: Der Mensch und sein Geschlecht in geistiger und physischer Bedeutung mit Anhang. Memoiren der Prostitution. Populärwissenschaftlich und sozialgeschichtlich dargestellt von Dr. Felix Arno. Eine Dauerlösung konnte diese oberflächliche Kaschierung, die jederzeit aufzufliegen drohte, allerdings nicht sein.
In dieser Situation fügte es sich glücklich für Münchmeyer, dass er bereits im März 1875 mit dem ehemaligen Zuchthäusler Karl May einen neuen, offensichtlich sehr ideenreichen Redakteur gefunden hatte, der nicht nur sein Wochenblatt Der Beobachter an der Elbe übernahm, sondern an dessen Stelle im August 1875 dann auch gleich noch zwei neue Unterhaltungszeitschriften gründete, das für ein allgemeines Publikum gedachte Deutsche Familienblatt und Schacht und Hütte, ein Blatt „zur Unterhaltung und Belehrung für Berg- Hütten- und Maschinenarbeiter“. Beide Zeitschriften wurden von dem jungen Redakteur mit dem Ehrgeiz des Anfängers betrieben, aber vor allem der einzige Jahrgang von Schacht und Hütte (September 1875 bis September 1876) erreichte einiges Niveau durch die dort von Dezember 1875 bis Juli 1876 erschienenen Geographischen Predigten, in denen May, aufbauend auf seiner religiösen Seminarausbildung, die er durch intensive Literaturstudien zu erweitern und zu korrigieren suchte, eine sehr persönliche Weltdeutung unternahm. Wann die Idee entstand und von wem sie ausging, mit ähnlich anspruchsvollen Weltanschauungstexten eine Neuausgabe des Aufklärungsbuches Die Geschlechtskrankheiten des Menschen zu kaschieren, lässt sich nicht sagen. Fest steht hingegen, dass Münchmeyer ein großes Interesse an einer solchen die Zensur überlistenden Ausgabe hatte und seinen neuen Redakteur mit der Camouflage beauftragte. Mays literarischer und auch wissenschaftlicher Ehrgeiz aber ging weit über diese Aufgabe hinaus: Binnen weniger Monate schuf er mit dem Buch der Liebe ein Werk, das trotz der Anonymität und der Fremdeinschübe mit Fug und Recht als sein eigenes gelten darf.
Bereits im Sommer 1875, als er notgedrungen in seiner Heimatstadt Ernstthal lebte – da der frühere Zuchthäusler noch unter Polizeiaufsicht stand, war er vorübergehend aus Dresden ausgewiesen worden –, dürfte Karl May mit den Vorarbeiten für das Buch der Liebe begonnen haben. Ab September wohnte er dann im Hintergebäude des Münchmeyer-Verlags am Dresdner Jagdweg, und im selben Monat begannen auch die ersten Lieferungen des Buchs der Liebe zu erscheinen. Vermutlich schon im Februar 1876 lag das umfangreiche dreiteilige Werk (insgesamt 1248 Seiten im Großoktav), das laut Verlagsanzeigen in 26 (wöchentlichen) Lieferungen à drei Bogen (48 Seiten) zu 50 Pfennig ausgegeben wurde, vollständig vor. Möglich war dieses rasche Erscheinen nur, weil den voluminösen Hauptteil das weitgehend unveränderte Ursprungswerk Die Geschlechtskrankheiten des Menschen und ihre Heilung bildete (selbst die Bogenbezeichnung „Die Geschlechtskrankheiten“ wurde nicht konsequent retuschiert), und zwar als zweite Abteilung mit dem Titel Die Liebe nach ihren geschlechtlichen Folgen. Geschlechts-, Frauen- und Kinderkrankheiten, Wochenbett und Anleitung zur Selbstheilung (896 Seiten), zu der auch weiterhin die ominöse Hausapotheke erworben werden konnte.
Lieferungsheft des Buchs der Liebe (Privatbesitz)
Dass der 33-jährige Karl May, der eine restriktive, körperfeindliche Erziehung im Elternhaus und in den Lehrerseminaren von Waldenburg und Plauen hinter sich hatte – ihr traumatisierender Höhepunkt waren 1860 in Plauen peinliche Verhöre wegen angeblicher Unkeuschheit gewesen –, der acht Jahre lang in Gefängnissen allenfalls pervertierte Formen der Sexualität kennen gelernt hatte und bisher noch in keiner dauerhaften sexuellen Beziehung mit einer Frau gelebt hatte, ein besonderes, wenngleich nicht unbelastetes Interesse für Münchmeyers Aufklärungsbuch aufbrachte, lässt sich leicht denken. Das als Handlungselement fast völlige Fehlen erotischer Themen in den späteren Reiseerzählungen (geschuldet nicht zuletzt dem katholischen Zielpublikum des Deutschen Hausschatzes und den jugendlichen Lesern des Guten Kameraden) täuscht darüber hinweg, dass May wohl bis ins Alter hinein ein eminent sexuell interessierter, zugleich aber von damit korrespondierenden Schuldgefühlen gequälter Mann war. Spätestens seit der 1907 entstandenen, aber erst 1982 veröffentlichten „psychologischen Studie“ über seine erste Frau Emma Pollmer wissen wir, von welch großer sexuellen Abhängigkeit diese im Sommer 1876 begonnene Beziehung seinerseits geprägt war, und es ist nicht überraschend, wenn der bedeutende Wiener Sexualforscher Friedrich S. Krauß noch 1910 in seinen Anthropophyteia zur Autobiographie Mein Leben und Streben befand, dieses „kostbare Geschenk“ für den „Psychoanalytiker“ entwerfe das „ganz vortrefflich anschauliche Bild eines schwer belasteten Neurotikers, der da seine durch eine verpfuschte Jugend krankhaft gesteigerte Sexualität endlich zu einem religiös mystischen Edelmenschentum sublimiert hat“ – eine Aussage, der May in seinem Schriftsatz An die 4. Strafkammer des Königl. Landgerichtes III in Berlin (1911) ausdrücklich bescheinigte, „klarer und bedeutend wissenschaftlicher“ zu sein als andere, „kriminalpsychologische“ Untersuchungen zu seiner Person. Ob es May im Alter tatsächlich gelang, seine mit der so genannten „Anima“ identifizierte sexuelle Triebenergie zu sublimieren, sei dahingestellt; unzweifelhaft ist jedenfalls, dass er 1875/76, bei der Redaktion und Niederschrift des Buchs der Liebe, noch weit davon entfernt war. Er dürfte daher auch der Neueinrichtung der zweiten Abteilung über die „geschlechtlichen Folgen“ der Liebe einige Aufmerksamkeit gewidmet haben. Besonders die Kapitel über den „männlichen Harnröhrentripper“ mussten ihn interessieren, war doch bei ihm selbst während seiner zweiten Vagantenzeit, im Juli 1869, laut polizeiinternen (und daher zuverlässigen) Steckbriefen eine „Trippererkrankung“ diagnostiziert worden, an deren Nachwirkungen er vermutlich noch immer zu leiden hatte. Der anonyme Medikus bot hier, wie in anderen Krankheitsfällen auch, zahlreiche allopathische und homöopathische Rezepte an und empfahl etwa beim Nachtripper Cannabis, Mercurius (Quecksilber), Sulphur (Schwefel) oder Ferrum (Eisen), also Mittel, die in der beigegebenen Hausapotheke enthalten waren. Dass auch May eine dieser Medikamentenkisten besaß, die er später im Schundverlag abfällig als „syphilitische Apotheken“ bezeichnete, ist mehr als wahrscheinlich, und sicherlich entstand auch sein lebenslanges Interesse an der homöopathischen Medizin bereits in dieser Zeit. Mehr als anatomische und therapeutische Informationen dürfte ihm das Werk über die Geschlechtskrankheiten des Menschen aber kaum geliefert haben, denn wie in praktisch allen damaligen Aufklärungsbüchern war die dort vertretene bürgerliche Sexualmoral äußerst restriktiv und als Lebenshilfe für einen Junggesellen denkbar ungeeignet. Die Ausübung des Geschlechtsverkehrs war selbstverständlich nur in der ehelichen Gemeinschaft von Mann und Frau erlaubt und hatte als einzig legitimen Zweck die Fortpflanzung, weswegen nicht nur die Empfängnisverhütung, sondern auch „sinnlose“ Sexualpraktiken wie Fellatio oder Cunnilingus als sündhaftes Treiben abgelehnt wurden (May bekannte dementsprechend noch 1907 in seiner „psychologischen Studie“ über „Frau Pollmer“, die in dieser Hinsicht anders dachte, er sei beim „sexuellen Verkehr“ stets nur für die „einfache, gesunde Hausmannskost“ zu haben gewesen und habe „alle Farcen, Saucen, Ragouts und ähnliche Dinge“ gehasst); einem Junggesellen wie May wäre demnach nichts anderes übrig geblieben als die Enthaltsamkeit, denn natürlich war ihm auch die Onanie verboten, die der anonyme Verfasser als „widernatürliche Unzucht“ auf eine Stufe mit der Päderastie, Tribadie und Sodomie stellte und die nach seiner Meinung unweigerlich zum körperlichen und geistigen Siechtum und zu einem frühen Tod führte. Mögen solche Ansichten heute auch lächerlich wirken, so ist doch zu bedenken, dass sie von einem vermeintlich kompetenten Mediziner vorgebracht wurden und daher von einem laienhaften, autoritätsgläubigen Publikum unbezweifelt akzeptiert wurden. Der Leser und Redakteur Karl May dürfte hier kaum eine Ausnahme gebildet haben.
Obwohl May über keine medizinischen Kenntnisse verfügte und ihm auch nur wenig Zeit für ein genaueres Studium der Geschlechtskrankheiten des Menschen zur Verfügung stand, übernahm er das Werk doch nicht gänzlich unverändert in das Buch der Liebe. Am auffälligsten sind einige Bildrevisionen, bei denen er Abbildungen, die offenbar von den Zensurbehörden beanstandet worden waren, entweder ganz herausnahm (was Umbruchänderungen und Textergänzungen nötig machte) oder aber durch harmlosere ersetzte. Beispielhaft für entfallene Bilder sind die (im Faksimileteil unserer Edition in jeweils beiden Varianten gezeigten) Seiten 8, 9 und 16, auf denen ursprünglich realistische Zeichnungen der äußeren weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane und die Seitenansicht einer nackten, im 6. Monat schwangeren Frau zu sehen waren. Wie sorglos diese Bilder entnommen wurden, zeigt der Umstand, dass die erste Abbildung in der zweiten Abteilung des Buchs der Liebe nun die „Fig. 4“ war. Ein Beispiel für einen Bildertausch bietet die (ebenfalls in beiden Varianten gezeigte) Seite 41, auf der eine ursprünglich vorhandene weitere Zeichnung der weiblichen Scham in völliger Beziehungslosigkeit zum Text durch einen schematischen Schwangerschafts-Kalender ersetzt wurde, unbeschadet des Umstands, dass derselbe Kalender auch am ursprünglichen Ort, im Kapitel über die Schwangerschaft, verblieb, er also nun zweimal abgebildet war. Ein seltenes Beispiel für eine Bildretusche bietet die Seite 57, die hier auch deshalb wiedergegeben wird, um einmal eine Seite mit dem Rahmen zu zeigen, der im Faksimileteil unserer Edition aus Raumgründen entfernt wurde: Ursprünglich war nicht nur der Oberkörper einer Frau mit vier Brüsten zu sehen, sondern auch ihre Scham. Eher kurios und nicht recht erklärlich ist schließlich ein Fehler auf der Seite 22: Während die Zeichnung eines Hodens in den Geschlechtskrankheiten richtig wiedergegeben ist, erscheint sie im Buch der Liebe, auf einer Seite, auf der es sonst keine Änderungen gibt, überraschenderweise kopfüber. Bekanntlich war es Mays Jugendtraum gewesen, Arzt zu werden, und sicherlich wird er sich bei der Redaktion des medizinischen Teils manches Mal daran erinnert haben – ob er allerdings begabt hierfür war, dürfte angesichts solch eines eklatanten Fehlers doch eher zweifelhaft sein.
Wichtiger als die zuerst auffallenden Bildrevisionen sind einige Textänderungen, die beweisen, dass May entgegen früheren Forschungsansichten durchaus auch der Verfasser zumindest einiger Passagen der medizinischen Abteilung ist. Bereits die einleitenden Seiten dürften von ihm stammen. Andere Textergänzungen ergaben sich zwangsläufig durch den Wegfall von Abbildungen. So zeigt ein Vergleich, dass May auf den Seiten 6 und 7 zwei Passagen ergänzte („Dem Manne genügt es nicht“ bis „so verschieden geschaffen wurden“ und „Alles, was auf der Welt lebt und empfindet“ bis „können ihn ihrer Freuden nicht entziehen“), um auf diese Weise einen Ausgleich für die auf den Seiten 8 und 9 entfallenen Zeichnungen zu schaffen. Besonders interessant aber sind einige Textänderungen, die offenbar allein inhaltlich begründet waren. So hat May auf den Seiten 11 bis 14 eine genaue anatomische Beschreibung des Beischlafs durch allgemeine (wohl nicht von ihm stammende) Ausführungen zur Zeugung ersetzt. Auch auf den Seiten 90 bis 92 war ursprünglich eine sehr detaillierte Schilderung des Geschlechtsverkehrs zu finden, die May durch unverbindliche Phrasen ersetzte. So schreibt er gleich einleitend: „Der Begattungsakt selbst besteht beim menschlichen Paare darin, dass die beiderseitigen Geschlechtsorgane diejenige Vereinigung finden, deren Art und Weise von der Natur dem Menschen durch die Gestaltung der betreffenden Organe deutlich gezeigt und vorgeschrieben worden ist. Deshalb kann eine nähere Hindeutung füglich wohl unterlassen bleiben.“ In den Geschlechtskrankheiten liest sich das sehr viel konkreter: „Der Begattungsakt selbst besteht beim menschlichen Paare darin, dass die Rute, durch die dem Geschlechtsgenuss dienenden Nerven und Muskeln in aufrichtungsfähigen Zustand versetzt, in die weibliche Scheide eingeführt wird und den Samen in dieselbe hinein ausspritzt.“ Und während der unbekannte Medikus mit seiner Penetrationsschilderung fortfährt („Ist die Rute vollständig eingeführt, so füllt sie die Scheide bis zum Muttermunde aus, welchem die männliche Harnröhrenmündung gegenüber zu stehen kommt“), erhebt May den moralischen Zeigefinger: „Da unser Buch nicht zu denjenigen schriftstellerischen Werken gehört, welche bestimmt zu sein scheinen, durch eine der Sinnlichkeit schmeichelnde Lektüre einen gewissen Naturen wünschenswerten Reiz auf den Leser auszuüben und es ja nur für solche Leute bestimmt ist, denen die heimlichen Fragen des Geschlechtslebens durch die Erfahrungen schon längst beantwortet worden sind, so sei es erlaubt, hier von einem weiteren Eingehen auf den Augenblick der durch die Gattenliebe herbeigeführten Vereinigung abzusehen.“ An Stellen wie diesen, die zweifellos von May selbst geschrieben wurden, verrät sich deutlich genug ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität: Wie immer man die Geschlechtskrankheiten des Menschen medizinisch und ethisch auch bewerten mag, eine „der Sinnlichkeit schmeichelnde Lektüre“ konnten die mechanistischen Beschreibungen („Die Rute wird nun ähnlich einem Spritzenstempel unter der sich auf- und niederwärts bewegenden Tätigkeit des Mannes, und gewöhnlich auch des Weibes, hin und her bewegt und die Nerven, welche die Wollustempfindung vermitteln und in der Eichel endigen, werden durch diese Reibung an den Falten der Scheide immer mehr gereizt“) allenfalls für den sein, welcher dergleichen lange entbehrt hatte und es nicht gelernt und erfahren hatte, in dem „bekannten Mechanismus“ einen natürlichen, beglückenden Akt zu sehen, an dem idealerweise Liebe und Begierde gleichermaßen beteiligt sind. Wie absurd es wirken musste, dass in einem Aufklärungswerk ausgerechnet der entscheidende Vorgang der Kopulation als hinreichend bekannt übergangen wird, scheint May im Übrigen gar nicht bewusst geworden zu sein.
Die erneute, getarnte Veröffentlichung der Geschlechtskrankheiten des Menschen war für Münchmeyer die eigentliche Veranlassung zur Herausgabe eines Lieferungswerks mit dem genial einfachen Titel Das Buch der Liebe gewesen, und entsprechend hieß es im (weitgehend, aber wohl nicht an dieser Stelle von May verfassten) Vorwort als Einleitung denn auch, die zweite Abteilung sei „die wichtigste“ und in ihr gipfele das „Bestreben des Verfassers, seinen Lesern Aufklärung, Trost und Heilung zu bringen“. Angeblich aus diesem menschenfreundlichen Grund, in Wahrheit aber aus geschäftlichem Kalkül heraus lieferte Münchmeyer die „Besprechung der Folgen der Liebe“ gleich mit den ersten Heften aus, und zwar vermutlich so, dass jede Lieferung jeweils aus zwei Bogen der zweiten Abteilung und einem Bogen zunächst der ersten und dann der dritten camouflierenden Abteilung bestand, die beide von seinem Redakteur May zu schreiben bzw. zu kompilieren waren. Da der Umfang der zweiten Abteilung mit 896 Seiten vorgegeben war, hätte May also eigentlich 448 Seiten zu liefern gehabt, was ihm jedoch offenbar nicht gelang. Auf die erste Abteilung entfielen am Ende nur 144 Seiten, auf die dritte Abteilung 208 Seiten (insgesamt 352 Seiten), sodass die letzten beiden Lieferungen wohl nur noch aus den restlichen sechs Bogen der zweiten Abteilung bestanden. Erst in späteren Jahren lernte May es, seine Manuskripte exakt zu berechnen.
In technischer Hinsicht war Karl May zu Beginn seiner Schriftstellerlaufbahn also noch ein Dilettant, der es – wie er später in seiner Selbstbiographie schrieb – als „Himmelsgeschenk“ empfand, dass Münchmeyer ihm die „prächtigste Gelegenheit“ bot, „den Buchdruck, die Schriftsetzerei, die Stereotypie und alles noch hierher Gehörige in bequemster Weise kennen zu lernen“. Das literarische Geltungsbedürfnis und pädagogische Sendungsbewusstsein des jungen Redakteurs waren dagegen von Anfang an so ausgeprägt, dass man in dieser Hybris eine Fortsetzung seiner kriminellen Hochstaplereien auf legalem Terrain sehen kann. „Ich wollte Menschheitsfragen beantworten und Menschheitsrätsel lösen“, bekundete er rückblickend bereits zu seinen allerersten Zielen als Schriftsteller, und nicht weniger stolz meinte er von seiner Tätigkeit für Münchmeyer: „Ich darf wohl sagen, dass ich in jener Zeit fleißig gewesen bin und mir ehrliche Mühe gegeben habe, die Münchmeyersche Kolportage in einen anständigen Verlag zu verwandeln.“ Den besten Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung hätte ihm das Buch der Liebe liefern können. May hat hier nicht nur auf über 35 Seiten das für die zweite Abteilung verwendete Werk über die Geschlechtskrankheiten des Menschen von vermeintlich anstößigen Stellen gesäubert, er hat vor allem zwei ganz anders geartete, die Liebe im menschheitlichen Sinn transzendierende Abteilungen hinzugefügt, die das Phänomen in seiner ganzen kulturgeschichtlichen, philosophischen und religiösen Vielfalt behandeln. Darüber hinaus ging er in ihnen mit einer wissenschaftlichen Ernsthaftigkeit den großen Fragen nach dem Ursprung, der Natur und dem Sinn der Schöpfung nach, wie man sie von einem erst beginnenden, im Wesentlichen autodidaktisch gebildeten Schriftsteller aus dem Proletariermilieu eigentlich nicht erwarten konnte. Notwendig hierfür waren umfangreiche, auch Grenzbereiche der Wissenschaft berührende Studien, doch wird wohl unklar bleiben müssen, auf welchen Wegen er sich die erforderliche Fachliteratur besorgte. Die Volksbibliotheken in Hohenstein und Dresden, die allenfalls Reisebeschreibungen, aber kaum im engeren Sinne wissenschaftliche Bücher führten, dürften hierfür kaum in Frage kommen. Möglich ist, nach dankenswerten Informationen von Hans-Dieter Steinmetz, dass er die Königliche öffentliche Bibliothek Dresden im Japanischen Palais benutzte (vorausgesetzt, dass er dort als ein unter Polizeiaufsicht Stehender überhaupt Zugang hatte), ebenso auch, dass er sich die Bücher über Münchmeyer beschaffen ließ, etwa durch Buchhandlungen oder über Suchanzeigen. Wollte May Bibliotheksbücher nicht nur im Lesesaal einsehen und exzerpieren, sondern mit nach Hause nehmen, musste er eine Bürgschaft vorlegen, die er ebenfalls von Münchmeyer erhalten haben könnte.
Die erste und kürzeste, aber auch eigenständigste Abteilung des Buchs der Liebe trägt in der Originalausgabe weder eine Überschrift noch besitzt sie Kapitelbezeichnungen; durch den Haupttitel und das Vorwort lässt sich jedoch leicht ermitteln, dass sie Die Liebe nach ihrem Wesen und ihrer Bestimmung überschrieben sein sollte. Als Motto ist ihr ein Zitat des Apostels Paulus aus seinem ersten Brief an die Korinther vorangestellt, dem dann noch zahlreiche weitere Bibelzitate folgen. Damit ist ein ganz anderer Ton angeschlagen als in den gleichzeitig erschienenen ersten Lieferungen der zweiten Abteilung, die u. a. über die männlichen Geschlechtsorgane informierten, eine Dissonanz, die sich im Folgenden noch vergrößerte und sicher viele Leser daran zweifeln ließ, dass der Bibelexeget und der Sexualmediziner wirklich ein und dieselbe Person sein sollten. Immerhin konnten sie aber auch in der zweiten Abteilung, im Zusammenhang mit der Beschneidung, Bibelverweise finden, denn May hatte die allzu blutrünstige Beschreibung der Beschneidungstechnik bei den Juden durch eine (vermutlich aus einem Nachschlagewerk übernommene) Schilderung ihrer kulturellen und religiösen Bedeutung ersetzt: ein weiteres Beispiel dafür, dass er den medizinischen Teil auch textlich abzuschwächen suchte. Als bibelfest erweist der gewesene Katechet sich auch sonst im Buch der Liebe; zugleich aber verrät sich in seinen Äußerungen zum „Buch der Bücher“ wie zur christlichen Religion überhaupt eine erstaunlich kritische und selbstständige, durch die Gedanken der Aufklärung beeinflusste Haltung. Nicht nur wird die Bibel als historisches und narratives Menschenwerk gewertet (und nicht etwa als verbindliche Selbstmitteilung Gottes), auch zentrale Kirchendogmen, wie die Existenz des Teufels und der Hölle, die göttliche Trinität und sogar die Gottessohnschaft von Jesus Christus, werden weitgehend verworfen. Stattdessen identifiziert May Gott mit der Liebe und fordert eine an der Bergpredigt orientierte Liebesreligion ein, die im Bündnis mit der Wissenschaft, die gerade in dieser Zeit zu revolutionären Erkenntnissen vordrang, hinzuwirken habe auf ein utopisches Reich der Nächstenliebe und des Friedens. Damit nimmt May bereits im Buch der Liebe Gedanken vorweg, wie er sie ähnlich dezidiert erst wieder im Spätwerk formulierte, als er die Losung „Empor in das Reich der Edelmenschen“ gefunden hatte.
Insgesamt ist die erste Abteilung, in die neben Bibelzitaten auch zahlreiche fremde und einige eigene Gedichte illustrativ eingestreut sind, durch die kultur- und religionsphilosophische Konzentration auf Wesen und Bestimmung der Liebe relativ einheitlich, zugleich aber auch sehr vielgestaltig. Ausführlich werden als Wesenheit der Liebe ihre verschiedenen Ausprägungen beschrieben, von der Liebe Gottes, die sich in der Schöpfung offenbare und ihre menschliche Erwiderung im Religionsglauben finde, über die Familien- und Verwandtenliebe (Geschlechts-, Eltern-, Kindes- und Geschwisterliebe), Freundes-, Nächsten- und allgemeine Menschenliebe bis hin zur Liebe für die Kreatur, zu Wissenschaft, Kunst, Beruf, Heimat und dem Leben schlechthin. Dabei findet May Gelegenheit zur Kirchenkritik und zur Negation des Bösen ebenso wie zur Apotheose der deutschen Frau, zur Charakterisierung der nationalen Frauentypen oder zur Kritik an weiblicher Eitelkeit und Emanzipation. Einige wenige Passagen, etwa zu den Frauentypen, dürften nicht von ihm stammen, doch sind auch sie als heimliches Zitat von ihm autorisiert. Das Hauptaugenmerk richtet May bei seinen Überlegungen, fern jeder sexuellen Konnotation, auf die Geschlechtsliebe. Der Mensch habe als Ebenbild Gottes, so meint er – auch hier in überraschendem Vorgriff auf Postulate des Spätwerks –, die vorbestimmte Lebensaufgabe, als Mann die göttliche Allmacht, als Frau aber die göttliche Liebe zu offenbaren; die Bedeutung der Ehe liege darin, dass sich hier aktive Männlichkeit und passive Weiblichkeit zum Menschen in Gottes Sinn ergänzten. Die Gegensätze strebten dabei zum Ausgleich.
Die Bestimmung der Liebe ist für May dementsprechend die Beglückung, die durch die Vereinigung erreicht werden kann. Dabei unterscheidet er die rein geistige Vereinigung mit Gott, die körperliche Vereinigung in der Ehe und die verschiedenen Gemeinschaften, die von der Familie ausgehen und über Stamm, Volk und Nation bis hin zur ganzen Menschheit reichen. Die Gegensätze seien durch die Liebe aufzulösen, doch mache der eingeborene Trieb des Egoismus eine soziale Erziehung in der Familie und gesellschaftliche Bestimmungen notwendig, deren wichtigste die allgemeinen Menschenrechte seien. May beschließt die erste Abteilung mit einem Appell für die Humanität, für Liebe und Frieden.
Trotz der zahlreichen Zitate, unter denen Bibelverse und Schiller-Gedichte dominieren, macht die erste Abteilung einen homogenen und durchdachten Eindruck. Ähnlich wie in den zeitnah entstandenen Geographischen Predigten und anderen Aufsätzen für Schacht und Hütte wird in ihr die Lebensphilosophie des frühen May sichtbar, die er sich eklektisch erworben hatte und hier authentisch zu Papier bringen konnte, ohne Rücksichten auf die Erwartungen des Verlegers oder der Leser nehmen zu müssen. Münchmeyer dürfte es relativ gleichgültig gewesen sein, mit welcher weltanschaulichen Tendenz sein Redakteur ihm Alibitexte für die Neuausgabe seines venerischen Bestsellers lieferte, und der Schutz der Anonymität ließ May auch den Lesern gegenüber jede Freiheit.
Bei einem angenommenen Erscheinungsbeginn des Buchs der Liebe Anfang September 1875 könnten die Leser, die sich allerdings wohl mehr für die „geschlechtlichen Folgen“ interessiert haben dürften, bereits in der ersten Novemberwoche des Jahres hinreichend über das Wesen und die Bestimmung der Liebe informiert gewesen sein. Eine ununterbrochene Fortsetzung der May-Texte vorausgesetzt, erfuhren sie dann ab der zweiten Novemberwoche durch die Abteilung Die Liebe nach ihrer Geschichte vielerlei über den „Einfluss der Liebe und ihrer Negationen auf die Entwickelung der menschlichen Gesellschaft“.
Obwohl die dritte Abteilung durch Kapitelüberschriften strukturiert ist, wirkt sie im Vergleich zur ersten Abteilung wesentlich ungeordneter und uneinheitlicher, was in der Hauptsache daran liegt, dass May hier des Öfteren recht unvermittelt umfangreiche Passagen aus dem anderen verbotenen Lieferungswerk, Die Geheimnisse der Venustempel aller Zeiten und Völker oder Die Sinnenlust und ihre Priesterinnen, eingeschoben hat. Mit den von May geschriebenen oder anderen Quellen entnommenen Texten haben diese teils recht farbigen Schilderungen der historischen und neuzeitlichen Prostitution – die im Übrigen auch die bürgerliche Sexualmoral der medizinischen Abteilung konterkarieren resp. im Verein mit ihr deren Janusköpfigkeit sichtbar machen – fast nichts zu tun, sodass man annehmen darf, dass ihre Funktion in erster Linie die war, durch erotische „Geheimnisse“ die „Sinnenlust“ der Leser zu kitzeln. Tatsächlich dürfte das Buch der Liebe sogar jene „phrynischen Buntdruckbilder“ bzw. „entsetzlich nackten, aufregenden Abbildungen“ (May in der Selbstbiographie) enthalten haben, die dem Venustempel beigegeben waren. Zumindest in jenem separaten Exemplar der zweiten Abteilung, das im Besitz der Karl-May-Gesellschaft ist, sind einige dieser in Wahrheit wenig „aufregenden“ Szenenbilder aus der Sittengeschichte vornehmlich des klassischen Altertums und des Mittelalters eingebunden (vgl. die Abbildung auf der nächsten Seite, die noch die „nackteste“ Tafel zeigt); in den bisher bekannten vollständigen Exemplaren fehlen die Tafeln allerdings, was aber auch daran liegen könnte, dass mit dem Text ohnehin nur noch wenige korrespondierten.
Die sich aufdrängende Frage, auf wen die Venustempel-Einschübe zurückgehen, auf den Autor und Redakteur oder auf den Verleger, lässt sich (ähnlich wie bei den erotischen Szenen in Mays späteren Kolportageromanen) nicht eindeutig beantworten. Ausschließen kann man sicher, dass Münchmeyer oder einer seiner Mitarbeiter die Passagen ohne Mays Wissen einbaute; ebenso unwahrscheinlich ist, dass May selbst auf die Idee kam, sein Manuskript durch Einblicke in antike Venustempel und heutige Hurenhäuser zu erotisieren – und zwar weniger aus moralischen als aus literarischen Gründen. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass Autor und Verleger gleichermaßen an Fremdeinschüben interessiert waren – der eine, vielbeschäftigt mit anderen Redaktionsaufgaben, aus Gründen der Zeitersparnis, der andere, weil er den Verkaufserfolg durch Pikanterien steigern wollte – und sich schließlich beide darauf einigten, dass May aus dem 400-Seiten-Opus diejenigen Stellen auswählen sollte, die ihm für seine Zwecke am geeignetsten schienen. Im Bewusstsein, dass zur Liebe eben auch ihre „Negation“ gehöre, erfüllte May den Auftrag, entschied sich aber für eher harmlose Passagen und versuchte auch sonst, die Vorlage möglichst abzuschwächen.
Sieht man einmal von den kontrastierenden Schilderungen der gastlichen, religiösen und legalen Prostitution im Altertum oder des aktuellen Dirnenwesens der Großstädte Europas ab, kann man in der dritten Abteilung des Buchs der Liebe den Versuch erkennen, ausgehend von der Identität der Liebe mit Gott die geschichtliche Entwicklung des Gottesbegriffs darzustellen. Nach einer einleitenden Diskussion über die gegensätzlichen Erkenntniswege Religion und Wissenschaft, in der May sich für das wissenschaftliche Verfahren entscheidet, von der Schöpfung auf den Schöpfer zu schließen – später folgen noch Überlegungen zur Religionsphilosophie –, versucht er, die Vereinbarkeit der modernen Evolutionstheorie mit der Vorstellung eines persönlichen Gottes zu beweisen: Die Welt erscheint ihm als eine ununterbrochene Schöpfung, deren Ursprung und Gesetz die Liebe ist und in der auch der jetzige Mensch nur auf einer besonders hohen Stufe der Himmelsleiter steht. Neben dieser wesentlichen Argumentationslinie, in die auch die Idee eines Weltäthers einbezogen wird, der die Grundbedingung allen Seins bilde, oder die Frage nach der Urheimat des Menschen, thematisiert May in offener oder heimlicher Berufung auf Autoritäten der Wissenschaft das Verhältnis von Liebe und Materialismus, kritisiert den allgemeinen Hang zum Wohlleben, der vor allem die Töchter verwöhnter Stände zur Liebe unfähig mache, verwirft die Idee weiblicher Teilnahme am politischen Leben und an der Bildung, weil dies ihre „natürliche“ Aufgabe beeinträchtige, und betrachtet die Frau als Geliebte, Gattin, Mutter und Glied der öffentlichen Gesellschaft. Im Schlusskapitel richtet May den Blick auf die irdische und himmlische Zukunft des Menschen und entwirft eine Utopie der Veredelung, der Liebe und des Friedens.
Wenngleich May in der dritten Abteilung Gedanken der ersten Abteilung wieder aufgreift, überwiegt doch der Eindruck der Inkohärenz, und dies nicht nur durch die unerwarteten Abschweifungen ins Geschlechtsleben aller Zeiten und Völker. Insbesondere die auf physikalische Erkenntnisse gestützten Überlegungen zu einer kreativen Universalenergie, dem Weltäther, stehen in krassem Gegensatz zur andernorts behaupteten Existenz eines persönlichen Gottes, und dasselbe gilt für die begeistert vorgetragenen evolutionistischen Naturgesetze, deren Vereinbarkeit mit einer göttlichen Schöpfungsintention zwar immer wieder behauptet, aber nirgends wirklich schlüssig nachgewiesen wird. Letztlich stehen wissenschaftliche und religiöse Positionen, gottesleugnerische und gottesgläubige Gedankenwelten unversöhnt nebeneinander.
Es hat in der neueren Karl-May-Forschung Versuche gegeben, speziell das gleichzeitige Eintreten des Schriftstellers für die materialistischen Entwicklungstheorien Charles Darwins bzw. seines deutschen Vertreters Ernst Haeckel (die May angeblich nur durch Familienblätter wie die Gartenlaube gekannt habe) und sein Festhalten am teleologischen Weltbild der Bibel positiv zu werten als die originelle Denkleistung eines zutiefst gläubigen, zugleich aber undogmatischen und vor allem eigenständigen Geistes. In diesem Zusammenhang hieß es auch, May habe sich für das Buch der Liebe zwar von literarischen Quellen anregen lassen, aber keinesfalls abgeschrieben. Das Gegenteil ist richtig.
Tatsächlich rührt die Uneinheitlichkeit und Widersprüchlichkeit der dritten Abteilung daher, dass May über den Venustempel hinaus große Partien unter dem Schutz der Anonymität einfach aus anderen Quellen abgeschrieben hat und dass es ihm nicht gelang, diese Texte harmonisch in sein eigenes, eher herkömmliches Weltbild zu integrieren. Eine dieser erst jetzt entdeckten Quellen war die schon seinerzeit recht obskure und wenig bekannte Schrift Gott im Lichte der Naturwissenschaften. Studien über Gott, Welt, Unsterblichkeit (Berlin 1873), in welcher der Berliner Gymnasiallehrer, Physiker und Philosoph Philipp Spiller (1800 – 1879) es unternommen hatte, auf naturwissenschaftlicher Grundlage eine neue Religion zu installieren, indem er an die Stelle des persönlichen Gottes eine einheitlich wirkende Naturkraft, den Weltäther, setzte. „Gott ist eine nach dem Raume unendliche, nach der Zeit ewige (d. h. unerschaffene und unvertilgbare) stoffliche Substanz, nämlich der Weltäther“, lautete Spillers „Bekenntnis“ im Schlusswort zu dieser Schrift, und aus seiner radikalen Ablehnung der christlichen „Orthodoxie“ machte er kein Hehl, wenn er etwa am Schluss schrieb: „Ich hoffe, dass es, falls ich auf meinem Totenbette unzurechnungsfähig werden sollte […], kein Pfaffe wagen wird, aus mir noch einen blindgläubigen Konfessionsketzer machen zu wollen. Ich werde schon ohne Spediteur dahin kommen, wohin ich gehöre.“
Spillers „Ätherismus“ muss May fasziniert und die Radikalität seines neuen Denkansatzes ihm imponiert haben, sodass er sich Teile des fremden Textes zu Eigen machte; andererseits vermochte er der Ablehnung eines persönlichen Gottes allenfalls intellektuell, aber nicht gefühlsmäßig zu folgen und sah sich daher zugleich zum Widerspruch aufgerufen. In der Konsequenz führte dies zu der paradoxen Situation, dass May als anonymer Autor Thesen Spillers als seine eigenen ausgab, um sich an anderer Stelle vermeintlich selbst ins Wort zu fallen und zu widerlegen.
Im Falle Spillers durfte May annehmen, dass dessen Schrift über Gott im Lichte der Naturwissenschaften nur eine geringe Auflage erfahren hatte (in öffentlichen Bibliotheken sind heute nur noch wenige Exemplare nachgewiesen) und daher seinen Lesern trotz des erst wenige Jahre zurückliegenden Erscheinungstermins unbekannt war. Kaum nachvollziehbar ist in des ein anderes Plagiat, das May sich zuschulden kommen ließ, und erst recht kann man sich nur wundern, dass selbst jene May-Forschung, die sich dezidiert mit dem Verhältnis des Schriftstellers zum Darwinismus und zur Evolutionstheorie beschäftigt hat, dieser so nahe liegenden und für die einschlägige Wissenschaftsgeschichte so epochalen Quelle nicht auf die Spur gekommen ist. Die „wissenschaftliche“ Sorglosigkeit hier wie dort ist jedenfalls verblüffend, denn für seine umfangreichen Ausführungen zur Abstammungslehre hat May sich keineswegs von Zeitschriftenaufsätzen, Lexikonartikeln oder zweit- und drittrangigen „Experten“ anregen lassen; vielmehr war er kühn genug, sich ganz direkt das geistige Eigentum des seinerzeit bedeutendsten und umstrittensten deutschen Naturforschers und Evolutionstheoretikers, nämlich des Zoologen Ernst Haeckel (1834 – 1919), anzueignen und auch nicht etwa eines seiner Nebenwerke oder einen nur wissenschaftsintern kursierenden Aufsatz seitenlang zu zitieren, sondern dessen bereits in mehreren Auflagen erschienenes populärwissenschaftliches Hauptwerk Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre im Allgemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im Besonderen von 1868, das der Deszendenztheorie Darwins im deutschsprachigen Raum endgültig Bahn brach. Die dahinter stehende Chuzpe des gescheiterten Lehramtskandidaten, entlassenen Zuchthäuslers und jetzigen Kolportageredakteurs hätte nicht größer sein können, wenn er es gewagt hätte, Gedichte Goethes oder Schillers als seine eigenen auszugeben, und es will hierzu passen, dass er das angeblich von Goethe stammende Fragment über die Natur nicht nach einer Goethe-Ausgabe, sondern nach dem verkürzten Zitat Haeckels wiedergibt.
Mehr noch als die heimlichen Spiller-Zitate ist Mays geistiger Diebstahl an dem berühmten Naturforscher Ernst Haeckel in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Fraglos faszinierte ihn, der aus dem „tiefsten Ardistan“ stammte, die biologistische Erkenntnis eines fortwährenden menschlichen Entwicklungsprozesses, die sich leicht auch aufs geistig-seelische und moralische Gebiet übertragen ließ, und vielleicht erschien ihm ausgerechnet bei der Lektüre des Monisten Haeckel erstmals das Licht von „Dschinnistan“ auf Erden. Man kann May also ohne weiteres zugestehen, dass ihm tatsächlich an einer Vermittlung zwischen der Deszendenztheorie und seiner aus Kindheitstagen herrührenden Gottesgläubigkeit gelegen war. Statt aber, wie es sinnvoll und rechtens gewesen wäre, die Thesen Haeckels zu referieren und zu diskutieren, identifizierte er sich abschreibend selber mit dem großen Naturwissenschaftler und stellte sich sogar noch über ihn, indem er die heimlichen Zitate durch seine persönlichen, eher naiven Glaubensvorstellungen relativierte. Man kann in dieser Selbstüberhöhung, die aus persönlichen und biographischen Defiziten resultierte, ein Muster erkennen, das den Menschen und Schriftsteller Karl May ein Leben lang leitete, von den kriminellen Hochstapeleien, bei denen er sich als „Dr. med. Heilig“ oder als adeliger „Polizeileutnant von Wolframsdorf“ ausgab, über das im Buch der Liebe zu beobachtende Selbstverständnis als Religionsphilosoph oder Naturwissenschaftler bis hin zur Identifikation mit dem omnipotenten Ich-Helden Old Shatterhand alias Kara Ben Nemsi, der im Alter dann sogar noch eine weitere Idolisierung zur „Menschheitsfrage“ erfahren durfte. Dass auch Haeckel sich gerne zum Reiseabenteurer stilisierte und May möglicherweise sogar in dieser Hinsicht als Vorbild diente, sei nur am Rande erwähnt – die Ähnlichkeit der hier wiedergegebenen Atelieraufnahme mit den Kostümbildern Mays ist jedenfalls erstaunlich.
Ernst Haeckel
Wie notwendig diese lebenslange Scharlatanerie für May war und wie sehr sie neurotische Züge besaß, zeigt das Buch der Liebe besonders deutlich: Da es anonym erschien, konnte es ihm, von Münchmeyer und anderen Vertrauten allenfalls abgesehen, keine auf seine Person bezogene äußere Anerkennung einbringen; es genügte ihm aber offenbar, sich selber im Prozess des Schreibens und Abschreibens auf einer Höhe mit den Geistesgrößen der Vergangenheit und Gegenwart zu sehen. Es muss dabei für May ein besonderes Gefühl der Befriedigung gewesen sein, das vermeintlich von Goethe stammende pantheistische Fragment über die Natur nach dem Abdruck bei Haeckel zu zitieren und im Anschluss daran ohne Namensnennung eigene Verse diesen Koryphäen entgegenzuhalten mit dem Bemerken, hier nun habe „ein neuerer Dichter“ sich „zu der einzig richtigen Weltanschauung bekannt, dass ein allmächtiger Gott der Urheber aller Gesetze, Kräfte und kreatürlichen Erscheinungen sei“.
Die erst jetzt entdeckten Plagiate Spillers und Haeckels vergrößern noch das ohnehin durch die Übernahme der Geschlechtskrankheiten des Menschen und von Teilen der Geheimnisse der Venustempel gegebene Problem der Autorschaft Karl Mays am Buch der Liebe. Fest steht, dass May das medizinische Werk, das vom Umfang her immerhin den Hauptteil des Buches ausmacht, nicht geschrieben hat; allerdings hat er es in leicht veränderter Form in einen neuen Zusammenhang gestellt und einer neuen Öffentlichkeit präsentiert, er kann hier also in jedem Fall als der Herausgeber gelten. Darüber hinaus wäre es aber keineswegs abwegig, in May auch den fiktiven Autor (nicht den Verfasser) der zweiten Abteilung zu sehen, denn das Buch der Liebe hat ja vorgeblich nur einen Autor (im Vorwort als „Verfasser“ bezeichnet), und dieser kann nach Lage der Dinge nur der verantwortliche Redakteur Karl May sein, der in der dritten Abteilung sogar mehrfach in der Ich-Form spricht. Relativiert wird diese Autorschaft nur dadurch, dass das Buch anonym erschien und May es nie öffentlich, sondern nur einmal in einer privaten Notiz autorisiert hat. Entscheidende Gegenargumente sind dies jedoch nicht, denn dass ein Autor seine Werke verleugnet und nur anonym oder pseudonym veröffentlicht, ist nichts Ungewöhnliches und war im Falle Mays geradezu ein Kennzeichen seiner Verlagsverbindung mit Münchmeyer. Sieht man von der zweiten Abteilung ab, bei der es sich demnach um ein Großplagiat im Auftrag des Verlegers handeln würde, kann May uneingeschränkt als der alleinige Autor des Buchs der Liebe gelten, und zwar unbeschadet der Tatsache, dass auch Teile der beiden anderen Abteilungen nicht von ihm verfasst worden sind. Bei diesen Abschnitten handelt es sich um Zitate mit und ohne Verfasserangaben (oft benutzt May Wendungen wie „einer unserer scharfsinnigsten Forscher“) oder aber um heimliche Plagiate. In allen Fällen hat May die Fremdtexte selber ausgewählt und an den ihm geeignet scheinenden Stellen eingefügt. Entstanden ist auf diese Weise ein beinahe postmodern anmutendes, in jeder Hinsicht außergewöhnliches Werk, das vieles zugleich ist: eine religionsphilosophische Auseinandersetzung mit den großen Menschheitsfragen ebenso wie ein sexuelles Aufklärungsbuch, eine moraldidaktische Predigt ebenso wie eine erotische Sittengeschichte, eine Darstellung der modernen Evolutionstheorie ebenso wie eine Verteidigung des biblischen Gottesglaubens und vieles mehr. Das Buch der Liebe zeigt in nuce, welche Entwicklungsmöglichkeiten der frühe Karl May besaß und welche er aufgab, als er das ihm ureigene Genre der Reiseerzählung in der Ich-Form gefunden hatte.
Ein Erfolg war dem Buch der Liebe indes nicht beschieden. Am 23. Februar 1876 fand im Münchmeyer-Verlag eine polizeiliche Hausdurchsuchung statt, bei der nach dem Lieferungswerk Die Geheimnisse der Venustempel gefahndet wurde; spätestens bei dieser Gelegenheit wurde Münchmeyers Täuschungsmanöver entdeckt, und so wurde auch das Buch der Liebe, das zu diesem Zeitpunkt vermutlich soeben vollständig vorlag, vorübergehend konfisziert. Wahrscheinlich im Oktober 1876 kam es beim Gerichtsamt Dresden zu einem Verfahren wegen der „Veröffentlichung unsittlicher Bücher“ gegen Münchmeyers älteren Bruder und Geschäftsführer Friedrich Louis Münchmeyer (1829 – 1897), der zur Irreführung der Behörden seinen Namen (F. L. Münchmeyer) als Verleger des Buchs der Liebe hergegeben hatte, gegen den Drucker Friedrich Wilhelm Gleißner (1827 – 1891) und gegen den Redakteur Karl May. Da May nachweisen konnte, dass er für das Buch der Liebe selber nichts Unsittliches geschrieben, sondern im Gegenteil sogar einige Stellen abgemildert hatte, wurde er bereits in erster Instanz freigesprochen; Friedrich Louis Münchmeyer und Gleißner wurden „wegen Vergehen gegen die Sittlichkeit“ zu Geldstrafen von je 200 Mark verurteilt, erhoben jedoch Einspruch beim Landgericht und wurden am 8. Dezember 1876 ebenfalls freigesprochen. Karl May hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seine Redakteursstelle bei Münchmeyer gekündigt. Zu einem eigentlichen Verbot des Buchs der Liebe in Sachsen oder Preußen scheint es nicht gekommen zu sein, wohl aber am 9. Mai 1877 im zensurfreudigeren Österreich.
Die Hoffnungen, die Karl May mit dem Buch der Liebe verbunden hatte, blieben seinerzeit unerfüllt und könnten sich erst jetzt bewahrheiten. In einer Briefkastenantwort an eine Frau B. E. in D. hatte er im September 1876 im letzten Heft von Schacht und Hütte geschrieben: „Kaufen Sie sich das […] ‚Buch der Liebe‘. Sie werden über die beregten Vorgänge die ausführlichste Beschreibung und Erklärung finden. Wir können dasselbe als ein Werk empfehlen, welches in keiner Familie fehlen sollte.“
Dem können wir uns nur anschließen.
Dieter Sudhoff
Paderborn, im Mai 2006
Unter den verschiedenen Gewalten, welche das Menschenherz bewegen und durch ihren Einfluss auf das Tun und Handeln des Einzelnen gestaltend auf die Entwicklung aller menschlichen, aller irdischen Verhältnisse wirken, steht diejenige Macht obenan, welche wir Liebe nennen.
Unter allen Regungen die früheste und erste, macht sie sich schon bei dem Säuglinge bemerklich, dessen kleinen Puls sie der nährenden Mutter entgegenschlagen lässt, und unter allen Regungen die ausdauerndste und bis zum letzten Atemzuge verharrende, legt sie die Hände des Sterbenden segnend auf das Haupt der Seinen und lenkt die Hand der Zurückbleibenden, dem Entschlummerten die Augen zuzudrücken.
Kein Palast ist so groß und glänzend, dass sie nicht einzutreten wagte, und keine Hütte so klein und arm, dass sie nicht Raum und Nahrung in ihr fände. Sie fürchtet nicht das Geräusch des vollen, schaffenden, immer vorwärts drängenden Lebens und schreckt nicht zurück vor der tiefsten Einsamkeit. Sie herrscht in ewigem Geräusche der bevölkertsten Metropole und in der toten Öde des abgelegensten Felsenriffes. Sie weht im leisesten Hauche; sie leitet jede Bewegung, sei sie noch so klein, noch so groß, und wenn alles einen Anfang hatte und ein Ende findet, so hat sie niemals begonnen und wird nie vergehen: –
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