Das Dorf Band 24: Dunkle Wolken - Karl Olsberg - E-Book

Das Dorf Band 24: Dunkle Wolken E-Book

Karl Olsberg

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Beschreibung

Als der Blitz in ein Schwein einschlägt und es in einen Zombie-Pigman verwandelt, macht sich Primo zusammen mit der Hexe Ruuna und ihrem Freund Willert auf, das verängstigte Wesen in den Nether zu bringen. Während die drei auf ihrer gefahrvollen Reise in die Unterwelt sind, ziehen sich über dem Dorf am Rand der Schlucht dunkle Wolken zusammen, deren Ursache mysteriös ist ... "Dunkle Wolken" ist der vierundwzanzigste Band der erfolgreichen Buchserie in der Welt des Computerspiels Minecraft von Bestseller-Autor Karl Olsberg.

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Karl Olsberg

Das Dorf

Band 24:

Dunkle Wolken

Copyright 2022 Karl Olsberg

Published by Karl Olsberg

c/o Briends GmbH, 22041 Hamburg

www.karlolsberg.de

Minecraft ®/TM & © 2009-2022 Mojang / Notch. Dies ist kein offizielles Lizenzprodukt. Der Autor ist mit Mojang nicht verbunden.

Zweifle nicht am Blau des Himmels,

wenn über deinem Dach

dunkle Wolken schweben.

Asiatisches Sprichwort

1. Mieses Wetter

Durch strömenden Regen geht Golina die Dorfstraße entlang zum Marktplatz. Schon seit Tagen hat es nicht mehr aufgehört, zu regnen. Das ist natürlich nicht schlimm, aber unangenehm ist es schon, zumal bei diesem Wetter auch tagsüber jederzeit Nachtwandler und Knochenmänner auftauchen können. Die Endermen dagegen scheinen Regen nicht zu mögen. Jedenfalls sind sie auf der Wiese östlich des Flusses nicht mehr aufgetaucht, seit das Wetter so schlecht ist.

Unterwegs begegnet ihr Asimov, der Golem. Er sieht missmutig aus. Die Katze Mina sitzt nicht wie sonst auf seinem Kopf. Wahrscheinlich mag sie das Wetter auch nicht.

„Ihr Knollnasen habt doch sonst immer so tolle Ideen“, sagt Asimov sarkastisch. „Könnt ihr nicht mal etwas erfinden, damit man bei Regen nicht mehr nass wird? Ich spüre schon, wie mir die Feuchtigkeit in die Schaltkreise kriecht und meine Gelenke rosten.“

„Hallo, Asimov. Wie sollte man denn bei Regen nicht nass werden?“

„Keine Ahnung. Ich bin bloß ein Golem. Wir Golems haben bekanntlich keine eigenen Ideen.“

Golina bezweifelt, dass das stimmt. Asimov jedenfalls hat schon eine Menge guter Ideen gehabt, um das Dorf vor Schaden zu bewahren.

„In Häusern ist man vor Regen geschützt“, überlegt sie laut. „Aber ein Haus kann man nicht mit sich herumtragen. Primo hat zwar behauptet, in der Kugelwelt gäbe es Häuser, die durch die Gegend laufen, aber der erzählt oft eine Menge Unfug.“

„Das kann ich bestätigen“, meint Asimov.

„Wenn man ins Wasser geht, wird man nass“, fährt Golina fort. „Aber wenn man in einem Boot sitzt, bekommt man keine nassen Füße. Vielleicht, wenn man bei Regen ein Boot über den Kopf halten würde ...“

In diesem Moment kommt ihr der Fischer Olum entgegen, der sein Ruderboot umgekehrt über dem Kopf trägt.

„Hallo, Olum“, sagt sie überrascht. „Dieselbe Idee hatte ich auch gerade!“

„Was für eine Idee?“, fragt Olum.

„Na, ein Boot über den Kopf zu halten, damit man bei Regen nicht nass wird.“

„Das ist eine dumme Idee“, behauptet Olum. „Dabei wird doch das Boot nass!“

„Und warum trägst du dann dein Boot über dem Kopf?“, fragt sie verwirrt.

„Ich bringe es in mein Haus, damit es vor diesem schrecklichen Regen geschützt ist“, erklärt Olum. „Als nächstes hole ich die Fische aus dem Fluss. Dieses Wetter kann ja nicht gesund für sie sein.“

„Erinnere mich bitte daran, euch Knollnasen nie wieder nach einer Idee zu fragen“, sagt Asimov.

Kopfschüttelnd geht Golina weiter. Auf dem Markt sind keine Kunden zu sehen. Hakun, der Fleischer und Kaus, der Bauer stehen an ihren Marktständen und blicken trübe drein.

„Durchweichtes Brot!“, versucht Kaus Golinas Aufmerksamkeit zu erregen. „Frisches, vom Regen durchweichtes Brot! Nur einen Smaragd pro Laib!“

„Kürbisse!“, ruft Hakun. „Garantiert regenfeste Kürbisse! Und Pilze habe ich auch, falls du die lieber magst. Alles jetzt noch günstiger!“

„Kürbisse?“, fragt Golina verdutzt. „Ich wollte eigentlich etwas Schweinefleisch kaufen.“

Hakun verzieht das Gesicht vor Abscheu. „Igitt! Man isst doch keine Tiere!“

„Aber du bist doch der Fleischer!“

„Das war ich früher mal, als ich noch jung und naiv war“, erklärt Hakun. „Doch wenn man selbst mal ein Schwein gewesen ist, dann sieht man die Welt mit anderen Augen. Und sie riecht auch ganz anders.“

Er deutet auf seine Nase, die seit der Schlacht mit der Räuberarmee des Khans ein wenig an einen Schweinerüssel erinnert. Damals wurde das Dorf zerstört und sie wären alle fast von dem fiesen Khan und seinen Untergebenen getötet worden. Doch dann griff im letzten Moment eine Gruppe Hexen ein und verwandelte die meisten Räuber in Tiere. Auch Hakun wurde dabei für kurze Zeit in ein Schwein verwandelt.

„Ich verstehe“, sagt sie. „Na gut, dann gibt es heute eben wieder Pilzsuppe.“

„Da habe ich genau das richtige für dich!“, sagt Hakun. „Sieh mal, hier! Wunderschöne Pilze!“

Er deutet auf ein paar verschrumpelte, braune Stücke, die neben den Kürbissen liegen.

„Na gut, die nehme ich“, sagt Golina.

Erfreut reicht ihr Hakun die Pilze. „Das macht dann drei Smaragde.“

Golina sieht ihn entgeistert an. „Drei Smaragde? Das ist aber teuer!“

„Tut mir leid“, entschuldigt sich Hakun. „Aber seit ich kein Fleisch mehr verkaufe, muss ich die Kosten für die Tierhaltung eben anders decken.“

„Wieso hältst du denn Tiere, wenn du ihr Fleisch nicht verkaufen willst?“

„Was soll ich denn sonst mit den armen Kühen, Schweinen und Hühnern machen?“

„Lass sie doch einfach frei.“

„Damit sie von Wölfen gefressen werden? Ich hätte dir wirklich etwas mehr Verstand zugetraut, Golina!“

„Aber drei Smaragde sind mir zu viel. Da kann ich ja lieber selbst Pilze suchen gehen.“

„Bitte schön, wenn du bei diesem Wetter im Wald herumlaufen willst ...“

Grummelnd legt Golina drei Smaragde auf den Marktstand. Anschließend geht sie zu Kaus, um noch einen Laib Brot zu kaufen.

„Drei Smaragde!“, verlangt der Bauer.

„Drei Smaragde?“, ruft Golina. „Gerade hast du doch noch gerufen: ‚Ein Smaragd pro Laib‘!“

„Was kann ich dafür, wenn die Preise steigen?“, fragt Kaus unschuldig.

„Was soll das denn bedeuten?“

„Du hast doch gerade drei Smaragde für Hakuns verschrumpelte Pilze bezahlt. Willst du etwa sagen, dass mein leckeres Brot weniger wert ist?“

„Aber es ist vom Regen ganz durchweicht!“

„Dann muss man nicht so viel kauen. Eigentlich müsste ich vier Smaragde dafür verlangen. Aber ich will mal nicht so sein und gebe dir einen Rabatt. Schließlich bist du eine gute Kundin.“

Genervt kramt Golina ihre letzten Smaragde hervor. „Wenn es doch bloß noch andere Händler im Dorf gäbe“, grummelt sie.

„Tja, die gibt es aber nun mal nicht“, sagt Kaus mit einem breiten Grinsen.

Golina nimmt sich vor, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Die beiden sind schließlich ebenfalls Bauern und könnten genauso gut Brot auf dem Markt verkaufen, für einen Smaragd pro Laib. Dann würde Kaus auf seiner überteuerten Ware sitzen bleiben. Doch im Moment haben ihre Eltern kein Brot übrig, weil sie sich in letzter Zeit nicht um ihre Felder gekümmert und stattdessen Primos Vater Porgo und seiner Mutter Mata geholfen haben, ein neues Haus zu bauen. Und bei diesem Wetter wächst auch das Getreide nicht so gut. Es wäre wirklich schön, wenn es irgendwann aufhören würde, zu regnen.

„Puh, was für ein mieses Wetter!“, erklingt in diesem Moment eine vertraute Stimme.

Golina dreht sich um und sieht Ruuna, die in diesem Moment auf den Marktplatz kommt.

„Hallo Ruuna!“, begrüßt sie die Hexe. „Was führt dich zu uns?"

„Na, die Dorfstraße natürlich“, sagt Ruuna.

„Ich meinte, warum bist du hier?“

„Weil ich vorhin von zu Hause losgegangen bin. Trotz dieses Wetters.“

„Und warum bist du losgegangen?“

„Weil ich sonst nicht ins Dorf hätte gehen können.“

„Und warum wolltest du ins Dorf gehen?“, fragt Golina seufzend.

„Um einzukaufen natürlich. Warum sonst sollte ich wohl bei diesem Wetter draußen herumlaufen?“

„Frische Kürbisse!“, ruft Hakun aus voller Kehle. „Perfekt für alle Arten von Zaubertränken geeignet!“

Golina blickt ihn überrascht an. „Seit wann kennst du dich denn mit Zaubertränken aus?“

„Ich kenne mich zwar nicht mit Zaubertränken aus“, gibt Hakun zu. „Aber man muss sich ja auf die Bedürfnisse der Kundschaft einstellen. Kürbisse schmecken gut. Also schmecken Zaubertränke besser, wenn man etwas Kürbis hineintut. Ist doch logisch.“

„Klingt vernünftig“, findet Ruuna. „Ich nehme einen.“

„Sehr schön“, freut sich Hakun. „Hier, bitte, die Dame! Macht nur drei Smaragde.“

Ruuna bezahlt anstandslos.

„Dann nehme ich noch ein Pfund Netherwarzen“, sagt Ruuna.

„Netherwarzen?“, fragt Hakun. „Tut mir leid, werte Dame, aber so etwas führen wir nicht.“

„Das ist aber blöd“, meint Ruuna. „Ohne Netherwarzen kann ich keine Zaubertränke brauen. Und dann brauche ich auch keinen Kürbis. Hier, den will ich nicht mehr.“

Sie hält Hakun den Kürbis hin.

„Ich bedaure, werte Dame, aber Lebensmittel sind vom Umtausch ausgeschlossen“, erwidert der ehemalige Fleischer.

„Na toll!“, beschwert sich Ruuna. „Jetzt habe ich einen Kürbis, aber keine Netherwarzen. Was mache ich denn bloß?“

„Was sind denn überhaupt Netherwarzen?“, fragt Golina.

„Das ist die wichtigste Trankzutat überhaupt“, erklärt die Hexe. „Ohne Netherwarzen haben Zaubertränke keine magische Wirkung.“

„Und wo findet man die?“

„Es gibt sie nur im Nether, wie der Name schon sagt.“

„Und du hast ernsthaft geglaubt, Hakun hätte so etwas vorrätig?“

„Nein. Aber ich dachte, ich kann’s ja mal versuchen. Wenn man keine Zaubertränke brauen kann, ist es doch langweilig. Besonders bei dem miesen Wetter.“

Sie blickt missmutig in den Himmel. Auf einmal hellt sich ihre Miene auf.

„Ich hab’ eine Idee!“, ruft sie. „Ich könnte einen Klimawandel-Trank brauen!“

„Ein Klimawandel-Trank?“, fragt Golina. „Was soll das denn sein?“

„Eine Kollegin namens Carbonara hat mir auf dem letzten Hexentreffen davon erzählt“, erklärt Ruuna. „Man braucht dafür bloß etwas Kohle. Man muss den Trank in die Wolken werfen und schon verändert sich das Klima. Dann regnet es nie wieder, stattdessen scheint immer die Sonne und es wird richtig warm und kuschelig.“

„Das ist eine tolle Idee!“, ruft Hakun. „Dann werden meine Kühe, Schweine und Hühner nicht mehr nass.“

Auch Kaus ist von der Idee begeistert: „Dann würde das Getreide viel besser wachsen.“

„Aber ist hin und wieder etwas Regen nicht auch nützlich?“, fragt Golina. „Ich meine, in der Wüste regnet es nie. Aber da wächst auch kein Getreide, und es gibt kein Gras für die Kühe.“

„Und man muss auch an die armen Nachtwandler und Knochenmänner denken“, findet Ruuna. „Die könnten dann tagsüber gar nicht mehr aus ihren Höhlen kommen. Außerdem habe ich sowieso keine Netherwarzen. Mit dem Klimawandel klappt es also vorerst nicht.“

„Och, schade!“, jammern Kaus und Hakun.

„Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, meint Ruuna.

2. Vom Blitz getroffen

Primo blickt missmutig aus dem Fenster. Das Wetter hat sich noch verschlechtert, seit Golina zum Markt gegangen ist, um Fleisch für das Mittagessen zu kaufen. Hin und wieder zucken jetzt sogar Blitze und das dumpfe Grollen von Donner zieht über die Landschaft. Hoffentlich wird Golina nicht vom Blitz getroffen. Dann würde sie eine Hexe wie Ruuna. Die ist zwar nett, richtet aber auch eine Menge Chaos an. Eine von der Sorte in der Gegend zu haben, ist auf jeden Fall mehr als genug.

Außerdem liebt er Golina so, wie sie ist, auch wenn es nicht immer einfach ist, mit ihr auszukommen. Besonders, wenn sie schlechte Laune hat. Und die hat sie bei diesem Wetter oft, vor allem, wenn Nano schlammbeschmiert mit Paul ins Haus kommt und der Wolf dann sein nasses Fell ausschüttelt, so dass Wasser und Schlamm überallhin spritzen.

In diesem Moment kommt Golina herein. Sie ist triefend nass.

„So ein Mistwetter!“, schimpft sie und legt ihre Einkäufe auf den Herd – ein matschiges braunes Etwas und ein paar dunkle, verschrumpelte Brocken.

Primo beäugt die Zutaten argwöhnisch.

„Was, äh, gibt es denn heute Leckeres zum Mittagessen?“, fragt er.

Golina wirft ihm einen zornigen Blick zu.

„Pilzsuppe", sagt sie. „Und zwar die Teuerste, die ich je gekocht habe. Und wenn dem Herrn das nicht passt, dann kann der Herr gern selbst auf den Markt gehen und gucken, ob er etwas Besseres und Günstigeres findet.“

Primo spürt, dass es klüger ist, Golina jetzt nicht zu reizen.

„Das, äh, klingt doch sehr lecker“, sagt er.

In diesem Moment kommt Nano mit Paul, dem Wolf, ins Haus. Beide sind schlammbeschmiert.

„Hallo, Mama“, sagt Nano. „Was gibt es zum Mittagessen?“

Bevor Golina antworten kann, schüttelt sich der Wolf und Wasser spritzt in alle Richtungen.

Golina guckt wie ein Knallschleicher kurz vor der Explosion.

„Wie oft soll ich noch sagen, dass du bei diesem Wetter nicht draußen spielen sollst!“, schimpft sie. „Und Paul erst recht nicht!“ Sie wendet sich Primo zu. „Hatten wir nicht vereinbart, dass er nur raus darf, wenn es nicht regnet?“

„Aber Linchen, wie soll denn das gehen, wenn das Wetter tagelang so schlecht ist?“

„Außerdem hab’ ich gar nicht gespielt“, behauptet Nano. „Ich bin bloß von Birtas Haus hierher gegangen.“

„Und wieso bist du dann so schlammig?“

„Ich kann nichts dafür. Das war nur, weil Maffi gesagt hat, ich könnte nicht über die Pfütze neben dem Schlammloch springen. Da musste ich es ihr doch beweisen.“

Golina seufzt. „Mach deine Hausaufgaben. Es gibt gleich Mittagessen.“

„Was gibt es denn?“ Nano verzieht das Gesicht. „Doch nicht etwa schon wieder Pilzsuppe?“

Bevor Golina antworten kann, ist draußen ein lauter Knall zu hören, so als wäre mitten im Dorf ein Knallschleicher explodiert.

Kurz darauf erklingen Schreie: „Hilfe, ein Monster!“ und „Alarm! Alarm! Monster greifen an!“

Primo greift sich sein Schwert und stürmt aus dem Haus. Nano und Paul folgen ihm.

„Nano, bleib hier!“, ruft Golina.

„Aber da sind Monster im Dorf!“, jammert Nano. „Die muss ich doch sehen.“

Primo rennt die Dorfstraße entlang. Auf dem Marktplatz herrscht Chaos. Einer der Marktstände ist umgefallen. Mehrere Kürbisse liegen daneben. Kaus und Hakun laufen aufgeregt umher, während Olum wie wild die Glocke läutet.

„Monster!“, brüllt er. „Monster greifen das Dorf an! Alarm! Alarm!“

Die Tür der Kirche geht auf und Priester Magolus streckt seinen Kopf heraus.

„Könnt ihr mal aufhören, solchen Krach zu machen?“, ruft er. „Wie soll man denn da in Ruhe schla..., ich meine, beten?“

Primo sieht sich um.

„Wo sind denn die Monster?“, fragt er.

„Es ist weggelaufen“, sagt Kaus. „Bestimmt hat es sich irgendwo versteckt und lauert nur darauf, dass es uns überfallen kann.“

„Es?“, fragt Primo. „Also war es nur ein Monster?“

„Ja“, bestätigt Kaus. „Aber ein total Fürchterliches.“

„Und was für ein Monster war das?“

„Das arme Schwein!“, sagt Hakun. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass das passieren würde.“

„Jetzt mal eins nach dem anderen“, versucht Primo die beiden zu beruhigen. „Was genau ist denn eigentlich geschehen?“

„Das Kürbisgeschäft läuft ziemlich schleppend“, erklärt Hakun. „Und Pilze hatte ich keine mehr, weil Golina meine ganzen Restbestände aus dem letzten Jahr aufgekauft hat. Da hab’ ich mir überlegt, was ich stattdessen verkaufen kann, und bin auf Schwein gekommen.“

„Du wolltest Schweinefleisch verkaufen?“, fragt Primo verwirrt.

Hakun sieht ihn entsetzt an. „Nein! Ich wollte ein lebendiges Schwein verkaufen. Es sind sehr zutrauliche Tiere und sie machen fast überhaupt keinen Dreck. Außerdem kläffen sie nicht so wie Wölfe und machen einem nicht die Hühner scheu.“

Er wirft einen finsteren Blick zu Paul, der aufgeregt schnüffelnd herumläuft.

„Ich verstehe immer noch nicht“, sagt Primo. „Was für ein Monster war das denn, das angeblich das Dorf angreift? Und Olum, hör endlich auf, die Glocke zu läuten, zum Nether!“

„Das Schwein“, erzählt Hakun. „Ich habe es auf meinen Marktstand gestellt, damit die Kundschaft es besser sieht. Dann gab es plötzlich einen Knall und ich wurde umgeworfen. Ich dachte, ein Knallschleicher wäre explodiert. Aber stattdessen stand da plötzlich dieses schreckliche Monster vor mir.“

„Total schlimm war das“, bestätigt Kaus. „Es sah aus wie ein Nachtwandler, aber mit einem Schweinerüssel im Gesicht, so wie Hakun.“

„Was?“, ruft Hakun empört. „Ich geb‘ dir gleich was auf die Nase! Dann werden wir ja sehen, wer einen Schweinerüssel im Gesicht hat.“

„Ich verstehe“, sagt Primo. „Das war ein Zombie-Pigman. Sowas kann passieren, wenn in ein Schwein der Blitz einschlägt.“

„Sag ich doch, ein schreckliches Monster“, meint Kaus.

„Aber Zombie-Pigmen sind total harmlos“, behauptet Nano. „Vor einiger Zeit ist mal der Blitz in ein Ferkel namens Pixel eingeschlagen und es wurde auch zu einem Zombie-Pigman. Ich hab’ es zusammen mit Maffi in den Nether gebracht, weil es ihm hier bei uns zu kalt war.“

„Dein Junge hat wirklich eine blühende Fantasie“, meint Hakun.

Primo muss ihm da recht geben.

„Wo ist der Zombie-Pigman jetzt?“, fragt er.

„Er ist weggelaufen“, antwortet Hakun.

„Er versteckt sich irgendwo und wartet bloß darauf, dass er uns überfallen und auffressen kann“, behauptet Kaus.

„Wer will uns überfallen und auffressen?“, fragt Birta, die Gehilfin des Priesters und Dorflehrerin, die inzwischen zusammen mit einigen anderen Dorfbewohnern zum Marktplatz gelaufen ist, um zu sehen, was die Aufregung bedeutet.

„Ein fürchterliches Nachtwandlerschweinemonster!“, behauptet Kaus. „Es lauert hier irgendwo auf uns.“

„Wir müssen etwas unternehmen!“, ruft Jarga, die Schäferin.

„Ich dulde keine Ausgeburten des Nether in meinem Dorf!“, stimmt ihr Magolus zu.

„Beruhigt euch“, sagt Primo. „Ich kümmere mich darum. Jetzt geht wieder in eure Häuser, damit nicht noch einer von euch vom Blitz getroffen wird.“

Die Dorfbewohner sehen ihn erschrocken an, dann zerstreut sich die Menge rasch.

„Das gilt auch für dich, Nano!“, sagt Primo streng.

„Aber ich kann dir doch helfen, den Zombie-Pigman zu suchen und in den Nether zu bringen“, widerspricht sein Sohn. „Ich kenne mich total gut damit aus. Echt jetzt!“

„Du gehst mit Paul nach Hause. Und mach nicht wieder alles schmutzig! Du weißt ja, wie Mama ist.“

Nano sieht ihn an, als wollte er widersprechen, doch dann nickt er.

„Komm, Paul! Papa sagt, wir werden nicht gebraucht.“

Die beiden trotten die Dorfstraße entlang in Richtung der Schmiede.

Primo durchsucht das Dorf, findet jedoch keine Spur des Zombie-Pigmans. Auch auf der Wiese neben der Schlucht scheint er nicht zu sein.

Er klopft an die Tür des Hauses, das dort neu gebaut wurde – genau an der Stelle, wo vor nicht allzu langer Zeit noch der Palast des Bürgermeisters stand. Das neue Haus ist natürlich wesentlich bescheidener, nicht viel mehr als eine kleine Hütte.

Seine Mutter öffnet.

„Hallo, Primo!“, ruft sie erfreut. „Wie schön, dass du uns besuchen kommst, und das bei diesem Wetter. Komm doch herein!“

„Ich habe leider keine Zeit, Mama“, sagt er. „Ich wollte nur fragen, ob du einen Zombie-Pigman gesehen hast. Das ist ein Schwein, das aussieht wie ein Nachtwandler.“

„Ich weiß, was ein Zombie-Pigman ist“, erwidert sie. „In der Höhle unter dem Äußersten Berg hatte ich viel Zeit, alles über die Welt zu lernen, was Nirvan und die anderen Endermen mir beibringen konnten. Wie ist denn einer von ihnen hier in die Oberwelt gekommen?“