Das ganz besondere Haus - Ute Heither - E-Book

Das ganz besondere Haus E-Book

Ute Heither

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Beschreibung

Darf ich mich vorstellen: ich bin das Haus der Gefühle. Ich beherberge sie alle und noch einige mehr. Sämtliche Bewohner versuchen sich gegenseitig so gut es geht zu unterstützen, aber hin und wieder geht es auch hoch her. Da wird dann geredet und manchmal auch ein wenig gestritten. Aber letztendlich werden sich alle Gefühle dann fast immer wieder einig. Jeder Mensch hat ein eigenes Haus, dabei hat nicht jedes Haus dieselben Bewohner. Bei manchen Menschen mangelt es in deren Haus ein bisschen an Verständnis oder an Gelassenheit und bei manchen ist es voll von Liebe und Gefühle wie Angst oder Wut haben nur ganz kleine Zimmer. Du kannst mich in Toni finden.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ute Heither

Das ganz besondere Haus

Für Frauke, die mir den Unterschied zwischen Arbeitswelt und Welt erklärt hat. Denn das wahre Leben fängt erst hinterm Drehkreuz an! Und großen Dank an Mirja, Sonja und Oli – meine unfassbar positiven Lektoren – für ihre wundervollen Rückmeldungen. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Das ganz besondere Haus

Ich bin ein großes Haus. Manche sagen, ich sei ein ganz besonderes und ein traumhaft schönes Haus. Bei mir finden sehr viele sehr verschiedene Bewohner Platz.

Da wohnt zum Beispiel die Ungeduld. Die, die andere nachts oft nicht schlafen lässt, weil sie ohne Unterlass in ihrer Wohnung auf und ab geht. Sie ist kribbelig und zappelig und kann nicht still stehen geschweige still liegen. Gleich in der Wohnung nebenan wohnt die Ruhe. Sie ist die Einzige, die es schafft, die Ungeduld zum Schlafen zu bringen. So bittet die Ungeduld ab und zu die Ruhe zu sich und hört den schönen ruhigen Geschichten zu bis sie eingeschlafen ist. Dabei ist es auch wichtig, dass die Langeweile davon keinen Wind bekommt. Denn wenn die sich einmischt, kann die Ungeduld nicht richtig zuhören.

In der kleinen Wohnung ganz oben habe ich die Wut untergebracht. Sie muss ganz oben wohnen, weil sie manchmal zornig durch die Decke geht und da würde sie sonst bestimmt jemanden stören. Manchmal tobt sie ganz schön. Dann macht sich die Gelassenheit vom ersten Stock zu ihr auf den Weg, um sie zu beruhigen. Das klappt meistens ganz gut.

Zu den beliebtesten Nachbarn gehören die Freude und die Fröhlichkeit. Sie sind gute Freunde und teilen sich deshalb eine Wohnung. Wenn die beiden dabei sind, haben Trotz, Angst und Traurigkeit keine Chance. Dann wird der Trotz fröhlich, die Angst verfliegt und die Traurigkeit beginnt zu schmunzeln. Darum habe ich all diese Mieter auf derselben Etage untergebracht.

Die Trägheit hat ein Appartement im Erdgeschoß. Würde sie Treppen steigen müssen, würde sie das Haus sicherlich nie verlassen, deshalb hat sie die Wohnung ganz unten bekommen. Die Faulheit muss im Untergeschoss wohnen, denn mit ihr will kaum jemand etwas zu tun haben.

In einer Drei-Zimmer-Wohnung in der dritten Etage haben sich Herr und Frau Mut mit ihrem Sohn Übermut niedergelassen. Manchmal stöhnt Mutter Mut, es sei schon schwierig den Übermut im Zaum zu halten. Papa Mut kann manchmal nur den Kopf schütteln, wenn er daran denkt, was Übermut schon alles angestellt hat.

In der größten und schönsten Wohnung findet man die Liebe. Dort kommen alle gern zusammen, tummeln sich auf bunten Kissen, kuscheln sich in große weiche Decken und haben sich lieb. Selbst Scham, Neid und Enttäuschung fühlen sich dort so wohl, dass sie sich gar nicht mehr schlecht fühlen können!

Du wirst es sicher schon gemerkt haben mit wem du es zu tun hast. Darf ich mich vorstellen: ich bin das Haus der Gefühle. Ich beherberge sie alle und noch einige mehr. Sämtliche Bewohner versuchen sich gegenseitig so gut es geht zu unterstützen, aber hin und wieder geht es auch hoch her. Da wird dann geredet und manchmal auch ein wenig gestritten. Aber letztendlich werden sich alle Gefühle dann fast immer wieder einig. Jeder Mensch hat ein eigenes Haus, dabei hat nicht jedes Haus dieselben Bewohner. Bei manchen Menschen mangelt es in deren Haus ein bisschen an Verständnis oder an Gelassenheit und bei manchen ist es voll von Liebe und Gefühle wie Angst oder Wut haben nur ganz kleine Zimmer. Du kannst mich in Toni finden. Eigentlich heißt sie Antonia, aber Freunde nennen sie Toni. Sie hat einen kleinen Bruder, den Berti, und wohnt mit ihm und ihren Eltern in einem kleinen Dorf. Toni geht schon zur Schule und Lernen, das macht ihr viel Spaß. Nun möchte ich dir gern erzählen, was Toni schon alles erlebt hat und was das mit meinen Bewohnern so angestellt hat; denn Gefühle sind immer dabei!

Damit du sie ein bisschen kennenlernen kannst, habe ich schnell ein paar Fotos rausgesucht. Leider habe ich nicht alle gefunden, aber besser als nichts:

 

 

 

Die himmelblaue Blumenvase

Es war ein kühler Tag. Dunkle Wolken bedeckten die Sonne, und es begann ein wenig zu tröpfeln; also alles andere als einladend, um draußen zu spielen. Etwas übellaunig saßen Antonia und ihr kleiner Bruder in Tonis Zimmer und starrten vor sich hin. In meinem Haus zog die Langeweilezerknautscht die Gardinen zur Seite und schaute schlapp und ausdruckslos zum grauen Himmel hoch. Da klingelte es und Missmut stand vor der Tür: „Blödes Wetter, blöder Tag, alles blöd!“ unkte er. „Was soll man da schon machen außer sich zu verkriechen?!“ Toni gähnte herzhaft und schaute ihren Bruder müde an. Dessen Mine erhellte sich plötzlich und er strahlte: „ich habe eine Idee! Lass uns Ball spielen!“ Toni entgegnete genervt: „In der Wohnung? Ist klar! Das ist so ziemlich das Einzige, was wir drinnen nicht dürfen. Habe echt keine Lust mit Mama Ärger zu kriegen. Der Tag ist auch so schon mies genug.“ „Aber wir können ja ganz dolle aufpassen. Nur so ein bisschen. Bitte, bitte! Ach komm schon!“ Na, was soll ich sagen … letztendlich gab Toni nach und die beiden marschierten in die Diele. Die war lang, und da stand auch nicht viel herum, was störte. Außer ein paar Schuhen vielleicht, aber die kickte Berti feixend ins Wohnzimmer und verkündete: „Ich bin der Torwart und du der Stürmer. Wetten, du kriegst bei mir keinen Ball rein?!“ Anfangs schob Antonia den Ball nur vorsichtig an, aber im Laufe der Zeit fand sie auch Gefallen an dem Spiel und es wurde immer wilder. Berti warf sich von einer Seite zur anderen, um den Ball zu fassen zu kriegen und Toni schoss was das Zeug hielt. Bis … tja bis die himmelblaue Vase vom Regal flog und mit einem lauten Knall auf dem Fliesenboden zerschellte. Es gab viele Scherben, die sich kreuz und quer auf dem Boden verteilt hatten und auch die Blumen lagen verstreut herum. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen verharrten die beiden stocksteif und hielten die Luft an. Die Lieblingsvase von Mutti, oh je! Toni setzte sich auf den Fußboden und wusste einfach nicht was sie jetzt tun sollten.

Du kannst dir sicher vorstellen, was bei mir im Haus los war! Übermut hatte sich blitzschnell im Garten hinter einem Busch versteckt. Er wusste ganz genau, dass das sein Werk gewesen war; er hatte es mal wieder übertrieben. Durch den Knall aufgeschreckt fanden sich noch einige andere Gefühle im Garten ein und es entbrannte eine aufgeregte Unterhaltung. Da gab es harte Vorwürfe gegen den Übermut. Alle wussten, dass er hinter der Hecke saß, denn seine Nasenspitze war zu sehen.

 

Die Angst jammerte: „Auweia, was wird denn Mutti dazu sagen? Die schimpft bestimmt!“ Und die Wut schnaubte: „Mann, wieso haben die denn nicht besser ausgepasst?“ Das schlechte Gewissen flüsterte: „Wir hätten da nicht mitmachen dürfen! Berti ist doch noch klein. Der konnte das ja nicht absehen, was da passieren kann.“ Die Vernunft übernahm schließlich die Leitung des Gesprächs: „Alle mal herhören! Jammern und Schimpfen bringt jetzt nichts mehr; passiert ist passiert! Irgendwelche Vorschläge, wie wir Toni helfen können?“ Da meldete sich die Geduld: „Wenn wir die Scherben vorsichtig aufsammeln, vielleicht können wir dann versuchen die Vase wieder heil zu machen.“ Da meinte die Vorsicht: „Ja das ist eine gute Idee, aber das dürften wir nicht alleine machen. Das ist zu gefährlich. Da kann Antonia sich böse weh tun!“. Da sprach die Zuversicht: „Also ich finde, Toni sollte es Mama erzählen und ihr vorschlagen das gemeinsam zu versuchen.“

Und genauso machte es Toni dann auch. Mami war natürlich alles andere als begeistert, aber das half ja alles nichts. So setzten sich die drei gemeinsam hin und mit Geduld, Vorsicht, Sorgfalt, Ausdauer und Zuversicht haben sie es dann auch hinbekommen. Mutti war fast wieder versöhnt. Sie nahm den Kindern aber das Versprechen ab, nicht noch einmal in der Wohnung Ball zu spielen und Berti und Toni gaben ihr Indianer Ehrenwort. Gut, die Vase war kaum wieder zu erkennen und ganz dicht schien sie auch nicht mehr zu sein. Mama sagte: „Eigentlich gefällt sie mir so ganz gut und wenn wir ab jetzt nur noch schöne bunte Strohblumen hineintun, sieht das bestimmt sehr nett aus.“ Dann gab sie den beiden Rackern einen Klapps auf den Po und schob sie samt Ball nach draußen in den Garten. Das Wetter hatte sich gebessert, sogar die Sonne schien. Das hatte vor lauter Aufregung gar keiner mitbekommen. Auch bei mir im Haus hatten sich alle ein wenig beruhigt. Die Liebe holte den Übermut hinter dem Gebüsch hervor und alle schmunzelten ein bisschen über seinen zerknirschten Gesichtsausdruck.Auch meine Bewohner wollten die Sonne noch etwas genießen. So stellte die Gelassenheit Liegestühle bereit und alle machten es sich bequem.