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Kann man mittels eines geheimnisvollen Handspiegels diese Welt verlassen und einen Blick in die jenseitigen Dimensionen werfen? Ist es möglich, dort seinem Höheren Selbst und seinem Geistführer zu begegnen, wie es sog. Nahtoderfahrungen nahelegen? Und vermag man schließlich auch die Frage zu klären, welche Persönlichkeiten im Laufe der Geschichte den eigenen Weg vorbereitet haben? Brechen Sie mit der Protagonistin zu einer wunderbaren Reise auf, und kehren Sie mit neuen Antworten zurück! Sie werden es nicht bereuen!
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Seitenzahl: 166
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„Es gibt noch viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde…“
EIN GANZ NORMALER SPIEGEL
KEIN GANZ NORMALER SPIEGEL
DIE ERSTEN SCHRITTE HINÜBER
DAS SOMMERLIED UND DIE ERSTE EINWEIHUNG
DER TROMMLER UND DIE ZWEITE EINWEIHUNG
SCHWEIZER BERGE UND DIE DRITTE EINWEIHUNG
DER BURGGARTEN UND DIE VIERTE EINWEIHUNG
DAS TURMZIMMER UND DIE FÜNFTE EINWEIHUNG
DIE BIBLIOTHEK UND DIE SECHSTE EINWEIHUNG
DURCH DAS LABYRINTH ZUM TEMPEL DER SEELE
RAUM DER TOLERANZ
RAUM DES VERSTEHENS
RAUM DES FÜHLENS UND ERKENNENS
RAUM DES WISSENS
RAUM DER WEISHEIT
DER TEMPEL UND DIE SIEBTE EINWEIHUNG
PRNZIP EINS
PRINZIP ZWEI
PRINZIP DREI
PRINZIP VIER
PRINZIP FÜNF
EINWEIHUNG DER ELEMENTE
SECHSTES PRINZIP
SIEBTES PRINZIP
IN DER BIBLIOTHEK
ABSCHIED IM GARTEN
ZURÜCK
Als Pfarrerin erlebt man im Laufe der Jahre im geistlichen Amt viele wunderbare Dinge, wunderbar im Sinne von „ganz besonders“, aber auch im Sinne von „nicht ganz alltäglich“ bzw. „außergewöhnlich und nicht rational erklärbar“. Doch nicht jeder Mensch schenkt ihnen Beachtung.
Wer meinen Weg auf den Spuren des Geheimnisses des goldenen Rings begleiten durfte, hat bereits eine ganz wunderbare Geschichte der überirdischen Begleitung miterleben dürfen, und ich habe mir eigentlich nicht vorstellen können, noch einmal eine ganz besonderen Reise zu machen, die nicht nur verschiedene Zeiten, Wege und Biographien verbinden, sondern auch mich ganz persönlich betreffen würde.
So freue ich mich nun von ganzem Herzen, Dir davon zu erzählen, und Dich auf diese wunderbare Reise mitzunehmen! Und damit Dir all die Dinge, denen wir begegnen werden, verständlicher erscheinen, will ich zunächst etwas ausführlicher darüber berichten, wie alles begonnen hat.
Ein sehr wichtiger Bereich der Aufgaben, die Pfarrerinnen und Pfarrer zu erfüllen haben, ist es, Menschen in Freude und Leid zu begleiten, und dazu gehören auch Trauerfeiern und Beerdigungen. Diese finden zumeist in der eigenen Gemeinde statt, bei Urlaub oder dienstlicher Abwesenheit, auch in den Zuständigkeitsbereichen der zu vertretenden Kolleginnen und Kollegen.
Und so geschah es vor einiger Zeit, dass ich für meinen geschätzten Amtsbruder in Nieder-Ohmen eine Trauerfeier mit anschließender Beisetzung auf dem dortigen Friedhof übernommen hatte. Anders als in den meisten Dörfern unserer politischen Gemeinde Mücke, wo die Trauerfeien in den Kirchen stattfinden, gibt es auf dem Friedhof in Nieder-Ohmen eine große Trauerhalle. So war ich an diesem sehr warmen Spätsommernachmittag rechtzeitig vor Ort, um noch einen schattigen Parkplatz zu bekommen, und, um wie gewohnt, ganz in Ruhe mit dem Bestattungsteam noch letzte organisatorische Fragen zu klären.
Wenn alle dienstlichen Belange besprochen und auch einige persönliche Dinge erörtert wurden, ist es wichtig, sich den Talar anzuziehen und das Beffchen unter den Kragen zu knöpfen. Leider gibt es in der Trauerhalle keinen extra Raum zum Umkleiden, sondern nur eine kleine Ecke unter der Kanzel, in der sich auch eine Sitzgelegenheit befindet, wo die liturgisch verantwortliche Person während der Trauerfeier Platz nehmen kann.
Es ist daher stets schwierig, nach dem Ankleiden den richtigen Sitz des Beffchens zu überprüfen und einen Blick auf die Frisur zu werfen, denn beides ist äußerst wichtig. Man stelle sich einen Pfarrer mit schief sitzendem Beffchen oder eine Pfarrerin mit Sturmfrisur vor (oder umgekehrt), das geht selbstverständlich gar nicht. Gerade bei Gottesdiensten und Beerdigungsfeiern ist es durchaus ein Problem, wenn die Menschen, statt sich auf die Ansprache zu konzentrieren, ihre komplette Aufmerksamkeit auf das schiefe Beffchen des Pfarrers oder die wilde Frisur der Pfarrerin richten - und dann nichts oder nur noch sehr wenig von der Feier mitbekommen wüden.
Und vor genau dieser besonderen Herausforderung stand ich an jenem Nachmittag in der Nieder-Ohmener Friedhofskapelle, nachdem ich mir den Talar angezogen hatte. Nirgends gab es einen Spiegel, und so musste in dieser misslichen Lage ein Blick auf eine leicht spiegelnde Fensterscheibe genügen, in der ich gerade genug sehen konnte, um zu erkennen, dass soweit alles in Ordnung war. In diesem Augenblick beschloss ich, mir einen kleinen Taschenspiegel zuzulegen, damit ich künftig nicht mehr nach einem Fenster oder ähnlichem suchen musste, wenn ich wieder an einem anderen Ort einen Vertretungsdienst zu übernehmen hatte.
Und ich bemerkte neben mir das Lachen der beiden Bestatter, diesmal wieder Vater und Sohn im Team, als sie mein Problem erkannten. „Ja, das geht hier allen so, wir sollten mal einen Spiegel in unsere Ausstattung aufnehmen!“ „Das wäre wirklich ein ganz toller Service!“ Ich grinste, und wir standen noch eine Weile beieinander und tauschten Neuigkeiten aus, bis die ersten Trauergäste in der Halle erschienen waren.
Da es nach dieser Trauerfeier keinen Beerdigungskaffee gab und die Gemeinde stattdessen „in aller Stille auseinander ging“ (seit Corona eine fast zur Regelmäßigkeit gewordene Sitte), hatte ich bis zum nächsten Termin in Ilsdorf noch etwas Zeit, und wurde spontan eingeladen, den Neubau der Bestattungsfirma zu besichtigen. „Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir hoffentlich schon mit allem fertig sein und eine große Einweihungsfeier ausrichten!“ Stolz schaute Juniorchef Achim auf die Halle und beobachtete, wie Schreinergeselle Arno mit der Verlegung des Unterbodens vorankam. „Das finde ich wirklich sehr eindrucksvoll, dass ihr das zum größten Teil in Eigenarbeit machen könnt. Meine absolute Hochachtung!“ Achim strahlte und erklärte mir in groben Zügen, welche nächsten Schritte bald an der Reihe wären. Dabei betonte er, dass man all diese Arbeiten ohne Eigenleistung kaum finanzieren könne, es sei auch so schon sehr teuer. „Das kann ich mir gut vorstellen!“
Wir waren nach dem Rundgang durch das Gebäude wieder am Eingang angelangt und schauten durch die offene Tür nach draußen. Vater Torsten wartete bereits wieder im Bestattungswagen auf Achim und rief mir noch einen Gruß zu. „Ja, jetzt erledigen wir drüben den Rest, danach hierher zurück, umziehen, und dann geht es gleich weiter.“ Ich ging mit Achim hinaus. „Also, vielen Dank für die exklusive Führung, und alles Gute beim weiteren Baufortschritt!“ Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich versprach, bei nächster Gelegenheit wieder vorbeizukommen, um mir einen persönlichen Eindruck vom Fortgang der Arbeiten verschaffen zu können.
Inzwischen waren einige Monate vergangen, und natürlich hatte ich die Sache mit der Anschaffung eines kleinen Spiegels für meine Talartasche fast schon wieder vergessen. Die Advents- und Weihnachtszeit war vorbei, das Neue Jahr war angebrochen, und so langsam musste ich mir ernste Gedanken darüber machen, wie ich meine diesjährige Büttenrede auf der Groß-Eichener Faschingssitzung gestalten sollte, und vor allem, welches Kostüm ich dabei tragen könnte. Da in diesem Jahr der Ostertermin noch im März lag, war auch der Faschingstermin entsprechend früh im Februar angesetzt.
Schon lange hatte ich mir gewünscht, als Eulenspiegel bzw. Narr aufzutreten und mit einer gereimten Rede in die Bütt zu gehen. In den Vorjahren war es mir nicht gelungen, ein entsprechendes Kostüm zu erwerben, aber in diesem Jahr hatte ich großes Glück: Ich entdeckte bei einem Onlineversand ein Joker-Narrenkostüm, das mir auf Anhieb gut gefiel und sogar noch in der richtigen Größe lieferbar war. Ohne zu zögern bestellte ich dieses Kostüm und erhielt schon wenige Tage später das Paket. Es passte hervorragend, und ich war sehr zufrieden. Nur eine Sache fehlte noch: Der Narrenspiegel, der dem Volk unbedingt vorgehalten werden musste!
Im Internet fand ich nach einigem Suchen etwas Passendes: Einen kleinen Spiegel, der seinem Namen alle Ehre machen würde, und nach seinem Einsatz in der Bütt in meiner Talartasche seinen festen Platz finden sollte: Barocke Optik, handliche Größe - und günstig im Preis.
Auch dieser Spiegel war schnell bestellt und wurde pünktlich geliefert. Nun war mein Kostüm mitsamt den nötigen Requisiten vollständig, es fehlte nur noch die gereimte Rede. Und auch diese entstand nach und nach, und rechtzeitig, am Nachmittag des Sitzungstages, war ich mit allem fertig geworden und konnte sehr zufrieden und erleichtert meine Utensilien einpacken.
Fröhlich gestimmt fuhr ich dann am frühen Abend nach Groß-Eichen, Kostüm und Rede waren ein voller Erfolg, und miteinander feierten wir eine wunderbare bunte Sitzung in der geschmückten Turnhalle, die gegen halb eins mit dem großen Finale zu Ende ging. Ich war sehr froh, dass der Sonntag „dienstfrei“ war und ich mich von dem schönen, aber auch anstrengenden Abend erholen konnte!
Wie geplant, sollte der Spiegel nun in meiner Talartasche seinen festen Platz finden. Ich legte ihn aber zunächst auf die Kommode im heimischen Gästezimmer, um ihn dann bei passender Gelegenheit einzupacken, da ich ihn auch zu Hause sehr dekorativ und nützlich fand. Und ich hatte mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, dass dieser Spiegel mehr sein könnte als ein normaler Handspiegel in barocker Optik, von dem es in dieser Ausführung wahrscheinlich viele tausende Exemplare weltweit geben würde. So lag er zunächst mit der Spiegelseite nach unten auf der Kommode und erinnerte mich an meinen Einsatz als Eulenspiegel in der Bütt.
Einige Zeit danach stand in Ilsdorf eine große Beerdigung an, und die Gelegenheit, den Spiegel als Dienstspiegel in der Talartasche zu deponieren, war gekommen.
Nachdem ich zu Hause alles eingepackt hatte, was ich für die Trauerfeier und die Beisetzung benötigte, steckte ich zuletzt den Spiegel vorsichtig in eine Seitentasche hinein und brach auf. Wie im Vorfeld zu erwarten war, reichten die Sitzplätze in der kleinen Ilsdorfer Fachwerkkirche bei weitem nicht aus, und Torsten und Achim hatten bei meiner Ankunft draußen schon alles organisiert: Zusätzliche Bänke aufgestellt und die Mikrofone innen und außen miteinander verbunden, so dass alle, die in die Kirche keinen Platz mehr fanden, auch draußen alles mitbekommen konnten. Auch die Mitglieder der Feuerwehr waren vollzählig in Uniform erschienen und standen vor dem Eingang. Nach der Begrüßung und den üblichen organisatorischen Absprachen mit den beiden Bestattern und ihrer Mitarbeiterin, die sie diesmal unterstützte, ging ich in die Kirche hinein und sah es mit eigenen Augen: Schon eine gute halbe Stunde vor Beginn der Trauerfeier waren fast alle Bänke besetzt. Ich schaute hinter die Tür und erblickte zu meiner Freude Küsterin Katrin, die bereits vor Ort war und verzweifelt versuchte, die Menge der Trauergäste zu zählen. Wir warfen uns einen vielsagenden Blick zu, nach dem Motto, „wenn es doch an einem normalen Sonntag auch einmal so voll wäre“ und lächelten verschwörerisch.
Ich bahnte mir den Weg nach vorn zu den vier Querbänken links neben dem Altar, die tatsächlich noch komplett frei geblieben waren. So weit vorne wollte nun doch lieber niemand sitzen. Gerade als ich meine Tasche auf der ersten Bank abgestellt hatte, kamen Helga und Ulla in die Kirche, zwei Ilsdorferinnen, die vergeblich nach ihren gewohnten Plätzen Ausschau hielten. Ich winkte sie zu mir heran und sagte ihnen, dass sie gerne hier hinter mir sitzen könnten. „Ja, besser auf dem Präsentierteller als draußen bei Wind und Regen!“ Helga schmunzelte und rutschte in der hinteren Reihe ganz durch, damit auch andere Gäste eventuell dort noch Platz finden könnten. Ulla folgte ihr zufrieden und lächelte ebenfalls zu mir hinüber.
Nun konnte ich mich in Ruhe umziehen, vor aller Augen, da es auch in der kleinen Ilsdorfer Kirche keine Sakristei gibt, und der Zugang zum kleinen Abstellraum unter der Emporentreppe wegen der großen Lautsprecherbox nicht zugänglich war. Ich streifte mir den warmen schwarzen Pullover über und nahm meinen Talar aus der Tasche. Nachdem ich diesem übergezogen und zugeknöpft hatte, war das Beffchen an der Reihe. Stolz holte ich den Spiegel aus der Seitentasche, ergriff ihn mit der rechten Hand und überprüfte den Sitz des Beffchens und meiner Frisur – perfekt!
In genau diesem Augenblick, als ich gerade noch mein Spiegelbild zufrieden betrachtete, begann sich im Spiegel eine Lichtreflexion bemerkbar zu machen, und mein soeben noch deutlich sichtbares Konterfei verschwamm vor meinen Augen. In diesem Moment musste ich an mein Spiegelerlebnis in der Groß-Eichener Kirche denken, als Johannes mir dort zum ersten Mal erschienen war. Irritiert steckte ich den Spiegel in die Tasche, holte Agende, Lesebrille und Barett heraus und deponierte alles auf der Bank.
Helga schaute mich fragend an, sie hatte wohl mitbekommen, dass ich für einen Moment schwankte. „Alles okay!“ Ich flüsterte diese Worte über die beiden Bänke zu ihr hinüber und ihre Züge entspannten sich wieder. Ich setzte mich erst einmal hin und versuchte, meine Fassung wiederzugewinnen. Alles ist gut, mach dir keine Sorgen, nachher wird sich alles klären. Es gibt eine neue Aufgabe für dich! Wie immer in besonderen Situationen, vernahm ich die vertraute innere Stimme, und ich konnte mich nun tatsächlich entspannen, was auch nötig war, da Achim gerade in diesem Moment zu mir nach vorne kam, um das Mikrofon zu anzupassen.
„Wahnsinn, das ist heute sicher noch viel mehr als an Weihnachten, oder?“ Achim hielt ein Kabel in der Hand und deutete zum Mikrofon. „Ja, das ist gar kein Vergleich!“ Ich folgte ihm, und er passte Höhe und Standort für mich an. „So, jetzt müsste alles stimmen!“ „Danke dir, ja, so ist es optimal!“ „Alles klar, dann nehme ich jetzt hinten Aufstellung! „In Ordnung, dann können wir uns direkt sehen, falls es Probleme geben sollte.“ Ich ging zurück zu meiner Bank und traf dort auf den Bürgermeister, der seinen Nachruf anmeldete. „Dann solltest du beginnen, nach dir redet Thomas, unser Ortsvorsteher, und danach alle anderen.“ Er nickte, bedankte sich und bahnte sich den Weg zurück zu seinem Platz.
In diesem Augenblick ging über uns und allen Trauergästen in der Kirche ein wahres Donnerwetter nieder: Es war Viertel vor zwei und Katrin hatte die beiden Glocken im kleinen Dachreiter eingeschaltet. Erschrocken schauten einige Auswärtige nach oben, voller Sorge, dass die Glocken vielleicht durch die Decke direkt nach unten fallen könnten. Ich sah, dass unser Ortsältester und altgedienter Ilsdorfer Bürgermeister gerade dabei war, die Gemüter zu beruhigen, indem er leise erklärte, dass diese Geräusche völlig normal seien und keinerlei Gefahr bestünde.
Inzwischen hatte auch ich mich wieder erholt und registrierte, dass die Angehörigen des Verstorbenen gerade draußen angekommen waren und Achim ihnen die Tür geöffnet hatte. Eine lange Prozession von Familienmitgliedern und engen Freunden füllte nun die letzten Reihen der reservierten Plätze, und jetzt war die Kirche wahrlich „voll besetzt“. Wenige Minuten später verstummten die Glocken, und Oskar, unser Groß-Eichener Organist, der heute seine Tochter auf der Orgelbank vertrat, setzte mit Händels Largo ein - die Trauerfeier konnte ihren gewohnten Verlauf nehmen.
Nach der Beisetzung waren alle Trauergäste zum Beerdigungskaffee ins Traditionsgasthaus „Alte Mücke“ eingeladen, und dann hatte ich „Feierabend“. Dankbar und zufrieden, dass alles gut geklappt hatte, stieg ich ins Auto und begab mich auf den Nachhauseweg. Unterwegs fiel mir die Begebenheit mit dem Spiegel wieder ein, die ganze Zeit hatte ich nicht mehr daran gedacht, wahrscheinlich war dies auch so gewollt. Das kam für dich heute leider etwas plötzlich, verzeih bitte, aber es musste aus den unterschiedlichsten Gründen genau so und nicht anders geschehen! Mein Geistführer oder sagen wir lieber, mein Schutzengel Jonathanael, meldete sich in diesem Moment. -Heißt das, dass wir wieder auf Reisen gehen? Ich stellte bewusst diese Frage, denn ich vermutete nach den Eingaben in der Kirche, dass ich mit Hilfe der geistigen Welt einen neue Aufgabe zu lösen hatte.
Keine Sorge, die Kraft des Ewigen und Allerhöchsten und aller dienstbaren Geister des Himmels unterstützt dich! Im Moment ist nur wichtig, dass der Mechanismus ausgelöst worden ist, und dazu musstest du dich 1. in einer Kirche befinden, 2. deinen Talar mit Beffchen tragen und 3. in den Spiegel schauen. Und genau das hat heute gepasst, wenngleich dir die Situation etwas unpassend erschienen sein mag. Du kannst jetzt ganz beruhigt sein, die nächsten Schritte werden dir zu gegebener Zeit zu Hause erläutert werden. Jetzt darfst du dich nach getaner Arbeit entspannen! Und den Spiegel lässt du einfach in deiner Talartasche, dann weißt du immer, wo er sich befindet, bis du ihn wieder zur Hand nehmen sollst.
Ich nickte und sprach vor der roten Ampel in Grünberg ein kurzes Dankgebet. Erleichtert gab ich Gas, als die Ampel auf grün umsprang, und wenige Minuten später war ich zu Hause, wo ich nun den Feierabend genießen und später mit meinem Mann in aller Ruhe zu Abend essen konnte.
In den folgenden Tagen und Wochen ging alles seinen gewohnten Gang, und ich fühlte mich bereit, falls ich eine neue Botschaft bekommen sollte. Und dann, an einem freien Frühlingssonntag Anfang März, erfolgte die schon lange erwartete neue Mitteilung. Ich war gerade dabei, in meinem Arbeitszimmer einige Papiere am Schreibtisch zu sortieren, als mein Blick auf den Schrank wanderte, in dem ich die Talartasche und meine Amtstrachten samt Zubehör aufbewahre. Irgendwie verspürte ich den Drang, die Schranktür zu öffnen und den Spiegel aus der Tasche zu holen. Kaum hatte ich ihn herausgeholt und die Tür wieder geschlossen, da begann er zu leuchten. Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch und hielt den Spiegel in der rechten Hand. Er wurde warm und plötzlich löste er sich ganz sanft aus meiner Hand und wurde immer größer. Ich rollte mit dem Stuhl etwas zurück und beobachtete, wie sich der Spiegel rasch auf die Größe einer Tür ausdehnte.
Wie gebannt schaute ich darauf, zuerst konnte ich mich auf dem Schreibtischstuhl sitzend erkennen, dann wurde alles trüb und verschwamm vor meinen Augen, genau so, wie vor einigen Wochen in der Ilsdorfer Kirche. Voller Faszination blickte ich weiter auf den Spiegel bzw. die Tür, die sich vor mir gebildet hatte, und wartete ab. Nach einigen Augenblicken sah ich vor mir eine Gestalt im Talar, ich war sicher, mich selbst zu sehen, aber das konnte ja eigentlich nicht sein. Ich vermochte mich nun vor lauter Anspannung kaum zu bewegen, und hörte dann innerlich die beruhigende Aufforderung, mich zu entspannen und keinerlei Furcht zu haben, verbunden mit meinem Lieblingsvers aus dem Jesajabuch: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!
Vor mir im Spiegel öffnete sich eine Gartenlandschaft mit grünen Hügeln und blühenden Bäumen. Die Gestalt im Talar lächelte und winkte mir zu. Dann machte sie eine auffordernde Bewegung hinüberzukommen. Ich zögerte, wurde aber ermutigt, der Einladung zu folgen: Du weißt ja, wie es Dir auf der Reise in der Eichener Kapelle zu Erkanbald ging, das ist jetzt genauso. Dein Körper bleibt hier, ein Teil deiner Seele geht auf Reisen! Damals hat Johannes dich begleitet, aber jetzt ist es dein eigener Weg und du musst ihn – mit unserer geistigen Unterstützung – allein gehen! Schließe deine Augen und konzentriere dich einfach auf den Garten!
Tatsächlich war es dann ganz leicht, aber dennoch ungewohnt, es fühlte sich anders an als damals mit Johannes in der Groß-Eichener Kirche!
Mein geistiges Ebenbild im Talar strahlte und schloss mich in seine geistigen Arme: Du und ich – wir sind eins! Eins in Gott, eins in der Liebe, eins in der Verbundenheit mit allen geistigen Geschwistern! Du bist ein Teil von mir, ich bin dein Höheres und Ewiges Selbst! Sei Willkommen, im Namen der Ewigen Weisheit, der menschgewordenen Liebe und der alles verbindenden Kraft! Nenne mich einfach Christina, wir werden von nun an gemeinsam unterwegs sein und du wirst geistige Geschwister kennenlernen, die alle ein Teil von uns sind, verbunden, wie in einer großen Familie, deren Wege deinen Weg vorbereitet haben und ihn weiterhin auf besondere Weise begleiten werden. Fürchte dich nicht! Vertraue auf Seine Liebe und Seine Führung durch alle geistigen Boten! Dieser Spiegel ist der Weg hierher, du brauchst ihn nur in die rechte Hand zu nehmen und dich auf mich und den Garten zu konzentrieren.
Ich spürte, wie mein Geistkörper mit Christina verschmolz, und ich bemerkte, dass ich mich/uns aus ganz verschiedenen Perspektiven wahrnehmen konnte, aus der inneren Position und von außen – und beides gleichzeitig, wenn ich das wollte.
Ja, noch fühlt es sich ungewohnt an, aber keine Sorge, du wirst dich daran gewöhnen. Und noch etwas: Immer, wenn du zurückkehren willst, brauchst du nur kurz und ganz bewusst an deinen Körper zu denken! Gegebenenfalls kann sich auch dein Körper melden, das wirst du spüren und automatisch zurückkehren. Und der Übertritt hierher funktioniert ebenso, nimm den Spiegel in die rechte Hand und konzentriere dich einfach auf mich! Probiere es jetzt bitte aus!
Nun konzentrierte ich mich auf meinen Körper, und tatsächlich saß ich im gleichen Augenblick wieder bei vollem Bewusstsein auf meinem Schreibtischstuhl und blickte auf