Das Geheimnis vom Schlossteich - Josef Krämer - E-Book

Das Geheimnis vom Schlossteich E-Book

Josef Krämer

0,0

Beschreibung

Um keinem auf die Füße zu treten spielt die Kriminalkomödie iin einem nicht existierenden Ort Lindlar, am idyllischen Köttelsbach im Bergischen Land gelegen, ist also rein fiktiv und alle erwähnten Personen entstammen ausschließlich der Fantasie des Autors. Wer sich also zu erkennen glaubt, der wohnt auf dem Holzweg, und den gibt es in Steinberg nicht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 83

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Manche Leute stehen sich selbst im Weg.

(Josef Krämer)

Vorwort

Auszug aus dem Polizeibericht in einer Meldung in der hiesigen Tageszeitung: Ein 35-jähriger steht seit Dienstag wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Kölner Landgericht. Er soll einen Polizeibeamten mit einer zwei Kilogramm schweren Hantelscheibe beworfen und den Kopf des Beamten dabei nur knapp verfehlt haben. …..Der Angeklagte gab in der Verhandlung zu Protokoll, ferngesteuert zu werden. Bei einer Operation wegen eines Leistenbruchs im Jahr 2016 seien ihm im Krankenhaus „Geräte“ und auch ein „Handy-Netzwerk“ eingebaut worden. „Das sendet Daten in meinen Kopf“, sagte der Angeklagte. Auf die Frage, wer denn dahinterstecke, antwortete der 35-jährige: „Die Bundeswehr und Angela Merkel.“ Das Verfahren wird fortgesetzt.

Eine derartige kriminelle Energie in einem Dorf veranlasst jeden an solchen Vorkommnissen Interessierten, darüber mehr zu berichten, was hiermit geschieht.

Um keinem auf die Füße zu treten spielt diese Kriminalkomödie an einem nicht existierenden Ort, hier auch Lindlar genannt, am idyllischen Köttelsbach (auch Lennefe genannt) im Bergischen Land gelegen, ist also rein fiktiv – alle erwähnten Personen entstammen ausschließlich der Fantasie des Autors (und die ist groß). Wer sich also selber zu erkennen glaubt, ist auf dem Holzweg, und den gibt es in Lindlar nicht.

*

Dass die Gesellschaft allmählich überalterte, ließ sich nun wirklich nicht leugnen. Hier in Lindlar schon gleich gar nicht, wenn Alfred sein Haus verließ, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft man ein Altenheim gebaut hatte. Die Folge war ein überdimensionales Aufkommen an Rollatoren und Menschen, die sich zur Freude der Autofahrer, mit und ohne Stöcke und Krücken in Zeitlupe den Fußgängerüberweg blockierend, langsam rollend zum schräg gegenüber liegenden Supermarkt bewegten, um ihren täglichen Brühwürfel zu erstehen.

Alfred störte das eigentlich wenig, abgesehen davon, dass er sich öfter an sein eigenes Alter erinnert fühlte. Ihn plagte auch immer öfter das Zipperlein, hier tat es weh und dort schmerzte es, der Tablettenkonsum nahm ständig zu. Mein Gott, Vierundsechzig ist doch kein Alter. Doch die biologische Uhr tickte auch bei ihm, da gab es nichts zu leugnen.

Rollatoren hatte Alfred vor Jahren ganz toll und sehr menschenfreundlich und sozial empfunden, als er im Segelurlaub in Holland zum ersten Mal ein solches Gefährt gesehen hatte.

Die Holländer sind eine besondere Spezies, halb Fisch, halb Fahrrad und für Alfred seit damals auch teilweise halb Rollator. Die Erfindung des Fahrrads, auch fiets genannt, geht auf einen Holländer zurück, der zu faul war seine buns (Brötchen) oder brodjes schwimmend vom warmen bakker zu holen. Jan Jans, der Erfinder des Rollators, hatte damals dieses Gefährt kreiert, indem er seinen Freund Tjerd, an dem er sich auf dem Heimweg immer festhielt, wenn er ein biertje (vorzugsweise Amstel) zu viel getrunken hatte, zunächst zeichnerisch in ein Gestell verwandelte und soweit konstruktiv reduzierte, dass es denselben Zweck erfüllte wie sein Freund. Resultat: der Rollator. Genial!

Ja, die Holländer. Liebevoll beschrieb Alfred sie gerne nach seinen Erfahrungen in vielen Urlauben als grinsend und freundlich die künstlichen Zähne entblößende, zehn Zentimeter unter dem Meeresspiegel auf selbst gemachtem Grund und Boden in riesigen bunten Blumenfeldern lebende, gerne in Wohnwagen hausende, tolerante Tieflandbewohner, die mit einer Hand Unmengen leckeren Käse produzieren und ganz nebenbei auch noch ihre Tulpen bestäuben. Mit der anderen Hand steuern sie ihre Tjalken und Botter-Plattboden-Schiffe über endlose Gewässer, die sie selber geschaufelt, gebaggert und ausgesogen haben aus dem modrigen Grund ihrer jetzt grasgrünen Polder, auf denen Millionen von Kühen grasen, die ganz Europa mit ihrer Milch überschwemmen. Er schaute dankbar auf die schönen Zeiten, die er in seinem Leben dort segelnd oder relaxend, einen „neuen Hering“ in der einen und „Kibbelinge“ in der anderen Hand, vorwiegend mit seiner lieben Anneliese dort auf einem Boot oder am Strand diverser Seen, Meeren oder Kanälen verbracht hatte.

Doch zurück zu den Rollatoren. Niemand kann verhindern, dass er alt wird. Aber Geburtstage sind noch lange kein Grund, älter zu werden. Erst mal dankbar sein: Alt zu werden ist ein Privileg, in dessen Genuss nicht alle von uns kommen; je älter wir werden, immer mehr.

Alfred selber hatte es bis zur Pensionierung geschafft. Hurra! Er war vierundsechzig. Relativ gut erhalten, wenig gebraucht. Ihm war klar, dass natürlich nicht jeder wie Wein altert … manche altern auch wie Milch (beispielsweise). Er gehörte eher zum zweiten Typus und hatte ziemlich Fett abgesondert. Nicht unbedingt Sahne. Doch das machte ihn eindrucksvoller, jedenfalls fiel er dank seiner Fülle mehr ins Auge.

Er gab schon etwas her, wenn man ihn so auf den ersten Blick betrachtete. Korrekt gekleidet brachte er eine Erscheinung vor die Pupille des Betrachters, die ein gewisses Grundvertrauen einflößte, das er in seinem Beruf als Versicherungskaufmann auch nötig gebraucht und genutzt hatte.

Die gute Fee, die bei seiner Geburt die Intelligenz verteilen sollte, war offensichtlich stattdessen hinter Wolke fünfzehn Knutschen, oder bei einer anderen sinnvollen Tätigkeit. Doch sein IQ hatte ein Leben lang gereicht, bei einer Versicherung als Sachbearbeiter zu verbringen. Schon in der Schule trösteten sich die Lehrer mit der Vermutung, dass es Faulheit und nicht Dummheit war, was ihn hinderte die aufgenommenen Futtermengen an geistiger Nahrung auch zu verarbeiten. Im Grunde war er biologisch ein Wiederkäuer, ein Rindvieh. Jedenfalls manchmal.

Er war nicht der Typ, der jeden Morgen aus dem Bett hüpfte wie Toast aus dem Toaster. Er war eher so die Semmel, die mit der Butterseite nach unten fällt - und erst einmal liegen bleibt. So dachte er beispielsweise ein Auto sei dann verkehrstauglich, wenn man die Rückbank herunterklappen konnte. Ihn deshalb als dumm darzustellen wäre allerdings, wie jeder zugeben muss, verfehlt. Er war einfach etwas langsamer im Denken, in mancher Beziehung ein bisschen schwer von Begriff, sozusagen. Erst mal abwarten, war sein Motto. Er ließ die Dinge einfach auf sich zukommen, es kam ja ohnehin, ob man nun dachte oder nicht. Eine kleine „Bauernschläue“ war ihm nicht abzu-sprechen. So ließ er die Scheibenwischer seines geliebten und gepflegten VW – Passats gerne laufen, wenn er einmal kurz am Kirchplatz seinen Lottoschein abgab, damit die Verkehrsaufsicht oder Politesse keinen Strafzettel dahinter-klemmen konnte. Er gab auch gerne mit der Geschichte an, die er seinerzeit mit einem Kumpel durchgezogen hatte. Sie hatten gemeinsam die Absperrlampen von einer Baustelle am Steinbruch gestohlen, weil sie davon ausgingen, dass die Polizei dann im Dunkeln tappen würde. Die Angelegenheit wurde tatsächlich nie aufgeklärt.

Wenigstens einmal im Leben war er klug genug gewesen, sich schon vor langen Jahren Anneliese zu angeln. An die Seite jedes unentschlossenen Mannes gehört eine entschlossene Frau.

„Dass die dümmsten Männer immer die schönsten Frauen abkriegen“, hatte er arglos einmal geäußert. „Danke für das schöne Kompliment!“ hatte seine Anneliese geantwortet. Sie konnte manchmal etwas kiebig sein, damals schon.

Seine Frau Anneliese war anders als er. Sie ergänzte ihn sozusagen. Und da war eine Menge Luft. Eigentlich war sie viel zu schön für ihn, (fand er selbst) damals mit einer Traumfigur und ausgeprägten Kurven. Kein Wunder, dass in den ersten Jahren „die Post abgegangen“ war. Multiple Orgasmen ließen das Selbstbewusstsein (und nicht nur das) bei Alfred enorm wachsen, eine winwin-situation für beide Seiten. Überhaupt war sie beim Sex mehr der Lehrerinnentyp mit dem Slogan: „und nun wiederholen wir das Ganze von vorne“. Es machte ihr einfach Spaß. Trotz gewissenhafter Verhütung hatte einer seiner kleinen Chromosomen den Freischwimmer gemacht und eine Eizelle befruchtet, aus der ihr Sohn Hubert entsprossen war, der ganz in die Spur seines Vaters einmündete und der sich momentan etwas problematisch in der Pubertät befand. Das ist die Zeit, in der sich die Eltern zu ihrem Nachteil verwandeln und ein bisschen verrücktspielen. Böse Zungen finden ja nicht, dass sich Leute wie die Schlapps auch noch fortpflanzen sollten, aber die Natur würde sich schon was dabei gedacht haben.

Heute kämpfte auch Anneliese einen diäten, vergeblichen Kampf mit dem Körpergewicht. Wo früher die Wespentaille war, befand sich nun eine Hummelhüfte. Sie kaschierte das geschickt durch passende Kleidung und kam stets modisch und adrett daher. Die Veränderung lag allerdings moderat im Pfund-, nicht im Kilobereich, wie bei ihrem Ehemann. Sie hatte sich also ihren Liebreiz erhalten, der einem bei einer Begegnung mit ihr permanent (keineswegs penetrant) entgegenstrahlte. Ein kleines Manko war eventuell, dass sie ihre Gesichtszüge nicht im Zaum halten konnte, wenn sie Antipathie gegen irgendjemand oder irgendetwas verspürte. Dann blitzten ihre Augen verdächtig angriffslustig. Ihren Ehemann im Laufe der Zeit in ihrem Sinne zu domestizieren, fiel ihr leicht – Liebesentzug war das einfache, probate

Mittel. Sie hatte diese Praxis in der Kindheit von ihrer Mutter erfahren, nachdem der Vater verstorben und sie wieder geheiratet hatte. Eigentlich missfiel ihr das also und auch Alfred fand das sehr bedauernswert, - aber ihr fiel nichts Besseres ein.

Sie brauchte sich nichts zu notieren, ihr Gedächtnis war einwandfrei. Mehr noch – es war elefantös. Sie vergaß nie etwas. Das lag an ihrem wachen Wesen, an ihrer Motivation dem ganz normalen Leben gegenüber. Sie ging die Dinge offen an, offen und ehrlich, was ihr nicht immer Freunde verschaffte. Doch davon jetzt genug, wir werden sie ja noch näher kennenlernen, denn sie spielt in unserem Dorfkrimi eine tragende Rolle.

*

„Ich gehe mal an die Luft“, sagte Alfred zu seiner Frau. Sie wusste, das bedeutete keine großen Ausflüge, sondern eben mal den Gang ums Haus, sich etwas die Beine vertreten und den Kreislauf und den Stuhlgang in Bewegung bringen.

Alfred ging die Einfahrt runter. Vorne an der Straße warfen Passanten gerne Müll über die Hecke. Danach wollte er schauen. Tatsächlich fand er zwei leere Bierflaschen, eine zerquetschte Cola - Dose, zwei Fanta und Verpackungsplastik. Von der anderen Straßenseite her hörte er die Nachbarinnen miteinander reden.

„Morgen Rita, wie geht es?“ Elsbeth war mit dem REWE-Einkaufswagen, den sie immer bei sich parkte, unterwegs zum Markt.

„Wie soll es schon gehen?“ fragte Rita zurück und seufzte, während sie sich gerade machte und an ihren Rücken griff. „Wir sind im knackigen Alter, überall knackt es in den Knochen, da kann man nichts machen.“

„Ja, wir werden alt, wir sind alt. Ich bin jetzt einundneunzig!“ Sie machte eine Kunst-pause. „Wie alt bist du,……. Ne, ne, ich weiß, sei ruhig….Du bist neunzig, stimmt´s?“

„Ja, ich war früher schon immer ein Jahr jünger als Du.“