Schwarz ist keine Farbe - Josef Krämer - E-Book

Schwarz ist keine Farbe E-Book

Josef Krämer

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Beschreibung

Der Roman "Schwarz ist keine Farbe" bezieht aktuelle Ereignisse und Themen auf die Integration des Abiturienten Diogo aus Angola in ein Leben in Deutschland, indem er Tagesereignisse in einen Erzählteil fasst, der die eigentliche Story enthält. Zusätzlich sind interviewartige, persönliche Aussagen eingefügt. Sie bieten dem Leser die Möglichkeit, die in der Story angesprochenen, interessanten Themen der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion noch einmal emotional im persönlichen Bezug zu erleben. Dadurch sollte das jeweilige Problem personifiziert und verstärkt werden. Im Anhang unterstützt eine Faktensammlung die Zusammenhänge.

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Es ist nicht schlimm, wenn man hinfällt, man muss nur wieder aufstehen.

Menschen mit Hoffnung besitzen die Fähigkeit das "Unmögliche" möglich zu machen.

Es ist schwer, einen vernünftigen Text zu schreiben. Manchmal kann schon ein einfacher Buchstabendreher alles urinieren.

Im Roman bestehen Ähnlichkeiten zu realen Orten durchaus, Personen und Handlung dagegen sind frei erfunden. Bezüge zu realen Menschen wird man vergeblich suchen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der schwarze Mann aus Angola

Greta Thunberg´s Aktion

Erste Begegnungen

Referate sind eine gute Möglichkeit

Familienanschluss

Neue Heimat

Pausenhofspiele

Elektromobilität

Frauenfußball

Clarissa Warner

Hermann Spengler, 10.Klasse, Gymnasium

Werner Rüb, Gymnasium: Frieden schaffen ohne Waffen!

Intrigen

Schwierige Zeiten

Junis Haddad,

Der besondere Freitag

Abschied

Anhang

Einsatzgebiete der Bundeswehr weltweit

Deutschland ein zentraler Ort der Waffenproduktion

Vorwort

„Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein!“

Unter dieser Prämisse ordne ich gerne das ein, was ich im Buch so von mir gegeben habe.

Aber seid beruhigt, ich halte mein Gerede nicht für die absolute Wahrheit, es ist allenfalls „Hilfe zum Nachdenken“.

Der Roman "Schwarz ist keine Farbe" bezieht aktuelle Ereignisse und Themen auf die Integration des Abiturienten Diogo aus Angola in ein Leben in Deutschland, indem er Tagesereignisse in einen Erzählteil fasst, der die eigentliche Story enthält. Zusätzlich sind interviewartige, persönliche Aussagen eingefügt. Sie bieten dem Leser die Möglichkeit, die in der Story angesprochenen, interessanten Themen der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion noch einmal emotional im persönlichen Bezug zu erleben. Dadurch sollte das jeweilige Problem personifiziert und verstärkt werden.

Im Anhang unterstützt eine Faktensammlung die Zusammenhänge.

Die Story ist fiktiv, obwohl ich einige Befragungen wirklich geführt habe und auch sonst mehr Fakten in den personifizierten Aussagen stecken, als man annehmen könnte. Wer jedoch meint, Personen zu erkennen, liegt falsch, - es gibt sie nicht, alles ist fiktiv.

Doch das Wichtigste ist, es ist interessant, anregend und wenigstens etwas nachhaltig.

Das wünscht sich

Euer Josef Krämer

***

Der schwarze Mann aus Angola

Wenn bei uns die Rede vom „schwarzen Mann“ ist, denkt jeder zunächst an den Schornsteinfeger.

Wenn die Tochter kommt und erzählt: „Ich habe einen Freund, der wird euch wahrscheinlich nicht gefallen, er ist ein Schwarzer.“, dann sagt der Vater wohlwollend: „Ja, warum nicht? Bei der CDU gibt´s auch nette Leute.“

Im Überblick betrachtet, zeigt unser Leben eine Abfolge von Perioden, die eine gewisse Abhängigkeit voneinander besitzen. Andererseits gibt es aber auch schroffe Eingriffe oder plötzliche Veränderungen, die eigenwillig daherkommen und die Kontinuität durcheinanderbringen oder ganz in Frage stellen.

So war es an jenem Morgen im März, als außer den tausenden Krokussen und anderen Frühlingsblumen, die sich von der Sonne aus tiefem Winterschlaf wecken ließen, auch am Gymnasium sich eine Art Umbruch oder Mutation ankündigte. Ob das dem beschriebenen Vergleich nahe kommen würde, sei dahingestellt, denn es war eine eher banale Angelegenheit, weil ein zwanzigjähriger junger Mann namens Diogo sich mehr oder weniger unauffällig unter die Mitschüler der Abiturklasse mengte, was sich schwerlich bewerkstelligen ließ, weil seine Hautfarbe schwarz war. Es geht auf dieser Welt ungerecht zu, denn ein auf viele Weise unangenehmer Mensch ist in der Lage, das zu verschleiern, ein Schwarzer ist und bleibt ein Schwarzer.

Ich vermeide es ausdrücklich, diesem Umstand ein besonderes Prädikat, ein Adverb oder Adjektiv oder irgendeine Ergänzung beizufügen. Ich gehe davon aus, dass auch bei Gott, als er Diogo als Menschen für diese Welt kreierte, die Hautfarbe, wie üblich, ohne Einfluss blieb und deshalb unerwähnt bleiben kann. Auch für Oberkommissar Hansjoachim Schramm aus Birnbaum oder die Polizei im Oberbergischen allgemein war er so lange sozusagen gar nicht vorhanden, als er kriminalistisch unauffällig blieb.

Dabei hatte er schon eine Menge auf dem Kerbholz. Seine bisherigen Vergehen waren normal für einen Menschen seiner Herkunft: illegaler Diamantenschürfer, Diebstahl von Staatseigentum, Grenz- und Passvergehen. Er konnte froh sein, kein Soldat und Mörder zu sein, obwohl das auf der „richtigen“ Seite auch keine Rolle spielt, denn die Mörder sind immer die andern.

Sein schlimmstes Vergehen, das er fortwährend öffentlich bekundete, war seine schwarze Hautfarbe. Ist dir schon mal aufgefallen, dass dir andere Menschen umso sympathischer sind, je mehr sie dir ähneln. Je dunkler sie werden, je mehr entfernen sie sich von der Beliebtheitsscala der Mitteleuropäer. Ein schwarzes Baby eignet sich ja noch ganz gut zur Prospektwerbung, um Mitleid zu wecken, doch von dessem kongolesischem Vater mit dicken Lippen und fettig glänzendem Pickelgesicht wendet man sich lieber ab.

Obama ist ja so sympathisch und sieht fast aus wie Prince Charles mit seinen großen Ohren. Da vergisst man doch den dunklen Teint. Und hat der nicht gesagt: „Ich bin ein Berliner!“ Ach ne, das war ein anderer, na ja, könnte er aber auch gesagt haben, der nette Kerl, der für fast eine halbe Million Euro in Köln in der Lancess-Arena Leute, die es nicht anders wollen, verarscht, wie er es auch mit den Leuten vom Nobel-Komitee gemacht hat. Na ja, ein paar Sachen hat er doch gut während seiner Regierungszeit hingekriegt. Vor allem die Gesundheitsreform und die Höhe der Zuwendungen von Goldman Sachs. Aber sprechen wir lieber nicht über Politiker, - die Sache bleibt meistens rätselhaft.

Die folgenden Einzelheiten über seine Lebensgeschichte hat Diogo seinen Klassenkameraden nach und nach erzählt, sie werden hier jedoch kompakt niedergeschrieben. Sie erscheinen in vielen Punkten befremdend, geben aber Einblicke in die heutige Umgehensweise für Menschen mit Menschen, die anscheinend zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurden.

Ich las gestern, dass ein junger Inder seine Eltern verklagt hat, weil sie ihn geboren haben, ohne ihn zu fragen.

Da wird auch Diogos Dasein zu einem Kriminalfall für die Abiturklasse des Gymnasiums. Hier ist Diogo nach einer langen Odyssee schulisch gelandet. Ausgesucht hat er es sich nicht, denn die Politik kriminalisiert die Menschen durch ahumane Gesetze. Zeit und Ort der Geburt bestimmen über ihr Recht am Leben.

Wenn du in einer Lehmhütte im Atlasgebirge oder, wie Diogo in Angola geboren wirst, hast du dort zu bleiben. Der liebe Gott hat es gut mit dir gemeint, denn du bist bei Menschen, die dich lieben und dir ihr Letztes geben. Was willst du sonstwo auf der Welt, wo man dich nicht mag, weil du anders bist, als sie selber. Bleibe, wo du bist. Deine Freiheit beginnt dort, wo die der andern aufhört. Ein netter Spruch, der suggeriert, jeder hätte seinen Bereich auf dieser Erde, jedoch Pech gehabt, denn die besten Plätze sind leider besetzt.

Ort und Zeit sind überproportional bestimmend über den Ablauf eines Menschenlebens. Man kann beidem nur schwerlich entrinnen, denn es scheint einer Gesetzmäßigkeit zu entsprechen. Jeder bewegt sich zeitlebens darin und spürt täglich seine Abhängigkeit davon. Doch sie ist widersinnig und menschengemacht, kann also auch von ihnen berichtigt werden.

„O Gott, ein Neger!“ rief Erich, als Diogo auf dem Schulhof auftauchte.

„Ein bisschen mehr Respekt würde nicht schaden“, sagte Hilde.

„Endlich mal jemand, der normal reagiert“, sagte der Betroffene.

Diogo kam aus Angola, auch Kimbundu, Umbundu und Kikongo Ngola genannt, wo es nicht auffällt, wenn man schwarz ist. Das liegt in Südafrika und ist eine frühere portugiesische Kolonie.

Er lebte bereits seit vier Jahren in Deutschland und sprach ein vorzüglisches Deutsch, bei dem nur, wenn man sehr darauf achtete, herauszuhören war, dass er seine Sprachfertigkeit in Berlin erworben hatte, ( Det kann nich wahr sein…) wo er ganz legal mit dem Flieger aus Angola gelandet und um Asyl gebeten hatte. Ein Rätsel blieb der kaum wahrzunehmende französische Tonfall. Wo er den wohl her hatte?

Bei Asyl für Angolaner sind die Behörden pingelig, denn Angola ist formal eine Demokratie, weist aber faktisch die Merkmale einer (Militär) Diktatur auf. Man kann also trefflich darüber streiten, ob es objektive Gründe für einen Asylantrag geben kann, wie das bei dem bestehenden Hickhack in Europa im Moment üblich ist. Kommst du übers Meer, darfst du kein Boot benutzen, kommst du durch die Luft keinen Flieger und über Land darfst du keinen Zaun übersteigen. Alles, was normal ist, musst du meiden. Aber du darfst ersaufen, verhaftet oder erschossen werden. Bleib, wo du herkommst, du machst nur Ärger!

Interview-Einschub:

Ein Bootsflüchtling aus Eritrea, 24 Jahre alt, erzählt:

„Ich hatte große Angst, als ich in dem Boot saß. Ich war nicht allein, einhundert Menschen, Männer, Frauen und Kinder oder mehr füllten das Gummiboot bis auf den letzten Platz. Alle hatten Angst, wie ich. Wir sahen nur Wasser und das Boot schwankte sehr. Es gab nichts zu essen, wenig zu trinken. Dann kam die Nacht. Wir saßen auf den Kanistern mit dem Treibstoff. Trotzdem wollten welche unbedacht offenes Licht in der Dunkelheit machen. Beim Streit fielen zwei Leute über Bord, einer ertrank.

Als die Italiener kamen, wusste ich, dass wir gerettet waren………

Diogo hatte das Glück des Tüchtigen und begegnete den richtigen Menschen, die bereit waren ihn anzuerkennen und zu fördern. Schon wenige Tage nach seiner Landung in Berlin saß er in einer Klasse des französischen Gymnasiums nahe der Kurfürstenstraße in Berlin. Protektion ist alles! Obwohl er Französisch wie seine Muttersprache parlierte, war das nicht ganz legal, aber mit dem Slogan „Wir schaffen das“ im Rücken auch nicht ganz illegal.

Eine tolle Aussage! Doch wer ist wer und was ist was? Soviel Durcheinander diese Aussage der Kanzlerin auch gebracht hat, Diogo hat sie geholfen.

Diogo wurde 1999 in einem kleinen Dorf in der landschaftlich wunderschönen Provinz Lunda Norte geboren. Hier gibt es teilweise flache Savanne, aber auch Bergland mit imposanten Wasserfällen und Regenwald, nahe der Grenze zum Kongo. Das Kaff heißt Calonda und liegt am Rande der Savanne am Chiumbe River, unweit der Provinzhauptstadt Lucapa. Die Straßen sind abenteuerlich und nur mit Geländewagen befahrbar.

Diogos Mutter war kränklich und starb in seinem zweiten Lebensjahr, sein Vater kümmerte sich nicht um die Familie. So wurde der kleine Diogo in die Familie seiner Tante, der Schwester seiner Mutter, aufgenommen. Seine Oma lebte auch in der Großfamilie und hütete ihn, wie ihren Augapfel. Er war mehr oder weniger geduldet, denn sein Vater hat nie den üblichen Brautpreis bezahlt und der Kleine war dadurch unehelich. Allem zum Trotz entwickelte er sich prächtig. Er war sozusagen das „weiße Schaf“ in der Familie, besuchte frühzeitig die Schule und lernte fleißig, wo er nur konnte. Es war reiner Zufall, dass ein katholischer Priester auf den Jungen aufmerksam wurde, der so offensichtlich im Aussehen und Gehabe von seiner Umgebung abstach.

Angola war einmal eine portugiesische Kolonie und der Katholizismus die verordnete Religion für die Eroberung.

Diogos Großmutter knüpfte für Diogo gute Verbindungen zur Kirche und darüber zu einer guten Schulbildung. Als er zehn Jahre alt war, sprach er neben der Stammessprache Bantu auch noch ein gewähltes Portugiesisch, die Verkehrssprache des Landes und der Oberschicht. Das war ein unsagliches Privileg in einem Land mit 60% Analphabeten und 80 % Arbeitslosigkeit.

Es verhinderte nicht, dass auch er, genau wie die anderen Kinder, zeitweise in den schlammigen Wasserlöchern am Rand des Chiumbe-Rivers stundenlang bis an die Knie im Wasser stehend, illegal nach Diamanten schürfen musste.

In der Nähe seines Heimatortes Calonda fördert eine große staatliche Gesellschaft den wertvollen Schlamm und wäscht daraus die Diamanten. Man nimmt in Kauf, dass die Umwelt dabei zerstört wird. Die Leute sind meistens illegal aus dem Nachbarland gekommen, um in den reichen Diamantenfeldern unterbezahlt oder illegal zu arbeiten oder Handel zu treiben.

Außerdem gibt es aber auch Schürflöcher am Fluss, in denen vorwiegend in der Nacht unter Gefahr für Leib und Leben, heimlich gearbeitet wird. So leben hunderttausende Kongolesen in Angola, zumeist in den Diamantengebieten im Nordosten des Landes, da wo Diogos Heimatort liegt. Die Grenze zum Kongo ist kaum oder gar nicht markiert.

„Einmal habe ich einem Gespräch gelauscht, das eine Frau mit meiner Tante führte“, erzählt Diogo. „Sie flüsterte, als sei jemand in der Nähe, der mithören könnte: „Wir waren mehr als fünfzig Frauen und zehn Kinder in einer Zelle im Gefängnis Condueji in Dundo. Die ganze Zeit kamen Männer, Tag und Nacht wollten sie Sex mit den Frauen. Sie kamen in Gruppen, zu dritt oder viert. Sie haben sich genommen, was sie wollten. All das ist in der gleichen Zelle passiert. Die Kinder haben alles gesehen und viel geweint. Ich habe mich geweigert und einer hat mir in den Bauch getreten.“

Diogo schweigt und man sieht den Glanz von Tränen in seinen dunklen Augen.

Nach einer Zeit erzählt er weiter, wie er dieser Hölle entkam. „Das Geld war knapp und meine Oma, bei der ich lange Zeit lebte, konnte mich nicht mehr mit durchbringen. Deshalb brachte mich die Familie mit Zehn in den Kongo zu einer anderen Schwester meiner Mutter“, fährt er fort. Es war gut, dass sein Kontakt zur Kirche dadurch nicht abbrach und er weiter die Schule besuchen konnte. Zum Priester fühlte er sich allerdings nicht berufen. Seine Strebsamkeit, einmal diesem Leben in Armut und Dreck zu entkommen, paarte sich mit Freundlichkeit und Klugheit. Und natürlich mit Tapferkeit, denn tapfer muss man schon sein, will man nicht in die Kriminalität abdriften.

Diogo entdeckte trotzdem ein Gefühl für das Schöne. Er zeichnete und entwickelte ein unheimliches Geschick für die Schneiderei und den Umgang mit Textilien. Dabei half ihm sein Talent im Zeichnen. Protektion ist alles! Mit Dreizehn saß er als Lehrling in der Werkstatt eines Maß-schneiders in einer größeren Stadt. Dabei hatte er, so ganz nebenher, die französische Sprache, die Verkehrssprache im Kongo erlernt.

Diogo tat alles, die Tugenden, die in ihm steckten, wunderbar zu entwickeln. Und das unter Umständen, die wirklich nicht dazu angebracht waren, das Gute im Menschen zu wecken. Aber es steckte in ihm. Wo sonst hätte es herkommen sollen? Jeder von uns weiß insgeheim, dass alle Menschen über ein unerschöpfliches Potential verfügen müssen, welches in wesentlichen Entscheidungen sichtbar wird. Wer hat nicht schon einmal erstaunt gesagt: „Das hätte ich nicht gedacht, dass das in ihm (oder ihr) steckt.“

Diogo bot in dieser Hinsicht einige Überraschungen.

Angola ist ein Land mit so extrem ungleicher Verteilung von Reichtum und Armut, wie es selbst in Afrika seinesgleichen sucht. Während in den Luxusrestaurants der Hauptstadt ein Abendessen bis zu 100 US-$ kostet, müssen Millionen Menschen hungern. Grundlage dieser extremen Ungleichheit ist ein System, das den Armen so gut wie keine Chance lässt, am Reichtum des Landes in irgendeiner Weise Teil zu haben. Dieses System erhält seine Stabilität durch Mechanismen, die in Angola unter dem Begriff „troca de favores“ (Tausch von Begünstigungen) zusammengefasst werden und nicht anders als gewöhnliche Korruption bedeuten.

Nach einer Passkontrolle durch die kongolesische Polizei fand sich der illegale Angolaner Diogo unvermittelt eines Nachts auf der Pritsche eines LKWs wieder, der ihn vom Kongo zurück in die alten Verhältnisse brachte. Eine unmögliche Situation im Leben des jungen Angolesen, der sich nichts sehnlicher wünschte, als dem Teufelskreis zu entkommen, in dem er anscheinend, wie Millionen seiner Landsleute verstrickt schien.

Sein väterlicher Freund und Lehrer hatte ihm in vielen Gesprächen geraten, nach Europa zu gehen. Was lag da näher als Portugal, das Land, dessen Sprache er beherrschte, und dem er sich, trotz vieler Widrigkeiten, freundlich verbunden fühlte. Doch Pater Piedro riet ihm zu Deutschland, wohin er beste Verbindungen pflegte.

„Dort wird dir geholfen, dich selbst zu finden und du bekommst trotz vieler Widrigkeiten die vergleichsweise besten Möglichkeiten für deine Entwicklung. Meine Verbindungen werden dir helfen“. Er schien sich wirklich auszukennen.

Das war leichter gesagt, als getan, denn ihnen fehlte das Geld.

Interview-Einschub: Ein Mann aus Afrika erzählt:

„Warum kann ich nicht da sein, wo du bist? Lass´ uns mal tauschen! Du kommst her und bist ich,-und ich bin du.

Am besten treffen wir uns in der Mitte, am Äquator und spielen Fußball!“

Interview-Einschub:

Ein afrikanischer Flüchtling, männlich,

32 Jahre alt, erzählt:

„Geld ist der Grund allen Übels. Ich stelle mir vor, dass die Welt ein Paradies sein könnte, wenn die Menschen teilten, was sie besitzen. Geben und nehmen ohne „Danke“ sagen zu müssen, das ist Teilen. Es eröffnet jedem Menschen das gleiche Recht, auf dieser Welt zu leben, einfach, weil er ein Mensch ist.

Begriffe wie „das ist meins“oder „danke“ und „bitte“ beschwören die Ungleichheit geradezu heraus. Den Zustand einer idealen menschlichen