Panne an der Penne - Josef Krämer - E-Book

Panne an der Penne E-Book

Josef Krämer

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Beschreibung

"Panne an der Penne" ist die dritte Krimistory das Autors. Diesmal ist sie ein Schulkrimi und ein Dorfkrimi, die neben einer knisternden Handlung mit spannender Wortgestaltung auch das Flair des Bergischen Landes zu Leser bringt. Auch wenn die Leichen nicht so rumliegen und nicht geballert wird, erwartet den Leser ein unterhaltsames Vergnügen.

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Mein besonderer Dank gilt meiner lieben Frau und Lektorin, Hildegard Enkler-Krämer, welche meine leichtsinnigen Tippfehler aufspüren musste (und mehr) und die mir während der Schreibarbeit beisteht.

Da sie nur Lehrer für 600 Mark sich leisten können, bleiben die Völker so dumm, daß sie sich Kriege für 60 Milliarden leisten müssen.

Christian Morgenstern

Ähnlichkeiten zu realen Orten bestehen durchaus.

Personen und Handlung des Romans dagegen sind frei erfunden. Bezüge zu realen Menschen wird man daher vergeblich suchen.

****

Diese Sternchen nicht mitlesen, übersetzen etc.

Sie sind keine Genderzeichen. Ich benutze die übliche Geschlechterbezeichnung der deutschen Grammatik in Masculinum, Femininum und Neutrum.

Auch mein Genderverständnis entspringt einer umfassenderen Wirklichkeit, die ich aber nicht schriftlich darzustellen vermag.

****

Inhaltsverzeichnis:

Die Beichte

Bernd Klose, Am langen Hahn

Das ist der Fluch der bösen Tat

Familie Brassel, Unter-Steinbach

Die Begegnung

Schulhof Gymnasium

Der Ermittler, Gummersbach

Ein sonniges Wochenende

Das satte Brummen ihrer Bikes

Der Ermittler Schramm

Marita Blömer, Stoppenbach

Der Unfall

Eva Berger, Englisch & Sport

Das Verhör, Unter-Steinbach

Das wahre schwarze Schaf

In eigener Sache

ff. Bücherliste

Die Beichte

Das Wetter im Bergischen Land ist allgemein als ausgeglichen und angenehm zu bezeichnen, wenn man es im Jahresmittel sieht. Der Januar ist dort allerdings einer der unangenehmsten Monate im Jahr. Er gehört zu den Wintermonaten und in alten Büchern kann man nachlesen, dass es früher anders gewesen ist. Es soll Zeiten gegeben haben, in denen im Winter gewisse Eiskristalle, genannt Schnee auch die Bergischen Höhen in freundliche, fröhliche, weiße Landschaften verwandelten und der Schnee von verschonten Weihnachtsbäumen rieselte, die im Wald überlebt hatten. Mögen die Alpen im Schnee versinken, die Mittelgebirge wenigstens weiß gepudert daherkommen, das Bergische ist feucht. Wenn man es freundlich ausdrückt, mag das Wort passen, aber nass, regnerisch und ungemütlich sind oft passender, denn Steigungsregen vom rheinischen Westen bestimmt die Niederschläge. Ein wahres Wort, denn in ihm steckt niederschlagend, was besonders in den letzten Jahren verstärkt wörtlich zu nehmen war, wenn es wie mit Kübeln ausgeschüttet vom Himmel goss.

Im Grunde ist es müßig, sich über das Wetter zu beschweren, denn bei wem sollte man das tun, der in der Lage wäre, es zu beeinflussen. So dachte auch Kaplan Bernhard Bude und war heiter gestimmt, obwohl es ihn fröstelte. Noch war er in der Kirche geschäftig dabei, hier und dort ein Gebetbuch wegzuräumen und in den dafür vorgesehenen Kasten am Kopf der Sitzbankreihe zu platzieren. In Gedanken saß er schon im Sessel vor der Glotze und freute sich auf einen gemütlichen Abend in wohltemperierter Atmosphäre. Für heute stand für ihn nichts mehr auf dem Dienstplan, keine Veranstaltung, keine Einladung, keine Ansprache – nichts. Ein kleines Wunder bei all der Arbeit, die für ihn in der Gemeinde anscheinend gewartet hatte. Es waren gerade einmal sechs Wochen, dass er als Kaplan an dieser Pfarre angestellt war.

Als er in die Nähe der Beichtstühle kam, hörte er aus einem ein verhaltenes Räuspern. Er trat näher und fragte: „Ist da jemand?“

Eine Männerstimme antwortete ihm leise, aber bestimmt: „Ja, bitte, ich möchte mit ihnen sprechen.“

An sich war das keineswegs ein ungewöhnlicher Wunsch. Nur der Weg, auf diese Art und Weise zu einem Beichtgespräch zu kommen, war etwas befremdend. Vielleicht wollte hier einer der Zuhörer seiner gestrigen Predigt mit ihm Kontakt aufnehmen, in der er die Versöhnung in den Mittelpunkt der Beichte gestellt hatte. Er freute sich, seine Predigt schien auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Mit diesen Gedanken betrat er den Beichtstuhl und setzte sich so, wie er es gewohnt war, um bequem seinen Arm aufzustützen und mit einem Ohr nahe an das Holzgitter zu gelangen. Er wusste aus Erfahrung, dass die Leute leise flüstern, wenn sie ihre Sünden darbieten und um Vergebung bitten. Da backen sie kleine Brötchen. Er versuchte noch mit einem schnellen Blick den Menschen zu erfassen, der sich da an ihn wendete. Doch er schaute nur ins Dunkle und erhaschte höchstens den Schatten eines Gesichtes. Was ihm sofort auffiel, war ein dezenter Geruch nach Duschgel oder dem eines Deodorants, den er mit Sport und Jugend in Verbindung brachte.

Zunächst griff er nach seiner kleinen Stola, die er an der Seite im Beichtstuhl deponiert hatte, legte sie auf seinen Schoß und schlug das Kreuzzeichen.

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, begann er entschlossen.

Er hörte nur den schweren Atem seines Gegenübers auf der anderen Seite des Beichtgitters.

„Was möchten sie mir sagen?“ fragte der Kaplan.

Das Schweigen hielt an. Der Priester war geduldig, denn er wusste, dass es für viele nicht einfach war, in Worte zu kleiden, was sie bewegte.

Er wollte versuchen ihm zu helfen und sagte: „Du weißt, du gestehst deine Sünden vor Gott. Und Gott ist unser barmherziger Vater.“

Unwillkürlich hatte er den andern geduzt, weil er vermutete, einen jungen Menschen vor sich zu haben. Er roch einfach so und seine wenigen Worte hatten für ihn so frisch geklungen, trotz der seltsamen Situation.

Immer noch sagte er nichts und der Kaplan überlegte krampfhaft, wie er ihn ermuntern konnte zu reden. Die Beichte schien ihn sehr schwer zu belasten.

„Gott ist gütig und kennt seine Kinder. Er weiß, wie schwer das Leben manchmal sein kann. Du kannst ihm alles sagen, was du auf dem Herzen hast.“

Eigentlich wusste er, dass seine Worte banal klangen, angesichts der dramatischen, emotionalen Lage, in der sich sein Besucher befinden musste. Aber er fühlte sich hilflos in dieser Situation, die er in ihrer Art noch nie erlebt hatte.

Da kamen die ersten Worte bei ihm an.

„Ich habe es noch nicht getan, aber ich werde ihn umbringen, genau darauf läuft es zu, ich weiß es, es wird mir nichts anders übrig bleiben.“

Die klangvolle Stimme gehörte wirklich zu einem jungen Mann, wie der Priester sich das gedacht hatte. Doch sie war aufgeregt, geradezu hektisch. Immer noch atmete er schwer.

Der Kaplan war entsetzt und sein Herz pochte.

„Sie planen einen Mord? Das ist so leicht gesagt, aber die Gedanken daran sind schon eine Sünde.“

Er hatte keine Erfahrung mit angehenden Mördern und seine grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Unter seiner Nase bildeten sich kleine Schweißperlen und er spürte, wie sich sein T-Shirt plötzlich vollsog und an seinem Oberkörper klebte.

Der junge Mann sagte fast höhnisch: “Sünde!? Das ist keine Sünde! Es gibt genügend Gründe für meinen Entschluss und wenn ich diesen Menschen umgebracht habe, kann das nur gut sein. Es gibt keinen anderen Weg. Ich brauche nur noch ihre Absolution.“

„Du kannst die Tat nicht vorher beichten, um sie dann locker auszuführen.“

„Doch! Weil ich die Tat jetzt schon bereue, wird sie mir verziehen sein, bevor ich sie ausführe.“

„Das widerspricht dem Sinn der Beichte vollkommen, es stellt sie auf den Kopf. Du bist nicht ganz bei Trost. So einfach ist das leider nicht.“

Er hatte sich in Rage geredet und die Situation wurde ihm plötzlich bewusst.

„Du willst mich mit reinziehen, damit du selber fein da stehst. Du willst mir deine Verantwortung aufladen!“

„Wenn sie mir nicht verzeihen, wird Gott es tun.“

„Wenn du Gott ins Spiel bringst, so wird er selber gerecht lösen, was du beanstandest. Glaube mir, wenn derjenige es wirklich verdient hat, wird er der gerechten Strafe nicht entgehen.“

„Gehen sie fort mit ihrem gerechten, barmherzigen Gott. Wo ist er denn, wenn Menschen verhungern oder beim Tsunami ertrinken?“

Der Kaplan fühlte das Dilemma und war krampfhaft bemüht nach einem Ausweg zu suchen. Sein Gegenüber war ihm überlegen in seiner sturen Entschlossenheit und seiner Art, seine bevorstehende, schreckliche Tat zu simplizifieren und herunterzuspielen, sich sozusagen damit genehmigen zu lassen. Die jungen Leute heutzutage lernten in der Schule zu dikutieren, das konnten sie. Aber sich Argumente so zurechtzuschustern und zu relativieren, dass letztendlich alles möglich wurde, das durfte nicht sein.

Wenn er mehr Einzelheiten erfahren könnte, würde das vielleicht hilfreich für eine Lösung sein.

„Wenn man jung ist, hat man schnell schon mal ein Problem, in der Schule, zuhause – oder in der Liebe.“

„Sie wollen mein Vorhaben als Spinnerei abtun, als Lappalie. Da liegen sie total falsch!“

„Woher nimmst du den Mut, zu behaupten die Verbrechen des anderen sind schlimmer als dein eigenes, wenn du ihm etwas antust?“

„Ich habe diesem Schweinehund ins Gewissen geredet, habe ihm gedroht. Er lacht mich aus und macht weiter. Herr Kaplan, ich kann ihnen keine Einzelheiten nennen, geben sie mir die Absolution. Es geht nicht anders!“

„Das kann ich nicht. Das darf ich nicht. Es gibt andere, gerechtere Wege der Lösung deines Problems.“

„Nein, tut mir Leid, nein!“

Abrupt bekundete der Mann seine Entschlos-senheit, während der Kaplan sich eingestehen musste, als Seelsorger zu versagen.

Er startete noch einen Versuch: „Gib deinem Kontrahenten die Gelegenheit, selber zu bereuen.“

„Nein, er ist zu weit gegangen. Was er getan hat, ist nicht rückgängig zu machen. Und er wird weitermachen, wie bisher. Er verdient seine Strafe.“

Der Kaplan hörte, wie sich sein Besucher erhob und sich anschickte, den Beichtstuhl zu verlassen.

Der Priester war in einem Dilemma. Wie weit konnte er gehen, ohne gegen das Beichtgeheimnis zu verstoßen? Jetzt hinterher zu laufen war sinnlos. Vielleicht kannte er den jungen Mann als Mitglied seiner Gemeinde? Doch, was brachte das? Ansprechen konnte er ihn trotzdem nicht. Eine ausweglose Situation.