Die Suche nach dem flüchtigen Augenblick des Glücks - Josef Krämer - E-Book

Die Suche nach dem flüchtigen Augenblick des Glücks E-Book

Josef Krämer

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Beschreibung

Wir alle sind eigentlich unser Leben lang auf der Suche nach den flüchtigen Augenblicken des Glückes, die sich unserem Zugriff zu entziehen drohen, sobald wir einen Zipfel davon erhaschen konnten. Das Leben ist eine Aneinanderreihung dieser Momente und im Rückblick stellen wir fest, dass die glücklichsten die sind, die wir gemeinsam erleben. Wir sollten sie besonders nutzen, denn genau dazu sind wir auf der Welt. Für mich hat die Bereitschaft zur Beziehungsfähigkeit über die Grenzen hinweg nur positive Aspekte, die notwendig sind, damit diese Welt nicht so bleibt, wie sie ist, sondern so wird, wie sie sein soll.

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Inhalt:

Kairos, der Gott des flüchtigen Augenblicks

Was ist Glück?

Lob der Schöpfung

Mein Vater

Die ewige Wanderung

Ich denke gerne an Stromboli

Sicilia – Licht ist Hoffnung

The butterfly-effect

Erste Reisen

Willst du wirklich links fahren?

Shaftesbury Town Twinning

Pobratimsvo-Städtepartnerschaft

Die Krajna

Bürgerkrieg

Wenn das Fernweh einen packt

Eine Seefahrt, die ist lustig

a la carte

Käptn´s Welcome

Sightseeing

Glück ist…Superangebot

Gutmenschen

Lasse dir mal die Haare schneiden

Cucaracas

Markttag

Ein positiver Fall

Traumreisen

Resümee

Kairos, der Gott des flüchtigen Augenblickes des Glücks

In der dalmatinischen Stadt Trogir, direkt in der Nachbarschaft unserer Partnerstadt Kastela im heutigen Kroatien habe ich das in Stein gehauene Abbild des griechischen Gottes Kairos, des Gottes des glücklichen Augenblickes, gefunden. Kairos ist ein religiös-philosophischer Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein kann. In der griechischen Mythologie wurde dieser günstige Zeitpunkt als Gottheit personifiziert.

Wir alle sind eigentlich unser Leben lang auf der Suche nach den flüchtigen Augenblicken des Glückes, die sich unserem Zugriff zu entziehen drohen, sobald wir einen Zipfel davon erhaschen konnten. Das Leben ist eine Aneinanderreihung dieser Momente und im Rückblick stellen wir fest, dass die glücklichsten die sind, die wir gemeinsam erleben. Wir sollten sie besonders nutzen, denn genau dazu sind wir auf der Welt.

Heute ist ein denkwürdiger Tag. Kaum hatte ich die Augen heute Morgen aufgeschlagen, da plante Hildegard an meinem Geburtstag herum. Denkwürdig daran ist, dass sie die Zahl 90 dabei erwähnte, die sich tatsächlich als die meiner Geburtstage entpuppte. Ist das eine Bürde oder ein Privileg für das, was ich tue? Hier sitze ich und schreibe, weil ich nicht anders kann. Zu Hause so herumzusitzen, während andere arbeiten, lässt mich erschauern, ist befremdend nach einem Leben voller kreativer Tätigkeiten mit Menschen. Die Begegnungen, das Beisammensein und Miteinander mit möglichst vielen, waren mir eigentlich immer im Leben die Triebfeder.

Nun, an schlechten Tagen, wenn die Gedanken sich nur schwerlich ordnen lassen, horche ich auf jeden Glockenschlag der nahen Kirche, verfolge das Bellen der Hunde in der Nachbarschaft, das Kreischen der Nachbarkinder, das dumpfe Klopfen der Autotüren und das Surren von Autoreifen auf der Durchgangsstraße hinter der Grenzhecke. Mein Blick fällt auf das Regal mit den Fotoalben, aufgereiht wie die Jahre der Reisen, die darin verpackt sind in tausenden belichteten Augenblicken aus besseren Zeiten. Sie sind der Versuch, die damaligen Ereignisse zu konservieren, die kostbaren Ereignisse festzuhalten und vor der Vergessenheit zu bewahren. Ich wünsche mir das Meer, mein Boot, die Menschen zurück. Das Dumme ist, dass ich weiß, dass die Träume nur das Angenehme übermitteln. Die Strapazen, die Sorgen und Nöte um all die Kleinigkeiten, die früher die Vergnügungen begleiteten, kommen in den Erinnerungen nicht vor. Das ist schade, denn sie sind das Salz in der Suppe, das erst den Geschmack macht und Gedanken an Vergangenes sind sozusagen geschmacklos ohne die Ängste und die Schweißperlen, die vieles erst erlebniswert gemacht haben. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich mich durch Taten beweisen konnte. Aber auch im Träumen und Wünschen war ich immer schon gut. Abenteuer oder das Erstürmen von Gipfeln sind meine Spezialität. Darin war ich durchaus erfolgreich. Doch das ist lange her. Mein Körper hat mir die Fähigkeit zum Schreiben erhalten. Ich scheue mich zu sagen, dass dies das Einzige ist, was mir geblieben ist, denn das wäre fahrlässig kurzsichtig, steht doch vor dem Schreiben das Denken. Jedenfalls wollen wir das hoffen. So lange das funktioniert, kann ich in den Lauf der Welt eingreifen und sie verändern. Ich kann beschreiben, was gewesen ist, jedoch nie abgeschlossen und fortdauernd in denen, die es lesen und weiter daran arbeiten, wenn es sich lohnt. Entwickeln heißt ja nichts anderes als das auszupacken, was einmal begonnen wurde und bereitliegt, weiter bearbeitet zu werden, in jedweder Form. Hoffen wir also, dass einige Gedanken, die ich in diesem Buch anklingen lasse, Basis einer fruchtbaren Gedankenkette werden können, die es sich zu entwickeln lohnt.

Wir sollten uns grundsätzlich die Dinge genau ansehen und versuchen, sie in ihrer gedachten Ganzheit zu erfassen. Denn sie sind vor-gebildet und vor-geformt und können durch unsere Erkenntnis der Wirklichkeit nachgeformt werden. Je tiefer wir in die Materie eindringen, umso mehr erschließt sie sich uns und wir können sie mehr und mehr erfassen und begreifen. Das gilt auch für uns selbst als Menschen und Teil der Natur. Je mehr uns das gelingt, umso reicher wird unsere Sicht der Welt und die Voraussetzungen unseres Handelns erlangen größere Substanz. Eigentlich eine Binsenwahrheit, denn sie räumt der Tugend der Klugheit einen Ehrenplatz ein und lässt uns hoffen, dass der Lauf der Welt letztendlich ein Erfolgsmodell sein wird. Alles, was wir brauchen ist rund um uns vorhanden, wir müssen es erkennen und kreativ nutzen. Es stellt sich heraus, dass beim Schildern vergangener Ereignisse, diese sich in neuen Bildern darstellen, die ihrer Interpretation harren.

Im Grunde zielen alle Wissenschaften in die Richtung alles aufzudecken und besser zu erhellen. Dabei sind die so genannten Erfindungen, Teilergebnisse auf verschiedenen Gebieten, indem sie einfache Erkenntnisse nutzen und umsetzen. Sie beruhen auf Naturgesetzen, die seit Urgedenken längst hervorragend funktionieren. Sie zu beschreiben sind Gebrauchsanleitungen für Modelle auf vielen Gebieten des Lebens. So meine ich auch, dass es keine Erfindungen im Sinne von absolut neu gibt. Es ist schon wunderbar, was Menschen alles im Lauf der Geschichte herausgefunden haben. Doch genau hingeschaut sind das Dinge und Vorgänge, die bereits alle für uns bereitet sind, wir müssen sie nur rechtzeitig entdecken. Da war eine Kraft am Werk, die uns mit Liebe eine Welt vorbereitet hat, die es zu entwickeln gilt. Diese Erkenntnis hat im Moment wieder besondere Aktualität im Zusammenhang mit der Ökologie, der Kernkraft und erneuerbaren Energien. Menschlicher Geist hat die zurzeit genutzten Energiemodelle aus der Vielzahl der in der Schöpfung enthaltenen Möglichkeiten entdeckt, erkannt und aktiviert. Sie sind jedoch in vielfacher Hinsicht ineffektiv. Einmal sind sie nicht imstande allen Menschen ein lebenswürdiges Dasein zu schaffen und außerdem erweisen sie sich auf Dauer und Intensität als zerstörerisch. Dreck in abscheulichster Form stinkt buchstäblich zum Himmel und wird auch durch Manipulation nicht geläutert. Ebenso wenig lässt er sich fortleugnen, verschwindet aber auch nicht durch Beschlüsse allein. Da müssen Taten sprechen. Nach Fukushima ist eine gewisse Wende eingeläutet, doch mir scheint ohne notwendig konsequente Vorgehensweise und ohne gebührende Begeisterung, die der Sache gerecht würde. Vor allem aber muss sie den Menschen gerecht werden, denn ihr Wohlergehen ist das Maß aller Dinge.

Es ist ein Hohn, z.B. von Deutschland aus die Abschaltung des maroden Atommeilers Tihange in Belgien zu fordern und gleichzeitig die Brennstäbe zu liefern. Der Karlspreis für den französischen Präsidenten Macron zeugt von politischer Infantilität oder Unverschämtheit, wenn er in diese Affäre verwickelt ist, wie man aus den Medien erfährt.

Nun sollte man die bereits erzielten Ergebnisse der Wissenschaften nicht gering achten. Auf dem technischen Sektor gibt es manchen Erfolg, aber sonst besteht meines Erachtens noch genügend Nachholbedarf. Die Kreation geistiger Ideen in der Menschheitsgeschichte ist zwar auch beträchtlich, doch die praktische Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Würden alle technischen und geistigen schöpferischen Ideen der Menschen, die bereits existieren auch angewendet, brauchte sicher kein Mensch mehr auf der Welt zu hungern. Doch da sind leider die Politiker und Militärs, die dem entgegen wirken. Die einen sind durchaus kreativ und ausgelastet, wenn es darum geht die Milchpreise stabil und die Diäten hoch zu halten, während die andern damit beschäftigt sind Strategien zu entwickeln, genau das zu verhindern, während immer mehr Menschen einfach vor die Hunde gehen. Die Systeme der Macht- und Gewaltanwendung werden immer subtiler. Da werden Feindbilder aufgebaut, die suggerieren, man könne ihnen nur mit noch größerer Gewalt Paroli bieten. Wir müssen mit großer Sorgfalt und Genauigkeit gegen sie vorgehen, präzise und detailliert planen und überlegt handeln und darauf achten, dass unsere Pläne immer dem allgemeinen Nutzen dienen. Viele Lösungen, egal ob sie wirtschaftlicher oder politischer Natur sind, werden der Allgemeinheit als absolut notwendig und alternativlos dargeboten und kommen im Mäntelchen des Guten daher. Das ist das Perfide. Wie oft im Leben bin ich darauf hereingefallen? Warum regt sich nicht mehr Widerstand gegen die „Friedensstifter“, die zu diesem Zweck gleichzeitig zu Gewalt aufrufen und entsprechende Maschinerien in Gang setzen? Schaut man sich das Universum an, so funktioniert die Welt vielfältig und im Prinzip harmonisch, dass man annehmen kann, Lösungen für die anstehenden Probleme der Menschen sind bereits angelegt. Ich lasse mich nicht abbringen, daran zu glauben, dass alles für uns als Menschen bereitgestellt ist, aus dieser Welt eine humane zu machen. Wir haben die freie Entscheidung, welchen Weg wir gehen wollen. Unsere Gedanken und Überzeugungen können unsere Handlungen zum Guten oder Bösen tendieren lassen.

Mit der Entwicklung von Maschinen mit künstlicher Intelligenz sind wir an einem Scheidepunkt angekommen. An eine Maschine, die sich ein lückenloses Bild des Universums verschaffen könnte, gäben wir einen ungeheuren Schatz an Informationen weiter. Wenn diese Maschine daraus komplexe Rückschlüsse erzielen könnte, ergäben sich daraus sicher auch weitreichende Handlungshinweise, die uns aus dem Dilemma der Konfrontationen, aus dem sich die Menschen anscheinend nicht befreien können, heraushelfen. Das bringt uns aber das Problem, dass sich derartige Ergebnisse maschinenautonom entwickeln könnten, die von uns nicht als gleichwertig anerkannt werden könnten. Wenn wir das unter Kontrolle halten wollen, ergibt sich die Gefahr, dass gar nichts passiert, denn bereits die uns bekannten Fakten haben bisher nicht vermocht unser Verhalten zu ändern. Wie sollen wir erkennen, dass da eine Intelligenz sein könnte, die klügere Schlussfolgerungen zieht, als wir Menschen selber? Befolgen sollten wir sie jedoch nur, wenn wir sie auch im Detail begreifen und uns zu Eigen machen.

Ich weiß nicht, was die Natur bewogen hat, die Biene an ihrem tödlichen Stich zugrunde gehen zu lassen. Man stelle sich vor, es gäbe intelligente Kanonen, die ihre Benutzer töten. Eine fantastische Vorstellung, die Waffen der Welt würden klug genug sein, sich zu entscheiden nach hinten loszugehen. Eine Welt, in der ich mir vorstellen kann, gerne zu leben.

Ich würde gerne wissen, wie in den Familien einiger Politiker die Prügelstrafe vollzogen wird, wenn sie das im Kleinen anwenden, was sie in der großen Politik vertreten. Sie glauben offensichtlich, Menschen seien nur bereit unter ständiger Bedrohung human zu handeln. Dummheit ist im Wertekatalog unserer Gesellschaft ganz hoch angesiedelt.

Im Prinzip handeln wir immer noch nach Mustern unserer steinzeitlichen Vorfahren, wie wir sie interpretieren. Glaubt man den Anhängern der Evolutionstheorie, muss man davon ausgehen, dass wahrhaft selbstloses Handeln ohne irgendeine mittel- bis langfristige Aussicht auf eigene Vorteile äußerst selten ist. In der Evolution überlebt der Stärkere, d.h. auf Kosten des Schwächeren. Diese Ansicht halte ich für absolut abwegig, weil wir die längste Zeit unserer Evolution (über vier oder fünf Millionen Jahre) in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern gelebt haben, die wohl selten mehr als fünfzig Individuen umfasst haben dürften. In solchen Gruppen waren stets Kooperation und gegenseitige Hilfe angesagt. Wie sonst hätte sich Sprache entwickeln können, wie all die menschlichen Tugenden, die uns wirklich als Menschen kennzeichnen. Hätten unsere stammesgeschichtlichen Vorfahren nichts weiter im Sinn gehabt, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, dann wären wir heute nicht hier! Das Gegenteil macht ja gerade den Menschen aus. Die guten Regeln menschlichen Zusammenlebens haben sich aus der Erkenntnis ergeben, dass es gut ist, zusammen zu arbeiten und sich zu unterstützen und zu helfen. Es ist eine Urerkenntnis, dass man alles zurück erhält, was man gibt. Harmonie anstelle von Konfrontation. Wo so gehandelt wird, ist die Welt in Ordnung. Genau betrachtet ist es die Dummheit, die uns trotz dieser Erkenntnis in die falsche Richtung leitet. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Klugheit die bedeutendste Tugend ist, die den Menschen ausmachen sollte.

Klugheit ist die Fähigkeit, situationsbedingt, das heißt unter Berücksichtigung aller wichtigen Faktoren zur Erreichung von ethischen und/oder moralischen Zielen angemessen zu entscheiden und zu handeln.

Platon zählt Klugheit zu einer der vier Kardinaltugenden: verständig, gerecht, klug, tapfer.

Jeder kann eine sinnvolle Aufgabe ausfüllen. Viele Menschen setzten ihre Gaben ganz bewusst voll ein, spielen ihre Fähigkeiten aus und stellen diesen einzigartigen Beitrag zur allgemeinen Verfügung. Unbewusst sind wir alle auf irgendeine Weise an der Gestaltung der Welt beteiligt, im Guten wie im Bösen.

Meine Beteiligung am Bau der Welt ist weitgehend theoretisch geworden. Wie schon gesagt, hat das Leben mich auf Schreiben reduziert. Texte wie dieser, werden allgemein mit dem Fachausdruck „fiktiv“ verbunden. Fiktiv kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „erdichtet“, „erfunden“. Das würde demnach bedeuten, was ich hier schreibe sei nicht wahr. Ich warne vor diesem Trugschluss. Im Gegenteil würde ich sogar behaupten, dass viele Menschen Stein und Bein schwören würden, genau dieses oder jenes persönlich so erlebt zu haben, wie es hier beschrieben wird. Auch mir selber als dem Verfasser dieses Textes würde ich jedwede Fantasie absprechen, derartigen Unsinn zu erfinden und dann zu schreiben. Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Ich nenne das Ergebnis einen Journalroman.

In meinen Augen können sogenannte fiktive Erzählungen mehr über die Wirklichkeit aussagen, als manche Dokumentationen. Ich habe aus dem Roman „Gone with the wind“ von Margaret Michell mehr über die Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges (auch Bürgerkrieg oder Civil War) erfahren als im Geschichtsunterricht.

Dostojewskis Roman „Die Dämonen“ lässt den Leser Zeitgeschichte im vorrevolutionären Zarenrussland des späten 19. Jahrhunderts nacherleben und Bertold Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ desgleichen in der Zeit des 30jährigen Krieges. Der Erlebnischarakter einer Erzählung bringt mehr Vergegenwärtigung in unsere Köpfe und unsere Herzen, als noch so knallharte Reihen von Fakten.

Mein Roman „Der Verräter“ über den Vikar Johann Peter Ommerborn sagt mehr über die Zeit der französischen Revolutionstruppen in Deutschland am Ende des 18 Jahrhunderts aus als jede geschichtliche Faktensammlung. Das gilt auch für meine andern bergischen Romane oder meine Kriegserinnerungen. Behaupte ich einfach mal so!

Es ist tatsächlich so, dass Texte und Dialoge aus mir herausfließen, wie aus einer unstillbaren Quelle. Ich spüre, wie ich aus dem unausschöpfbaren Fundus greifen kann, der in mir über Generationen angelegt ist. Ich höre meine verstorbene Frau Franziska und meinen Vater sprechen, mein Großvater deckt mir lachend den Tisch und lädt seine Freunde dazu ein, so dass ich nur noch aufschreiben muss, was sie tun und erzählen. Mein Sohn und meine Kindeskinder schauen mir über die Schulter und ergänzen, was fehlen könnte.

Es wäre nun total fantasielos, den Versuch zu starten, die unzähligen Momente der Vergangenheit chronologisch bewältigen zu wollen. Das macht das Leben auch nicht. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass der letzte Zug meistens schon abgefahren ist, wenn man hechelnd auf dem Bahnsteig erscheint, und dass man selten dann das Geld zur direkten Verfügung hat, wenn man es braucht, sich seine Wünsche zu erfüllen. Ich habe mich ein Leben lang damit getröstet, dass da irgendwo eine gütige Macht waltet und wohl besser weiß als ich selber, wann und ob überhaupt meine Wünsche auch den Zeitpunkt ihrer Erfüllung beinhalten sollten. Wie oft schon war ich froh und erleichtert, dass einem sehnlichen Wunsch die Erfüllung versagt blieb. Die Liste von unerfüllten Wünschen in meinem Leben, die sich im Nachhinein als vollkommen blödsinnig entpuppten, ist bei mir ausgesprochen lang. Sie als Eckpfeiler meines glücklichen Lebens zu zementieren ist übertrieben. Jedoch gehören sie ohne Zweifel dazu.

Ich weiß nicht, was bei andern Leuten zuhause so rum steht. Sicher sind, genau wie bei uns, jede Menge Säcke dabei, Säcke voll von guten Wünschen. Bei allen Gelegenheiten erhält man sie und ich hoffe, sie machen wirklich glücklicher. Na ja! Es gibt da Märchen und Geschichten, die davon erzählen, dass die Erfüllung des sehnlichsten Wunsches zum Gegenteil führen kann. So erging es dem König, der sich Gold wünschte und dem alles zu Gold wurde, was er berührte. Er wäre verhungert, weil auch das Brot, welches er anfasste zu Gold wurde. Zum Glück konnte er von seinem Wunsch zurücktreten.

Man bekommt nicht, was man sich wünscht, sondern, das was man will, was man anstrebt, wofür man etwas tut.

Sich etwas wünschen heißt: Es wäre schön, wenn ich es hätte. Wenn wir wünschen befinden wir uns ganz klar auf der Suche nach dem Glück. Wenn wir unseren Mitmenschen etwas Gutes wünschen, erklären wir damit, dass wir möchten und hoffen, dass sie das erhalten, was wir ihnen selber nicht geben können. Dabei glauben wir an die geheime Kraft, die im Wünschen steckt. Gute Wünsche sind also etwas Positives! Wünsche nie jemandem etwas Schlechtes- du bist totunglücklich, wenn es eintritt.

Aber, ist wünschen nicht etwas wenig? Warum beginnt man nicht einfach diesen Wunsch zu erfüllen und hofft dabei auf Hilfe. Es wäre doch das Normalste, etwas zu wollen und selber etwas dafür zu tun oder wenigstens dazu beizutragen, damit es sich verwirklicht. Wenn wir unseren Anteil leisten, so wird es wahrscheinlicher, dass aus den Wünschen Wahrheit wird. Vielleicht ist da jemand, der so denkt, wie du und nur darauf wartet, dass du den Anfang machst.

Ich meine aus meiner Lebenserfahrung: Wir erwarten viel zu wenig. Was uns zur Verfügung steht für unser Leben ist so vielfältig und reichhaltig, dass wir versäumen, es auszuschöpfen. Wir haben alle einen Schatz auszugraben und graben oft gar nicht oder an der falschen Stelle.

Ich habe mich oft gefragt, wen ich mit meinen unqualifizierten Wünschen, die ich fortlaufend hege, nerve. Viele werden sagen: Wenn ich mir meine Wünsche nicht selber erfülle, wer soll es denn sonst tun. Träume weiter, kann ich da nur sagen. Es ist zwar etwas dran, an dem Spruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“, doch das Wesentliche des Wünschens ist, dass du anerkennst, nicht nur auf deine eigene Kraft vertrauen zu müssen. Wenn du wünschst oder gar darum bittest, wirst du sofort spüren, nicht alleine zu sein. Du wirst merken, dass da ein Gegenüber ist, von dem du unendlich viel mehr zurück erhältst, als du je aufgegeben hast. Man nimmt plötzlich eine schöpferische Kraft wahr, die einem ganz von alleine zufällt. Die Probleme lösen sich nicht unbedingt, aber sie wiegen nicht mehr so schwer. Wer wünscht und bittet, vertraut eben nicht restlos auf seine eigene Kraft, er weiß, dass er nicht sein alleiniger Selbsterbauer ist. Die Sache ist etwas komplizierter, ehrlich gesagt ist sie eigentlich unerklärbarer, als dass ich sie erklären könnte. Da muss man schon von alleine dahinter kommen. Wünsche werden wahr, wenn man aktiv daran arbeitet!

Ich habe zu Hildegards Geburtstag ein Lied aus irischen Segenswünschen zusammengestellt, deren Erfüllung ich allen Menschen gönne.

Ich wünsch dir einen Mund, ein gutes Wort zu sagen,

zwei Hände, die hilfreich stark und zärtlich sind.

Ich wünsche dir die Kraft, das Leben zu ertragen,

ein Herz voll Liebe wie ein Kind.

Ich wünsche dir zwei Ohren, die offen sind für Leises,

die nur das Gute hören, das man zu dir sagt.

Ich wünsche dir zwei Augen, zu sehen Gut und Böse,

und eine gute Antwort, wenn man dich was fragt.

Ich wünsche dir die Liebe ganz tief in deinem Herzen,

die Sonne, die hoch vom blauen Himmel lacht.

Ich wünsche dir die Freude der Wellen in der Dünung,

den Trost, den eine Brise macht.

Ich wünsche dir zwei Füße, den Weg nach Haus zu finden,

und einen Menschen, der dir eine Heimat ist.

Ich wünsch dir alles Glück der Welt und Gottes Gnad´ und Segen,

und das Vertrauen, dass du stets geborgen bist.

Wir haben alle ein Etikett auf der Stirn, auf dem unser Name steht und viele Assoziationen, mit denen wir abgestempelt sind. Alle Welt möchte, dass wir diese Prägungen verinnerlichen und wir werden sie tatsächlich nicht mehr los. Wir sollten versuchen, wir selbst zu sein. Adenauer war von den Engländern als unfähiger Kölner Bürgermeister abgesetzt worden, was ihn nicht daran gehindert hat, der erste Bundeskanzler zu werden. Wie viele Menschen haben in ihren Schulzeugnissen Noten stehen, die sie tunlichst ihren Kindern und Enkeln verheimlichen. Sie sind das Resultat eines Wertekataloges, der uns als ethischer und moralischer Maßstab verkauft, in