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Im altehrwürdigen Gutshaus Brockscombe blickt der 80-jährige Francis im Kreise der Familie auf sein bewegtes Leben zurück, während die junge Mattie einem verheißungsvollen Sommer entgegensieht: Ihr guter Freund Tim, in den sie heimlich verliebt ist, hat seinen Besuch angekündigt. Doch Tim hütet ein Geheimnis, das er gerade Mattie nicht anvertrauen kann. Da erhält Tim eines Tages unverhofft Unterstützung von Francis ...
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Seitenzahl: 381
Cover
Über das Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Widmung
Zitat
Erster Teil
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Zweiter Teil
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
Über das Buch
Im altehrwürdigen Gutshaus Brockscombe blickt der 80-jährige Francis im Kreise der Familie auf sein bewegtes Leben zurück, während die junge Mattie einem verheißungsvollen Sommer entgegensieht: Ihr guter Freund Tim, in den sie heimlich verliebt ist, hat seinen Besuch angekündigt. Doch Tim hütet ein Geheimnis, das er gerade Mattie nicht anvertrauen kann. Da erhält Tim eines Tages unverhofft Unterstützung von Francis …
Über die Autorin
Marcia Willett, in Somerset geboren, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre Bücher erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Devon, dem Schauplatz vieler ihre Romane.
Besuchen Sie die Webite der Autorin: www.marciawillett.co.uk
Marcia Willett
Das Haus der schönen Erinnerungen
Roman
Aus dem Englischen von Barbara Röhl
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:Copyright © 2016 by Marcia WillettTitel der englischen Originalausgabe: »The Songbird«Originalverlag: Bantam Press an imprint of Transworld Publishers
Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, KölnTitelillustration: © shutterstock/Yolanta/Elena Elisseeva/Alexey Saxarov/gumbao/54115341/sakdamUmschlaggestaltung: Kirstin OsenauE-Book-Produktion: two-up, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-6116-2
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.de
Für Canon Michael und Jane Lewis
Und für RoddyDiese Sehnsucht zu teilen,aus der blitzschnell Abwesenheit wird.
aus: Sands of the Well, Denise Levertov
Mein Dank gilt Dr. Tony Born und dem Team für häusliche Pflege an der South Brent Health Clinic sowie dem Kriseninterventionsteam am St. Luke’s Hospiz in Plymouth.
Den ganzen Frühling hindurch singt in der Esche unterhalb des Cottages früh und spät die Drossel. Sie ist das Erste, was er hört, wenn er vorsichtig die schmale, steile Treppe hinunterkommt, um sich einen Kaffee aufzubrühen, und das Letzte, wenn er sich aus dem kleinen Fenster in den stillen, lichten Abend hinauslehnt und nicht in der Lage ist, sich von diesem Zauber loszureißen, der nicht von dieser Welt ist, und ins Bett zu gehen.
Noch tragen die Bäume keine Blätter. Vor einem blassen, schimmernden Himmel recken sie kahle, missgestaltete Arme und knochige, dürre Finger in die Höhe; und doch kann er nie erkennen, wo in diesen verschlungenen, fantastischen Mustern sich die Drossel versteckt. Er steht da und betrachtet den Garten, der zu den beiden Feldern hin abfällt, die mit Gerste eingesät und an den Rändern mit Boxdorn und Eschen bestanden sind; und er blickt über diese Felder hinweg zu dem Fahrweg, der sich zum alten Farmhaus hinaufschlängelt.
Tim bewohnt das letzte Cottage in der Reihe. In viktorianischer Zeit hatte man hier Ställe ausgebaut, um Unterkünfte für Dienstboten zu schaffen; und vor einigen Jahren sind sie noch einmal modernisiert worden. Der alte Stallhof, der von zwei offenen Scheunen flankiert wird, in denen Autos geparkt sind, ist von dem Hof hinter dem Haupthaus durch ein Gatter mit fünf Querstreben getrennt.
Seit vielen Jahren wird Brockscombe nicht mehr als Hof bewirtschaftet. Ein Kapitän zur See hatte es mit seinem Preisgeld aus den Napoleonischen Kriegen gekauft, und es hat sich zu einem eleganten Wohnhaus entwickelt. Mit weißem Stuck und hohen Schiebefenstern steht es am Ende der Auffahrt, umgeben von Feldern, die schon vor langer Zeit an benachbarte Farmen verkauft worden sind.
Manchmal, wenn er auf dem Gelände unterwegs ist, meint Tim, an den Fenstern im oberen Stockwerk geisterhafte Gestalten winken zu sehen – und dann macht sein Herz vor Schreck einen Satz. Aber bestimmt sind die Geister nur Spiegelbilder der schnell ziehenden Wolken und der Äste, die sich im Wind heftig wiegen, oder? Und warum sollte er sich vor Geistern fürchten? Liegt es daran, dass er Angst hat, er könnte bald zu ihnen zählen, verloren und allein und aus seiner freundlichen, vertrauten Welt gerissen?
Mattie war es, die ihn auf die Brockscombe-Farm geschickt hat. Die hübsche Mattie mit den honigbraunen Augen und dem dunklen, lockigen Haar.
»Nächsten Monat höre ich auf«, erklärte er ihr, während sie in der kleinen Küche des Londoner Verlags, in dem sie arbeiteten – sie als PR-Agentin und er in der Marketingabteilung –, Tee kochten. »Ich nehme mir eine Auszeit von sechs Monaten und überlege, was ich anschließend mache. Ich brauche etwas, wo ich mich eine Weile entspannen kann. Ein Cottage auf dem Land, aber nicht zu abgelegen. Hast du eine Idee?«
Nachdenklich sah sie ihn an, als könnte sie seine geheimsten Gedanken lesen; und mit einem Mal sehnte er sich danach, ihr die ganze Wahrheit zu sagen, doch sie stellte keine Fragen.
»Du musst nach Brockscombe«, sagte sie. »Zu Cousin Francis, William und Tante Kat und Charlotte. Der perfekte Ort für eine Auszeit. Knapp westlich von Exeter.«
Er lachte. Das klang so eigenartig. »Was ist Brockscombe? Und wer sind diese Leute? Cousin Francis, William und Tante Kat und Charlotte?«
Sie lachte ebenfalls. »Brockscombe ist ein wunderschönes altes Farmhaus aus georgianischer Zeit, das Francis Courtney gehört. Er ist weit über achtzig, lebt allein in dem Haus und schreibt seine Memoiren. Er war Parlamentsabgeordneter. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie er mit William und Tante Kat verwandt ist, aber die beiden sind Cousin und Cousine und bewohnen zusammen eines der Cottages auf dem Gelände. Charlotte ist meine große Schwester. Sie ist mit Williams Sohn Andy verheiratet. Er ist bei der Marine und Oberleutnant auf einer Fregatte mit Heimathafen Plymouth. Charlotte war von den Dienstwohnungen nicht besonders beeindruckt. Deswegen sind sie letzten Herbst, kurz bevor der kleine Oliver geboren wurde, in das Cottage neben William und Tante Kat gezogen, was wirklich gut ist, weil Andys Schiff die nächsten paar Monate auf See sein wird und Charlotte so jede Menge Unterstützung hat. Kat ist nicht wirklich Andys Tante, sondern eine Art Cousine, doch er nennt sie immer ›Tante Kat‹, und inzwischen machen wir das alle. Das Ganze ist ein bisschen verrückt, aber sehr lustig. Du würdest sie mögen.«
»Es klingt jedenfalls … ungewöhnlich.«
»Es gibt noch ein weiteres Cottage«, sagte sie. »Als ich letztes Mal dort war, stand es leer. Dort wärst du ganz für dich. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls.« Wieder sah sie ihn aufmerksam und nachdenklich an. »Sie würden dir nicht lästig fallen oder neugierig sein«, versicherte sie ihm. »Jedenfalls nicht allzu sehr.«
Erneut lachten sie. Es war so gut zu lachen; es linderte die Angst.
»Ich würde sie gern kennenlernen«, erklärte er.
»Also, dafür kann ich sorgen. Möchtest du lieber allein fahren, oder sollen wir zusammen hinunterfahren, und ich stelle dich vor?«
Wieder durchlief ihn kalte Angst und lähmte ihn. »Das wäre vielleicht gut. Zusammen zu fahren, meine ich. Wenn du dir sicher bist?«
»Klar bin ich mir sicher«, antwortete sie beiläufig. »Es ist Zeit, dass ich wieder einen Besuch bei ihnen allen in Devon mache. Lass uns die Fahrt planen, falls du dich traust, in mein altes Auto zu steigen.«
Cousin Francis, William, Charlotte und Tante Kat: Auf der Fahrt von London nach Devon erzählte Mattie ihm alles. Mit ihren Worten schuf sie so lebhafte Bilder, dass er sie alle deutlich vor sich sehen konnte, während die M4 rasch hinter ihnen zurückblieb. William, der von seiner Frau Fiona getrennt lebt, ist Mitte fünfzig und Steuerberater, klein, fröhlich, mit einem lockigen, grau melierten Haarkranz und leuchtend blauen Augen. Tante Kat, Anfang sechzig, eine ehemalige, international bekannte Balletttänzerin und Choreografin, ist hochgewachsen, elegant und unkonventionell. Charlotte, gerade zweiunddreißig geworden, verdient ihr Geld als Webdesignerin; sie ist tatkräftig und kompetent und außerdem entschlossen, ihrem Baby, dem fünf Monate alten Oliver, eine perfekte Mutter zu sein und zudem ihren Golden Retriever Wooster zu versorgen. Cousin Francis, mager, knochig und zäh, taucht von Zeit zu Zeit aus seiner Höhle auf, um in der Sonne zu sitzen und zu plaudern. Während Mattie sich an vergangene Begegnungen erinnerte, Anekdoten erzählte und die Eigenarten der Bewohner von Brockscombe schilderte, erweckte sie sie so deutlich zum Leben, dass sie Tim schon wie alte Freunde vorkamen, als er sie endlich kennenlernte.
Wie leicht Mattie alles machte, wie einfach. Sie fuhr ihn hin, bestellte ihm ein Zimmer in einem Gasthaus im Dorf, als wüsste sie, dass er seinen Freiraum brauchte, und stellte ihn William und Charlotte und Tante Kat vor, die ihn herzlich und ungezwungen aufnahmen. Sie gingen mit ihm zu Cousin Francis, einem hochgewachsenen, gebrechlichen, aber unbezwingbaren alten Herrn mit durchdringendem Blick, der sich bereit erklärte, Tim das Cottage für sechs Monate zu vermieten. So kamen sie überein.
»Melde dich, Tim«, sagte Mattie an seinem letzten Tag im Verlag. Es war beinahe eine Frage. »Charlotte wird mir natürlich berichten, wie es dir ergeht, aber es wäre nett zu wissen, ob es für dich wirklich das Richtige ist.«
»Natürlich mache ich das«, antwortete er. »Ich maile dir.«
Eine E-Mail dann und wann war in Ordnung. Das brachte er fertig, ohne sich allzu sehr zu verpflichten.
Sechs Wochen später ist er hier in Brockscombe. Er liebt die Ruhe, die außerordentliche Schönheit des alten Hauses, den Stallhof und die Landschaft der Umgebung. Es ist, als wäre er endlich nach Hause gekommen. Bei dem Gedanken lächelt er ironisch: Ziemlich spät für ihn.
»Aber besser spät als nie«, sagt er sich.
In den letzten Wochen, seit bei ihm ein ganz frühes Stadium einer seltenen degenerativen Krankheit diagnostiziert worden ist, hat er ziemlich viel mit sich selbst geredet. Er hat versucht, negative Gedanken, Angst und Einsamkeit auf Abstand zu halten.
Jetzt hat er einen Plan. Er hat sich amtliche Landkarten besorgt und begonnen, diese wunderbare Grafschaft, in der er durch einen glücklichen Zufall gelandet ist, zu erkunden. Manchmal führt die Reise ihn über die Moore und dann wieder ans Meer; oft verirrt er sich auf den gewundenen, verborgenen Fahrwegen. Aber jetzt steht er jeden Morgen zielstrebig auf, mit einem Plan, der ihn von seiner Angst ablenkt. Und nun scheint er zum ersten Mal in seinem Leben die Familie zu haben, nach der er sich immer gesehnt hat – zweiunddreißig Jahre zu spät.
Charlotte nimmt ihr Smartphone zur Hand und liest Matties E-Mail:
Wie geht es euch allen? Süße Bilder von Ollie. Er ist umwerfend. Habe sie gerade allen gezeigt. Bin eine stolze Tante. Vergesst nicht, nett zu Tim zu sein. Alle hier lassen ihn ganz lieb grüßen.
Charlotte spürt einen kleinen Anflug von Verärgerung; sie braucht keine Erinnerung daran, nett zu sein – weder zu Tim noch zu sonst wem –, und besonders nicht von ihrer kleinen Schwester. Jedenfalls ist sie froh, dass Tim da ist. Es macht Spaß, manchmal einen Gleichaltrigen zum Reden zu haben, und er ist sehr lustig, obwohl er auch still und nachdenklich wirkt.
»Keine Ahnung, was bei Tim schiefgelaufen ist«, hat Mattie zu ihr gesagt, »nur, dass seine Beziehung zu seiner Freundin ziemlich plötzlich auseinandergegangen ist. Er sagt, er muss sich neu orientieren, wünscht sich aber Zeit, um darüber nachzudenken.«
Charlotte sieht nach Oliver, der in seinem Bettchen fest schläft. Leise schließt sie die Tür, geht nach unten und steckt sich das lange blonde Haar mit einer Haarspange hoch. Wenn sie Glück hat, hat sie eine Stunde Zeit. Sie könnte an der Website weiterarbeiten, die sie für ein Hotel in der Nähe entwirft, oder sie könnte den Bügelberg abtragen. Er ist ziemlich hoch, aber das ist zum Teil ihre eigene Schuld, weil sie sich diese Woche erboten hat, Williams Bügelwäsche zu erledigen.
»Du bist einfach großartig«, sagte Tante Kat bewundernd. »Als hättest du mit dem lieben Ollie und Wooster nicht genug zu tun.«
Aber die Sache ist die, dass sie gern viel zu tun hat. Es ist besser, beim Aufwachen einen Tag voller unterschiedlicher Aktivitäten vor sich zu haben, als ins Leere zu starren. Das hat sie auch Tante Kat gesagt, die daraufhin meinte, manche Menschen seien vollkommen zufrieden damit, einfach vor sich hin zu sehen. Gelegentlich fragt sich Charlotte, was Tante Kat macht, wenn sie mit ihrem kleinen Auto davonfährt und hierhin und dorthin saust, doch sie fragt nicht – und Ollie liebt Tante Kat über alles. Trotz ihrer mangelnden Häuslichkeit – »ich bin einfach nicht der mütterliche Typ, Schatz« – geht sie toll mit dem Baby um.
Charlotte öffnet die Haustür und schlendert mit Wooster auf den Fersen in den Hof hinaus. Im letzten Herbst haben Andy und sie die alten Holzkübel, die sie in den Ställen gefunden hatten, angestrichen und Blumenzwiebeln hineingesetzt: Schneeglöckchen, Narzissen, Krokusse und Tulpen. Jetzt, Ende März, wirken die Narzissen, die überall wachsen, wie goldene Lichtinseln, und lila Krokusse leuchten vor dem Hintergrund der sie umgebenden grauen Steinmauern. Die große offene Scheune auf der Nordseite des Hofes ist bis auf Charlottes kleines Auto leer, und in der nach Süden gehenden Scheune, wo sie Feuerholz aufbewahren, hängt vorn in der Sonne Wäsche auf der Leine.
Wooster läuft auf dem Hof herum und hebt am Torpfosten halbherzig das Bein, während Charlotte auf einer Holzbank sitzt und zwischen den hohen Steinmauern hindurch und über das Tor mit den fünf Querstreben zum Haupthaus sieht: kein Geräusch, keine Bewegung.
»Schade eigentlich, dass euer Cousin Francis ganz allein dort lebt und ihr hier draußen«, hat sie vor einigen Monaten einmal zu William gesagt. »All dieser verschwendete Platz. Tante Kat und du könntet ihm Gesellschaft leisten.«
Charlotte mag Francis, der oft im Hof sitzt und mit ihr plaudert und der Verständnis für die Einsamkeit und Verantwortung hat, die zum Leben einer Marine-Ehefrau gehören.
William wirkte leicht unbehaglich – doch ihr ist aufgefallen, dass er generell dazu neigt, Diskussionen über Cousin Francis aus dem Weg zu gehen. Er murmelte etwas davon, der alte Knabe sei vollkommen glücklich mit seiner kleinen Truppe, die regelmäßig bei ihm hereinschaut, um sich um seine Bedürfnisse zu kümmern: Moira, die pensionierte Gemeindeschwester, die jeden Morgen und Abend nach ihm sieht und ihn zu Terminen fährt; Stella, die mit dem Fahrrad aus dem kleinen Dorf heraufkommt, um zu putzen und zu kochen, und ihr Mann Rob, der sich um das Grundstück kümmert.
Trotzdem hat Charlotte das Gefühl, dass es deutlich an Organisation fehlt. Die beiden Cottages, in denen Tim und sie jetzt zur Miete wohnen, haben monatelang leer gestanden, nachdem seine letzten Bewohner, Rentner, die ebenfalls früher für Cousin Francis gearbeitet hatten, zu ihrer jüngeren Familie gezogen waren. Wenn William und Tante Kat in das Haus zögen und die Cottages richtig vermarktet würden, könnte man damit gute Einnahmen erzielen. Und so, wie das Haus aussieht, könnte es eine Schönheitskur gut brauchen. Aber William und Kat scheinen zufrieden damit zu sein, alles laufen zu lassen. Sie leben friedlich zusammen wie ein altes Ehepaar, obwohl Tante Kat (oder Irina Bulova, der Name, unter dem sie in ihrem Beruf bekannt ist) so gar nicht alt oder verheiratet wirkt.
»Sie hat auf der ganzen Welt alle Hauptrollen getanzt«, hat Andy Charlotte erklärt. »Und dann hat sie sich der Choreografie zugewandt. Sie hatte einen polnischen Liebhaber, der Komponist war. Er hat Musik speziell für sie komponiert, eine Art Jazzballett, und ihre Arbeit gewann Kultstatus. Er ist nach New York gegangen, und sie hat ihn begleitet. Vor ungefähr zwei oder drei Jahren ist er sehr plötzlich und auf sehr tragische Art gestorben, und da ist sie nach Hause zurückgekehrt. Sie ist hergekommen, um sich zu erholen. Dad betet sie an. Das tun wir alle.«
Und da ist sie, fährt in ihrem winzigen Auto auf den Hof, winkt Charlotte zu und parkt in der Scheune. Die Fahrertür öffnet sich, und ein langes, elegantes Bein schießt hervor.
Bei Kat wirkt jede Bewegung elegant, denkt Charlotte ein bisschen neidisch. Wie macht sie das nur?
Groß, schlank, das ungebärdige Haar zu einem lockeren Knoten geschlungen, tritt Tante Kat in den Sonnenschein. Ein breites, strahlendes Lächeln liegt auf ihrem schmalen Gesicht.
»Auszeit?«, fragt sie. »Machst du eine Pause?«
Sie bückt sich, um Wooster liebevolle, anerkennende Worte zuzuflüstern, und er wedelt sanft mit dem Schwanz und nimmt ihre Komplimente mit majestätischer Nachsicht zur Kenntnis.
»Ich müsste arbeiten«, gesteht Charlotte, »aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen, wieder hineinzugehen.«
»Natürlich nicht.« Tante Kat setzt sich neben sie, hält das Gesicht in die warme Märzsonne und schließt die Augen. »Tage wie diese sind ein Geschenk der Götter. Man sollte sie immer dankbar annehmen.«
»Warst du einkaufen?«, fragt Charlotte müßig.
Dumme Frage: Tante Kat scheint nie auf gewöhnliche, alltägliche Art einzukaufen. Nie sieht man sie mit Tragetaschen, die vor langweiligen Grundnahrungsmitteln bersten. Ein Blumenstrauß, ja; ein entzückend nutzloses Spielzeug für Oliver; ein hübsches Porzellanteil. »Hab’s auf dem Markt entdeckt, Liebes. Konnte nicht widerstehen.«
William ist derjenige, der Brot, Käse, Eier und Milch einkauft und die Essenspläne aufstellt.
»Er ist kulinarisch zurückgeblieben«, meint Tante Kat fröhlich. »Erträgt nicht die geringste Andeutung von Gewürzen, also überlasse ich das Kochen lieber ihm. Gutes Internatsessen.«
Charlotte wirft einen Seitenblick auf Tante Kats überschlanken Körper und ihre langen Beine und fragt sich, ob sie überhaupt jemals etwas isst.
»Ich habe mich mit jemandem getroffen, der möchte, dass ich einen Vortrag halte«, erzählt Tante Kat gerade. Sie hat die Augen noch geschlossen und streichelt Wooster die Ohren. »In einem Ballett-Studio in Newton Abbot. Nett von den Leuten, mich zu fragen.«
»Du bist immer noch berühmt«, meint Charlotte lächelnd.
Tante Kat schlägt die Augen auf und strahlt sie an. »Aus allen möglichen verkehrten Gründen. Wegen der vielen Liebhaber, meiner Choreografie, weil ich mit Gyorgy nach New York durchgebrannt bin … Ich war immer ein bisschen avantgardistisch. Heutzutage wäre daran natürlich nichts Bemerkenswertes.«
»Du wirst immer bemerkenswert bleiben«, sagt Charlotte immer noch lächelnd. »Du kannst nichts dagegen tun. Es ist eine Gabe.«
»Liebes«, erwidert Tante Kat sichtlich gerührt von dieser Anerkennung. »Das ist sehr süß von dir. Ich sage dir etwas. Ich gehe hinein, koche uns Kaffee und komme damit nach draußen, und wir trinken ihn in der Sonne.«
»Oh ja, bitte«, antwortet Charlotte dankbar. William sucht zwar das Essen aus, aber Tante Kat kauft den Kaffee, deswegen ist der richtig gut. »Das wäre toll.«
Jetzt ist sie an der Reihe, die Augen zu schließen und sich zu entspannen. Es ist so herrlich, hier mit Wooster in der Sonne und der ländlichen Stille zu sitzen und sich auf Tante Kats Kaffee zu freuen. Die Website kann warten.
Kat kocht Kaffee. Sie mahlt die Bohnen und stellt zwei hübsche Bechertassen und Milch für Charlotte heraus. Dann sucht sie ein paar Plätzchen aus und legt sie auf einen kleinen Teller. Es ist gut für Charlotte, einen Moment in der Sonne zu haben, ohne dass Oliver oder die Arbeit Ansprüche an sie stellen. Kat lächelt, während sie darauf wartet, dass der Kaffee durchläuft. Für Charlotte und Andy und Mattie ist sie gern Tante Kat, genau wie für Ollie, der immer größer wird. Das ist ihre Familie. Sie fühlt sich wieder stärker, glücklich und verliebt in das Leben, obwohl sie ihre Freunde vom Theater, aus der Welt des Tanzes, zu vermissen beginnt. Aber im Moment ist es gut, Andy und Charlotte und das Baby um sich zu haben – und jetzt Tim. Sie liebt es, unter jungen Menschen zu sein. Es war richtig, nach Gyorgys Tod herzukommen, zu William, nach Brockscombe. Sie ertrug die alten Stammlokale nicht, das gut gemeinte Mitgefühl langjähriger Freunde. Sie brauchte Veränderung und Frieden, um wieder zu sich zu finden, um zu trauern. Es war wundervoll, nach all den Jahren wieder mit William zusammen zu sein, ihn nach seiner Trennung von Fiona und dem Tod seiner Mutter zu unterstützen. Sein Vater, Kats Onkel, war vor einigen Jahren verstorben, und ihr eigener Vater – ein polnischer Kampfpilot – war gestorben, als sie noch ein Kind war. William und sie hatten stets die Sommerferien zusammen verbracht, und zwischen ihnen bestand ein starkes Band.
Hier sind sie zusammen glücklich, obwohl immer die Unsicherheit der Zukunft über ihnen schwebt: Was wird aus ihnen allen, wenn Francis stirbt?
»Ich traue Francis’ Söhnen nicht«, sagte William neulich erst wieder.
»Aber sie können uns doch sicher nicht einfach hinauswerfen«, gab Kat zurück.
William schnaubte daraufhin verächtlich. »Wir haben auf sechs Monate befristete Mietverträge. Sicher ist nichts.«
Sie munterte ihn auf, wie sie es immer tat, und dann sprachen sie darüber, dass sie Optionen hatten und nach einem anderen Haus suchen könnten, obwohl keiner von ihnen diese kleine Familiengruppe auseinanderreißen wollte. Aber jetzt, während Kat den Kaffee kocht, schleicht sich ein nagendes Unbehagen in ihr Glücksgefühl. Wäre es wirklich möglich, dass sie alle eines Tages – vielleicht sogar in nicht allzu ferner Zukunft – Brockscombe verlassen müssen?
Sie schiebt den Gedanken energisch beiseite, gießt den Kaffee in eine große Warmhaltekanne und trägt das Tablett hinaus in den Hof, wo Charlotte in der Sonne wartet.
Heute liegen wieder Blumen da. Die kleine Steinstatue ist nur etwas über einen Meter groß und steht beinahe ganz versteckt am Waldsaum. Früher einmal lag hier eine Lichtung, aber die Büsche sind in die Höhe gewachsen, und Moos hat die gepflasterte Fläche rund um den Sockel überwuchert, sodass Tim die Statue rein zufällig entdeckt hat. Er vermutet, dass sie einen Pan darstellt: Schmale steinerne Finger schlingen sich um seine Flöte, er hält einen Arm in die Höhe und hebt ein molliges Knie, als sehnte die kleine Figur sich danach zu tanzen.
Tim ist gerührt darüber, wie sorgfältig jemand Narzissen durch diese angezogenen Finger gefädelt hat. Ein Lorbeerzweig, gepflückt von einem Busch in der Nähe, steckt in der Ellenbeuge. Er fragt sich, wer die kleine Statue so liebt, dass er sie mit Blumen beehrt.
Als Tim zum ersten Mal darüber stolperte, welkten in Pans steinerner Hand Schneeglöckchen vor sich hin, und eine Efeugirlande war um seinen Hals geschlungen. Heute sind die Narzissen frisch gepflückt, und Tim schaut sich um, um festzustellen, ob jemand in der Nähe ist. Wenn er auf dem Gelände oder im Wald westlich von Brockscombe spazieren geht, hat er gelegentlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Er steht still und blickt in die Runde, doch die einzige Bewegung stammt von einem davonhuschenden Kaninchen, das trockenes Laub aufwirbelt, und einem plötzlich auffliegenden Eichelhäher. Genau hier befindet sich in der Hecke ein Zaunübertritt. Tim ist schon einmal darüber und auf das Feld geklettert, das dahinterliegt. Die Schafe hoben die Köpfe und beobachteten ihn ein paar Minuten lang neugierig, um dann weiterzugrasen, doch es schien keinen sichtbaren Fußweg und keine Wegweiser zu geben, daher kletterte Tim wieder zurück und ging durch den Wald seiner Wege.
Als er heute dort steht und dem Vogelgezwitscher lauscht, sieht er zwischen dem modrigen Laub und den spitzigen, harten Bucheckern etwas silbrig aufblitzen. Er bückt sich und hebt ein kleines Spielzeugauto auf, das Modell eines Jaguar. Es erinnert ihn an das Spielzeug, das er als Kind hatte, und als er es jetzt auf seiner Handfläche hin- und herfahren lässt, scheint der Wald zu verschwimmen und zu verschwinden, und er ist wieder ein Kind und liegt im warmen Wohnzimmer auf dem Teppich. Spielzeug ist um ihn herum verstreut, und sein Vater kniet neben ihm. Wie groß sein Vater ist, wie stark! Heute ist er glücklich. Obwohl Tim noch keine fünf ist, weiß er, dass sein Vater nicht immer froh ist. Manchmal ist er sehr still. »Lass mich in Ruhe!«, faucht er dann, wenn Tim ihn am Arm fasst und ihn bittet, mit ihm zu spielen. Er reißt den Arm weg, sodass Tim das Gleichgewicht verliert, und manchmal wirft er ihn um. Das macht alles noch schlimmer. Obwohl Tim gelernt hat, nicht zu weinen, kommt seine Mutter dann hereingeeilt, und die beiden streiten auf eine schreckliche, leise Art, mit unterdrückten, zornigen Stimmen, die furchteinflößender sind, als schrien sie einander an.
Manchmal schreit Mummy auch. »Fass das nicht an, das ist heiß!« »Steig nicht auf den Stuhl, sonst fällst du!«
Diese Art von Schreien versteht er. Auf merkwürdige Art fühlt er sich dabei sicher. Aber dieses erbitterte Fauchen im Flüsterton verursacht ein schreckliches, verkrampftes Gefühl in seinem Inneren, und er will etwas tun, ganz gleich, was, damit die beiden damit aufhören. Einmal hat er mit einem seiner Modellautos geworfen und eine Tasse zerbrochen, und sein Vater hat so laut gebrüllt und mit der Faust auf den Tisch geschlagen, dass seine Mutter Tim auf den Arm genommen hat und mit ihm aus dem Zimmer gerannt ist. Es war ein kleines, silbernes Auto, das Modell eines Jaguar.
Als Tim jetzt feuchte, schmutzige Spuren von dem glänzenden Metall wischt, geht ihm auf, dass vielleicht ein Junge aus dem kleinen Ort auf der anderen Seite des Feldes kommt, um dem Pan die Blumen in die Hand zu geben. Möglich, dass er das Spielzeug verloren hat. Noch einmal sieht Tim sich um und fragt sich, ob das Kind sich hinter den Bäumen versteckt, ihn beobachtet, um zu sehen, was er tut, und Angst hat, sich zu zeigen. Angst, weil es ein Privatgrundstück betreten hat.
Behutsam setzt Tim das Auto auf den Sockel, neben den kleinen Fuß des Pan, berührt die rauen, mit winzigen Löchern übersäten Zehen und wendet sich dann ab. Während er davongeht, überlegt er, ob er die anderen fragen soll, ob sie von den Blumen wissen; doch ein Instinkt rät ihm zur Verschwiegenheit. Tante Kat geht gelegentlich auf dem Gelände spazieren, aber er hat sie noch nie auf diesen zugewucherten Pfaden gesehen. Charlotte muss sich auf den Fahrweg beschränken, wo es einfacher ist, Oliver in seinem Kinderwagen zu schieben, und Wooster nicht allzu schmutzig wird. Und William geht gar nicht spazieren. Er singt in einem Chor im Ort und arbeitet in seinem Garten. Francis lässt sich selten draußen blicken, obwohl er ab und zu, auf seinen Stock gestützt und zu einem Plausch bereit, auf dem Hof auftaucht. Doch die Pflege des Grundstücks und der Wälder überlässt er Rob, dem Gärtner.
Wer also besucht den Pan und bekränzt ihn mit Blumen?
Gerade als die Uhr elf zu schlagen beginnt, biegt William in die Church Close ein und passiert den Kirchhof. Er trifft sich mit Fiona, ist jedoch fast zu spät dran – fast, aber nicht ganz. Er spürt die vertraute Mischung aus Beklommenheit und Groll, die seit ihrer Trennung ein unausgesprochener Teil der Beziehung zu seiner Noch-Ehefrau ist. Fiona war diejenige, die ihn um ein Treffen an diesem Vormittag gebeten hat, statt wie üblich nach Brockscombe zu kommen, um Charlotte und Oliver zu besuchen, und William ist neugierig – und nervös. Fast fünf Jahre ist es her, seit Fiona von einem Headhunter für ein Londoner Architekturbüro angeworben wurde, nachdem sie brillante Entwürfe für den Umbau einiger Wohnungen am Wasser in Salcombe erstellt hatte. Sie war ehrgeizig, sehnte sich nach Veränderungen und vermisste Andy, der die Marine-Akademie in Dartmouth verlassen hatte und auf See war, und konnte nicht begreifen, warum William so strikt dagegen war, nach London zu ziehen.
»Ich bin ein Mann vom Lande«, erklärte er ihr. »Das weißt du doch, Fi. In London würde ich mich überhaupt nicht wohlfühlen. Außerdem ist meine Arbeit hier. Ich weiß, dass meine Steuerkanzlei im Vergleich zu einem großen, schicken Londoner Architekturbüro nichts Besonderes darstellt, aber sie gehört mir. Ich habe loyale, schwer arbeitende Angestellte und treue Klienten. Ich will sie nicht alle verlassen und nach London gehen.«
Also begann sie, wöchentlich zu pendeln – doch bald ging es mit ihrer Beziehung bergab. Ihre neuen Kollegen, ihr neues Leben und anspruchsvolle Projekte füllten sie vollkommen aus, und sie gab sich sehr wenig Mühe, ihre zunehmende Ungeduld mit seiner Provinzialität zu verbergen. Durch ihre Augen konnte William sehen, wie klein ihr seine Welt und ihr Haus in Ashburton inzwischen vorkamen und wie leer ihr Leben ohne Andy war, der immer seine Freunde mit nach Hause gebracht hatte. William fühlte sich nicht in der Lage, dem gerecht zu werden, damit zu konkurrieren. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er es nicht über sich brachte, sein Leben für ihres zu opfern, und war gekränkt, weil sie so bereitwillig alles wegwarf, was sie sich gemeinsam aufgebaut hatten. Und schließlich beschlossen sie, sich zu trennen. Keine Scheidung – Andy zuliebe und auch aus finanziellen Gründen –, aber eine freundschaftliche Trennung. Das Haus wurde verkauft, der Erlös zwischen den beiden aufgeteilt, und William zog nach Brockscombe. Andy verbrachte seinen Landurlaub bis zu seiner Heirat teilweise in London und teilweise in Devon.
Fiona mochte ihre Schwiegertochter gern, doch William wusste, dass sie enttäuscht darüber war, dass ihr Sohn sich für ein Mädchen aus der Gegend entschieden hatte. Dadurch würde er noch stärker Wurzeln in Devon schlagen. Andy, der inzwischen in Devonport stationiert und oft auf See war, hatte weniger Zeit, seinen Heimaturlaub in Fionas kleinem Gästezimmer in London zu verbringen, obwohl Charlotte und er sie besuchten, sooft sie konnten – und dann kam Oliver zur Welt.
Jetzt veränderte sich Fionas Blickwinkel: Sie betete ihren Enkel an und versuchte, ihre kleine, schicke Wohnung kinderfreundlich auszustatten.
»Obwohl das ziemlich unmöglich ist«, meinte Charlotte zu William. »Wir können uns nicht zu dritt in ihr winziges Gästezimmer quetschen, und sie hat nur eine Dusche, keine Badewanne.«
Als Andy und Charlotte nach Brockscombe zogen, begann Fiona, sie öfter zu besuchen. Sie stieg im Cott Inn in Dartington ab und fuhr nach Brockscombe, um Zeit mit Oliver zu verbringen.
Dieses Mal allerdings hatte William keine Ahnung gehabt, dass sie hier war. Ihre SMS, in der sie ihn bat, sich mit ihr zu treffen, kam unerwartet, kurz nachdem er in seiner Kanzlei in Ashburton angekommen war. Er antwortete, er treffe sich in Totnes mit einem Klienten, und schlug Fiona vor, vor dem Termin zusammen einen Kaffee trinken zu gehen.
Jetzt zögert William in den Schatten am Ende der Church Close, sieht zu dem Café auf der anderen Seite der High Street und entdeckt Fiona, bevor sie ihn sieht. Sie hat sich einen der Tische am Fenster ausgesucht und blickt nach rechts und nach links, hält auf der Straße Ausschau nach ihm.
Ein seltsames Gefühl ist das, sie durch die Glasscheibe zu beobachten wie eine Fremde, als spähte er sie aus. Ihr bis zum Schlüsselbein reichendes, glänzendes dunkles Haar, das mit silbrigen Klemmen zurückgesteckt ist, diese schnellen, entschlossenen Kopfbewegungen; alles an ihr ist ihm so vertraut. Es erinnert ihn an vergangene Zeiten – und hat immer noch die Macht, ihn anzurühren. Als er die Straße überquert, sieht sie ihn kommen und winkt. Sie wirkt lebhaft und aufrichtig erfreut, ihn zu sehen, was ihn noch stärker verunsichert.
»Hi, Wills«, sagt sie, als er an ihren Tisch tritt, steht halb auf und beugt sich vor, um ihn zu küssen. »Danke, dass du so kurzfristig gekommen bist.«
»Ist schon okay.« Unbeholfen und verlegen steht er da. »Warum hast du nicht gesagt, dass du herkommst?«
»Setz dich doch«, erwidert sie, als hätte sie sein Unbehagen gespürt und amüsierte sich darüber. »Steh nicht so über mir. Ich habe dir einen Americano bestellt.«
Williams Verärgerung nimmt zu. Zum einen ragt er mit seinen ein Meter siebzig selten über jemandem auf, und zweitens ärgert es ihn ein wenig, dass sie ihn so gut zu kennen glaubt, um ihm den Kaffee zu bestellen. Er spürt den Drang, sich kindisch zu benehmen, zu behaupten, er trinke keinen Kaffee mehr; doch er setzt sich, sieht sie an und zieht die Augenbrauen hoch.
»Also, wieso diese Heimlichtuerei und das Schweigen?«, fragt er.
Fiona runzelt leicht die Stirn und beißt sich auf die Lippen; dann lacht sie, ein kurzes, selbstironisches Schnauben. »Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll«, gesteht sie, »aber ich sage es einfach freiheraus. Ich wollte dich allein treffen, ohne dass die anderen schon davon erfahren. Ich möchte, dass du deinen Cousin fragst, ob ich das Cottage in Brockscombe mieten kann.«
Er starrt sie an. Seine Gedanken springen zwischen Szenarien hin und her, die zu diesem außerordentlichen Vorschlag passen. Es gelingt ihm gerade eben, sich ein »Warum denn das in aller Welt?« zu verkneifen.
Seine Miene bringt sie erneut zum Lachen – doch ihre Belustigung hat etwas Gezwungenes, Verlegenes.
»Ich weiß, ich weiß«, sagt sie und hebt die Hände, als wollte sie seine unausgesprochene Frage abwehren. »Klingt ein bisschen verrückt. Aber die Sache ist die …« Sie hält inne, wendet den Blick von ihm ab und sieht aus dem Fenster. »Ich überdenke mein Leben, Wills.«
Jetzt ist er ruhig und sehr argwöhnisch. Er beobachtet sie und wartet darauf, dass sie fortfährt. Wieder sieht sie ihn an, bis sein Schweigen sie zum Weitersprechen zwingt.
»Schätze, ich werde älter, und das ändert die Perspektive, nicht wahr?«
William wartet immer noch mit hochgezogenen Augenbrauen, als rechnete er damit, dass sie noch mehr zu sagen hat.
»Na, du weißt ja, wie das ist. Es hat mit Werten zu tun, mit dem, was wirklich wichtig ist.« Fiona unterbricht sich, denn sein Schweigen verunsichert sie sichtlich, und beugt sich vertraulich auf ihn zu. »Okay, mir fehlt meine Familie. Ich würde den kleinen Ollie und Andy gern öfter sehen. Und natürlich Charlotte. Und sogar dich, Wills.«
Zu seiner Erleichterung wird der Kaffee serviert, und Fiona lehnt sich zurück und errötet ein wenig. Dadurch hat Will einen Moment Zeit, wieder zu sich zu kommen und seine Gedanken zu sortieren, und dann sieht er Fiona an.
»Du musst mir verzeihen, wenn das ein kleiner Schock für mich ist«, sagt er leichthin.
Fionas Erleichterung darüber, dass er es gelassen aufnimmt, ist offensichtlich. Sie holt tief Luft, lacht leise. »Für mich auch«, räumt sie ein. »Es ist einfach … Na, ich finde, es ist den Versuch wert. Das Cottage mieten und an Wochenenden und in den Ferien herkommen. Meine Wohnung ist nicht wirklich für ein Baby geeignet, und ich sehe Andy kaum noch.«
»Die Sache ist nur die«, antwortet er ruhig, nimmt seine Tasse und trinkt einen Schluck. »Das Cottage ist vermietet.«
Sie starrt ihn an. »Vermietet?« Sie klingt schockiert, empört. »Was meinst du? Du hast mir nichts davon erzählt.«
Er zwingt sich zu einem betrübten Gesichtsausdruck und zuckt leicht mit den Schultern. »Ich hätte nicht gedacht, dass es dich interessiert. Ein Freund von Mattie hat es für sechs Monate gemietet. Keine Ahnung, wie lange er bleiben will.«
Sie wirkt so bestürzt, dass sie ihm beinahe leidtut. Beinahe, aber nicht ganz.
»Hast du mit Andy über diesen Plan gesprochen?«, fragt er.
»Nein, natürlich nicht«, gibt sie zurück. Sie hat sich noch nicht von ihrem Schock erholt. »Du weißt doch ganz genau, dass er auf See ist. Ich kriege nur ab und zu eine SMS.« Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Dieses Cottage hat monatelang leer gestanden.«
»Hmmm«, pflichtet Will ihr bei und segnet Tim innerlich, »aber so geht das nun einmal. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein wenig überrascht bin, Fi. Ich meine, Brockscombe? Du behauptest immer, dort sagten sich Fuchs und Hase Gute Nacht.«
»Ich weiß, ich weiß. Es hat sich eben einiges verändert. Ich möchte wieder eine engere Verbindung zu meiner Familie. Ist das denn so schwer zu begreifen?«
Sie sieht aus dem Fenster. Die Freude ist ihr verdorben, und ihre Aufregung ist erloschen. William beobachtet sie.
Du hast dich zu neuen Ufern aufgemacht, denkt er. Jetzt willst du einfach zurückspaziert kommen, als hätte sich nichts verändert.
Er fragt sich, wie Andy auf Fionas Plan reagieren würde. Und Charlotte und Kat. William war gerührt, als Charlotte fragte, ob sie das Cottage mieten könnten, und erfreut darüber, dass Andy und sie so nahe bei ihm leben wollten. Er ist sich nicht so sicher, wie Fiona in die kleine Gemeinschaft in Brockscombe passen würde. Er selbst, das weiß er, würde es hassen, sie wieder so nahe zu wissen, nachdem er so schmerzhaft gelernt hat, ohne sie zu leben. Aber hätte er das Recht, sich gegen ihren Einzug zu stemmen?
Seine Erleichterung darüber, dass das momentan gar nicht zur Debatte steht, ist sehr groß.
»Vielleicht könntest du ja hier oder in Ashburton etwas mieten«, schlägt er vor.
»Im guten alten Ashbucket?« Merkwürdig zu hören, dass Fiona Ashburton immer noch beim alten Spitznamen – »Ascheimer« – nennt, mit dem die Einheimischen ihre Stadt belegen. »Zu teuer nur für das Wochenende und die Ferien. Außerdem ist das nicht der Punkt. Ich möchte vor Ort sein. Ich möchte Oliver öfter sehen und ein Teil seines Lebens sein. Ein Familienmitglied und nicht jemand, der nur gelegentlich hereinschneit. Das kannst du doch sicher verstehen, Wills, oder?«
Natürlich kann er das. Er hat die große Freude und das Privileg, dass seine kleine Familie in seiner Nähe lebt, obwohl er dafür sorgt, dass sie ausreichend Privatsphäre hat. Kat und er nehmen sich keine Freiheiten heraus.
»Und außerdem«, sagt er, »könnte Andy anderswohin versetzt werden. Sogar ins Ausland. Es wäre töricht, sich darauf zu verlassen, dass sie in Brockscombe bleiben.«
Sie starrt ihn an. Ihre Freude von eben ist vollständig verflogen. »Aber ihren Hauptwohnsitz hätten sie doch noch in Brockscombe, oder?«
Er zuckt mit den Schultern. »Wer will das wissen? Wenn Francis einmal stirbt, müssen wir uns ohnehin alle etwas Neues suchen. Wir müssen einfach das Beste daraus machen, solange wir können.«
»Für dich sagt sich das so leicht«, versetzt sie scharf.
William trinkt den Kaffee aus. »Ja, so ist es. Tut mir leid, Fi. Ich kann nichts tun.«
»Du könntest mir Bescheid geben, wenn dieser neue Mieter auszieht.«
»Ja, das kann ich. Hör mal, ich muss zurück in die Kanzlei.« Er zögert. »Bist du länger hier, oder ist das nur eine Stippvisite?«
»Ich habe für zwei Nächte reserviert. Ich hatte gehofft, heute vorbeikommen und mir das Cottage ansehen zu können.« Sie unterbricht sich. »Wahrscheinlich würde dein alter Cousin mir nicht ein paar Zimmer in seinem großen, leeren Haus vermieten, oder?«
Lachend steht William auf. »Keine Chance. Dann kommst du uns später besuchen?«
»Ja«, sagt sie. »Ich schreibe Charlotte eine SMS, um zu hören, ob sie da ist.«
Er nickt, bückt sich, um sie auf die Wange zu küssen, und tritt hinaus in den hellen Frühlingssonnenschein.
Fiona sieht ihm nach und bestellt dann noch einen Kaffee. Sie war sich so sicher gewesen, so voller Zuversicht, dass ihr Plan aufgehen würde, dass sie nicht recht weiß, was sie als Nächstes anfangen soll. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, Cousin Francis würde eins der Cottages an jemanden vermieten, der nicht zur Familie gehört. Nachdem die alten Bediensteten ausgezogen waren, hatte Andys Cottage über ein Jahr leer gestanden. Und jetzt ist das andere …
Fiona seufzt, ein kurzer, scharfer, frustrierter Atemzug. Der Plan ist so gut, dass sie es nicht erträgt, ihn aufzugeben. In letzter Zeit nimmt sie jedes Mal, wenn sie nach London zurückkehrt, die Erinnerung an die kleine Welt von Brockscombe mit, an das Lachen, die Nähe – den Familiensinn, auf den sie vor fünf Jahren verzichtet hat, als sie ihre Karriere an die erste Stelle setzte.
Vielleicht war es damals ja ungerecht von ihr gewesen zu behaupten, als Steuerberater könne William überall arbeiten, sie jedoch könne dieses einzigartige Angebot nicht ausschlagen. Schließlich gehörte er seiner Kanzlei seit zwanzig Jahren an; er war direkt nach der Universität eingetreten und hatte schwer gearbeitet, bis er zum Partner aufgestiegen war. Trotzdem …
Fiona stützt die Ellbogen auf den Tisch, hält die Kaffeetasse mit beiden Händen fest und sieht auf die Straße hinaus. Damals war die Verlockung durch London, ein Spitzen-Architekturbüro – und natürlich Sam –, unwiderstehlich gewesen. Sam Deller, der Mann an der Spitze, dessen Cousin eine der Wohnungen in Salcombe gekauft und Sam gegenüber von Fiona gesprochen hatte, hatte sie am stärksten von allem angezogen. Er war witzig, klug, entschlossen, erfolgreich. Sam bekam immer, was er wollte – und er hatte Fiona gewollt. Sie hatte seinem Charme, seinen Komplimenten und vor allem dem Umstand, dass er dabei war, sich in sie zu verlieben, nicht widerstehen können. Was für eine machtvolle Wirkung das auf sie hatte! Wie außerordentlich, brillant und begehrenswert sie sich durch ihn fühlte! Hatte es nicht einmal einen Song darüber gegeben? Falling in love with love …?
Nachdenklich nippt Fiona an ihrem Kaffee. Wie gewöhnlich der arme alte Wills neben Sams Glanz ausgesehen hatte! Seine Ziele hatten so banal gewirkt. Wenn sie am Wochenende nach Hause, nach Ashburton, kam, konnte nichts mehr mithalten: die herrlichen langen Spaziergänge über das Moor, die sie früher beide liebten, der Spaß bei einer köstlichen Tasse Kaffee mit Dave und Steve im Studio Teashop, glückliche Abende mit Freunden in der Weinbar. Diese Vergnügen waren verblasst im Vergleich zu allem, was London – und Sam – ihr boten.
Als sich zwei Jahre später Sams Frau von ihm scheiden ließ, hatte Fiona wirklich geglaubt, sie würden zusammenkommen, bis sie erkannte, dass es noch andere Frauen gab, denen Sam das Gefühl schenkte, etwas Besonderes, brillant und begehrenswert zu sein, neue Frauen, die viel jünger waren als sie. Merkwürdigerweise war das fast eine Erleichterung, als wäre ein Bann gebrochen. Dennoch war ihr erst kürzlich bewusst geworden, dass etwas Wichtiges in ihrem Leben fehlte.
Fiona stellt die Tasse ab, drückt mit den Fingern gegen ihre Schläfen und schiebt ihr Haar zurück. Sie weiß noch genau, in welchem Moment sie diese Veränderung gespürt hat. Es war, als Andy ihr Oliver in den Arm legte. »Da, Grandma«, sagte er. »Sag Oliver Hallo.«
Sein Gewicht und seine Wärme, das winzige runzlige Gesicht, das federleichte lockige Haar – all das zerriss ihr das Herz. Sie sah auf ihn hinunter und hätte angesichts des Wunders des Lebens fast geweint.
»Er sieht aus wie du«, brachte sie heraus.
»Hab Erbarmen, Mum«, protestierte Andy. »Der arme kleine Kerl ist erst zwei Tage alt. Tu uns beiden einen Gefallen.«
»Er ist wunderschön«, sagte sie.
Mit ihm in den Armen saß sie da, wollte ihn gar nicht mehr hergeben und sah zu, wie er unvermittelt den Mund zu einem Gähnen aufriss wie ein Kätzchen und die winzigen Finger spielen ließ, die wie Krabben wirkten. Dann begann er zu weinen. Charlotte holte ihn sich schnell, um ihn zu füttern, und mit einem Mal befand Fiona sich inmitten eines lärmenden Trubels aus glücklichen, lachenden Menschen: William und Kat und Matties und Charlottes Eltern. Und ganz plötzlich erkannte Fiona, dass sie beinahe eine Fremde war, eine Außenseiterin, die für ein paar Stunden aus London gekommen war, um ihren Enkel kennenzulernen. Von einem Moment zum anderen hatte sich alles verändert.
Vorher war sie nur zu Besuch gekommen, wenn Andy Landurlaub hatte. Sie gab sich keine große Mühe, eine Beziehung zu Charlotte aufzubauen, obwohl die Schwiegertochter ihr in der Londoner Wohnung immer willkommen war. In Devon kam es Fiona gelegen, im Cott Inn abzusteigen. Dann schlug sie vor, Andy solle vorbeikommen, während Charlotte arbeitete, um ein Bier zusammen zu trinken oder zu Mittag zu essen, oder sie lud die beiden zum Abendessen ein. So konnte sie ihre Unabhängigkeit wahren. Nun, da sie sich regelmäßige Besuche wünscht, um Oliver zu sehen, fällt es ihr schwer, Charlotte darum zu bitten, in der winzigen Abstellkammer übernachten zu dürfen, die sie zu Anfang abgelehnt hat. Genauso unmöglich erscheint es ihr, plötzlich William und Kat zu fragen, ob sie bei ihnen wohnen kann. Bei jedem Besuch fühlt sie sich ein wenig mehr als Außenseiterin. Sie sieht ein, dass sie sich wirklich aktiv beteiligen und vollkommen vertraut mit jedem Aspekt seiner kleinen Welt sein muss, um einen Platz in Olivers Leben zu haben.
In gewisser Weise eigenartig, denkt Fiona jetzt, während sie ihren Kaffee austrinkt und in ihrer Tasche nach ihrem Handy sucht. Eigenartig, weil sie Andy gegenüber nicht besonders mütterlich war – jedenfalls nicht, dass sie sich erinnern könnte. Vielleicht lag es daran, dass er von Natur aus ihr gehörte, niemand ihn ihr streitig machte und sie sich ihres Platzes in seinem Leben sicher war. Oh, natürlich gab es noch William – und er war ein sehr guter Vater gewesen –, doch sie hatte bei Andy an erster Stelle gestanden. Natürlich kann sie nicht erwarten, bei Oliver an erster oder auch nur an zweiter Stelle zu stehen, aber sie kann trotzdem hoffen, einen besonderen Platz in seinem Leben einzunehmen.
Fiona schiebt die Kaffeetasse weg und beginnt, eine SMS an Charlotte zu tippen.
Charlotte und Tante Kat sitzen immer noch friedlich in der Sonne und trinken Kaffee. Charlotte starrt auf die SMS. Ihr wird das Herz schwer, und Ärger steigt in ihr auf, doch dann nimmt sie sich zusammen. Schließlich ist Fiona ihre Schwiegermutter und Olivers Großmutter.
»Was ist?«, fragt Tante Kat und sieht sie neugierig an. »Doch keine schlechten Nachrichten? Du schaust ziemlich finster drein.«
Charlotte schüttelt den Kopf. »Nein. Ich bin nur ein bisschen erstaunt. Anscheinend ist Fiona hier und fragt, ob sie zum Mittagessen kommen kann. Normalerweise schneit sie doch nicht unangekündigt herein, oder? Sie hat sich immer früh genug bei uns gemeldet.«
»Merkwürdig ist das schon«, pflichtet Tante Kat ihr bei. »Wirst du Ja sagen?«
»Ich weiß nicht.« Bei der Aussicht, dass Fiona so kurzfristig verpflegt werden will, fühlt Charlotte sich leicht verärgert. »Ich wollte einen Teller Suppe essen, nichts Besonderes.«
Am liebsten würde sie erklären, dass sie für ihre Schwiegermutter gern das volle Programm abspult: Das Haus soll ordentlich und sauber sein, Oliver trägt etwas, das Fiona ihm geschenkt hat, und sie kocht etwas Besonderes. Es ist immer leichter, wenn Andy da ist, um Fiona abzulenken, sie zum Lachen zu bringen und sie zu unterhalten, obwohl sich viel verändert hat, seit Oliver auf der Welt ist. Fiona ist vollkommen vernarrt in ihn und kommt sogar zu Besuch, wenn Andy unterwegs ist.
»Ich nehme an, Fiona isst Suppe«, meint Tante Kat. »Oder du könntest sagen, dass du nicht da bist, sie aber zum Tee kommen kann.«
»Ich bin doch da«, wendet Charlotte ein. »Angenommen, sie würde trotzdem auftauchen? Sie könnte einfach hier vorfahren in der Hoffnung, William wäre zu Hause.«
»Na, dann sind wir eben alle ausgeflogen«, erklärt Tante Kat fröhlich. »Du und ich und Ollie essen im Riverford oder im Gartenzentrum Staverton Bridge zu Mittag. Wir bringen etwas Leckeres zum Tee mit, und da kann Fiona gern dazukommen. Wie wäre es damit?«