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Wer glaubt, im Mittelalter ging es immer romanisch zu, der irrt. Meist entschied einstmals, welches Schicksal man zu tragen hat, der Ort, an dem man geboren wurde. Da spielte es keine Rolle, ob man klug oder dumm, gut oder böse, fleißig oder faul war. Auch hatte man in der Regel nicht die Möglichkeit seinem vorbestimmten Los zu entkommen.
Doch bereits zu jener Zeit, als man die Worte Menschenrechte und Menschenwürde noch nicht kannte, gab es Gerichtsbarkeiten, die sich mit den Missetaten der damaligen Zeit beschäftigten und fast immer im Verborgenen gehalten wurden. Aber im Gegensatz zum Vogt, der in der Regel nur seine eigenen Interessen und die seines Lehnsherrn vertrat und oft mit Willkür seine Urteile fällte, machten diese geheimen Gesellschaften keinen Standesunterschied bei den Angeklagten …
Und es gab einige, die wollten einen anderen Weg gehen. Die aus den Grenzen auszubrechen versuchten, welche ihnen ihre Geburt vorgab, weil sie die wahre Liebe getroffen oder ihre Berufung gefunden haben. Manchmal geschah das mit verheerenden Folgen.
In diesem Band finden Sie die verschiedensten, spannenden Geschichten über Schicksale der Menschen jener Zeit, in der Freud und Leid, Leben und Tod häufig dicht beieinander lagen – Geschichten, die das Leben schrieb.
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Rolf Michael
Das Mittelalter
Band 1
Die heimliche Acht
und andere Geschichten aus Nordhessen
Neuauflage
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Claudia Westphal nach Motiven, 2024
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Das Mittelalter
Die heimliche Acht
Vorwort
Ein Kind der Sünde
Auf mein Ritterwort
Die heimliche Acht
Das Hexenkind
Die Liebe der Gänsemagd
Wer glaubt, im Mittelalter ging es immer romanisch zu, der irrt. Meist entschied einstmals, welches Schicksal man zu tragen hat, der Ort, an dem man geboren wurde. Da spielte es keine Rolle, ob man klug oder dumm, gut oder böse, fleißig oder faul war. Auch hatte man in der Regel nicht die Möglichkeit seinem vorbestimmten Los zu entkommen.
Doch bereits zu jener Zeit, als man die Worte Menschenrechte und Menschenwürde noch nicht kannte, gab es Gerichtsbarkeiten, die sich mit den Missetaten der damaligen Zeit beschäftigten und fast immer im Verborgenen gehalten wurden. Aber im Gegensatz zum Vogt, der in der Regel nur seine eigenen Interessen und die seines Lehnsherrn vertrat und oft mit Willkür seine Urteile fällte, machten diese geheimen Gesellschaften keinen Standesunterschied bei den Angeklagten …
Und es gab einige, die wollten einen anderen Weg gehen. Die aus den Grenzen auszubrechen versuchten, welche ihnen ihre Geburt vorgab, weil sie die wahre Liebe getroffen oder ihre Berufung gefunden haben. Manchmal geschah das mit verheerenden Folgen.
In diesem Band finden Sie die verschiedensten, spannenden Geschichten über Schicksale der Menschen jener Zeit, in der Freud und Leid, Leben und Tod häufig dicht beieinander lagen – Geschichten, die das Leben schrieb.
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Band 1
und andere Geschichten aus Nordhessen
Es ist schon seltsam, dass sich in unserer computergesteuerten Welt die »Ritterzeit« immer größerer Beliebtheit erfreut.
Mittelalterliche Veranstaltungen geraten zu Massenveranstaltungen. Man jubelt den »edlen Rittern« bei nachgestellten Turnieren mit Lanze oder Schwert begeistert zu, als ob die Kämpfe dort nicht genau abgesprochen und choreographiert wären, sondern tatsächlich für Ruhm und Ehre und das Lächeln einer Dame ausgefochten würden. Und immer mehr Menschen der heutigen Zeit besuchen diese Veranstaltungen inzwischen auch in selbst geschneiderten Gewändern im Stil des Mittelalters, weil man so gekleidet erst in diese, in einer Zeit der Raumfahrt eigentlich absurde Scheinwelt eintauchen kann.
Ganze Bibliotheken von Sachbüchern, über die Welt des Mittelalters, wurden geschrieben oder werden ganz gewiss noch geschrieben. Doch das eigentliche Wissen um das tatsächliche Leben in jenen Tagen, als die stolzen Ritter auf ihren Burgen hausten, der Bauer mit unmenschlicher Konchenarbeit seine Felder bestellte und in den aufblühenden Städten sich der freiheitliche Bürgersinn entwickelte, ist im Allgemeinen doch sehr gering. In Filmen und Fernsehspielen oder historischen Romanen wird diese Zeit meist geschönt und verklärt dargestellt.
Die Geschichtsbücher behandeln nur die Taten und Heerfahrten der Kaiser und Könige. Wie sich aber die »Ritterzeit« direkt vor unserer Haustür abspielte, das hört man weder in der Schule noch findet es sich in den allgemein zugänglichen Geschichtsbüchern. Meist wissen es nur die Stadtarchive oder Mitglieder der Heimat- und Geschichtsvereine. Und wer sich diesen Kreisen etwas umtut, der stellt fest, dass das Mittelalter nicht nur an den Höfen der Kaiser und Könige sondern auch auf den Burgen, den alten Dörfern und den Fachwerkstädten im Bereich unseres heutigen Lebens Stattgefunden hat.
Fahren Sie einmal nach Melsungen, Spangenberg oder Felsberg und bummeln Sie durch die engen Gassen zum Marktplatz mit dem Rathaus. Überall in den Häusern haben im Verlauf der Jahrhunderte Menschen wie du und ich gelebt, gelitten und gelacht. Und wenn die Bausubstanz der alten Fachwerkhäuser teilweise auch nicht mehr so ganz aus der Ritterzeit stammt, weil sie nach Bränden oder Zerstörungen durch Feinde später wieder aufgebaut wurden, so sind sie doch ungefähr im gleichen Stil wieder errichtet worden. Und in den Dörfern steht gewiss mancher Bauernhof auf altehrwürdigem Fundament. Was aber die »Wohnungen« der Ritter angeht nun, jeder dürfte schon einmal eine Burg oder deren Ruine besichtigt haben. Wir brauchen in unserer nordhessischen Heimat gar nicht weit zu fahren, um in die Vergangenheit eintauchen zu können.
Tun Sie es einfach mal. Die Welt des Mittelalters liegt direkt vor unserer Haustür. Fahren Sie los, erklimmen Sie einen Berg mit einer Burg, auch wenn sie schon halb zerfallen ist und sehen Sie sich auch die Dörfer am Fuß der Burgberge an. Oder schlendern Sie durch die Tore der alten Stadtbefestigungen und finden Sie den Weg durch die Gassen zum Rathaus. Mit etwas Fantasie werden Sie sich dann Dinge vorstellen, die damals in grauer Vorzeit passiert sind oder hätten passiert sein können.
Gewiss, meine »Geschichten aus dem Mittelalter« sind in ihrer ursprünglichen Grundsubstanz frei erfunden und so angelt, dass sie auch dem Leser, der niemals ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen würde, mit einer spannenden Handlung Lesevergnügen bieten. Aber zwischen den Zeilen wollte ich auch etwas Interesse für die damalige Zeit erwecken und Verständnis für die nach unseren Vorstellungen sonderbaren Lebensumstände im »finsteren Mittelalter« schaffen.
Als ich mich dann mit Stadtarchiven im nordhessischen Geschichtsvereinen in Verbindung setzte, denen ich an dieser Stelle recht herzlich für das mir zugesandte Material danke, fanden sich in einigen Fällen Möglichkeiten, die Handlungen in Ereignisse einzupassen, die tatsächlich stattgefunden haben oder die als Hintergrund dienen. Der Leser erkennt es leicht, wenn ich durch die Angabe einer Jahreszahl oder den Namen eines Landgrafen die Zeit der Handlung etwas konkretisiere.
Dieses Buch soll zur Unterhaltung und als »Appetitanreger« dienen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, einladen, sich mit der »Ritterzeit« in unserer nordhessischen Heimat zu beschäftigen:
Das Mittelalter fand direkt vor unserer Haustür statt.
Treten Sie mit mir jetzt geistig hinaus, um es zu erleben …
Rolf W. Michael
Die Mägde, die in Eimern am Brunnen das Wasser schöpfen, strecken tuschelnd ihre Köpfe zusammen, als Bärbel Steyer an ihnen vorbei, hinüber zum Marktplatz will, um bei den Bauern, die zum Markttag aus der Umgebung kommen, zwei Kohlköpfe zu kaufen. Die kleinen Gärten, die hinter den Bürgerhäusern angelegt sind, eignen sich nicht für großen Gemüseanbau. Innerhalb der Stadtmauern ist der Platz knapp bemessen und es genügt gerade für einige Stangenbohnen, Rüben und ein Beet mit verschiedenen Kräutern.
»Nun, Jungfer Bärbel. Wann ist es denn so weit?«, fragt Gerlachs Kathi und kichert. Das ungefähr sechzehnjährige Mädchen spürt, wie die Worte der Tochter des Stellmachers vor Hohn triefen. Doch der Sinn ihrer Worte ist für Bärbel Steyer dunkel. Und die Doppeldeutigkeit in der Rede von Gerlachs Kathi begreift sie überhaupt nicht.
Ihr ist nur seit einigen Tagen entsetzlich übel und sie hat sich mehrfach erbrochen. Außerdem hat sie sich um die Taille stark gerundet, obwohl sie doch nicht mehr zu essen bekommen hat als sonst auch.
Wissen die anderen Mädchen vielleicht, was das für eine Krankheit ist, die sie da hat? Denn dass ihr ständig schlecht ist, hat sie ihnen vor drei Tagen gesagt, als man sie in die gemeinsame Spinnstube abholen wollte. Was hat man da bloß hinter ihrem Rücken über sie geredet? Und was soll dieses Lachen und Kichern der Mädchen, die doch eigentlich ihre besten Freundinnen sind. Zumal jetzt keine mehr kommt, um sie zur Spinnstube abzuholen und sie auch seit diesem Tag auf der Straße von allen gemieden wird.
Gewiss weiß die alte lrmgardis Trubel Rat. Die fast sechzigjährige Frau wohnt im ehemaligen Schweinestall beim Haus des Grobschmiedes und lebt, seit ihr Mann vor mehr als zwanzig Jahren von einem durchgehenden Pferd zu Tode getreten wurde, von kleinen Arbeiten im Tagelohn und von der Mildtätigkeit der Nachbarn. Von der alten lrmgardis geht das Gerede, dass sich jedes Mädchen mit Kummer und Harm an sie wenden könne und noch niemand ohne Tröstung ihre Behausung verlassen habe.
Bärbel wird sich nachher ein Herz fassen und lrmgardis Trubel aufsuchen. Vorher aber muss sie noch den Kohl, den sie kaufen will, schneiden und daraus eine Suppe vorbereiten. Denn der Herr Pfarrer, dessen Haushalt sie führt, will pünktlich nach dem Vesperläuten sein Abendessen haben. Auch wenn Hochwürden sonst ein gutmütiger Mensch ist, bekommt er nicht pünktlich seine Mahlzeiten, setzt es ein heiliges Donnerwetter.
Als Bärbels Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, hat es der hochwürdige Herr zugelassen, dass das Mädchen trotz ihrer Jugend ihre Arbeit im Pfarrhaus übernehmen konnte. Die Verwandten ihrer Mutter wollen nichts von dem Mädchen wissen, weil ihre Mutter aus der Familie ausgestoßen wurde. Denn Bärbel ist, wie man es in jenen Tagen ausdrückte, ein Kind der Sünde und niemand weiß, wer ihr Vater ist. Das gilt als große und unauslöschbare Schande für die ganze Familie, und deshalb ist Bärbels Mutter, als sie noch mit dem Kind schwanger ging, von ihrem harten Vater vom Hof gewiesen und ihrem Schicksal überlassen worden. Nach Meinung der ganzen Sippe hatte man damit ein gottgefälliges Werk getan. Die Schwangere hatte gesündigt, mochte sie nun zusehen, wie sie Buße tat.
In ihrer Verzweiflung war Bärbels Mutter in die Stadt gegangen, wo der Pfarrer, allen Heiligen sei es gedankt, gerade eine Magd brauchte, die ihm den Haushalt führt. Denn Gottes heilige Kirche achtet streng darauf, dass der Zölibat eingehalten wird und sich der geistliche Stand der Leidenschaft des Fleisches enthält.
Bärbels Mutter hatte zwar kaum Kontakt in der Stadt, aber Bärbel wuchs im Pfarrhaus von Homberg mit den anderen Kindern der Nachbarschaft auf. Und da ihre Mutter ja beim Pfarrer im Dienst war, fragte niemand nach ihrem Vater. Doch die Tage der Kindheit sind vorbei und auf der letzten Fastnacht war Bärbel sogar das erste Mal mit im Saal des Wirtshauses, wo getanzt wurde, und wo sie dann … aber daran will Bärbel im Augenblick nicht denken. Der Ritter, der sie an der Hand nahm und in den Tanzreigen führte, wohnt hoch oben auf der Burg inmitten der Stadt. Bärbel Steyer hat ihn seither nicht wieder gesehen.
Wenn nur diese … immer wiederkehrende …Übelkeit …nicht wäre …
*
»Kein Zweifel, Mädchen.