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Niemand ahnt, dass die Bewohner des keinen verschlafenen Ortes Durham ein grausiges Geheimnis bewahren: die Prozession ins Totenmoor.
Nacht für Nacht locken bleiche Geister mit ihren unheimlichen Stimmen ihre unvorsichtigen, neugierigen Opfer ins verhängnisvolle Moor. Keiner weiß, was dort geschieht, denn niemand, der den Geistern folgte kam jemals zurück.
Doch eines Tages tauchte die junge, ehrgeizige Reporterin Jane Sullivan auf. Sie möchte einen sensationellen Bericht über den Spuk von Durham schreiben. Denn sie glaubt, dass es nur das ist– ein Spuk. Sie vermutet, dass hier jemand sein Unwesen treibt, der Besucher für den Ort fernhalten möchte. Deshalb beschließt sie, dem geheimnisvollen Geisterzug ins Moor zu folgen …
Gelingt es ihr, das Mysterium ums Totenmoor zu lüften, oder hören die Bewohner von Durham in dieser Nacht auch ihren qualvollen Todesschrei?
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Rolf Michael
Prozession ins Totemoor
Unheimlicher Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © Oskar Walder nach Motiven, 2023
Korrektorat Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Prozession ins Totenmoor
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
Eine kleine Auswahl der Romane von Rolf Michael, die bereits erhältlich sind oder sich in Vorbereitung befinden
Niemand ahnt, dass die Bewohner des keinen verschlafenen Ortes Durham ein grausiges Geheimnis bewahren: die Prozession ins Totenmoor.
Nacht für Nacht locken bleiche Geister mit ihren unheimlichen Stimmen ihre unvorsichtigen, neugierigen Opfer ins verhängnisvolle Moor. Keiner weiß, was dort geschieht, denn niemand, der den Geistern folgte kam jemals zurück.
Doch eines Tages tauchte die junge, ehrgeizige Reporterin Jane Sullivan auf. Sie möchte einen sensationellen Bericht über den Spuk von Durham schreiben. Denn sie glaubt, dass es nur das ist – ein Spuk. Sie vermutet, dass hier jemand sein Unwesen treibt, der Besucher für den Ort fernhalten möchte. Deshalb beschließt sie, dem geheimnisvollen Geisterzug ins Moor zu folgen …
Gelingt es ihr, das Mysterium ums Totenmoor zu lüften, oder hören die Bewohner von Durham in dieser Nacht auch ihren qualvollen Todesschrei?
***
Flüsternde Stimmen ließen Jane Sullivan aus dem Halbschlaf aufschrecken. Stimmen, in denen ein geheimnisvoller Ton schwang.
Sofort war die Reporterin mit dem langen, kupferfarbigen Haar hellwach. Sie warf die Bettdecke zur Seite und war mit einem Sprung aus dem Bett. Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, schlich sie zum Fenster und schob die schweren Gardinen zur Seite. Neugierig spähte sie durch den schmalen Spalt nach draußen.
Es war sehr finster. Eine dunkle Wolke hatte sich vor die zunehmende Mondsichel geschoben und ließ Bewegungen auf der Hauptstraße von Durham nur erahnen.
Bewegungen, die von Menschen herrührten. Wenn es Menschen waren …
Jane Sullivan hatte einige Erzählungen gehört, die von unheimlichen Vorgängen in der Nähe von Durham berichteten. Unmittelbar hinter der Grenze dieser Kleinstadt im Südwesten Englands begann eines der letzten Moorgebiete, das bis zum heutigen Tag noch nicht trockengelegt oder für den Tourismus erschlossen war.
Die Bevölkerung senkte die Stimme, wenn sie vom Totenmoor redete, denn wer sich ohne ortskundigen Führer in die trügerische Sumpflandschaft wagte, der kam in den seltensten Fällen zurück.
Von Geisterspuk im Moor war die Rede. Von Stimmen aus der unheimlichen Landschaft. Und von dem unheimlichen Leichenzug, der sich in der Nacht ins Moor aufmachte …
»Sie ist wach geworden, Christopher. Wenn sie es nun sieht …!« Cynthia McQueen rüttelte ihren Mann, der laut schnarchte und sich nur mit unwilligem Brummen bequemte, die süßen Gefilde des Schlafes zu verlassen. Wieder rüttelte Cynthia die Schultern des Wirtes vom »Old Curser«, dem einzigen Pub von Durham. Die Angst um die junge, lebensprühende Frau aus London, die sich hier im »Old Curser« einquartiert hatte, ließ sie die unwirsche Reaktion ihres Gatten vergessen, die er normalerweise zeigte, wenn er aus dem ersten Schlaf gerissen wurde.
»Sie hat im Voraus für eine Woche bezahlt!«, lallte er schwer unter der Bettdecke hervor. »Wir sind nur für die Sicherheit der Gäste in unserem Haus verantwortlich. Wenn sie dem unheimlichen Zug folgt, ist das ihre Sache. Sie ist nicht die Erste, die so neugierig ist …!« »Aber sie ist doch noch so jung!«, redete Cynthia eifrig weiter. »Wir sollten sie wenigstens warnen …!«
»Das wagen nur Narren!«, stieß Christopher McQueen hervor. Der Wirt vom »Curser« war nun hellwach geworden. Er wusste, was es bedeuten konnte, wenn man es wagte, aus dem Fenster zu sehen, sobald die Geisterstimmen aus dem Moor bis herüber nach Durham drangen.
Er wusste genug über den unheimlichen Leichenzug, der sich nun formieren würde. Doch es gab wenige Menschen, die ihn gesehen hatten und noch lebten. Der alte Ebenezer Smyth hatte sich vor einigen Jahren an der Schwelle seines Hauses mit Ketten anschmieden lassen, um den Spuk einmal mit eigenen Augen zu sehen. So wurde er davor bewahrt, dass ihn das Schicksal der anderen Menschen traf, die neugierig genug waren, das Geheimnis des Totenmoores lüften zu wollen.
Am nächsten Morgen war das von grauen Strähnen durchzogene Haar von Ebenezer Smyth weiß geworden, und er lallte wie ein dreijähriges Kind. Nur bruchstückhaft gelang es Frederic Lenehan, dem Bürgermeister von Durham, etwas über den Spuk zu erfahren.
Ebenezer Smyth dämmerte die letzten Tage seines Lebens in einer Nervenheilanstalt dahin.
Seither wagten die Bewohner von Durham nicht mehr aus dem Fenster zu sehen, wenn sie auf den Straßen ihrer Stadt nach dem Mitternachtsschlag der Turmuhr die flüsternden Geisterstimmen vernahmen.
Jeder wusste, dass die Neugierigen ein entsetzliches Schicksal erwartete. Alle in Durham kannten die uralte Legende von dem Leichenzug. Und jeder wusste, welch grausiges Schicksal den Unglücklichen traf, der versuchte, das Geheimnis zu lüften.
»Ich höre sie ganz deutlich, obwohl sie sich Mühe gibt, keine Geräusche zu machen!«, sagte die Wirtin. »Genau wie alle anderen wird sie dem Spuk verfallen. Warte nur, Christophen Gleich werden wir ihre Schritte auf der Treppe hören, dann das leise Klappen der Haustür.«
»Was kümmert das uns!«, knurrte Christopher McQueen. »Ich habe ihr eindringlich eingeschärft, egal, was geschieht, nicht aus dem Fenster zu sehen. Mehr kann ich nicht tun. Es ist verboten, über die Geister zu reden. Jeder weiß von dem Spuk. Doch unser Bürgermeister hat Angst, dass sich unser Ort lächerlich macht, wenn man außerhalb etwas davon erfährt!«
»Und darum lasst ihr die Menschen gehen und ihr grausames Schicksal finden!«, stieß Cynthia aufgebracht hervor. Die nicht mehr ganz junge Frau mit der etwas zur Fülle neigenden Figur war erbost. Sie konnte nicht verstehen, dass ihr Mann dieses Mädchen aus London, das hier einige Tage Urlaub machen wollte, in ihr Verderben rennen lassen wollte.
»Sie hat sicher den Spuk gesehen. Sie ist nicht zu retten!«, knurrte der Wirt. »Wenn es dich beruhigt, kannst du für sie beten. Mehr kannst du doch nicht tun!«
»Und ob ich mehr tun kann!«, brach es aus ihr hervor. »Immer habe ich tatenlos zugesehen, wenn neugierige Touristen dem Spuk ins Moor gefolgt sind, um dort zu sterben. Doch jetzt ist damit Schluss! Ich sorge dafür, dass der Spuk vom Totenmoor diesmal seinen Weg zieht, ohne dass ihm ein lebendiges Wesen folgt.«
»Was soll das, Cyn?«, fuhr Christopher McQueen erregt auf. »Willst du uns ins Unglück stürzen!«
»Ich werde das junge Mädchen zurückhalten. Ich werde sie warnen!«, erklärte Cynthia mit Trotz in der Stimme.
»Das kannst du nicht. Das darfst du nicht!«, stammelte der Wirt vom »Curser«, entsetzt. »Du begibst dich in Lebensgefahr!«
»Mein Leben ist der Preis wert!«, sagte sie mit Stolz in der Stimme. »Wage es doch, mich zurückzuhalten!«
»Du weißt doch, dass ich mich fürchte, auch nur einen Blick auf den Spuk zu werfen!«, sagte er mit fast weinerlicher Stimme. »Ich muss immer wieder an Ebenezer Smyth denken. Stets aufs Neue sehe ich sein vom Grauen gezeichnetes Gesicht vor mir. Er hat die Geister von Durham gesehen. Und wie fürchterlich hat er für seine Neugier bezahlt.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Doch mir graut davor, so zu werden, wie Ebenezer in seinen letzten Tagen war. Nein, Cyn! Ich werde nicht aufstehen und dich zurückhalten. Ich kann es einfach nicht …!« Er warf sein Gesicht zurück in die Kissen. Cynthia McQueen hörte gedämpftes Schluchzen herausdringen.
»Ich tue, was ich muss!«, pressten ihre Lippen hervor. Dann ergriff sie entschlossen die Türklinke und drückte sie hinab …
Eine unsichtbare Macht drängte Jane Sullivan hinaus. Auf der Straße waren schattenhafte Umrisse von Menschen zu erkennen, die sich zu einer seltsamen Prozession formierten.
Die fünfundzwanzigjährige Reporterin beachtete die Macht nicht, die sie zwang, das unheimliche Geschehen von Durham zu beobachten. Eben wegen dieser nächtlichen Ereignisse war sie in dieses gottverlassene Nest in der Grafschaft Dorset gefahren, um genaue Recherchen über diese merkwürdigen Phänomene vorzunehmen, die keine natürliche Erklärung zuließen.
Eine Kollegin aus Deutschland, mit der sie seit den Tagen ihrer Studienzeit eine recht intensive Freundschaft verband, hatte ihr davon erzählt. Monika Morell war eine Expertin für alles, was mit der Welt des Übersinnlichen zu tun hatte.
Jane Sullivan sah in der Möglichkeit, echtem Spuk nachgehen zu können, die Chance ihres Lebens. Gelang es ihr, eine gute Story abzuliefern, deren Echtheit von anderer Seite bestätigt werden konnte, hatte sie es geschafft. Dann war es vorbei mit den Reportagen über Hausfrauenausstellungen und Windhunderennen. Danach konnte sie sich sicherlich die Storys aussuchen, die sie schreiben wollte.
Die ehrgeizige Reporterin hob sich aus der großen Masse der Kollegen durch spektakuläre Berichte und exklusive Fotos immer wieder hervor. Das Mädchen, das man vorher mit drittklassigen Aufträgen bedacht hatte, wollte nun sensationelle Enthüllungen über tatsächlich existierenden Geisterspuk liefern.
Die Hoffnung, es einigen hochnäsigen Kollegen in der Redaktion zeigen zu können, wischte das ungute Gefühl kommenden Unheils in ihr beiseite, als sie in Waterloo-Station in den Zug stieg, der sie bis nach Dorchester, der Hauptstadt dieser Grafschaft gebracht hatte. Dort hatte bereits ein kleiner Austin auf sie gewartet, den sie für die Dauer ihrer Recherchen gemietet hatte.
Für die Redaktion ihrer Zeitung war Jane Sullivan offiziell im Urlaub. Sie wollte nicht, dass jemand Wind von der Sache bekam und ihr den dicken Fisch vor der Nase wegschnappte.
Am frühen Vormittag war sie in Durham eingetroffen und hatte sich im »Old Curser« einquartiert.
»Old Curser« – die Schänke zum »alten Flucher«. Das war nicht gerade ein einladender Name. Doch es war der einzige Gasthof in Durham. Und noch ein Pub hätte in dem Ort mit den höchstens zweihundert Einwohnern nicht existieren können. Wer etwas erleben wollte, musste nach Dorchester oder in eine der anderen idyllisch-verträumten Kleinstädte von Dorset fahren.
Den Bewohnern von Durham schien die Abgeschiedenheit ganz recht zu sein. Sie waren nicht unfreundlich, jedoch wenig gesprächig, wie Jane Sullivan während ihres Spaziergangs zwischen Lunch und five o’Clock-Tea erfuhr. Vor allem, wenn Jane das Gespräch vom Wetter und der demnächst fälligen Heuernte auf die nächtlichen Ereignisse zu lenken suchte, zeigten die Einwohner von Durham nur noch verschlossene Gesichter.
Eisige Mienen und entsetztes Schweigen schlugen ihr entgegen, sooft sie nur den gespenstischen Leichenzug erwähnte.
Nur die Warnung des Wirtes war eindeutig gewesen, als er ihr sagte, bevor sie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte: »Wenn Ihnen Ihr Leben und das Heil Ihrer Seele etwas wert sind, dann blicken Sie in der Nacht niemals aus dem Fenster!« Der Ernst, in dem er sprach, hätte für Jane Sullivan normalerweise ausgereicht, die Warnung zu beachten.
Doch sie war ja gekommen, um den Dingen, vor denen ein jeder Angst hatte, auf den Grund zu gehen.
Daher hatte sie die verbleibende Stunde bis Mitternacht alles darangesetzt, wach zu bleiben.
Von Monika Morell hatte sie gehört, dass es gefährlich sein sollte, dem Geheimnis von Durham nachzugehen. Und ihre vorangegangenen Recherchen hatten ergeben, dass es zwar einige Wagemutige gegeben hatte, die dem Zug gefolgt waren. Über ihr Verbleiben jedoch schwieg sich das Moor aus.
Die schmutzig-grauen Wasser der Schlammtümpel gaben keines der Opfer wieder heraus, das einmal in ihre Gewalt geraten war. Die leise blubbernde Moordecke war sicherer als ein Grab auf dem Friedhof von Linestone, der auf der anderen Seite des Totenmoores lag.
Sandra Barring, Monikas beste Freundin, die in einer Londoner Privat-Detektei arbeitete, hatte ihr in ihrer Freizeit geholfen, die Akten bei Scotland Yard durchzusehen. Da jedoch nie eine Spur von den Neugierigen gefunden wurde, hatte man die Personen als »vermisst« registriert. Obwohl kaum anzunehmen war, dass die Unglücklichen noch unter den Lebenden weilten, wagte keiner direkt von Mord zu reden.
Wenn es einen Mörder gab, war es das Moor selbst. Denn selbst im gespenstergläubigen England würde niemand auf die Idee kommen, einen Spuk unter Mordanklage zu stellen. Die Wesen, die gestaltlos unter uns wandeln, werden von den Gerichten nicht als Täter anerkannt.
Jane Sullivan angelte nach ihrer Bluse und schlüpfte in ihre Jeans. Schnell vergewisserte sich die Reporterin, dass die leistungsstarke Taschenlampe in ihrer Umhängetasche war. Mit geübtem Griff überprüfte sie auch die kleine Taschenpistole. Man konnte nie wissen, was einem dort draußen begegnete …
Sie drückte die Klinke leise herab. Dennoch war ein verhaltenes Knarren nicht zu vermeiden, als sich die Tür langsam in ihren Angeln drehte.
Vorsichtig blickte Jane nach draußen auf den Gang.
Alles war dunkel. Nur leicht blinkte der Schein einer trüben Straßenlaterne ins Innere des Hauses.