Das Nachhilfekompendium  Band 1 - Nachhilfeforschung - Stephan Layh - E-Book

Das Nachhilfekompendium Band 1 - Nachhilfeforschung E-Book

Stephan Layh

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Beschreibung

Das Nachhilfekompendium bietet in den drei Bänden Nachhilfeforschung, Lernpsychologie für Nachhilfekräfte und Das Handbuch für die Nachhilfepraxis einen umfassenden Überblick über den heutigen wissenschaftlichen und praxisorientierten Wissensstand zum Thema Nachhilfeunterricht. Band 1 des Nachhilfekompendiums – Nachhilfeforschung – beleuchtet die Geschichte der Nachhilfeforschung von 1976 bis 2024 anhand vielfältiger Einzelstudien, pädagogischer sowie digitaler Nachhilfemodelle. Auf dieser breit angelegten und international ausgerichteten Forschungsbasis integriert das Nachhilfekompendium in Band 1 die vielfältigen Erkenntnisse der Nachhilfeforschung in einem allgemeinen Funktionsmodell des Nachhilfeunterrichts (Grundmodell) und beschreibt die Nachhilfetätigkeit anhand von sieben Handlungsfeldern einer Nachhilfekraft. Damit wird erstmalig der heutige wissenschaftliche Wissensstand für am Thema Nachhilfeunterricht theoretisch wie praktisch interessierte Berufs- und Personengruppen wie Nachhilfekräfte, Eltern, Lehrkräfte, Bildungsforscher und alle Anbieter von Nachhilfeunterricht zugänglich und für die Praxis nutzbar gemacht. Die einzelnen Handlungsfelder, einer Nachhilfekraft werden anhand forschungsbasierter Thesen detailliert beschrieben, sodass die von der Nachhilfeforschung erkannten und detailliert beschriebenen Effektivitätskriterien, Organisationsprinzipien, Methoden, Taktiken und Strategien eines wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts in der Praxis umgesetzt werden können. Band 1 des Nachhilfekompendiums dient damit als umfassende und wissenschaftlich fundierte Wissensquelle sowie als theoretischer und praktischer Begleiter für alle mit dem Thema Nachhilfeunterricht befassten Berufs- und Personengruppen.

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Seitenzahl: 364

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Stephan Layh

Das NachhilfekompendiumBand 1Nachhilfeforschung

Forschung, Theorie und Praxis des wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts

© 2024 Stephan Layh

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Stephan, Layh, Kreuzstraße 4/1 74321, Germany.

Gender-Hinweis

Die in diesem Buch verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen. Auf eine Doppelnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.

Website zum Buch:

www.nachhilfekompendium.de

Kontakt:

[email protected]

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Einleitung

Das Nachhilfekompendium

Nachhilfeforschung

Zwei Arten der wissenschaftlichen Modellbildung

Digitale Nachhilfemodelle

Pädagogische Nachhilfemodelle

Kapitel 1 - Die Geschichte der Nachhilfeforschung von 1976 bis 2024

1976 USA Studie – The Role of Tutoring in Problem Solving

1984 USA Studie – The 2 Sigma Problem: The Search for Methods of Group Instruction as effective as one-to-one Tutoring

1993 USA Studie - The Human Tutorial Dialogue Project

1993 Studie USA - Motivational techniques of expert human tutors: Lessons for the design of computer-based tutors.

1994 USA Studie - Eliciting Self-Explanations Improves Understanding

1995 USA Studie - Collaborative Dialogue Patterns in Naturalistic one-to-one Tutoring

1995 USA Studie: Cognitive Tutors: Technology Bringing Learning Science to the Classroom

1996 USA Abhandlung - Vygotsky, Tutoring and Learning

1996 USA Studie - How Tutors Characterize Students: A Study of Personal Constructs in Tutoring

1997 USA Studie - An Anatomy of Naturalistic Tutoring

1997 USA Studie - INSPIRE-Modell - Scaffolding Techniques of Expert human Tutors.

2000 USA – Abhandlung – Implications of the ACT-R Learning Theory: No Magic Bullets

2000 USA Ausbildung - The Master Tutor – A Guidebook For More Effective Tutoring

2001 USA Studie - Learning from Human Tutoring

2001 USA Studie - A Comparative Evaluation of Socratic versus Didactic Tutoring

2002 USA Abhandlung - Intelligent tutoring systems: Architecture and characteristics

2003 USA Studie - The Role of Initiative in Tutorial Dialogue.

2004 USA Studie - Can Tutors Monitor Students’ Understanding Accurately?

2006 USA Anhandlung - The Behavior of Tutoring Systems

2006 USA Präsentation – All you need to know about ITS

2007 USA Studie – Explaining Self-Explaining: A Contrast between Content and Generation.

2007 USA Sammelband – The Tutoring Revolution Applying Research for Best Practices, Policy Implications, and Student Achievement

2007 USA – Studie – Tutor Learning: The Role of Explaining and Responding to Questions

2008 USA Studie – What Are You Feeling? Investigating Student Affective States During Expert Human Tutoring Sessions

2008 USA Studie – Dialogue Modes in Expert Tutoring

2011 Germany – Studie – Qualifizierungsgrad von Nachhilfelehrern – Eine empirische Studie über die Wirksamkeit von Nachhilfelehrern

2011 USA Abhandlung – Joining the Conversation: Idea Exchange – Scaffolding: Tutor Training Activity

2011 USA ITS Forschung und Entwicklung – Generalized Intelligent Framework for Tutoring (GIFT)

2011 Germany – Training für Nachhilfekräfte – Praxisleitfaden für Nachhilfelehrer

2015 USA Studie – Unsupervised Discovery of Tutorial Dialogue Modes in Human-to-Human Tutorial Data

2015 USA Studie – Tutorial Dialogue Modes in a Large Corpus of Online Tutoring Transcripts

2018 USA Modell – Why Does Tutoring Work?

2018 Germany, Modell und Studie – Nachhilfe als eine besondere Form individueller Förderung

2021 USA Modell/Training – How Tutoring works

2021 Australia Modell und Ausbildung - The TutorNetwork

2022 USA Proven Tutoring – Wissenschaftlich fundierte Nachhilfeprogramme

2014 – 2023 USA Saga-Education – Modell/Ausbildung/Nachhilfeplattform

2021 – 2023 USA - Ausbildung/Plattform für Nachhilfekräfte/Forschungsbasis - National Student Support Accelerator

2024 Aktuelle Nachhilfeforschung

Kapitel 2 – Zentrale Bereiche der Nachhilfeforschung

Der Unterschied zwischen Fachunterricht und Nachhilfeunterricht

Formen des Nachhilfeunterrichts und deren Effektivität

Die Schülerwahrnehmung

Der Nachhilfestil

Die Selbsterklärungsforschung

Interaktion

Der Nachhilfedialog

Lerntheoretische Orientierung

Unterrichtstheorie

Formen der Lernförderung: Scaffolding und Lernassistenz

Lerntheoretische Bezüge: Scaffolding, Bruner, Wygotski

Steuerung und Organisation

Die Nachhilfestunde

Inhaltliche Schwerpunkte des Nachhilfeunterrichts

Persönlichkeitsförderung

Zusammenfassung - Zentrale Bereiche der Nachhilfeforschung

Kapitel 3 - Digitale Nachhilfemodelle

Das Zwei-Schleifen-Modell digitaler Nachhilfesysteme

Makroadaptivität und Mikroadaptivität

Die Architektur digitaler Nachhilfesysteme

Zusammenfassung – Digitale Nachhilfemodelle

Kapitel 4 – Pädagogische Nachhilfemodelle

Die 10 pädagogischen Nachhilfemodelle im Vergleich

Beschreibung der Wirksamkeitskriterien der pädagogischen Nachhilfemodelle

Vergleichende Darstellung der Wirksamkeitskriterien pädagogischer Nachhilfemodelle

Kapitel 5 – Zusammenfassung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Forschungsbereich 2 - Pädagogische Nachhilfemodelle

Forschungsbereich 3 - Zentrale Bereiche der Nachhilfeforschung

Zusammenfassung und Integration der Forschungsbereiche

Steuerung

Organisation

Interaktion

Schülerwahrnehmung

Inhalte

Methoden

Persönlichkeit

Kapitel 6 - Ein Grundmodell des forschungsbasierten Nachhilfeunterrichts

Die allgemeine Funktionsweise des auf Forschung basierenden Nachhilfeunterrichts

Kapitel 7 – Thesen zu einem wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterricht

Steuerung

Organisation

Interaktion

Schülerwahrnehmung

Inhalte

Methoden

Persönlichkeit

Überblick: Elemente des forschungsbasierten Nachhilfeunterrichts

Zusammenfassung und Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Das Nachhilfekompendium Band 1 - Nachhilfeforschung

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Titelblatt

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Einleitung

Anhang

Das Nachhilfekompendium Band 1 - Nachhilfeforschung

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Einleitung

Das Nachhilfekompendium

Eine Nachhilfekraft hat den Auftrag, einen für einen Schüler oder eine Kleingruppe von Schülern individuellen LehrLernprozess zu gestalten und diesen fortlaufend an die Lernentwicklung und die Persönlichkeit eines Schülers anzupassen.

Wie dieser Individualisierungsprozess wissenschaftlich fundiert gestaltet werden kann, wird von der Nachhilfewissenschaft seit mehr als fünfzig Jahren im Detail erforscht und beschrieben. Damit besteht heute ein umfangreicher Wissensschatz zum Thema Nachhilfeunterricht.

Bisher ist das forschungsbasierte Wissen über Nachhilfeunterricht jedoch verstreut in Studien, pädagogischen und digitalen Modellen des Nachhilfeunterrichts, Trainings, Praxisanleitungen und verschiedenen Ausbildungen zur Nachhilfekraft und damit nicht in zusammengefasster und integrierter Form zugänglich.

Das Nachhilfekompendium schließt diese Lücke auf dem Veröffentlichungsmarkt zum Thema Nachhilfeunterricht. Das Nachhilfekompendium bietet eine zusammenfassende und die vielfältigen Bereiche der Nachhilfeforschung integrierende Darstellung des heutigen Wissensstandes zum Thema Nachhilfeunterricht.

Das Nachhilfekompendium besteht aus den drei Bänden:

• Nachhilfeforschung

• Lernpsychologie für Nachhilfekräfte

• Das Handbuch für die Nachhilfepraxis

Die drei Bände sind inhaltlich verbunden, können jedoch je nach spezifischem Leserinteresse unabhängig voneinander genutzt werden.

Band 1 – Nachhilfeforschung

Band 1 des Nachhilfekompendiums – Nachhilfeforschung - stellt die Geschichte der Nachhilfeforschung anhand von Studien und pädagogischen sowie digitalen Nachhilfemodellen dar, fasst das von der Nachhilfeforschung erarbeitete Wissen zusammen und integriert dieses in einem Grundmodell anhand dessen die wissenschaftlich fundierte Nachhilfetätigkeit in Form des Zusammenwirkens einer äußeren und einer inneren Schleife des Nachhilfeunterrichts sowie anhand von sieben, forschungsbasiert klar definierbaren Handlungsfeldern einer Nachhilfekraft beschrieben wird.

Band 2 - Lernpsychologie für Nachhilfekräfte

Da ein wissenschaftlich fundierter Nachhilfeunterricht vielfältige Bezüge zur Lernpsychologie und lernpsychologisch fundierte Methoden und Strategien beinhaltet, werden in Band 2 des Nachhilfekompendiums – Lernpsychologie für Nachhilfekräfte - den sieben Handlungsfeldern einer Nachhilfekraft grundlegende lernpsychologische Erkenntnisse, Begriffe, Konzepte und Lerntheorien zugeordnet. Damit wird auf der Basis der Erkenntnisse der Nachhilfeforschung ein lernpsychologisch fundierter Nachhilfeunterricht beschrieben.

Band 3 – Das Handbuch für die Nachhilfepraxis

Band 3 des Nachhilfekompendiums - Das Handbuch für die Nachhilfepraxis - integriert die auf der Nachhilfeforschung basierenden sieben Handlungsfelder einer Nachhilfekraft mit zentralen Aussagen der Lernpsychologie sowie mit bewährten Methoden aus der Nachhilfepraxis. Das Handbuch beschreibt anhand des wissenschaftlich fundierten Grundmodells des Nachhilfeunterrichts, die praktische Gestaltung des Individualisierungsauftrages einer Nachhilfekraft in Form des koordinierten Zusammenwirkens einer äußeren und einer inneren Schleife sowie anhand konkreter Handlungsanleitungen für alle sieben Handlungsfelder einer Nachhilfekraft.

Nachhilfeforschung

Band 1 des Nachhilfekompendiums - Nachhilfeforschung - geht auf systematische Weise vor, um die Grundlagen eines wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts auf der Basis der Nachhilfeforschung herauszuarbeiten, zusammenzufassen, zu ordnen und zu integrieren. Die einzelnen Schritte entsprechen den Kapiteln im Buch.

Kapitel 1

Das Kapitel behandelt die vielfältigen Teilbereiche der Nachhilfeforschung anhand von Studien, pädagogischen und digitalen Nachhilfemodellen und Kernaussagen von Nachhilfeforschern in chronologischer Abfolge von 1976 bis 2024.

Kapitel 2

Die verschiedenen Teilbereiche, Erkenntnisse und Studien werden in eine Ordnung von zentralen Bereichen und Teilbereichen der Nachhilfeforschung gebracht. Es ergeben sich daraus sieben zentrale Bereiche der Anpassung des Nachhilfeunterrichts an einen Schüler und damit sieben Handlungsfelder einer an der Nachhilfewissenschaft orientierten Nachhilfepraxis.

Kapitel 3

In diesem Kapitel werden grundlegende Erkenntnisse der auf die Entwicklung digitaler adaptiver Nachhilfesysteme (ITS- Intelligent Tutoring Systems) ausgerichteten Nachhilfeforschung dargestellt. Das grundlegende Individualisierungsprinzip des Nachhilfeunterrichts in Form des Zusammenwirkens einer äußeren mit einer inneren Schleife und den darin jeweils ausgeführten Teilfunktionen eines Nachhilfesystems wird dargestellt.

Kapitel 4

Die Wirksamkeitskriterien von zehn pädagogischen Nachhilfemodellen werden verglichen, um einen Konsens zwischen den pädagogischen Nachhilfemodellen bezüglich der für einen wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterricht zentralen Wirksamkeitskriterien zu erkennen. Obwohl die untersuchten pädagogischen Modelle jeweils eigene und häufig nicht aufeinander bezogene Forschungsgrundlagen und Forschungsbezüge aufweisen, können Übereinstimmungen in den Wirksamkeitskriterien für einen wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterricht erkannt werden.

Kapitel 5

Die Erkenntnisse der Nachhilfeforschung, welche auf die Entwicklung von digitalen adaptiven Nachhilfesystemen (ITS-Intelligent Tutoring Systems) ausgerichtet ist, die Wirksamkeitskriterien pädagogischer Nachhilfemodelle sowie die Erkenntnisse vielfältiger Teilbereiche der Nachhilfeforschung werden zusammengefasst und den zuvor von der Nachhilfeforschung abgeleiteten sieben Handlungsfeldern einer Nachhilfekraft zugeordnet.

Kapitel 6

Ausgehend von der Integration der Erkenntnisse der verschiedenen Bereiche der Nachhilfewissenschaft wird ein allgemeines integratives Funktionsmodell bzw. Grundmodell des Nachhilfeunterrichts abgeleitet. Das Grundmodell beschreibt den Individualisierungsprozess im Nachhilfeunterricht anhand des Zusammenwirkens einer äußeren und einer inneren Schleife sowie anhand der schülerspezifischen Gestaltung, Gewichtung und Koordination von sieben Handlungsfeldern einer Nachhilfekraft.

Kapitel 7

Ausgehend von der Zusammenfassung und Integration der verschiedenen Wissensbereiche und Erkenntnisse der Nachhilfewissenschaft werden für jedes Handlungsfeld einer Nachhilfekraft wissenschaftlich fundierte Thesen abgeleitet.

Auf der Basis der Zusammenfassung und Integration vielfältiger Forschungszweige der Nachhilfewissenschaft wird die Erfüllung des Auftrages einer Nachhilfekraft, einen für einen Schüler oder eine Kleingruppe von Schülern individuellen Lehr-Lernprozess zu gestalten, wissenschaftlich fundiert beschrieben.

Band 1 des Nachhilfekompendiums – Nachhilfeforschung - kann damit als Wissensfundus und als theoretischer und praktischer Begleiter für die Gestaltung eines an der Nachhilfewissenschaft ausgerichteten Nachhilfeunterrichts genutzt werden und bietet für alle Berufs- und Personengruppen mit theoretischem und praktischem Interesse an der Gestaltung individualisierter Lehr-Lernprozesse anhand des Grundmodells des Nachhilfeunterrichts, der sieben Handlungsfelder einer Nachhilfekraft sowie den von der Nachhilfeforschung abgeleiteten Thesen für die jeweiligen Handlungsfelder einen zusammenfassenden und die vielfältigen Forschungsgebiete der Nachhilfewissenschaft integrierenden Zugang zu der Wissensbasis eines wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts.

Kernfragen der Nachhilfeforschung

Edward E. Gordon formuliert in dem Buch „The Tutoring Revolution“ (Gordon, 2007) Kernfragen der Nachhilfeforschung. So schreibt der Autor:

„Einige der Forschungsfragen, mit denen sich die Autoren zu befassen hoffen, werden dazu beitragen, das grundlegende Wer, Was, Warum, Wann, Wo und Wie sowohl der Nachhilfekräfte als auch des Nachhilfeunterrichts besser zu definieren:

• Wer sind die effektivsten Nachhilfekräfte? Welche sind die beruflichen Hintergründe erfolgreicher Nachhilfekräfte?

• Was sind die besten Praktiken (best practices) im Bereich der Nachhilfe?

• Warum funktioniert die Nachhilfe?

• Wann wird die Nachhilfe wirksam? Wie viel Zeit (Time on Task) wird benötigt, um eine Lernverbesserung zu erzielen?

• Wo findet Nachhilfe am besten statt? Unter welchen Bedingungen erzielen wir bessere Ergebnisse?

• Wie können wir Nachhilfe-Praktiken entwickeln, die von den Prinzipien der Lernpsychologie abgeleitet sind?“ (Gordon, 2007, S. 43)

Zwei Arten der wissenschaftlichen Modellbildung

Digitale Nachhilfemodelle

Die Nachhilfeforschung, die auf die Entwicklung digitaler intelligenter Nachhilfesysteme (ITS – Intelligent Tutoring Systems) ausgerichtet ist, hat auf der Basis der wissenschaftlichen Untersuchung primär von Nachhilfedialogen das Grundprinzip der Individualisierung von Lehr-Lernprozessen formuliert. Dieses wurde von Kurt VanLehn in der Abhandlung The behavior of tutoring systems (VanLehn, 2006) in Form des Zusammenwirkens von zwei Schleifen, nach denen ein digitales Nachhilfesystem funktioniert, dargestellt.

Die äußere Schleife

In der äußeren Schleife werden dem Lernstand des Schülers entsprechende Aufgaben, Inhalte, Konzepte ausgewählt. Hier findet die inhaltliche Differenzierung statt, die den individuellen Lernweg eines Schülers, ausgehend von seinem jeweils aktuellen Lernstand, hin zu dem von einem Lehrplan geforderten Leistungsniveau ermöglicht.

Die innere Schleife

Die innere Schleife des Systems unterstützt den Schüler bei jedem einzelnen Schritt der Aufgabenbearbeitung mit an die Fehler und das Wissen sowie Fehlvorstellungen des Schülers angepassten Methoden wie Hinweise, Fragen, Erklärungen und visuellen Darstellungen des Lernstoffs. Dabei sammelt und speichert das System fortlaufend aktuelle Informationen über die Lernentwicklung des Schülers, welche durch einen IST/SOLL-Vergleich in der Auswahl der für den Schüler passenden Themen, Inhalte und Aufgaben als Information an die äußere Schleife weitergeleitet werden.

Individualisierung durch Koordination der inneren und äußeren Schleife

Durch dieses koordinierte Zusammenwirken der beiden Schleifen des Systems wird der Schüler systematisch, d. h. durch die Auswahl von im Niveau sich stetig steigernden und, falls notwendig, verringernden, aber immer eng am jeweiligen Wissensstand des Schülers orientierten Inhalten, Teilinhalten, Aufgaben und Themen auf einem individuellen Lernweg zu den Leistungszielen eines Lehrplans geführt.

Aktuelle digitale Systeme reagieren zusätzlich auf das emotional-motivationale Lernerleben des Schülers und assistieren den Schüler auch in diesem Bereich mit gezielten Hilfestellungen, sodass auch digitale Nachhilfesysteme, mit zunehmenden technischen Möglichkeiten, auf die Persönlichkeit des Schülers eingehen.

Pädagogische Nachhilfemodelle

Pädagogische Nachhilfemodelle machen Aussagen darüber, was Nachhilfeunterricht im Kern effektiv macht, welche Ziele durch Nachhilfeunterricht erreicht werden sollen und wie Nachhilfeunterricht die in dem jeweiligen Modell formulierten Ziele erreichen soll.

Pädagogische Nachhilfemodelle können anhand ihrer pädagogischen Wirksamkeitskriterien bzw. Kernelemente charakterisiert und verglichen werden. Bisher besteht kein Konsens bezüglich der Kernelemente und damit der Zielsetzungen von Nachhilfeunterricht. Dieser kann nur durch einen Vergleich der Kernelemente und durch die Ermittlung ihrer Übereinstimmungen geschehen. Ein solcher Vergleich der Wirksamkeitskriterien pädagogischer Nachhilfemodelle wird in Kapitel 4 durchgeführt. Die pädagogischen Nachhilfemodelle, welche in diesem Vergleich herangezogen werden, sind:

1. The Master Tutor von Dr. Ross MacDonald (MacDonald, 1994)

2. Das INSPIRE-Experten-Modell (Lepper et al., 1997)

3. The Tutoring Revolution (Gordon, 2007)

4. Praxisleitfaden für Nachhilfelehrer (Van Kessel & Haag, 2011)

5. Why Tutoring Works Robert Slavin (Blog, 2018)

6. Saga-Coach (Saga Education, 2014–2023)

7. How Tutoring Works (Frey et al., 2021)

8. www.tutoringstandards.com (2023)

9. www.thetutornetwork.org.au (2023), (The tutor network (o. D.)

10. National Student Support Accelerator (National Student Support Accelerator, 2023)

Obwohl diese Modelle sehr unterschiedliche Forschungsbezüge haben, können Übereinstimmungen in deren Wirksamkeitskriterien bzw. Kernelementen erkannt werden.

Kapitel 1 - Die Geschichte der Nachhilfeforschung von 1976 bis 2024

In dem folgenden historischen Überblick über die Nachhilfeforschung werden Einzelstudien, pädagogische und digitale Nachhilfemodelle sowie Kernaussagen von Nachhilfeforschern dargestellt. Das Kapitel schließt mit einer Übersicht über die aktuelle Nachhilfeforschung.

1976 USA Studie – The Role of Tutoring in Problem Solving

Nachhilfe wird von den Autoren als Scaffolding-Prozess in sechs Schritten charakterisiert. (Scaffolding: Ein Gerüst aus Hilfestellungen)

In dem Text „Vygotsky, Tutoring and Learning“ (Wood & Wood, 1996) beschreiben die Autoren David Wood & Heather Wood“ den Scaffolding-Prozess wie folgt:

Scaffolding kann als ein Versuch gesehen werden, die erste dieser Fragen zu beantworten: Was ist das Wesen von Hilfe oder Anleitung? Es wurde vorgeschlagen, dass der Erwachsene mehrere wichtige Nachhilfefunktionen übernehmen könnte. Dazu gehörte,

• das Interesse des Kindes an der Aufgabe zu wecken,

• eine Ausrichtung auf aufgabenrelevante Ziele herzustellen und

• aufrechtzuerhalten,

• kritische Merkmale der Aufgabe hervorzuheben, die das Kind übersehen könnte,

• zu zeigen, wie die Ziele erreicht werden können, und

• zu helfen, Frustration zu kontrollieren.

Letzteres wurde erreicht, indem sichergestellt wurde, dass das Kind weder mit zu viel Komplexität allein gelassen wurde, noch umgekehrt zu wenig Spielraum für Beteiligung und Initiative bei der Aufgabenbearbeitung erhielt“ (Wood & Wood, 1996, S. 1).

Die Autoren der Studie „The Role of Tutoring in Problem Solving“ (Wood et al., 1976), fassen den Nachhilfeprozess wie folgt zusammen:

„Bei der Diskussion über Problemlösung oder den Erwerb von Fähigkeiten wird in der Regel davon ausgegangen, dass der Lernende allein und ohne Hilfe ist. Wenn der soziale Kontext berücksichtigt wird, wird er normalerweise als eine Instanz des Modellierens und Nachahmens behandelt. Die Intervention eines Tutors kann jedoch weit mehr als das beinhalten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Art »Gerüst«, das ein Kind oder einen Anfänger in die Lage versetzt, ein Problem zu lösen, eine Aufgabe auszuführen oder ein Ziel zu erreichen, das ohne Hilfe nicht zu erreichen wäre. Dieses »Scaffolding« besteht im Wesentlichen darin, dass der Erwachsene die Elemente der Aufgabe »kontrolliert«, die anfangs die Fähigkeiten des Lernenden übersteigen, sodass er sich nur auf die Elemente konzentrieren und diese erledigen kann, die in seinemKompetenzbereich liegen. Die Aufgabe wird so zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Wir gehen jedoch davon aus, dass der Prozess für den Lernenden potenziell viel mehr bewirken kann als eine unterstützte Bearbeitung der Aufgabe. Es kann schließlich dazu führen, dass der Lernende seine Aufgabenkompetenz in einem Tempo entwickelt, das seine ungestützten Bemühungen weit übertrifft“ (Wood et al., 1976, S. 3).

1984 USA Studie – The 2 Sigma Problem: The Search for Methods of Group Instruction as effective as one-to-one Tutoring

Diese Studie kann als wegweisende und möglicherweise als die am häufigsten zitierte Studie in der Nachhilfeforschung angesehen werden, weil sie den Nachweis geliefert hat, dass Nachhilfeunterricht, wenn er gemäß den organisatorischen und didaktischen Kriterien der Studie organisiert ist, zu einer Verbesserung der Schülerleistung um bis zu zwei Standardabweichungen im Vergleich zum Schulunterricht führen kann.

Edward Gordon beschreibt die Organisation des Nachhilfeunterrichts in der Studie von Benjamin Bloom wie folgt:

„…(3) Nachhilfe – Situationen, in denen ein Schüler ein Thema erlernt, mithilfe einer Nachhilfekraft auf einer eins zu eins oder (höchstens) Eins-zu-Drei-Basis lernt, gefolgt von formativen Tests, Feedback, Korrekturverfahren und Folgetests zur Beurteilung der Beherrschung des Lernstoffs“ (Gordon, 2007, S. 108).

Die Studie von Benjamin Bloom erlaubt ein „Rating“ der Organisationsformen von Unterricht im Sinne ihrer jeweiligen Effektivität für Schüler.

Bloom (1984, 1995) beschrieb drei Unterrichtsmethoden:

1. Konventionell – Situationen, in denen man etwa dreißig Schüler pro Lehrer hat und regelmäßige formative Tests zur Bewertung der Schüler durchgeführt werden,

2. Mastery-Learning-Situationen, in denen man dreißig Schüler pro Lehrer hat und einige formative Tests zusammen mit zusätzlichen Tests zur Beurteilung der Beherrschung des Lernstoffs gegeben werden, und

3. Nachhilfe-Situationen, in denen ein Schüler ein Fach mithilfe einer Nachhilfekraft auf einer eins zu eins oder (höchstens) Eins-zu-Drei-Basis, gefolgt von formativen Tests, Feedback, Korrekturverfahren und Folgetests zur Beurteilung der Beherrschung des Lernstoffs, erlernt“ (Gordon, 2007, S. 108).

Beim Vergleich der drei Unterrichtsmethoden stellte Bloom fest, dass der durchschnittliche Schüler unter der Nachhilfebedingung etwa zwei Standardabweichungen (2 SigmaEinheiten) über der durchschnittlichen Klasse der Kontrollgruppe lag, während der durchschnittliche Schüler unter der Bedingung des Mastery Learning etwa eine Standardabweichung (1 Sigma-Einheit) über dem durchschnittlichen Schüler der Kontrollgruppe lag. Bei konventionellem Unterricht erreichen nur etwa 20 Prozent der Schüler die höchsten summativen Leistungsniveaus, aber bei Nachhilfeunterricht erreichten 90 Prozent das höchste summative Niveau und etwa 70 Prozent der Schüler mit Mastery Learning erreichten das höchste summative Niveau.

1993 USA Studie - The Human Tutorial Dialogue Project

„Dieses Projekt ist die erste empirische Studie über den menschlichen Nachhilfedialog aus einer konversationsanalytischen Perspektive, d. h. die konversationelle Interaktion steht im Mittelpunkt der Analyse und nicht etwa größere Lehrtechniken“ (Fox, 1993, S. xi).

„Wenn ich mich in dieser Studie auf die Nachhilfe beziehe, beschränke ich mich auf die Nachhilfe in Naturwissenschaften und Mathematik. Die Forschung zum Nachhilfeunterricht in den Geisteswissenschaften steht noch aus, und unsere Ergebnisse gelten nicht unbedingt für diese Bereiche“ (Fox, 1993, S. 1).

„Nachhilfe wird also nicht als Vermittlung von Informationen über einen wissenschaftlichen Bereich gesehen, sondern als eine Möglichkeit, Methoden und Praktiken für die Verwendung statischer Problemstellungen als Brücke zu einer Reihe von Aktivitäten zu vermitteln“ (Fox, 1993, S. 118).

Erste Erkenntnis: Die zentrale Aufgabe von Nachhilfeunterricht

Die erste Erkenntnis, die in Kapitel 4 ausführlich erörtert wurde und sich wie ein roter Faden durch die anderen Kapitel zieht, besteht darin, dass die Funktion des Nachhilfelehrers darin besteht, dem Schüler Methoden zur Kontextualisierung abstrakter Symbole und Beschreibungen beizubringen – einschließlich sprachlicher Ausdrücke in Problemstellungen, Formeln, Konstanten, Variablen usw.

Die Bedeutung dieser Eigenschaft beruht auf zwei Tatsachen: erstens. Die Kontextualisierung ist individuell zugeschnitten, um genau den Bedürfnissen des Schülers in diesem Moment zu entsprechen; und zweitens macht die Kontextualisierung für den Schüler die sonst verborgenen Aktivitäten sichtbar, die für wissenschaftliche (und mathematische) Konzepte grundlegend sind“ (Fox, 1993, S. 118).

„Ich bezeichne diesen Prozess als Kontextualisierung abstrakter Formen, und ich behaupte, dass dieser Prozess die Daseinsberechtigung des Nachhilfeunterrichts ist“ (Fox, 1993, S. 2).

Zweite Erkenntnis der Studie: Unbestimmtheit des Dialogs

„Die zweite Erkenntnis ist die Unbestimmtheit der Nachhilfesprache und der Nachhilfekommunikation. Das heißt, im Nachhilfeunterricht (wie in jeder Konversation) ist ein bestimmtes sprachliches Element (einschließlich des Schweigens) grundsätzlich offen für eine unbestimmte Anzahl vonInterpretationen und Umdeutungen. Die Unbestimmtheit ist ein grundlegendes Prinzip der Interaktion und kann zumindest als eine Teilursache für den nicht reglementierten Charakter der Interaktion angesehen werden (siehe insbesondere Kapitel 9)“ (Fox, 1993, S. 119).

Dritte Erkenntnis der Studie: Nachhilfe ist vollständig interaktiv.

„Die letzte Erkenntnis über das Wesen der Nachhilfe ist, dass sie vollständig interaktiv ist und eine vollständige gegenseitige Orientierung beinhaltet: Jede Äußerung, jede Erklärung, jede Klärungsfrage ist für einen bestimmten Schüler oder Tutor bestimmt, mit bestimmten Bedürfnissen, zu einem bestimmten Anlass, mit einer bestimmten Diskursgeschichte, wie sie von Tutor und Schüler dargestellt und verstanden wird. Jede Äußerung, jede Problemlösungssequenz, jede Sitzung, ist eine gemeinsame Leistung beider Personen“ (Fox, 1993, S. 119)

Theoretische Grundsätze und Nachhilfe

„Welche Bedeutung haben diese theoretischen Grundsätze für die Untersuchung des MenschMensch-Unterrichts? Da diese Prinzipien für alle Formen menschlicher Interaktion gelten, gelten sie natürlich auch für die menschliche Nachhilfe, sodass die erste Linie der Relevanz darin besteht, dass die menschliche Nachhilfe durch diese Prinzipien konstruiert wird: Die Analyse von Nachhilfedialogen erfordert daher die Beachtung dieser Prinzipien. Weniger offensichtlich ist, dass sie ein neues Licht auf die Praxis des Nachhilfeunterrichts werfen. Die aktuelle Studie, die sich auf die interaktive Rolle von Aktivität, Kontext und Sprache konzentriert und sich auf natürlich vorkommende Nachhilfestunden stützt, kann somit eine neue Art von Daten mit entsprechend neuen Annahmen und Schlussfolgerungen liefern. Am wichtigsten ist jedoch, dass diese Prinzipien und die Rahmen und Methoden, in denen sie sich befinden, in der Realität der gelebten Zeit und aus der Perspektive der Teilnehmer die wiederkehrenden Methoden zum Leben erwecken, mit denen Lehren und Lernen in einem Eins-zu-eins-Setting vollzogen werden, dem prototypischen kognitiven Ereignis, das als eine durch und durch soziale Leistung angesehen wird“ (Fox, 1993, S. 6-8).

1993 Studie USA - Motivational techniques of expert human tutors: Lessons for the design of computer-based tutors.

In der Abhandlung „Motivational Techniques of expert human Tutors“, (Lepper et al., 1993) beschreiben die Autoren, dass sich Nachhilfekräfte ein die Person des Schülers betreffendes, emotional-motivationales und ein kognitives Bild bezüglich des Lernstands von ihren Nachhilfeschülern machen und auf der Basis beider Wahrnehmungsbereiche didaktische, motivationale und methodische Entscheidungen treffen.

„Sowohl in allgemeinen Interviews über ihre Philosophie des Nachhilfeunterrichts als auch in spezifischen Kommentaren zu ihren eigenen Handlungen in tatsächlichen Nachhilfesitzungen scheinenunsere besten Nachhilfelehrer Fragen der Motivation und des Affekts mindestens ebenso viel Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen wie Fragen der Information und der Kognition.

Insbesondere bei der Arbeit mit Förderschülern (remedial students) beschreiben diese Nachhilfelehrer ihre größte Herausforderung häufig nicht darin, zu entscheiden, was dem Kind beigebracht werden muss, sondern darin, zu entscheiden, wie sie das, was beigebracht werden muss, auf eine Weise vermitteln können, die die Lernenden nicht weiter entmutigt oder in Bedrängnis bringt.

Auf der Grundlage dieser Interviews und einer detaillierten Analyse der tatsächlichen Reaktionen dieser Tutoren bei der Arbeit mit den Schülern in den Nachhilfestunden haben wir begonnen, ein Modell der Leistung von erfahrenen menschlichen Tutoren zu erstellen, zumindest für den Bereich des frühen Mathematikunterrichts.

Die zentrale These dieses Modells ist, dass die Handlungen erfahrener und nachweislich effektiver menschlicher Nachhilfelehrer bei der Arbeit mit einzelnen Schülern aus der gleichzeitigen Berücksichtigung zweier komplementärer Diagnosemodelle abgeleitet werden, die der Nachhilfelehrer in Bezug auf den spezifischen Schüler, mit dem er oder sie arbeitet, konstruiert und kontinuierlich überarbeitet - ein kognitives und ein affektives.

Auf der kognitiven Seite versucht der Nachhilfelehrer zu diagnostizieren und zu überwachen - wenn auch oft weniger präzise und systematisch als computergestützte Diagnosesysteme -, was der Schüler weiß und was er nicht weiß, und welche größerenMissverständnisse den Fehlern des Schülers zugrunde liegen könnten.

Auf der affektiven Seite versucht der Nachhilfelehrer, den sozio-emotionalen Zustand des Kindes zu diagnostizieren und zu überwachen, wenn auch auf weniger präzise und deterministische Weise.

Insbesondere glauben wir, dass es für einen effektiven menschlichen Nachhilfelehrer einen großen Unterschied macht, ob der Schüler aufmerksam oder abgelenkt, interessiert oder gelangweilt, zuversichtlich oder ängstlich in Bezug auf seine Leistung erscheint. Wir sehen also, dass Nachhilfelehrer versuchen, sowohl dem kognitiven als auch dem affektiven Zustand des Lernenden gleichzeitig und kontinuierlich Aufmerksamkeit zu schenken, und wir betrachten ihre pädagogischen Entscheidungen - von der Frage, welches Problem als Nächstes präsentiert werden soll, bis zu der Frage, wie auf einen bestimmten Fehler oder einen Gesichtsausdruck reagiert werden soll - als abhängig von diesen gleichzeitigen kognitiven und affektiven Modellen des Schülers.

Wenn dies der Fall ist, können kognitive und motivationale Überlegungen unter verschiedenen Umständen in einer von drei Beziehungen zueinander stehen.

Häufig werden sich beispielsweise die pädagogischen Implikationen dieser beiden parallelen Modelle der Gefühle des Schülers und der Kognition des Schülers als völlig kongruent zueinander erweisen und dem Nachhilfelehrer jeweils dieselbe Handlung nahelegen. Nach einer erfolgreichenReihe von Versuchen auf einem bestimmten Schwierigkeitsniveau könnten beispielsweise sowohl eine kognitive als auch eine motivationale Analyse die Überlegung nahelegen, zu Problemen mit einem höheren Schwierigkeitsgrad und einer höheren Komplexität überzugehen.

Sowohl motivationale als auch kognitive Überlegungen können den Tutor dazu veranlassen, leitende oder herausfordernde Fragen zu stellen, abstrakte Ideen in vertrauten oder interessanten Kontexten zu präsentieren oder außergewöhnliche Leistungen zu loben“ (Lepper et al., 1993, S. 15-16).

Die Autoren beschreiben in dieser Studie motivierende Strategien, wie sie bei Nachhilfeexperten und hocheffektiven Nachhilfekräften nachgewiesen wurden.

"Strategien zur Steigerung der Herausforderung und des Selbstvertrauens

Ein Gefühl der Herausforderung aufrechterhalten. Modulieren Sie die objektive Aufgabenschwierigkeit.

1. Wählen Sie entsprechend schwierige Aufgaben für den Schüler aus.

(a) Gehen Sie generell von leichteren zu schwierigeren Aufgaben über, wenn die Fähigkeiten des Schülers zunehmen.

(b) Passen Sie den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Aufgaben an den aktuellen Kenntnisstand des Schülers an.

2. Bieten Sie dem Schüler ein Gerüst aus Hilfestellungen an.

(a) Entscheiden Sie, ob, wann und wie Sie in die Problemlösung eingreifen, um Fehler zu vermeiden oder zu korrigieren.

(b) Zerlegen Sie das Problem so, dass die Anzahl der für eine erfolgreiche Problemlösung erforderlichen Schritte verringert wird.

(c) Erhöhen oder verringern Sie die Spezifität der dem Schüler gegebenen Hinweise in Abhängigkeit von den Schwierigkeiten des Schülers an einem bestimmten Punkt.

Modulieren der subjektiven Aufgabenschwierigkeit

1. Betonen Sie die Schwierigkeit der Aufgabe.

2. Fordern Sie den Schüler direkt heraus.

3. Treten Sie in einen spielerischen Wettbewerb mit dem Schüler.

Das Selbstvertrauen stärken, den Erfolg maximieren.

1. Maximieren Sie den Erfolg direkt.

(a) Loben Sie den Schüler nach einem Erfolg

(b) Drücken Sie nach einem Erfolg das Vertrauen in den Schüler aus.

2. Den Erfolg indirekt maximieren.

(a) Kommentieren Sie die Schwierigkeit der Aufgabe vor oder nach dem Erfolg (d. h. lassen Sie den Erfolg als eine noch größere Leistung erscheinen)

(b) Betonen Sie die Eigenverantwortung des Schülers nach dem Erfolg (d. h. stellen Sie den Schüler als unabhängigen Problemlöser dar)

(c) Treten Sie in einen spielerischen Wettbewerb mit dem Schüler, nachdem dieser erfolgreich war (d. h. zeigen Sie, wie der Schüler die Nachhilfekraft „überlistet“ hat)

Misserfolge minimieren

1. Minimieren Sie Misserfolge direkt.

(a) Beruhigen Sie und zeigen Sie Mitgefühl für den Schüler nach einem Misserfolg.

(b) Neudefinition von Erfolg und Misserfolg (d. h. Betonung von Teilerfolgen oder Annäherung an die gewünschte Lösung)

2. Misserfolge indirekt minimieren

(a) Kommentieren Sie die Schwierigkeit der Aufgabe vor oder nach dem Misserfolg (d. h. geben Sie die Schwierigkeit der Aufgabe als Grund für den Misserfolg an)

(b) Geben Sie Entschuldigungen nach dem Scheitern ab (d. h. geben Sie Erklärungen, die dem Schüler die Verantwortung für das Scheitern abnehmen)

(c) Geben Sie indirektes Feedback (d. h. stellen Sie Fragen und geben Sie Hinweise, anstatt eine Antwort ausdrücklich als falsch zu bezeichnen)" (Lepper et al., 1993, S. 121123).

"Strategien zur Förderung von Neugier und Kontrolle

„Wecken Sie die Neugierde.

"1. Verwenden Sie sokratische Methoden.

(a) Wählen Sie Probleme aus, die von sich aus „leitende“ Fragen aufwerfen oder der Nachhilfekraft später erlauben, solche zu stellen.

(b) Stellen Sie „aufschlussreiche“ Fragen zur Problemlösung, die nach erfolgreicher Durchführung weitere Überlegungen oder Formulierungen erfordern.

2. Assoziative Methoden anwenden

(a) Stellen Sie Probleme in realen Kontexten dar, die zeigen, wie das vermittelte Wissen von Menschen genutzt werden könnte, die die Schüler kennen, mögen oder respektieren.

(b) Stellen Sie Probleme in Fantasiekontexten dar, die es den Schülern ermöglichen, sich mit beliebten Figuren oder interessanten Situationen zu identifizieren.

2. Förderung des Gefühls der persönlichen Kontrolle

1. Erhöhen Sie die objektive Kontrolle.

(a) Bieten Sie echte Wahlmöglichkeiten in Situationen an, in denen der Nachhilfelehrer nicht sicher ist, was für den Schüler am besten wäre (z. B. die Wahl zwischen zusätzlicher Hilfe, der Anwendung einer bestimmten Strategie oder dem Weitergehen zu schwierigeren Problemen)

(b) Bieten Sie unterrichtlich irrelevante Wahlmöglichkeiten an (z. B. die Wahl, welche Farbe der Stift oder das Papier haben soll, welche Hilfsmittel verwendet werden sollen oder welche Namen den Figuren in einem Wortproblem gegeben werden sollen)

(c) Erlauben Sie den Schülern, ihre eigenen Ideen und Vorschläge einzubringen, und gehen Sie auf vernünftige Vorschläge ein

(d) Übertragen Sie die Kontrolle physisch von der Nachhilfekraft auf das Kind

2. Erhöhung der subjektiven Kontrolle

(a) Verwenden Sie einen indirekten Feedback-Stil (z. B. Fragen stellen und Hinweise geben, anstatt Antworten zu geben)

(b) Erzeugen Sie die Illusion von Kontrolle, indem Sie vorgeben, dem Schüler eine Wahl zu lassen, oder vorgeben, als würden Sie einer Bitte nachkommen.

(c) Betonen Sie ganz offen die eigene Handlungsfähigkeit des Schülers in der Situation" (Lepper et al., 1993, S. 121-123).

1994 USA Studie - Eliciting Self-Explanations Improves Understanding

Im Abstract der Studie “Eliciting Self-Explanations Improves Understanding“ (TH et al., 1994) schreiben die Forscher zum Selbsterklärungseffekt:

„Beim Lernen geht es darum, neue Informationen in das vorhandene Wissen zu integrieren. Sich selbst Erklärungen zu geben (self-explaining) erleichtert diesen Integrationsprozess. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Selbsterläuterung den Erwerb von Problemlösungsfähigkeiten beim Studium ausgearbeiteter Beispiele verbessert. Diese Studie erweitert dieses Ergebnis und zeigt, dass Selbsterklärungen auch dann förderlich sein können, wenn sie explizit gefördert werden, und zwar im Kontext des Lernens von deklarativem Wissen aus einem expositorischen Text. Ohne umfangreiches Training wurden 14 Schüler der achten Klasse nach dem Lesen jeder Zeile eines Textes über das menschliche Kreislaufsystem aufgefordert selbst zu erklären.

Zehn Schüler der Kontrollgruppe lasen denselben Text zweimal, wurden aber nicht aufgefordert, selbst zu erklären. Alle Schüler wurden vor und nach der Lektüre auf ihr Wissen über das Kreislaufsystem getestet. Die aufgeforderte Gruppe hatte einen größeren Wissenszuwachs vom Vortest zum Nachtest. Außerdem haben die Schüler, die eine große Anzahl von Selbsterklärungen lieferten (die hohen Erklärer) mit größerem Verständnis gelernt als diejenigen, die wenig erklärten. Das Verstehen wurde überprüft durch die Beantwortung sehrkomplexer Fragen und das Herleiten der Funktion einer Komponente, wenn diese nur implizit genannt wurde. Das Verstehen wurde außerdem erfasst durch eine Analyse des mentalen Modells der Selbsterklärungsprotokolle. Hohe Erklärer haben alle das richtige mentale Modell des Kreislaufsystems, während viele der unaufgeforderten Schüler sowie die niedrigen Erklärer dies nicht taten“ (TH et al., 1994, S. 1).

Die Studie zeigt, dass das Geben von Selbsterklärungen von Schülern zur aktiven Konstruktion von Wissen führt.

…Das bedeutet, dass die restlichen Regeln, die zur Lösung der Probleme benötigt wurden, vom Löser konstruiert werden mussten. Vermutlich erleichterte das Selbsterklären die Konstruktion dieser Regeln. Dieser Befund unterstreicht die in der Einleitung gemachte Feststellung, dass das Erlernen einer prozeduralen Fertigkeit nicht allein in der direkten Codierung und der anschließenden Beschleunigung der Instruktion bestehen kann“ (TH et al., 1994, S. 32).

1995 USA Studie - Collaborative Dialogue Patterns in Naturalistic one-to-one Tutoring

Die Nachhilfeforscher der Studie „Collaborative Dialogue Patterns in naturalistic one-to-one tutoring“ beschreiben den Nachhilfeprozess, wie er von nicht geschulten Nachhilfekräften strukturiert und durchgeführt wird. Sie stellen Kriterien zur Unterscheidung von geschultem und nicht geschultem Nachhilfeunterricht auf und geben damit eine Orientierung für die Ausbildung von Nachhilfekräften.

„Abschließende Kommentare

Unsere Untersuchung normaler Nachhilfekräfte hat die Komponenten des Lernens identifiziert, die im Nachhilfedialog vorherrschend sind.

• Die Nachhilfekraft und der Schüler führen einen kollaborativen Dialog, während sie Beispielprobleme lösen.

• Sie erarbeiten gemeinsam tiefer gehende Erklärungen als in traditionellen Unterrichtssituationen.

• Die Schüler*Innen haben mehr Gelegenheit, Fragen zu stellen.

• Die Nachhilfekraft steuert den Dialog in Form eines Lehrplanskripts und eines 5-stufigen Dialograhmens.

• Die Nachhilfekraft ist ein höflicher Gesprächspartner; sie gibt Anweisungen in Form von indirekten Aufforderungen und korrigiert Fehler der Schüler*Innen auf eine indirekte Art.

Eine Reihe von Lernkomponenten war auffallend abwesend, mangelhaft oder unterentwickelt:

• aktives Lernen der Schüler,

• ausgefeilte pädagogische Strategien,

• in realen Szenarien verankerte Fälle,

• schnelle Annäherung an gemeinsame Bedeutungen,

• Fehlerdiagnose,

• differenziertes Feedback zu schlechten Schülerbeiträgen und

• Taktiken zur Förderung von Affekt und Motivation.

Unsere Analysen haben also den Raum der potenziellen Lernmechanismen eingegrenzt, die während des normalen Nachhilfeunterrichts existieren. Dieses Projekt hat einige der Grenzen zwischen normalem ungeschultem Nachhilfeunterricht, geschultem Nachhilfeunterricht und intelligenten Nachhilfesystemen verschärft. Es ist aus mehreren Gründen wichtig, diese Grenzen zu bestimmen. Ein Grund ist, dass die überwiegende Mehrheit der Nachhilfekräfte in den tatsächlichen Schulsystemen ungelernte Nachhilfekräfte sind, wie die 13 Nachhilfekräfte in unseren Stichproben. Da ungelernte Nachhilfekräfte die Norm sind, ist es wichtig zu verstehen, wie sie unterrichten und wie die daraus resultierenden Lernerfahrungen die Lernergebnisse beeinflussen. Es ist bereits gut dokumentiert, dass ungelernte Nachhilfekräfte bessere Lernergebnisse erzielen als herkömmliche Aktivitäten im Klassenzimmer. Was bisher fehlte, war ein Verständnis des Prozesses des ungelernten Nachhilfeunterrichts. Ein zweiter Grund für die Verschärfung der Grenzen betrifft den Gegensatz zwischen ausgebildeten und nicht ausgebildeten Nachhilfekräften. Geübte Nachhilfekräfte sind vermutlich besser als ungelernte Nachhilfekräfte. Wir können nun feststellen, was geübte Nachhilfekräfte tun, während ungelernte Nachhilfekräfte es nicht tun. Dies ist notwendig, um wirksame Nachhilfekräfte auszubilden;wir wissen, welche Lernkomponenten und Nachhilfestrategien von den Nachhilfekräften auf natürliche Weise umgesetzt werden und welche nicht. Ein dritter Grund für die Verschärfung der Grenzen betrifft den Gegensatz zwischen ungelernten Nachhilfekräften und intelligenten Nachhilfesystemen. Wir haben ein besseres Verständnis dafür, wie intelligente Tutorensysteme anspruchsvollere pädagogische Strategien bieten als ungeschulte Einzeltutoren. Wir wissen auch, was nötig wäre, damit die Dialogfunktion eines intelligenten Tutorensystems ein natürliches Nachhilfegeschehen zwischen Menschen nachahmt“ (Graesser et al., 1995, S. 23).

Der 5-Step-Tutoring Frame

Ein zentrales Merkmal des Nachhilfedialogs ist der 5-Step-Tutoring-Frame, eine Schrittfolge bzw. Struktur, die den Nachhilfedialog kennzeichnet. Der 5-Step-Tutoring-Frame wird wie folgt dargestellt:

„Schritt 1:

• Der Nachhilfelehrer stellt eine Frage

• Wenn der Nachhilfelehrer die Frage nicht versteht oder die Frage nicht so gestellt wird, wie sie gemeint ist, stellt der Nachhilfelehrer eine neue Frage.

Schritt 2:

• Der Schüler beantwortet die Frage.

Schritt 3:

• Der Nachhilfelehrer gibt eine kurze Rückmeldung/Feedback

• Die Rückmeldung des Tutors ist positiv, negativ oder neutral.

• Das Feedback ist linguistisch oder paralinguistisch (z. B. Kopfnicken).

• Die Intonation ist wichtig.

Schritt 4:

• Der Nachhilfelehrer verbessert die Qualität der Antwort:Der Nachhilfelehrer:

• fügt eine vollständige oder teilweise Antwort ein.

• fasst die Antwort zusammen.

• gibt einen Hinweis.

• fragt den Schüler nach weiteren Informationen.

• gibt Erklärungen oder Begründungen.

• vertieft die Antwort.

• stellt Fragen, um die Antwort zu vertiefen.

• führt ein Beispiel an.

• korrigiert eine Fehlvorstellung.

• gibt eine direkte oder eine indirekte Aufforderung an den Schüler, eine Aufgabe zu erledigen.

Schritt 5:

• Der Nachhilfelehrer überprüft das Verständnis des Nachhilfeschülers

• Der Nachhilfelehrer fragt, ob der Schüler verstanden hat.

• Der Nachhilfelehrer stellt eine einfache Frage.

• Der Nachhilfelehrer stellt eine komplexe Frage. Der Nachhilfelehrer fordert den Schüler auf, ein ähnliche Aufgabe zu lösen“ (Graesser et al., 1995, S. 23).

1995 USA Studie: Cognitive Tutors: Technology Bringing Learning Science to the Classroom

Die Abhandlung nennt zwei Grundbereiche des menschlichen Nachhilfeunterrichts aus der Sicht der Entwickler von digital gestützten Nachhilfesystemen. (ITS)- Intelligent Tutoring Systems) und beschreibt die grundlegende Funktionsweise sowie die Module eines ITS auf der Grundlage der ACT-R Lerntheorie.

„Kognitive Tutoren unterstützen Learning-by-doing, ein wesentlicher Aspekt des menschlichen Nachhilfeunterrichts. Learning by doing ist die Idee, Schüler in Leistungssituationen zu versetzen, in denen die objektiven Konzepte und Fähigkeiten angewandt werden können und der Unterricht im Kontext der Bedürfnisse der Schüler oder als Reaktion darauf erteilt werden kann1.

Kognitive Tutoren erfüllen zwei der wichtigsten Aufgaben, die für die menschliche Nachhilfe charakteristisch sind:

1. Überwachung der Leistung des Schülers und Erteilung kontextspezifischer Anweisungen genau dann, wenn der einzelne Schüler sie benötigt, und

2. Überwachung des Lernprozesses des Schülers und Auswahl von Problemlösungsaktivitäten, die Wissensziele beinhalten, die für den einzelnen Schüler erreichbar sind.

Diese Überwachung der Leistung und des Lernens des Schülers erfolgt auf der Grundlage des kognitiven Modells und zweier Schlüsselalgorithmen, der Modellverfolgung und der Wissensverfolgung. Bei der Modellverfolgung führt der kognitive Tutor das kognitive Modell Schritt für Schritt zusammen mit dem Schüler aus, um den individuellen Weg des Schülers durch komplexe Problembereiche zu verfolgen, wobei er zeitnahe Rückmeldungen zur Genauigkeit und kontextspezifische Ratschläge gibt.

Bei der Wissensverfolgung verwendet der Tutor eine einfache Bayes'sche Methode zur Schätzung des Wissens des Schülers und nutzt dieses Schülermodell zur Auswahl geeigneter Probleme“ (Koedinger & Corbett, 2006, S. 3-4).

1996 USA Abhandlung - Vygotsky, Tutoring and Learning

In der Abhandlung „Vigotsky, Tutoring and Learning“ (Wood & Wood, 1996) der Nachhilfeforscher David Wood und Heather Wood wird Nachhilfeunterricht aus verschiedenen theoretischen und forschungsbasierten Sichtweisen beleuchtet. Der Aufsatz zeigt, wie die verschiedenen Bereiche wie im didaktischen Denken, im Sinne einer Nachhilfepädagogik, in Zusammenhang stehen. Auffällig ist der Zusammenhang zwischen den Aussagen dieses Aufsatzes und den Arbeiten von Barbara Fox (Fox, 1993).

• die ITS-Forschung („ITS-“ Intelligent Tutoring System),

• die Verhaltensbeschreibung und Erforschung des Verhaltens von Nachhilfekräften,

• der Scaffolding Begriff,

• die Lerntheorie von Vigotsky und

• die ACT-R Lerntheorie

Auch Barbara Fox betont, dass der kognitive Prozess der Kontextualisierung abstrakter Wissensinhalte, also die Anwendung von abstraktem Wissen bei der Aufgabenbearbeitung im Nachhilfeunterricht, von besonderer Bedeutung ist. Für Barbara Fox ist die Unterstützung von Schülern in diesem spezifischen kognitiven Prozess die Daseinsberechtigung für Nachhilfeunterricht an sich, wobei sie diese Aussagen auf das Fach Mathematik und die naturwissenschaftlichen Fächer beschränkt. Schüler haben vielfach Probleme, im eigenen Lernen selbstständig eine Brücke zwischen dem verallgemeinerten Wissen in Form von Regeln, Gesetzen und Vorschriften und den einzelnen Schritten der Aufgabenbearbeitung herzustellen. Der Nachhilfeunterricht fungiert hier als eine Brücke zwischen abstraktformalem Wissen und dem konkreten Handeln bei der Aufgabenbearbeitung. In Darstellungen von Lernphasen stellt dieser Prozess einen zentralen Lernschritt dar, in der Verbindung von deklarativem und konzeptuellem Wissen mit prozeduralem Wissen.