“Das Schaf und seine Wolle” -Historischer Exkurs: Von den Anfängen der Schafzucht bis zum heutigen Standard des Wollsiegels- Eine Unterrichtssequenz im Textilunterricht an der Grundschule - Christina Cowden-Wüthrich - E-Book

“Das Schaf und seine Wolle” -Historischer Exkurs: Von den Anfängen der Schafzucht bis zum heutigen Standard des Wollsiegels- Eine Unterrichtssequenz im Textilunterricht an der Grundschule E-Book

Christina Cowden-Wüthrich

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Beschreibung

Das Schaf ist eines der ältesten Haustiere des Menschen. Es wurde bereits vor circa 10000 Jahren als Fleisch-, Milch- und Wolllieferant gehalten. Die folgenden Seiten sollen einen historischen Einblick gewähren in die Anfänge der Schafhaltung und der Verwendung von Wolle als textiler Rohstoff und der Entwicklung der Wollverarbeitung in Europa. Insbesondere wird auf das Merinoschaf eingegangen und dessen Ausbreitung, ausgehend von Spanien über Schweden, Deutschland, England, Österreich, Frankreich, Amerika und Russland sowie Südafrika, Australien, Neuseeland und Argentinien. Wollgewinnung, Rohstoffkunde sowie verschiedene Methoden zur Herstellung textiler Flächen aus Wolle, stellen einen weiteren Aspekt dar, wobei Unterschiede in den Arbeitstechniken >>Früher>Heute<< veranschaulicht werden sollen. Im Anschluss steht ein Stoffverteilungsplan für den Textilunterricht an der Grundschule, mit Bezug zum Bildungsplan 1994, Klasse 3, Arbeitsbereich 4 -Weben- .

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Cowden Christina

GHS-Prüfung im Anschluss an das Sommersemester 2004

Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Studienfächer: Textil und Geschichte

Professorin Kliegel; Professor Jooß

Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1. Vorgeschichte

1.1. Das Dress unserer Vorfahren

1.2. Mesopotamien - Wollverarbeitung im Zweistromland

1.3. Textilzeugen der Kupfer- Bronze und Eisenzeit

1.4. Die Entwicklung der Wollverarbeitung in Europa

2. Wolllieferant -Schaf-

2.1. Urschafe

2.2. Nachkommen der Urschafe

2.3. Einteilung der Schafe nach der Beschaffenheit des Haarkleides

2.4. Schafrassen in Deutschland

3. Das Merino Schaf

3.1. Abstammung und Ursprung

3.2. Die Merinozucht breitet sich aus

3.3. Das Südafrikanische Merino

3.4. Das Australische Merino

3.5. Merinozucht in Neuseeland und Argentinien

4. Schafhaltung in Deutschland

5. Wollgewinnung

6. Die Verarbeitung der Schafwolle

6.1. Der Weg der Schweißwolle/Schmutzwolle zur spinnfertigen Wollfaser

6.2. Spinnen - Wie aus der Wolle ein Faden wird

6.3. Ein Wort zum Färben

7. Warenkunde

7.1. Aufbau einer Wollfaser

7.2. Eigenschaften der Wollfasern

7.3. Gebrauchs- und Trageeigenschaften der Wolle

7.4. Pflegeeigenschaften

7.5. Veredelung von Wolle

7.6. Qualitätsgarantien - Erkennungsmerkmale der Schurwolle

8. Herstellung textiler Flächen aus Wolle

8.1. Weben

8.2. Stricken

8.3. Häkeln

9. Stoffverteilungsplan für die Grundschule, 3. Klasse Textilunterricht, Thema: Weben

9.1. Vorbereitungsarbeiten für den Lehrer

9.2. Unterrichtsverlauf - Richtstundenzahl: 12

Schlussbemerkung

Anhang 1 bis 14

Literaturverzeichnis

Freiwillige Erklärung

Verbindliche Versicherung

Einleitung:

Das Schaf ist eines der ältesten Haustiere des Menschen. Es wurde bereits vor circa 10000 Jahren als Fleisch-, Milch- und Wolllieferant gehalten. Die folgenden Seiten sollen einen historischen Einblick gewähren in die Anfänge der Schafhaltung und der Verwendung von Wolle als textiler Rohstoff und der Entwicklung der Wollverarbeitung in Europa. Insbesondere wird auf das Merinoschaf eingegangen und dessen Ausbreitung, ausgehend von Spanien über Schweden, Deutschland, England, Österreich, Frankreich, Amerika und Russland sowie Südafrika, Australien, Neuseeland und Argentinien.

Wollgewinnung, Rohstoffkunde sowie verschiedene Methoden zur Herstellung textiler Flächen aus Wolle, stellen einen weiteren Aspekt dar, wobei Unterschiede in den Arbeitstechniken >>Früher<< und >>Heute<< veranschaulicht werden sollen.

Im Anschluss steht ein Stoffverteilungsplan für den Textilunterricht an der Grundschule, mit Bezug zum Bildungsplan 1994, Klasse 3, Arbeitsbereich 4 -Weben-.

1. Vorgeschichte

1.1. Das Dress unserer Vorfahren

Die Anfänge der Bekleidung liegen in einem Zeitalter fern in der Vergangenheit.

Mit dem, was wir auf dem Leib tragen, befriedigen wir ein immerwährendes Urbedürfnis. Sie ist ein Lebensbegleiter und dient uns zum Schutz genauso wie zur Zierde. Mit nichts haben wir, im Wortsinn gemäß, so engen Kontakt als mit Textilien.

Über textile Techniken und ihre Anfänge weiß man nur wenig. Über das Spinnen, Flechten und Weben sowie das erste Verwenden von Tierhaaren und Pflanzenfasern steht nur mit Sicherheit fest, dass Geflechte aus Binsen, Bast oder Pflanzenstengeln die Fellbekleidung unserer Vorfahren ergänzt bzw. abgelöst haben. (1)

In Abbildung 1 sieht man eine Bastsandale, gefunden in der `Fort Rock`-Höhle im amerikanischen Bundesstaat Oregon.

Nach der Kohlenstoffdatierung von Professor Libby stammt dieses Kleidungsstück aus dem Jahre 9035 (+/- 325 Jahre) v. Chr. Und ist somit das bisher älteste entdeckte Stück.

Abb.1: “Bastsandale aus der `Fort Rock`-Höhle in Oregon; ca. 9035 Jahre +/- 325 v. Chr.” (In Anlehnung an Zahn, S. →, Am Anfang war das Feigenblatt)

Erst im 4. Jahrtausend v. Chr. weiß man durch Funde und Darstellungen von einer Blüte der Flachskultur in Ägypten.

Feine Gewänder, der Lendenschurz der Männer und Binden zum Mumifizieren der Toten waren aus Leinen gewebt.

Wolle wurde von den Ägyptern zu diesem Zeitpunkt noch nicht verarbeitet.

1.2. Mesopotamien - Wollverarbeitung im Zweistromland

In Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, wurde bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Gewebe hergestellt.

Einen Beleg hierfür liefert die Abbildung2, die im irakischen Museum in Bagdad aufbewahrt wird. Nach biblischer Überlieferung war diese Königsstadt, die von den Sumerern gegründet wurde, die Heimat Abrahams und seiner Vorfahren.

Die Aufzeichnungen der Tontafeln sind in sumerischer Keilschrift eingedrückt und beziehen sich auf eine Weberei in Ur.

Die Sumerer wanderten vermutlich 3500 v. Chr. in Mesopotamien ein und brachten eine fertig ausgebildete Kultur mit. Sie bestimmte die spätere babylonische und prägte andere Hochkulturen. (2)

Abb.2: “Tontafel aus Ur, Chaldäa (Mesopotamien) etwa 2200 v. Chr.

In diesem Dokument früher Textilgeschichte sind Namen von Webern eingedrückt, die für die Priesterschaft Wollstoffe webten, die Menge Garn, die jeder bekommen hatte und die Maße der abgelieferten Stoffe. (Foto: British Museum, London) - IWS” (Quelle: J. Zahn, S. →, Am Anfang war das Feigenblatt)

Im Vergleich dazu, befand sich zu dieser Zeit Europa im Neolithikum. Der europäische Mensch bearbeitete noch mühselig die Hölzer seiner Pfahlbauten mit Steinbeilen. Aus dieser Zeit, der Jungsteinzeit (ca. 5000 -2000 v. Chr.) gibt es keine wollenen Gewebsfunde. Es ist jedoch denkbar, dass auch schon zu dieser Zeit Wolle verarbeitet wurde. Das Schaf war bereits um 4550 v. Chr. Haustier des Menschen. (3)

1.3. Textilzeugen der Kupfer-, Bronze und Eisenzeit

Diese Zeit liefert uns Funde, die fast ausschließlich Kleidungsstücke aus Wolle hervorbrachten. Besonders in Dänemark wurde man fündig. Gerbsäuren in eichenen Baumsärgen bewahrten die Bekleidungsstücke vor dem Zerfall.

Die Abbildung 3 zeigt das Skelett einer Frau, bekleidet mit einem wollenen Gewand, welches mit Ziernähten an Ärmeln und Halsausschnitt versehen ist. Der Fund stammt aus Skydstrup, Dänemark, 2. Jahrtausend v. Chr..

Abbildung 4 stammt aus einem Grab von Egteb, Jütland. Es beherbergt eine zweiteilige Mädchentracht aus Wolle. (ca. 9. - 11. Jh. V. Chr.) Wie die Männer der Bronzezeit ihre Mäntel trugen zeigt Abbildung 5. Dieser Fund stammt aus einem Grab in Muldbjerg, Dänemark. Ausgebreitet ist dieses Kleidungsstück ein Oval. Abbildung 6 veranschaulicht uns, wie ein solcher Mantel in ausgebreitetem Zustand aussieht.

Er stammt aus einem Fund in Schweden in Västergötland und weist von Spitze zu Spitze ein Maß von 2,48 Meter auf.

Das Kleidungsstück wird auf die Spätbronzezeit datiert. (4) Nicht nur die Gerbsäuren aus den eichenen Baumsärgen leisteten verblüffende Ergebnisse der Konservierung von Mensch, Handwerkszeug, Schmuck, textilem Gewebe etc., sondern auch Huminsäuren aus dem Moor.

Abbildung 7 zeigt Frauenbekleidung, deren Wollfäden durch die Moorsäure konserviert wurden. In Abbildung 8 erkennt man einen Minirock, der sorgfältig gesäumt und um die Hüften gewickelt wurde; ein keckes Attribut germanischer Teenager.

Abb. 3: “Bekleidetes Skelett einer Frau aus der Bronzezeit, gefunden in einem Baumsarg in Skrydstrup, Dänemark. Das weite, schon mit Verzierungen versehene Kleid ist aus Wolle. (Foto: The National Museum Denmark)”

(Quelle: J. Zahn, S. →, Am Anfang war das Feigenblatt)

Abb. 4: “Wollene Bluse und wollenes Schnurröckchen aus einem Mädchengrab der Bronzezeit, gefunden in Egtved (Jütland), Dänemark. (Foto: The National Museum, Denmark)”

(Quelle: J. Zahn, S. →, Am Anfang war das Feigenblatt.)

Abb.5: “Wollmantel aus der Bronzezeit, gefunden in Muldbjerg, Dänemark. Er wurde als Überwurf getragen; ausgebreitet ist er ein großes Oval (s. rechts). (Foto: The National Museum Denmark) -IWS”

(Quelle: J. Zahn, S.→, Am Anfang war das Feigenblatt)

Abb.6: “Ovaler Mantel, späte Bronzezeit, gefunden in Gerumsberget, Västergötland, Schweden. Er misst von Spitze zu Spitze 2,48m und wurde wie ein Mantel, siehe Abb.5, getragen. Das feine Würfelmuster ist durch Verarbeitung heller und dunkel naturfarbiger Wolle entstanden. (Foto: Königliches Museum Stockholm) - IWS”

(Quelle: J. Zahn, S.→, Am Anfang war das Feigenblatt)

Abb.7: Germanische Frauenkleider

In Anlehnung an S. Fischer-Fabian, S. 178,

“Die ersten Deutschen”

Abb.8, Minirock eines germanischen Teenagers

In Anlehnung an S. Fischer-Fabian, S.177,

“Die ersten Deutschen”

Totenkleider und Kleideropfer der Indogermanen, die erstaunlich gut erhalten aus den Mooren geborgen wurden, geben sehr genaue Auskunft darüber, was die Germanin und der Germane anzuziehen pflegten.

Hier wurden die älteste Trachten der Menschheitsgeschichte geborgen, welche vornehmlich aus Wolle bestanden. (5)

Um die Wolle für diese Trachten zu erhalten, wurde die Schafwolle lange Zeit ausgerauft. Dank der Erfindung der Schere durch die Germanen, konnte von nun an geschoren werden. S. Fischer-Fabian (1975) schreibt: Die Wolle wurde gerauft oder geschoren, gereinigt, durch Schlagen, Zupfen und Kämmen gelockert, zu festen Fäden versponnen, zu Tuchen gewebt, durch Färben belebt, schließlich mit Schere, Nadel und Faden zum