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In dieser spannenden prophetischen Vision nimmt Rick Joyner uns mit auf eine Reise durch das «Tal des Todesschattens». Eine Gruppe mutiger Christen muss auf dem Weg durch das Tal Widerstände überwinden und wird für ihren Glauben belohnt. Das Buch vermittelt tiefe Einsichten in die geistliche Dimension wie auch in das menschliche Herz. Mit aussergewöhnlicher Klarheit vermittelt der Autor lebensnahe Weisheiten und zeigt auf, wie wir uns der Strategie des Feindes entgegenstellen können. «Das Tal» ist der zweite Band aus der Serie «Feuer auf dem Berg».
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Seitenzahl: 218
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Rick Joyner
Das Tal
Feuer auf dem Berg
Titel der OriginalausgabeFire On The Mountain: Book II, The Valley© 2018 Rick Joyner
Published by MorningStar Publications, Inc.Fellowship Church375 Star Light DriveFort Mill, SC 29715 USA
1. Auflage Dezember 2019© Schleife Verlag, Pflanzschulstr. 17Postfach 85, CH-8411 Winterthur, SwitzerlandTel. 0041 (0) 52 2322424Email: [email protected], www.schleife.ch
Druckausgabe ISBN 978-3-905991-50-5 / Bestellnummer 120.137
E-Book ISBN 978-3-905991-79-6
Die Bibelstellen sind der Revidierten Elberfelder Bibel © 1985/1991/2008 R. Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten entnommen.
Übersetzung: Judith PetriUmschlaggestaltung: Atelier Pia Petri-MaurerSatz und E-Book-Erstellung: Nils GroßbachDruck: optimal Media, DE-Röbel
Alle Rechte vorbehalten, auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie.
Die Krieger
Die Anbeter
Der Drache
Die Besiegten
Den Tod überwinden
Die Ratsversammlung
Die Belohnung
Die Prüfung
Die Schlacht
Der Tisch
Kapitel 1
Wir standen am Rand des Tals des Todesschattens. Es war schöner als ein Traum, doch zugleich tödlicher als ein Albtraum. An diesem Tag würden wir es betreten und mit unseren tiefsten Ängsten konfrontiert werden. Um es durchschreiten zu können, musste unser Glaube grösser sein als unsere Furcht. Unsere Belohnung würde sein, für die grösste Sache aller Zeiten in der gewaltigsten Schlacht, die es je gegeben hat, kämpfen zu dürfen.
«Ihr seht Tod, doch ich sehe Leben», hörten wir eine uns vertraute Stimme sagen. «Diejenigen, die es durch dieses Tal schaffen, werden so leben, wie es wenige zuvor getan haben.»
Elia sass nicht weit entfernt von uns auf einem grossen Felsen. Ich ging zu ihm und blieb an seiner Seite stehen. Während wir gemeinsam auf das grosse Tal unter uns schauten, begann er mich herauszufordern:
«Sage mir, was du siehst.»
«Ich sehe in der Ferne die Sonne über einem wunderschönen Tal mit majestätischen Bergen aufgehen», antwortete ich.
«Was hörst du?»
«Ich höre die erwachende Schöpfung. Es klingt, als ob sie diesen neuen Tag besonders feiert. Auf seltsame Weise scheint ihr Lied an diesem Morgen meine Empfindungen wiederzugeben. Ist das möglich?»
«Was denkst du?»
«Ich denke, dass wir heute mit den grössten Herausforderungen, denen wir je ausgesetzt waren, konfrontiert werden. Könnte sich die Schöpfung darüber freuen?», fragte ich.
«Was spürst du?»
«Schrecken und Furcht, doch auch Gauben und ein Gefühl der Erwartung. Ich weiss, dies ist das Tal des Todesschattens, und obwohl es von überwältigender Schönheit ist, hat es viele, die es durchschreiten wollten, verschlungen. Heute wird es versuchen, uns zu verschlingen. Doch mir ist bewusst, wir wären nicht hier, wenn wir nicht darauf vorbereitet wären.»
Elia nickte zustimmend, während wir die Kulisse tief in Gedanken versunken betrachteten.
«Was siehst du?», fragte ich.
«Ich sehe, höre und empfinde genau das Gleiche wie du.»
«Sicherlich, doch du scheinst mehr zu sehen als ich. Worauf ist dein Blick gerichtet?»
«Die Antwort auf deine Frage, ob die Schöpfung spürt, was vor euch liegt, lautet Ja. Ihre Lieder ändern sich, wann immer Reisende sich darauf vorbereiten, das Tal zu betreten. Sie spürt, dass ihr das, was ihr vorhabt, auch um ihretwillen tut, und so ist sie voller Freude. Gerade jetzt ist die Schöpfung inniger mit euch verbunden, als ihr es mit ihr seid. Doch das wird sich ebenfalls ändern. Die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der neuen Schöpfung, dass sie ihren Platz auf der Erde wieder einnimmt und zu dem wiederhergestellt wird, wozu sie einst geschaffen wurde. Was der König tat, tat er für die gesamte Welt, und was ihr tut, indem ihr ihm nachfolgt, tut ihr ebenso für die gesamte Welt.»
«Wie froh bin ich, dass es dabei keinen Druck gibt», scherzte ich. «Wie kann etwas dermassen Schönes so tödlich sein?»
«Könnte es etwas Schöneres geben, als jemanden zu sehen, der ein gekreuzigtes Leben führt und jeden Tag das eigene Leben für den König niederlegt?», erwiderte Elia.
«Ich frage mich, ob ich einer solchen Person jemals begegnet bin», antwortete ich.
«Wenn du dich das tatsächlich fragst, bist du einer solchen Person sicherlich nicht begegnet. Diese Menschen sind zu kühn, als dass man sie übersehen könnte. Es gibt viele, die in der Nachfolge des Königs Opfer gebracht haben, aber wahre Jünger nehmen ihr Kreuz täglich auf sich. Man begegnet ihnen nur selten auf der Erde, doch ist es gerade diese Seltenheit, die etwas ausserordentlich wertvoll sein lässt. Aus dem Grund sind diese Menschen so wertvoll für den König.
Wenn ihr durch dieses Tal geht, werdet ihr lernen, was es bedeutet, unter dem Kreuz zu leben, und ihr werdet es demonstrieren müssen. In diesem Tal wird man nur am Leben bleiben, indem man stirbt – und zwar sich selbst stirbt.»
«Warum ist dieses Tal eigentlich so tödlich?», fragte Maria, die mit einigen anderen, die beobachtet hatten, wie wir uns unterhielten, zu uns herübergekommen war. «Welchen Gefahren sind wir dort ausgesetzt?»
«In diesem Tal trifft man auf all das Böse, was durch den Fall des Menschen über die Erde gekommen ist – auf die Summe aller Selbstsucht, Selbstbezogenheit, Selbstzentriertheit und Gier, welche sich in jeder erdenklichen Form des Bösen und des Todes manifestiert. Alles in diesem Tal wird versuchen, die Aufmerksamkeit auf das eigene Ich zu richten, damit man alles nur für sich selbst tut. Wer dem nachgibt, wird in seine tödliche Falle tappen», antwortete Elia.
«Gibt es noch andere spezielle Anweisungen oder auch Weisheiten, die uns helfen, es durch das Tal zu schaffen?», wollte Mark wissen, der sich ebenfalls unserer Unterhaltung angeschlossen hatte.
«Es gibt keine grössere Weisheit als die des Kreuzes. Wer sein Kreuz auf sich nimmt, wandelt in Weisheit. Der König hat den Tod besiegt, und wenn ihr ihm nachfolgt, werdet auch ihr den Tod in diesem Tal besiegen. Sobald ihr aufhört, ihm zu folgen, und einen anderen Weg wählt, wird dieses Tal euch verschlingen.
Ein Jünger lebt dafür, seinem Meister nachzufolgen, von ihm zu lernen und so zu werden wie er. Diesen Vorsatz müsst ihr fassen, wenn ihr durch dieses Tal kommen wollt. Wenn ihr – so wie er – ein gekreuzigtes Leben führt, werdet ihr – so wie er – den Tod besiegen.
Einen Feind besiegt man nicht, indem man ihn einfach umgeht. Man besiegt Furcht, indem man an Glauben zunimmt. Man besiegt Verzweiflung, indem man an Hoffnung zunimmt. Und man besiegt den Tod, indem man an Leben zunimmt. Wahres Leben haben nur diejenigen, die nicht mehr länger für sich selbst, sondern für den König leben, und alles um seinetwillen tun sowie für diejenigen, für die er sein Leben hingegeben hat.
Dieses Tal wird euch helfen, das wahre Leben zu finden. Der einzige Weg, der euch durch das Tal hindurchführen wird, ist ‹der Weg des Lebens›. Doch um diesen Weg zu finden, muss es euch um mehr gehen, als es lediglich durch das Tal zu schaffen. Ihr müsst fest entschlossen sein, die Feinde darin auszumachen und sie zu vernichten», fuhr Elia fort. «Und es gibt noch eine andere Wahrheit, die ihr ausleben müsst, um durch dieses Tal zu kommen.»
«Was könnte das sein?», fragten einige der Anwesenden gleichzeitig.
«Alles, was ihr hier tut, müsst ihr mit Freuden tun. Die Freude am Herrn ist eure Stärke, und ihr werdet es durch dieses Tal nur in seiner Kraft schaffen.»
Was Elia als Letztes gesagt hatte, machte uns alle sprachlos, und für eine Weile standen wir einfach nur da, um seine Worte zu verarbeiten. Wir alle kannten die Lehren über das Kreuz und über ein opferbereites Leben, doch dieses Tal forderte uns heraus, diese Dinge umzusetzen, und das war die grösste Herausforderung, der wir je ausgesetzt waren. Es war ziemlich überwältigend, doch der Gedanke, nicht nur einfach durch das Tal zu ziehen und dabei den Fallen zu entgehen und mit den Feinden zurechtzukommen, sondern diese sogar aufzuspüren und dann anzugreifen, stellte unser ganzes Denken auf den Kopf und brachte uns an unsere Grenzen. Sich darüber hinaus noch vorzustellen, es mit Freuden tun zu müssen, setzte dem Ganzen die Krone auf.
Schliesslich ergriff Charles das Wort:
«Das verändert nicht nur ganz drastisch unsere Vorgehensweise, sondern auch mein Verständnis über unsere Bestimmung. Den Weg des Lebens findet man also, indem man den Feind aufspürt? Und dann in die Offensive geht und angreift? Ich bin mir sicher, die meisten von uns haben immer gedacht, dass man alles daransetzen sollte, den Kontakt mit dem Feind zu meiden und einfach nur durchzukommen. Ich war der Auffassung, den Weg des Lebens findet man, indem man den Weg des Lebens sucht, nicht indem man kämpft.»
«Seinen Willen zu tun ist der Weg des Lebens für jeden Menschen. Das ist auch sein Wille für euch hier. Dieses Tal hat eine Absicht, und zum Teil besteht sie darin, euch auf den weiteren Verlauf der Reise zum Berg vorzubereiten und dann dem König in der kommenden grossen Schlacht dienlich sein zu können. Ihr müsst zu wahren Kriegern werden, und kein wahrer Krieger würde versuchen, dem Feind auszuweichen. Ihr solltet dieses Tal nicht verlassen wollen, bis das Werk, welches hier in euch stattfinden muss, wie auch das Werk, welches ihr hier auszuführen habt, vollendet ist», erklärte uns Elia.
«Du sagtest, wir müssten mit Freuden durch dieses Tal gehen. Freude an einem solch todbringenden Ort zu finden ist ein äusserst radikaler Gedanke. Ich weiss, du meinst es ernst, doch allein das umzusetzen, wäre eine riesige Herausforderung», warf jemand anders ein.
«In diesem Tal werdet ihr mit euren tiefsten Ängsten konfrontiert werden. Sie stellen die grösste Bedrohung und die grösste Herausforderung für euch dar. Aus diesem Grund kann dieses Tal auch zum Ort eurer grössten Siege werden. Ohne eine grosse Schlacht könnt ihr keinen grossen Sieg erringen.
In jeder dieser grossen Schlachten, in denen ihr stehen werdet, finden zwei Kämpfe statt: der äussere Kampf und der innere Kampf. Bei dem inneren geht es darum, die Gerechtigkeit, den Friede und die Freude zu finden, die das Königreich ausmachen. Wenn es euch gelingt, diesen zu gewinnen, werdet ihr auch aus allen anderen Kämpfen als Sieger hervorgehen.
Der Herr hat dieses Tal erschaffen, doch durch den Menschen wurde es zum Tal des Todesschattens. Deshalb gebraucht er es, um in seinem Volk zu versiegeln, wozu er es berufen hat – Krieger zu sein, die nicht töten, sondern die Leben weitergeben. Sie verwunden nicht, sondern sie heilen. Sie unterdrücken nicht, sondern sie setzen Gefangene frei.
Hier werdet ihr etwas von dem grössten Übel erleben, und es wird nur durch das höchste Gut überwunden werden können», sagte der Prophet, während er uns sein Gesicht zuwandte.
«Wenn ihr jeden Tag so angeht, wie ihr es tun sollt, werdet ihr jeden Tag mehr von dem Frieden und der Freude des Königreiches empfangen. Dann werdet ihr selbst in diesem Tal eine überwältigende Schönheit entdecken. Wenn ihr nicht länger die Schönheit darin sehen könnt, dann habt ihr eure Freude verloren und seid irgendwie vom Weg abgekommen.»
«Wir haben uns vor einer Begegnung mit dem Bösen gefürchtet, und sich jetzt vorzustellen, dass genau dadurch Friede und Freude in uns zunehmen, setzt ganz sicher ein Umdenken unsererseits voraus. Das betrifft auch die Vorstellung, an diesem Ort nach Schönheit und nach Gutem zu suchen. Ich wollte einfach nur jeden, der mit mir geht, hier durchbringen. Nun sagtest du, wir müssten den Feind verfolgen und uns an dem Tal erfreuen. Das fordert uns wirklich einiges ab», erwiderte ich. «Wird das von allen verlangt, die durch dieses Tal gehen?»
«Nein, es wird nicht von allen verlangt, sondern nur von denen, die vorhaben, es ganz zu durchqueren», antwortete Elia.
«Wer würde es denn nicht ganz durchqueren wollen?», fragte jemand anders.
«Es würde euch überraschen herauszufinden, wie viele Menschen ihr ganzes Leben in diesem Tal zubringen und sich mit Dingen herumschlagen, die sie bereits vor langer Zeit hätten überwinden sollen», gab Elia zur Antwort.
«‹Die Freude am Herrn ist eure Stärke.› Die Starken werden sich bei jeder Gelegenheit an der Freude sättigen, insbesondere wenn sie gewaltigen Herausforderungen gegenüberstehen. Freude ist für eure Seele wie die natürliche Nahrung für euren Leib», sagte der Prophet. «Ohne Freude wird die Seele immer schwächer, bis sie völlig erlischt.»
Wiederum gab es eine Zeit der Stille, in der wir versuchten, all das Gehörte zu verarbeiten. Diese Wahrheiten waren nicht neu für uns; doch sie unter diesen Umständen anzuwenden, das war neu. Wir wussten: Wir mussten sie jetzt umsetzen. Es ging nicht darum, sie verstandesmässig zu ergreifen, sondern sie auszuleben. Würden wir darin versagen, hätte dies tragische Konsequenzen. Als hätte Elia unsere Gedanken gehört, fuhr er fort:
«Wenn ihr hier überleben wollt, müsst ihr täglich an Kraft zunehmen, und ihr braucht noch mehr Kraft, um auf dem Weg zu bleiben. Darum muss sich eure Aufnahmefähigkeit für alles Wahrhaftige und Gute Tag für Tag steigern. Die Freude am Herrn vergrössert eure Aufnahmefähigkeit für seine Wahrheit.
Denkt nicht nur daran, welche Konsequenzen es hat, wenn die Wahrheit nicht ausgelebt wird, sondern denkt an die Belohnung, die es mit sich bringt. In diesem Tal des Todesschattens werdet ihr lernen, zu leben wie niemals zuvor. Wenn ihr dem König in seinem Tod folgt, werdet ihr ihm auch in seiner Auferstehung folgen und mit ihm dort sitzen, wo er jetzt ist. Dann werdet ihr eurer Berufung gemäss als neue Schöpfung leben.
Jeder Tag hier wird euch herausfordern – weit über eure bisherigen Fähigkeiten und das, was ihr euch selbst zutraut, hinaus. An diesem Ort werdet ihr lernen, so zu leben, wie er es euch zutraut. Ihr müsst die Gnade finden, die in der Stärke des Herrn verborgen liegt. So erkennt ihr, dass ihr jeden Tag nur in seiner Gnade bewältigen könnt. Ihr werdet hier den wahren Wert der Gnade Gottes kennenlernen und jeden Tag nach ihr verlangen, so wie ihr auch nach natürlicher Nahrung, nach Wasser und nach der Luft, die ihr atmet, verlangt.»
Schliesslich sprang Elia vom Felsen herunter und wandte sein Angesicht der Menge zu, die noch immer zusammenstand. Dann begann er, unter uns umherzugehen. Gelegentlich hielt er an, um jemandem tief in die Augen zu schauen, und ging dann weiter. Dabei hörte er nicht auf, weiter zu uns allen zu sprechen:
«Um den Weg erkennen zu können, braucht ihr Glauben, und um auf ihm zu bleiben, braucht ihr Liebe. Furcht wird euch vom Weg abbringen, und Zweifel werden euch im Kreis gehen lassen. Denkt wie bereits gesagt stets daran: Sobald ihr eure Freude und den Blick für die Schönheit um euch herum verliert, wird Furcht die Oberhand gewinnen.»
Dann richtete Elia seinen Blick auf etwas in der Ferne, was wir nicht sehen konnten. Nach einigen Augenblicken schaute er uns wieder an und fuhr fort:
«Ihr bleibt in seinem Reich, indem ihr in dem König bleibt. Heute werdet ihr damit anfangen, die Vollmacht seines Reiches an dunkle Orte zu tragen. Ihr werdet einigen der gewaltigsten Auswüchse des Bösen gegenüberstehen. Um sie zu überwinden, werdet ihr nicht nur Glauben benötigen. Hierfür benötigt ihr auch Mut.»
Als die Apostel durch den Hohen Rat bedroht wurden, beteten sie nicht für mehr Glauben, sondern für Mut. Glaube ist wichtig; doch nur, wenn ihr mutig seid, werdet ihr gemäss eures Glaubens handeln. Um hier zu überwinden, müsst ihr die Initiative ergreifen und sie unter keinen Umständen wieder verlieren.
Die Initiative ergreift man durch handelnden Glauben, doch das muss in Weisheit geschehen. Diese Weisheit wird durch eure Liebe und Freude sichtbar werden.»
Daraufhin drehte sich der Prophet um und sprach mich persönlich an, laut genug, sodass alle es hören konnten:
«Bisher war es als Leiter dieser Gruppe deine grösste Sorge, dass ihr vom Weg und von der Quelle des lebendigen Wassers abweichen könntet. Doch in diesem Tal werden die grössten Gefahren tatsächlich grosse Gefahren sein, nicht nur grosse Ablenkungen. Sie können nicht nur dich das Leben kosten, sondern auch diejenigen, die mit dir sind.
Ihr werdet sicherer sein und schlimmere Gefahren vermeiden, wenn ihr auf dem Weg bleibt, doch manchmal werden sie mitten auf dem Weg auf euch lauern und unvermeidbar sein. Werden sie euch nicht töten können, werdet ihr womöglich durch sie von eurem Kurs abgebracht, gestoppt oder zur Umkehr bewegt werden. Sie werden euch den Weg versperren, sodass ihr sie nicht vermeiden könnt. Um also weiterzugehen, müsst ihr sie überwinden.»
«Ist es überhaupt möglich, umzukehren?», fragte ich.
«Ja, das ist es», antwortete er. «Doch es wäre besser, hier kämpfend zu sterben, als so etwas zu tun. Unter keinen Umständen dürft ihr zurückweichen. Wenn ihr versucht, euer Leben zu retten, werdet ihr es auf eine noch viel schmerzlichere Weise verlieren. Es gibt solche, die umgekehrt sind, doch sie haben kein Leben mehr. Für jeden, der den Glauben aufbringen konnte, es bis hierhin zu schaffen, wäre es besser, im Tal umzukommen, als weiter in Mittelmässigkeit und Furcht zu verharren.»
«Besteht denn überhaupt keine Hoffnung mehr für diejenigen, die zurückgegangen sind? Könnten sie nicht noch einmal versuchen, das Tal zu durchqueren?», wollte Maria wissen.
«Für den Herrn sind alle Dinge möglich, doch nur wenige, die zurückgewichen sind, bringen den Mut auf, es noch einmal zu versuchen. Diejenigen, die es bis hierhin geschafft haben, sind selten wie diejenigen beschaffen, welche zurückgehen, doch wenn es irgendetwas in euch geben sollte, was aufgeben will, wird es in diesem Tal zum Vorschein kommen. Es ist besser, wenn ihr es euch bereits jetzt vornehmt, dass es keine Alternative ist, umzukehren.»
Elia wandte sich um und schien erneut auf etwas in der Ferne zu blicken. Offensichtlich sah er eine Vision, und so blieben wir schweigend stehen. Nachdem einige Minuten vergangen waren, erklärte er uns, was er gesehen hatte:
«Gerade jetzt wird eine grosse Gemeinschaft von dem tödlichsten aller Feinde im Tal angegriffen. In diesem Augenblick werden sie wie Spreu vor dem Wind in alle Richtungen auseinandergetrieben», erklärte er.
«Bedeutet das, dass einige zurückkehren?», fragte jemand.
«Der König sprach davon, dass diejenigen, die ihre Hand an den Pflug legen und dann zurückblicken, seines Reiches nicht würdig sind. Es gibt keinen Ort, an den man zurückkehren könnte. Eine Schlacht lässt sich nicht durch Rückzug gewinnen. Wenn man sich zurückzieht, wird man umso angreifbarer für den Feind. Noch einmal sage ich euch: Es ist besser, sich bereits jetzt vorzunehmen, dass es keine Alternative ist, umzukehren. Umzukehren ist wesentlich schlimmer als jeder Tod, den ihr hier erleiden könntet.
Die Energie, die durch einen ermutigenden Vorstoss freigesetzt wird, ist von grossem Nutzen. In gleicher Weise werdet ihr durch einen entmutigenden Rückzug geschwächt, während der Feind gestärkt wird. Einigen ist es gelungen, ihren Rückzug zu überleben, doch ist der Weg ihrer Bestimmung dadurch weitaus schwerer geworden.
Es gibt nur eine Richtung, die der Herr der Heerscharen euch vorgibt – vorwärts! Ihr seid nicht hierher gebracht worden, um heimlich durch das Tal zu schleichen, sondern um die Festungen des Bösen darin auszumachen, diese zu attackieren und zu Fall bringen.»
Wiederum entstand eine längere Pause, während Elia ein weiteres Mal in der Ferne etwas geschehen sah. Nach einigen Minuten brach William das Schweigen:
«Nach allem, was du uns mitgeteilt hast, müssen wir komplett umdenken, wie wir durch dieses Tal hindurchkommen. Doch was du sagst, ist offensichtlich wahr und weise. Dürfte ich dich fragen, warum man es überhaupt als das Tal des Todesschattens bezeichnet? Du sprachst ja davon, dass wir tatsächlich dem Tod ausgesetzt sein würden und nicht nur seinem Schatten.»
«Wenn man sich in einem Schatten befindet, ist man dem sehr nahe, was den Schatten verursacht», antwortete der Prophet. «In diesem Tal lernen die Krieger, mit dem Tod als einer realen, beständigen und unmittelbaren Bedrohung umzugehen. Hier lernt ihr, dass man den Tod besiegt, indem man die Furcht des Todes besiegt. Um das zu tun, müsst ihr umsetzen, was geschrieben steht – täglich sterben und euch selbst der Welt als bereits gestorben betrachten. Diejenigen, die dieser Welt gestorben sind, fürchten sich vor nichts mehr in dieser Welt. Das allein kann die Ursache allen Todes, nämlich Selbstbezogenheit, beseitigen.»
William fuhr fort: «Ich habe über Menschen gelesen, die in Schlachten grossen Mut bewiesen haben. Es scheint, als ob sie immer dann Mut fassten, wenn sie bereit waren, zu sterben. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatten, standen sie mutig auf. Einige von ihnen wurden aufgrund ihres Mutes gerettet, sodass sie nicht sterben mussten. Ihre sorglose Unbekümmertheit verhalf ihnen zudem, ein weitaus besseres Leben zu führen, denn sie waren fähig, im Leben zu überwinden.»
«Für all diejenigen, die den König kennen, stellt der Glaube an ihn die Grundlage für ihren Mut dar. Wenn man weiss, dass man ewiges Leben hat, wird einen die Furcht des Todes nicht kontrollieren können. Diejenigen, die sterben, während sie für ihn kämpfen, die dem Feind ins Angesicht schauen und nicht zurückweichen, werden auf ewig geehrt werden und an der Ewigkeit Anteil haben. Was wie sorglose Unbekümmertheit erscheint, ist in Wirklichkeit ein nüchterner, realer Glaube an die Wahrheit. Ihr seid dazu berufen, einer Person zu folgen, nicht nur Prinzipien. Der Weg, der euch durch dieses Tal hindurchführen wird, und der Weg des Lebens sind eine Person, der ihr folgen müsst», sagte Elia, während er mit seinem Blick die Menge abtastete. Dann sah er wiederum in die Ferne und fuhr fort:
«In diesem Zeitalter geht es darum, die wahrhaft Ehrbaren unter den Menschen auszumachen. Weil der König diejenigen finden wollte, die um ihrer Liebe zur Wahrheit willen das Böse konfrontieren, hat er nach seiner Auferstehung noch nicht die Herrschaft über die Erde angetreten. Er hat dafür gesorgt, dass es eine Zeit geben wird, in der die herausragendsten Persönlichkeiten die grösste Belohnung empfangen werden, die es je gegeben hat – die ‹himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus›. Vor euch liegt ein Wettlauf um einen Siegeskranz. Diejenigen, die Augen haben zu sehen und Herzen zu verstehen – die nicht ihre eigenen Ziele verfolgen, sondern die seinen –, gehören zu denen, für die dieses gesamte Zeitalter bestimmt ist. Sie werden seine Brüder sein, Söhne und Töchter des Höchsten.»
«Wie können wir sicherstellen, in diesem Wettlauf dabei zu sein?», fragte jemand.
«Indem ihr auf diesem Weg bleibt», sagte der Prophet. «Diejenigen, die es bis hierhin auf dem Weg geschafft haben, trachten danach, für den König zu leben und seinen Willen zu tun. Dass ihr so weit gekommen seid, zeugt von eurer Entschlossenheit, die Finsternis dieser Zeit zu konfrontieren und dem König – ungeachtet aller Risiken – weiter nachzufolgen. So sehen die wahrhaft Ehrbaren aus, die der König sucht. Und um ihretwillen besteht dieses Zeitalter.»
«In dieser Welt birgt jeder Tag das Potenzial, zu sterben, und diejenigen, die hier mit mir sind, haben bereits alles hinter sich gelassen, um diesem Weg zu folgen. Ist das tägliche Leben in dieser Welt nicht bereits eine Prüfung?», wollte jemand anders wissen.
«Das Tal ist die Welt, in der ihr lebt», gab der Prophet zur Antwort. «In diesem Tal des Todesschattens wird lediglich der Vorhang geöffnet werden, damit ihr die Welt sehen könnt, wie sie wirklich ist. Ihr werdet die ganze Zeit den Tod sehen und ihm aus nächster Nähe begegnen. Dadurch werden eure Augen für die Finsternis, die jetzt diese Welt kontrolliert, geöffnet werden.
Unreifen Menschen ist diese Erkenntnis aufgrund der vielen Schleier, die über ihrem Herzen und ihren Gedanken liegen, verborgen. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie ständig durch die Gnade und das Erbarmen des Herrn verschont werden. Je jünger ihr wart, umso mehr wurdet ihr von euren Eltern vor Gefahren, die ihr nicht sehen oder verstehen konntet, geschützt. Der Herr tut das Gleiche, doch hier geht es darum, erwachsen zu werden. So wie Abraham ein grosses Fest veranstaltete, als Isaak entwöhnt wurde, wird auch euer Vater im Himmel das Heranreifen seiner Kinder feiern. An diesem Ort werdet ihr an Reife zunehmen.
Hier müsst ihr lernen, Frieden zu bewahren, selbst wenn ihr eure Feinde so sehen werdet, wie sie wirklich sind. In diesem Tal werdet ihr schneller heranreifen als in jeder anderen Lebensphase. Reif zu sein bedeutet, die Wahrheit zu sehen, wie sie ist, und sich ihr zu stellen. Hier werdet ihr auch mehr als jemals zuvor den Geist der Wahrheit sehen, den Heiligen Geist, den Helfer. Durch den Geist geleitet zu werden stellt wahre Reife dar.
Die Furcht vor dem Tod bringt die höchste Form der Selbstbezogenheit zum Vorschein, und es gibt keinen besseren Ort als diesen, das zu erkennen und zu überwinden. Die Furcht vor dem Tod ist der grösste Feind all derjenigen, die im Glauben leben. Hier an diesem Ort wird sie in eurem Leben entweder bezwungen werden oder aber sie bezwingt eure Lebensbestimmung.»
Wir wussten um all diese Dinge. Wir hatten darüber gelesen, darüber studiert und sogar darüber gepredigt. Als Elia hingegen darüber sprach, bekamen sie ein Gewicht, wie wir es noch nie zuvor gespürt hatten. Wir versuchten, alle seine Worte in uns aufzunehmen – ganz so, als würde unser Leben davon abhängen, und so war es ja auch.
Wieder schmälerten sich Elias Augen, als ob er etwas in der Ferne betrachten würde. Ich beobachtete ihn aufmerksam, weil ich inzwischen überzeugt war, dass er eine Vision sah. Dann schaute er mich erneut an und sprach laut hörbar für jeden von uns:
«Für eine echte Prüfung muss auch eine echte Gefahr bestehen. Kennt ihr den Spruch: ‹Die Mutigen sterben nur einmal, doch ein Feigling stirbt tausend Tode›? Tatsächlich sterben Feiglinge einen ständigen, langen und qualvollen Tod. Wahres Leben ist ehrenhaft und herrlich und wird im Glauben gelebt. Wahres Leben ist das grösste Abenteuer und die höchste Bestimmung.
Diejenigen, die im Glauben leben, fürchten den Tod nicht. Sie wissen, er ist nicht das Ende, sondern lediglich die Brücke zu einem sehr viel herrlicheren Leben. Danach solltet ihr jetzt trachten, indem ihr euch der Welt für gestorben haltet – und zwar während ihr durch einige ihrer schönsten und zugleich tödlichsten Orte geht. Jetzt ist es für euch an der Zeit, dem gewaltigsten aller Feinde ins Angesicht zu sehen und ihn zu überwinden. Das mit Freuden zu tun bedeutet, zu überwinden.»
Elia schaute wieder in die Ferne. Während ich ihn ansah, überkam mich ein Gefühl von Reue, und mir war bewusst, dass er es spüren würde. Nach einigen Augenblicken wandte er sich mir zu und sagte:
«In diesem Tal werdet ihr die Brücke zum ewigen Leben überqueren. Jeder, der das Tal durchzieht, muss sterben. Die es auf die andere Seite schaffen, sind allem abgestorben ausser Christus, und ihr Leben wird der in ihnen wohnende Christus sein. Sie sind in ihm geblieben, wie auch er in ihnen. Sie leben bereits in dem zukünftigen Zeitalter und tragen aufgrund dessen dazu bei, eine Brücke in dieses Zeitalter zu bauen.