Das Verschwinden des Philip S. - Ulrike Edschmid - E-Book

Das Verschwinden des Philip S. E-Book

Ulrike Edschmid

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Beschreibung

Rudi Dutschke wird auf der Straße angeschossen, Steine bringen die Fenster des Springer-Gebäudes zum Bersten. Es sind angespannte Zeiten, in denen sich Philip S., ein sensibler und eigenwilliger Schweizer, und die junge Mutter Ulrike an der Filmakademie Berlin kennenlernen. Fernab der Unruhen erschaffen sie eine weisungsfreie, der Ästhetik und familiären Geborgenheit gewidmete Welt. Doch schleichend politisiert sich auch ihr Alltag, sie gründen Kinderläden, entwerfen Flugblätter und Streitschriften. Nach einem Gefängnisaufenthalt ist für die Liebenden nichts mehr so, wie es einmal war. Ulrike Edschmid erzählt in ihrem bewegenden Buch vom unaufhaltsamen Verlust eines Menschen, der in den bewaffneten Untergrund geht. Sie wirft einen Blick zurück auf die prägenden Jahre im Leben ihrer Generation – und auf eine Tragödie, die so noch nie beschrieben wurde.

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Seitenzahl: 177

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Ein bekannter Studentenführer wird auf der Straße angeschossen, Steine bringen die Fenster des Springer-Gebäudes zum Bersten. Es sind angespannte Zeiten, in denen sich Philip S., ein sensibler und eigenwilliger Schweizer, und die junge Mutter Ulrike Edschmid an der Filmakademie Berlin kennenlernen. Fernab der Unruhen erschaffen sie eine weisungsfreie, der Ästhetik und familiären Geborgenheit gewidmete Welt. Doch schleichend politisiert sich auch ihr Alltag, sie gründen Kinderläden, entwerfen Flugblätter und Streitschriften. Nach einem Gefängnisaufenthalt ist für das Paar nichts mehr so, wie es einmal war.

Ulrike Edschmid erzählt in ihrem bewegenden Buch vom unaufhaltsamen Verlust eines Menschen, der in den bewaffneten Untergrund geht. Sie wirft einen Blick zurück auf die prägenden Jahre im Leben ihrer Generation – und auf eine Tragödie, die so noch nie beschrieben wurde.

Ulrike Edschmid, 1940 in Berlin geboren, aufgewachsen in der Rhön/Hessen, studierte Literaturwissenschaft, Pädagogik und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. 1990 erschien Diesseits des Schreibtischs. Lebensgeschichten von Frauen schreibender Männer, 1992 VerletzteGrenzen, 1996 FraumitWaffe.ZweiGeschichten aus terroristischen Zeiten (st 3307), 1999 Wir wollen nicht mehr darüber reden, 2003 Nach dem Gewitter (st 3481), 2006 Die Liebhaber meiner Mutter. Sie lebt in Berlin.

Ulrike Edschmid

Das Verschwinden des Philip S.

Roman

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 4535

© Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

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Umschlagfoto: Ulrike Edschmid

Umschlaggestaltung: Göllner, Michels

eISBN 978-3-518-73203-8

www.suhrkamp.de

Vor den Krankenwagen sind die Fotografen da. Die ersten Zeitungsbilder zeigen einen Polizisten, niedergesunken an einem Maschendraht. Er liegt auf dem Rücken zwischen zwei Autos. An der Uniform ein großer dunkler Fleck in Höhe des Brustkorbs. Sein Körper auf dem Kopfsteinpflaster bereits von der Kreidelinie umfahren, die ihn von den Lebenden trennt. Ein schöner junger Mann mit Schatten unter den Augen. Die Waffe muss ihm im Fallen aus der Hand geglitten sein. Noch im Tod geht von seinem angewinkelten Zeigfinger eine Bewegung aus, die Philip S. folgt, der einige Meter entfernt an einem Stacheldraht zusammengebrochen ist. Sein Fuß hat sich im Draht verfangen. Ein Bein der schwarzen Hose ist aufgerissen. Er trägt Schuhe, in denen man rennen kann, mit Gummisohlen. Leichter als die, die er früher trug, mit Kappen aus Pferdeleder, doppelt genäht. Schulter und Arm verdecken sein Gesicht. Die schwarze Lederjacke ist ein wenig hochgeschoben. Darunter sein Gürtel. Er hatte ihn aus dem Riemen machen lassen, an dem die Kühe auf der Alm ihre Glocken tragen. Ein Kälbergurt. Vielleicht das einzige, was er noch aus seinem früheren Dasein besaß.

Die Taschenlampe eines Polizisten leuchtet ihn an. Es ist ein öffentliches Sterben. Philip S. liegt in hartem, niedrigem Gestrüpp. In einer letzten Fluchtbewegung. Wie im Sprung.

I

Philip S. kommt im Spätsommer 1967 nach Berlin. Er trägt einen Anzug, der nicht zu seinem Alter passt, und einen Vornamen, der nicht in seinem Ausweis steht. Mit dem schmalen Bart, der seinem ländlichen Gesicht eine altmodische Strenge verleiht, ähnelt er dem Basler Bonifacius Amerbach, wie ihn der jüngere Hans Holbein vor etwa fünfhundert Jahren gemalt hat. Er ist zwanzig, und es scheint, als hätte er sein Alter bereits mit weitausholenden Schritten durchquert. Aber er bewegt sich nicht mit fliegenden Rockschößen, eher bedächtig und die Augenblicke dehnend, als müsse er sie ausschöpfen bis auf den Grund. Alles, was er tut, tut er langsam. Und doch treibt ihn eine verborgene Eile an, der sein langer Körper nur zögernd folgen will.

Als ich ihn das erste Mal sehe, lehnt er an einer Wand und wartet. Er wartet, dass ich mein Gespräch an dem alten schwarzen Telefon im Flur der Berliner Filmakademie beende. Ich bin siebenundzwanzig, habe ein Kind mit einem Mann, der mich verlassen hat, und lebe im Stadtteil Kreuzberg in einer Wohnung, die früher ein Bäckerladen war. Noch immer gehe ich in die Filmakademie, wenn ich kein Kleingeld für die Telefonzelle habe. Es zieht mich an diesen Ort, obwohl ich weiß, dass ich den Vater meines Kindes dort treffen könnte. Ich schaue in die offenen Schneideräume, wo Spulen mit Filmmaterial leise surrend hin- und herlaufen. Manchmal will es der Zufall, dass auf dem Bildschirm am Schneidetisch ein Gegenstand aus meiner Wohnung auftaucht, eine Lampe, die sich Studenten für eine Szene bei mir ausgeliehen haben, ein Tisch, an dem ein Schauspieler sitzt, oder mein aus der Mode gekommener Pelzmantel, den jetzt irgendeine Frau trägt, als sie aus dem Auto steigt. Oder ich sehe an einem anderen Schneidetisch Bilder eines Lumpensammlers, der seinen Karren durch die Straßen Kreuzbergs zieht. Er kommt auch an dem Bäckerladen vorbei, in dem ich wohne. Hier lädt er etwas auf den Karren, woanders lädt er es wieder ab: einen gebrauchten Kinderwagen mit verchromten Schutzblechen oder ein altes Fahrrad. Hustend schleppt er seinen Karren abends in das Wohnheim für Obdachlose am Schlesischen Tor. In den Fluren gehe ich an Fotowänden vorbei, auf denen auch der Vater meines Kindes zu sehen ist, der nicht mehr mein Mann ist. Ich trinke einen Kaffee bei der Sekretärin, die sich erinnert, wie ich das erste Mal herkam, mit einem Baby auf dem Arm.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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