Das Versprechen - 3 - Steffen Jacobsen - E-Book

Das Versprechen - 3 E-Book

Steffen Jacobsen

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Beschreibung

Im vorletzten Teil der dänischen Thriller-Serie spitzt sich die Lage zu: Der anfängliche Frieden, den Nina im Haus ihrer Schwester findet, währt nicht lange, denn plötzlich holt die Vergangenheit Nina in einer dunklen Gasse ein. Sie entkommt nur knapp – dank ihrer Schlagkräftigkeit und schnellen Reflexe. Dann ruft auch noch das Gefängnis an, in dem sich Gabriela noch immer befindet, und es gibt keine guten Neuigkeiten..."Løftet" ist ein ganz neuer und mitreißender skandinavischer Thriller aus Dänemark, der in vier Teilen erzählt wird.

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Seitenzahl: 42

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Steffen Jacobsen

Das Versprechen - 3

Übersetzt Maike Dörries

Aus dem Dänischen von Maike Dörries

Saga

Das Versprechen - 3 ÜbersetztMaike Dörries

OriginalLøftet - del 3

Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2020 Steffen Jacobsen und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726456004

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

III

Später am gleichen Abend, Stadtzentrum

Es hatte angefangen zu regnen, Nina schlug den Kragen hoch. Um diese Uhrzeit waren kaum Fußgänger unterwegs. Eigentlich hatte sie vorgehabt, bei Nørreport ein Taxi zu suchen und die Heimfahrt zu nutzen, um nachzudenken. Aber sie war schon immer gern zu Fuß gegangen, und Klaras Stilettos passten perfekt. Sie befand sich mitten in der Altstadt auf der Landemærket, als der Audi A8 langsam an ihr vorbeirollte. Sie blieb wie angewurzelt stehen und schaute dem Wagen nach, der vielleicht hundert Meter vor ihr an den Randstein fuhr. Es regnete jetzt in Strömen.

Sie zwang sich, ruhiger zu atmen. Die Stadt war wie ausgestorben. Sie ging zurück, bog scharf rechts in die Suhmsgade, zog die Schuhe aus und rannte auf Strümpfen Richtung Pustervig.

Ihre Lungen pumpten, sie war bis auf die Knochen nass. In einem Hauseingang waren die Umrisse eines dunklen Schattens zu sehen: schwarzes Basecap, schwarzer Mantel, breites Kreuz, Zopf. Lazarus.

Sie blinzelte gegen den Regen an. Die Gestalt stand ganz still da und wartete.

Nina schlich um die Ecke zum Hauser Plads und um die nächste – direkt in Carlos weit ausgebreiteten Arme. Er wirbelte sie eine halbe Drehung herum, bremste ihren Schwung. Dann ließ er sie los, und sie knallte gegen eine Hauswand, sodass es ihr den Atem verschlug.

Er war noch immer der hübscheste Mann im Universum. Die Jahre und das Alter waren gnädig mit seinem Gesicht und seiner Erscheinung gewesen. Ein paar graue Strähnen in dem dunklen, dichten Haar, das war alles. Er hatte die Hände in den Taschen des schwarzen Kaschmirmantels vergraben und begutachtete sie neugierig mit zur Seite geneigtem Kopf wie ein zoologisches Phänomen. Weißes Hemd, schwarze Krawatte, schwarzer Anzug. Ein verfickter Leichenbestatter. Genau das, was er war.

Seine Lakaien scharten sich um sie.

Nina stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Das Objekt intensiver Begutachtung durch einen Halbkreis finsterer Gestalten.

Carlo lächelte traurig mit seinen weißen, perfekten Zähnen.

„Cara … du weißt, Nina, wie sehr ich dich hasse. Natürlich für das, was du getan hast, aber in diesem Moment dafür, dass du mich zwingst, in dieses gottverlassene, öde Land zu reisen. Obwohl ich dich ein bisschen besser verstehe, nachdem ich gesehen habe, wo du herkommst. Diese Kälte. Der Regen. Die Plattheit.“

Seine Hände verließen die Manteltaschen und hoben sich synchron wie zu einem Segen. Er schaute in den Regen und lächelte.

„Und deine Liebhaber werden auch immer jünger, muss ich sagen. Der Bursche im Hotel. Nina …!“

Er schnalzte mahnend mit der Zunge. Die Männer lachten. Nina wusste genau, wo wer stand, wer von ihnen auf sich aufpassen konnte und wer außerhalb der sicheren Gruppe ein Waschlappen war. Sie sah alles. Das war ihre Gabe.

Carlos Gesicht nahm einen nüchternen und geschäftsmäßigen Ausdruck an, wie sie es erwartet hatte. Fast düster. Er sah sie mit seinen großen, schwarzen Augen an.

„Und natürlich gibt es noch mehr Dinge, für die ich dich hasse …“

„Selbstverständlich“, murmelte Nina ironisch.

Carlo kniff die Augen zu. Ironie hatte in seinem Leben noch nie einen Platz gehabt.

„Ja!“

Nina dachte an die Nacht in dem hübschen alten Steinhaus in der Lombardei zurück. Ein aus der Landschaft geborenes Landhaus.

Sie hatte gewusst, dass diese Nacht ihre letzte sein würde. Sie war zu einer Belastung geworden. Sie war provokant, unversöhnlich und verlangte einfach zu viel. Sie brachte keinen Profit mehr als Teil von Carlos umfassender Entourage, und es gab eine Reihe jüngerer und hübscherer ukrainischer Schönheiten, die dankbar und willig alles taten, was von ihnen verlangt wurde. Dass sie sich so lange gehalten hatte, lag ausschließlich daran, dass Carlo eine Schwäche für Gewohntes und Vorhersehbares hatte – und wohl auch eine gewisse Schwäche für sie –, auch wenn ihm jede Sentimentalität fernlag.

Nina hatte in mühsamer Kleinarbeit einen Heroinvorrat hinter dem Kühlschrankkompressor zusammengetragen. Wenn sie diszipliniert waren, würden Gabriela und sie damit mindestens einen Monat über die Runden kommen. Sie wollte abhauen. Mit Gabriela. Irgendwo einen kalten Entzug machen.

Lazarus war ins Schlafzimmer gekommen, wo Nina nackt zwischen den zerknüllten Laken lag. Er hatte sie nicht bemerkt und eine kurze, flüsternde Unterhaltung mit Carlo geführt. Die letzten Vorbereitungen für ihren Tod, garantiert.

Lazarus wollte sie abschlachten wie ein Haustier, anschließend in dem Häcksler in der Scheune zerkleinern und an die Schweine im Stall hinter dem Wohnhaus verfüttern.