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Lucca fand in Jari seinen wahren Gefährten. Unglücklicherweise wurde Jari bei dem Versuch erwischt, Nole zu töten, den Gefährten seines besten Freundes. Aber nicht immer ist alles so, wie es scheint, und Jari wurde unfreiwillig Komplize bei dem Mordversuch. Trotzdem vertraut Lucca niemandem, und er kann keinem Gefährten vertrauen, der sich an solchen Taten beteiligen würde wie die, die man Jari vorwirft. Als Jari davonläuft, wird er von der letzten Person auf der Welt, die er sehen will, gefangen genommen. Während er unter Folter und Qualen für einen raschen Tod betet, tut Lucca alles, um seinen Gefährten zu retten. Wird Lucca Jari noch rechtzeitig finden? Und falls ja, wird er lernen, dem Mann zu vertrauen, dem sein Herz gehört? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 32.000 Wörter
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Seitenzahl: 166
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Epilog
ÜBER SHEA BALIK
LESEPROBE:
Dem Feind vergeben
Lucca fand in Jari seinen wahren Gefährten. Unglücklicherweise wurde Jari bei dem Versuch erwischt, Nole zu töten, den Gefährten seines besten Freundes.
Aber nicht immer ist alles so, wie es scheint, und Jari wurde unfreiwillig Komplize bei dem Mordversuch. Trotzdem vertraut Lucca niemandem, und er kann keinem Gefährten vertrauen, der sich an solchen Taten beteiligen würde wie die, die man Jari vorwirft.
Als Jari davonläuft, wird er von der letzten Person auf der Welt, die er sehen will, gefangen genommen. Während er unter Folter und Qualen für einen raschen Tod betet, tut Lucca alles, um seinen Gefährten zu retten.
Wird Lucca Jari noch rechtzeitig finden? Und falls ja, wird er lernen, dem Mann zu vertrauen, dem sein Herz gehört?
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 32.000 Wörter
SHEA BALIK
Dem Feind vergeben
Miracle, Oregon 2
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Forgiving the Enemy“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:
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Tränen liefen Jari Kerr über das Gesicht; das scharfe Aroma der Zwiebeln, die er gerade hackte, brannte in seinen Augen. Aus diesem Grund hatte er sich entschieden, Omeletts zu machen – um zu verbergen, dass er geweint hatte. Sonst würde Lucca ihn nur bedrängen, noch weitere seiner Geheimnisse preiszugeben. Das wollte Jari unbedingt vermeiden, bevor er am Ende noch zugab, wie sehr er sich wünschte, Lucca würde ihn endlich offiziell zum Gefährten nehmen.
Eigentlich wäre er sogar schon zufrieden, wenn Lucca irgendetwas sagen oder tun würde, um wenigstens anzudeuten, dass er Jari als Gefährten wollte, anstelle der konstanten Gleichgültigkeit, die der Mann ihm bis jetzt entgegengebracht hatte.
Das schwache Licht der Morgendämmerung begann, das Küchenfenster zu erhellen, und Jari konnte im Camp auf der anderen Seite der Straße Bewegungen erkennen. Geräusche von oben verrieten ihm, dass die anderen endlich wach wurden und in Kürze zum Frühstücken herunterkommen würden.
Jari schaltete den Herd ein und gab etwas Butter in die größte verfügbare Pfanne, dann schnappte er sich das Handtuch vom Tresen und wischte sich damit das Gesicht ab. Die Zwiebeln mochten eine gute Ausrede für seine Tränen sein, aber sein Gefährte war zu aufmerksam, um nicht zu bemerken, dass er viel zu heftig weinte, um es nur den Zwiebeln anzulasten.
Doch obwohl ihm sonst nicht die kleinste Kleinigkeit entging, schien Lucca blind für Jaris Kummer zu sein. Nicht, dass Jari ihm das übel nehmen konnte. Jari war als Gefährte eine heikle Wahl. Himmel, noch vor wenigen Tagen war er wegen seiner Verbrechen gegen Nole, den Gefährten des Alphas, im Keller an eine Wand gekettet gewesen. Er konnte von Glück sagen, dass man ihn nicht dafür hingerichtet hatte, beinahe die Ermordung sowohl des Alphas als auch seines Gefährten verschuldet zu haben.
Ein weiterer Grund zum Weinen. Nole wollte vielleicht nicht Jaris Tod, aber es war auch offensichtlich, dass er ihm keineswegs vergeben hatte. Da Jari ein Killerkommando direkt zu seinem ehemals besten Freund geführt hatte, konnte er ihm kaum verübeln, dass er einen Groll gegen ihn hegte.
Er wusste nur nicht, was er hätte anders machen können. Alpha Abdiel hatte damit gedroht, Jaris Brüder und Schwestern zu töten, und als wäre das noch nicht genug gewesen, hatte der Mann gesagt, dass er danach auch Jaris Nichten und Neffen umbringen würde. Um zu zeigen, dass er es ernst meinte, hatte Abdiel Jaris Eltern getötet.
So sehr er sich auch wünschte, nicht den Befehl bekommen zu haben, Nole anzugreifen – Jari hatte getan, was ihm gesagt worden war, um seine Familie zu beschützen. Jetzt wurde er von allen behandelt wie ein unwillkommener Gast, der nicht wusste, wann es Zeit zum Gehen war – sogar von seinem Gefährten.
Als die Pfanne heiß genug war, gab Jari die Zutaten für das Omelett hinein. Dann steckte er sechs Scheiben Brot in den großen Toaster. Nachdem das erledigt war, ging er zum Kühlschrank und holte Orangen-, Apfel und Cranberrysaft sowie zwei Schalen Butter heraus.
Gerade, als das Knirschen der alten, hölzernen Treppenstufen zu hören war, tischte Jari das erste Omelett auf und gab die Zutaten für das nächste in die Pfanne. Jedes Omelett war groß genug, um vier gewöhnliche Männer satt zu kriegen. Allerdings war an den Männern, die hier lebten, nichts gewöhnlich. Sie alle waren Gestaltwandler und hatten daher einen Riesenappetit, der den von Menschen weit übertraf.
„Ich rieche Speck“, sagte Chadwick, als er in die Küche spazierte und sich an den Tisch setzte. „Warte.“ Jari musste über den verdatterten Ausdruck auf Chadwicks Gesicht lachen, als der sich umschaute und nicht sein Lieblingsfrühstück entdeckte. „Es gibt doch Speck, oder?“
Jari schüttelte den Kopf über Chadwicks jammervollen Ton angesichts des scheinbaren Mangels an gebratenem Speck. „Ja“, versicherte er ihm. „Aber da du ihn immer verschlingst, bevor die anderen eine Chance haben, zum Tisch zu kommen, rücke ich ihn nicht raus, bevor alle da sind.“
Chadwick sah aus, als wäre er kurz vorm Heulen. „Aber … ich brauche Speck.“
„Du wirst auch welchen bekommen, wenn die anderen eintreffen“, versicherte Jari ihm erneut.
Hätte er es nicht besser gewusst, dann hätte er denken können, dass soeben Chadwicks bester Freund verstorben war. „Das ist nicht fair“, beharrte Chadwick. „Ich bin extra früh aufgestanden, nur damit ich Speck bekomme. Der frühe Vogel fängt den Wurm, so heißt es schließlich.“
„Ja, aber es ist die zweite Maus, die den Käse bekommt“, sagte Hudson, der in diesem Moment in die Küche kam.
Jari runzelte die Stirn über das makabre Sprichwort. „Du weißt, dass ich ein Mauswandler bin, ja?“
Hudson erstarrte, als er sich gerade auf einen Stuhl fallen lassen wollte, und grinste Jari an, bevor er sich schließlich setzte. Aber es war Chadwick, der an Hudsons Stelle antwortete: „Da du dir noch nicht das Genick in einer Mausefalle gebrochen hast, nehme ich an, dass dir diese Weisheit bereits bekannt war.“
Ein tiefes Knurren ertönte, als Lucca die Küche betrat. Er warf seinen Freunden finstere Blicke zu. „Der nächste, der dumme Sprüche über Jaris Tod macht, kann mir im Ring gegenübertreten“, warnte er.
„Was denn?“ Chadwick versuchte, unschuldig auszusehen, aber er bekam es nicht ganz hin. „Ich habe ihm Anerkennung dafür gezollt, dass er nicht auf den Trick mit dem Käse in der Mausefalle hereingefallen ist.“
„Weißt du, eines schönen Tages wird dir dein loses Mundwerk richtig Ärger einbringen“, sagte Edrick, als er und sein Gefährte Nole sich zur Runde gesellten.
Jari versuchte, nicht eifersüchtig darauf zu sein, wie Edrick und Nole einander ansahen – selig grinsend und voller Liebe. Er warf einen flüchtigen Blick zu Lucca und wünschte sich, sein Gefährte würde ihn ebenso anschauen. Als wäre er der Mittelpunkt der Welt.
Tatsächlich wäre Jari schon glücklich, wenn Luccas Augen nicht jedes Mal voller Misstrauen wären, wenn er ihn ansah. Es war niederschmetternd zu wissen, dass der eigene Gefährte ihm zutraute, jeden Moment einen Verrat zu begehen.
Jari drehte sich hastig zum Herd um, als erneut Tränen in seinen Augen brannten, bevor irgendwer – ganz besonders Lucca – es bemerkte. Er brachte das zweite Omelett zum Tisch, dann ging er zurück, um den Speck zu holen, den er zum Warmhalten im Ofen aufbewahrt hatte.
„Ich weiß gar nicht, warum ihr euch alle so aufführt“, grummelte Chadwick. „Jari war derjenige, der sich geweigert hat, mich Speck essen zu lassen.“
Als sich alle Augen auf ihn richteten, bekam Jari ganz heiße Wangen. „Ich sagte, du musst auf die anderen warten, weil du dazu neigst, mehr als deinen Anteil zu essen“, erinnerte Jari Chadwick. „Aber für das, was du gerade gesagt hast, kriegst du nun gar keinen Speck. Vielleicht bist du dann beim nächsten Mal geduldiger.“ Jari reichte Hudson die Schüssel, woraufhin dieser seinen Teller mit Speckstreifen füllte, bis er einen richtigen Haufen vor sich hatte.
„Hey!“, rief Chadwick. „Das ist nicht fair!“
„Wer immer dir erzählt hat, das Leben wäre fair, Kätzchen, hat dich angelogen.“
Alle Köpfe drehten sich zur Tür, wo Kirill stand, ein breites Grinsen im Gesicht.
„Verdammt. Du musst mir wirklich beibringen, wie du es hinkriegst, mit diesem Riesenkörper hier reinzuschleichen, ohne dass dich jemand hört“, platzte Chadwick heraus. Offenbar war es ihm ganz egal, das Kirill ein Eisbärwandler war, der mindestens zwei Meter fünfzehn groß war, hundertsechzig Kilo Muskelmasse auf die Waage brachte und ihn zerquetschen konnte wie einen Käfer.
Kirill lächelte Chadwick an und zeigte seine weißen Zähne. „Was ist los, Kätzchen? Neidisch?“
Chadwick zeigte Kirill den Stinkefinger, und alle lachten.
„Hast du schon etwas gegessen?“, fragte Jari, als er den letzten Teller auf den Tisch stellte und sich auf den einzigen freien Stuhl setzte, direkt neben Lucca. Er wünschte nur, er wüsste, ob sein Gefährte überhaupt wollte, dass er dort saß.
Es gab Zeiten, da schien Lucca Jari zu wollen. Sie hatten sich sogar ein paarmal geküsst, aber Lucca ließ nie zu, dass sie weiter gingen als das. Jari fragte sich verzweifelt, ob sie jemals weitergehen würden.
„Ja, habe ich“, antwortete Kirill. „Danke. Ich bin nur gekommen, um Edrick wissen zu lassen, dass meine Männer die Kolonie erreicht haben.“
Auf der Stelle verwandelte sich das Essen in Jaris Mund in Sägemehl. So sehr er versuchte, nicht daran zu denken – Jari konnte nicht vergessen, dass Kirill und seine Männer hier waren, um bei einem Angriff auf Jaris Kolonie zu helfen und Alpha Abdiel davon abzuhalten, ihn selbst oder Nole zu jagen. Wie sollte er auch? Er dachte praktisch an nichts anderes. Nun, abgesehen davon, offiziell Luccas Gefährte zu werden.
Sie wollten morgen angreifen, aber zunächst hatte Kirill einige Männer vorausgeschickt, um die Kolonie auszuspionieren. Ein Kampf mit Abdiel war riskant für Edrick und seine Männer, selbst mit der Hilfe von Kirill und den seinen. Abdiel mochte ein Mauswandler sein und nicht so erfahren in der Schlacht wie Edricks Rudel, aber es gab Tausende von Mauswandlern, die aus Angst vor Bestrafung durch ihren Alpha gezwungenermaßen in den Kampf ziehen würden.
Abdiel verdiente den Tod. Jari hatte sich seinen Tod jahrelang gewünscht. Der Mann war ein narzisstisches Arschloch, der sich für niemanden in der Kolonie interessierte außer für sich selbst. Jari sollte das wissen. Der Alpha hatte Jari vor über zwanzig Jahren durch Lügen und Manipulation zu seinem heimlichen Geliebten gemacht.
Er war so dumm gewesen, als Abdiel damals anfing, sich für ihn zu interessieren – besonders da es als unmoralisch galt und schlichtweg illegal war, gleichgeschlechtliche Sexualpartner zu haben. Jari hatte keine Ahnung gehabt, dass Alpha Abdiel sich durch die halbe Kolonie fickte. Selbst nachdem er Abdiel beim Fremdgehen erwischt hatte, hatte Jari dem Mann immer noch blind geglaubt, als der ihm versicherte, er und Jari wären Gefährten. Mit neunzehn war Jari zu naiv gewesen, um es besser zu wissen.
Jetzt, da er seinen wahren Gefährten getroffen hatte, konnte Jari kaum glauben, wie dumm er gewesen war. In der ersten Sekunde, als Jari Lucca erblickt hatte, hatte er es gewusst. Er hatte sofort einen Harten gehabt und wäre fast auf der Stelle gekommen, obwohl sich nur wenige Meter entfernt ein Killerkommando aus Wolfswandlern zusammengerottet hatte, um Nole zu töten.
Seine Hand wurde warm, und das riss Jari aus seinen deprimierenden Gedanken. Lucca hatte seine Hand genommen und hielt sie nun. Jari war so perplex über Luccas Bekundung von Zuneigung, dass er von dem Gespräch um sie herum fast nichts mitbekam, während er in die sturmgrauen Augen seines Gefährten sah. So viel Gefühl lag in diesen Augen. Jari wünschte nur, dass Zweifel nicht dazu gehören würden.
„Gut. Sag ihnen, sie sollen den Alpha im Auge behalten. Wir wollen nicht, dass er uns noch durch die Finger schlüpft, wenn wir so kurz davor sind, den Hurensohn auszuschalten“, grollte Edrick und zog seinen Gefährten noch näher an sich. Soweit es Edrick betraf, hatte der Alpha in dem Moment, als er den Auftragsmord an Nole befohlen hatte, sein eigenes Todesurteil unterschrieben.
Das war ein weiterer Grund, warum Jari wusste, dass Lucca ihn nicht als Gefährten wollte. Abdiel hatte Jari jahrelang gequält, dennoch hatte Lucca nicht ein einziges Mal zu erkennen gegeben, dass er Abdiel für seine Verbrechen büßen lassen wollte. Jari konnte sich genauso gut einfach den Tatsachen stellen – für ihn würde es nie einen wahren Gefährten geben. Vielleicht war das die Strafe dafür, dass er Abdiel vor all den Jahren so leicht geglaubt hatte.
„Genau deswegen bin ich hier.“ Der unheilvolle Unterton in Kirills Bemerkung ließ Jari in Erwartung des Schlimmsten den Atem anhalten. „Wie es scheint, weiß die Kolonie, wo wir sind, und plant einen eigenen Angriff.“
Alle Blicke richteten sich sofort auf Jari. Der Vorwurf stand klar im Raum. Was noch schlimmer war, die Wärme von Luccas Hand war verschwunden. Nicht nur, dass Lucca ihn nicht länger berührte, er rückte sogar von ihm ab, als könnte er Jaris Nähe nicht ertragen.
Jari wurde das Herz schwer. Es spielte keine Rolle, dass er nichts damit zu tun hatte, wie Abdiel von ihrem Standort erfahren hatte. Niemand würde ihm glauben. Nach dem, was er Nole angetan hatte, konnte er ihnen das nicht einmal verübeln.
Er hielt es nicht länger aus zu bleiben, wo ihn jeder für einen Verräter hielt, und sprang hastig auf die Füße. Sein Stuhl kippte um und krachte auf den Boden, aber Jari kümmerte sich nicht darum. Er wollte einfach nur raus. „Ich weiß, dass ihr mir nicht glaubt, aber ich hatte keinerlei Kontakt zu meiner Kolonie. Wie sollte ich? Ich durfte kein Telefon benutzen.“
Nicht, dass er es nicht versucht hätte. Die Angst, Abdiel würde seine Familie töten, machte ihn wahnsinnig, und er wollte sie anrufen und warnen, sie zur Flucht drängen. Aber egal, wie sehr er Edrick angefleht hatte, Edrick hatte es ihm verweigert, weil Abdiel auf diese Weise von ihren Plänen erfahren konnte.
Anscheinend hatte es jedoch nicht einmal einen Unterschied gemacht, denn so wie stets wusste Abdiel längst Bescheid. Jari hatte schon immer geschworen, dass der Mann überall seine Augen und Ohren hatte. Sein Alpha hatte stets alles erfahren, was in der Kolonie passierte, selbst die unwichtigsten Dinge. Er hatte zwar keine Ahnung, wie Abdiel erfahren hatte, wo Jari war, aber wieder einmal bewies Alpha Abdiel, wie mächtig er war.
„Wie soll Abdiel uns dann gefunden haben?“, fragte Edrick vorwurfsvoll.
Es hätte ihn eigentlich nicht verletzen dürfen, dass diese Leute ihn für den Schuldigen hielten. Warum also tat es so weh? Er kannte sie kaum, und doch hatte Jari bereits angefangen, sie als Familie zu betrachten. Aber am tiefsten verletzte ihn der Unglaube in Luccas Augen.
Erneut traten ihm Tränen in die Augen und drohten ihm übers Gesicht zu laufen. Jari weigerte sich, seinen Gefährten Zeuge seiner Schwäche werden zu lassen und stürmte aus dem Zimmer. Er rannte zu dem Ort, an den er eindeutig gehörte. In den dunklen, dunklen Keller. Allein.
Als er Jari hinausstürmen sah, spürte Lucca Breck einen Schmerz in seiner Brust, der sich ausbreitete, bis er nicht mehr atmen konnte. Nichts war wichtiger, als für die Sicherheit und das Glück seines Gefährten zu sorgen, aber Lucca wusste, dass er versagte.
Er wusste einfach nicht, wie er seinem Gefährten vertrauen sollte.
Nein.
Es ging noch darüber hinaus.
Lucca wusste nicht, wie er überhaupt irgendwem vertrauen sollte, und das schloss auch die vier Männer ein, die seine Freunde waren, seit er noch Windeln getragen hatte. Es hatte im Alter von fünf Jahren begonnen, als Chadwick davon geredet hatte, eines Tages seinen männlichen Gefährten zu finden. Seine Mutter hatte ihnen allen das Versprechen abgerungen, nie auch nur ein einziges Wort darüber fallen zu lassen, dass er Männer bevorzugte. Damals hatte sich etwas in Lucca verändert.
Er hatte angefangen zu begreifen, wie gefährlich es war, jemanden zu nah an sich heranzulassen. Darum war er auch der Letzte gewesen, der zugegeben hatte, schwul zu sein, obwohl er es seit Jahren gewusst hatte. Lucca war einfach nicht fähig gewesen, sich so verwundbar zu machen, nicht einmal vor seinen Freunden.
Jetzt bezahlte er dafür, indem er nicht einmal in der Lage war, an jene eine Person zu glauben, die das Schicksal ganz allein für ihn bestimmt hatte – seinen Gefährten.
„Glaubst du, er hat es geschafft, Abdiel eine Nachricht zukommen zu lassen?“, fragte Edrick.
„Nein.“ Die Antwort kam direkt aus seiner Seele, noch bevor Lucca darüber nachdenken konnte. Erst, als das Wort gesprochen war, begriff Lucca die Bedeutung – dass er Jari doch vertraute. Zumindest dachte er das.
Nur …
Tat er das wirklich?
Ein Teil von ihm wusste, dass Jari keine Nachricht an Abdiel geschickt haben konnte. Er selbst hatte seinen Gefährten von Kopf bis Fuß durchsucht und weder ein Telefon noch irgendeinen Sender gefunden. Bis heute Morgen, als Jari hinuntergegangen war, um Frühstück zu machen, hatte Lucca seinen Gefährten keinen Moment lang aus den Augen gelassen, seit sie ihn aus dem Keller und den Ketten befreit hatte.