Ein bärenhartes Leben - Shea Balik - E-Book

Ein bärenhartes Leben E-Book

Shea Balik

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Beschreibung

In einer Welt, in der alle gegen sie sind, brauchen sie ein Wunder. Niemand erwartet, die Rettung in einer verlassenen, einsturzgefährdeten Stadt zu finden. Und doch passiert genau das, als sie in die Stadt „Miracle“ in Oregon ziehen. Kirill ist fast sein ganzes Leben von einem Ort zum nächsten gezogen, um denjenigen, die seine Art auslöschen wollen, stets einen Schritt voraus zu sein. Irgendwie wurde er unterwegs zum Alpha einer Gruppe von Gestaltwandlern, die wie er auf der Flucht sind. Aber Kirill ist es müde, immer und immer wieder packen und weiterziehen müssen – alles, was er will, ist ein Ort, den er Zuhause nennen kann. Harper hatte in seinem Leben noch nie einen einzigen Moment des Friedens. Zum Vergnügen zwang sein Vater ihn bereits als Kind, gegen seinen eigenen Bruder Abdiel zu kämpfen. Als sein Vater starb, hoffte Harper, die Dinge würden sich ändern. Aber er hätte es besser wissen müssen. Gemeinsam begeben die beiden Männer sich auf eine Reise zu sich selbst und finden heraus, dass sie einander möglicherweise lieben könnten. Werden sie es schaffen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, oder sind sie dazu verdammt, auf ewig getrennt zu bleiben? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 36.000 Wörter

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Seitenzahl: 187

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

EPILOG

ÜBER SHEA BALIK

LESEPROBE:

Ein bärenhartes Leben

In einer Welt, in der alle gegen sie sind, brauchen sie ein Wunder. Niemand erwartet, die Rettung in einer verlassenen, einsturzgefährdeten Stadt zu finden. Und doch passiert genau das, als sie in die Stadt „Miracle“ in Oregon ziehen.

Kirill ist fast sein ganzes Leben von einem Ort zum nächsten gezogen, um denjenigen, die seine Art auslöschen wollen, stets einen Schritt voraus zu sein. Irgendwie wurde er unterwegs zum Alpha einer Gruppe von Gestaltwandlern, die wie er auf der Flucht sind. Aber Kirill ist es müde, immer und immer wieder packen und weiterziehen müssen – alles, was er will, ist ein Ort, den er Zuhause nennen kann.

Harper hatte in seinem Leben noch nie einen einzigen Moment des Friedens. Zum Vergnügen zwang sein Vater ihn bereits als Kind, gegen seinen eigenen Bruder Abdiel zu kämpfen. Als sein Vater starb, hoffte Harper, die Dinge würden sich ändern. Aber er hätte es besser wissen müssen.

Gemeinsam begeben die beiden Männer sich auf eine Reise zu sich selbst und finden heraus, dass sie einander möglicherweise lieben könnten. Werden sie es schaffen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, oder sind sie dazu verdammt, auf ewig getrennt zu bleiben?

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.

Länge: rund 36.000 Wörter

SHEA BALIK

Ein bärenhartes Leben

Miracle, Oregon 3

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Bearly Hanging On“:

Shea Balik

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Inhalt

Kapitel 1 5

Kapitel 2 13

Kapitel 3 19

Kapitel 4 26

Kapitel 5 33

Kapitel 6 37

Kapitel 7 43

Kapitel 8 47

Kapitel 9 54

Kapitel 10 59

Kapitel 11 66

Kapitel 12 72

Kapitel 13 79

Kapitel 14 83

Kapitel 15 88

Kapitel 16 94

Kapitel 17 99

Kapitel 18 105

Kapitel 19 110

Kapitel 20 116

Kapitel 21 122

EPILOG 127

ÜBER SHEA BALIK 133

LESEPROBE: 134

Kapitel 1

Sämtliche Luft entwich beim Aufprall aus Crashs Lungen, als Kirill ihn beim Kampftraining zu Boden schleuderte. Kirill zog eine Grimasse. Sie mochten Gestaltwandler sein, aber das musste wehgetan haben. Falls er daran noch irgendwie gezweifelt haben sollte – zu sehen, wie Crashs Körper buchstäblich zweimal von dem harten, trockenen Erdboden abprallte, reichte aus, um Kirill davon zu überzeugen, dass er sich zu sehr von seinen Emotionen hatte mitreißen lassen.

Er wünschte nur, er wüsste, was ihn so reizbar machte, dass er beim Training mit seinen Männern vergaß, seine Kraft zu kontrollieren. Das war sonst überhaupt nicht seine Art.

„Ich will ja nicht sagen, dass er es nicht verdient hätte, aber würdest du mir vielleicht verraten, wieso du es für nötig hältst, Crash durch die Gegend zu schleudern wie eine Gliederpuppe?“, fragte Mannix verschmitzt, während er Crash mitleidvoll betrachtete. Mannix war Kirills Stellvertreter. Allerdings hatten sich ihre Positionen verändert, seit sie nach Miracle gekommen waren.

Kirill war nicht länger Alpha – hier in Miracle war es Edrick, und Lucca war dessen Stellvertreter. Es war leichter gewesen, sich daran zu gewöhnen, als Kirill gedacht hatte. Aber das lag hauptsächlich daran, dass er es eigentlich immer gehasst hatte, Alpha zu sein. Er hatte es getan, weil es von ihm erwartet worden war, aber gewollt hatte er den Job nie. Diese Verantwortung jemand anderem zu überlassen, hatte ihm eine Last genommen, von der Kirill hoffte, sie nie wieder tragen zu müssen.

Dennoch – anstatt sich zu entspannen, nachdem nun das Wohlergehen aller nicht mehr auf seinen Schultern ruhte, war Kirill angespannter als je zuvor. Er hatte keine Ahnung, warum. „Ich bin irgendwie kribbelig.“ Das war milde ausgedrückt.

Der Eisbär in seinem Kopf grollte und drängte ihn aufzubrechen, zu kämpfen, zu suchen. Nichts davon ergab irgendeinen Sinn. Aufbrechen wohin? Kämpfen wofür? Suchen wonach?

Er hatte keine Antworten, und das machte ihn nur noch unruhiger. Es machte ihn verrückt.

„Ja, das sehen wir alle.“ Mannix deutete zu den zehn Männern, mit denen Kirill trainiert hatte – sie alle hatten blaue Flecken und waren so angeschlagen, dass nicht einmal ihre besonderen Wandler-Heilkräfte bis jetzt etwas bewirkt hatten. „Vielleicht ist es an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen, bevor du den nächsten herausforderst. Na ja …“ Achselzuckend warf Mannix einen Blick zu Chadwick, der auf der anderen Straßenseite an einem der Häuser arbeitete, die sie derzeit bauten, um Wohnraum für Miracles neue Einwohner zu schaffen. „Außer, du möchtest Chadwick herausfordern. Dann würde ich sagen, nur zu. Dem Kerl könnte eine kleine Demütigung wirklich nicht schaden.“

Kirill schnaubte. Das war alles, was er im Augenblick zustande kriegte. Ihm war wirklich nicht nach Lachen zumute, auch wenn Mannix recht hatte. Chadwick war ein Arsch ohne Abschaltknopf. „Ich werde nicht unseren neuen Alpha sauer machen, indem ich einen seiner besten Freunde im Ring zerschmettere.“

„Oh bitte, wenn du denkst, dass du ihn schaffst, lass dich nicht von mir davon abhalten.“

Kirill fuhr der Schreck in die Glieder, als er sich umdrehte und sah, dass Alpha Edrick direkt hinter ihm stand. Das Grinsen des Mannes zeigte deutlich, dass er Kirill keine Chance gegen Chadwick einräumte. „Lass dich nicht von Chadwicks ständigen Witzen täuschen – der Mann ist tödlich.“

Das bezweifelte Kirill. Chadwick hatte nicht einen einzigen ernsthaften Knochen im Leib. Aber dass Edrick glaubte, Kirill könnte es nicht mit Chadwick aufnehmen, wurmte Kirill und verleitete ihn beinahe dazu, etwas Dummes zu tun – wie Chadwick tatsächlich herauszufordern.

„Alpha Edrick, kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte Iniko, einer der Mauswandler, der in diesem Moment zu ihnen stieß.

Erst vor kurzem hatte Alpha Edrick seine und Kirills Männer in die Schlacht gegen Inikos Kolonie geführt, um Jari zu befreien – einen der hier lebenden Mauswandler, der von dem wahnsinnigen Alpha Abdiel entführt worden war. Jari war Luccas Gefährte, und Edrick hätte alles für seinen besten Freund und Stellvertreter getan, inklusive des zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Angriffs auf eine Kolonie mit Tausenden von Mitgliedern.

Zum Glück hatten sie gesiegt und Jari befreit, aber nicht bevor der liebenswerte Mauswandler von seinem früheren Alpha gefoltert worden war. Einige unschuldige Mauswandler waren während der Schlacht verletzt worden. Einer davon war Iniko, und er hatte darum gefleht, aus seiner Kolonie befreit zu werden.

Abdiel war ein grausamer Alpha gewesen, dem sein Volk gleichgültig war. Das Einzige, was ihn interessierte, war die Vergrößerung seiner Macht mit allen Mitteln. Wieso niemand je versucht hatte, ihn zu stürzen, war unerklärlich. Selbst nach seinem Tod hatten zahlreiche Mauswandler darum gebeten, die Kolonie verlassen und mit ihnen kommen zu dürfen. Die meisten von ihnen hatten Miracle bereits am folgenden Tag wieder verlassen, um woanders ihr Glück zu suchen, aber einige waren geblieben.

„Sicher, Iniko. Was kann ich für dich tun?“, sagte Edrick und wandte dem Mauswandler seine volle Aufmerksamkeit zu.

Kirill hätte beinahe genervt aufgestöhnt, als Iniko ihm einen giftigen Blick zuwarf. Er und Mannix hatten Iniko während des Kampfes vor dem sicheren Tod gerettet. Nach der Schlacht hatte der kleine Kerl Kirills Truppe angefleht, noch einmal in die Stadt zurückzugehen und einen seiner Freunde ebenfalls zu befreien. Das hatte jedoch nicht zu ihren Befehlen gehört, und Kirill hatte nicht Edricks und Luccas Rettungsmission für Jari riskieren wollen, indem er die Pläne änderte.

„Ich ersuche dich respektvoll darum, zurück nach Mauston zu gehen und meinen Freund Harper zu retten“, sagte Iniko und funkelte dabei Kirill unentwegt an. „Worum ich nicht bitten müsste, wenn ein gewisser Jemand nicht zu viel Schiss gehabt hätte, als ich das erste Mal darum bat.“

Kirill knurrte Iniko an, würdigte die abfällige Bemerkung über seine Männlichkeit ansonsten jedoch nicht mit einer Antwort. Er war ein schwuler Mann in einer Welt, in der allein das als eine Sünde galt, die mit dem Tod bestraft wurde. Kirill war es gewohnt, dass seine Männlichkeit angezweifelt wurde – von Ignoranten, die es nicht besser wussten.

Edrick hob die Augenbrauen, sagte aber nichts zu der offensichtlichen Feindseligkeit zwischen den beiden. „Ich finde es bewundernswert, dass du deinem Freund helfen möchtest. Aber wir können die Kolonie nicht ohne Provokation angreifen.“

Iniko riss aufgebracht die Arme in die Luft. „Aber das habt ihr doch schon einmal getan. Warum kein zweites Mal?“

„Abdiel hatte Jari entführt“, versuchte Edrick zu erklären, aber Iniko verdrehte lediglich die Augen.

„Oh, bitte! Jeder weiß doch, dass Jari mehr als bereit war, sich von Abdiel ficken zu lassen. Ihn zu entführen war eigentlich gar nicht notwendig.“ Iniko hegte scheinbar ernsthaft einen Todeswunsch. Jari mochte zwar Luccas Gefährte sein, aber Edrick verteidigte seine Freunde mit einer Leidenschaft, die Kirill an ihm bewunderte.

Edricks blaue Augen verwandelten sich in Eis. „Rede noch einmal so über Jari, und ich werde dich aus Miracle verbannen.“

Ohne ein weiteres Wort drehte Edrick sich um und marschierte davon. Seine langen Schritte trugen ihn schnell zurück zu dem Haus, welches er und seine Freunde als das ihre beansprucht hatten, nachdem sie die kleine, verfallene Stadt gekauft hatten.

Verblüfft sah Kirill zu, wie Iniko dem Alpha nacheilte. Entweder hegte er wirklich einen Todeswunsch, oder er war dumm wie Bohnenstroh. Nach allem, was Kirill in der kurzen Zeit gesehen hatte, die er Iniko kannte, tippte er auf Letzteres.

Besorgt, dass Edrick den kleinen Mauswandler vielleicht umbringen würde, folgte Kirill den beiden. Im Zweifelsfall konnte er Edrick zumindest helfen, die Leiche verschwinden zu lassen – er war nämlich ziemlich sicher, Iniko nicht davon abhalten zu können, etwas unglaublich Dummes zu sagen oder zu tun.

Er redete sich ein, dass das der Grund war, warum er den beiden folgte. Aber in Wirklichkeit trieb ihn dieses nagende Gefühl tief in seinem Inneren dazu – ein Gefühl, das ihn seit der Schlacht mit der Mauskolonie ganz verrückt machte. Vielleicht verlor er tatsächlich den Verstand – alles andere ergab einfach keinen Sinn.

„Dann wollt ihr ihn also einfach sterben lassen?“, kreischte Iniko, der zu Edrick aufholte.

Edrick blieb wie angewurzelt stehen, als er schon fast am Haus war. „Wovon zur Hölle redest du?“ Der fassungslose Ausdruck auf Edricks Gesicht sagte Kirill, dass Edrick und er das Gleiche dachten: Iniko war nicht ganz bei Trost. „Wir haben Abdiel und die meisten seiner Wachen getötet. Deinem Freund wird nichts passieren.“

Iniko trat ganz dicht an Edrick heran und stach ihm seinen Zeigefinger in die Brust. „Harper ist Abdiels Bruder! Schon allein deswegen werden sie ihn töten.“

Aus unerklärlichem Grund zog sich Kirills Brust zusammen.

Edrick zuckte mit den Schultern. „Nicht mein Problem.“

Plötzlich verspürte Kirill den Drang, Edrick anzugreifen und ihn gewaltsam zu zwingen, Harper zu retten. Es war, als hätte Kirill irgendein Paralleluniversum betreten.

Iniko sog scharf den Atem ein und trat einen Schritt zurück. „Dann bist du genauso ein Monster, wie Abdiel eines war. Harper ist nicht im Geringsten wie sein Bruder, und er verdient nicht, was ihm angetan wurde!“, schrie Iniko Edrick an.

Im nächsten Augenblick war plötzlich Lucca da, warf sich wortlos Iniko über die Schulter und trug ihn weg. Der Mauswandler trat, schlug wild um sich und verlangte, abgesetzt zu werden. Nichts davon schien Lucca groß zu rühren, denn er marschierte einfach weiter, bis er auf der anderen Straßenseite war, wo Kirill und seine Männer ihre Zelte aufgeschlagen hatten.

Edrick und Kirill waren beide zu verblüfft von Luccas abruptem Manöver, um ihm sofort zu folgen. Erst als Lucca Iniko wieder auf die Füße gestellt hatte und sich zwischen beiden eine erhitzte Diskussion anzubahnen schien, lösten sich Edrick und Kirill aus ihrer Starre und eilten über die Straße.

„Ich bin zwar durchaus froh darüber, dass du Iniko wenigstens kurz dazu gebracht hast, die Klappe zu halten, aber das war selbst für deine Verhältnisse ein wenig drastisch, findest du nicht?“, fragte Edrick seinen Freund.

Bevor Lucca zu einer Erklärung ansetzen konnte, hob Iniko die Hände und sagte: „Schon gut. Ich habe zu laut geschrien, und Lucca hatte Angst, ich würde Jari wecken.“

Kirill war nicht sicher, wer überraschter war, er selbst oder Edrick. Beiden klappte die Kinnlade herunter, als der schmächtige Mann sich so unerwartet einsichtig gab. „Hast du dich etwa gerade entschuldigt?“, fragte Kirill Iniko, während Edrick gleichzeitig zu Lucca sagte: „Wie hast du es geschafft, dass er aufgehört hat zu schreien?“

Iniko schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann auch anders, als nur zu schreien. Und natürlich habe ich mich entschuldigt. Es war nicht meine Absicht, Jari zu stören.“ Dann wandte er sich übergangslos an Lucca: „Und glaube bloß nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass du meine Frage nicht beantwortet hast.“

Lucca ignorierte Inikos Bemerkung. „Würdest du uns vielleicht mal erklären, was so ungemein wichtig war, um so laut zu schreien, dass es jeder im Umkreis von fünf Meilen gehört hat?“

Iniko bekam glühend rote Wangen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Diese beiden …“ Iniko schien um eine passende Beschreibung zu ringen. Dann trat ein Funkeln in seine Augen, und er fuhr fort: „… zurückgebliebenen Schwachköpfe finden es in Ordnung, einen Mann – dessen einziges Vergehen darin besteht, unglücklicherweise Abdiels Bruder zu sein – in diesem Höllenloch zurückzulassen, damit Abdiels Männer ihn weiterhin foltern und missbrauchen können.“

Lucca blinzelte erst Iniko an, dann Edrick. „Was?“

„Seid ihr denn alle verblödet?“, fragte Iniko sarkastisch. „Sagt mir, liegt es am Vokabular, oder ist es der Satzbau, der euch verwirrt?“

Kirill wurde es langsam leid, dass Iniko zu glauben schien, es wäre in Ordnung, jeden hier derartig respektlos zu behandeln. Er brachte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an das von Iniko heran und knurrte. So sehr es ihn auch wurmte, er musste zugeben, dass er beeindruckt davon war, wie unnachgiebig der kleine Mauswandler standhielt. Aber das hielt ihn nicht davon ab, ihm die Meinung zu sagen. „Halt die Klappe, du Knirps“, knurrte Kirill. „Oder ich schaffe dich in den großen Wald da vorn und setze dich mitten im Nirgendwo aus.“

Inikos geballte Fäuste landeten auf seinen Hüften, und er funkelte Kirill unbeeindruckt an. „Du und welche Armee, du Neandertaler?“

Kirill fletschte seine Zähne, als würde er jeden Moment ein Stück aus Iniko herausbeißen wollen.

Wiederum wich Iniko nicht zurück. Wenn überhaupt, dann schien er noch dreister zu werden. „Dir ist klar, dass ich mich in eine Maus verwandeln und dir mitten in der Nacht in die Eier beißen kann, bevor du auch nur merkst, dass ich überhaupt da bin, ja?“

Kirill, der bereit war, Iniko kräftig in den Hintern zu treten, sollte er etwas dergleichen auch nur versuchen, warf Lucca einen finsteren Blick zu, als der anfing zu lachen. „Das ist nicht witzig“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aber Lucca lachte so unbändig, dass er Kirill nicht einmal hörte.

Als er sich schließlich wieder einkriegte, wirkte Iniko recht selbstzufrieden darüber, dass er Kirill an Schlagfertigkeit überboten hatte. Das machte Kirill nur noch wütender.

„Okay, ihr Zwei, kriegt euch wieder ein. Dann erzählst du mir, wer das ist, den wir retten sollen, und warum wir dafür unser Leben riskieren sollen“, sagte Edrick.

Kirill war so entsetzt von allem, was diesem Kerl namens Harper dem Bericht Inikos zufolge alles angetan worden war, dass er bereit war, jeden Quadratzentimeter von Mauston auseinanderzunehmen, um den Mann zu retten. Sein innerer Eisbär fuhr ebenfalls die Krallen aus, um Harper in Sicherheit zu bringen, was kein bisschen half. Kirill verstand überhaupt nicht, was mit seinem Tier los war, aber das spielte auch keine Rolle. Er würde Harper retten, und wenn er dafür jeden einzelnen Mauswandler in Mauston umbringen musste.

Kapitel 2

Den Göttern sei Dank. Das war Harpers erster Gedanke gewesen, als er hörte, dass Abdiel getötet worden war. Aber jetzt? Jetzt wollte er einfach nur noch sterben. Wer hätte gedacht, dass alles sogar noch schlimmer werden konnte, nachdem sein Bruder tot war?

Schon in frühster Kindheit hatte ihr Vater sie gegeneinander aufgehetzt und sichergestellt, dass die Brüder niemals eine gute Beziehung zueinander haben würden. Er hatte sie gezwungen, gegeneinander zu kämpfen, und ihnen von klein auf beigebracht, sich wie Feinde zu verhalten. Das hatte sich auch später nie mehr geändert, nicht einmal, nachdem ihr Vater von seiner vierten Frau getötet worden war.

Harper hatte gehofft, Abdiel würde erkennen, was ihr Vater mit ihnen gemacht hatte, und nach dem Tod des Mannes noch einmal neu anfangen wollen. Aber das war nicht geschehen. Wenn überhaupt, war ihre Feindschaft nur noch schlimmer geworden.

„Hoch mit dir, Schlampe“, höhnte Roscoe und versetzte Harper einen Schlag an den Kopf.

Harper nahm den scharfen Schmerz kaum wahr. Er war daran gewöhnt, geschlagen zu werden. Schon seit seinem fünften Lebensjahr, als sein Bruder Abdiel, damals acht Jahre alt, regelmäßig von ihrem Vater gezwungen worden war, Harper jedes Mal einen Faustschlag zu versetzen, sobald er einen Raum betrat, in dem Harper sich gerade aufhielt. Abdiel hatte keine halben Sachen gemacht – nur ein Jahr später hatte er Harper zum ersten Mal die Nase gebrochen.

Offenbar bewegte Harper sich nicht schnell genug für Roscoe, der ihn nun an den Haaren vom Fußboden hochzog, wo Harper gezwungen war zu schlafen. Zumindest hatten sie ihm eine Decke für die kalten Nächte gegeben.

„Wir haben Besuch.“ Roscoes grausames Lächeln ließ Harper vor Furcht erschauern.

Schon zwölf Stunden nach Abdiels Tod hatte Harper verstanden, was wirklich die Hölle war, und dass Roscoe ihr kranker, perverser Herrscher war.

Bei seinem Bruder waren Schmerz und Demütigungen Teil des täglichen Lebens gewesen, und die Schlampe zu sein, als die Roscoe ihn bezeichnete, war auch nichts Neues. Aber wenigstens hatte sein Bruder, aus welchen verdrehten Beweggründen auch immer, niemand anderem erlaubt, Harper zu schlagen. Es hatte ihn auch immer nur einer der Wachleute zur selben Zeit für Sex benutzen dürfen. Bei Roscoe war das anders.

In dem Augenblick, als Roscoe das Verlies betreten hatte, in dem Abdiel Harper eingesperrt hielt, hatte er jegliche Hoffnung Harpers, endlich frei zu sein, zerschmettert – genau wie Harpers Hand unter Roscoes Stahlkappenstiefel zerschmettert worden war. Der Schmerz durch die zwischen Stiefelsohle und Zementboden zerriebenen Knochen war so unerträglich gewesen, dass Harper das Bewusstsein verloren hatte.

Als er wieder zu sich kam, befand er sich in Abdiels Zimmer und war an einen im Boden verankerten Haken gekettet. Roscoe hatte offiziell die Kontrolle über die Kolonie übernommen.

---ENDE DER LESEPROBE---