Der alte Dessauer - Karl May - E-Book

Der alte Dessauer E-Book

Karl May

4,8

Beschreibung

Um die fast legendäre Gestalt Leopolds I., Fürst von Anhalt-Dessau, ranken sich diese sieben Humoresken. Mitreißend und witzig berichtet May von dem seltsamen Fürsten, der zwar ein Rauhbein und Grobian, dabei aber auch ein gutmütiger und in seiner Art gerechter Landesvater war. Der Band enthält folgende Erzählungen: 1.) Der Scherenschleifer 2.) Ein Fürst-Marschall als Bäcker 3.) Der Pflaumendieb 4.) Fürst und Leiermann 5.) Drei Feldmarschalls 6.) Pandur und Grenadier 7.) Seelenverkäufer Nachwort Eine Studienreise Karl Mays (1898) von Kantor Fr. Hinnrichs Kartenskizze zu den Erzählungen. Die vorliegenden Erzählungen spielen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 42

DER

ALTE DESSAUER

HUMORESKEN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Roland Schmid

© 1968 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1542-0

DER ALTE DESSAUER

Ich will ein Lied euch singen!

Mein Held ist eigner Art:

Ein Zopf vor allen Dingen,

Dreimaster, Knebelbart,

Blitzblank der Rock vom Bürsten

Und jeder Knopf wie Gold –

Ihr merkt, es gilt dem Fürsten,

Dem alten Leopold.

All Wissenschaft und Dichtung

Sein Lebtag er vermied,

Und sprach er je von „Richtung“,

Meint’ er: in Reih und Glied;

Statt Opern aller Arten

Hatt’ er nur einen Marsch,

Und selbst mit Schriftgelahrten

Verfuhr er etwas barsch.

Nicht mocht er Phrasen türmen

Von Fortschritt, glatt und schön,

Er wusste nur zu stürmen

Die Kesselsdorfer Höhn;

Er hielt nicht viel vom Zweifel

Und wen’ger noch vom Spott,

Er war ein dummer Teufel

Und glaubte noch an Gott.

Ja, ja, er war im Leben

Beschränkt, wie man’s so heißt,

Und soll ich Antwort geben,

Warum mein Lied ihn preist?

Nun denn, weil nie mit Worten

Er seine Feinde fraß,

Und will ihm rechter Orten

So Herz wie Galle saß.

Wir haben viel von Nöten,

Trotz allem guten Rat,

Und sollten schier erröten

Vor solchem Mann der Tat;

Verschnittnes Haar im Schopfe

Macht nicht allein den Mann –

Ich halt es mit dem Zopfe,

DER SCHERENSCHLEIFER

(1707)

Die Vogelscheuche

Wenn man zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts auf der Straße von Oschersleben nach Halberstadt ging, hatte man einen ausgedehnten Wald zu durchwandern, in dem man wohl häufig einem Stück Wild, seltner aber einem Menschen begegnete. Der Wald war sogar ein wenig verrufen, und es galt in der Umgegend als ein Beweis von Mut, wenn einer sich entschloss, die Straße ohne Begleitung zu durchwandern...

Eines Tages gab es bereits am frühen Morgen drei solch mutige Personen. Sie wanderten die Straße durch den Wald, jeder für sich allein, jeder von den anderen durch große Entfernung getrennt, sodass jeder von ihnen glaubte, allein zu sein.

Am Straßenrand saß ein junger Mann, so etwa im Anfang der zwanziger Jahre. Er hatte seine riesigen, aber wohlgebauten Glieder bequem ins Gras gestreckt und kaute behaglich an einer trockenen Brotrinde, zu der er hie und da einen Schnitt harten Bauernkäse zwischen die blanken Zähne schob. Seiner Kleidung nach musste er der Sohn nicht ganz armer Bürgersleute sein. Der Anzug war sauber und aus einem Tuch gefertigt, dessen Preis ein Armer nicht bezahlen konnte. Seine Züge waren ebenmäßig schön; der klare, mutige Blick seines tiefblauen Auges passte gut zu der kraftvollen Gestalt und ein schelmischer unternehmender, fast listiger Zug um die mit einem Schnurrbärtchen geschmückten Lippen gab dem jugendlichen Gesicht einen gewinnenden Ausdruck.

Nicht auf der Straße, sondern tiefer im Wald schritt eine zweite Person zwischen den Bäumen dahin. Der Mann mochte am Ende der Zwanziger stehen. Er hatte zwar nicht ganz den riesigen Gliederbau wie der erste, doch hätte sein Kopf wohl immer noch um ein Beträchtliches über tausend andere hervorgeragt. Die breitschultrige, sehnige Gestalt steckte in einem ziemlich abgetragenen grauen Tuchwams, in grauen Hosen und in Stiefeln, deren Schäfte bis weit über die Knie heraufgezogen waren. Das Gesicht war von der Sonne braun gebrannt und erhielt durch den scharfen, strengen Blick der tiefschwarzen Augen und durch einen gewaltigen Zwickelbart einen höchst kriegerischen Ausdruck. Dieser Mann trug über der Schulter eine Büchse, an der ein stattlicher Rehbock hing.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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