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Der alte Hof von Averøya – Die geheime Hoffnung Eine Insel vor der Küste Norwegens, Anfang des 20. Jahrhunderts: Obwohl die junge Emma ihre Familie liebt, hat sie sich immer nach mehr gesehnt als dem einfachen Leben auf einer Farm. Als der Künstler Nicolai in die Gegend kommt, scheint es, als würde ihr Traum, der Leidenschaft für die Malerei nachzugehen, in greifbare Nähe rücken. Doch schon bald ziehen dunkle Wolken über dem Hof auf, als Emmas junge Nachbarin Synnøve überfallen wird ... Kann es sein, dass Emma den Mann kennt, der Synnøve Unaussprechliches angetan hat? Die große Norwegen-Saga über einen Inselhof und die dramatischen Schicksale, die dort unter weitem, blauem Himmel ihren Lauf nehmen.
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Seitenzahl: 252
Über dieses Buch:
Eine Insel vor der Küste Norwegens, Anfang des 20. Jahrhunderts: Obwohl die junge Emma ihre Familie liebt, hat sie sich immer nach mehr gesehnt als dem einfachen Leben auf einer Farm. Als der Künstler Nicolai in die Gegend kommt, scheint es, als würde ihr Traum, der Leidenschaft für die Malerei nachzugehen, in greifbare Nähe rücken. Doch schon bald ziehen dunkle Wolken über dem Hof auf, als Emmas junge Nachbarin Synnøve überfallen wird ... Kann es sein, dass Emma den Mann kennt, der Synnøve Unaussprechliches angetan hat?
Über die Autorin:
Harriet Hegstad, Jahrgang 1944, ist eine norwegische Autorin. Bevor sie sich dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Kindergärtnerin. Viele ihrer populären Kurzgeschichten und Romane sind bereits in skandinavischen Wochenzeitschriften erschienen und sie hat an mehreren nordischen Roman- und Kurzgeschichtenwettbewerben erfolgreich teilgenommen. Harriet Hegstad liebt die Natur, das Angeln und Bücherlesen, Handarbeiten und auf Reisen gehen. Sie hat vier erwachsene Kinder und sieben Enkel.
Harriet Hegstad veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre Averøya-Reihe mit den Bänden »Der alte Hof von Averøya: Die geheime Hoffnung«, »Der alte Hof von Averøya: Zeit des Schicksals«, »Der alte Hof von Averøya: Ein neuer Anfang«, »Der alte Hof von Averøya: Tage des Sturms« und »Der alte Hof von Averøya: Wandel des Herzens«.
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eBook-Erstausgabe Juli 2024
Die norwegische Originalausgabe erschien erstmals 2016 unter dem Originaltitel »Fremtidsdrømmer« bei Cappelen Damm, Oslo.
Copyright © der norwegischen Originalausgabe 2016 Cappelen Damm
Copyright © der deutschen eBook-Erstausgabe 2024 dotbooks GmbH und der deutschen Audio-Erstausgabe 2024 SAGA Egmont
Übersetzt von Marius Merian
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)
ISBN 978-3-98952-223-7
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Harriet Hegstad
Der alte Hof von Averøya:Die geheime Hoffnung
Roman – Band 1
Aus dem Norwegischen von Marius Merian
dotbooks.
Emma Vik
Johannes Vik Emmas Zwillingsbruder
Jacob Vik Emmas älterer Bruder
Ragna Vik Emmas jüngere Schwester
Karen und Peder Vik Emmas Eltern
Serine und Einar Dal Nachbarn der Viks
Olav, Tore, Synnøve,
Dagny und Grete Dal Kinder der Dals
Augusta Vik Emmas Tante, Näherin
Nicolai Thorp Künstler
Averøya ist die größte Insel des Bezirks Averøy und liegt in Nordmøre, dem nördlichsten Teil der Provinz Møre und Romsdal. Averøy umfasst mehrere große und kleine Inseln, liegt am Nordmeer und ist von Fjordarmen umgeben. Im Osten liegt die Stadt Kristiansund. Die Geschichte von Emma und Johannes spielt an einem fiktiven Ort auf Averøya, irgendwo zwischen Bremsnes und Bruhagen. Der Hof, den ich Vik genannt habe, liegt an einem Fjord im Nordwesten der Insel. Die Serie handelt von den Zwillingen Emma und Johannes. Sie stehen einander sehr nahe, wie es bei Zwillingen oft der Fall ist. Die Geschichte beginnt im Jahr 1911, als die meisten Inselbewohner von Ackerbau und Fischfang lebten.
»Wie schön sie sind.« Peder streichelte die kleinen Pausbäckchen andächtig mit einem Finger. Die Kinder lagen dicht aneinandergeschmiegt im Bett.
Karen betrachtete ihren Ehemann mit einem warmen Blick.
»Sie halten sich im Schlaf an der Hand, ich bringe es nicht übers Herz, sie zu trennen.«
Peder betrachtete die beiden Wiegen neben dem Bett. Die eine war ein Familienerbstück, die andere hatte er selbst gebaut. Es fehlten nur noch die Initialen. Das Mädchen sollte Emma heißen, der Junge Johannes.
»Wollen wir nicht versuchen, sie wieder in die Wiegen zu legen? Ich habe es langsam satt, im Gästezimmer zu schlafen.«
»Ich weiß, Liebling«, seufzte Karen. »Aber sie werden nur anfangen zu weinen, und sie sind doch noch so klein. Glaubst du, sie werden immer so eng verbunden sein?«
»Wer weiß«, sagte er voller Stolz. »Sie sind ja Zwillinge.«
Averøya, Mai 1911
»Emma!« Karen schirmte ihre Augen mit der Hand gegen das gleißende Licht ab. Der Fjord glitzerte, und die Sonne schien so stark, als wäre es schon mitten im Sommer. »Emma!« Sie schob sich eine Haarsträhne unter das Kopftuch und spürte, wie sie langsam ärgerlich wurde. Sie hatte ihre Tochter gebeten, ihr beim Zusammenlegen des Bettzeugs zu helfen, das an der Wäscheleine im Wind flatterte, aber die hatte offensichtlich anderes im Sinn. Von Emma war mal wieder keine Spur zu sehen.
Karen horchte eine Weile, doch bis auf den Wind, der Stunde um Stunde zunahm, und die Wellen, die mit gewaltiger Kraft gegen die Klippen krachten, war nichts zu hören. Weiße Gischt hing in der Luft und wurde vom heftigen Wind Richtung Land getragen.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, schmeckte Salz. Ihre Gedanken wanderten wieder zur Wäsche, mit der sie sich stundenlang unten am Fluss geplagt hatte, mit krummem Rücken über dem Zuber. Jetzt würde sich das Salz darin festsetzen und sie steif und ungemütlich machen. Sie beobachtete, wie sich im Westen die Wolken türmten. Obwohl der Hof gut geschützt ganz am Ende des Fjordarmes lag, würde es nicht mehr lange dauern, bis das Unwetter bei ihnen wäre.
Die Stalltür ging auf, und ihr jüngster Sohn Johannes trat heraus. Er hielt inne und musterte die Tür. Schwang sie vor und zurück, bevor er sich mit der Schulter gegen sie stemmte und sie zudrückte. Dann kam er auf Karen zugeschlendert, die Hände in den Hosentaschen.
»Die Tür hängt schief. Man bekommt sie kaum mehr zu.«
»Ja …«, seufzte Karen schwer. »Ich schaffe es auch nur mit aller Kraft. Sie muss repariert werden, bevor der Winter kommt.«
»Oder wir bauen eine neue. Sie ist sowieso undicht und morsch. Ich werde Vater fragen, ob wir etwas von dem Holz in der Scheune dafür nehmen können.«
»Mach das. Ein neuer Stall wird daraus wohl sowieso nicht mehr, man kann es also ruhig benutzen.« Ihre Stimme klang verbittert. Sie bemerkte es selbst und fügte hinzu: »Dein Vater hat mal so etwas verlauten lasse, ich denke also, dass das kein Problem ist.«
»Ich rede mit ihm.« Er stellte sich neben sie und sah auf den Fjord hinaus. »Heute Abend kommt ein Unwetter.«
»Sieht so aus.« Sie fuhr sich über die Stirn, als wollte sie alle Gedanken wegstreichen. »Weißt du, wo Emma ist?«
»Nein. Als ich sie zuletzt gesehen habe, war sie im Trockenhaus und hat die Melkeimer ausgewaschen.« Er schob sich die Mütze in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie ist sicher bei Vater«, sagte er gleichgültig und zuckte mit den Schultern.
Karen sah ihn an, ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich.
»Ist er denn nicht im Stall?«
»Nein. Wahrscheinlich ist er auf dem Kartoffelacker. Wir sollten die Kartoffeln bald stecken. Ich hab sie mir gestern angesehen und sie haben eigentlich schon zu sehr getrieben. Es wird schwierig, sie in die Erde zu kriegen, ohne die zarten Triebe abzubrechen.«
»Draußen auf dem Acker also«, schnaubte sie verächtlich. »Da müsste er aber dann mit bloßen Händen graben. Die ganzen Geräte lehnen noch an der Stallwand.« Sie besann sich. »Hilfst du mir mit dem Bettzeug? Emma hat offensichtlich Besseres zu tun, als ihrer Mutter zur Hand zu gehen.«
»Natürlich.« Er sah sie von der Seite an. »Emma hat etwas davon gesagt, dass sie Vater mit den Ködern helfen wollte.«
»So, hat sie das.« Karen ging mit schnellen Schritten zur Wäscheleine und begann, mit hitzigen Bewegungen die Wäsche abzunehmen. »Hier.« Sie reichte Johannes das eine Ende des Lakens. »Ich kann reden, so viel ich will. Alles perlt von ihr ab. Sie ist bald eine erwachsene Frau, und nur die Götter wissen, wie sie eines Tages selbstständig einen Haushalt führen soll.«
»Sie hat wohl noch ein paar Jahre Zeit, Mutter«, lachte Johannes. »Du willst sie doch nicht schon verheiraten wollen?«
»Nein, Gott bewahre …« Karen musste lachen. Ihr Ärger war verflogen.
Johannes war ruhig und besonnen. Es musste viel geschehen, damit er einmal die Beherrschung verlor. Emma und Johannes unterschieden sich so sehr, dass es kaum zu glauben war, dass sie Zwillinge waren. Johannes war großgewachsen, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Sein Haar war genauso blond wie das seiner Mutter und kringelte sich in der feuchten Meeresluft. Er hatte ein wohlgeformtes Gesicht mit markanter Nase, blauen Augen und geraden Augenbrauen. Jetzt sah er sie mit einem Lächeln auf den Lippen an.
»Emma ist bald siebzehn und interessiert sich überhaupt nicht für Kochen, Abwasch und Hauswirtschaft. Sie träumt nur den ganzen Tag, genau wie ihr …« Sie kniff die Lippen zusammen, zog das Laken an sich, legte es zusammen und verstaute es im Korb.
»Wie wer?«
»Lass gut sein, Johannes. Nimm das hier, und jetzt ganz sorgfältig und straff. Genau so, ja.« Karin spürte, wie sich ihre Wangen röteten, als ihr Sohn sie prüfend ansah.
»Wie geht es Flecki?«, fragte sie, um ihn abzulenken. »Kommt das Kalb bald?«
»Ja, vielleicht schon heute Abend … oder heute Nacht.« Er nahm die letzten Wäscheklammern ab und legte die Handtücher in den Korb. »Wenn sich bis heute Abend nichts tut, schlafe ich im Stall. Ich fürchte, dass es ein ziemlich großes Kalb ist, so dick, wie sie ist.«
»Es wird sicher alles gut gehen. Es ist ja schon ihr drittes, und sie hat es immer gut überstanden.« Sie seufzte und warf einen langen Blick hinüber zum Bootsschuppen. Von hier aus konnte man nur das Dach sehen. Ein paar Möwen saßen oben auf dem Giebel, einige kreisten mit heiseren, schrillen Schreien in der Luft. »Sie sind wohl immer noch mit den Ködern beschäftigt«, sagte sie leise. Sie hielt einen Moment inne und kämpfte gegen ihren Zorn und ihre Erschöpfung an. Was half es denn, verärgert zu sein? Das kostete nur Kraft und zehrte einen aus. »Weißt du, was wir machen? Wir bringen ihnen Kaffee. Dein Vater kann bestimmt einen vertragen.«
»Das machen wir.« Johannes lächelte, griff nach dem Korb mit der frischen Wäsche und trug ihn ins Haus. »Während du Kaffee kochst, gehe ich kurz zur Scheune und sehe nach Holz für die Tür.«
»Ja, mach das. Ich gebe Bescheid, wenn er fertig ist.«
Karen stellte den Wäschekorb in die Kammer neben der Küche, während sie Gott dafür dankte, dass Johannes nicht vom selben Schlag war wie sein Vater. Er war vernünftig und würde mal ein guter Bauer werden. Jacob dagegen … Es versetzte ihr einen Stich und sie schämte sich für ihre Gedanken, konnte sich aber nicht gegen sie wehren. Jacob interessierte sich gar nicht für den Hof, dabei war er der Hoferbe. Es gab Sicherheit, Ackerbau betreiben zu können, Tiere zu haben und sich selbst zu versorgen. Träume brachten weder Essen auf den Tisch noch Kleider zum Anziehen. Die Erde war Gottes Geschenk und musste mit Umsicht behandelt werden. Sie sollten jeden Tag dafür danken, was sie ihnen bescherte, und zufrieden damit sein. Ein zärtliches Gefühl beschlich sie. Zufrieden, ja. Das war sie, und sie liebte Peder, selbst wenn sie sich öfter über ihn ärgerte, als ihr lieb war. Aber niemand hatte ein so freundliches Gemüt wie er, niemand so gute, warme Hände.
»Autsch!« Emma steckte sich den Zeigefinger in den Mund und saugte daran. Das Blut tröpfelte aus der kleinen Wunde.
»Du musst vorsichtig sein, Emma. Die Haken sind scharf.« Ihr Vater sah sie mit einem Lächeln um die Mundwinkel an. »Den Rest schaffe ich allein. Deine Mutter braucht sicher bei irgendetwas deine Hilfe.«
»Wie immer.« Emma nahm eine neue Angel und befestigte einen Köder am Haken. Die kleinen Fischstückchen rochen streng. »Ich bin viel lieber hier unten als am warmen Herd.«
»Jemand muss auch das machen, wenn wir Essen auf dem Tisch haben wollen.« Ihr Vater legte den Haken mit dem Köder vorsichtig zur Seite. Man musste behutsam sein, damit sich die Schnur beim Auswerfen nicht verhedderte.
»Ja, ich weiß. Aber es ist so ungerecht, dass Männer den ganzen Tag draußen sein dürfen, während wir Frauen an die Küche gebunden sind.«
»Jetzt übertreibst du aber«, lachte er. »Das klingt ja, als ob ihr Frauen Sklaven wärt.«
»Sind wir das denn nicht?«, antwortete sie. »Die Männer bestimmten alles.« Sie blickte ihn ernst an. »So lernen wir es jedenfalls vom Pfarrer. Was für ein Hornochse!«
»Na, na«, murmelte ihr Vater. »Du darfst den Pfarrer nicht Hornochse nennen, mein Schatz. Er ist doch von Gott auserwählt.«
»Pah!«, schnaubte Emma. »Er ist dumm wie ein Rindvieh, stinkt und hat schlechte Zähne. Mir ist immer richtig übel geworden, wenn er sich so über mich gelehnt hat.«
»Sicher wollte er nur um überprüfen, ob du auch richtig aus der Bibel liest.«
»Wozu?« Emma sah auf. »Ich kann ja lesen. Das konnte ich schon mit acht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ärgerlich das war, wenn er mit seinem fetten Zeigefinger auf den Text gedeutet und gesagt hat, ich würde die Wörter falsch aussprechen. Und wie er geschwitzt hat! Der Schweiß ist ihm von den Wangen geflossen und seine Stirn war voller Tropfen. Brrr!«
»Es musstest ja wohl nicht nur du aus der Bibel lesen.«
»Nein, das nicht, aber er hat nur uns Mädchen so geplagt. Wenn die Jungen gelesen haben, hat er sich neben sie gestellt und gesagt: Sehr gut, sehr schön gelesen. Sogar wenn Tormod gelesen hat, und der kann wirklich fast gar nicht lesen. Ich werde richtig wütend, wenn ich nur daran denke. Ich habe überhaupt keine Lust mehr, in die Kirche zu gehen.«
»Der Pfarrer tut, was er kann. Ich höre immer nur Lob über ihn.«
»Kann schon sein, aber ich muss ihn ja nicht mögen.«
Ihr Vater lächelte.
»Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen, ihn kennenzulernen, kann also eigentlich gar nichts dazu sagen.«
»Leider?« Emma lachte neckisch. »Du kannst Mutter ja nächsten Sonntag in die Kirche begleiten. Da freut sie sich bestimmt.«
Der Vater schüttelte seufzend den Kopf.
»Lieber nicht, Emma. Meine Kirche ist die Natur, und der Himmel ist ihr Dach. Dort schöpfe ich Kraft und Ruhe.«
Emma sah ihn an, und ein warmes Gefühl der Sicherheit breitete sich in ihr aus. Sie genoss diese Stunden mit ihrem Vater. Mit ihm konnte sie über alles Mögliche reden. Nichts war zu unbedeutend oder zu gewichtig. Ihr Vater hatte eine Antwort auf fast alles, und sie saugte seine Weisheit auf. Ihn konnte sie immer um Rat fragen, ganz egal, worum es ging.
Sie betrachtete ihn, wie geübt er mit den Ködern umging. Die Jahre hatten an ihm kaum ihre Spuren hinterlassen. Seine Stirn war glatt wie die eines Jungen, seine Haut das ganze Jahr über goldbraun. Ein paar tiefe Furchen neben seiner Nase und Lachfalten rund um die Augen waren die einzigen Anzeichen für sein Alter. Ihr Vater war noch immer ein gut aussehender Mann.
Sie zuckten beide zusammen, als ein Windstoß durch den Bootsschuppen und die Gerätschaften an der Wand fuhr.
»Das sieht nicht gut aus, Emma.« Ihr Vater legte vorsichtig einen Köder in den Eimer und ging zur Türöffnung. Die Wolken türmten sich noch immer draußen über dem Meer, näherten sich aber langsam dem Fjordinneren. Zwar bremsten die Holme und Schären die gewaltigen Kräfte, trotzdem schlugen die Wellen so heftig gegen die Klippen, dass die Gischt hoch in die Luft gepeitscht wurde. Das Boot tanzte im Spiel der Wellen. »Da war unsere Arbeit mit den Ködern wohl umsonst. Da braut sich ein Sturm zusammen.«
»O nein!« Emma sprang auf und trat neben ihn. »Und ich hatte mich so darauf gefreut, hinaus auf den Fjord zu fahren. Das Unwetter zieht bestimmt schnell vorbei.«
»Gut möglich, aber so unruhig, wie das Meer gerade ist, können wir nicht raus.«
»Wir könnten uns zwischen den Schären halten.«
»Das bringt nichts. Sieh nur, wie hoch die Wellen sind!« Er zeigte hinaus. »Wir machen die Köder fertig und sehen dann weiter.« Er betrachtete missmutig den vollen Eimer. Der Fisch war kurz vor dem Verrotten. Noch einen Tag würde er nicht halten.
Emma lehnte sich an den Türrahmen und sah über den schäumenden Fjord. Weit draußen lag das offene Meer. Sie liebte das Meer und seine jähen Umschwünge, aber sie fürchtete es auch. Wenn der Sturm da war, war es dort draußen gefährlich. Rund um die Inseln lagen viele Schiffwracks, zermalmt von den mächtigen Kräften. Viele Seeleute hatten dort draußen ihr nasses Grab gefunden. Doch an den ruhigen Tagen war der Fjord wie ein Spiegel, in dem man sich betrachten und mit der Hand Wellen schlagen konnte, sodass das eigene Gesicht seltsam fremd aussah. Manchmal sah sie kleine Kräuselungen mit goldenen Tropfen, die so stark glitzerten, dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Abends lag das Meer dunkel wie Öl da und wogte sachte gegen die Klippen. Vor und zurück, vor und zurück. Kleine Lichtpunkte wurden von der dunklen Oberfläche reflektiert, wenn am Bootsschuppen die Öllampe angezündet wurde. Das Gluckern unter den Stegbalken klang, als würde jemand unter den morschen Planken sitzen und lachen. Der Geruch nach Tang, Teer und Salz juckte in der Nase, aber nicht unangenehm. Eher vertraut und freundlich, wie ein lieber Freund. Es gab keinen besseren Ort zum Leben.
Emma und ihr Vater fühlten in all dem gleich. Ihre Mutter dagegen hatte Angst vor dem Meer. Die Erinnerungen an jene Nacht, in der sie ihren Vater an die Wellen verloren hatte, hatte sich für alle Zeit in sie eingebrannt. Ihre Mutter war damals noch ein junges Mädchen gewesen, aber sie hatte Emma erzählt, dass sie immer noch ab und zu nachts aufwachte und das verzweifelte Weinen ihrer Mutter hören konnte, wie damals, als sie mit ihren Kindern um sich dagesessen hatte. Drei Mädchen, die Vater und Versorger verloren hatten.
Emma spürte den Wind im Haar. Ihr einfaches Baumwollkleid schmiegte sich angenehm kühl an ihren Körper. Sie kratzte sich am Bein. Die Wollstrümpfe waren bei dieser Hitze unangenehm. Am liebsten hätte sie sie abgestreift und die Füße von der Stegkante ins Wasser baumeln lassen. Alle Verpflichtungen vergessen.
»Ich glaube, Mutter und Johannes kommen mit Kaffee«. Das Gesicht ihres Vaters hellte sich auf, als wäre das eine große Überraschung.
Emma beobachtete, wie ihre Mutter mit Mühe ihr Kopftuch festhielt. In der anderen Hand trug sie den Essenskorb. Hinter ihr kam Johannes mit dem Kaffeekessel.
»Meine Güte, was für ein Wind.« Ihre Mutter schob sich in den Bootsschuppen und stellte den Korb ab. Sie rümpfte die Nase. »Ködert ihr mit verwestem Fisch?«
»Halb verwest.« Peder lachte sie mit blitzenden Augen an. »Damit die Dorsche ihn auch riechen.«
»Das hast du dir doch ausgedacht.«
Peder stellte den Eimer mit den Ködern nach draußen.
»Nur für dich, meine Liebste!«, sagte er ernst. »Komm, setz dich hier hin, da ist es windgeschützt«.
»Danke.« Ihre Mutter reichte Emma den Korb. »Ich habe Brote geschmiert. Ihr habt sicher Hunger.«
»Ich auf jeden Fall.« Emma roch an ihren Fingern und verzog den Mund. »Ich muss mir nur schnell die Hände waschen.« Sie ging hinaus, kniete sich auf einen Felsen am Ufer und tauchte die Hände ins Wasser. Eine hereinrollende Welle spritzte sie nass. Niedergeschlagen sah sie hinaus auf den Fjord. Heute würden sie nicht hinausfahren können. Sie ging wieder nach drinnen, griff gierig nach einem Käsebrot und biss hinein.
Mutter zupfte ihre Kleider zurecht und setzte sich vorsichtig auf eine wackelige Kiste, während Johannes Kaffee einschenkte.
»Ah, das tut gut.« Peder lächelte Karen an. »Wie viel Uhr ist es?«
»Fast eins.«
Emma bemerkte den scharfen Tonfall. Warum ärgerte sich ihre Mutter schon wieder? Sie sah sie an, und für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke. Ein schwaches Rot schlich sich auf die Wangen ihrer Mutter.
»Johannes meint, dass Flecki noch heute oder morgen kalbt. Wir sollten im Laufe des Tages noch nach ihr sehen. Vielleicht braucht sie dieses Mal unsere Hilfe, so dick, wie sie ist.«
»Ja, es wird wohl bald Zeit. Aber Flecki hat ja Erfahrung.« Vater lächelte warm. »Es wird auch dieses Mal gut gehen, Karen.« Er sah an ihr vorbei aufs schäumende Meer. »Hoffen wir, dass der Wind sich bis zum Abend legt, sonst können wir die Köder nicht aussetzen.«
»Dann musst du es lassen.« Karen sah ihn bestimmt an. »Es wäre wichtiger, die Kartoffeln zu stecken, Peder. Der Fisch ist das ganze Jahr da draußen, aber die Kartoffeln können nicht länger warten.«
»Ich kümmere mich morgen darum.«
»Morgen?« Johannes sah seinen Vater mit einer tiefen Falte zwischen den Augen an. »Wir können es auch heute machen. Der Acker ist gepflügt. Wir müssen nur anfangen.«
»Es wird regnen.«
»Vielleicht auch nicht. Vielleicht zieht das Unwetter vorbei. Schau …«, Er deutete mit dem Finger. »Die Wolken ziehen nach Osten. Vielleicht schaffen wir zumindest einen Teil. Oder, Emma?«
»Ja, natürlich, aber wenn Vater meint, dass …«
»Morgen kann es auch regnen, und wir müssen uns mit den Kartoffeln beeilen!«, unterbrach Johannes sie. »Du bringst die Setzlinge raus, ich spanne solange das Pferd an.«
»Ich soll die schweren Kisten tragen? Das schaffe ich nicht.«
»Aber ja doch, Vater hilft dir.« Johannes räusperte sich und sah seinen Vater an.
»Natürlich.« Peder stellte die Tasse ab, strich sich übers Haar und warf einen sehnsüchtigen Blick aufs schäumende Meer hinaus. »Du hast recht, wir dürfen mit den Kartoffeln keine Zeit mehr verlieren.« Er streichelte seiner Frau über den Kopf, und ihr Blick wurde weicher.
Emma sah die beiden mit liebevollem Blick an. Vater war kein Bauer und würde auch nie einer werden. Sein Herz war groß und warm, und er tat alles für seine Familie. Aber sie sah auch, dass ihre Mutter häufig zornig wurde, weil er nicht alles erledigte, was auf dem Hof anfiel.
»Wir können die Leinen mit den Ködern ja heute Abend zwischen den Schären auslegen, oder, Vater?«
Ihr Vater fuhr sich erneut durchs Haar und schüttelte den Kopf.
»Wenn das Wetter so bleibt, müssen wir es sein lassen. Wir können nicht für ein paar Fische Leib und Leben riskieren.«
»Das sehe ich genauso.« Johannes sah seine Schwester streng an. »Hast du vergessen, worüber wir gerade geredet haben? Wir werden Kartoffeln setzen, ob du willst oder nicht.«
»Jaja«, seufzte Emma. »Dann machen wir das eben. Wo ist Ragna?«
»Sie ist nach Dal gegangen mit den Eiern, aber …« Ihre Mutter runzelte die Stirn und blickte durch die Türöffnung nach draußen. »Eigentlich sollte sie längst zurück sein. Kannst du ihr entgegengehen, Emma? Ich möchte nicht, dass sie bei diesem Sturm alleine an den Klippen entlangläuft. Ich helfe Vater und Johannes mit den Kartoffeln, und Ragna und du, ihr könnt dann mitanpacken, sobald ihr zurück seid.«
»Das mache ich gerne.« Emma erhob sich schnell, dankbar über den Aufschub.
Johannes sah sie schelmisch an.
»Und grüß Olav von mir … Er soll doch mal wieder vorbeikommen.«
Emma wandte sich von ihrem Zwillingsbruder ab, um die Röte zu verbergen, die ihr ins Gesicht schoss. Und sie wurde wütend.
»Wahrscheinlich sehe ich ihn gar nicht, Bruderherz, und wenn du etwas mit ihm zu besprechen hast, dann geh selber hin.«
Johannes lehnte sich an die Wand des Bootschuppens. Es blitzte schelmisch in seinen blauen Augen.
»Du kannst ihm ausrichten, dass die Leiter nächsten Samstag so steht, dass er sich nicht ums Haus schleichen muss. Da hinten ist ja alles voller Brennnesseln.«
»Idiot!« Emma musste lachen. »Ich glaube nicht, dass es Olav war, den du gehört hast. Das war bestimmt nur irgendein Tier.«
»Dann muss es ein aufrechtgehendes Tier mit zwei großen Füßen gewesen sein. Gibt es hier so was?« Er sah Vater unschuldig an, der lachend den Kopf schüttelte.
»Ich glaube nicht, nein, aber man weiß ja nie, was sich in der Dunkelheit verbirgt.« Er holte tief Luft und erhob sich. Dann reichte er Karen die Hand und half ihr auf. Bevor er sie losließ, zog er sie für einen Moment an sich. »Danke für den Kaffee. Gehen wir in den Keller und sehen nach den Kartoffeln. Wenn es nicht regnet, kommen sie in den Boden.«
Als sie sich aus seinen Armen befreite, entfuhr ihr ein tiefer Seufzer.
»Gut, Peder. Beten wir, dass der Regen nach Osten zieht und der Wind abnimmt. Wir müssen alle mithelfen.«
Emma sprang leichtfüßig den Pfad nach Dal entlang. Sie hätte auch die Landstraße nehmen können, aber die war doppelt so lang. Sie nahmen immer den Pfad, wenn sie Besorgungen machen mussten. Als sie auf eine Anhöhe kam, hielt sie inne und blickte zurück zum Hof, der pittoresk in einer Bucht am Ende des Fjords lag. Das Haupthaus hatte zwei Etagen und war weiß getüncht. Die eine der Querseiten war grau vom Alter und aus schweren Holzstämmen gebaut, aber das konnte sie von dort, wo sie stand, nicht sehen. Vater hatte davon geredet, die Wände zu vertäfeln, aber das war noch nicht geschehen, wie so viel anderes auf dem Hof, dachte sie seufzend und wandte ihren Blick zum Stallgebäude. Das Dach hing durch und hätte schon lange erneuert werden müssen, auch wenn es den Winterstürmen bisher tapfer trotzte. Auf der anderen Seite lagen das Trockenhaus und der Vorratsspeicher. Mitten auf dem Hofplatz erhob sich ein kleiner Hügel. Ahnenbaum, nannte ihr Vater ihn geheimnisvoll. Unten am Meer konnte sie das Dach des Bootsschuppens schimmern sehen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen machte sie sich wieder auf den Weg. Der Hof Vik war vielleicht nicht der wohlhabendste, aber einen schöneren Ort gab es nirgendwo. Jedenfalls nicht für sie.
Der Wind riss und zerrte an ihr, und sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Das Meer schlug über die Klippen, schnappte nach den Wachholdersträuchern, die sich in den tiefen Spalten und Hohlräumen der Felsen festklammerten, und spie kleine Krabben, Tang und zerbrochene Muscheln aus.
Ein großes Stück Treibholz wurde hochgeschleudert und rutschte den Berg hinunter. Es war grauweiß verwittert und von seiner langen Reise vom Salzwasser gebleicht und poliert. Vielleicht kam er sogar aus Amerika? Sie mochte den Gedanken, und so ganz unwahrscheinlich war das auch gar nicht. Sie hatte noch nie so einen großen Stamm gesehen, und hatte ihre Zweifel, ob es auf Averøya so große Bäume gab. Wenn Vater und Johannes ihn an Land schaffen könnten, hätten sie etwas für die Wand vom Bootsschuppen, oder sie könnten Brennholz aus ihm schlagen. Nein, kein Brennholz. Für die Axt war er zu schön.
Sie versuchte, sich den Baum so vorzustellen, der er einmal gewesen war. Hoch und mächtig, mit Ästen, die sich in alle Richtungen ausbreiteten und Tieren einen Unterschlupf boten. Sie bekam Lust, ihn zu zeichnen, so wie er einmal gewesen war, mit feuchtglänzenden, grünen Nadeln, und Ästen, dick wie Männerarme, auf denen Vögel saßen. Und am Fuß des Baumes: ein Löwe … Aber gab es überhaupt Löwen in Amerika? Vielleicht schon. Sie würde Vater fragen, der wusste fast alles.
Eine neue Woge brach sich am Felsen, und sie schmeckte Salz und Tang in der Luft. Als die Gischt sie traf, geriet sie aus dem Gleichgewicht und griff nach einem Wachholderbusch, um auf den Füßen zu bleiben. Sie spürte, wie die spitzen Nadeln ihre Handfläche aufritzten. Ein eisiges Schrecken durchfuhr sie. Wenn Ragna hier gegangen war, könnte sie aufs Meer hinausgeweht worden sein, so klein, wie sie war.
Der Gedanke trieb sie weiter. Worüber dachte sie nur nach? Jetzt war keine Zeit zum Träumen. Ihre Schwester war vielleicht in Gefahr. Der Rest des Pfades verlief ein gutes Stück abseits der Klippen, und es war auch nicht mehr weit bis Dal. Sie versuchte, sich selbst einzureden, dass Ragna sicher nur die Zeit vergessen habe, wie sie es so oft tat, und mit Grete spielte, die genauso alt war wie sie.
Mit klopfendem Herzen lief sie einen flachen Hügel hinauf, vorbei an einer kleinen Gruppe Birken. Ein satter Geruch von Erde, Laub und Heidekraut lag in der Luft und überdeckte für einen Moment den Duft des Meeres. Sie bückte sich unter einer Eberesche hindurch und nahm die Abkürzung über den Hügel, um ein paar Minuten zu sparen. Sie würde keine Ruhe finden, ehe sie nicht wusste, dass ihre Schwester sicher war.
Und da kam Ragna genau auf sie zu, Hand in Hand mit Olav. Emma spürte die Erleichterung und konnte ihre Freude nicht verbergen.
»Ragna!« Sie lief den beiden entgegen und schloss ihre kleine Schwester in die Arme. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Wo warst du nur so lange?«
»Ich hab mit Grete gespielt, und es hat so viel Spaß gemacht. Olav hat die Kinderhütte repariert und jetzt tropft es nicht mehr durchs Dach, und wir haben …«
»Wir reden später«, unterbrach sie Emma, die Olavs Blick im Nacken spürte. »Komm jetzt.«
»Tut mir leid, Emma. Wenn wir bemerkt hätten, dass ein Sturm aufzieht, hätte ich sie früher nach Hause gebracht.«
Sie sah ihn an, senkte aber schnell wieder den Kopf, als sie merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Da war etwas an seinen dunklen Augen. Etwas, das sie nicht benennen konnte, das sie aber unsicher machte. Sie hatte mit Olav gespielt, als sie klein gewesen waren. Nicht nur mit ihm, auch mit seinem älteren Bruder Tore und den zwei Mädchen, Synnøve und Dagny.