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Was passiert: Ein Philosoph scheitert bei dem Versuch, seine Theorie von Erleben mit seinem Erleben in Einklang zu bringen. Ein Mann scheitert bei dem Versuch, eine Frau zu lieben. Einem Menschen gelingt es, in eine Kneipe zu gehen und sich ein Fußballspiel anzusehen. Worum es geht: Es geht um den Geschmack von Kaffee am frühen Morgen und um das Problem des Bewusstseins. Es geht um einen deutschen Studenten in New York, um einen Mann und eine Frau. Es geht um ein Kind, das nicht zur Welt kommt. Es geht um Liebe und ihr Verschwinden. Es geht um Wichtiges und Unwichtiges und um die Frage, wie man das eine vom anderen unterscheidet. Es geht um Philosophie. Und um Fußball. Worum es eigentlich geht: »Vielleicht werden sie eines Tages herausfinden, was es bedeutet, ich zu sein. Dann werden sie sagen: Wir wissen, was Bewusstsein ist. Sie werden endlich die Kontrolle bekommen über das Ich. Dann werde ich hingehen zu ihnen und sagen: Ich darf nicht aufhören, sie zu lieben, niemals. Können Sie da was machen?« »Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin« ist ein Roman über Glück.
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Seitenzahl: 138
Was passiert: Ein Philosoph scheitert bei dem Versuch, seine Theorie von Erleben mit seinem Erleben in Einklang zu bringen. Ein Mann scheitert bei dem Versuch, eine Frau zu lieben. Einem Menschen gelingt es, in eine Kneipe zu gehen und sich ein Fußballspiel anzuschauen.
Worum es geht: Es geht um den Geschmack von Kaffee am frühen Morgen und um das Problem des Bewusstseins. Es geht um einen deutschen Studenten in New York, um einen Mann und eine Frau. Es geht um ein Kind, das nicht zur Welt kommt. Es geht um Liebe und ihr Verschwinden. Es geht um Wichtiges und Unwichtiges und um die Frage, wie man das eine vom anderen unterscheidet. Es geht um Philosophie. Und um Fußball.
Worum es eigentlich geht: Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin ist ein Roman über das Leben, die Liebe und den Feind im eigenen Kopf. Es ist ein Roman über Glück.
Heinz Helle, geboren 1978, Studium der Philosophie in München und New York, Arbeit als Texter in Werbeagenturen, Absolvent des Schweizerischen Literaturinstituts in Biel, wohnhaft ebendort, verheiratet, eine Tochter. Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin ist sein erster Roman.
Heinz Helle
Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin
Roman
Suhrkamp
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014
Der vorliegende Text folgt der Ausgabe:
Erste Auflage 2014
© Suhrkamp Verlag Berlin 2014
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Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg
eISBN 978-3-518-73659-3
www.suhrkamp.de
Du fragst dich, worum es eigentlich geht, und dann fällt es dir wieder ein: die Erhaltung der Art. Der Platz ist klein, die Wiese löchrig und trocken, die Linien Pfade statt Kreide und hinter ihnen nur eine einzige Reihe Bierbänke. Der Platz liegt irgendwo in der Vorstadt, die Eckfahnen sind gelb, sie sind überall gelb, und neben dem Eingang zum Vereinsheim hängt das Wappen einer unbekannten Brauerei. Sie kommen raus, sie kommen die Kellertreppe hoch in ihren gelbblauen und grünweißen Trikots, die Jungs, sie sind acht oder neun Jahre alt, und du siehst ihnen zu, weil es dich freut, wenn Angehörige deiner Spezies etwas haben, das ihnen viel bedeutet, wenn es etwas gibt in ihrem Leben, wofür sie kämpfen, ohne Waffen oder Gewalt. Du stehst in der Nähe der Mittellinie, genau da, wo sie einlaufen werden, und du klatschst in die Hände und freust dich. Einer von ihnen lächelt dir zu.
Er ist noch ein kleiner Junge. Er steht im Tor. Es ist das erste Mal, dass er im Tor steht, und er denkt sich, gut, wenn ihr wollt, dass ich ins Tor gehe, gehe ich ins Tor, mir egal. Zuerst passiert nichts. Als dann irgendwann dieser grünweiße Stürmer auf ihn zugelaufen kommt, allein mit dem Ball, denkt er nichts, und der Grünweiße schießt nicht, er kommt näher und näher, und er denkt sich immer noch nichts, und der Grünweiße kommt noch etwas näher, und dann denkt er plötzlich, Scheiße, ich muss diesen Ball halten, und er denkt, ich werde ihn halten, denn es geht mir gut, meine Eltern sind auch da, sie sind extra gekommen, um mir zuzusehen, und wir haben vorhin noch bei McDonald’s 20 Chicken McNuggets geholt, die kriege ich in der Halbzeitpause, mit süßsaurer Sauce, aber wieso haben sie mich heute ins Tor gestellt, ich bin doch eigentlich Verteidiger und zwar ein guter Verteidiger, aber wahrscheinlich eben auch ein guter Torwart, aber woher wollen die das denn wissen, ich war doch in meinem ganzen Leben noch nie im Tor, nicht mal im Training, ich krieg doch immer Anschiss, weil ich mich unter den Flanken wegducke, aber jetzt habe ich keine Angst, jetzt werde ich mich nicht ducken, da kommt dieser Grünweiße, schieß ruhig, Mann, schieß endlich, ich habe keine Angst, komm nur her, du Grünweißer. Und plötzlich denkt er, dass er vielleicht nur denkt, dass er keine Angst hat, dass er nur denkt, dass er diesen Ball halten wird, dass er nur denkt, dass er ein guter Torwart ist, und in diesem Moment schießt der grünweiße Stürmer lässig ins lange Eck, und der Junge wirft sich hinterher, obwohl er nicht den Hauch einer Chance hat, an den Ball zu kommen, aber er will nicht, dass es so aussieht, als sei er ein Feigling. Das Spiel endet null zu acht.
Über allem der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin. Grönland ist grau. Wie viel Orangensaft passt wohl in einen Airbus A310? Die Anziehungskraft der Flugbegleiterinnen muss mit der Erdferne zusammenhängen, in der sie bedienen. Mit der verdrängten Todesnähe. Luft und Lachen aus Plastik.
Als wir uns verabschiedeten, kam warmer Wind aus dem Tunnel. Ich ziehe die Folie vom Plastikhuhn. Es wird schon gut werden, hat sie gesagt. Und noch etwas anderes, aber ich sah nur ihren Mund aufgehen, hinter ihr donnerte die U-Bahn ins Licht, und dann ging ihr Mund wieder zu. Türen sprangen auf, Menschen strömten an uns vorbei, und ich wusste, dass sie es nicht noch einmal sagen würde. Als sich die Maschine auf die Startbahn drehte, fragte ich mich, warum ich gehe. Ich fragte mich, warum ich gehe, als die Turbinen aufheulten und ich in den Sitz gepresst wurde und meinen ganzen Willen aufwenden musste, um mir keinen Feuerball vorzustellen und verglühende Körper und Bergungstrupps, die in schwarze Gesichter ohne Nasen mit freiliegenden schwarzen Zähnen blicken, schweigend, im Schnee. Ich weiß genau, warum ich gehe. Es wird dunkel. Ein Bier wäre schön.
Vielleicht werden sie eines Tages herausfinden, was es bedeutet, hier zu sein und das zu sehen und das dabei zu empfinden. Was es bedeutet, ich zu sein. Sie werden ein bestimmtes Neuronenmuster entdecken, dessen Komplexität und Frequenz so einzigartig sind, so göttlich, so wunderschön, dass die Erklärung seiner Struktur gleichzeitig seinen Gehalt erklären wird. Dann werden sie sagen: Wir wissen, was Bewusstsein ist. Und dann können sie es synthetisieren. Sie werden endlich die Kontrolle bekommen über das Ich. Dann werde ich hingehen zu ihnen und sagen: Ich darf nicht aufhören, sie zu lieben, niemals. Können Sie da was machen?
Das heiße Tuch auf meinem Gesicht ist schon fast wieder kalt. Ich klappe den Tisch zurück, ich stelle meine Rückenlehne senkrecht, ich beginne mit dem Landeanflug auf New York. Die verlogene Ruhe während des kontrollierten Fallens. Ich weiß, dass in einem Strahltriebwerk eigentlich nichts explodiert. Dann Lichter vor Fenstern, an denen ich nicht sitze, und warten und fallen und warten und fallen und ein lauter, erlösender Knall. Ich habe gar keine Angst vor dem Fliegen, denke ich, als wir über die Landebahn rollen. Bis wir die endgültige Parkposition erreicht haben, bleibe ich angeschnallt. Vor meinem Fenster gut ausgeleuchtete, leere Asphaltflächen. Vielleicht war es falsch, zu gehen. Aber ich habe nur dieses Gehirn.
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