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Dieses E-Book entspricht 176 Taschenbuchseiten ... Dereck ist mit seinem Leben unzufrieden. Sein Job erfüllt ihn nicht und auch in der Ehe ist die Luft raus. Er sehnt sich nach Veränderung, nach etwas, das seinem Leben einen neuen Kick und Leidenschaft gibt. Plötzlich steht Jasmin vor ihm. Sie betört ihn nicht nur mit ihrem Duft, sondern auch mit ihrer Jugend und Lebensfreude. Dereck beginnt eine Affäre mit ihr, durch die er sich endlich wieder lebendig fühlt und wo er lang unterdrückte Wünsche ausleben darf … Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 230
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Impressum:
Der betörende Duft von Jasmin | Erotischer Roman
von Laura Lee Logan
„Die Musik, die Menschen um sie herum. Einfach alles ist weit weg, als sie sich – in die Augen des anderen versunken – annähern. Dieser Moment vor dem Kuss. Diese Spannung. Das Gefühl, alles sei möglich. Der Wunsch, dass mehr passiert. Dass aus Lust Leidenschaft wird. Endlich berühren sich ihre Lippen, sanft und doch voll Verlangen ...“Dort wo viele Liebesgeschichten enden, fängt Laura Lee Logan erst an, denn sie weiß: Liebe, Lust und Leidenschaft sind untrennbar miteinander verbunden und enden nicht an der Schlafzimmertür.Die 1983 in der Nähe von Köln geborene Autorin ist fasziniert von den kleinen Liebesdramen, die zwar nicht unbedingt ein Happy End, aber viel Leidenschaft bieten und vielleicht sogar einen Blick auf die Abgründe der menschlichen Seele erlauben. Mit „Der betörende Duft von Jasmin“ gelingt ihr Debüt im Erotik-Genre. Zuvor veröffentlichte sie unter anderem Namen und in anderen Genres Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien.
Lektorat: Sandra Walter
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Monstar Studio @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783964771049
www.blue-panther-books.de
Die Neue
Den ersten Arbeitstag nach drei Wochen Urlaub hatte er schon halb hinter sich gebracht. Wie jedes Mal war die ganze Entspannung sofort wieder verflogen. Der Job war zu stressig und gleichzeitig ödete ihn diese Arbeit an. Er hoffte auf eine baldige positive Veränderung der Situation. Außerdem gab es nach dem Urlaub viel aufzuarbeiten und zu allem Übel streikte auch noch der Kopierer.
»Wieso funktioniert der Kopierer nicht?«, schimpfte er.
»Der ist kaputt. Musst so lange oben kopieren gehen«, antwortete Henry, einer seiner Kollegen.
Er ging die Treppe hinauf. In dem oberen Büro saßen nur Damen. »Hallo, Mädels«, war seine übliche Begrüßung, wenn er die Tür öffnete. Aber keine der ihm bekannten Damen war anwesend.
Alina hatte erzählt, dass sie im Urlaub ist, wenn ich wiederkomme. Aber wo ist Hannah? Und wer ist diese junge Frau mit dem roten Zopf und den smaragdgrünen Augen?, dachte er bei sich.
»Hallo. Wir kennen uns noch nicht«, meinte die junge Dame, ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Ich bin Jasmin, aber mir ist es lieber, wenn man mich Jas nennt. Ich arbeite seit letzter Woche hier«, stellte sie sich mit einem fröhlichen Lächeln vor.
»Das ist aber eine Überraschung. Ich bin Dereck. Ich wollte etwas kopieren.«
»Oha. Das heißt, euer Kopierer ist immer noch nicht repariert. Dann scheint wohl etwas Schlimmeres dran zu sein, wenn es niemand schafft, den Fehler zu beheben«, sagte sie lächelnd.
»Ich weiß nicht. Ich bin heute erst wieder aus dem Urlaub zurück.« Er versank in ihren grünen Augen. Ein Duft von Jasmin, der von der jungen Frau ausging, vernebelte ihm die Sinne. Fast hatte er vergessen, weshalb er überhaupt in das Büro gekommen war.
»Du weißt ja, wo der Kopierer steht, nehme ich an«, holte sie ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Ja sicher.« Kaum merklich schüttelte er den Kopf, um sich wieder zu besinnen.
Während er seine Unterlagen kopierte, machte sie die Ablage. Sein Blick ruhte auf ihr, während sie einen Ordner nach dem anderen aus den Regalen nahm und ihre Belege einheftete. Er konnte sich nicht helfen, aber er fand diese neue Kollegin vollkommen faszinierend.
Das ist aber eine Süße. Ich glaub, ich weiß jetzt, warum der Kopierer noch nicht repariert ist. Er vermutete, dass die Herren den Kopierer sogar mit Absicht kaputtgemacht hatten. Damit sie zu der netten, jungen Dame hinaufkonnten.
Die Tür ging auf. Hannah kam wieder ins Büro. Als sie Dereck entdeckte, begann sie gleich eine kleine Unterhaltung mit ihm. »Hallo, Dereck. Na, wie war dein Urlaub?«, wollte sie wissen.
Er erzählte ihr von seinem Osterurlaub mit der Familie. Wo sie waren und was es dort alles zu erleben gab. Er zog das Gespräch in die Länge. So berichtete er zusätzlich von dem großartigen Wellness-Angebot, das er gemeinsam mit seiner Frau genutzt hatte, während die Kinder mit ihren Urlaubsfreunden unterwegs waren. Sein Blick wanderte währenddessen immer wieder zu Jasmin, die ganz in ihre Aufgabe vertieft war und sich nicht an diesem Gespräch beteiligte.
»Das hört sich doch schön an«, meinte Hannah interessiert. »Vielleicht werden wir da auch mal hinfahren.«
»War es auch, aber viel zu kurz. Die Entspannung hielt leider nicht lange an. Ich hab wieder einiges zu tun. Bis später, Mädels.«
Im Laufe dieses Tages bemerkte er, wie viel er wirklich kopieren musste. Jetzt, da er genau darauf achtete. So gern er nun nach oben ins Büro ging, so anstrengend war es auch. Um nicht ständig die Treppe steigen zu müssen, sammelte er ein paar Unterlagen zusammen. So konnte er zwar nicht so oft, aber dafür umso länger im oberen Büro und damit in Jasmins Nähe sein.
Da nicht nur Dereck, sondern auch Henry und die anderen Kollegen viel zu kopieren hatten, pochte Hanna bald darauf, dass der Kopierer repariert wurde. Denn das ständige Eintreten der Männer, die nicht nur kopieren, sondern dabei auch Schwätzchen halten wollten, war eine derbe Ablenkung und störte den Arbeitsablauf ungemein.
***
Die Enttäuschung, mit der Dereck den Techniker betrachtete, versuchte er sich nicht anmerken zu lassen. Zum Glück hatte er festgestellt, dass er Jasmin nicht nur in ihrem Büro antraf. Ab und an traf er sie auch in der Raucherküche, wo er bald Gelegenheit hatte, sie besser kennenzulernen. So beobachtete er sie im Umgang mit den jüngeren Kollegen. Es schien, als würde sie mit ihnen flirten. Sie stand jedem gerne mit Rat und Tat zur Seite. Sie war immer fröhlich und freundlich. Er lauschte ihren Worten und bemerkte, dass sich einfach jeder Mann in ihrer Nähe wohlfühlte. Dereck erkannte, dass sie mehr war als Aussehen und Jugend. Er fand nicht allein das Offensichtliche anziehend, sondern auch das, was sich innerhalb der schönen Hülle befand. In seinen Augen hatte sie eine ganz besondere Art, die Welt zu sehen. Er bewunderte sie dafür. Sie nahm alles so locker und leicht, konnte allem etwas Positives abgewinnen. Er fand, sie war für ihre zweiundzwanzig Jahre unglaublich weise. Aber da war noch etwas, oder vielleicht war es auch die Kombination aus allem zusammen. Er konnte es sich einfach nicht erklären, aber was es auch war, es zog ihn unglaublich an.
Eine Weile genoss er das Kribbeln in sich, wenn sie in seiner Nähe war. Allerdings war er auch froh, dass sie nicht in seinem Büro saß. Wie hätte er sich noch auf die Arbeit konzentrieren sollen?
Und es kam tatsächlich einer Herkulesaufgabe gleich, als sie plötzlich neben ihm stand, ihm eine Unterlage vorlegte und sich neben ihm am Tisch abstützte. »Hannah sagt, du weißt über den Fall Bescheid. Klär mich bitte auf.«
»Also, wie das mit den Bienchen und Blümchen funktioniert, solltest du doch wissen«, sagte Freddy scherzhaft vom Tisch gegenüber. »Aber wenn du da doch noch Nachhilfe brauchst, bin ich dein Mann.«
Dereck war gespannt, wie Jasmin auf diese blöde Anmache reagierte, doch sie lächelte es einfach weg und warf Freddy einen Luftkuss zu. Dann wandte sie sich wieder Dereck zu. »Nun, was war hier mit den Bienchen und Blümchen?« Ihr Lächeln war hinreißend. Und dieser Jasminduft schlich sich wieder in seine Nase, von wo aus er sich ausbreitete und ihm jede Konzentration nahm. Er musste erst mal tief durchatmen, sich den Fall selbst noch mal in Erinnerung rufen, ehe er Jasmin am PC über die Fakten aufklärte.
»Wunderbar. Danke, du bist ein Schatz«, sagte Jasmin fröhlich.
»Kein Problem. Ich helfe dir doch gerne.«
»Ich will auch ein Schatz sein«, warf Freddy wieder ein.
»Wenn du mir deinen Locher mal rüberreichst, bist du auch ein Schatz«, sagte Jasmin, die sich nun über Derecks Schreibtisch zu Freddy hinüberreckte und den Locher entgegennahm. Der knackige Po der jungen Frau, quasi fast vor seinen Augen, ließ ihm den Atem stocken und Fantasien erwachen, die auf der Arbeit nichts verloren hatten. Damit war seine Entscheidung gefallen, nicht nur kollegial, sondern auch im Privaten mit ihr in Kontakt zu kommen. Sie besser kennenzulernen.
***
Über die Monate hinweg wurde der Wunsch, sie alleine und außerhalb der Firma zu treffen, immer intensiver. Es wurde immer schwieriger, mit der Situation umzugehen. Er konnte dem nicht ausweichen, also blieb ihm nur die Offensive, von der er nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Es kam ihm vor, als wäre er nicht mehr er selbst. Nicht mehr der souveräne Mann, der mitten im Leben stand, sondern eher ein Schuljunge, der sich zum ersten Mal einer Frau näherte.
Eines Mittags, es war warm und der letzte Arbeitstag vor seinem Sommerurlaub, traf er Jasmin an der Stempeluhr.
»Hast du heute Mittag schon was vor?«, hörte er sich ganz plötzlich sagen.
»Bis jetzt noch nicht«, antwortete sie lächelnd.
»Dann lass uns ein Eis essen gehen. Hast du Lust?« Er rechnete nicht mit einem »Ja«, denn er kannte keine Frau, die so spontan zusagen würde. Doch er wurde eines Besseren belehrt.
»Darf ich das als Einladung verstehen?« Sie blickte ihn auf diese einzigartig, verführerische Weise an, von der er nicht wusste, ob sie es bewusst oder unbeabsichtigt tat.
»Natürlich.«
Dereck führte Jasmin zu seinem Auto und fuhr mit ihr zur Eisdiele in der Nähe. Während der kurzen Fahrt fragte Jasmin nach Derecks Familie und ob die Kinder sich schon auf den Urlaub freuen würden. Was für sie selbst eigentlich belanglos war, hielt Dereck davon ab, in peinliches Schweigen zu verfallen, denn sie wusste bereits, dass er gerne über seine Kinder sprach. Er war stolz auf sie und das konnte er auch sein, fand Jasmin.
In der Eisdiele, bei einem großen Erdbeerbecher, wurde Dereck konkreter.
»Es ist schön, dich auch mal außerhalb der Firma zu sehen. Da kann man sich auch mal ein wenig anders unterhalten«, begann er relativ unbeholfen.
»Was genau meinst du mit ›anders‹?«, wollte Jasmin wissen und legte eine besondere Betonung auf das letzte Wort.
Ich glaube, das kannst du dir schon denken. Du bist bestimmt nicht so unschuldig, wie du tust, dachte er bei sich.
»Nun, privater. Man muss nicht auf die Ohren achten, die zuhören könnten«, erklärte er. Oder hast du wirklich keine Ahnung, wie du auf mich wirkst?
»Was hättest du denn zu sagen oder zu erzählen, was niemand hören soll?« Jasmin grinste neckisch.
»Nun ja. Ich glaube, du kannst es dir eigentlich schon denken, oder?«
Jasmin schüttelte den Kopf.
Dereck suchte nach den richtigen Worten. »Du faszinierst mich. Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, wie du bist und ich würde dich gerne näher kennenlernen, außerhalb der Firma.«
Jasmin verstand seine Worte als Kompliment, welches sie sichtlich genoss.
»Wie bin ich denn, deiner Vorstellung nach?«
»Oh, Jas, wo fang ich an? Unglaublich spontan. So voller Leben. Kess. Die Art, wie du mich ansiehst und wie du mit mir sprichst. Ich habe das Gefühl, dass du mit mir flirtest, selbst wenn es nur um Belanglosigkeiten wie das Wetter geht. Ich glaube, du bist eine offene Persönlichkeit …« Derecks Hand begann, zu zittern. Meine Güte, was ist das denn jetzt? Ich bin kein Schuljunge mehr, ich brauche mich nicht mehr vor meinen Gefühlen zu fürchten!
Jasmin nahm diese Hand und sah ihn liebevoll an.
»Es ist gut, dass du mir sagst, dass mein Umgang mit dir wie Flirten ankommt. Dessen bin ich mir nicht bewusst. Ich will einfach nur freundlich sein«, sagte Jasmin im ernsthaften, aber besorgten Ton. »Es tut mir leid. Ich habe dich dadurch hoffentlich nicht in eine seltsame Situation gebracht, schließlich hast du Familie. Ich werde mich zurückhalten.«
Dereck nahm nun ihre Hand, die sie ihm entziehen wollte. Denn jetzt war er noch mehr von dieser jungen Frau fasziniert.
Du würdest dich selbst zurücknehmen, damit ich nicht in eine unangenehme Situation komme. Du bist der Wahnsinn. Er gab ihr einen kleinen Handkuss.
»Nein, bleib bitte, wie du bist.« Ich habe zu viel fantasiert. Er versuchte, den Anflug von Enttäuschung zu verbergen, indem er auf die Uhr sah.
»Es ist Zeit. Ich muss dich zurückbringen.« Dereck zahlte die Eisbecher und brachte Jasmin zurück zur Firma. Er fuhr gleich weiter nach Hause, um seinen Urlaub zu starten.
Der Heimweg bereitete ihm Bauchschmerzen.
Sie hat mich nie anbaggern wollen. Sie ist einfach so, so unschuldig und rein. So frei, wie man mit zweiundzwanzig halt noch ist. Ich wünschte, ich wäre auch noch mal so jung. Zum Glück hab ich jetzt zwei Wochen Zeit, mein Verlangen nach Jas unter Kontrolle zu bringen.
Ein spontanes Date
Dereck verbrachte seinen Urlaub doch etwas anders, als er es sich gewünscht hatte. Die Kinder waren lieber mit ihren Freunden unterwegs. Eine neu gewonnene Freizeit für die Ehe, die zu Derecks Leidwesen nicht für Zweisamkeiten genutzt wurde. Allerdings sehnte er sich genau danach. Er startete einen Versuch, sich seiner Frau in einer Weise zu nähern, die für ein Ehepaar Lust und Spaß bedeuten sollte. Ein Glas Wein. Liebevolle, anregende Worte, die er ihr ins Ohr flüsterte. Küsse an ihrem Hals. Doch wie jetzt, waren schon seit Monaten seine Verführungsversuche von seiner Frau Vera abgewiesen worden und ihrerseits kam auch nichts mehr. Frustriert ergab er sich in das Schicksal einer leidenschaftslosen Ehe, was seine Sehnsucht nach Erotik natürlich weiter verstärkte.
So kam es, dass sich zum Ende des Urlaubs hin eine gewisse Fantasie vor seinen Augen abspielte. Der Wunsch, dass die Szene in dem Eiscafé anders gelaufen wäre, schlich sich bis in seine Träume.
»Du hast mit deiner Vermutung recht. Ich habe versucht, mit dir zu flirten.«
Dieser Blick. Diese smaragdgrünen Augen. Dieser Duft. Ihre Hand auf meiner.
»Komm doch bitte noch ein bisschen näher.« Ich ziehe Jas zu mir hinüber auf meinen Schoß. Das Bild wandelt sich. Wir sind alleine, irgendwo in einem Bett aus Wolken. Nichts sonst, nur wir. Nackt, auf Wolke sieben.
Ich küsse sie. Verführerisch. Leidenschaftlich. Ich fühle ihre straffe Haut, die festen, jungen Brüste. Mit ihren steil nach oben ragenden Nippeln schreien sie danach, dass ich an ihnen sauge. Stöhnend liegt sie in meinem Arm. Genießt, was ich ihr gebe und ich gebe es ihr hart. Meine Finger wühlen auf ihr, in ihr. Unsere Lust ist unersättlich.
»Nimm mich einfach, hör nicht darauf, was ich gesagt habe. Nimm mich einfach, ich will es«, haucht sie. Und ich tue es.
Er erwachte erregt. Ging ins Bad, um sich dort Erleichterung zu verschaffen. Kaltes Wasser ließ seine Schwellung erschlaffen. Was sollte er auch sonst tun? Seine Frau würde ihn, wie auch sonst, zurückweisen. Und um selbst die Hand anzulegen, fehlte ihm jetzt die Ruhe und die Gewissheit, ungestört zu bleiben. Denn jeden Moment könnte auch Vera wach werden.
Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle, dachte er bei sich, während er in die Küche schlich, um sich seinen Morgenkaffee aufzubrühen.
***
Noch nie hatte Dereck sich so sehr wieder gefreut, auf die Arbeit zu kommen. Aber die Aussicht darauf, Jasmin wiederzusehen, erfreute ihn mehr, als es für ein kollegiales Verhältnis angebracht war.
Als er sah, dass sie in der Raucherküche Mittagspause machte, überfiel ihn ganz plötzlich das Bedürfnis nach einer Zigarette.
»Hast du deinen Urlaub genossen?«, fragte Jasmin, als Dereck in die Küche kam.
»Es war nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht habe. Es war irgendwie so …«
»… eingefahren«, beendete Jasmin Derecks Satz. Er nickte.
»Woher weißt du das?« Er war erstaunt.
»Ich hab in den letzten zwei Wochen über dich nachgedacht. Und ich glaube, ich weiß, was dich bedrückt.«
Was kommt jetzt? »Jetzt bin ich aber gespannt.« Er wollte wissen, wie sie ihn deutete.
»Ich denke, du kommst in die Midlife-Crisis.«
Dereck schnaubte verächtlich. Als ob! »Für wie alt hältst du mich?«
Jasmin lächelte, ob seiner Reaktion. »Ja, nicht? Du findest dein Leben eingefahren. Du sehnst dich nach Spontaneität und ›Leben‹. Ich glaube, es würde dich nicht stören, wenn etwas dein Leben ganz schön auf den Kopf stellen würde. Aber andererseits, sollte nichts deine schöne Beständigkeit angreifen.«
»Oh, ich kann spontan sein«, lachte Dereck. »Ich hole dich am Freitag um acht zu Hause ab, und dann zeig ich dir, wie spontan ich sein kann.« Diese Worte verließen ihn eher, als dass er wirklich darüber nachdenken konnte.
»Wunderbar. Ich werde da sein.« Jasmin lächelte gewinnend, als sie die Raucherküche verließ und Dereck mit seinen Gedanken zurückließ.
Wie kann sie nur glauben, ich sei in der Midlife-Crisis? So alt bin ich nun doch noch nicht. Am Freitag werd ich ihr schon zeigen, dass ich zwar schon über vierzig, aber noch lang nicht tot bin. Äh, Freitag? Irgendwas war am Freitag … Scheiße, da ist Bernards Geburtstagsfeier. Da wollte ich doch hin. Was mach ich denn jetzt?
***
»Wolltest du eigentlich mit zu Bernards Geburtstagsfeier?«, fragte Dereck Vera ganz beiläufig beim Abendessen.
»Nein. Du weißt doch, dass ich mit Bernard nicht richtig warm werde. Geh alleine, dann sparen wir uns den Babysitter.«
Genau das hatte Dereck hören wollen. Wobei ›nicht richtig warm werden‹ noch milde ausgedrückt war für die Ablehnung, die seine Frau gegenüber seinem besten Freund empfand. Und so erwuchs eine Idee in seinem Kopf, die er dringend in die Tat umsetzen musste.
Da Vera ihn sowieso nicht zu Bernards Party begleiten wollte, würde er offiziell diesen Termin beibehalten. Aber er musste Bernard anrufen, um ihm abzusagen und ihn um dieses Alibi bitten.
»Hey, Dereck, schön, dass du anrufst. Du kommst doch am Freitag?«
»Deswegen ruf ich an. Ich muss dich um was bitten.«
»Was ist los?« Bernard klang besorgt.
»Ich kann leider nicht zu deiner Party kommen, aber offiziell muss ich da gewesen sein, falls Vera jemals fragt.« Dereck stellte sich Bernards zweideutiges Grinsen vor.
»Du Schlingel. Hast du dir etwa was Süßes für nebenher angelacht?«
»Ehrlich? Ich weiß gerade nicht wirklich, was es ist. Ich weiß nur, dass dieses Mädchen in meinem Kopf ist. Ich finde sie total faszinierend. Und ja, ein ums andere Mal habe ich auch schon an Sex mit ihr gedacht. Aber …«
»… du weißt noch nicht, ob sie auch will«, vollendete Bernard.
»Genau. Sie hatte zwar mal gesagt, dass sie zu jedermann so freundlich ist, dass das ihre Art sei. Und irgendwie ich hab noch gar nicht realisiert, wie es dazu kommen konnte, hab ich sie für Freitag eingeladen, mit mir was zu unternehmen.«
»Na dann viel Spaß, mein Freund«, sagte Bernard mit einem hörbaren Grinsen. »Meld dich dann samstags bei mir, damit wir uns absprechen können.«
»Klar.«
***
Er hatte sich gewundert, wie leicht ihm die Lüge, dass er nun zu Bernards Party fahren würde, über die Lippen kam. Dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Er hatte Vera noch nie belogen und jetzt fürchtete er, dass sie es sich doch anders überlegt haben könnte. Oder dass sie Verdacht schöpfte. Aber es funktionierte. »Viel Spaß«, sagte Vera, gab ihm zum Abschied einen kleinen Kuss auf die Wange. Dereck bedankte sich, wusste aber nicht, ob er heute wirklich Spaß haben würde. Er wollte jetzt einfach nur weg, der Gefahrenzone entfliehen, hoffend, dass ihn nicht doch noch das schlechte Gewissen überkam. Schnell verließ er die Wohnung, stieg ins Auto und fuhr zu Jasmin. Jetzt, da das Treffen bevorstand, war er seltsam aufgeregt. Zu gerne hätte er einen Tisch reserviert, wäre mit Jasmin essen gegangen und danach? Wer weiß. Aber das wäre alles andere als spontan gewesen. Er wartete im Auto vor ihrer Wohnung und atmete tief durch. Jasmin kam aus ihrer Haustür, sie sah gut aus, so ganz in Weiß gekleidet. Als würde sie zu einer Mottoparty wollen. Sie stieg in seinen Wagen.
»Und, wie ist der Plan?«, wollte sie wissen. »Wo gehen wir hin?«
»Ehrlich gesagt, habe ich keinen Plan. Ich dachte, wir fahren einfach etwas rum, gucken, wo uns der Weg hinführt.« Er wollte Spontaneität demonstrieren und ein Abenteuer erleben.
»Na gut«, sagte Jasmin. Sie lächelte amüsiert. »Und es ist dir wirklich ganz egal, wo es hingehen soll?«
»Ja«, war das Wort, das er sagte, aber er dachte – Oh Mann, was kommt jetzt?
Jasmin holte einen Würfel aus ihrer Tasche und erklärte die Spielregeln. »Zu jeder Kreuzung würfle ich und die Anzahl der Augen bestimmt, wo es langgeht. Im Groben sind eins und zwei gleich links, drei und vier gerade aus und fünf und sechs rechts. Bei anderen Kreuzungen schauen wir individuell.« Sie grinste erwartungsvoll. Sie rechnete damit, dass er dieses Spiel sofort ablehnen würde.
Dereck schluckte, stimmte trotz eines mulmigen Gefühls zu. »Ja dann los. Wo soll’s zuerst hingehen?«
Jasmin würfelte und sagte die Richtung an, in die Dereck nun fahren sollte. Dabei unterhielten sie sich so angeregt, dass sie ab und an vergaß, zu würfeln. Dann fuhr Dereck einfach weiter, wie es ihm gefiel, ohne dabei auf die Schilder zu achten, die ihm die Richtung zeigten.
»Machst du das öfter?«, wollte er wissen.
»Ach, wir haben das schon ein paarmal gemacht. Wir haben uns dann Schlafsäcke in Dreys VW-Bus gepackt. Einmal hatte es vier Tage gedauert, bis der Würfel uns wieder nach Hause geführt hat.« Sie beobachtete Dereck genau, als sie das sagte. Sie sah, dass ihm diese Art von Spontaneität gar nicht gefiel. Er versuchte aber, weiterhin gelassen zu wirken.
»Und wo habt ihr geschlafen?«
»Na im Bus natürlich. Schön eng aneinander gekuschelt.« Jasmin grinste, als sie sich an die ein oder andere Situation im Bus erinnerte.
»Und wer war so dabei?« Jetzt war Dereck neugierig.
»Meine Freundin Vic, Drey und mindestens drei seiner Freunde, und ich halt.«
Unwillkürlich tat sich ein Bild vor Derecks Auge auf. Zwei Mädels, vier Jungs. Eine kleine Orgie der Lust. Nackte Haut, der enge Raum erfüllt von Stöhnen. Und Jasmin inmitten des Geschehens. Heiß, sexy, wollüstig. Er schüttelte den Gedanken ab, so anregend er auch war. Er musste sich beherrschen.
»Der Würfel sagt, du sollst nach links fahren«, meinte Jasmin. »Was hast du eigentlich deiner Frau gesagt, wo du jetzt bist?«
»Auf der Geburtstagsparty meines besten Freundes. Die Party ist auch wirklich. Ich hab ihm Bescheid gesagt.«
»Du lässt eine Party sausen, um mit mir ein wenig durch die Gegend zu fahren?« Jasmin war verblüfft. »Die Nächste bitte rechts.«
»Mann muss Prioritäten setzen.« Er zwinkerte der jungen Frau neben sich zu.
Sie waren mitten im Nirgendwo gelandet. Dereck bekam Hunger. »So langsam sollten wir mal schauen, dass wir an was zu essen kommen.«
»Schau mal, da vorne. Da können wir was essen.« Jasmin zeigte auf die Leuchtreklame einer bekannten Fast-Food-Kette, die hinter einem Hügel in die Höhe ragte.
»Sicher? Da?« Das war gar nicht Derecks Geschmack.
»Natürlich. Wir müssen uns ja nicht reinsetzen. Wir können auch durch den Drive-in fahren.«
Damit war Dereck einverstanden. Es war etwas für zwischendurch. Um den groben Hunger zu stillen. Denn unter ›essen gehen‹, verstand er etwas ganz anderes. Eigentlich eine Kleinigkeit, die aber den Altersunterschied zwischen ihnen beiden bemerkbar machte.
Sie fuhren durch den Drive-in und bestellten sich Pommes und eine große Chicken-Nugget-Box, die sie während der Fahrt knabbern konnten.
Jasmin bemerkte, dass Dereck immer wieder zu ihr hinübersah.
»Sag mal, was würdest du jetzt machen, wenn wir nicht unterwegs wären?«, fragte Dereck, als er bemerkte, dass sie seine Blicke wahrgenommen hatte.
»Es ist jetzt fast zehn. Vermutlich würde ich mit den Jungs und Mädels zur Disco fahren.«
»Und es ist kein Junge dabei, der Interesse an dir hat?«
»Keine Ahnung. Wir sind Freunde – an der nächsten Ampel weiter geradeaus. – Wir tanzen. Wir haben Spaß. Aber ob einer von denen ein gewisses Interesse an mir hat, weiß ich nicht. Es hat noch keiner was gesagt. Oder ich bin einfach nur zu dumm, um das zu merken.«
»Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass du in Wahrheit ganz genau weißt, wie du auf Männer wirkst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
Das kann ich nicht glauben. Du spielst dieses Spiel ganz konsequent, um dich noch interessanter zu machen. Es kann nicht sein, dass du keine Ahnung hast, welche Wirkung du auf Männer hast. Dass du nicht bemerkst, wenn einer scharf auf dich ist. »Aber du weißt, wie du auf mich wirkst.«
»Wie waren deine Worte: ›Du faszinierst mich.‹«
»Richtig.« Dereck fuhr auf einen Parkplatz an einem Waldrand. Er wollte den Müll rauswerfen und das tun, weswegen er auf die Party verzichtet hatte. Er würde es versuchen und er wollte jede Antwort akzeptieren.
Es war bereits dunkel und Jasmin gruselte die Situation. Sie hatte eindeutig zu viele Horrorfilme gesehen, in denen genau jetzt irgendetwas Schlimmes passierte.
»Ich werfe gerade mal den Müll weg«, meinte Dereck und nahm die Tüten von der Fast-Food-Kette mit hinaus. Jasmin hielt Dereck ganz genau im Auge und hoffte, dass nicht plötzlich jemand aus dem Wald gelaufen kam, mit einem Messer oder Schlimmerem.
Dereck kam zurück, setzte sich wieder zu ihr ins Auto. Doch anstatt zu fahren, zündete er sich eine Zigarette an. Gleichzeitig bot er Jasmin auch eine an.
Sie bemerkte, dass Dereck versuchte, sich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen. Er wirkte nervös. Seine Hände zitterten. Immer wieder versuchte er, etwas zu sagen, doch noch bevor ein Ton ihn verließ, brach er wieder ab, denn alle Worte schienen plötzlich falsch zu sein. Er wusste nicht, wie er sagen sollte, was er sagen wollte.
Jasmin nahm Derecks Hand.
»Was ist los?«, fragte sie und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus.
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht … ich hatte eine gewisse Vorstellung … aber ich weiß nicht, wie …« Dereck nahm noch einen kräftigen Zug von seiner Zigarette, drückte diese aus und dann küsste er Jasmin. Ohne jede Vorwarnung. Ohne die Ansprache, die er in seiner Fantasie schon so oft gehalten hatte und die ihm jetzt nicht über die Lippen kam.
Jasmin wehrte sich nicht. Sie ließ ihn gewähren. Sie hatte sich schon gedacht, dass so etwas passieren würde, doch sie wollte es nicht bis zum Äußersten kommen lassen. Nicht heute und nicht, wenn er sich über die Konsequenzen nicht hundertprozentig im Klaren war. Sein Kuss war fordernd. Plötzlich keimten leichte Zweifel in ihr auf, ob es richtig war, mit ihm zu wegzufahren, ohne dass einer ihrer Freunde ihren Aufenthaltsort kannte. Sie hoffte, dass sie sich nicht in ihm getäuscht hatte, dass er wirklich ein guter Kerl war, für den sie ihn hielt und dass er ein ›Stopp‹ akzeptieren würde. Und wenn nicht? Dann würde sie alles mitmachen, wenn nötig, denn sie wollte auf keinen Fall hier alleine im Wald zurückbleiben, oder Schlimmeres. Was auch immer jetzt passieren würde: Es war ein kleiner Preis und sie hatte schon anderes erlebt. Sie erwiderte seinen Kuss ebenso intensiv, hoffend, dass die negative Erinnerung, die in ihr aufflammen wollte, von Lust und Leidenschaft erstickt werden konnte.
Er löste ihren Anschnallgurt, versuchte, sie näher an sich heranzuziehen. Jedoch waren Schaltknauf und Handbremse sehr störend im Weg. Widerwillig löste er sich von ihren Lippen. »Kleinen Moment.« Er stieg aus und hinten wieder ein. »Ja, hier ist es besser«, murmelte er. »Komm her zu mir, bitte.« Sein Blick war flehend.
»Ich kletter gleich zu dir nach hinten, aber nur unter einer Bedingung.« Das war Jasmins Chance, von Anfang an klarzustellen, wie weit er gehen konnte und sie hoffte, dass er sich tatsächlich auf ihre Einschränkung einlassen würde.
»Welche?«
»Wir werden nicht miteinander schlafen. Beide Hosen bleiben angezogen. Versprochen?« Jasmin wusste genau, wie weit sie Dereck an diesem Abend ranlassen wollte. Sie musste wenigstens versuchen, dass alles nach ihren Wünschen ablief – um nicht den vollen Preis für diesen Abend bezahlen zu müssen. Weswegen sie nun auch genau darauf achtete, was sie als Nächstes sagte.
Dereck war perplex. Das wollte ich jetzt aber nicht hören. »Warum?«, flüsterte er kaum hörbar.
»Ich möchte nicht, dass du etwas tust, was du später bereuen würdest. Du bist jetzt gerade wie ein Kind, das eine neue Sorte Schokolade entdeckt hat und sie ganz aufgeregt und kopflos sofort essen möchte. Und nachher hat es Bauchschmerzen.«
»Ich verstehe nicht.«