9,99 €
Dieses E-Book entspricht 216 Taschenbuchseiten ... Die scheue Rosalie beginnt ein Kunststudium in der Stadt, wo das Leben heiß pulsiert. Bei einem Maskenball lernt sie einen verführerischen Mann kennen. Doch nach einer hemmungslosen Nacht voll prickelnder Leidenschaft gerät sie ins Netz einer Bordellbetreiberin. Schnell verfällt sie dem lustvollen Treiben, erfüllt den Bordellkunden die versautesten Wünsche und versinkt in geilen Rollenspielen. Bis sie dem adligen Gerald begegnet, der ungeahnte sinnliche Begierden in ihr weckt. Wie wird sich Rosalie entscheiden? Kann sie Gerald zuliebe auf ihr neues, wildes Leben verzichten? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 302
Impressum:
In dem Bordell der geilen Spiele | Erotischer Roman
von Laura Lee Logan
„Die Musik, die Menschen um sie herum. Einfach alles ist weit weg, als sie sich – in die Augen des anderen versunken – annähern. Dieser Moment vor dem Kuss. Diese Spannung. Das Gefühl, alles sei möglich. Der Wunsch, dass mehr passiert. Dass aus Lust Leidenschaft wird. Endlich berühren sich ihre Lippen, sanft und doch voll Verlangen ...“Dort wo viele Liebesgeschichten enden, fängt Laura Lee Logan erst an, denn sie weiß: Liebe, Lust und Leidenschaft sind untrennbar miteinander verbunden und enden nicht an der Schlafzimmertür.Die 1983 in der Nähe von Köln geborene Autorin ist fasziniert von den kleinen Liebesdramen, die zwar nicht unbedingt ein Happy End, aber viel Leidenschaft bieten und vielleicht sogar einen Blick auf die Abgründe der menschlichen Seele erlauben. Mit „Der betörende Duft von Jasmin“ gelingt ihr Debüt im Erotik-Genre. Zuvor veröffentlichte sie unter anderem Namen und in anderen Genres Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien.
Lektorat: Ulrike Maria Berlik
Originalausgabe
© 2024 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © pantipit @ 123RF.com © primopiano @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756107964
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1
»Nun ja, das ist es also«, murmelte Rosalie ernüchtert vor sich hin, während sie sich in ihrer neuen Bleibe umsah.
Ein kleines Zimmer, im dritten Stock eines Studentenwohnheims, zweckmäßig und gleichsam lieblos eingerichtet. Irgendwie stand alles von der Wand weggerückt. Der Teppich, der hier lag, wirkte seltsam auf sie und war mit Farbe bekleckert. Die Wände waren vergilbt, so konnte man besonders gut erkennen, wo einst Bilder oder Poster gehangen hatten.
Die Vormieterin muss hier drin geraucht haben, dachte Rosalie bei sich.
Sie war wenig begeistert darüber, wie viel Arbeit sie hier noch reinstecken musste, um es sich wohnlich zu machen. Ein Blick nach oben an die Decke zeigte ihr, dass bereits jemand versucht hatte, sie mit frischer Farbe zu versehen, aber dieser Jemand hatte offenbar aufgegeben.
Wahrscheinlich, dachte sie bei sich, hat man nur einen Fleck abdecken wollen. So fängt mein neues Leben also an.
So hatte sie sich das ganz gewiss nicht vorgestellt. Langsam begann sie, die wenigen Habseligkeiten, die sie mitgebracht hatte, auszupacken.
Plötzlich hörte sie, wie jemand mit einem Schlüssel die Tür zu ihrer Wohnung öffnete. Erschrocken drehte sie sich um, bereit, sich mit dem zu verteidigen, was sie gerade in der Hand hielt. Wobei sie mit dem Teddy einem potenziellen Angreifer wohl keinen Schaden zufügen könnte.
Ein junger Mann in Latzhose und Shirt trat ein. Einen Farbeimer in der einen Hand und in der anderen einen weiteren Eimer, aus dem Farbrollen, Pinsel, Kreppband und Abdeckplanen hervorlugten. Ohne Rosalie zu registrieren, stellte er die Sachen ab, ging noch einmal zur Tür und zog eine Leiter hinein. Als er aufblickte, sah Rosalie ihm an, dass er von ihrer Anwesenheit ebenso überrascht war, wie sie von seiner.
»Du bist zu früh«, sagte der junge Mann, der sein auffällig blondes Haar am Hinterkopf zu einem Zopf gebunden hatte. »Normalerweise kommen die Neulinge erst samstags an.«
»Was soll ich sagen, konnte es eben nicht erwarten. Ich bin Rose und du bist …?«
Rosalies Schreck wich der Ernüchterung darüber, dass der junge Mann nicht einmal den Anstand hatte, sich vorzustellen und zu erklären, was er hier zu suchen hatte, obwohl Letzteres eigentlich offensichtlich war.
»Ich bin Gabriel, der Sohn des Hausmeisters dieser Anlage«, unterbrach er Rosalie, »eigentlich wäre das alles hier schon längst fertig, aber leider ist mein Vater von der Leiter gefallen und hat sich das Bein gebrochen. Daher muss ich mich jetzt allein um alles kümmern.«
Rosalie ließ ihre Waffe, den Teddy, sinken. »Dann hast du ja Glück, dass ich schon hier bin. So kann ich dir etwas helfen.«
»Kannst du denn so was wie Wände anstreichen überhaupt?«
Rosalie war entrüstet darüber, wie abschätzig Gabriel sie ansah. Als glaubte er, sie wäre nicht fähig, eine Farbrolle oder gar einen Pinsel vernünftig zu benutzen. Falls dem so wäre, wäre sie in ihrem Studiengang eindeutig falsch. Wobei das Streichen von Wänden und das künstlerische Gestalten von Leinwänden natürlich nicht wirklich miteinander zu vergleichen war.
»Möchtest du schneller fertig werden oder nicht?« Rosalie lächelte ihren unerwarteten Besucher provokant an.
»Na, wenn du glaubst, du bist mir eine Hilfe, dann los, aber halt mich nicht auf!«
Dich werde ich ganz bestimmt nicht aufhalten, dachte Rosalie bei sich. Im Gegenteil, sie wollte ihm helfen, um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden.
»Wir könnten ja um die Wette streichen. Der Verlierer sorgt für ein Essen«, schlug Rosalie vor.
»Alles klar. Du nimmst die Wand und ich die gegenüber. Die sind beide gleich hoch und breit.«
Rosalie betrachtete die beiden Wände genauer, wobei sie auf ihrer Wand noch Steckdosen entdeckte, die auf seiner Wand nicht waren.
»Erst wenn ich die dort abgedeckt habe, dann sind die Gegebenheiten gleich. Rühr du doch schon mal die Farbe richtig um!«
»Erwischt«, sagte Gabriel und zwinkerte ihr zu. Er reichte ihr das Werkzeug, welches sie benötigte, um die Steckdosen zu entfernen.
Jetzt macht sich das Landleben doch noch bezahlt, dachte Rosalie selbstbewusst mit dem Wissen, wie viel sie alles schon selbst repariert und renoviert hatte. Vieles hatte sie von ihrem Vater gelernt. Und was ihr immer lästig gewesen war, würde sich schlussendlich doch noch als nützlich erweisen.
»Glaub mir, du wirst deinem Vater noch dankbar sein, dass er dir das alles gezeigt hat. Irgendwann im Leben wirst du es mal brauchen«, hatte ihre Mutter ihr immer liebevoll lächelnd gesagt, wenn Rosalie mürrisch von der ganzen Handwerksarbeit in die Küche kam, wo ihre Mutter dabei war, das Abendessen für alle zuzubereiten.
Schnell entfernte sie die Steckdosenleiste samt Innenleben, legte die Teile sorgsam auf die Fensterbank und klebte mit dem Malerkrepp die Lücke ab.
»So, jetzt scheinen die Bedingungen gleich zu sein. Kann es losgehen?«
Tatsächlich hatte Gabriel schon alles bereitgestellt. »Aber sicher doch.«
»Na dann, auf die Plätze, fertig, los!«, rief Rosalie, schnappte sich eine Farbwanne und eine Rolle, lief zu ihrer Wand und fing an, diese zu streichen. Sie fand, dass sie selbst gut vorankam, konnte aber auch nicht umhin, immer wieder einen Blick auf Gabriels Fortschritte zu werfen.
Das wird ein knappes Rennen, dachte Rosalie bei sich.
Sie beeilte sich nun noch etwas mehr. Wenigstens wurde gute, stark deckende Farbe verwendet, sodass es ausreichte, eine Lage über die nikotingelbe Wand zu streichen.
»Fertig!«, rief Rosalie und war damit wirklich nur wenige Sekunden schneller als Gabriel, der enttäuscht aufstöhnte.
»Bin ich nun würdig, dir zu helfen?« Rosalie lächelte frech.
»Ja, das bist du. Du darfst aussuchen, womit du weitermachen möchtest.« Gabriel gab sich als großzügiger Verlierer, wobei er ein charmantes Lächeln aufsetzte, wie Rosalie bemerkte.
»Ich würde gern die anderen Seitenwände nehmen und du machst schon mal die Decke!«, schlug Rosalie vor. »Ich kann nicht so gut über Kopf arbeiten, dabei wird mir immer schwindelig«, gab sie leicht errötend zu.
***
Nachdem das gesamte Apartment seinen weißen Anstrich erhalten hatte, löste Gabriel tatsächlich seine Wettschuld ein und lud Rosalie in ein Bistro in der Nähe des Campus ein.
»Gut, dass ich da war. Allein wärest du jetzt noch dran«, meinte Rosalie freundlich lächelnd.
»Das war nett von dir, dass du geholfen hast. Die meisten anderen, vor allem die Mädchen, wären weggegangen und nach einer halben Stunde wieder gekommen, wobei sie sich dann darüber beschwert hätten, dass es immer noch nicht fertig ist.«
»Du hältst nicht viel von den Studentinnen hier, oder?«
»Die meisten sind Schauspielschülerinnen und glauben jetzt schon, sie seien Megastars. Aber die Typen sind auch nicht besser.«
»Na, da kann ich mich ja auf was gefasst machen«, murmelte Rosalie vor sich hin.
»Soll ich dir gleich noch beim Einräumen helfen?«
»Das ist sehr nett, Gabriel, aber ich denke, wir müssen den Raum erst einmal gut durchlüften. Ich habe es eben schon gemerkt, dass ich von diesem Farbgeruch Kopfschmerzen bekomme. Ich glaube nicht, dass ich dort heute Nacht gut schlafen kann.«
»Ich kenne ein günstiges Hotel, nur ein paar Straßen weiter«, schlug Gabriel ihr vor.
»Ach, das ist gut. Ich dachte schon, du würdest mir anbieten, dass ich bei dir unterkommen soll.« Rosalie lachte neckend.
»Mein Vater hat mir strikt verboten, mit einem Mädel aus den Studentenwohnungen anzubändeln. Und was ich von denen halte, hast du ja eben herausgehört. Aber ich finde es schön, dass auch mal eine Nette dabei ist. Eine, die sich nicht zu schade ist, auch mal ein Wort mit dem Sohn des Hausmeisters zu wechseln.«
Rosalie lief rot an. Sie hatte gar nicht vorgehabt, mit Gabriel anzubändeln, wie er es genannt hatte. Aber sie war froh, dass ihr allererster Eindruck falsch war und dass sie hier vielleicht schon einen Menschen getroffen hatte, den sie früher oder später einen Freund nennen konnte.
»Wenn es gleich immer noch so extrem riecht, werde ich mir das mit dem Hotel mal überlegen. Wo ist es denn?«
Gabriel nannte ihr die Straße, die sie schnell mit einem Kugelschreiber auf die Serviette kritzelte, mit dem kleinen Hinweis »Hotel« dazu. Gemeinsam gingen sie zurück zu der Wohnanlage, in der Rosalie ihr Studentenapartment angemietet hatte.
»Bist du sicher, dass du meine Hilfe nicht mehr brauchst?«, wollte Gabriel wissen. »Wenn du mich nicht brauchst, kann ich nachschauen, ob die anderen Wohnungen so weit in Ordnung sind. Schließlich kommen morgen die meisten der neuen Bewohner an.«
»Mach du ruhig! Ich werde heute nicht mehr viel machen.« Es gab ja nun auch nicht mehr viel zu tun. Vielleicht ein paar Bilder aufhängen, den Koffer oder die Kartons auspacken, die sie mitgebracht hatte, um es sich in der fremden Stadt etwas heimeliger zu machen.
»Nun denn, dann sag ich mal: Bis bald!«
»Ja, bis bald und tu nicht mehr so viel!«, rief Rosalie Gabriel nach, der sich schon auf den Weg in das andere Gebäude der Wohneinheit machte. Er drehte sich noch einmal um und winkte ihr lächelnd zu.
Erfreut darüber, dass sich doch noch alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte, was ihr am Anfang enttäuschend vorgekommen war, ging sie in ihre Wohnung hinein. Sie sah wirklich schon viel besser aus, so frisch gestrichen. Nur leider wirkte sie immer noch sehr ungemütlich. Dieses zwar frische, aber kalte Weiß an den Wänden trug auch nicht dazu bei, dass sie sich hier heimisch fühlen konnte. Immerhin wirkte es jetzt sauberer als noch vor ein paar Stunden. Eine Wohnung, aus der man etwas machen konnte. Allerdings, so musste sie feststellen, hatte es nicht ausgereicht, die Fenster gekippt stehen zu lassen, während sie weg waren, um den Geruch aus der Wohnung zu vertreiben. Sofort riss sie die Fenster ganz auf. Danach nahm sich ihren Skizzenblock und zeichnete Teile der Wohnung, wie sie aussehen könnten, wenn sie diese erst einmal fertig dekoriert hatte. Hier ein Bild, dort eine Pflanze. Die Couch mit schönen, bunten Kissen verziert.
»So kann es hier wohnlich werden«, sagte sie sich selbst, während sie ihre Zeichnungen betrachtete, die langsam vor ihren Augen zu verschwimmen schien. Sie hatte beim Zeichnen stetig den Farbgeruch eingeatmet. Ihr wurde schummrig vor den Augen und jetzt, da sie nicht mehr in ihrem Zeichen-Flow war, bemerkte sie auch die einsetzenden Kopfschmerzen.
»Ich denke, ich werde doch dieses Hotel aufsuchen müssen«, murmelte sie. »Ich hoffe nur, dass es reicht, wenn die Fenster über Nacht gekippt sind.«
Langsam stand sie von ihrem Stuhl auf, hoffend, dass ihr nicht noch schwindeliger wurde. Sie schloss die Fenster wieder auf Kippstellung, nahm sich ihre Handtasche und ihren Handgepäckkoffer, in dem sie das Nötigste für einen Kurztrip immer drinnen hatte, und verließ die Wohnung.
Draußen an der frischen Luft atmete sie erst einmal richtig durch, damit das Schwindelgefühl verschwand, ehe sie ins Auto stieg. Dort kramte sie in der Handtasche nach der Serviette, auf der sie sich den Straßennamen notiert hatte, und fuhr los.
Kapitel 2
»Günstig liegt im Auge des Betrachters«, murmelte Rosalie vor sich hin.
In ihren Augen hatte das Zimmer inklusive Frühstück einen stolzen Preis. Dafür war es sehr viel ansehnlicher als ihre Miniwohnung im Studentenwohnheim, und es stank nicht nach Farbe. Dem hohen Preis entsprechend war das Zimmer gut eingerichtet. Schlicht und modern in Grautönen, abgesetzt mit einem schönen Aubergine-Ton, der in den Dekoartikeln zur Geltung kam: in den Zierkissen, den Vorhängen und den drei Glasflaschen, die als Vase für je eine einzelne weiße Rose dienten und auf der Konsole gegenüber dem Bett standen. Alles ohne besonders viel Schnickschnack.
Die Holzteile der Möbel waren aus Graueiche, wie Rosalie es selbst betitelte. Sie wusste nicht, wie die korrekte Bezeichnung für diese Holzart lautete, die gerade wohl modern und gleichzeitig edel wirkte.
Das große samtgraue Boxspringbett lud Rosalie dazu ein, es gleich zu testen. Es war groß und mit voluminöser Bettwäsche versehen. Sie ließ sich dort hineinfallen.
»So weich muss es sein, wenn man auf Wolken liegt«, murmelte sie und wusste, dass dies die bequemste Nacht ihres bisherigen Lebens würde.
Nach einer langen, heißen Dusche, etwas Styling und einem Kleidungswechsel von leger zu chic ging sie anmutig hinunter zur Hotelbar. Sie hatte nach dem Einchecken gesehen, dass man dort etwas für eine Veranstaltung vorbereitete: ein kleines Fest oder eine Party. Sie wollte sehen, ob sie dort auch Zutritt bekäme. Wenn sie schon einmal die Gelegenheit hatte, in einem so luxuriösen Hotel zu sein, dann wollte sie dieses Feeling von Geld und Reichtum auch voll und ganz auskosten.
Niemand hielt sie auf, als sie durch den großen Torbogen zum Barbereich ging, wo zuvor noch einige Arbeiten im Gange gewesen waren. Im Gegenteil. Ein Türsteher gab ihr sogar eine Augenmaske mit den Worten, dass es sich um einen Maskenball handle und sie diese am heutigen Abend tragen solle.
Das klang für Rosalie nach einem Abenteuer. Sie nahm die Maske lächelnd entgegen und zog sie an. Der seidige Stoff schmiegte sich sanft um ihre Augenpartie. Sofort kam ihr ein verruchter Gedanke. Hier an diesem Ort, wo niemand sie kannte, im Schutz der Anonymität der Maske, konnte sie sein, wer immer sie wollte. Sie musste nicht das Landmädel sein, das in die große Stadt kam, um dort zu studieren, in der Hoffnung auf ein anderes Leben. Sie konnte hier und jetzt auch eine gelangweilte Millionenerbin sein, die scheinbar auf der Suche nach ein bisschen Spaß war.
Auch wenn sie es eigentlich nicht darauf angelegt hatte, jemanden kennenzulernen, so fühlte sie sich mit der Maske verwegener. Sie war bereit, sich auf ein Abenteuer einzulassen, was sie ohne nie gewagt hätte. Sie ging langsam weiter in den Barbereich. Sie hörte Musik. Clubsounds, wie sie auch in den Stadtdiscotheken gespielt wurden, nur nicht so laut wie dort. Sie animierte einige der anwesenden Gäste zum Tanzen. Auch in diesem Bereich des Hotels war alles geradlinig und modern. Es wirkte aber durch den erhöhten Weißanteil in der Gestaltung und Einrichtung sowie den kalt-weißen Lichtelementen sehr viel kälter als ihr Zimmer.
Rosalie setzte sich an die Bar, studierte die Karte auf der Suche nach einem Cocktail, den sie trinken mochte und dessen Preis ihr nicht ein Loch in ihre Geldbörse sprengte. Sie entschied sich für etwas fruchtig Süßes. Der Cocktail wurde ihr im schön dekorierten Glas serviert, der in einer Farbmischung aus Orange und Pink die Augen blendete. Sie konnte nicht anders, als diesen Cocktail zu fotografieren und das Bild zu posten, damit ihre Verwandten und Freunde auf dem Land an ihrem ersten großen Erlebnis in der fremden Stadt teilhaben konnten. Außerdem nahm sie sich vor, diesen Cocktail auf eine Leinwand zu bringen und die Farben genauso zusammenzumischen, damit sie die Süße dieses Getränks beim Malen und Betrachten des Bildes wieder schmeckte. Sie erinnerte sich daran, wie ihre frühere Kunstlehrerin die Frage gestellt hatte, wie denn wohl die Farbe Pink schmeckte. Nun, mit diesem Drink wusste Rosalie eindeutig die Antwort: süß und exotisch fruchtig.
***
»Eine junge Dame wie Sie sollte nicht allein an dieser Bar sitzen.«
Bei der fremden, rauchigen Männerstimme lief Rosalie ein wohliger Schauer über den Rücken. Es war die Art Stimme, der sie ewig lauschen konnte. Sie hatte Ähnlichkeit mit der noch ein wenig markanteren Stimme eines Schauspielers und Synchronsprechers, der auch oft TV-Dokumentationen einsprach und in Filmproduktionen ziemlich häufig die Stimme für den Antagonisten stellte, die zumeist dunkelhaarig, bärtig und unerbittlich dargestellt wurden. Schon oft hatte sie sich dabei erwischt, dass sie sich eine Dokumentation ansah, obwohl sie sich kein bisschen für das Thema interessierte, nur um dieser Stimme lauschen zu können. Daher hatte sie in der Sekunde, die sie brauchte, sich dem Unbekannten zuzuwenden, bereits ein Bild von ihm im Kopf. Sie wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Neben ihr stand ein Bild von einem Mann. Groß, sportlich, aber kein Muskelprotz. Dunkelhaarig, mit dem Schatten eines Drei-Tage-Bartes auf den Wangen und am Kinn.
Auch er trug eine Maske, die seine Augenpartie verdeckte. Daher konnte sie sein Alter nicht abschätzen.
»Und ich soll nicht mit Fremden reden«, erwiderte Rosalie lächelnd und mit einem Augenzwinkern.
»Dann sollte ich mich ganz schnell vorstellen. Ich bin Nate.« Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen reichte er ihr die Hand. »Darf ich dir denn nun Gesellschaft leisten?« Diese Frage war wohl rein rhetorisch gemeint, denn ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich auf den Barhocker neben Rosalie.
»Nur wenn du mir sagst, für welchen vollen Namen Nate die Koseform sein soll.«
»Nathan. Und mit welchem Namen darf ich dich ansprechen?«
»Du darfst Rose zu mir sagen.«
»Und Rose ist der Kosename für welchen Namen?«
Rosalie schmunzelte. Es war klar gewesen, dass diese Frage käme, nachdem sie selbst diese gestellt hatte. Er spiegelte sie und versuchte, auf diese Weise mit ihr zu flirten.
»Auf meinem Ausweis steht Rosalie, aber so werde ich nur an offiziellen Stellen genannt und von meiner Mutter. Sonst sagen alle einfach Rose zu mir. Und was treibt dich hierher, Nate?« Rosalie hoffte, dass diese Frage Nathan dazu brachte, mehr zu sprechen, damit sie seiner so verführerischen Stimme lauschen konnte.
»Nun, mein Freund hat mich hierhergeschleppt. Er ist auf der Suche nach ›interessanterer‹ Gesellschaft und hat mir nahegelegt, dass ich mir auch mal wieder eine solche gönnen sollte. Und du? Was treibt dich hierher, Rose?«
»Mein Studentenzimmer ist noch nicht ganz bezugsfertig, deshalb verbringe ich die Nacht hier«, antwortete sie ehrlich, ohne auf Nates Anspielung mit der interessanteren Gesellschaft einzugehen. Sie konnte sich vorstellen, auf was er anspielte, jedoch war sie nicht hier, um sich auf einen One-Night-Stand einzulassen, zumindest hatte sie es nicht so geplant. Gleichzeitig spürte sie aber, was seine Stimme in ihr auslöste. Sie hatte sich immer öfter selbst befriedigt, wenn sie eine Dokumentation sah, in der dieser bestimmte Schauspieler sprach. Nun Nates ähnliche Stimme zu hören, ließ die Lust in ihr aufsteigen. Sie hatte sich sozusagen konditioniert, bei dem Klang dieser Stimme Erregung zu empfinden. Dies musste sie jetzt überspielen, irgendwie.
In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie nicht lügen konnte, geschweige denn eine gute Schauspielerin abgäbe. Obwohl sie im Schutz der Maske sein konnte, wer immer sie sein wollte, hatte sie in seiner Gegenwart schon zu viel über sich selbst preisgegeben. Sie hätte alles sagen können, dass sie ein Modell war, eine junge Geschäftsfrau mit einem aufstrebenden Start-up, eine gelangweilte Millionenerbin auf der Suche nach einem Abenteuer. Aber nein, instinktiv hatte sie die Wahrheit gesagt und mit ihren Worten durchblicken lassen, dass sie nur eine einfache Studentin war.
»Was machst du dann hier? Die kleine Pension gegenüber ist sehr viel günstiger und bietet für Studenten sogar noch einen günstigeren Preis an.«
»So ein verfluchter Mist! Und ich habe mich gewundert, warum der Sohn unseres Hausmeisters diesen Preis pro Nacht für günstig hält«, stieß Rosalie hervor.
Sie spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Sie ärgerte sich über sich selbst. Sie hatte sich nur den Straßennamen notiert und die Information Hotel und auch nur darauf geachtet. Morgen, so nahm sie sich vor, würde sie nicht nach Hinweisen für Übernachtungsmöglichkeiten gegenüber Ausschau halten. Es würde sie zu sehr ärgern, wenn irgendwo groß sichtbar stehen würde, dass dort eine Pension war und Fremdenzimmer angeboten wurden.
***
Nathan lachte. »Mach dir nichts draus, das kann passieren, wenn man sich hier nicht auskennt.« Er wandte sich dem Barkeeper zu. »Zwei Champagner bitte, für die Lady und mich.«
Der Barkeeper nickte.
»Wo kommst du her?«
»Da, wo ich herkomme, sagen sich vermutlich Hase und Igel gute Nacht«, antwortete sie.
Also ein Landmädel, dachte Nathan bei sich. Und sie hat keine Ahnung, wo sie hier ist. Zumindest vermutete er das, schließlich hatte sie sich nicht mit dem weiblichen Codenamen vorgestellt. Das musste im ersten Moment allerdings noch nichts bedeuten. Er musste herausfinden, ob er recht hatte.
»Bist du öfter auf solchen Veranstaltungen?« Sein Tonfall bei dem Wort »solchen« sollte keinen Zweifel darüber lassen, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte, und er hoffte, dass sie es auch so verstand.
»Warum betonst du ›solchen‹ so? Es scheint mir eine ganz normale Party zu sein.«
So wirkten die Partys von Jolene la Motte immer. In Wirklichkeit waren es aber Swinging- und Sexpartys, die nach demselben Schema abliefen. Die Männer warfen beim Eintritt ihren Schlüsselbund in eine dunkle Kiste. Im Laufe des Abends wurden die Frauen gebeten, in ebendiese Kiste zu greifen und einen Schlüssel herauszuziehen. Der Besitzer des Schlüsselbundes sollte dann ihr Spielgefährte für den Rest des Abends sein. Um ein wenig die Anonymität zu wahren, nannten sich alle männlichen Gäste Nathan, wobei es in Nathans Fall tatsächlich Zufall war, dass sein Name und der Codename identisch waren. Alle weiblichen Gäste nannten sich Ricarda. In der Regel kannten sich die Leute auf diesen Partys schon ein bisschen, sodass sich das mit den Codenamen hinter den verschlossenen Türen bereits erledigt hatte. Allerdings war dies nützlich, um einen Neuling auf solchen Partys zu erkennen, oder jemanden, der nicht hierher gehörte. Auch Nathan hatte schon ein paar Personen gesehen, die öfter auf derartigen Partys anzutreffen waren, und das, obwohl es sich an diesem Abend um einen Maskenball handelte.
Er selbst hatte kein Interesse an Sex mit flüchtigen Bekanntschaften, begleitete jedoch seinen Freund ab und an zu einer solchen Veranstaltung. Genau wie sonst auch hatte er immer nur den Anschein erweckt, seinen Schlüssel in die Kiste zu legen. Beim Herausziehen seiner Hand verbarg er seinen kleinen Schlüsselbund in seiner Handinnenfläche.
»Das ist keine gewöhnliche Party«, begann er, Rosalie aufzuklären. »Das ist eine Sexparty.«
Rosalie sah ihn entsetzt an. Sie blickte sich um, als suche sie einen Ausweg. Hilflos, vermutlich kurz vor einer Panikattacke. So zumindest las er ihren Gesichtsausdruck gerade.
»Komm, lass uns tanzen gehen!« Nathan schob Rosalie auf die Tanzfläche.
»Aber …« Sie versuchte, sich zu weigern.
»Das ist der einzige Ort, wo ich dir unauffällig alles erklären kann, also zier dich jetzt bitte nicht so.«
»Ich kann nicht tanzen.«
»Das interessiert hier niemanden, das ist nicht der Wiener Opernball«, flüsterte er ihr zu, bis sie in der Menge der Tanzenden nicht mehr auffielen. Nathan reichte Rosalie seinen Schlüssel. »Wenn du gleich gebeten wirst, einen Schlüssel aus der Kiste zu ziehen, verbirg den hier vorher in deiner Handfläche und tu so, als hättest du ihn herausgezogen«, erklärte Nathan schnell.
»Warum sollte ich das tun? Wir können doch auch einfach so gehen?« Nathan gab Rosalie keine Antwort. Sie hakte nach: »Oder nicht?« Langsam schüttelte Nathan den Kopf. »Dafür ist es jetzt zu spät.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf eine junge Frau, die bereits mit der kleinen schwarzen Kiste herumging, auf das die Frauen einen Schlüssel herauszogen, der die Identität ihres heutigen Sexualpartners preisgab. »Ich lasse dich jetzt kurz allein. Damit es nicht gleich so auffällig ist. Es passiert äußerst selten, dass …« der Rest des Satzes wurde von einem Jubel aus der Menge verschluckt.
Nathan fühlte sich nicht wohl damit, die junge Frau dieser ihr offenbar neuen Situation völlig ausgeliefert stehen zu lassen. Bei früheren Veranstaltungen hatte er immer rechtzeitig verschwinden können, doch heute fühlte er sich irgendwie dazu verpflichtet, zu bleiben. Obwohl er sie eigentlich gar nicht kannte und dementsprechend auch nichts über ihre Neigungen und Vorlieben wusste, hatte er das Gefühl, sie aus dieser Situation retten zu müssen. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn sehr stark an Lilly erinnerte, seine »kürzlich« verstorbene Frau. Wobei für Nathan »kürzlich« ein sehr dehnbarer Begriff war, schließlich war der Unfall schon gut drei Jahre her, bei dem Frau und Baby tödlich verunglückt waren. Doch für ihn fühlte sich der Schmerz zuweilen immer noch so an, als hätte er gerade erst davon erfahren. Und heute, zum ersten Mal seit diesem schrecklichen Tag, fühlte er sich zu einer anderen Frau hingezogen.
***
Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie in die schwarze Kiste griff. Sie hoffte, dass es niemandem aufgefallen war, dass sich bereits ein Schlüsselbund in ihrer Hand befand. Gleichzeitig spürte sie, wie ihre Hände feucht wurden. Sie hatte plötzlich Angst, sie würde Nathans Schlüssel in der Kiste verlieren. Doch all das durfte sie sich jetzt nicht anmerken lassen. Sie drehte ihre Hand noch einmal herum, als würde sie den Inhalt herumrühren wollen oder tiefer greifen, um nicht den erstbesten Schlüssel zu nehmen, der ihre Fingerspitzen berührte. Dann zog sie ihre Hand heraus und präsentierte Nathans Schlüsselbund, wie sie es zuvor bei einer anderen Dame beobachtet hatte.
»Der Mann, der seinen Schlüssel erkennt, möge nun zu seiner neuen Gespielin kommen«, sagte die junge Frau mit der Kiste.
Es dauerte ein wenig, bis Nathan wieder neben Rosalie auftauchte.
»Hat einer von Ihnen beiden bereits ein Zimmer hier?«, wollte die Kistenträgerin noch wissen.
»Ja, das habe ich«, antwortete Rosalie.
»Sehr schön, dann viel Spaß mit Ihrem neuen Spielzeug«, sagte die junge Dame zwinkernd zu Rosalie und ging zu der nächsten Kandidatin über.
»Nun, mein neues Spielzeug, du wirst mir gleich einiges zu erklären haben«, meinte Rosalie, während sie sich bei Nathan unterhakte. Und bitte erkläre es mir lang und langsam, damit deine heiße Stimme mich in Wallung bringt.
»Wir hätten gern noch eine Flasche Champagner, bitte!«, sagte Nathan zu dem Barkeeper.
Sofort holte er eine Flasche aus dem Kühler und reichte diese Nathan sowie zwei passende Gläser. »Ich wünsche einen schönen Abend.«
Rosalie und Nathan bedankten sich. Sie führte ihre Eroberung – oder war er mehr als ein Gewinn einer Lotterie zu betrachten? – zu den Fahrstühlen.
***
»Sag mal, ist das deine Masche?« Die Frage brannte auf Rosalies Zunge, daher musste sie diese einfach so direkt wie möglich aussprechen, sobald sie sicher sein konnte, dass niemand anders mehr mithören könnte. Also platzte ihr die Frage heraus, sobald die beiden ihr Hotelzimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Was meinst du?«
Nathan wirkte verwirrt, als wisse er nicht genau, worauf Rosalie mit dieser sehr konfrontierenden Frage anspielte. Das konnte sie sogar trotz der Augenmaske erkennen.
»Dass du deine Schlüssel nicht in die Kiste wirfst, sondern sie stattdessen einer Frau gibst, die dir gefällt, damit der Zufall dir keine Frau zulosen kann, auf die du keine Lust hast«, erklärte Rosalie ruhig, jedoch mit einem frechen, leicht provokanten Grinsen.
»Nein!« Nathan wirkte fast entsetzt über diese Behauptung. Er schüttelte den Kopf, um sein Nein damit noch weiter zu bekräftigen.
»Dann erklär mir, warum ich jetzt ausgerechnet mit dir auf meinem Hotelzimmer bin.«
»Ich dachte, du hättest keine Ahnung, was das hier ist. Ich dachte, du wärest durch einen unglücklichen Zufall hierher geraten und hättest keine Lust auf Sex mit einem Unbekannten. Daher wollte ich dich davor bewahren. Wenn ich mich geirrt und dich falsch eingeschätzt habe, dann tut es mir leid, dass ich dich um diese Erfahrung gebracht habe.«
Seine Stimme klang nicht so ruhig und gelassen, wie sie vielleicht klingen sollte. Offenbar hatte ihre Mutmaßung ihn verletzt. Und dennoch … So aufgebracht ist seine Stimme der Wahnsinn, dachte Rosalie bei sich, wobei sie zugeben musste, dass sie wirklich nicht erwartet hatte, heute noch Sex zu bekommen. Aber seine Stimme brachte sie derart in Wallung, dass sie für alles bereit war.
»Also hast du nicht versucht, mich auf diese Weise herumzukriegen?« Sie hörte selbst die Enttäuschung in ihrer Stimme, weil sein drängendes Begehren nach ihr, eben nicht der Auslöser für das falsche Spiel mit seinem Schlüssel war.
»Rose, es ist so. Mein Freund geht gern auf diese Veranstaltungen. Ich begleite ihn eine Weile, werfe meinen Schlüssel aber nicht in die Kiste, damit ich hier verschwinden kann, bevor der ›Spaß‹ losgeht. Ich wollte eigentlich in dem Moment fliehen, als ich dich gesehen habe. Allein an der Bar, was in der Regel nicht üblich ist. Als du mir erzählt hast, dass du nur hier bist, weil deine Studentenwohnung noch nicht fertig ist, wusste ich, dass du nur zufällig hier bist und somit vermutlich keine Ahnung von dem hast, was hier vor sich geht. Ich wollte dich vor einer negativen Erfahrung bewahren«, erklärte Nathan nun etwas ruhiger.
»Hast du denn eine solche Party schon einmal mitgemacht, so richtig von Anfang bis Ende?«, wollte Rosalie wissen. Eigentlich interessierte es sie nicht wirklich, aber er sollte nicht aufhören, zu reden. Diese Stimme … hmmm.
»Nun ja, bei meiner Ersten. Ich möchte jetzt nicht unbedingt erzählen, was da passiert ist. Es war nicht schön, das sollte reichen. Danach habe ich mir das mit dem Schlüssel einfallen lassen. Es ist gar nicht mein echter Schlüssel, sondern nur irgendeiner ohne zugehöriges Schloss. Also etwas, das ich nicht benötige oder vermisse, sollte er versehentlich doch mal in der Kiste landen.«
»Wieso kommst du überhaupt hierher, wenn es so schlimm für dich war?«
»Ich kann schlecht ›Nein‹ sagen«, antwortete Nathan beschämt gen Boden blickend.
»Nun, das ist für mich ein äußerst praktischer Umstand. Und wie müsste es jetzt weitergehen?«
»In der Regel hätten wir jetzt Spaß am Sex. Danach sollten wir getrennt voneinander das Zimmer verlassen. Ich wundere mich sowieso, dass man dir für heute Nacht ein Zimmer gegeben hat. Vielleicht war eine neue Dame an der Rezeption, die noch nicht ganz mit den Gepflogenheiten dieses speziellen Hotels vertraut ist.«
»Vielleicht. Sei es, wie es sei. Vielleicht sind wir heute nicht zufällig hier. Vielleicht sollten all die Zufälle, die uns hierhergeführt haben, dafür sorgen, dass wir uns begegnen, so, als sei es eine Fügung des Schicksals.«
Rosalie schenkte sich noch etwas von dem Champagner ein, den sie von der Bar mit hochgenommen hatten. Sie wollte jetzt einfach nur noch das Beste aus der Situation machen und das lieber mit jemandem, dessen Vornamen sie zumindest schon einmal kannte, als mit einem der anderen Männer, mit denen sie noch nicht mal ein Wort gewechselt hatte. Der Champagner prickelte an ihren Lippen und sie wünschte sich, das noch an einer anderen Stelle ihres Körpers zu spüren. Dieses Verlangen machte sie mutiger. Sie hatte sowieso nichts zu verlieren. Eine einzige, unverbindliche Nacht, was sollte da schon schief gehen? Außerdem hatte das Schicksal sie zusammengeführt, anders konnte es nicht sein.
Wie so oft, wenn Dinge passierten, die nicht so leicht zu erklären waren oder deren Zusammenhänge derartig komplex und von zu vielen Zufällen abhängig waren, wie der heutige Abend, dann glaubte Rosalie daran, dass das Schicksal die Führung übernommen hatte, um sie genau dort hinzubringen, wo sie in diesem Augenblick sein sollte. Und wenn ihr so etwas passierte, dann wollte sie auch die Möglichkeiten nutzen, die sich daraus ergaben.
»Das heißt, ich bezahle jetzt ein viel zu teures Zimmer für eine ganze Nacht. Der Preis ist eigentlich Sex-inklusive und ich gehe leer aus. Das ist ja frustrierend.« Rosalie lächelte Nathan lasziv an, während sie ihm ebenfalls ein Glas Champagner reichte. »Vielleicht sollten wir es einfach tun. Wir beide waren nicht hier, weil wir Sex haben wollten, und doch sind wir jetzt hier und sollen Sex haben. Du und ich und der Champagner, der sich mit Sicherheit wahnsinnig gut in meinem Bauchnabel anfühlt …«
Rosalie konnte selbst kaum glauben, dass sie diese Worte sprach. So war sie nicht, nie gewesen und doch zeigte sich gerade jetzt eine Seite von ihr, die sie selbst nicht kannte. Das musste ganz eindeutig am Alkohol liegen.
Nathan trank einen Schluck, zögerte jedoch, sich auf Rosalies Worte einzulassen. Allerdings, das sah Rosalie deutlich, hatten sich seine Augen verdunkelt, und sein Atem ging schwer.
»Es heißt, Champagner soll, aus Bauchnabeln getrunken, sehr viel besser schmecken.«
»Davon habe ich auch gehört. Wird Zeit, es zu testen«, erwiderte Nathan mit belegter Stimme.
Doch schien er seinen Worten keine Taten folgen zu lassen. Deshalb wollte Rosalie ihm schon sagen, dass er gehen könne, weil seine Arbeit schließlich getan wäre und er sie nun nicht mehr vor irgendetwas beschützen müsse. Da küsste Nathan sie plötzlich wie wild, begehrlich und so voller Sehnsucht, als wäre nichts anderes mehr wichtig. Nur sie beide jetzt in diesem Moment.
Schneller als erwartet zog er den Reißverschluss ihres Kleides auf, womit er die glatte Haut ihres Rückens freilegte und feststellen durfte, dass sie keinen Büstenhalter trug. Noch ehe er ihr das Kleid vom Körper schob, träufelte er etwas von dem Champagner zwischen ihre Schulterblätter. Die Tropfen bahnten sich ihren Weg, ihren Rücken hinab. Jeder hinterließ seine eigene kleine Spur. Rosalie zuckte kurz, als die kühlen Tropfen sie berührten, sie spürte, wie sie ihr Rückgrat hinabliefen, immer weiter Richtung Po. Doch dort kamen sie nicht an. Sie stöhnte auf, als sie Nathans Zunge spürte, wie er die Tropfen kurz oberhalb ihres Steißes abfing. Langsam folgte er den Spuren nach oben, wo die Tropfen ihre Reise begonnen hatten.
Genussvoll schob er die Träger des Kleides von ihren Schultern, damit das Kleid ihren Körper hinabrutschte und vollkommen freigab, was sich darunter verbarg. Im Schutz der Maske, so schien es ihr, war man freizügiger, auch beim Sex. Sie hatte kaum Erfahrung. Unter anderen Umständen würde sie sich wohl zieren, gewisse Dinge zu tun oder zuzulassen, die hier und jetzt im Rahmen zügelloser Begierde einfach und selbstverständlich waren.
Sie stöhnte auf, als Nathan ein klein wenig Champagner über ihren Busen goss, um diesen dann von ihren Nippeln zu saugen. Sie trank noch einen Schluck aus ihrem Glas, ehe sie sich auf das Bett fallen ließ, weil ihre Beine sie nicht mehr halten konnten. Die Erregung war einfach zu stark oder der Alkohol. Sie war beschwipst von seiner Gier, während er sich regelrecht an ihrem Körper betrank. Kaum, dass sie auf dem Bett lag, einem Bett aus Wolken, spürte sie dieses Prickeln in ihrem Bauchnabel. Er tat es, er tat es wirklich.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob es Glück bringt«, hauchte Nathan, ehe er den Champagner aus ihrem Nabel schlürfte.
Ein paar Tropfen liefen zu ihrem Schambein hinab. Kaum, dass die Tropfen den Saum ihres Slips berührten, zog Nathan ihr diesen auch schon aus. Noch einmal ließ er etwas von dem Champagner in ihren Bauchnabel laufen. Es prickelte so sehr, dass sie sich aufbäumte, wobei sich der Inhalt ihres Bauchnabels erneut Richtung Scham ergoss, die glatt rasiert und frei vor Nathans Augen lag. Diesmal jedoch fing Nathan das Rinnsal mit seiner Zunge auf.
»Das schmeckt sehr gut von deiner Haut«, raunte er. »Aber ich wette, hier schmeckt es noch viel besser.«
Noch ehe er diese Worte ausgesprochen hatte, drückte er Rosalies Beine nach oben, öffnete ein wenig ihre Schenkel, sodass ihr intimster Schatz sich ihm wie ein Kelch präsentierte. Langsam schüttete er etwas von dem Schampus zwischen ihre Schenkel, wobei er genau auf die kleine Perle zielte, die zwischen ihren Schamlippen hervortrat. Sie stöhnte auf, als sie spürte, wie das Getränk an ihrem Glückspunkt perlte und sich von dort einen Weg bahnte, vorbei an den Schamlippen bis hinunter zu ihrem Steiß. Das Kribbeln befiel ihren ganzen Körper. Noch einmal füllte er diesen Kelch mit Champagner, diesmal jedoch schlürfte er ihn auf, von ihren Lippen, von der Perle und ließ sie dort seine Zunge spüren, bis sie sich in ihrer Lust verlor.
Zutiefst entspannt, aber immer noch erregt und betrunken von Lust übernahm sie nun die Flasche und stieß ihr gewonnenes Spielzeug aufs Bett.
»Das will ich auch einmal probieren. Glück will ich schließlich auch haben.«
Es gibt so viele erste Male im Laufe eines Lebens. Es heißt, in jedem ersten Mal wohnt ein Zauber inne, den man nicht beschreiben kann.
Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie auf einer Sexparty in einem Hotel. Zum ersten Mal hatte sie Sex mit einem ihr völlig fremden Mann. Zum ersten Mal in ihrem Leben goss sie einen Schluck Champagner auf den Penis eines Mannes, um ihn dann oral zu verwöhnen.
Sie lauschte seinem Stöhnen, während sie ihn mit ihrer Zunge verwöhnte. Sie spürte in sich selbst die Erregung, die es auslöste, dass er ihr verfallen war. Gieriger saugte sie ihn in sich ein. Gleichzeitig, so schien es ihr, beobachtete sie sich selbst, als wäre sie eine Fremde, von der Bettkante aus. Ihr gefiel, was sie sah. Eine Frau, die wusste, was sie wollte, und es sich nahm.