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Kriminalhauptkommissar Edmund Köstlbacher ermittelt nach einem Mord im Biergarten der ›Kreuzschänke‹. Als wenig später ein zweiter Mord nach demselben Muster in der ›Alten Linde‹ verübt wird, werden erste Zusammenhänge erkennbar. Haben die Treffen im ›Kneitinger Keller‹ was damit zu tun? Da wird in der Metgebergasse ein Arzt von einem Armbrustbolzen tödlich getroffen. Geht auch dieser Mord auf das Konto des ›Biergartenmörders‹? Sind es Taten eines Verrückten? Oder steckt gar organisiertes Verbrechen hinter alledem? Ein neuer Regensburg-Krimi, der für Hochspannung sorgt, den Humor aber dennoch nicht zu kurz kommen lässt.
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Seitenzahl: 311
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»Pass doch auf! An was denkst du denn schon wieder?«, schimpfte die Anna, weil der Edmund aus ihrer Sicht wieder einmal so vor sich hin träumend am Steuer saß und mitten auf der durchgezogenen Linie entlang fuhr, als bräuchte er die Markierung als Orientierungshilfe.
»Erholsam ist das nicht, neben dir als Beifahrer zu sitzen, wenn du so unkonzentriert bist. Woran denkst du bloß?«
›Keine Ahnung!‹, dachte der Köstlbacher und sagte laut:
»Mir ist da so ein Gedanke gekommen! Du weißt schon. Der Mord vor drei Tagen im Biergarten!«
»Dein Mord im Biergarten! Den wird bald ein anderer Kollege lösen müssen, wenn du weiterhin so kriminell mitten auf der Straße bleibst!«, antwortete die Anna.
»Ich hab’ alles im Griff!«, beteuerte der Köstlbacher, steuerte den Wagen wieder auf die rechte Fahrbahn zurück und ärgerte sich insgeheim, weil ihn seine Anna regelmäßig reglementierte, wenn er die Fahrerposition einnahm.
Weil eines musst du wissen, der Köstlbacher nicht immer der Fahrer, wenn er mit seiner Anna unterwegs ist. Meistens ist es sogar so, dass er sich gerne von der Anna herumkutschieren lässt, weil er da seinen Gedanken nachhängen kann und nicht auf den Verkehr zu achten braucht. Im Dienst übernimmt das Fahren auch überwiegend der Liebknecht, damit der Köstlbacher unterwegs überlegen und telefonieren kann.
»Wenn du den im Biergarten gesehen hättest, dann würdest du verstehen, warum ich mir Gedanken mache!«, sagte der Köstlbacher noch zur Anna, weil er irgendwie das dringende Bedürfnis hatte, sein Fehlverhalten im Straßenverkehr zu entschuldigen.
»So schlimm?«, fragte die Anna, weil sie selten was vom Edmund über seine Arbeit zu hören bekam und froh war, wenn er ihr ab und zu auch mal das eine oder andere Detail erzählte.
»Zuerst haben die dort ja nur gemeint, dass da ein Besoffener oder so. Schließlich kommt so etwas in einem Biergarten durchaus öfter vor. Da sitzen sie und bestellen sich eine Maß nach der anderen. Und wenn sie dann aufstehen, weil sie aufs Klo müssen, versagen die Beine ihren Dienst. Einmal am Boden, sind sie so schnell weg, das glaubst du nicht. Bierleichen eben, wenn du verstehst, was ich meine!«, begann der Edmund zu berichten.
»Du wirst mir doch nicht erzählen, dass du wegen einer Bierleiche gerufen worden bist!«, warf die Anna erneut unruhig geworden ein, weil ihr Edmund beim Erzählen immer wieder zu ihr hinübergeschaut hat, wo er sich doch auf die Straße konzentrieren sollte.
»Natürlich nicht! Wie die Bedienung dem ein Glas Wasser über den seinen Kopf geschüttet hat und der trotzdem keinen Muckser gemacht hat, da hat sie erst einmal genauer hingeschaut und dabei erschrocken festgestellt, dass der Typ die Augen offen gehabt und einen glasigen Blick drauf hatte«, antwortete der Köstlbacher.
»Hat er sich beim Hinfallen das Genick gebrochen?«, vermutete die Anna fragend.
»Nein! Dann wären ja wir nicht gerufen worden! Er ist erschossen worden!«, antwortete ihr Mann.
»Erschossen? Mitten im Biergarten? Das müsste doch jemandem aufgefallen sein!«, meinte die Anna.
»Denkst du! Bei dem Lärm! Und wenn einer mit einem Kleinkaliber mit Schalldämpfer! Da hörst du höchstens ›flopp‹, mehr nicht.«
»Ein Kleinkalibergewehr? Na ja, bei dem Biergarten von der Kreuzschänke, da kann ich mir das sogar vorstellen. So von oben nach unten! Aber gesehen werden kann so einer trotzdem leicht, wenn der anlegt und zielt!«, sinnierte die Anna und stellte sich dabei die Kreuzschänke vor, oben am Ende der Kreuzgasse, schräg gegenüber vom Ramwoldsplatz.
»Kann! Muss aber nicht! Unseren Schützen hat jedenfalls niemand gesehen. Falls es überhaupt ein Schütze war. Könnte ja genauso gut eine Schützin gewesen sein!«, sagte der Köstlbacher und fuhr schon wieder verdächtig nahe in der Mitte der Straße.
»Edmund!«, mahnte die Anna und war jetzt fast versucht, ihrem Mann ins Steuer zu greifen.
»Ja, ja! Pass’ ja schon auf!«, lamentierte der Köstlbacher und tat so, als würde er voll konzentriert bei der Sache sein. Was er im Prinzip auch war, aber eben nicht bei der richtigen Sache, wenn man bedenkt, dass der Kommissar momentan mental mehr dienstlich und so.
»Hat ihn oder sie aber niemand! Gesehen, meine ich! Vom Schusswinkel her sieht es auch eher so aus, als ob einer von einem Fenster vom Wohnblock auf der anderen Straßenseite der Kreuzgasse geschossen hat. Und wenn einer aus einem Fenster raus schießt, dann kann der etwas zurück im Dunkeln stehen. Den sieht niemand!«, fuhr der Köstlbacher fort.
Eigentlich ist der Köstlbacher sonst, wenn es um dienstliche Angelegenheiten geht, der Anna gegenüber eher wenig gesprächig. Aber jetzt wollte er seine Frau davon ablenken, dass sie ihn ständig reglementiert, was seinen Fahrstil betrifft. Und nichts auf der Welt lenkte die Anna mehr ab, als so mörderische dings, wie sie der Edmund erzählen konnte. Sie war dann so richtig stolz auf ihren Kriminaler-Ehemann.
»Und ihr habt dann gleich alle infrage kommenden Wohnungen durchsucht?«, fragte die Anna, fasziniert von ihrer spontanen Vorstellung, wie da eine Hundertschaft ganz in schwarz, mit Helmen, Schusswesten und Sturmgewehren ausgerüstet, das Gebäude stürmte.
»Nein! Das mit dem Schusswinkel haben mir die von der Spurensicherung erst in dem Bericht mitgeteilt, den ich gestern auf meinen Schreibtisch bekommen habe. Urlaubszeit! Die Spurensicherung arbeitet mehr oder weniger auf Sparflamme. Natürlich dürfte so ein Fehler trotzdem nicht passieren. Die hätten das gleich vor Ort feststellen und mich informieren müssen!«, antwortete der Köstlbacher.
»Und der Tote, war’s jemand Bekannter?«, fragte die Anna, inzwischen ganz kribbelig geworden.
»In gewissen Kreisen war er sogar sehr bekannt. Aber dass du ihn kennst, glaube ich eher nicht. Der Karl vielleicht!«, sagte der Köstlbacher.
»Wieso unser Karl?«, fragte die Anna erstaunt.
»Der Karl ist genau in dem Alter, wo man die Musik hört, die der Tote gespielt hat. Das heißt, gespielt hat er sie selber eigentlich nicht. Aber eine Regensburger Band hat der gemanagt. Die Gruppe ›Scherbentanz‹. Sagt dir die was?«, fragte der Köstlbacher.
»›Scherbentanz‹?«, fragte die Anna. »Stimmt, der Karl hat eine CD von denen in seinem Zimmer liegen. Kann mich aber nicht entsinnen, die schon mal bewusst gehört zu haben.«
»Ist ja auch keine Musik für dich!«, sagte der Köstlbacher lächelnd und fügte in Gedanken hinzu: ›Ist allgemein keine Musik für Frauen deines Alters!‹
»Kannst recht haben! Was sich der Karl anhört, da ist nicht viel dabei, was mir gefällt!«, sagte die Anna. »Hat der Mord was mit der Musik zu tun?«, wollte sie noch wissen.
»Keine Ahnung! Wir sind erst am Anfang der Ermittlungen!«, sagte der Köstlbacher und beendete damit seine Mitteilsamkeit, weil sein Handy sich meldete und er über die Freisprechanlage den Anrufer sofort entgegennahm.