Villapark - Paul Fenzl - E-Book

Villapark E-Book

Paul Fenzl

3,8

Beschreibung

Eine Abiturientin des Regensburger Albrecht-Altdorfer-Gymnasiums wird tot im schulnahen Villapark aufgefunden. Der zutiefst berührte Kriminalhauptkommissar Köstlbacher ermittelt umgehend. Die Untersuchungen gestalten sich jedoch schwierig und zäh. Köstlbacher steht einmal mehr vor dem Rand der erschütternd grausamen menschlichen Abgründe, die in diesem Fall zutage treten. Gerade, als nach Wochen endlich Licht in den Fall zu kommen scheint, geschieht ein zweiter Mord. Nie vorher geht dem Köstlbacher ein Fall so sehr an die Nieren, wie dieser. Schuld daran trägt eine unerwartete Verknüpfung der Ereignisse mit seiner eigenen Familie. Ein Gesellschaftskrimi der Sonderklasse mit schier unerträglich ansteigender Spannung! Ein Krimi, der große Lust auf weitere Regensburg Krimis mit dem Kommissar Köstlbacher weckt!

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Leseprobe eBook Ausgabe 2014
©2012 SPIELBERG VERLAG, Regensburg
Umschlaggestaltung: Viktor Rauch, www.viktorrauch.de
Umschlagfoto: ©Viktor Rauch
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung
Paul Fenzl wurde 1950 in Tännesberg im Oberpfälzer Wald geboren. Er wuchs ab 1954 auf dem Lande in der Nähe Regensburgs auf. Seine Gymnasialzeit verbrachte er am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium in Regensburg. Auch während seines Studiums für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen blieb er seiner Heimatstadt treu. Ab 1975 unterrichtete der Autor an verschiedenen Volksschulen im Landkreis, seit nunmehr 26 Jahren an der Grundschule in Mintraching.
Gewidmet meiner lieben Frau Virginia, ohne deren Unterstützung ich nie die Zeit finden würde, weitere Krimis zu schreiben.
Widmen möchte ich dieses Buch auch meiner Tochter Navina und ihrem Freund Thomas, die beide so viel Verständnis dafür zeigten, dass ich meine Zeit mehr mit meinem »Köstlbacher« als mit ihnen verbrachte.
Dank gilt auch meinem Sohn Virgil und seiner Freundin Doris, deren Kenntnis der Gothic Szene mir viele Recherchen erspart haben.
Last but not least

Inhaltsverzeichnis

Villapark

In den ›Arcaden‹

Unterwegs zum Präsidium

Dr. med. Unger

Doris Münzer

Brecheisen

Rosenpalais

Pink

Von-der-Tann-Straße

Die Mail

Schwarz

Die Entführung

Regensburger Gothic Treffen

Die Gabelsberger

Gerichtsmedizin Erlangen

Bismarckplatz

Endlich tut sich wieder was!

Ortstermin

Riskantes Spiel

Floriansprinzip

In der Gesandtenstraße

Vergeltung

Nicole Mader

Mehr Professionalität bitte!

Motive

Frau Münzer

Das Geständnis

Die Tatwaffe

Sackgasse

Angst

Großeinsatz

Der Brief

Das Phantombild

Hildegard

Villapark

(Kapitel 1)

Dass heuer der 1. Mai auf einen Samstag gefallen ist, darüber hat sich nicht nur der Köstlbacher geärgert. Ich meine, da musst du nicht unbedingt Kriminalhauptkommissar sein oder sonst was, um dich über so einen Beschiss aufzuregen. Und wenn du auch nur ein ganz kleines bisschen vorausschauend bist, dann stößt es dir heute schon sauer auf, dass sich dieser Betrug im nächsten Jahr fortsetzen wird. In gewisser Hinsicht noch brutaler, weil im nächsten Jahr der 1. Mai ein Sonntag! Eine Rettung in dieser Hinsicht wäre ein Schaltjahr gewesen, aber so eines kommt ja erst 2012 wieder!

Wegen einem mysteriösen Todesfall an der Bahnstrecke kurz vor der Mariaorter Brücke waren die letzten beiden Wochenenden praktisch ausgefallen. So lange der Beweis nicht erbracht war, dass es sich um einen Unfall ohne Fremdverschulden gehandelt hatte, verhängte der Kriminaldirektor Dr. Ernst Huber, der oberste Chef und Abteilungsleiter der Mordkommission Regensburg, quasi eine Urlaubssperre. Er hatte das zwar nie in Worten ausgedrückt, aber so, wie der seinen Leuten Dampf gemacht hat, weil nicht gleich presserelevante Ergebnisse und so, da hat jeder freiwillig auf die Wochenenden verzichtet. Schließlich wollte sich keiner die Schuld an einer Verzögerung der Auflösung des Falles zuschreiben lassen, nur weil er persönliche Interessen über die dienstlichen gestellt hätte.

Irgendwie ist so eine dienstliche Einstellung ja bewundernswert. Wenn in so manchen privaten Betrieben die Mitarbeiter auch derart an einem Strang ziehen würden, da stünde unser Staat vielleicht heute ganz anders da.

Aber nicht, dass du jetzt glaubst, der Köstlbacher ist so ein dienstgeiler Typ, der an nichts anderes als an seine Arbeit denken kann. Im Grunde genommen ist der Köstlbacher eigentlich genau das Gegenteil, weil sehr auf Familie und so. Aber seit der Dr. Huber trotz der Erfolge in seinem Laden nicht in die oberste Etage hinauf nach München befördert worden ist, seitdem war der Dr. Huber unausstehlich. Und der Köstlbacher, der Liebknecht und alle anderen im Kommissariat, sogar die Edith Klein, die Sekretärin vom Köstlbacher, alle zusammen waren sie der Ansicht, dass man den Dr. Huber los werden sollte. Wenn dafür noch ein paar Erfolge mehr nötig wären, so wollten sie alles nur Menschenmögliche tun, um dem Dr. Huber diese Erfolge zu verschaffen. In diesem Zusammenhang quasi freiwillige Urlaubssperre, Überstunden nach Bedarf und jede Menge Anstrengungsbereitschaft.

Die Anna freilich, die Frau vom Köstlbacher, die hat das ganz anders gesehen. Aus ihrer Sicht kam ihr Edmund einfach den Familienpflichten nicht mehr ausreichend nach und alle anfallenden Probleme im Haushalt und mit den beiden Kindern lasteten allein auf ihren Schultern. Inzwischen lebten sie schon seit einem Jahr in Regensburg im ehemaligen Haus ihrer Eltern im Prinzenweg, das nach dem Tode der verwitweten Mutter ihr als Erbe zugefallen ist. Wenn die Anna Köstlbacher geahnt hätte, wie wenig sie in Regensburg ihren Edmund noch zu Gesicht bekommen sollte, dann hätte sie ihr Erbe vermutlich verkauft und wäre mit der Familie in Straubing geblieben, wo ihr Mann zuvor eine vergleichsweise ruhige Kugel geschoben hatte.

Und nun stand Dank der Erkenntnisse, dass Todesfall bei der Mariaorter Brücke gar nicht so mysteriös, weil doch nur Unfall, seit drei Wochen endlich wieder einmal ein dienstfreier Samstag an, an dem der Edmund lange überfällige Besorgungen erledigen sollte. Anna wollte heuer den Innenhof des kleinen Hauses im Prinzenweg mit Blumenkästen gestalten, aus den paar Quadratmetern eine Erholoase vom Trubel der Stadt zaubern. Natürlich hatte sie selber einen Führerschein, um zum Haubensak oder zum Dehner zu fahren, wo das Sortiment an Blumenkästen, Blumenerde, eben diesem ganzen Pipapo, besonders groß war. Aber die Anna hatte keine Lust, alles alleine auszusuchen, ins Auto zu verfrachten und zu Hause den Kofferraum ohne Hilfe auszuladen. Wozu hat man denn schließlich einen Mann?

Ich meine, dass ein Mann die Familie mit Geld versorgt, das ist ja recht und gut. Aber da wirst du mir doch sicher recht geben, dass so eine Grundversorgung quasi nicht alles. Und die Anna dachte da genau so.

Natürlich konnte der Edmund nichts dafür, dass sein erster freier Samstag ein Feiertag war und deshalb kein Geschäft offen, schon gar kein Gartencenter. Er konnte auch nichts dafür, dass dieser Feiertag auf einen Samstag fiel und er so nochmal zusätzlich einen freien Arbeitstag einbüßte. Eigentlich konnte er überhaupt für nichts was! Aber das machte die Sache nicht besser!

Jedenfalls war die Anna stinke sauer, weil nun morgen schon Mai und der Innenhof immer noch im Winterschlaf, obwohl schon seit Wochen Frühlingswetter mit viel Sonne.

Aber dann Wetterumschwung am Freitag spät in der Nacht. Gut für die Köstlbachers, weil, wenn jetzt Frühjahrsflor schon gepflanzt, Arbeit quasi für die Katz! Geschüttet hat’s wie aus Kübeln und dem Wind hätte kein Balkonblumenkasten getrotzt. Laut Wetterbericht sollte der Samstag nicht viel besser werden. Wenig erfreulich für den Rest der Bevölkerung Regensburgs, aber, was die Köstlbachers betraf, ein Segen für den Familienfrieden, weil Thema Innenhof vorerst wetterbedingt irrelevant. Einen Maiausflug würde dieses Sauwetter auch nicht gestatten, höchstens ein paar Schritte durch den naheliegenden Villapark. Das zarte Grün des Frühlingserwachens dort genießen, notfalls unterm Regenschirm.

Und weil der Köstlbacher im Winter wieder einmal zu viel neuen Speck angesetzt hatte, war ihm die Aussicht auf ein paar Schritte durch den Villapark auch durchaus angenehm. Schließlich kannst du nicht so von Null auf Hundert nach einer Monate dauernden Zeit der Bewegungsarmut deinem Körper gleich eine Höchstleistung abverlangen, wie das vergleichsweise ein Spaziergang über den Alpinensteig bei Eilsbrunn gewesen wäre, zumindest für einen Mann mit beachtlichem Übergewicht.

Nicht, dass du jetzt glaubst, so einer bei der Kripo in Regensburg, der käme nicht raus aus dem Revier und säße nur den ganzen Tag auf seinem Bürostuhl rum. Ich meine, ganz so falsch liegst du natürlich auch wieder nicht, weil Vernehmungen, ewiges Herumtelefonieren und nicht zu vergessen der ganze Schreibkram, der jedes Mal anfällt, wenn praktische Arbeit vorausgegangen, das alles zwingt dich im Präsidium schon einen Großteil der Arbeitszeit auf deinen Stuhl, ohne dass du deshalb gleich ein Sesselfurzer sein musst. Und was den Köstlbacher betrifft, da kam noch hinzu, dass der als Einsatzleiter der Mordkommission und direkter Untergebener vom Dr. Huber auch noch den ganzen Organisationskram am Hals hatte, und der ließ sich nun mal auch am besten von seinem Schreibtisch aus erledigen. Also wieder keine Chance, sich zu bewegen!